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1. Neue Zeit - S. 13

1897 - Stuttgart : Neff
13 Kapitel Ii. Die Zeit Maximilians T. § 6. Kämpfe in Italien 1494—-1505. Karls Viii. Zug nach Italien. Karl Viii. von Frank- reich zog 1494, mit Lodovico Moro von Mailand verbündet, über Florenz und Rom ins Königreich Neapel, indem er die Ansprüche der Anjou (s. Ii. S. 241) wieder aufnahm. Fer- dinand Ii., Enkel Ferdinands I., flüchtete nach Sicilien. Zum König vonneapel gekrönt, schob Karl die Verwirklichung seines Traums, die Türken aus Europa wieder hinauszuwerfen, auf und kehrte mit der Hälfte seines Heeres zurück. Venedig hatte gegen Frankreich und dessen Festsetzung in Italien eine Liga zusammengebracht, an der sich Papst Alexander Vi. und die katholischen Könige beteiligten, sowie Lodovico Moro, der von dem französischen Bündnis nicht die erwarteten Früchte geerntet hatte, und Königmax, den die französische Diplomatie früher durch Aussicht auf Beraubung Venedigs zur Unthätigkeit bestimmt hatte. Ein ihm entgegentretendes venetianisch - mailändisches, vielfach überlegenes Heer schlug Karl bei Fornuovo (1495), kehrte aber nach Frankreich zurück. Lodovico Moro, von Schweizern schwer bedroht, wurde wieder Frankreichs Bundesgenosse und erhielt, unter dessen Lehnsherr- lichkeit, Genua. Das Königreich Neapel verloren die Franzosen sehr rasch wieder infolge der Verhasstheit ihres Regiments und der Unfähigkeit eines ihrer zwei Feldherrn an Ferdinand Ii., der von einer spanischen Flotte und Land- macht, wie auch vom Papst und Venedig, unterstützt wurde, und seinen Oheim und Nachfolger Federigo (1496). Savonarola. Girolamo Savonarola, Dominikaner (geb. 1452), wirkte inflorenz seit 1482, beherrscht von asketisch- mittelalterlicher Lebensanschauung und den altväterischen Vor- stellungen des Kleinbürgertums, vor allem durch die Gewalt seiner Predigt gegen die Entartung und Verweltlichung der Kirche und der Geistlichkeit, gegen „Tyrannei“, Laster und Luxus und für Aufrichtung einer re- publikanischen Theokratie. Die unsichere und später zu gefügige Haltung, die Pietro Medici dem heranziehenden französischen König gegenüber einnahm, bewirkte vollends den Zusammenbruch der Tyrannis (1494).

2. Neue Zeit - S. 34

1897 - Stuttgart : Neff
34 ment des französischen Königs, andrerseits an die zu erwartende häufige Abwesenheit des spanischen Herrschers, endlich die unge- heuren Summen, die Karl aufwandte oder versprach (im heutigen Geldwert etwa 36 Millionen Mark, zumeist von den Fugger vorgestreckt), bewirkten einen Umschwung. Ein wiederholter Versuch, die Wahl auf Friedrich von Sachsen zu lenken, scheiterte an dessen Ablehnung, und schliesslich liess auch Leo X. erklären, dass der Besitz Neapels der Wahl Karls nicht im Wege stehe. Am 28. Juni 1519 wurde Karl einstimmig gewählt. Karls Vertreter mussten in dessen Namen in einer Wahlkapitu- lation u. a. zusichern, dass er kein Bündnis mit fremden Staaten ohne Wissen und Willen der Kurfürsten schliessen, keine fremden „Völker“ ins Reich ziehen, königliche und Reichsämter nur Ein- heimischen übergeben, ein Reichsregiment aufrichten und die grossen Handelsgesellschaften abschaifen werde. Ulrich von Württemberg (1498—1550) war 1512 dem Schwäbischen Bunde nicht wiederbeigetreten, sondern hatte einen „Kontrabund“ geschallen. Als er, von Max zum zweitenmale wegen Ungehorsams geächtet, nach dessen Tod, im Vertrauen auf die französische Freundschaft, Reutlingen über- zogen und landsässig gemacht hatte, verdrängte ihn das Heer des Schwäbischen Bundes rasch aus seinem Lande. Ein August 1519 gemachter Versuch, mit Hilfe des Landvolks es wiederzugewinnen, misslang. Der Schwäbische Bund trat, um zu seinen Kriegskosten zu kommen, Würt- temberg ankarl ah, der August 1520 als Herzog und Erbherr davon Besitz nahm. In Worms wiirde es dem Erzherzog Ferdinand überwiesen. In der „Hildesheimer Fehde“ errangen Bischof Johann von Hildesheim und Herzog Heinrich von Lüneburg, die mit Frankreich in Verbindung standen, 28. Juni einen Sieg bei Soltau über den Bischof von Minden und die Herzoge von Braunschweig-Wolffenbüttel und -Kahlenberg. Der Gegensatz Karls V. und Franz I. Die Stellung Eng- lands und Leo X. Den Krieg zwischen Spanien-Burgund und Frankreich machten dieansprüchefrankreichsaufrück- gabe des südlichen Navarra an das Haus Albret und auf Neapel, die Karls auf Mailand (im Namen des Reichs) und die Bourgogne, Frankreichs Lehnsherrlichkeit über Flandern und Artois und sein Wunsch, Roussillon (1493—1642 spanisch) an sich zu bringen, sowie die allgemeine Rivalität de rvalois und des Hauses Oesterreich um die vorherrschende Stel- lung unvermeidlich. Karls Lage gestaltete sich zwar noch ungünstiger durch den Aufstand der Co mm uneros in Castilien und Valencia, den hauptsächlich die Steigerung der finanziellen Belastung (zum Teil von der erpresserischen Habsucht der wallonischen Hauptratgeber Karls verursacht) und damit teilweise zusammenhängende massenhafte Gold- ausfuhr, sowie die municipale Rechtlosigkeit des Bürgerstands hervorrief; aber der Ausbruch wurde verzögert durch die Be-

3. Neue Zeit - S. 48

1897 - Stuttgart : Neff
48 Herrschaften zum Mittelpunkt einer umfassenden Erhebung gegen Franz zu machen, September 1523 fliehen. Wie sich 1523 Mailand einer französischen Armee gegenüber behauptete, so endete eine von Bourbon geleitete Invasion in Südfrankreich, der Karl nicht, wie verabredet war, von Spanien aus die Hand reichte, nach vergeblichem Angriff auf Marseille mit nur schwer erkämpftem Rückzug nach Oberitalien, und die Franzosen nahmen Ende Oktober 1524 Mailand wieder. Karls Sache stand diplomatisch (Clemens Vii. und Venedig insgeheim mit Frankreich verbündet und geheime Unterhandlungen Englands) finanziell und militärisch sehr schlimm, als die Schlacht bei Pavia (24. Februar 1525) zu gänzlicher Niederlage der Franzosen und Gefangennahme ihres verwundeten Königs führte. Während des Kampfes des „katholischen“ und des „aller- christlichsten Königs“ war Rhodus, bei dessen Verteidigung die Johanniter vom Abendland nur schwach unterstützt wor- den waren, Ende 1522 durch Kapitulation Soliman zugefallen, Hauptsitz des Johanniterordens wurde Malta. In Italien, wo Karls Armee infolge des Geldmangels in immer grössere Zer- rüttung verfiel, versuchte mit Billigung des Papstes und Venedigs eine patriotische Partei (Morone, Kanzler Max Sforzas) ver- geblich, Karls Feldherrn Peskära zum Verrat zu bewegen, um so die drohende Fremdherrschaft der Habsburger abzuschütteln. Misshelligkeiten über die Frankreich zu stellenden Bedingungen führten den gänzlichen Bruch zwischen Karl und England herbei, und 30. August schloss England gegen hohe Geldsummen Frieden mit Frankreich. Der noch Frühjahr 1525 nach Spanien ver- brachte französische König beschwor 13. Januar 1526 den Frieden von Madrid, der ihn zur Rückgabe der Bour- gogne, Abtretung niederländischer Grenzdistrikte, Wieder- einsetzung Bourbons in seine Herrschaften, zum Verzicht auf alle und jede Herrschaft in Italien, endlich noch dazu verpflichtete, den Kaiser militärisch in Italien, sowie bei Ver- treibung der Türken und Bekämpfung der lutherischen Sekte zu unterstützen. 17. März 1526 kehrte Franz, nachdem er zwei Söhne als Geiseln gestellt hatte, nach Frankreich zurück. Er hatte 12. Januar insgeheim erklärt, dass er jeden in seiner Gefangenschaft geschworenen Eid, weil erzwungen, als nicht bindend betrachte, und jetzt sagte ersieh, nachdem die Stände der Bourgogne ihre unabänderliche Zugehörigkeit zu Frankreich erklärt hatten, (Mai 1526) vom Frieden los; der Papst entband ihn des Eides. Karl vermählte sich März 1526 mit Isabella von Portugal.

4. Neue Zeit - S. 50

1897 - Stuttgart : Neff
50 Schweifungen und Pest sehr geschwächt war, in kurzer Zeit auf ivenige Plätze, worunter Neapel, das zu Wasser und zu Lande eingeschlossen wurde. Die Stadt war dem Fall nahe, als Andreas Doria, unzufrieden über Frankreichs Saumseligkeit und über Begünstigung der Nachbarstadt Savöna, mit der genuesi- schen Flotte ab fuhr und so die Verproviantierung der Stadt ermöglichte. Das durch die Pest auf einen kleinen Pest reduzierte französische Heer musste bald abzielien und dieser Rest bei Aversa kapitulieren. Genua vertrieb die französische Besatzung und machte sich frei (Oktober 1528). Die Niederlage eines französischen Heeres, das gegen Genua heranzog, bei Landriano (Juni 1529) machte die Kaiserlichen vollends zu Herren von Italien, das entsetzlich verwüstet war. C1 emens V11. hatte sich einige Tage nach einem mit Karls Bevollmächtigten ge- schlossenen Neutralitätsvertrag nach Orvieto geflüchtet (November 1527) und die Neutralität dann wenigstens äusserlich gewahrt. Oktober 1528 war er, von Frankreich und Venedig in seinen territorialen Wünschen gekränkt, nachromzurückgekehrt. 29. Juni 1529 wurde der Friede zwischen Karl und dem Papst in Barcelona abgeschlossen, in dem der Papst Florenz für seinen 1527 daraus vertriebenen, kurz vorher mit einer illegitimen Tochter Karls verlobten Neffen Alexander er- hielt. August 1530 wurde Alexander mit Waffengewalt einge- setzt. Der Papst erhielt Ravenna, Modena und Reggio, sowie die feierliche Zusage Karls und Ferdinands, die Ketzerei, wenn nötig, auch mit Waffengewalt auszurotten; Karl und Ferdinand wurde der vierte Teil der geistlichen Einkünfte ihrer Gebiete zu einem Türkenkriege zugesagt. Zwischen Karl und Franz wurde 3-/5. August 1529 der „Damenfriede“ (Margarete, Karls Tante, und Ferdinands Mutter Luise von Savoyen) in Cambrai geschlossen, in dem Franz feierlich auf Italien, Karl thatsäclilicli, aber unter Vorbehalt der ihm im Madrider Frieden zugestandenen Rechte, auf die Bourgogne ver- zichtete. Franz zahlte für seine Söhne ein bedeutendes Löse- geld und heiratete Karls Schwester Eleonore. Karl, der August in Genua landete, belehnte, angesichts des türkischen Angriffs, den schwer kranken Sforza mit Mailand und schloss mit Venedig Frieden. 24. Februar 1530 wurde er in einer Versammlung spanischer und italienischer Granden inbologna vom Papste zum Kaiser gekrönt. Das englische Schisma. Heinrich Viii., der alle reformatorischen Regungen bis dahin unterdrückt hatte, wünschte, um einen männlichen Thronerben zu erhalten und Anna Boleyn heiraten zu können, dass seine 1510 mit Dispens Julius’ Ii. geschlossene Ehe mit Katharina von Ara- goni en, der Witwe seines 1502 verstorbenen Bruders Arthur, Tante Karls V.,

5. Neue Zeit - S. 67

1897 - Stuttgart : Neff
67 Anspruch nahm, und schloss Mitte 1540 ein Schutz- und Trutz- bündnis mit Frankreich. § 25. Karls V. Zug gegen Tunis, dritter Krieg mit Franz I., Türkenkrieg. Karl gewann an Waffenruhm und persönlichem Ansehen durch die von ihm selbst geleitete, von Portugal und vom Papst Paul Iii. (Farnese: seit Oktober 1534) mit Schiffen unterstützte Expe- dition gegen Tunis, das der griechische Renegat Klieir-ed- Din Barbarossa, als Nachfolger seines Bruders Aroudj Herr von Algier, seit 1518 Lehnsmann, seit 1532 Admiral des os- manischen Sultans, 1533 erobert hatte. Karl nahm Goletta und einen Monat später Tunis, wo er den früheren islamitischen Herrscher wieder einsetzte (1535). Aber Barbarossa ent- kam nach Algier, von wo er sehr bald seine Raubzüge nach spanischem Gebiet wieder aufnahm. Trotz seiner engen Beziehungen mit dem Sultan (1535 Handelsverträge, Kapitulationen) hatte Franz diese Expedition zu einem Angriff auf Karl nicht benützt. Nach dem Tode Franz Sforza’s (November 1535) weigerte sich Karl, Franz’ zweiten Sohn mit Mailand zu belehnen. Franz begann den Krieg 1536 durch Besetzung Piemonts, auf das er ihm vererbte Ansprüche seiner verstorbenen Mutter geltend machte. Er war jetzt offen mit Soliman verbündet und es kam zu gemeinsamen Operationen. Dies nötigte Paul Iii. (Farnese) trotz inneren Widerstrebens immer mehr dazu, Karl zu begünstigen. Nach dem Scheitern zweier Invasionen in Frankreich, einer im Norden, der andern im Süden, und einem Einfall der Franzosen in Artois kam durch persönliche Vermittelung Pauls Iii. Juni 1538 ein zehnjähriger Waffenstillstand in Nizza auf Grundlage des status quo zu stände; von Piemont blieben 2/3 in Händen Frankreichs, Vs behielt Karl. Karl und Franz kamen Mitte Juli in Aigues- Mortes zusammen, aber die Zusagen, die Franz hier dem Kaiser in betreff gemeinsamen Vorgehens gegen die „Abgewichenen“ und die Türken machte, wurden von Karl nach Wert und Trag- weite übertrieben dargestellt. Karl konnte 1540 durch Frank- reich reisen, um das aufständische Gent zu züchtigen; aber er belehnte Oktober 1540 seinen Sohn Philipp mit Mailand. Spanien hatte sich seit 1505—10 verschiedener Küstenpunkte von Oran bis Tripolis bemächtigt, aber seit 1516 folgten Verluste auf Verluste. Barba- rossa suchte von 1580 an wiederholt spanisches Küstengebiet furchtbar heim. Goletta blieb spanisch, Tunis von Spanien abhängig bis 1574. — Der Kaiser und Venedig wurden seit 1537 zur See von Soliman und Barba- rossa bekriegt, Apulien schwer verwüstet, ein Heer Ferdinands

6. Neue Zeit - S. 120

1897 - Stuttgart : Neff
120 Stuart erklärte sicli 1586 bereit, wenn ihr Sohn nicht wieder zur katholischen Religion zurücktrete, ihre Rechte auf die eng- lische Thronfolge an Philipp abzutreten, und arbeitete daran, dass Jakob, der zu Elisabeth hielt, durch die katholischen Lords mit spanischer Hilfe gefangen und Philipp oder dem Papst ausgeliefert würde. Eine, vielleicht ganz und gar von agents provocateurs ins Werk gesetzte, Ver- schwürung („Babingtonverschwörung“), die mit Wissen Philipps und Marias die Ermordung Elisabeths bezweckte, wurde August 1586 entdeckt; Babington und 13 andere bald darauf hingerichtet, Maria entsprechend dem Gesetz von 1585 vor Gericht gestellt, das 25. Oktober gefällte Todesurteil 8. November vom Parlament bestätigt, 2. Februar 1587 von Elisabeth unterzeichnet. Vollstreckt wurde es 8. Februar 1587 ohne ausdrücklichen Befehl Elisabeths. Den Beamten, der die Vollstreckung angeordnet hatte, strafte sie mit längerer Haft. Sixtus V. erneuerte den Bann gegen Elisabeth und zeigte sich zu grosser Geldhilfe an Philipp bereit, dem Maria testamentarisch ihr Anrecht auf England vermacht hatte. In Spanien wurde, unter grosser Opferwilligkeit der Pro- vinzen und Städte, die „unüberwindliche Armada“, die erste grosse Segelkriegsflotte der Neuzeit, ausgerüstet, deren Befehl Philipp in seiner blinden Vorliebe für die Kastilianer dem see- unkundigen Herzog von Medina Sidonia übertrug; Parma sammelte in den Niederlanden ein Landheer von 30000 Mann und eine Transportflotte. Zum Glück für England, das erst Mai 1588 ernste und umfassende Rüstungen begann, wurde die Armada durch schweres Unwetter genötigt, sechs Wochen lang in den biskayischen Häfen sich zu bergen. In England war mittlerweile der geringe Bestand der Kriegsflotte, dank dem Patriotismus, auch der Katholiken, durch Kauffahrer und Küstenschiffe ergänzt worden. Im Kanal brachten die Eng- länder vermittelst der grösseren Beweglichkeit ihrer kleine- ren Schiffe, ihrer dem Unterschied angepassten Kampfesweise und durch Brander (Ende Juli) der Armada schwere Ver- luste bei; Parma war das Auslaufen durch holländische Schiffe unmöglich gemacht worden. Der spanische Admiral entschloss sich zur Umkehr und zwar um Grossbritannien herum. Die Armada wurde bis Edinburg von den Engländern verfolgt, erlitt aber auf der weiteren Fahrt durch Stürme noch grössere Verluste. 20000 Mann, 81 Schiffe und 20 Millionen Dukaten waren umsonst geopfert; die Freiheit Englands und mittel- bar der nördlichen Nieder lande und der Bestand des j Protestantismus gesichert.

7. Neue Zeit - S. 121

1897 - Stuttgart : Neff
121 § 41. Fortgang und Ende (1er französischen Religionskriege. Spanien und Frankreich. 1586—1598. Achter Religionskrieg\ Erst Mitte 1587 begann Heinrich Iii. ernstlich, in wenig aufrichtigem Zusammenwirken mit den Guise, den Krieg gegen die Hugenotten. Der Sieg Heinrichs von Na- varra bei Coutras wurde nicht ausgenützt, und dann aufgewogen durch den Sieg Heinrichs von Guise über ein deutsch-schweizerisches Söldnerheer („Krieg der drei Heinriche“). Die Ligue stellte an den König jetzt Forderungen, deren Erfüllung ihre Häupter zu Herren Frankreichs gemacht hätte, sie verlangte auch Er- richtung eines Inquisitionstribunals in jeder Stadt und Hinrich- tung aller mit den Walfen in der Hand gefangenen Ketzer. Heinrich Guise erschien, wider das Verbot des Königs, Mai 1588 in Paris, wo die revolutionäre Erregung schon stark war {„Ligue der Sechzehn“). Die Sorbonne hatte verkündet, dass das Volk berechtigt sei, Könige abzusetzen. Am „Barrikadentag“ (13. Mai) ivurde der König gezwungen, Paris zu verlassen, wo sich bald eine terroristische und ketzerverbrennende Handwerkerregierung („Commune“) der Herrschaft bemächtigte. Der schwache König unterwarf sich Mitte des Jahres im „Unionsvertrag“ der Ligue: er erklärte u. a. jeden ketzerischen Prinzen der Thronfolge für verlustig und übergab den Oberbefehl über alle königlichen Truppen den Guise. Aber als die Generalstände von Blois bestrebt waren, durch ihre Haltung die Macht der Guise auf Kosten des Königtums noch mehr zu heben und zu befestigen, liess der König Heinrich von Guise in seinem Vorzimmer durch Edelleute und einen Tag später dessen Bruder, denkardinal Ludwig von Lothringen, ermorden (Ende 1588). An- fang 1589 wurden die Generalstände aufgelöst. In Paris und nach seinem Vorgang in den meisten französischen Städten wurde der Bruder der ermordeten Guise, Herzog von Mayenne, als „Generalstatthalter des Staates und der Krone Frankreich“ ausgerufen, in Paris organisierte Mendoza, der Gesandte Philipps, der sich die Hoffnung auf Beherrschung Frankreichs und damit auf Niederwerfung der gesamten Niederlande wahren wollte, den Widerstand, die Sorbonne entband das französische Volk des Heinrich Iii. geschworenen Eides, und Sixtus V. bedrohte ihn mit dem Bann. Der Fanatismus wurde insbesondere durch Predigten niederer Kleriker und Mönche, sowie durch Massenprozessionen rege gehalten und geschürt. Für Hein- rich Iii. blieb, da er selbst nur über wenig Truppen verfügte, nur übrig, mit Heinrich von Navarra sich zu einen, dem er Religionsfreiheit für die Reformierten zu-

8. Neue Zeit - S. 122

1897 - Stuttgart : Neff
sicherte. Aber auch loyale Katholiken strömten (lern Könige zu. Die beiden Heinrich lagerten mit grosser Macht vor Paris und hatten Aussicht, es zu bezwingen; da wurde Heinrich Iii. von einem Dominikaner Jacques Clément 1. August 1589 ermordet. Heinrichs Iv. Kampf gegen die Ligue und Spanien. In Paris wurde die Tliat Cléments durch Tedeum und Freuden- feuer gefeiert- und (der in Navarras Gefangenschaft befindliche) Kardinal von Bourbon als Karl X. zum König ausgerufen, Karl von Mayenne wurde sein Generalstatthalter. Philipp und der Papst unterstützten ihn mit Geld und Truppen. Heinrich Iv. bestimmte durch Zusagen, welche eine räumlich unbeschränkte Religionsfreiheit der Hugenotten ausschlossen, wenigstens einen Teil der katholischen Aristokratie, auf seiner Seite zu bleiben. Auch ein Teil des Klerus schloss sich ihm an. Er erhielt Geld, dann auch Truppen von Elisabeth, von deutschen Protestanten und von den Niederlanden. Heinrichs Sieg bei Ivry über Mayenne (März 1590) ermöglichte es ihm, Paris, in dem auch ein päpst- licher Legat den Widerstand aufrecht erhielt, wieder zu be- lagern; als es dem Falle nahe war, wurde es durch Parma entsetzt und wieder verproviantiert. Nach dem Tode „Karls X.“ (Mai 1590) nahm Paris eine spanische Besatzung auf, und Philipp begann Rechte seiner Tochter Isabelle, durch ihre Mutter Enkelin Heinrichs Ii., geltend zu machen. Er Hess sich die Ober- herrschaft über die Bretagne übertragen, während der Savoyer den grössten Teil der Provence besetzte. Unter den bisherigen Gegnern Heinrichs wuchs der Zwiespalt zwischen einer gemässigt katholischen Partei, die auf nationale Einheit und Integrität den grössten Wert legte, und einer extrem katholischen, zumeist demokratisch-terroristischen Partei, die bereit war, die Vernich- tung des Protestantismus und eine an Souveränität grenzende Selbständigkeit der Provinzen und Städte selbst durch eine mittelbare Herrschaft Philipps und durch bedeutende territoriale Verluste zu erkaufen. Parma hatte Heinrich gezwungen, die Belagerung Rouens aufzugeben, musste aber selbst nach den Niederlanden zurückgehen (1592). Von Generalständen, die, ziemlich unvollständig, Anfang 1593 in Paris zusammentraten, erhoffte Mayenne seine Wahl zum König, aber der spanische Gesandte forderte Anerkennung des Erbrechts Isabellens und bezeichnete als deren zukünftigen Gemahl den Erzherzog Ernst, später dachte man an ihre Verheiratung mit Karl Guise, dem Sohne Heinrichs. Nachdem das Parlament von Paris feierlich die Gültigkeit des salischen Gesetzes verkündet hatte, trat Heinrich, während eines mit Paris abgeschlossenen Waffen-

9. Neue Zeit - S. 123

1897 - Stuttgart : Neff
I Stillstandes, im Anschluss an Unterhandlungen von Bischöfen beider Lager, innerlich wenig dogmatisch gerichtet und seiner Gemütsart nach calvinistischem Wesen fremd, 25. Juli 1593 feierlich zur katholischen Kirche zurück. Er wies aber das Verlangen der Ligue, anzuerkennen, dass sein Ueber- tritt und seine Absolution durch den Papst Vorbedingung sei- j nes königlichen Rechtes sei, zurück und setzte den Krieg, im Einvernehmen mit schon 5/g der französischen I Bischöfe, fort. Er zog, auf Grund einer Abmachung mit dem [Gouverneur, 22. März 1594 in Paris ein; die spanische Be- I Satzung erhielt freien Abzug. Die Städte der Ligue, wie auch jj die Grossen erkannten ihn grösstenteils bald darauf an, viele I (so Karl von Mayenne Anfang 1596) gewann Heinrich nach und nach durch bedeutende Zugeständnisse von Geld, Einkünften | und hohen Posten. Die Gefahr, dass die gallikanische Kirche - durch Ernennung eines Patriarchen sich Rom gegenüber selb- > ständig stelle, sowie das Bedürfnis eines Gegengewichts gegen [Spanien überwanden die Bedenken Clemens’ Viii. Er er- kannte September 1595 Heinrich an, der sich formell einer päpstlichen Lossprechung vom Bann unterwarf. Für den • Krieg, den Heinrich seit Anfang 1595 offen mit Spanien führte, gewann er 1596 England und Holland, dann auch Venedig und Toskana zu Bundesgenossen. Unter päpstlicher Ivermittlung schloss Heinrich, ohne Rücksicht auf seine : Verpflichtungen gegen England und die Niederländer, mit P h i- [ lipp 2. Mai 1598 den Frieden von Vervins. Spanien | gab alle Eroberungen zurück, so dass der territoriale Stand des Friedens von Cateau-Cambresis erneuert | wurde. Aber Heinrich unterstützte auch fernerhin die Nieder- [ länder mit Geld und Truppen, Spanien seinerseits gegen Hein- | rieh gerichtete Verschwörungen. Mit Savoyen schloss Heinrich 1601 Frieden; er trat Saluzzo ab gegen Gebiete zwischen Lyon i und Genf. Das ,.beständige und unwiderrufliche“ Edikt von Nantes (15. April 1598) war bestimmt, die Hugenotten (nur noch 720 Ge- [ meinden) zu beruhigen und zu befriedigen. Die katholische Kirche wurde zur Landeskirche erklärt: sie wurde überall, | auch in den bis jetzt ausschliesslich protestantischen Gebieten zugelassen und erhielt ihre Güter zurück; die Protestanten hatten die katholischen Feiertage und die kanonischen Ehegesetze zu beobachten, der Kirche auch den Zehnten zu entrichten. Aber es wurde ihnen Gewissensfreiheit gewährleistet, Kultus- freiheit nur in den Orten, wo sie zur Zeit thatsächlich bestand, und in den Schlössern des Adels, aber nicht in

10. Neue Zeit - S. 82

1897 - Stuttgart : Neff
tober 1555 die Niederlande, 15. Januar 1556 die spanische Krone; als er September 1556 nach Spanien sich einschiffte, liess er durch eine Gesandtschaft den Kurfürsten seine Ab- dankung mitteilen. Er hielt sich in S a n Y u s t e (in Estremadura) in der Nähe eines Klosters auf, seinen Sohn in der Politik fleissig beratend, und starb 21. September 1558. Die mittel- alterliche Kaiseridee, die wieder zu verwirklichen er bestrebt gewesen war, hatte mit seinem Rücktritt vollends ihre reale Bedeutung verloren. Den Krieg mit Frankreich, der im niederländisch- französischen Grenzgebiete und in Italien (hier auch zur See und auch gegen die türkische Flotte) geführt wurde, brach Karl Februar 1556 durch den auf Grundlage des Status quo geschlossenen Waffens tillstand von Vaucelles ab. Aber Paul Iv. (1555—59 Caraffa), leidenschaftlich auch als Feind der Spanier, brachte, hauptsächlich mit Hilfe der Guise, Heinrichil dazu, den Waffenstillstand zu brechen. Vom Papst seines Eides entbunden, nahm Heinrich die türkische Bundesgenossenschaft wieder auf. Der spanische Vize- könig Alba zog zweimal vor Rom (1556 und 57), Guise richtete mit einem französischen Heere gegen das Königreich Neapel wenig aus. Spanien und Paul Iv. schlossen noch 1557 Frieden. England beteiligte sich 1557 am Kriege gegen Frankreich; 10. August 1557 wurde das französische Heer bei St. Quentin geschlagen, dagegen entriss der nach Frankreich zurückgekehrte Guise den Engländern Anfang 1558 Calais. Trotz des Sieges bei Gravelingen (Juli 1558) zeigte sich auch Philipp wegen grosser Geldnot zum Frieden bereit, der April 1559 in Cateau Cambrüsis, für Spanien sehr günstig, abgeschlossen wurde. Spanien behielt, was es in Händen hatte, Frankreich Calais, auf das die neue, ihres Thrones noch nicht sichere, englische Königin Elisabeth gegen eine Geldsumme verzichtete (und Metz, Toul und Verdun, für deren Wiedergewinnung das Reich nichts that, wenn es auch das Verlangen Heinrichs nach Sitz und Stimme im Reichstage ablehnte). Der Herzog von Savoyen erhielt Piemont wieder; in Italien blieben Frankreich nur vier Festungen und die Mark- grafschaft Saluzzo. § 30. Verfassung des Reichs um 1560. Weiterentwickeliing der Territorialstaaten. Der Kaiser, seit Ferdinand I. durch die nun stets in Frankfurt vollzogene Wahl „erwählter römischer Kaiser“, besass
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