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1. Bis zum Interregnum - S. 211

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 211 — Geschmack, das alles erreichte seinen Höhepunkt am staufischen Hose. Friedrich selbst war in seinem ganzen Wesen ein Ritter, „der erste Ritter des Abendlandes". Am Psingstseste 1184 versammelte er daher in Mainz zur Schwertleite seiner beiden Söhne fast die gesamte Ritterschaft des Abendlandes um sich. Die Zahl der anwesenden Ritterbürtigen soll 40000, nach andern sogar 70000 betragen haben. Nicht minder groß war die Menge des fahrenden Volks, der Spielleute, Gaukler. Sänger und Zuschauer. Eine solche Volksmenge vermochte die Stadt natürlich nicht aufzunehmen. Daher war im schönen Rheingau zwischen Mainz und dem Taunus eine Zeltstadt errichtet worden, aus deren Mitte ein aus Holz erbauter kaiserlicher Palast und ein Dom hervorragten. Ungeheuer war die Menge der für die Festtage herbeigeschafften Lebensmittel; hatte man doch allein zwei Häuser mit Hühnern gefüllt. Am Pfingstsonntage begaben sich der Kaiser und die Kaiserin im Schmucke der Krone an der Spitze eines glänzenden Gefolges in die Kirche. Darnach fand ein großes Gastmahl statt. Den andern Tag füllten glänzende Waffenübungen und Turniere aus, womit die"schwertleite der beiden kaiserlichen Söhne verbunden war. Am folgenden Tage wurde die Fortsetzung des Festes leider durch einen Sturm beeinträchtigt, der den Zusammensturz mehrerer Gebäude und den Tod von 15 Personen zur Folge hatte. Infolgedessen begann sich vom Mittwoch an der Festplatz zu leeren; doch zog sich das fröhliche Treiben noch durch die ganze Woche hin. In der Erinnerung lebten jene Tage noch lange fort, „Kindern und Kindeskindern erzählte man von den unvergleichlichen Festen in Maiuz". Dichtern und Sängern boten sie für lange Zeit Stoff zu immer neuen Liedern. Matt konnte nicht aufhören, den Glanz des staufischen Kaiserhofes zu rühmen. „Und noch jetzt müssen wir diese Bewunderung teilen; denn welch ein Herrscher ließ sich damals dem großen Kaiser, welch ein Reich dem deutschen gleichstellen?" (Raumer.) f) Friedrichs letzte Taten und Ende. Noch einmal zog Friedrich Barbarossa nach dem Mainzer Fest nach Italien, nicht an der Spitze eines streitbaren Heeres, sondern in friedlicher Absicht. Er warb sür seinen Sohn Heinrich um Kon stanze, die Erbin des Normannenreiches in Unteritalien und Sizilien. In Mailand fand die Vermählung statt. Die Stadt bot alles auf, um die Pracht des Mainzer Festes zu übertreffen. Kaffer Friedrich konnte einen 14*

2. Bis zum Interregnum - S. 242

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 242 — Ansiedler nach dem Osten, um in slavischem Gebiet innerhalb der Reichsgrenze das Deutschtum zu befestigen. 2% Das 3nterregnum* Im grellen Gegensatz zu der Kulturtat des deutschen Volkes im Osten steht der Verfall der Reichseinheit und der Kaisergewalt im deutschen Westen, der sich zu gleicher Zeit vorbereitete und mit dem Ende der Hohenstausen deutlich in die Erscheinung trat. Wohl gelang es diesen, das Kaisertum noch einmal in glänzender Weise zur Geltung zu bringen; aber in den jahrhundertelangen Kämpfen zwischen Papst und Kaiser war die Macht beider schwer erschüttert worden, und auf die Machthöhe folgte darum ein jäher Zerfall; denn nach dem Tode Konrads Iv. (1254) schien es, als sollte das Kaisertum begraben werden. Nach ihm kam „die kaiserlose, die schreckliche Zeit", die man auch als Interregnum bezeichnet (1254—1273). Zwar gab es dem Namen nach deutsche Könige, zuerst Wilhelm von Holland und nach seinem Tode sogar zwei, Also ns von Kastilien und Richard voncorn-wallis; aber sie besaßen keine Macht. Von den letzten beiden kam der erste überhaupt nicht nach Deutschland und der andere nur aus kurze Zeit. Bei seiner Anwesenheit fand er immer nur so lange Anerkennung, als er Geld hatte. Ungeheure Summen hatte ihm schon seine Wahl gekostet. Der Erzbischof von Köln erhielt 12000 Mark Silbers, andere Beträge von 8000, 5000 Mark usw. Große Summen flössen nach Rom, um den Papst zu gewinnen. Im ganzen soll Richard von Cornwallis in Deutschland 8150000 Mark Silbers (360 Millionen Mark nach heutigem Gelde) verbraucht haben. Die deutsche Krone schien also käuflich geworden zu fein. Der Verfall des Reiches zeigte sich namentlich im Mangel an innerer Einigkeit. Das Volk schied sich in streng voneinander abgeschlossene Stände, von denen jeder seine eigenen Wege ging und auf Kosten der andern seinen Vorteil suchte. Obenan standen darin die Fürsten. Sie hatten fo oft der Reichseinheit entgegengewirkt und ihre Macht zu erhöhen gewußt, namentlich als die Hohenstaufen ihr Interesse dem Süden zuwandten. Friedrich Ii. hatte ihnen weitgehende Zugeständnisse gemacht und sie schon als Landesherren bezeichnet. Daß darum in der kaiserlosen Zeit erst recht jeder seine Rechte zu erweitern suchte, ist selbstverständlich.

3. Bis zum Interregnum - S. 217

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 217 - Völkern leuchtete, die Sonne der Gerechtigkeit, er der Stifter des Friedens", und einer seiner persönlichen Feinde, der Chronist von Genua, urteilte: „Die Macht Gottes überwand ihn, den menschliche Kräfte nicht überwinden konnten." Die Anhänger des Papstes aber jubelten. In Deutschland freilich, das Friedrich mehr wie ein Nebenreich behandelte, ging zu seiner Zeit die kaiserliche Macht der Auflösung entgegen. Dagegen erstarkte die Landeshoheit der Fürsten. Das deutsche Volk aber hat dem kraftvollen Herrscher, dem letzten Vertreter des alten Kaisertums, dem die Erneuerung der alten römischen Weltherrschaft als Ziel vorschwebte, ein treues Andenken bewahrt, um so mehr, als sich die deutschen Verhältnisse nach seinem Tode immer trauriger gestalteten. Man wollte nicht glauben, daß er, den die Deutschen zwar kaum kennen gelernt, von dem sie aber die Vorstellung eines gewaltigen Herrschers hatten, gestorben sei. Ihm galt daher ursprünglich die Barbarossasage; erst später ist sie auf den volkstümlicheren Friedrich I. Übertrager: worden. d) Die letzten Staufer. Unaufhaltsam brach das Schicksal über das stausische Geschlecht herein. Friedrichs Sohn, der hochgesinnte Ko)rrad Iv., starb, als er im Begriffe war, in seinem sizilischen Erbreich festen Fuß zu fassen, im 26. Lebensjahre im Jahre 1154. Deutschland blieb nach ihm fast zwei Jahrzehnte ohne Kaiser; denn einige aus auswärtigen Herrscherhäusern vou Erzbischöseu gegen hohe Geldsummen als Kaiser ausgerufene Fürsten kamen nicht zur Geltung. In Unteritalien behauptete sich noch eine Zeitlang Konrads Stiefbruder Maus re d. Gegen ihn rief aber der Papst den Franzosen Karl von Anjou als Herrscher ius Land, und unter dessen gewalttätiger Regierung wurde der letzte stausische Sproß Konradin, als er aus Deutschland nach Italien kam, um sein Erbe zu retten, 1268 zu Neapel nach schändlichem Prozeß hingerichtet. So endete das glänzende Kaisergeschlecht ans dem Schafott. Deutschland tat nichts, um den Mord zu rächen. Es fehlte ihm Einigkeit und Kraft. Damit löste sich die Verbindung Deutschlands mit Italien, die wegen der nationalen Gegensätze beider Völker nicht länger aufrecht zu erhalten war. Wenn so die Staufer auch unterlagen, so bleibt ihnen aber der Ruhm, daß sie durch ihre Wirksamkeit den Sieg des weltlichen Regiments über die Herrschaft der Kirche vorbereiteten.

4. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 160

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
160 Die letzten Hohenstaufen. Xx. Die letzten Hohenstaufen. \26&. A. Manfred. Schnell und traurig — über alles Erwarten und Verstehen — sank das stolze Geschlecht der Staufer dahin. Wohl war Bar-barossas Enkel, Friedrich Ii., auch ein gewaltiger Kaiser, der sich klug und tapfer durch zahllose Kämpfe hindurchschlug und die Zügel des weiten Reiches fest in der Hand hielt; aber der Widerstand in Italien wurde immer größer, die Kluft zwischen Kaiser und Papst immer tiefer. Als Friedrich starb, folgte ihm sein Sohn Konrad Iv. in Deutschland und Italien, aber der starb schon nach wenigen Jahren. Da kam das hoheustaufische Erbe in Italien, das Königreich Neapel und Sizilien, an Konrads Bruder: König Manfred. Schöne Jahre des Friedens genoß dieser in Palermo in den wundervollen Gärten und Palästen, die sein Vater dort besessen hatte; umgeben von Sängern und Dichtern feierte der schöne junge König fröhliche Feste und dichtete Lieder zur Harfe. Aber das Unglück kam. Sein Vater Friedrich war im Banne der Kirche gestorben, und der Papst, der Ansprüche auf Neapel und Sizilien machte, wollte das Geschlecht des Gebannten dort nicht mehr dulden. Er suchte einen anderen König für Neapel, der Manfred vertriebe. Erst dachte man an Karl von Anjou, den Bruder des Königs von Frankreich; aber der fromme König Ludwig Ix. wies die Boten ab, denn „sich fremdes Eigentum anzumaßen gäbe allgemeinen Anstoß und sei schändlich". Dann wandte man sich an den Neffen des Königs von England; aber der lachte und sagte: „Euer Anerbieten ist der Art, wie wenn jemand sagte: Ich schenke dir den Mond, steige hinauf und hole ihn herunter!" Da gingen die Boten zu Karl von Anjou selbst und fanden hier doch Gehör; denn seine Frau, die Schwester der Königin von England, wollte auch gern Königin werden. So machten sie sich auf und kamen nach Rom. Karl wurde zum König gekrönt, und die leichtsinnigen Römer jubelten ihm zu. Aber sie wurden bald abgekühlt; Zeitgenossen erzählen, er sei blaß und hager gewesen, habe nie gelacht, habe nie von Lebensfreude, von Musik und Gesang etwas wissen wollen; aber geldgierig und ehrgeizig sei er gewesen. Dazu kam er ganz ohne Geld und erpreßte in Rom, was er bekommen konnte. Aber an Mut fehlte es ihm nicht; als Manfred noch einmal mit ihm unterhandeln wollte, schickte er kurz die Antwort: „Ich werde dich zur Hölle senden oder du mich zum Himmel!" und damit zog er mit feinem Heere nach Süden. Die Pässe an der Grenze seines Reiches hatte Manfred besetzt; aber durch Verrat fiel der wichtigste in Karls Hand, und so überraschte er Manfreds Heer in der Ebene von Bcnevent. Tapfer kämpfte Manfred, allen erkennbar an dem Helm mit einem weithin leuchtenden silbernen Adler, und

5. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 161

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Conradin. 161 die Deutschen hielten stand. Aber der Verrat ging durch die Reihen, Karl von Anjou hatte viele Italiener durch Gold bestochen; sie verließen ihren König mitten in der Schlacht. Einen Augenblick wandte sich Manfred um, da ward ihm der silberne Helm vom Haupte geschlagen; schnell setzte diesen ein deutscher Ritter auf und ließ sich für seinen König töten. Aber das Opfer war vergeblich gewesen. Manfred wollte nicht fliehen! „Lieber heute sterben!" rief er, stürzte sich in das dichteste Gewühl und ward nicht wieder gesehen. Nach zwei Tagen fand man seine Leiche, von Troßknechten ausgeplündert, und nicht einmal ein ehrenvolles Grab gönnte ihm Karl. Bei Nacht wurde er heimlich eingescharrt, und die Stätte sollte ewig vergessen sein. Aber das Volk und Karls eigene Ritter ertrugen diesen Schimpf nicht: jeder, der vorüberkam, legte einen Stein auf des tapferen Hohenstaufen Grab. Bald wölbte sich ein Grabhügel empor, wilde Rosen wuchsen darüber, und die Stelle hieß noch lange im Volksmunde „der Fels der Rosen". Karl aber zog unter schrecklichen Plünderungen nach Neapel und hielt hier mit seiner Gattin einen prunkvollen Einzug. Dann ließen sie sich den Schatz Manfreds ausliefern, schütteten ihn auf den Teppich und wühlten darin. L. Conradin. 1. In Deutschland. Noch aber war das Staufenhaus nicht vertilgt. Konrad Iv. hatte ein Söhnlein Konrad hinterlassen, das im Frieden der deutschen Heimat heranwuchs. „Conradino" nannten ihn später die Italiener, den „kleinen Konrad". Ahnungslos spielte er wohl die ersten Jahre auf den schwäbischen Burgen mit seinem drei Jahre älteren Freunde Friedrich, dem Sohne des Markgrafen von Baden; sie übten sich um die Wette im ritterlichen Kampfe und im Minnegesang, und wir haben noch ein Lied, in dem der Knabe die Schönheit des Bodensees besingt. Erzogen wurde er von seiner liebevollen Mutter Elisabeth und von deren Bruder, seinem strengen Oheim Ludwig von Bayern; aber am meisten erzog ihn der Anblick seiner väterlichen Burg und die Geschichte seines Hauses. Wohl konnte er nicht daran denken, deutscher König zu werden: seit zwanzig Jahren wählte man keinen König mehr, die Fürsten wollten keinen! — Aber nach Italien gingen seine Blicke, Neapel war ja sein Erbe, und als nun die Nachricht von Manfreds grausamem Schicksal nach Schwaben kam, da war der sechzehnjährige Staufer nicht zu halten. Er verschenkte und verkaufte alles, was er in Deutschland noch besaß, rüstete ein kleines Heer und nahm Abschied von der weinenden Mutter. 2. In Italien. Anfangs ging alles gut. Manche italienische Städte unterstützten ihn, besonders Pavia und Pisa, die immer kaisertreu gewesen waren, und obgleich ihn der Papst in den Bann tat, erreichte er glücklich Rom, und der Papst entfloh. Noch einmal hatten die Römer das Vergnügen, einen blondlockigen Staufensprossen einziehen zu sehen; sie schmückten die Straßen und jauchzten, und wohl mochte Conradin das Herz pochen, als er die herrliche Stadt sah, in der seine Vorfahren die Kaiserkrone getragen Froning-Wülker, Lehrbuch der Geschichte. Borstufe von Niebour. 11

6. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 162

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Die letzten Hohenstaufen. hatten! Aber erst galt es einen schweren Kampf. Er zog nach Süden, und 1268bei Tagliacozzo entbrannte die Schlacht (1268). Zuerst siegten die Deutschen und schlugen zwei französische Heerhaufen in die Flucht, ja, es hieß sogar, Karl von Anjou sei gefallen! Doch der lag im Hinterhalt mit einer dritten Schar und rührte sich nicht. Jubelnd stürmten nun Conradins Truppen das feindliche Lager, machten reiche Beute und zerstreuten sich sorglos. Viele entwaffneten sich auch an dem heißen Tage und badeten im Flusse. Plötzlich stürzte die dritte Schar Karls aus dem Hinterhalt, und ehe man merkte, daß es Feinde waren, fielen sie über die Deutschen her, und nach kurzem Kampfe wandten sich die ungeordneten Scharen zur Flucht. Mit Mühe führten wenige Getreue den jungen Staufer aus dem Getümmel. Er wollte sich auf einem Schiffe nach Sizilien retten; aber im letzten Augenblicke ließ ihn ein Graf Frangipani ergreifen, ein Glied einer Familie, die von den Staufern mit Wohltaten überhäuft war, und lieferte ihn an Karl von Anjou aus. Als wehrlose Gefangene wurden Conradin und Friedrich von Baden der Grausamkeit ihres Gegners preisgegeben. Festlich zog Karl in Neapel ein, und hinter ihm her wurden in Ketten die Gefangenen geführt. Nun wütete er furchtbar unter ihren Anhängern: Hunderte wurden geblendet, verbrannt, gehängt, und auch Conradin drohte das Ärgste. Entsetzt mischte sich der Papst ein und mahnte Karl zur Milde; aber er trieb ihn nur zur Heuchelei: Karl setzte jetzt einen Gerichtshof ein und verklagte den Staufer „als Frevler gegen die Kirche, als Empörer und Hochverräter an seinem rechtmäßigen Herrn". Die Richter verstummten, nur einer wagte, für Conradin zu sprechen; als es dann aber zur Abstimmung kam, sprachen sie alle den Angeklagten frei, nur einer, Robert von Bari, erklärte ihn für schuldig, und auf den Spruch dieses Einzigen hin verurteilte ihn Karl nebst seinem Freunde zum Tode. Alsbald bereitete man den Richtplatz am Ufer des Meeres, wo man den Blick über die ganze herrliche Stadt und den Golf hat, als wollte man Conradin noch einmal zeigen, was er verloren habe. Dort las ihm Robert von Bari das Todesurteil vor; aber das Volk murrte, und Karls eigener Schwiegersohn sprang vor und schlug den feigen Ankläger ins Angesicht. Aber die Jünglinge konnte niemand retten, der Platz war voller Krieger, und König Karl schaute aus einem Fenster zu. Still und gefaßt kniete Conradin zum Gebet nieder. Seine letzten Worte waren: „O Mutter, welches Leid bereite ich dir!" Dann rollte fein Haupt in den Sand, und Friedrich schrie laut aus bei dem Anblick. Daraus tötete man auch ihn und, wie es heißt, noch tausend andere. So starb der letzte Hohenstanse, ein unschuldiger Knabe, durch welsche Tücke und Verräterei. Die Staufenburg aber war jetzt verwaist wie das Herzogtum Schwaben — wie Deutschland. Sie zerfiel, und bald war kein Stein mehr aus dem

7. Das Mittelalter - S. 83

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Kreuzzug und Tod. 83 7. Das Reichsfest zu Mainz. 1184. Friedrichs Herrscherstellung. Durch den Sturz des gewaltigen Welsen war Friedrich jetzt uuum-schrnkte? Herr in Deutschland geworden. Den allgemeinen Frieden gedachte er durch ein Reichsfest zu feiern, das an Glanz und Pracht unerreicht dastehen sollte. Zu Pfingsten 1184 versammelten sich auf seine Einladung zu Mainz siebzig geistliche und weltliche Fürsten Deutschtands mit glnzendem Gefolge. Man wollte allein 40000 Ritter gezhlt haben. Aus Italien, Spanien, Frankreich und England erschienen Gesandte, um Friedrichs Gre und Macht zu bewundern. Die Stadt Mainz konnte die Scharen nicht fassen; deshalb hatte der Kaiser in der Ebene zwischen Rhein und Main zahlreiche Zelte aufschlagen lassen, die sich wie eine Stadt ausdehnten. Fr alle Gste wurden Lebensmittel und Wein herbeigeschafft, und er bewirtete sie drei Tage lang aufs herrlichste. berall herrschte Lust und Freude; auch Knstler und Dichter mehrten die Freuden des Festes. Prchtige Ritter-wettkmpfe wurden abgehalten, und der Kaiser nahm mit seinen Shnen selbst daran teil. Den zwei ltesten, die sich in den Waffen-spielen vor allen andern auszeichneten, erteilte er selbst feierlich die S ch w e r t l e i t e. Friedrich stand jetzt auf der H h e seiner Macht. Ganz Deutsch-laud gehorchte ihm; seine Beamten bewachten auf Hunderten von Burgen die kaiserlichen Rechte durch das ganze Reich. Auch seine Stellung in Norditalien war sehr stark. Da tat er einen Schritt, der sein Lebenswerk krnen sollte, der aber in Wahrheit Verderben der sein Haus brachte: er verheiratete seinen ltesten Sohn Heinrich mit der Erbin des Knig-reichs Sicilien; so nannte man damals das von Robert Guiscard gegrndete normannische Knigreich. Die Mailnder fhlten sich sehr geehrt, als Friedrich bei ihnen die Hochzeitsfeier abhielt, und empfingen ihn und die Seinen mit Jubel. 8. Kreuzzug und Tod. Friedrichs blonder Bart war allmhlich grau geworden; aber der greise Held shlte sich noch frisch wie ein Jngling. Da kam die Nachricht von der Eroberung Jerusalems durch die Trken. Der Kaiser hielt es fr seine Pflicht, die Heilige Stadt den Hnden der Unglubigen zu entreien. Schon zum folgenden Osterfeste berief er die Groen des Reiches zur Beratung nach Mainz. Fr ihn war ein prchtiger Sitz an erhhter Stelle hergerichtet worden. Aber er weigerte sich, ihn einzunehmen. Er gehrt Christus", sagte er, der mitten unter uns weilt, wenn 6*

8. Das Mittelalter - S. 84

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
84 Friedrich I., Barbarossa. wir ihn auch nicht sehen", und nahm auf einem gewhn-lichen Stuhle Platz. Unter groer Begeisterung wrbe der Kreuzzug beschlossen. Bald zog der Kaiser an der Spitze eines wohlge-rsteten Ritterheeres nach dem Morgenlanbe. In der Wste von Kleinasien rafften im Sommer 1190 Hitze und Durst viele Peuschen und Pserbe bahin. Unaufhrlich brachen die leichten trkischen Reiter aus ihren Verstecken hervor und taten den Kreuzfahrern vielen Schaden. Aber in einer gewaltigen Schlacht gegen die Unglubigen blieben die Christen Sieger. Run glaubten sie alle Gefahr berstanden zu haben. Der Kaiser jedoch sollte das Ziel seiner Fahrt nicht sehen. Stanbbebeckt und erhitzt war der alte Helb dem Heere an den Gebirgs-flu Saleph vorangeeilt. Er gebachte sich bnrch ein Bab zu er-frischen. Seine Begleiter wollten es nicht bulben, benn das Wasser des Flusses war eiskalt; aber er strzte sich boch hinein. Da fate ihn der Strudel und ri ihn in die Tiefe. Als Sterbenden brachten ihn die Seinen ans Land. Tiefe Trauer kam der das Heer. Der Sohn des Kaisers, Friedrich, fhrte das Heer weiter nach Antiochia, wo er den Vater bestattete. Dieser Pltzliche Tod des Fhrers, ferner Mhsal und Krankheit brachen den Mut der deutschen Kreuzfahrer, und viele kehrten in die Heimat zurck; die brigen zogen nach Akkon weiter und verbanden sich dort mit Herzog Leopold von sterreich. 9. Der Ausgang des dritten Kreuzzuges. Vor dieser starken Feste erschienen auch Richardlwen herz von England und P h i l i p p August von Frankreich mit ihren Scharen. Alle drei Heere berannten die Stadt, doch lange vergebens. Hunger und Pest wteten furchtbar unter den Kreuzfahrern; auch Friedrich starb dahin, und Leopold bernahm die Fhrung der Deutschen. Enblich wrbe Akkon erobert. Aber obgleich die Deutschen tapfer mitgeholfen hatten, teilten boch die Franzosen und Englnber die Beute allein unter sich und wollten die Deutschen ganz aus-schlieen. Ein Banner, das Leopold auf einem erstrmten Turme hissen lie, wurde nach Richards Befehl heruntergerissen. Da kehrte der Herzog voll Zorn mit den Seinen nach Hause zurck. Doch hat diese denkwrdige Belagerung ein bleibendes Andenken hinterlassen: den Deutschen Ritterorden, der vor Akkon gestiftet wurde. Bald machte sich auch Philipp August auf den Heimweg und berlie Richard die Weiterfhrung des Krieges. Aber groe

9. Das Mittelalter - S. 85

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Heinrich Vi. 85 Erfolge erzielte auch dieser nicht; Jerusalem blieb in den Hnden der Trken. Der Sultan Saladin schlo mit ihm einen Waffenstillstand: ein Kstenstreifen sollte den Christen bleiben, und der Zu-gang zu den heiligen Sttten sollte ihnen offenstehen. Das war alles, was der Englnder erreichte. ^Heinrich Vi. U90 bis \\97. Erbe der Machtstellung Friedrich Barbarossas wurde sein ltester Sohn, Heinrich Vi. In dessen schwchlichem Krper wohnte ein gewaltiger Wille und eine groe staatsmnnische Klugheit. Das Streben des jugendlichen Herrschers ging dahin, nicht blo zu bewahren, was ihm sein Vater hinterlassen hatte, er gedachte es noch bedeutend zu mehren. Was Friedrich wohl beansprucht hatte, aber nicht durchfhren konnte: die Unterwerfung aller christ-liehen Staaten unter das rmische Kaisertum, das gedachte er wirklich zu erreichen. Seine Art und Weise unterschied sich sehr von der seines Vaters: kalt, sicher, rcksichtslos bis zur Grausamkeit schritt er seines Weges. Heinrich erblickte seine erste wichtige Aufgabe in der Eroberung des sicilischen Erbes seiner Gemahlin. Die Bewohner des Knig-reiches wollten nichts von ihm wissen, sondern scharten sich um einen entfernteren Verwandten des ausgestorbenen Herrscherhauses. Als der neue Herr gegen diesen zog und Neapel belagerte, schmolz sein Heer durch eine bse Seuche furchtbar schnell zusammen. Da regten sich alle, die mit seiner Herrschaft unzufrieden waren, und machten einen Bund miteinander. Den Neapolitanern schlssen sich fast alle Groen in Norddeutschland an. Namentlich Heinrich der Lwe gedachte seine Stellung dort ganz wiederzugewinnen, und hinter ihm stand das gewaltige England, zu dem damals mehr als die Hlfte von Frankreich gehrte. Gegen eine solche Verschwrung schienen selbst die Mittel eines Heinrich nicht auszureichen. Und doch gelang es ihm ganz leicht, die Vereinigung zu sprengen und seine Macht allen Feinden zum Trotz zu festigen. Freilich spielte dabei das Glck eine Hauptrolle. Richard Lwenherz versuchte auf der Rckkehr vom Kreuzzuge in Pilgerkleidern durch Deutschland nach England zu ziehen; doch wurde er in Wien erkannt und geriet in die Hnde seines grimmigen Gegners Leopold von sterreich. Der lieferte ihn dem Kaiser aus.

10. Das Mittelalter - S. 86

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
86 Philipp von Schwaben. Otto Iv. Heinrich sah in Richard ein kostbares Pfand; denn ohne ihn war der Leib der Verschwrung gleichsam ohne Seele. Der Englnder wurde schlielich gegen ein ungeheures Lsegeld freigegeben und mute dem Kaiser noch berdies den Lehn seid schwren. Jetzt war Heinrich einer groen Sorge ledig und konnte, ohne ernsten Widerstand zu finden, seinen Plnen nachgehen. Bald lag ihm das Erbe seiner Gemahlin zu Fen und mute sich seine Herr-schaft gefallen lassen. Das gengte dem Ehrgeizigen aber noch nicht: er wollte Meister der ganzen Halbinsel werden und aoq auch Mittelitalien grtenteils an sich. Seine Ministerialen wachten jetzt von der Nordsee bis Palermo und hielten die vielen Mivergngten in strengem Gehorsam. Eine solche Machtstellung erlaubte ihm denn wohl auch sich weitere groe, ja gewaltige Aufgaben zu stellen. Auch Frankreich und das Knigreich Aragonien sollten ihm ge-horchen; selbst nach der nordafrikanischen Kste streckte er seine Hand aus. Ostrom wurde wirklich zinspflichtig gemacht; eine starke Kreuzflotte war schon nach dem Heiligen Lande aufgebrochen: da kam die Kunde, der Kaiser sei gestorben. x Philipp von Schwaben. U98 bis 1(208. Otto Iv. U98 bis \2\5. 1. Die Doppelwahl und Papst Innocenz Iii. Sein pltzlicher Tod war ebenso verhngnisvoll fr das Reich und fr die Herrscherfamilie wie seinerzeit der Heinrichs Iii. Beide Kaiser starben wohl im Besitze gewaltiger Macht; aber beide hinterlieen auch einen unmndigen Sohn gegen zahlreiche und mchtige Feinde, die sich uur widerwillig ihren Befehlen gefgt hatten. Es erfolgte denn auch sofort in Italien ein Mafsenabfall, und in Deutschland erhob sich sogleich wieder das Welfengeschlecht, um jetzt womglich die Herrschaft an sich zu reien oder wenigstens seine alte Machtstellung wiederzugewinnen. Ihr Auserkorener war Otto, der Sohn Heinrichs des Lwen. Da galt es fr die Hohenstaufen, zur Rettung der Krone schnell bei der Hand zu sein. Sie schoben das Kind Friedrich, das der Vater schon hatte zum Nachfolger whlen lassen, beiseite und koren Philipp, den einzigen noch lebenden Sohn Barbarossas. Ein Vierteljahr spter erfolgte die Wahl Ottos. So hatte Deutschland wieder einmal zwei
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