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1. Bd. 2 - S. 120

1844 - Leipzig : Kollmann
— 120 -- fern Haupt schmückte ein eben so prächtig verzierter, „güldener" Hut. Auf der Brust hing ihm das goldene Fließ und am Arme der Hosenband-Orden, ein Geschenk seines Schwagers, des Königs Eduard Iv. von England. Vor ihm her gingen zwölf Ehrenherolde und vierundzwanzig Trompeter. Sämmtliche Ritter seines Gefolges erschienen geharnischt; ihre Pferde waren mit stählernen Decken behängt, über welche dünne, durchsichtige Gold- stoffe mit silbernen Schellen gebreitet waren. „Dies verursachte -— wie ein älterer Geschichtschreiber sich darüber ausdrückt — bei der Bewegung dieser edlen Thiere das anmuthigste Geläute, welches mit dem kriegerischen Tone der Trompeten lieblich abwcch- selte. Das Pferd des Herzogs trug ein Hauptgesteü, dessen Werth auf scchzigtauscnd Gülden geschaht ward. Glänzender mag wohl im ganzen Mittelalter keine Zusammenkunft gewesen seyn! Es waren aber auch der vornehmste und der reichste Herr ihrer Zeit, so selbige hielten." Die Achtung, welche man Karl dem Kühnen bezeigte, war eines künftigen Königs würdig. Er wollte, als er sich dem Kaiser näherte, vom Pferde steigen; Friedrich aber gab, da er dies merkte, seinem weißen Hengste die Sporen, sprengte gegen Len Herzog heran, reichte ihm freundschaftlich die Hand und verbat seine Höflichkeit, worauf dann Karl seinen Hut abnahm rund sich so tief gegen jenen verneigte, wie es seine Stellung ttuf dem Pferde erlauben wollte. ■— Die Burgunder und Nieder- länder bewunderten der Deutschen schöne und lange gelbe Haare, Hei diesen hingegen erregten Karls und der Scinigcn übermäßige .Pracht Empfindungen der Eifersucht und Mißgunst. Einige Tage hierauf gab der Herzog dem Kaiser, allen Rcichsfürstcn und fremden Gesandten ein so glänzendes Mahl, daß der Ruf davon sich über ganz Deutschland und Frankreich verbreitete. Der Luxus, der Reichthum der goldenen und silber- nen Gefäße, der Schimmer der Kleidungen, der Aufwand der Bcwirthung, überstiegen jeden, hinsichtlich der Pracht europäisch- fürstlicher Höfe damals gehegten Begriff. Fugger, in seinem „Spiegel der Ehren des Erzhaufes Oesterreich" beschreibt dies Alles folgendermaßen: „Der Herzog führte den Kaiser und den Erz- Herzog, denen die Andern nachfolgten, in einen Palasifaal, dessen Wände mit goldenen und seidenen Teppichen, darein die Histo- likn von Troja und Jasons goldenem Felle (Fließ), mit Bil-

2. Bd. 2 - S. 131

1844 - Leipzig : Kollmann
— 131 — der so eben Nubemprecks Vorhaben entdeckt hatte, durch einen Eilboten gewarnt. Im Jahre 1465 endlich brach der offene Krieg der hohen Vasallen gegen Ludwig ans» Es waren jene der Herzog Franz von Bretagne, der Prinz Karl von Burgund, der Herzog von Berry, Ludwigs Bruder, der Herzog von Bourbon, Ludwigs Schwager, der Herzog von Alanc-on, der Graf von Armagnac und mehrere Andere. Von allen Seiten her auf- brechend, hatten sie vereinigt dem Könige gefährlich werden können; allein es fehlte, wie fo häufig, auch dieser Verbindung am einträchtigen Handeln. Ludwig, der längst mit einem wohl- gerüsteten Heere auf der Lauer stand, überfiel, schnell wie ein Pfeil, zuerst seinen Schwager Bourbon, einen gutmüthigcn, ruheliebenden Mann, der dem Bunde wirklich nur um des gemeinen Besten willen beigctretcn war. Dieser sah sich plötzlich über- rascht und war froh, als feine Gemahlin einen Vergleich ver- mitteln wollte, noch froher aber, als Ludwig mit seinem Heere zurück eilte, um den Grafen Karl von Charolois von Paris abzuhalten. Karl aber ging dem Könige entgegen und es kam bei Montlhcri zu einer Schlacht, in welcher nichts entschieden ward (16. Jul. 1465); doch konnte der Graf sich den Sieg zuschrciben, da er die Nacht über auf dem Schlachtfelde blieb. Ludwig begab sich nach Paris und wohl einfehend, wie nöthig ihm in diesen entscheidenden Tagen die Treue der vom Feinde bedroheten Hauptstadt sey, zeigte er sich hier gegen die Bürger unerschöpflich in Gnadenbezeigungen. — Karl vereinigte sich unterdes; mit den Herzögen von Bretagne und Berry, und nach- dem nun auch die übrigen Verbündeten nach und nach im Felde erschienen, führten sie wilde Horden auf den Königssitz an der Seine zu. Kaum konnte Isle de France die ungeheure Men- schenmenge fassen, es waren allein gegen hunderttausend Pferde bei den verschiedenen Armeen. Doch da man vorher durchaus keinen Plan gemacht und gar nicht an Magazine gedacht hatte, so trug dieser gewaltige Haufe den Keim seiner Vernichtung in sich selber. Ludwig wußte dies und hütete sich daher in seiner gut verwahrten und mit Lebensmitteln reichlich versehenen Haupt- stadt wohl, den hungernden Feinden ein Treffen anzubietcn. Bald auch ward der gefährlichste derselben, der Graf von Cha- rolois, nach den Niederlanden abgerufen, da die Lütticher auf 9 *

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Ludwigs Anstiften einen verheerenden Einfall in Brabant gethan hatten. Die Uebrigen fingen an, zu unterhandeln und fanden den König so geschmeidig, dasi das Friedensgeschäft sehr leicht von statten ging. Ludwig bewilligte einem Jeden, was er ver- langte, und versprach noch überdies eine Commission zu ernennen, die sich nicht nur ernstlich mit der Abstellung sammtlicher Beschwer- den, sondern selbst mit einer Generalreform des Staates beschäf- tigen sollte. Alles ward auf's Heiligste beschworen und besiegelt (5. und 29. Octbr.), und die Fürsten zogen befriedigt mit ihren Truppen ab. Aber nicht lange, und schon hielt der König eine Versammlung der Stande, um von dem Vertrage diejenigen Punkte für Null zu erklären, die seinem Interesse am meisten entgegen liefen. Seinen Unterthanen den bittern Kelch der um drei Millio- nen erhöheten Abgaben so viel möglich zu versüßen, fuhr Lud- wig in seiner Herablassung gegen sie fort. Er aß oft bei vor- nehmen Bürgern zu Mittag, wohnte den Volkslustbarkeiten bei, ließ sich in die Zünfte der Handwerker aufnehmen, hob ihre Kinder aus der Taufe und erwies ihnen andere kleine Gefällig- keiten bei jeder Gelegenheit. Nichtsdestoweniger mußte sein Schatzmeister für die schnellste Herbeitreibung der Steuern und pünctliche Besoldung der Truppen sorgen, während seine Unter- händler an den kleineren Höfen seiner Vasallen sich es amsig angelegen ftyn ließen, die Fürsten unter einander selbst zu entzweien und unter ihnen den Saamen der Eifersucht auszustreuen» Auch gelang es ihm, sowohl den Herzog von Berry, seinen Bruder, mit dem Herzoge von Bretagne zu veruneinigen, wie noch über- dies den Verbündeten den Herzog von Bourbon, seinen Schwa- ger, zu entziehen, und Letzterer, den er durch eine Heirathsstiftung gewann, blieb auch wirklich der königlichen Partei bis an sein Ende getreu. Nur bei dem stolzen Karl von Burgund, Grafen von Charolois, waren alle seine politischen Künste fruchtlos. Vergebens versprach er ihm Beistand gegen die Lütticher, wenn er das Bündnis; mit Bretagne aufheben wolle. Karl antwor- tete, nichts werde ihn jemals bewegen können, seinen Freunden ungetreu zu werden, und führte eine noch nachdrücklichere Sprache von dem Tage an, wo er durch den Tod seines Vaters zur Negie- rung gelangte. Einen abermaligen Gesandten entließ er mit den Worten: „Ich ersuche den König, nichts gegen Bretagne zu unter-

4. Bd. 2 - S. 94

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94 auf seinem Namen lastete. Auch der Ritter Mockau auf Kohren, welcher um den Anschlag gewußt und denselben begünstigt hatte, war bei der Nachricht von Kunzens Gefangennehmung entflohen und sah nie sein Vaterland wieder. Kurze U e b e r s i ch t des Kriegs der weißen und der rothen Rose. Eine unglückliche Spaltung unter den Gliedern des engli- schen Regentenhauses veranlaßte um die Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts jenen denkwürdigen Krieg, dem, nach den Wap- pen der beiden streitenden Parteien (Pork, welche eine weiße, und Lancaster, die eine rothe Rose führte), die Geschichte den Namen des ,,Kriegs der weißen und der rothen Rose" beigclegt hat. Es handelte sich darum, ob die Sprößlinge der Tochter des zweiten Sohnes (2)ork), oder die Nachkommen des dritten Sohnes (Lancaster) von König Eduard Iii. (s. „Denkwürdig- keiten aus der Negierungsgeschichte Eduards Hl." rc.) auf dem Throne sitzen sollten. — Ein schrecklicherer Bürgerkrieg ist in den Annalen keines Volks verzeichnet. Unerhört war die Wuth der Schlachten, gräßlich die Arbeit des Blutrichters, Mord und Meuchelmord die Geschichte des Tages. Nicht weniger als acht- zig Glieder des königlichen Hauses starben gewaltsam; doch hat- ten sie sich dessen nur selbst anzuklagcn. Auch erlitten Wenige ein anderes Schicksal, als das, was sie ihren Verwandten zuge- fügt oder zugedacht hatten. Aber mit und neben ihnen, für und durch sie starben auch hundert Taufende des Volks; die edelsten Geschlechter erloschen traurig, die Blüthe der Nation wurde hin- gewürgt durch Waffen und Kricgsnoth, das Land auf's Acußerste verwüstet, der Charactcr der Menschen endlich hcrabgewürdigt bis zur thierischen Wildheit durch den unaufhörlichen Anblick von Verbrechen, durch beständige Aufreizung der Leidenschaft, durch unerträgliche Leiden und Noth. —

5. Bd. 2 - S. 95

1844 - Leipzig : Kollmann
Tt- — 95 — Nachdem das Haus Lancaster untcrgcgangcn (alleglieder desselben wurden getödtet) und somit die rothe Rose gebrochen und entblättert war, begann Port wider sich selbst zu wüthen. Des Königs (Eduard Iv.) Bruder, der Herzog von Clarence, ward — nicht wegen seiner Verbrechen; denn in solchen war er blos Eduards Genosse — nur wegen persönlicher Entzweiung — auf die Anklage des Letzteren, von beiden Häusern des -Parla- ments, gleich sclavisch und feig, zum Tode verurthcilt. Die ein- zige Gnade, deren er sich als Eduards Bruder zu erfreuen hatte, war, das; ihm die Wahl der Todcsart selbst überlassen ward. Er wünschte, in einem Fasse Malwasier-Wein, den er immer vorzüglich gern getrunken, ersäuft zu werden, welches Todes er denn auch am is, Februar 1478 starb. Auch seine Kinder wur- den getödtet. — - Nach so vielen Mordthaten genoß Eduard Iv. noch fünf Jahre hindurch einer ruhigen Regierung. Er starb am 0. April 1483 mit Hinterlassung von zwei Söhnen. Diese aber traf das rächende Verhängniß. Ihr eigener Oheim, Eduards jüngster Bruder, der gewissenlose, blutdürstige Herzog Richard von Gl o erster, ward dessen Vollstrecker. So verwegen wie lasterhaft, so schamlos wie verräterisch, bahnte er sich durch furchtbare Verbrechen den Weg zum Throne. Die Freunde der Königin wurden gefänglich cingczogcn, die Prinzen (Eduard V. und Richard von Pork, jener 13, dieser 7 Jahre alt,) in den Tower gesetzt, ihre mächtigsten Beschützer getödtet, und nachdem dieses geschehen, erklärte Glocester, der gleich Anfangs zum Protector sich ausrufen ließ, seine eigne Mutter für eine Ehebrecherin. Eduard und der Herzog von Clarence — behaup- tete er — seycn Bastarde gewesen; nur er, Richard, wäre der echte Sprössling von Pork. Einige erkaufte Stimmen begrüßten ihn als König; dies nahm man für den Willen der Nation, an. Seine Gewalt zu befestigen, durften seine Neffen nicht am Leben bleiben. Es erfolgte daher an den Commandanten des Towers der Befehl, sie heimlich erwürgen zu lassen, und da dieser sich dessen weigerte, so wandte sich der Tyrann an einen Nichtswür- digen, James Tyrrel, der sich williger finden ließ. Ihm musste der Commandant die Schlüssel der Burg auf eine Nacht über- geben. Tyrrel wählte sich drei feile Mordgcsellen, mit denen er um Mitternacht in das Schlafzimmer der Prinzen drang. Beide schlummerten in tiefer Ruhe. Die Mörder erstickten sie mit Pfüh-

6. Bd. 2 - S. 145

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— 143 -- Karl benutzte denselben, um sich bestens zur Erneuerung des Krieges zu rüsten, und wußte überdieß auch den Herzog von Guienne wieder für sich zu gewinnen. Eben stand er im Begriffe, ihm seine Tochter zur Ehe zu geben und ihn dadurch auf immer an sich zu fesseln: da starb dieser Fürst (28. Mai 1472), durch einen Benedictiner vergiftet. Die Welt klagte Ludwig des Mor- des an. Ja, Karl der Kühne ließ ein hartes Manifest ausgehen, worin er ihn einen Brudermörder nannte und sogar bekannt machte, daß er ihm selbst schon mehrmals auf ähnliche Art nach dem Leben getrachtet habe. Erst achtzehn Monate nachher antwortete Ludwig auf diese furchtbare Anklage, und zwar dadurch, daß ec Commissarien zu gerichtlicher Ilnterfuchung der Sache ernannte. Aber noch che diese beendet, wurde der Benedictiner im Kerker plötzlich todt gefunden, und ein Mitschuldiger desselben war auf eine rathselhafte Weise verschwunden. Die Acten des Processcs sind nie zum Vorscheine gekommen. Ludwig erhielt durch diesen Mord freiere Hände und größeres Besitzthum. Unterdessen zog sich ein neues, unerwartetes Gewitter über dem Könige zusammen. Karl der Kühne und Franz von Bre- tagne reizten die südlichen Vasallen, den Herzog von Alencon und den Herzog Jacob von Nemours, Grafen von Armagnac (noch ein Sprössling aus dem alten Königsstamme der Merowin- ger, s. S. 16), so wie auch den Herzog von Lothringen zur Empörung auf (1473). Ludwig half sich, wie gewöhnlich, durch List aus dem Handel. Er ließ durch Tristan l'hcrmit den Her- zog von Alencon überfallen, festnehmen und nach Paris bringen, wo er zwei Jahre nachher im Gefängnisse verschmachtet ist. Dem Grafen von Armagnac aber war so nicht beizukommen; denn die- ser hatte sich in seiner festen Stadt Lectoure wohl verwahrt. Ludwig schickt ein Belagerungscorps dorthin, — dessen Anführer, der Cardinal Ioffredi, dem Herzoge, damit er sich rechtfer- tigen möge, sicheres Geleit zum Könige zugesteht und völlige Vergessenheit des Geschehenen für alle seine Anhänger ver- spricht. Der Vertrag wird von Seiten des .Cardinals auf eine geweihte Hostie beschworen, und diese dann mit dem Grafen gemeinschaftlich genossen. Aber kaum hat der Graf die königlichen Truppen eingelassen, so wird er gefangen genom- men, seine Stadt geplündert und der Erde gleich gemacht. Seine schwangere Gemahlin wird gezwungen, einen Trank zu Ii. 10 l

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nehmen, der das noch ungeborne Kind tödtell sollte, an dem sie aber selbst nach zwei Lagen den Geist aufgab. — Er, der Her- zog, ward in einem eisernen Käfige verhört und auf die Folter gespannt. Zur Vollziehung des darauf über ihn ausgesprochenen Lodesurtheils ließ Ludwig, um dieser Strafvollstreckung allen Glanz einer großen Feierlichkeit zu geben, ein neues Schaffot erbauen. Der Verurtheilte ward auf einem mit einer schwarzen Decke behangcnen Pferde zum Tode geführt, und mit einer sinnreichen Grausamkeit, wovon man selbst in Nero's Zeiten kein Beispiel findet, ließ der König die jungen, unschuldigen Prinzen unter das Blutgerüst ihres Vaters stellen — so, daß dessen Blut auf sie herabträufelte — und dann in die finstersten Gewölbe der Bastille sperren. Wie sehr auch der mächtige Herzog von Burgund dem Könige hätte gefährlich werden können, so wenig Planmäßiges unternahm er doch gegen ihn, und zwar, weil er sich in zu wcitaussehcnde und verwickelte Entwürfe einließ. Damals beschäftigte ihn der Gedanke an die Königswürde, die ihm Friedrich Iii. verleihen sollte. Es ist schon erzählt, wie beide Fürsten zu diesem End- zwecke eine Zusammenkunft in Trier hielten, daß sie aber frucht- los ablief. Hiernach dachte Karl auf's Neue an die lebhafte Fortsetzung des Krieges mit Ludwig. Um diesen von allen Seiten zu bedrängen, brachte er ein Bündniß mit dessen sämmtlichen Feinden zu Stande. Franz Ii. von Bretagne, der Graf von Pro- vence (Titularkönig von Neapel), der Connetable von St. Paul (dieser hatte beträchtliche Ländereien an den französischen und bur- gundischen Grenzen, und es schien ihm, als ehrgeizigem Manne, zweckmäßiger, mit dem Herzoge von Burgund gemeinschaftlich an der Verkleinerung des Königes zu arbeiten), vor allen aber der König von England, Eduard Iv., versprachen Karl, ihn im nächsten Jahre (1475) aus allen Kräften gegen Frankreich zu un- terstützen» Die also Verbündeten hatten zu einem glücklichen Ausgange ihres Unternehmens so gute Zuversicht, daß sie schon im Voraus das ganze Frankreich unter sich thcilten; England bedang sich Alles aus, was es von demselben zu Karls Vi. Zeiten besessen hatte (f. S. 346); Karl wollte aus Frankreichs Trümmern das alte burgundifche Königreich wieder Herstellen*); dem Conne- *0 Die Burgunder wohnten anfänglich südwärts unter den Gothen in

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148 1474 bis Juni 1475), binnen welchen er in scchsundfunfzig ver- geblichen Stürmen über !5,ooo Menschen einbüßte. Gerade um die Zeit, wo er sich endlich genöthigt sah, die fruchtlose Belage- rung aufzuheben, landete König Eduard mit einem ansehnlichen Heere bei Calais. Dieser wunderte sich höchlich, von seinen großsprecherischen Bundesgenossen keinen einzigen vorzufinden, trotz dem, daß es in den Verhandlungen geheißen, sie Alle wollten sich, sobald er erscheine, mit ihm vereinigen. Er hatte gehofft, die Stadt würden ihm schon von weitem ihre Thorcsschlüffel entgegen bringen, aber Niemand ließ sich sehen, ihn zu empfan- gen. Endlich kam Karl, doch ohne Heer; denn mit dem übel- aussehenden Resten der Belagerungstruppen von Neuß wollte er nicht erscheinen, und beschämt hörte er die Vorwürfe des mit Recht erzürnten Königes an. Er eilte in seine Staaten zurück, versprechend, alles Versäumte noch wieder gut zu machen. Darauf aber konnte Eduard nicht warten, sondern nahm vielmehr Lud- wigs Anerbieten zu einem Vergleiche willig an. Er versprach, Frankreich zu verlassen, wenn ihm jener sogleich 75,ooo und dann jedes Jahr 50,000 goldne Schildthaler zahlen wolle. Lud- wig, der kein Geld achtete, wenn er höhere Vortheile damit erkaufen konnte, Unterzeichnete den Vertrag mit Freuden und beschwor ihn auf einem Kasten voller Reliquien; hierauf behan- delte er auch noch die Engländer wie werthe Gäste und befahl allen Bürgern, die in und um Pcquigny, bei Arras, wo Erstere standen, mit Wein und Lebensmitteln handelten, ihnen solche für feine Rechnung frei zu überlassen, und da konnten denn die Fremden nicht genug rühmen, was für ein vortrefflicher Herr der König von Frankreich sey. Diesem war an der Dauer des neuen Freundschaftsbundes so sehr gelegen, daß er allen Mini- stern und Günstlingen Eduards insgeheim Jahrgelder antragen ließ, wenn sie seiner bei ihrem Monarchen stets zum Besten gedenken wollten; und man sagt, es habe ihm dies eine jähr- liche Ausgabe von lg,ooo Thalern verursacht. Eduard hegte vor seiner Abreise noch den Wunsch, den König von Frankreich persönlich kennen zu lernen. Dieser war dazu nicht anders zu bewegen, als wenn cs, gleichwie früher bei der Zusammenkunft mit seinem Bruder, auf einer Gitlerbrücke geschehen könnte. Eduard lächelte und ließ es sich gefallen. Man näherte sich von beiden Seiten dem Gitter, küßte sich durch die engen

9. Bd. 2 - S. 150

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hörte, wie sie sich in Spöttereien und Beleidigungen wider den Her- zog von Burgund ergossen. Karl, der auf diese Art Alles wie- der erfuhr, gab nun dem Ansuchen des Königes leichter Gehör, der ihn mit den Gütern des Connctable zu belehnen versprach, wenn er ihm diesen Vcrrathcr auslicfern wolle; wogegen der Graf von St. Paul, um nur sein Leben zu retten, dem Herzoge alle seine Güter anbot, denselben zu bewegen, ihn gegen Ludwig in Schutz zu nehmen. Anfangs wollte Karl lieber ein Geschenk vom Connctable, als einen Henkerslohn vom Könige annehmcn; als er aber erfuhr, daß St. O.uintin, der Hauptort von des Ersteren Besitzungen, schon in des Königs Händen sey, gab er dem Gouverneur von Mons, zu dem sich der Graf geflüchtet hatte, Befehl, ihn auszulicfcrn. Es geschah; der Connctable ward nach Paris gebracht, daselbst vor dem Parlament als Hoch- verrather und Majestätsverbrecher angcklagt und vor dem Rath- hause öffentlich enthauptet (23. Dcc. 1475). Er war des Königs Schwager, Oheim der Königin von England und ein Sprößling des mächtigen Grafenstammes der Luxemburger, welcher, wie schon bei früheren Gelegenheiten erwähnt worden, durch mehr denn hundert Jahre selbst den deutschen Kaiserthron besetzt gehabt hatte. Die Anmaßungen des burgundischcn Voigts Hagenbach, welcher, von Karl dem Kühnen über verschiedene, durch den Erz- herzog Siegmund an ihn verpfändete Besitzungen in und neben der Schweiz gesetzt, den Rechten seiner Pflegebefohlenen nicht minder, wie denen der Schweizer selbst, vermessen zu nahe getreten war, mehr aber noch die Ranke Ludwigs, der unauf- hörlich strebte, die schweizerische Kraft gegen seinen gefährlichsten Feind auszuregen, veranlaßten ein enges Bündnis; der Eidgenos- sen mit Frankreich und dem jungen Herzoge von Lothringen, Renatus Ii., welchen Ludwig ebenfalls gegen Karl angereizt hatte; und nun entzündete sich der für Letzteren so unglückliche Krieg, an welchem auch Oesterreich sammt den Städten von Basel bis Straßburg wider ihn Theil nahmen. — Karl drang zuerst in Lothringen ein, und die burgundische Hecrcsmacht, durch Uebcr- zahl furchtbar, bemächtigte sich schnell der sämmtlichen Vesten dieses Landes, nebst der Hauptstadt (Nancy). Hierauf, im Januar 1476, zog er an der Spitze eines star- ken, trefflich gerüsteten, si'egtraumcndcn Heeres gegen die Schweiz.

10. Bd. 2 - S. 155

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155 thun, als ihnen schmeicheln und sie mit reichen Geschenken ent- lasten. Seine jährliche Abgabe an Eduard übersendete er noch immer auf das Pünktlichste, setzte auch die geheimen Iahrgelder an die englischen Minister fort, ließ sich aber dagegen Empfang- scheine ausstellen, die er alle auf's Sorgfältigste in seiner Schatz- kammer verwahrte. Als er jedoch endlich hörte, Maximilian habe ein Bündniß mit Eduard geschloffen, (welches dessen Schwe- ster, Maximilians Schwiegermutter, in Person zu London mit Ersterem zu Stande gebracht hatte) gerietst er in die lebhafteste Unruhe. Seine Gesandten und Courricre ritten, mit Geld wohl versehen, durch halb Europa und bemüheten sich, Maximilian in Schottland, in Venedig, in Böhmen, bei den Schweizern, ja, selbst bei dem Papste Feinde zu erwecken, und reizte dann die Niederländer zur Empörung gegen ihren Herrn auf. Zum Glücke aber für ihn bedurfte cs, wie wir im Folgenden sehen werden, so gewaltiger Anstalten nicht, sich dieses Feindes zu erwehren. — 2>n Jahre 1431 starb der letzte männliche Sprössling der Titularkönige von Neapel aus dem Hause Anjou, der Graf Karl von Maine, Besitzer der Provence. Ein neuer Glücksfall für Ludwig; denn durch seine schlauen Künste hatte er es dahin zu bringen gewusst, daß er von dem Grafen im Testamente war zum Erben eingesetzt worden. So wurde die Provence mit der Krone Frankreich vereiniget. Ludwig näherte sich jetzt dem sechzigsten Jahre und empfand die Abnahme seiner Lebenskräfte mit jedem Tage deutlicher; ec bekam wiederholt Anfälle von Epilepsie, die sich, je älter er ward, immer häufiger einstellten. Einmal beim Abendessen überfiel ihn eine so heftige Convulsión, dass er eine ganze Woche ohne Gesicht und Sprache hinbrachte, und ein andermal hatte er in einem Dorfe bei Chinon einen ähnlichen Anfall, der ihm während zweier Tage Sprache und Bewußtseyn raubte. Durch Hülfe der Acrzte kam er allmälig wieder zu sich, behielt aber eine Kraftlosigkeit, von der er sich nie wieder erholte. Als er erfuhr, dass einige von seinen Leuten ihn in seiner Bewusstlosigkeit abgehalten hatten, sich einem Fenster zu nähern, unfehlbar aus Furcht, er möchte sich hinausstürzen, jagte er sie, anstatt sie zu belohnen, aus seinen Diensten. Da die Anfälle öfters wiedcrkehrten und immer bedenklicher wurden, so bemächtigten sich Schrecken des Todes der Seele des Despoten. Je schwächer er sich fühlte, desto mehr
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