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Kapitel Ii.
Die Zeit Maximilians T.
§ 6. Kämpfe in Italien 1494—-1505.
Karls Viii. Zug nach Italien. Karl Viii. von Frank-
reich zog 1494, mit Lodovico Moro von Mailand verbündet,
über Florenz und Rom ins Königreich Neapel, indem er
die Ansprüche der Anjou (s. Ii. S. 241) wieder aufnahm. Fer-
dinand Ii., Enkel Ferdinands I., flüchtete nach Sicilien. Zum
König vonneapel gekrönt, schob Karl die Verwirklichung
seines Traums, die Türken aus Europa wieder hinauszuwerfen,
auf und kehrte mit der Hälfte seines Heeres zurück. Venedig
hatte gegen Frankreich und dessen Festsetzung in Italien eine
Liga zusammengebracht, an der sich Papst Alexander Vi.
und die katholischen Könige beteiligten, sowie Lodovico
Moro, der von dem französischen Bündnis nicht die erwarteten
Früchte geerntet hatte, und Königmax, den die französische
Diplomatie früher durch Aussicht auf Beraubung Venedigs
zur Unthätigkeit bestimmt hatte. Ein ihm entgegentretendes
venetianisch - mailändisches, vielfach überlegenes Heer schlug
Karl bei Fornuovo (1495), kehrte aber nach Frankreich zurück.
Lodovico Moro, von Schweizern schwer bedroht, wurde wieder
Frankreichs Bundesgenosse und erhielt, unter dessen Lehnsherr-
lichkeit, Genua. Das Königreich Neapel verloren die
Franzosen sehr rasch wieder infolge der Verhasstheit
ihres Regiments und der Unfähigkeit eines ihrer zwei Feldherrn
an Ferdinand Ii., der von einer spanischen Flotte und Land-
macht, wie auch vom Papst und Venedig, unterstützt wurde,
und seinen Oheim und Nachfolger Federigo (1496).
Savonarola. Girolamo Savonarola, Dominikaner (geb.
1452), wirkte inflorenz seit 1482, beherrscht von asketisch-
mittelalterlicher Lebensanschauung und den altväterischen Vor-
stellungen des Kleinbürgertums, vor allem durch die Gewalt
seiner Predigt gegen die Entartung und Verweltlichung
der Kirche und der Geistlichkeit, gegen „Tyrannei“,
Laster und Luxus und für Aufrichtung einer re-
publikanischen Theokratie. Die unsichere und später
zu gefügige Haltung, die Pietro Medici dem heranziehenden
französischen König gegenüber einnahm, bewirkte vollends den
Zusammenbruch der Tyrannis (1494).
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Extrahierte Personennamen: Maximilians_T. Maximilians Karls Karl_Viii Karl Lodovico_Moro Ferdinands_I. Ferdinands_I. Karl Karl Alexander_Vi Alexander Lodovico
Moro Karl_bei_Fornuovo Karl Lodovico_Moro Ferdinand_Ii Ferdinand Savonarola Girolamo_Savonarola Pietro_Medici
Extrahierte Ortsnamen: Italien Karls Italien Frank- Mailand Rom Neapel Sicilien Europa Frankreich Italien Frankreich Frankreichs Genua Neapel Venedig
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ment des französischen Königs, andrerseits an die zu erwartende
häufige Abwesenheit des spanischen Herrschers, endlich die unge-
heuren Summen, die Karl aufwandte oder versprach (im heutigen
Geldwert etwa 36 Millionen Mark, zumeist von den Fugger
vorgestreckt), bewirkten einen Umschwung. Ein wiederholter
Versuch, die Wahl auf Friedrich von Sachsen zu lenken, scheiterte
an dessen Ablehnung, und schliesslich liess auch Leo X. erklären,
dass der Besitz Neapels der Wahl Karls nicht im Wege stehe.
Am 28. Juni 1519 wurde Karl einstimmig gewählt. Karls
Vertreter mussten in dessen Namen in einer Wahlkapitu-
lation u. a. zusichern, dass er kein Bündnis mit fremden Staaten
ohne Wissen und Willen der Kurfürsten schliessen, keine fremden
„Völker“ ins Reich ziehen, königliche und Reichsämter nur Ein-
heimischen übergeben, ein Reichsregiment aufrichten und die
grossen Handelsgesellschaften abschaifen werde.
Ulrich von Württemberg (1498—1550) war 1512 dem Schwäbischen
Bunde nicht wiederbeigetreten, sondern hatte einen „Kontrabund“ geschallen.
Als er, von Max zum zweitenmale wegen Ungehorsams geächtet, nach dessen
Tod, im Vertrauen auf die französische Freundschaft, Reutlingen über-
zogen und landsässig gemacht hatte, verdrängte ihn das Heer des
Schwäbischen Bundes rasch aus seinem Lande. Ein August 1519
gemachter Versuch, mit Hilfe des Landvolks es wiederzugewinnen, misslang.
Der Schwäbische Bund trat, um zu seinen Kriegskosten zu kommen, Würt-
temberg ankarl ah, der August 1520 als Herzog und Erbherr davon Besitz
nahm. In Worms wiirde es dem Erzherzog Ferdinand überwiesen. In
der „Hildesheimer Fehde“ errangen Bischof Johann von Hildesheim und
Herzog Heinrich von Lüneburg, die mit Frankreich in Verbindung standen,
28. Juni einen Sieg bei Soltau über den Bischof von Minden und die Herzoge
von Braunschweig-Wolffenbüttel und -Kahlenberg.
Der Gegensatz Karls V. und Franz I. Die Stellung Eng-
lands und Leo X. Den Krieg zwischen Spanien-Burgund und
Frankreich machten dieansprüchefrankreichsaufrück-
gabe des südlichen Navarra an das Haus Albret und auf
Neapel, die Karls auf Mailand (im Namen des Reichs)
und die Bourgogne, Frankreichs Lehnsherrlichkeit über Flandern
und Artois und sein Wunsch, Roussillon (1493—1642 spanisch) an
sich zu bringen, sowie die allgemeine Rivalität de rvalois
und des Hauses Oesterreich um die vorherrschende Stel-
lung unvermeidlich. Karls Lage gestaltete sich zwar noch
ungünstiger durch den Aufstand der Co mm uneros in
Castilien und Valencia, den hauptsächlich die Steigerung
der finanziellen Belastung (zum Teil von der erpresserischen
Habsucht der wallonischen Hauptratgeber Karls verursacht)
und damit teilweise zusammenhängende massenhafte Gold-
ausfuhr, sowie die municipale Rechtlosigkeit des Bürgerstands
hervorrief; aber der Ausbruch wurde verzögert durch die Be-
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Extrahierte Ortsnamen: Karls Karls Reutlingen Worms Frankreich Minden Karls Frankreich Navarra Haus_Albret Neapel Karls Mailand Frankreichs Oesterreich Karls Valencia Karls
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Herrschaften zum Mittelpunkt einer umfassenden Erhebung gegen
Franz zu machen, September 1523 fliehen. Wie sich 1523
Mailand einer französischen Armee gegenüber behauptete, so
endete eine von Bourbon geleitete Invasion in Südfrankreich,
der Karl nicht, wie verabredet war, von Spanien aus die Hand
reichte, nach vergeblichem Angriff auf Marseille mit nur schwer
erkämpftem Rückzug nach Oberitalien, und die Franzosen
nahmen Ende Oktober 1524 Mailand wieder. Karls Sache
stand diplomatisch (Clemens Vii. und Venedig insgeheim mit
Frankreich verbündet und geheime Unterhandlungen Englands)
finanziell und militärisch sehr schlimm, als die Schlacht bei
Pavia (24. Februar 1525) zu gänzlicher Niederlage der
Franzosen und Gefangennahme ihres verwundeten
Königs führte.
Während des Kampfes des „katholischen“ und des „aller-
christlichsten Königs“ war Rhodus, bei dessen Verteidigung
die Johanniter vom Abendland nur schwach unterstützt wor-
den waren, Ende 1522 durch Kapitulation Soliman zugefallen,
Hauptsitz des Johanniterordens wurde Malta. In Italien, wo
Karls Armee infolge des Geldmangels in immer grössere Zer-
rüttung verfiel, versuchte mit Billigung des Papstes und Venedigs
eine patriotische Partei (Morone, Kanzler Max Sforzas) ver-
geblich, Karls Feldherrn Peskära zum Verrat zu bewegen, um
so die drohende Fremdherrschaft der Habsburger abzuschütteln.
Misshelligkeiten über die Frankreich zu stellenden Bedingungen
führten den gänzlichen Bruch zwischen Karl und England herbei,
und 30. August schloss England gegen hohe Geldsummen Frieden
mit Frankreich. Der noch Frühjahr 1525 nach Spanien ver-
brachte französische König beschwor 13. Januar 1526 den
Frieden von Madrid, der ihn zur Rückgabe der Bour-
gogne, Abtretung niederländischer Grenzdistrikte, Wieder-
einsetzung Bourbons in seine Herrschaften, zum Verzicht auf
alle und jede Herrschaft in Italien, endlich noch dazu
verpflichtete, den Kaiser militärisch in Italien, sowie bei Ver-
treibung der Türken und Bekämpfung der lutherischen Sekte
zu unterstützen. 17. März 1526 kehrte Franz, nachdem er
zwei Söhne als Geiseln gestellt hatte, nach Frankreich
zurück. Er hatte 12. Januar insgeheim erklärt, dass er jeden
in seiner Gefangenschaft geschworenen Eid, weil erzwungen,
als nicht bindend betrachte, und jetzt sagte ersieh, nachdem
die Stände der Bourgogne ihre unabänderliche Zugehörigkeit
zu Frankreich erklärt hatten, (Mai 1526) vom Frieden los;
der Papst entband ihn des Eides. Karl vermählte sich März 1526
mit Isabella von Portugal.
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Extrahierte Personennamen: Franz Franz Karl Karl Karls Clemens_Vii Karls Max_Sforzas Max Karls_Feldherrn_Peskära Karls Karl Karl August Franz Franz Karl Isabella_von_Portugal
Extrahierte Ortsnamen: Mailand Südfrankreich Spanien Marseille Oberitalien Mailand Karls Frankreich Englands Pavia Malta Italien Karls Venedigs Frankreich England England Frankreich Spanien Madrid Bour- Italien Italien Frankreich Frankreich
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Schweifungen und Pest sehr geschwächt war, in kurzer Zeit
auf ivenige Plätze, worunter Neapel, das zu Wasser und zu
Lande eingeschlossen wurde. Die Stadt war dem Fall nahe, als
Andreas Doria, unzufrieden über Frankreichs Saumseligkeit und
über Begünstigung der Nachbarstadt Savöna, mit der genuesi-
schen Flotte ab fuhr und so die Verproviantierung der Stadt
ermöglichte. Das durch die Pest auf einen kleinen Pest reduzierte
französische Heer musste bald abzielien und dieser
Rest bei Aversa kapitulieren. Genua vertrieb die französische
Besatzung und machte sich frei (Oktober 1528). Die Niederlage
eines französischen Heeres, das gegen Genua heranzog, bei Landriano
(Juni 1529) machte die Kaiserlichen vollends zu Herren
von Italien, das entsetzlich verwüstet war. C1 emens V11.
hatte sich einige Tage nach einem mit Karls Bevollmächtigten ge-
schlossenen Neutralitätsvertrag nach Orvieto geflüchtet (November
1527) und die Neutralität dann wenigstens äusserlich gewahrt.
Oktober 1528 war er, von Frankreich und Venedig in seinen
territorialen Wünschen gekränkt, nachromzurückgekehrt.
29. Juni 1529 wurde der Friede zwischen Karl und dem
Papst in Barcelona abgeschlossen, in dem der Papst
Florenz für seinen 1527 daraus vertriebenen, kurz vorher mit
einer illegitimen Tochter Karls verlobten Neffen Alexander er-
hielt. August 1530 wurde Alexander mit Waffengewalt einge-
setzt. Der Papst erhielt Ravenna, Modena und Reggio, sowie
die feierliche Zusage Karls und Ferdinands, die Ketzerei, wenn
nötig, auch mit Waffengewalt auszurotten; Karl und Ferdinand
wurde der vierte Teil der geistlichen Einkünfte ihrer Gebiete
zu einem Türkenkriege zugesagt. Zwischen Karl und Franz
wurde 3-/5. August 1529 der „Damenfriede“ (Margarete, Karls
Tante, und Ferdinands Mutter Luise von Savoyen) in Cambrai
geschlossen, in dem Franz feierlich auf Italien, Karl
thatsäclilicli, aber unter Vorbehalt der ihm im Madrider
Frieden zugestandenen Rechte, auf die Bourgogne ver-
zichtete. Franz zahlte für seine Söhne ein bedeutendes Löse-
geld und heiratete Karls Schwester Eleonore. Karl, der August
in Genua landete, belehnte, angesichts des türkischen Angriffs,
den schwer kranken Sforza mit Mailand und schloss mit Venedig
Frieden. 24. Februar 1530 wurde er in einer Versammlung
spanischer und italienischer Granden inbologna vom Papste
zum Kaiser gekrönt.
Das englische Schisma. Heinrich Viii., der alle reformatorischen
Regungen bis dahin unterdrückt hatte, wünschte, um einen männlichen
Thronerben zu erhalten und Anna Boleyn heiraten zu können, dass seine
1510 mit Dispens Julius’ Ii. geschlossene Ehe mit Katharina von Ara-
goni en, der Witwe seines 1502 verstorbenen Bruders Arthur, Tante Karls V.,
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thatsäclilicli Karl Franz Franz Karls_Schwester_Eleonore Karls Karl Karl August Sforza Heinrich_Viii Heinrich Anna_Boleyn Katharina_von_Ara- Arthur Karls_V. Karls_V.
Extrahierte Ortsnamen: Neapel Frankreichs Genua Italien Karls Orvieto Frankreich Venedig Barcelona Florenz Ravenna Modena Karls Ferdinands Karls Ferdinands Cambrai Italien Genua Mailand
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Anspruch nahm, und schloss Mitte 1540 ein Schutz- und Trutz-
bündnis mit Frankreich.
§ 25. Karls V. Zug gegen Tunis, dritter Krieg mit Franz I.,
Türkenkrieg.
Karl gewann an Waffenruhm und persönlichem Ansehen durch
die von ihm selbst geleitete, von Portugal und vom Papst Paul Iii.
(Farnese: seit Oktober 1534) mit Schiffen unterstützte Expe-
dition gegen Tunis, das der griechische Renegat Klieir-ed-
Din Barbarossa, als Nachfolger seines Bruders Aroudj Herr
von Algier, seit 1518 Lehnsmann, seit 1532 Admiral des os-
manischen Sultans, 1533 erobert hatte. Karl nahm Goletta
und einen Monat später Tunis, wo er den früheren islamitischen
Herrscher wieder einsetzte (1535). Aber Barbarossa ent-
kam nach Algier, von wo er sehr bald seine Raubzüge nach
spanischem Gebiet wieder aufnahm.
Trotz seiner engen Beziehungen mit dem Sultan (1535
Handelsverträge, Kapitulationen) hatte Franz diese Expedition
zu einem Angriff auf Karl nicht benützt. Nach dem Tode Franz
Sforza’s (November 1535) weigerte sich Karl, Franz’ zweiten
Sohn mit Mailand zu belehnen. Franz begann den Krieg 1536
durch Besetzung Piemonts, auf das er ihm vererbte Ansprüche
seiner verstorbenen Mutter geltend machte. Er war jetzt offen
mit Soliman verbündet und es kam zu gemeinsamen Operationen.
Dies nötigte Paul Iii. (Farnese) trotz inneren Widerstrebens
immer mehr dazu, Karl zu begünstigen. Nach dem Scheitern
zweier Invasionen in Frankreich, einer im Norden, der andern
im Süden, und einem Einfall der Franzosen in Artois kam durch
persönliche Vermittelung Pauls Iii. Juni 1538 ein zehnjähriger
Waffenstillstand in Nizza auf Grundlage des status
quo zu stände; von Piemont blieben 2/3 in Händen Frankreichs,
Vs behielt Karl. Karl und Franz kamen Mitte Juli in Aigues-
Mortes zusammen, aber die Zusagen, die Franz hier dem Kaiser
in betreff gemeinsamen Vorgehens gegen die „Abgewichenen“
und die Türken machte, wurden von Karl nach Wert und Trag-
weite übertrieben dargestellt. Karl konnte 1540 durch Frank-
reich reisen, um das aufständische Gent zu züchtigen; aber er
belehnte Oktober 1540 seinen Sohn Philipp mit Mailand.
Spanien hatte sich seit 1505—10 verschiedener Küstenpunkte von Oran
bis Tripolis bemächtigt, aber seit 1516 folgten Verluste auf Verluste. Barba-
rossa suchte von 1580 an wiederholt spanisches Küstengebiet furchtbar heim.
Goletta blieb spanisch, Tunis von Spanien abhängig bis 1574. — Der Kaiser
und Venedig wurden seit 1537 zur See von Soliman und Barba-
rossa bekriegt, Apulien schwer verwüstet, ein Heer Ferdinands
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Extrahierte Personennamen: Karls_V. Franz_I. Franz_I. Karl Karl Barbarossa Barbarossa Karl Karl Goletta Barbarossa Barbarossa Franz Franz Karl Karl Franz
Sforza’s Franz Karl Karl Franz Franz Karl Karl Karl Franz Franz Franz Franz Karl Karl Karl Philipp Philipp Goletta Soliman
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Karls Tunis Portugal Tunis Algier Tunis Algier Mailand Frankreich Nizza Frankreichs Mailand Spanien Oran Tripolis Tunis Spanien Venedig Barba- Apulien
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Stuart erklärte sicli 1586 bereit, wenn ihr Sohn nicht wieder
zur katholischen Religion zurücktrete, ihre Rechte auf die eng-
lische Thronfolge an Philipp abzutreten, und arbeitete daran,
dass Jakob, der zu Elisabeth hielt, durch die katholischen
Lords mit spanischer Hilfe gefangen und Philipp oder
dem Papst ausgeliefert würde. Eine, vielleicht ganz
und gar von agents provocateurs ins Werk gesetzte, Ver-
schwürung („Babingtonverschwörung“), die mit Wissen
Philipps und Marias die Ermordung Elisabeths bezweckte, wurde
August 1586 entdeckt; Babington und 13 andere bald darauf
hingerichtet, Maria entsprechend dem Gesetz von 1585 vor
Gericht gestellt, das 25. Oktober gefällte Todesurteil
8. November vom Parlament bestätigt, 2. Februar 1587 von
Elisabeth unterzeichnet. Vollstreckt wurde es 8. Februar 1587
ohne ausdrücklichen Befehl Elisabeths. Den Beamten, der die
Vollstreckung angeordnet hatte, strafte sie mit längerer Haft.
Sixtus V. erneuerte den Bann gegen Elisabeth und
zeigte sich zu grosser Geldhilfe an Philipp bereit, dem Maria
testamentarisch ihr Anrecht auf England vermacht hatte.
In Spanien wurde, unter grosser Opferwilligkeit der Pro-
vinzen und Städte, die „unüberwindliche Armada“, die erste
grosse Segelkriegsflotte der Neuzeit, ausgerüstet, deren Befehl
Philipp in seiner blinden Vorliebe für die Kastilianer dem see-
unkundigen Herzog von Medina Sidonia übertrug; Parma sammelte
in den Niederlanden ein Landheer von 30000 Mann und eine
Transportflotte. Zum Glück für England, das erst Mai 1588
ernste und umfassende Rüstungen begann, wurde die Armada
durch schweres Unwetter genötigt, sechs Wochen lang
in den biskayischen Häfen sich zu bergen. In England
war mittlerweile der geringe Bestand der Kriegsflotte, dank
dem Patriotismus, auch der Katholiken, durch Kauffahrer und
Küstenschiffe ergänzt worden. Im Kanal brachten die Eng-
länder vermittelst der grösseren Beweglichkeit ihrer kleine-
ren Schiffe, ihrer dem Unterschied angepassten Kampfesweise
und durch Brander (Ende Juli) der Armada schwere Ver-
luste bei; Parma war das Auslaufen durch holländische Schiffe
unmöglich gemacht worden. Der spanische Admiral entschloss
sich zur Umkehr und zwar um Grossbritannien herum.
Die Armada wurde bis Edinburg von den Engländern verfolgt,
erlitt aber auf der weiteren Fahrt durch Stürme noch grössere
Verluste. 20000 Mann, 81 Schiffe und 20 Millionen Dukaten
waren umsonst geopfert; die Freiheit Englands und mittel-
bar der nördlichen Nieder lande und der Bestand des
j Protestantismus gesichert.
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Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp Jakob Philipp Philipp Philipps Marias Elisabeths August Maria Maria Elisabeth Sixtus_V. Philipp Philipp Maria Maria Philipp Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Marias England Spanien Medina_Sidonia Niederlanden England England Grossbritannien Edinburg Englands
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§ 41. Fortgang und Ende (1er französischen Religionskriege.
Spanien und Frankreich. 1586—1598.
Achter Religionskrieg\ Erst Mitte 1587 begann Heinrich Iii.
ernstlich, in wenig aufrichtigem Zusammenwirken mit den Guise,
den Krieg gegen die Hugenotten. Der Sieg Heinrichs von Na-
varra bei Coutras wurde nicht ausgenützt, und dann aufgewogen
durch den Sieg Heinrichs von Guise über ein deutsch-schweizerisches
Söldnerheer („Krieg der drei Heinriche“). Die Ligue stellte
an den König jetzt Forderungen, deren Erfüllung ihre Häupter
zu Herren Frankreichs gemacht hätte, sie verlangte auch Er-
richtung eines Inquisitionstribunals in jeder Stadt und Hinrich-
tung aller mit den Walfen in der Hand gefangenen Ketzer.
Heinrich Guise erschien, wider das Verbot des Königs, Mai 1588
in Paris, wo die revolutionäre Erregung schon stark war {„Ligue
der Sechzehn“). Die Sorbonne hatte verkündet, dass das Volk
berechtigt sei, Könige abzusetzen. Am „Barrikadentag“ (13. Mai)
ivurde der König gezwungen, Paris zu verlassen, wo sich bald
eine terroristische und ketzerverbrennende Handwerkerregierung
(„Commune“) der Herrschaft bemächtigte. Der schwache König
unterwarf sich Mitte des Jahres im „Unionsvertrag“ der Ligue:
er erklärte u. a. jeden ketzerischen Prinzen der Thronfolge für
verlustig und übergab den Oberbefehl über alle königlichen
Truppen den Guise. Aber als die Generalstände von Blois bestrebt
waren, durch ihre Haltung die Macht der Guise auf Kosten des
Königtums noch mehr zu heben und zu befestigen, liess der
König Heinrich von Guise in seinem Vorzimmer durch
Edelleute und einen Tag später dessen Bruder, denkardinal
Ludwig von Lothringen, ermorden (Ende 1588). An-
fang 1589 wurden die Generalstände aufgelöst. In Paris und
nach seinem Vorgang in den meisten französischen Städten
wurde der Bruder der ermordeten Guise, Herzog von Mayenne,
als „Generalstatthalter des Staates und der Krone Frankreich“
ausgerufen, in Paris organisierte Mendoza, der Gesandte Philipps,
der sich die Hoffnung auf Beherrschung Frankreichs und damit
auf Niederwerfung der gesamten Niederlande wahren wollte,
den Widerstand, die Sorbonne entband das französische
Volk des Heinrich Iii. geschworenen Eides, und Sixtus V.
bedrohte ihn mit dem Bann. Der Fanatismus wurde insbesondere
durch Predigten niederer Kleriker und Mönche, sowie durch
Massenprozessionen rege gehalten und geschürt. Für Hein-
rich Iii. blieb, da er selbst nur über wenig Truppen verfügte,
nur übrig, mit Heinrich von Navarra sich zu einen,
dem er Religionsfreiheit für die Reformierten zu-
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Iii Heinrich Heinrichs Heinrichs Heinrichs Heinrich_Guise Heinrich Heinrich_von_Guise Heinrich Ludwig_von_Lothringen Ludwig Mendoza Philipps Philipps Heinrich_Iii Heinrich Sixtus_V. Heinrich_von_Navarra Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Frankreich Paris Paris Paris Frankreich Paris Frankreichs
sicherte. Aber auch loyale Katholiken strömten (lern Könige
zu. Die beiden Heinrich lagerten mit grosser Macht vor Paris
und hatten Aussicht, es zu bezwingen; da wurde Heinrich Iii.
von einem Dominikaner Jacques Clément 1. August
1589 ermordet.
Heinrichs Iv. Kampf gegen die Ligue und Spanien. In
Paris wurde die Tliat Cléments durch Tedeum und Freuden-
feuer gefeiert- und (der in Navarras Gefangenschaft befindliche)
Kardinal von Bourbon als Karl X. zum König ausgerufen, Karl
von Mayenne wurde sein Generalstatthalter. Philipp und der
Papst unterstützten ihn mit Geld und Truppen. Heinrich Iv.
bestimmte durch Zusagen, welche eine räumlich unbeschränkte
Religionsfreiheit der Hugenotten ausschlossen, wenigstens einen
Teil der katholischen Aristokratie, auf seiner Seite zu bleiben.
Auch ein Teil des Klerus schloss sich ihm an. Er erhielt Geld,
dann auch Truppen von Elisabeth, von deutschen Protestanten und
von den Niederlanden. Heinrichs Sieg bei Ivry über Mayenne
(März 1590) ermöglichte es ihm, Paris, in dem auch ein päpst-
licher Legat den Widerstand aufrecht erhielt, wieder zu be-
lagern; als es dem Falle nahe war, wurde es durch Parma
entsetzt und wieder verproviantiert. Nach dem Tode „Karls X.“
(Mai 1590) nahm Paris eine spanische Besatzung auf, und
Philipp begann Rechte seiner Tochter Isabelle, durch ihre Mutter
Enkelin Heinrichs Ii., geltend zu machen. Er Hess sich die Ober-
herrschaft über die Bretagne übertragen, während der Savoyer
den grössten Teil der Provence besetzte. Unter den bisherigen
Gegnern Heinrichs wuchs der Zwiespalt zwischen einer gemässigt
katholischen Partei, die auf nationale Einheit und Integrität
den grössten Wert legte, und einer extrem katholischen, zumeist
demokratisch-terroristischen Partei, die bereit war, die Vernich-
tung des Protestantismus und eine an Souveränität grenzende
Selbständigkeit der Provinzen und Städte selbst durch eine
mittelbare Herrschaft Philipps und durch bedeutende territoriale
Verluste zu erkaufen. Parma hatte Heinrich gezwungen, die
Belagerung Rouens aufzugeben, musste aber selbst nach den
Niederlanden zurückgehen (1592). Von Generalständen, die,
ziemlich unvollständig, Anfang 1593 in Paris zusammentraten,
erhoffte Mayenne seine Wahl zum König, aber der spanische
Gesandte forderte Anerkennung des Erbrechts Isabellens und
bezeichnete als deren zukünftigen Gemahl den Erzherzog Ernst,
später dachte man an ihre Verheiratung mit Karl Guise, dem
Sohne Heinrichs. Nachdem das Parlament von Paris feierlich
die Gültigkeit des salischen Gesetzes verkündet hatte, trat
Heinrich, während eines mit Paris abgeschlossenen Waffen-
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich_Iii Heinrich Jacques_Clément August Heinrichs Heinrichs Karl_X Karl Karl
von_Mayenne Karl Philipp Heinrich_Iv Heinrich Elisabeth Heinrichs Heinrichs Philipp Philipp Isabelle Heinrichs Heinrichs Hess Heinrichs Heinrichs Philipps Heinrich Heinrich Ernst Karl_Guise Karl Heinrichs Heinrichs Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Paris Spanien Paris Navarras Niederlanden Paris Paris Paris Isabellens Paris Paris
I Stillstandes, im Anschluss an Unterhandlungen von Bischöfen
beider Lager, innerlich wenig dogmatisch gerichtet und seiner
Gemütsart nach calvinistischem Wesen fremd, 25. Juli 1593
feierlich zur katholischen Kirche zurück. Er wies
aber das Verlangen der Ligue, anzuerkennen, dass sein Ueber-
tritt und seine Absolution durch den Papst Vorbedingung sei-
j nes königlichen Rechtes sei, zurück und setzte den Krieg,
im Einvernehmen mit schon 5/g der französischen
I Bischöfe, fort. Er zog, auf Grund einer Abmachung mit dem
[Gouverneur, 22. März 1594 in Paris ein; die spanische Be-
I Satzung erhielt freien Abzug. Die Städte der Ligue, wie auch
jj die Grossen erkannten ihn grösstenteils bald darauf an, viele
I (so Karl von Mayenne Anfang 1596) gewann Heinrich nach und
nach durch bedeutende Zugeständnisse von Geld, Einkünften
| und hohen Posten. Die Gefahr, dass die gallikanische Kirche
- durch Ernennung eines Patriarchen sich Rom gegenüber selb-
> ständig stelle, sowie das Bedürfnis eines Gegengewichts gegen
[Spanien überwanden die Bedenken Clemens’ Viii. Er er-
kannte September 1595 Heinrich an, der sich formell
einer päpstlichen Lossprechung vom Bann unterwarf. Für den
• Krieg, den Heinrich seit Anfang 1595 offen mit Spanien
führte, gewann er 1596 England und Holland, dann auch
Venedig und Toskana zu Bundesgenossen. Unter päpstlicher
Ivermittlung schloss Heinrich, ohne Rücksicht auf seine
: Verpflichtungen gegen England und die Niederländer, mit P h i-
[ lipp 2. Mai 1598 den Frieden von Vervins. Spanien
| gab alle Eroberungen zurück, so dass der territoriale
Stand des Friedens von Cateau-Cambresis erneuert
| wurde. Aber Heinrich unterstützte auch fernerhin die Nieder-
[ länder mit Geld und Truppen, Spanien seinerseits gegen Hein-
| rieh gerichtete Verschwörungen. Mit Savoyen schloss Heinrich
1601 Frieden; er trat Saluzzo ab gegen Gebiete zwischen Lyon
i und Genf.
Das ,.beständige und unwiderrufliche“ Edikt von Nantes
(15. April 1598) war bestimmt, die Hugenotten (nur noch 720 Ge-
[ meinden) zu beruhigen und zu befriedigen. Die katholische
Kirche wurde zur Landeskirche erklärt: sie wurde überall,
| auch in den bis jetzt ausschliesslich protestantischen Gebieten
zugelassen und erhielt ihre Güter zurück; die Protestanten
hatten die katholischen Feiertage und die kanonischen Ehegesetze
zu beobachten, der Kirche auch den Zehnten zu entrichten. Aber
es wurde ihnen Gewissensfreiheit gewährleistet, Kultus-
freiheit nur in den Orten, wo sie zur Zeit thatsächlich
bestand, und in den Schlössern des Adels, aber nicht in
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_von_Mayenne Karl Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Saluzzo
Extrahierte Ortsnamen: Paris Rom Spanien England Holland England Spanien Spanien Lyon Genf Nantes
tober 1555 die Niederlande, 15. Januar 1556 die spanische
Krone; als er September 1556 nach Spanien sich einschiffte,
liess er durch eine Gesandtschaft den Kurfürsten seine Ab-
dankung mitteilen. Er hielt sich in S a n Y u s t e (in Estremadura)
in der Nähe eines Klosters auf, seinen Sohn in der Politik
fleissig beratend, und starb 21. September 1558. Die mittel-
alterliche Kaiseridee, die wieder zu verwirklichen er bestrebt
gewesen war, hatte mit seinem Rücktritt vollends ihre reale
Bedeutung verloren.
Den Krieg mit Frankreich, der im niederländisch-
französischen Grenzgebiete und in Italien (hier auch zur See
und auch gegen die türkische Flotte) geführt wurde, brach
Karl Februar 1556 durch den auf Grundlage des Status quo
geschlossenen Waffens tillstand von Vaucelles ab. Aber
Paul Iv. (1555—59 Caraffa), leidenschaftlich auch als Feind
der Spanier, brachte, hauptsächlich mit Hilfe der Guise,
Heinrichil dazu, den Waffenstillstand zu brechen.
Vom Papst seines Eides entbunden, nahm Heinrich die türkische
Bundesgenossenschaft wieder auf. Der spanische Vize-
könig Alba zog zweimal vor Rom (1556 und 57), Guise richtete
mit einem französischen Heere gegen das Königreich Neapel
wenig aus. Spanien und Paul Iv. schlossen noch 1557
Frieden. England beteiligte sich 1557 am Kriege
gegen Frankreich; 10. August 1557 wurde das französische
Heer bei St. Quentin geschlagen, dagegen entriss der nach
Frankreich zurückgekehrte Guise den Engländern Anfang 1558
Calais. Trotz des Sieges bei Gravelingen (Juli 1558) zeigte
sich auch Philipp wegen grosser Geldnot zum Frieden bereit,
der April 1559 in Cateau Cambrüsis, für Spanien sehr
günstig, abgeschlossen wurde. Spanien behielt, was es in
Händen hatte, Frankreich Calais, auf das die neue, ihres
Thrones noch nicht sichere, englische Königin Elisabeth gegen
eine Geldsumme verzichtete (und Metz, Toul und Verdun, für
deren Wiedergewinnung das Reich nichts that, wenn es auch
das Verlangen Heinrichs nach Sitz und Stimme im Reichstage
ablehnte). Der Herzog von Savoyen erhielt Piemont wieder;
in Italien blieben Frankreich nur vier Festungen und die Mark-
grafschaft Saluzzo.
§ 30. Verfassung des Reichs um 1560. Weiterentwickeliing
der Territorialstaaten.
Der Kaiser, seit Ferdinand I. durch die nun stets in
Frankfurt vollzogene Wahl „erwählter römischer Kaiser“, besass
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Extrahierte Personennamen: Karl_Februar Karl Vaucelles Caraffa Heinrich Heinrich August Philipp Philipp Heinrichs Ferdinand_I.
Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Spanien Frankreich Italien Rom Neapel Spanien Frankreich Frankreich Cateau_Cambrüsis Spanien Spanien Frankreich_Calais Verdun Italien Frankreich Frankfurt