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1. Die Grundzüge der Geographie - S. 56

1904 - Braunschweig : Westermann
— 56 — Landschaften verdrängt. Im Jahre 1066 eroberte Wilhelm der Eroberer mit seinen normannischen Rittern das Land — aus der Mischung ihres Französisch mit dem Angelsächsischen ist die englische Sprache entstanden. Bis 1154 herrschten normannische Könige, dann bis 1485 das Haus Anjou oder Plantagenet, von dem die Insel Irland erobert wurde, bis 1603 die Tudors, als letzte dieses Hauses die Königin Elisabeth, unter deren Regierung im Unabhängigkeitskampfe gegen Philipp Ii. von Spanien der Grund zur englischen Seemacht und damit auch des englischen Weltreiches gelegt wurde; bis 1714 das schottische Haus Stuart (der erste Stuart Jakob I. vereinigte England, Schottland und Irland), von 1714 ab das Haus Hannover. Großbritannien ist heute eine konstitutionelle Monarchie; die vollziehende Gewalt liegt in der Hand des Königs, gegenwärtig Eduard Vii., die gesetzgebende teilt die Krone mit dem Parlament, das aus Oberhaus (Haus der Lords) und Unterhaus (Haus der Gemeinen) besteht; es ist die erste Seemacht und der erste Handelsstaat der Welt und mit seinen auswärtigen Besitzungen ein Riesenreich von 350 Mill. Einwohnern. A. England mit Wales (150000 qkm mit 32 Mill. Einw.) zerfällt in vierundvierzig Grafschaften oder Shires (scheirs). Nach der geographischen Lage unterscheiden wir: a) Ostengland (die alten Königreiche Essex und Ostangeln). Hier liegt des britischen Weltreiches Hauptstadt London, größtenteils auf dem linken Ufer der Themse, da wo sie anfängt für Seeschiffe schiffbar zu werden, mit 6 % Mill. Einw. über 300 qkm ausgebreitet, die volkreichste Stadt und der erste Handelsplatz der Erde (Tower, Paulskirche, West-minsterabtei, British Museum), flußabwärts der Vorort Greenwich (grinitsch) mit der Sternwarte, durch welche der Null-meridian gelegt ist; nördlich von London Cambridge mit altberühmter Universität und Norwich (nörritsch). b) Südengland (die alten Königreiche Kent, Sussex, Wessex). Canterbury (känterböri), Sitz des ersten Erzbischofs der englischen Kirche, Dover, Überfahrt nach Calais, die Kriegshäfen Portsmouth gegenüber der Insel Wight und Plymouth an der Küste von Cornwall; Southampton (saußämpten), wichtiger Hafenplatz; Brighton (breiten), Hafen und Badeort am Kanal; Windsor, königliche Residenz an der Themse oberhalb Londons. c) M i 11 e 1 e n g 1 a n d (das alte Königreich Mercia). Oxford an der oberen Themse, altberühmte Universitätsstadt; Birmingham (525 000 Einw.), erste Fabrikstadt Englands für Messing-

2. Bd. 6 - S. 229

1846 - Braunschweig : Westermann
229 Drittes Kap. Kunst und Wissenschaft. aller Tugenden ihrer Ahnherren — waren die meisten den Wissenschaften hold, viele persönlich ausgezeichnet in denselben. Wir werten einiger aus ihnen noch in der neuen Geschichte ruhmvoll gedenken. Andere Fürsten Italiens eiferten den Mediceern nach, und theilten ihren Ruhm. So in Ferrara Lionel von Este und Borso sein Bruder; in Mailand Philipp Maria Visconti, seines Hauses der Leztc; nicht minder Franz Sforza und selbst sein verbrecherischer Sohn Ludwig Morus; in Neapel Alfonsus V.; in Mantua mehrere Gonzaga, in Rom aber vor Allen Papst Nikolaus V. (Tommaso von Sarzano, schon als Bibliothekar in Florenz durch seinen Eifer für die Wissenschaften berühmt), der Gründer der großen vaticanischen Bibliothek, und sein wür- diger Nachcifercr Pius Il Außerhalb Italien machten zumal Karl V., der Weise, König in Frank- reich, Kaiser Maximilian und vor Allen Matthias Corvinus, der unga- rische König, sich um die Wissenschaft verdient durch treue und fruchtbringende Pflege §. 4 Von den hohen Schulen und Akademien. Die kostbarsten Denkmale solchen edlen Eifers sind die vielen neu ge- gründeten oder befestigten oder cmporgcbrachten Schulen gewesen, zumal die hohen Schulen oder Universitäten, deren im vorliegenden Zeitraume eine ansehnliche Zahl, und großenthcils zu strahlendem Glanze, sich erhob. Also wurde zu Prag von K. Karl Iv. die wcitberühmte Universität, nach dem Muster jener von Paris, errichtet (1348), mit der Einthcilung in vier Fa- kultäten und in vier Nationen, welches lcztcre, als K. Wenzel die böhmische Nation vor den drei anderen begünstigte, eine große Zerrüttung, ja die Auswanderung der ausländischen Lehrer und Schüler veranlaßte. Meist nach dem Muster von Prag, seltener von Bologna, wurden nun in Teutsch- land viele Universitäten in schneller Folge gestiftet, als zu Wien (1363) von den Herzogen Rudolf Iv. (genannt der Stifter), Albrecht und Leopold; zu Heidelberg (1386) von dem Kurfürsten Ruprecht; zu Köln (1388) und zu Erfurt (1392) durch Stadtrath und Bürgerschaft; zu Würzburg (1402) durch den Bischof Johann I.; zu Leipzig (1409) durch Friedrich den Streitbaren und dessen Bruder Wilhelm, bei Ge-

3. Bd. 6 - S. 240

1846 - Braunschweig : Westermann
240 Drittes Kap. Kunst und Wissenschaft. Die Landessprache der Engländer, welche seit der normannischen Zeit durch die für vornehmer geachtete französische Sprache in Erniedrigung gefallen war, erhob sich allmälig zu erneutem Ansehen und erhielt, zumal seit Galsried C haue er (i 1400) und durch denselben, die Grundlegung ihrer heutigen Form. Dasselbe Verdienst um die französische Sprache hat der treffliche Alain Chart!er, in König Karl's Vii. Zeit (f 1449), und Billón, welcher die erzürnte Themis durch sein poetisches Genie besänftigte. Noch tönte im südlichen Frankreich und in Spanien die holde Sprache der Provenga len; aber gegen das Ende des Zeitraumes wich sie hier der kasti lia irischen Sprache. Dieselbe, welche schon Alfons der Weise in der vorigen Periode cmporgebracht, wurde in der vorliegenden zumal durch Juan de Mena und Juan de la Enz in a veredelt. Die Portugiesen versäumten aus Anhänglichkeit für die lateinische Sprache jene ihres cigcneir Landes §.11. Bon der Geschichte. So nabe verwandt die Geschichte den schönen Wissenschaften ist und so wichtig für ihre Fortschritte die Herrschaft eines geläuterten Geschmackes; so hat sie gleichwohl erst am Ende der vorliegenden Periode eine wesentlich verbesserte Gestalt gewonnen. Die meisten der unter den Quellen für diesen Zeitraum (siehe oben Seite 2 ff.) — zum Theil auch noch unter jenen des vorigen — verzeichneten Historiker theilen die Mängel der früheren Chroniken- schrcibcr, oder sind nur wenig über denselben in Auswahl und Darstellung. Doch allmälig — und abermals in Italien zuerst — bemächtigen sich die Männer von Einsicht und Geschmack, Theilnchmer der erzählten Begebenheiten oder doch kenntnißreiche Augenzeugen und erfüllt von der Würde ihres Berufes, der Geschichtschreibung, und geben ihr Adel und Schönheit, Kritik und pragmatischen Werth. Doch bleibt solches Verdienst meist auf die Erzählung der glei chzeitigen Begebenheiten beschränkt; in die älteren Geschichten wird die erleuchtende Fackel noch nicht getragen*): auch hindert die mitunter sklavische Nachahmung des klassischen Tones eine wahrhaft zeitgemäße, praktisch fruchtbare Ansicht der Dinge. ') ¡Caber tonnte nod) am Ende dcs Isten Jahrhunderts Nun ins von Vit erb 0 01502) für seine unterschobenen Schriften Glauben finden.

4. Bd. 6 - S. 44

1846 - Braunschweig : Westermann
44 Erstes Kap. Von dem Reiche der Teutschen. gunz brauche, sondern König oder Kaiser vermöge der Wahl sey, daß bei einem Zwischenreiche blos dem Kurfürsten von der Pfalz das Vikariat gebühre, und daß — wie int folgenden Jahre auf einem andern Reichstage hinzugesczt ward — zwischen einem in Teutschland gekrönten römischen König und einem in Rom gekrönten römischen Kaiser kein llutcrsehicd, auch im Weigerungsfälle des Papstes jeder Bischof befugt sey, die Krönung zu verrichten." Zur Befestigung dieser Dinge und zur Demüthigung Philipp's von Valois schloß Ludwig Bündniß mit Eduard Hi. von England und sprach, kraft kaiserlicher Majestät und obcrftrichterlicher Gewalt, in Sachen des königlichen Klägers wider den beklagten König von Frankreich, Urtheil und Recht. Eduard's Ansprüche aus die ihm entrissenen Länder, ja auf die Krone Frankreichs Selbst, wurden anerkannt, Philipp alles Schuzcs und aller Freiheiten des Reiches verlustig und sein Gegner zum Rcichsvikar in den Nie- derlanden erklärt. Doch war dies Alles mehr Schaugepränge als Wirklichkeit; der Krieg ward ohne Nachdruck geführt und die Verhältnisse änderten sich da- durch wenig. §. 14. Clemens Vi. wider den Kaiscr. Ja cs sammelten sich neue drohende Wolken über Ludwig's Haupt, als Benedikt Xii. starb und nach ihm Clemens Vi. (1342), ein heftiger, kühner, zugleich des Kaisers Feinden persönlich ergebener Mann, den Stuhl bestieg. Damals war König Johann von Böhmen, der schon durch den kärnthischeu Erbstreit dem Kaiser abhold geworden, so eben durch die Be- schimpfung seines Sohncs und den Verlust T yrols auf's Heftigste aufgereizt. Herzog Albrecht H. von Oestreich, wegen Kärnthens bange, wovon der tyrolische Graf den Titel führte, nicht minder erzürnt. Viele andere Stände über Wittclsbach's steigende Macht eifersüchtig und besorgt. Mehrere wegen Ludwig's jüngster, dcmuthsvollcr Anerbietungen gegen den heiligen Stuhl an seinem Muthe zweifelnd. Solcher Stimmung vertrauend und durch des Kai- sers neu entworfene Plane auf Italien erschreckt, beschloß Clemens, das Aeußcrste aufzubieten zur Erdrückung des Feindes. Also erließ er (am grü- nen Donnerstage des Jahres 1346) wider den gebannten Kaiser eine schreck- lichere Verwünschungsbulle, als noch je von dem heiligen Stuhle eine gckom-

5. Bd. 6 - S. 128

1846 - Braunschweig : Westermann
428 Drittes Kap. Spanische u. italische Geschichten. inerlich durch, und erreichte Frankreich als Flüchtling. Neapel ging allso, gleich verloren (1496). §. 14. Ludwig's Xii. italische Kriege. Sein Nachfolger, Ludwig Xu., nicht minder lüstern nach dem itali- schen Lande, warf seine Blicke zunächst auf Mailand. Valentine Vis- conti, Schwester Philipp Maria's, des leztcn Herzogs aus diesem Hause, war seinem Großvater, Ludwig von Orleans, vermählt worden. Ihr und ihren Nachkommen gebührte also das Herzogthum, nicht den cingedrun- genen Sforza's. Zudem hatte Morus durch den Mord seines Neffen die Welt entrüstet und war in Karl's Viii. Krieg an der französischen Nation zum Verräther geworden. Grund genug zum Angriffe. Der Papst Alexan- der Vi,, gewonnen zumal durch die Ernennung seines Lieblingssohnes, Cä- sar Borgia, zum Herzoge von Valentinois, schloß ein Bündniß mit dem König; die Venetianer, einen Theil der Beute sich ausbedingend, traten demselben bei. Also begann der Krieg, und abermals errang die fran- zösische Uebermacht schnellen Sieg. Das herrliche Mailand wurde in drei Wochen erobert; auch Genua, welches Ludwig Morus sich unterworfen hatte (1488), huldigte Frankreich (1499). Indessen hatte der Herzog unter den Schweizern ein Heer geworben und versuchte die Wiedererobcrung seines Landes. Die Einwohner, durch den Uebermuth der Franzosen erbittert, standen ihm bei. Aber die Schweizer verriethen ihn. Für Gold waren sie über die Alpen gekommen, für Gold verkauften sie ihren Miethhcrrn *). Als Gefangener wurde derselbe nach Frankreich gebracht und starb zu Loches nach zehnjähriger Hast (1310). Ludwig Xii., ungesättigt mit Mailand und Genua, machte neue Plane der Eroberung. Dem Traktat mit dem Papste gemäß nahm er verschiedene Länder für Cäsar Borgia ein, einen frechen Bösewicht, welcher unersätt- lich, durch Gewalt und Verrath, nach fremdem Gute strebte. Hierauf ward der Angriff auf Neapel erneuert. Den Erfolg zu sichern, schloß Ludwig mit Ferdinand dem Katholischen einen Thcilungsvertrag über das zur Beute ersehene Reich (1801), vergessend, daß ein Raub, unter recht- 1500. Der eigentliche Verräther, Rudolf Thurmann, wurde jedoch von seiner Regierung zum Tode vernrtheilt. I

6. Bd. 6 - S. 130

1846 - Braunschweig : Westermann
130 Drittes Kap. Spanische u. italische Geschichten. pern, weiches die edle Vcnctianerin, Katharina Cornaro, Wittwe und Erbin des Königs Jakob, ihrer Mutterstadt übertrug (1486). Im östlichen Theile des Mittclmceres herrschte also Venedig; dreitausend Schiffe zählte cs in seinen Häfen, zehntausend Schiffsziinmcrleutc auf den Werften der Haupt- stadt; und seine Handelsverbindungen — zumal die es über Alexandrien unterhielt — machten ihm die fernsten Länder Asiens zinsbar. Durch seine Schäzc und Kriegsmacht behauptete -es ein sehr großes Gewicht in den ge- mein-italischen und europäischen Geschäften. Die Entdeckungsreisen der Portugiesen, die Auffindung des Wasser- weges nach Ostindien und die Gründung des unmittelbaren Handels nach diesem Lande waren Ereignisse von böser Vorbedeutung für Venedig. Tic Hauptquellen seines Reichthums, also die Hauptgrundlagen seiner Macht, wur- den bedroht dadurch. Man konnte mit Ueberzeugung das Sinken seiner Größe weissagen. Doch war in der Wirklichkeit eine solche Abnahme noch nicht ein- getreten, als der Bund der Mächte wider die Republik sich erhob. §. 16. Die Liguc von Cambray. Papst Julius H. war der erste Urheber dieses Bundes. Er, ein kriege- rischer und ftaatskluger Fürst mehr als Oberhaupt der Christen, hatte die Ver- größerung des Kirchenstaates zum Hanptgegenstande seines Strebcns. Was sein (zweiter) Vorfahrer, Alexander Vi., aus Nepotismus verschleudert oder aufgeopfert, was er in Verfolgung seiner selbstsüchtigen Plane an den alten Derhältniffen geändert, was er durch die Verkettung der Ereignisse verloren hatte, das sollte wieder hergestellt, neu errungen, dem päpstlichen Staate als solchem einverleibt werden. Die Städte Faenza und Ri mini, welche Ve- nedig an sich gerissen, forderte Julius zurück. Die hartnäckige Weigerung der Republik bewog ihn zur Gewalt. Da verbanden sich mit ihm Frank- reich, die Erweiterung der mailändischcn Grenze begehrend und der Theil- nahme Venedigs am Bunde wider Karl Viii. eingedenk; der Kaiser Maxi- milian, welchen persönlich erfahrene Beleidigungen wider die Republik auf- regten; Ferdinand der Katholische, welcher dieselbe ungern im Besize einiger neapolitanischen Seehäfen sah, und mehrere Fürste» Italiens, aus Habsucht oder Neid. Gegen solche Gefahr versäumte Venedig sich gehö- rig zu rüsten, oder durch Unterhandlung sic zu beschwören. Eine Schlacht bei Agnadello (1609) gegen Ludwig Xii. ging verloren, und es schien

7. Bd. 6 - S. 132

1846 - Braunschweig : Westermann
132 Drittes Kap. Spanische u. italische Geschichten. Laufgräben von Mirandola das Geschüz anordnete und über die Trümmer der Festungswerke seinen Truppen voran in die Stadt drang. Indessen waren die Schweizer dem Bunde gemäß über die Alpen in Mailand gebrochen. Mit ihnen war Maximillan Sforza, Moro's Sohn. Das Herzogthnm wurde erobert. Anna (von Bretagne), des Königs Ge- mahlin, hemmte aus Anhänglichkeit a» den Papst den Kriegseiscr der Fran- zosen. Auch Genua ging verloren. In solcher Bedrängnis; schloß Ludwig Friede mit Venedig, ja er erhielt dessen Allianz, da er jezt der Schwächere war. Auch mit Spanien schloß er Friede und überließ Ferdinand dem Katholischen das südliche Navarra, seines Alliirten Land. Doch um- sonst! Durch einen großen Sieg bei Nvvara (1313) entschieden die Schweizer die Verdrängung der Franzosen aus Italien. Maximilian Sforza aber bezahlte mit schwerem Gelde und kostbaren Ländern die Hilfeleistung seiner Freunde. Der Tod Julius U. (1513) hatte Ludwig keinen Vortheil gebracht. Sein Nachfolger Leo X. hegte gleiche Gesinnung. Die Allianz wider Frank- reich wurde erneuert; der König sah die Feinde im eigenen Lande. Bei Guinegate in den Niederlanden, in dem „Sporengefechte" (weil es mehr Verfolgung als Schlacht war), verloren die Franzosen wider Heinrich Viii. und Maximilian ein berühmtes Treffen und in dessen Folge Terouenne und Tournai. Die Schweizer aber sielen in Bur- gund ein und belagerten Dijon. Der Marschall de la Tremonille — derselbe, welcher den Ludwig Morus von den Schweizern erhandelt — ent- sezte jedoch die Stadt durch List und Geld. Ludwig erkannte die Nothwendigkeit des Friedens. Er erkaufte den- selben von England durch Abtretung Tonrnai's und Bezahlung einer Geldsumme (1514). Mit den übrigen Feinden wurde Waffenstillstand ge- schlossen gegen große Opfer. Bald darauf starb der König. Die Erneuerung des Krieges durch Ludwigs Nachfolger Franz I., des- selben glorreichen Sieg bei Marignano und dessen Folge, die Wiedcrerobe- rung Mailands, erzählen wir in der neue» Geschichte. Die Venetianer verhielten sich leidend bei diesem abermaligen Umschwünge. Von dem Kaiser Maximilian, welcher noch immer den ca mbray'scheu Krieg— wiewohl kraftlos — wider sie fortgesczt hatte, erhielten sie endlich Frieden (1516) gegen Entrichtung einer mäßigen Geldsumme.

8. Bd. 6 - S. 141

1846 - Braunschweig : Westermann
Von den fili òsti ics; cn Neichen re. 141 Iv. Von den südöstlichen Reichen; insbesondere von dem ungarischen, dem byzantinischen und dem osmanisch-türkischen. §.7. Ludwig M. Am Anfänge dieses Zeitraumes wurde Ungarn durch einen heftigen Thronfolgekrieg zerrüttet. Der arpab'sehe Mannsstamm war mit K. An- dreas Iii. erloschen (1301). Iezt forderten Wcnzeslaw, der Prinz von Böhmen, Otto, Herzog von Nicdcr-Baicrn, und Karl Robert, Prinz von Neapel (Sohn Karl Martell's, welcher schon gegen Andreas Iii. den Thron angcsprochen), das Reich, Jeder vcnuöge mütterlichen Rechtes. Der Lezte, meist durch den Beistand des Pavsteö, welchem er sieh unterwürfig bezeigte, blieb Sieger (1308) und hcnschte mit Ansehen und Glück, doch auch willkürlich und streng. Sein Sohn und Nachfolger (1342), Ludwigi., welcher den Beinamen des Großen führt, war der merkwürdigste, durch Charakter wie durch Macht ausgezeichnetste Fürst seiner Zeit. Durch große Verbesserungen in den Hauptzweigen des bürgerlichen Zustandes ward er der Wohlthäter seines Volkes. Cr schaffte die Gvttesurtheile ab, gründete eine hohe Schule zu Fünfkirchen, milderte die Barbarei der Hungarn durch italischen Geschmack, bepflanzte die tokayisehen Berge mit Reben und er- munterte den Gewerbfleiß. Mit solchen friedlichen Verdiensten verband er auch kriegerischen Ruhm. Seines Rachekrieges gegen Neapel haben wir oben erwähnt S. 120. Cr zeigte sich dabei gleich edel, als furchtbar, und nicht minder großmüthig als streng. Nur die Bestrafung von seines Bruders Mördern begehrte er; Land und Gold, welches man ihm zur Versöhnung an- bot, stolz verschmähend. Dagegen freute er sich der Croberungen in den näher gelegenen mit Ungarn natürlich verbundenen Ländern. Also wurde von ihm auf der einen Seite Rothrußland, auf der anderen Dalmatien unterworfen; auch die Moldau und Wallachei, Bulgarien, Servien, Bosnien erkannten freiwillig oder gezwungen seine Hoheit; vom schwarzen bis zum adri a t i I chen Meere tönte sein Herrscherwort. Zu diesen weiten Län- dern kam endlich noch das Königreich Polen, welches ihn, als den Neffen König Kasimir's Iii. M., zu dessen Nachfolger erkor (1370), also, daß

9. Bd. 6 - S. 17

1846 - Braunschweig : Westermann
17 Summe der politischen Begebenheiten. fremdem Volkes. Ja, es kam jczt über England selbst, im Geleite ver- brecherischen Familienzwistes, eine lange Periode unerhörten Leidens und gräuel- voller Zerrüttung, also, daß des glücklichen Heinrich V. Sohn, welcher in der Wiege als König beider Reiche verehrt worden, zum armen Flüchtlinge und Verbannten herabsank und endlich im Kerker gewaltsamen Tod litt, ja, daß Plantagenet's heldenreichcs Geschlecht im Mannsstamme völlig erlosch, und der erschütterte Thron mühsam durch ein neues, dem Privatstande ent- stiegenes, Haus wieder befestigt ward. Indessen hatte Frankreich mehr und mehr zum weitgebietendcn und ge- schlossenen Königsstaate sich erhoben. Schon Philipp V. hatte, nebst ver- schiedenen eingezogenen Kronlehen, auch die herrliche Dauphine gewonnen. Derselbe Karl Vii., welchen vom äußersten Verderben die begeisterte Jung- frau gerettet, entriß dem Feinde zulezt nicht nur bis aus Calais alles er- oberte Land, sondern auch Guiennc, das alt-englische Besizthum in Frank- reich. Ludwig Xi. verband mit dem Reiche einige Stücke des burgun- disch en Erbes und machte es gewaltiger durch Stärkung der Königsmacht, also, daß Karl Viii., nachdem er durch Erwerbung von Bretagne die Vereinigung Frankreichs vollendet, sofort durch große auswärtige Unterneh- mungen desselben furchtbare Kraft bewährte. Er eröffnete durch seinen Kriegs- zug wider Neapel die lange Reihe blutiger und verwickelter Kämpfe um Italien, welche Anlaß und Vorspiel der neuen unternehmenden und eifer- süchtigen Politik gewesen, und gab der Erste Europa zu erkennen, welche Früchte das System des souverainen Königthums und der stehenden Heere tragen würde. Zu gleicher Zeit entwickelte sich solches System auch in Spanien, des- sen beide Hauptreiche, Aragonien und Castilien, durch die Vermählung Ferdinand des Katholischen mit Isabellen vereinigt wurden. Por- tugal blieb gesondert, doch ohne bedeutenden politischen Einfluß, wiewohl glücklich und ruhmvoll voranleuchtend auf der Bahn der Schifffahrt und des Welthandels. Schon ftüher hatte Aragonien das herrliche Sieilten, auch Sardinien gewonnen. Jezt wurde Granada, das lezte maurische Königreich, bald auch das südliche Navarra und Neapel erobert, während in Westen eine neu entdeckte Welt unermeßliche Aussichten öffnete. Gegen so weithin strahlende Majestät, wie mochten die Rechte der beherrsch- ten Völker noch kräftig bleiben? Durch einheimische Vollgewalt hatte der v. Rvtteck, allgem. Geschichte. Vi. 2

10. Bd. 6 - S. 29

1846 - Braunschweig : Westermann
Erstes Kap. Von dem Reiche der Teutschen. 29 von Ludwig des Baicrn Zeit als natürlich sich darbietende Episode ein- weben. §. 8. Heinrich Vii. Verhältnis)'c Jtaliens. Ein Wahlreich ist den gefährlichen Einwirkungen fremder Mächte bei jeder Thronerledigung ausgesezt. Bereits hatte das Beispiel Richard's von England und des castilischen Alfons den auswärtigen Fürsten eine Aus- sicht auf den Thron der Teutschen eröffnet. Rudolf von Habsburg aber hatte gelehrt, wie die durch eigenen Werth wenig lockende Wahlkrone zur Vergrößerung der Hausmacht könne benüzt werden. Also wurden nach Al- brecht's Tode nicht nur. von vielen einheimischen Fürsten, sondern auch von dem französischen Könige, Philipp dem Schönen — zu seines Bruders Karl von V al ois Gunsten — Anschläge auf den erledigten Thron gemacht. Der Papst, Clemens V., vereitelte — insgeheim, weil er dem Könige sonst vielfach verbunden war — des Lezteren Absicht und ermunterte die geistlichen Kurfürsten zur Beschleunigung der Wahl. Diese, durch wiederholte Ausübung und durch vorzügliche Klugheit an die Spize des Ge- schäftes gestellt verabredeten die Erhebung Heinrich's, des Grafen von Luxemburg, des Bruders von Balduin, dem Kurfürsten von Trier. Aber die Wählenden, zumal Peter Aichspalter, Kurfürst von Mainz, forderten für ihre Stimmen einen hohen Preis, die Bestätigung vieler an- gemaßten Rechte und Freiheiten, selbst Geld und Gut und die kaiserliche Hilfe wider Privatfeinde. Was Heinrich also zur Erlangung der Krone aus eigenen und aus Reichsmitteln'hintangab, ward —- ihm wenigstens und seinem Hanse— durch Erwerbung der Krone Böhmens mit Wucher vergütet. Heinrich von Kärnthen, welcher, nach König Rudolf's von Oestreich frühem Tode, das östreichische Hans von dieser Krone verdrängt hatte, gefiel den Böh- men nicht. Sie boten deßhalb Johann, des Kaisers Sohn, die jüngere Schwester König Wenzel's zur Gattin und als Mitgift das Königreich an (1309). Sofort sprach der Kaiser dem kärnthischen Heinrich die Krone ab, weil er die Belehnung darüber nicht angesuchet, und eroberte ohne Mühe das ganze Land. Auch die Herzoge von Oestreich entsagten ihrem Rechte, da Heinrich sie mit Ansprüchen auf ihr eigenes Erbe schreckte. So war das Haus Luxemburg auf den böhmischen Thron erhoben, und hiedurch 130 Jahre lang in Teutsch land groß und gewaltig.
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