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4. Von seinem Vater Kaiser Friedrich Iii. Der Vater unseres Kaisers war schon lange vor seiner Thronbesteigung der Liebling des deutschen Volkes. Er hatte eine schöne Gestalt, einen ritterlichen Mut und eine große Leutseligkeit. Als Feldherr erfocht er herrliche Siege über die Österreicher und Franzosen. Er zog in den Kamps mit den Worten: „Ich bin stolz darauf, Gut und Blut einzusetzen für die heiligsten Güter des Vaterlandes!" Sein Wahlspruch war: „Furchtlos und beharrlich!" Als Regent sagte er: „Ich kenne kein anderes Ziel meines Strebens als das Glück und die Wohlfahrt des Vaterlandes!"
2. Kaiser Friedrich Iii.
Mit seiner Gattin Viktoria von England lebte er glücklich. Von seinen 8 Kindern starben 2 Söhne, einer, als der Vater gegen Österreich in den Krieg gezogen war. Er erzog sie einfach und streng. Auf feinem Gute Borustedt veranstaltete er oft Spiele für die Dorfkinder und spielte selbst mit ihnen. Ja einmal hielt er sogar Schule für den Lehrer, als diefer plötzlich zu feiner kranken Mutter reisen mußte. Armen und Unglücklichen half er mit Rat und That. Alle Werke des Friedens förderte, Künstler und Gelehrte ehrte und unterstützte er. Besonders lag ihm viel daran, das Handwerk zu heben. Er selbst hatte das Buchbinderhandwerk erlernt.
Leider erkrankte der herrliche Mann 1887 an einem schweren Hals-übel. Vergebens suchte er Hilfe in der milden Luft Italiens. Vergebens feufzte fein greifer Vater Wilhelm I. nach dem fernen Sohne. Mit der Sorge um den einzigen Sohn und mit dem Schmerze über fein Unglück
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iii Friedrich Friedrich_Iii Friedrich Viktoria_von_England Wilhelm_I.
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\ v Das Niederwald-Denkmal.
Er schlief auf einem schlichten Feldbette, das er auch auf Reisen mitnahm. Schlafrock und Schlafschuhe trug er niemals. Er stand sehr früh auf, las die eingegangenen Briefe und verhandelte mit den Ministern. Am Mittag stand er an dem Eckfenster feines Schlosses und sah zu, wie die Wache aufzog. Vieles Volk strömte um diese Zeit zusammen, um ihn zu fehen und zu begrüßen. Er war eine hohe, königliche Erscheinung. Milder Ernst und herzliche Freundlichkeit lagen aus seinem Antlitz. Manche kamen weit her. Ost hielten sie Bittschriften in die Höhe. So einst ein armer Weber, dem der Webstuhl
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27. Reiterstandbild Friedrichs des Großen in Berlin.
mit unendlicher Nachsicht und Liebe gepflegt. Es wurde wie Schlesien
sein Lieblingskind, und seine besten Beamten schickte er dorthin. Er
hat das lange Elend des Landes geendet und glückliche Zustünde angebahnt. Das Alter des großen Königs wurde immer freudloser. Seine liebsten Freunde starben. Die Schmerzen der Gicht und dann der Wassersucht quälten ihn. Endlich am 17. August 1786 verließ der große Geist seine irdische Hülle. Sein Tod bewegte ganz Europa. Ein schwäbischer Bauer rief bei der Todesnachricht aus: „Wer soll nun die Welt regieren, wenn der „alte Fritz" tot ist?"
Friedrich der Große oder Einzige hat Preußen zu einer Großmacht
erhoben und dem ganzen Jahrhundert seinen Namen gegeben. In seinem Testamente sagte er: „Ich habe mich aus allen Kräften bemüht, den Staat glücklich und blühend zu machen. Ich habe Gesetz und Gerechtigkeit herrschen lassen. Ich habe Ordnung und Pünktlichkeit in die Finanzen gebracht. Ich habe in die Armee jene Mannszucht eingeführt, wodurch sie vor allen übrigen Truppen Europas den Vorrang hat. — Meine letzten Wünsche werden der Glückseligkeit meines Reiches gelten. O möge es in höchster Blüte bis an das Ende der Zeiten fortdauern!"
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs August Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Friedrichs Berlin Europa Europas
— 15 -
6. Kaiser Wilhelm I.
In vielen großen Städten wird dem Kaiser Wilhelm I. ein Denkmal aus Erz errichtet. Besonders groß und schön soll das auf dem Kyffhäuserberge werden. In allen Dörfern sind 1871 Siegeseichen gepflanzt, die daran erinnern sollen, wie Kaiser Wilhelm I. durch große Siege das zersplitterte Deutschland geeinigt und zu Macht und Ehre gebracht hat. In den Kirchen hängen Tafeln mit den Namen der Kämpfer, die für das Vaterland gefallen sind. Mancher Mann trägt als Auszeichnung das eiserne Kreuz oder doch die Kriegsdenkmünze, weil er an den großen Kämpfen teilgenommen und ftchjüohl gar durch besondere Tapferkeit hervorgethan hat. Alle Jahre am 2. September feiern die Schulen ein großes Freudenfest, weil an diesem Tage im Jahre 1870 der Kaiser Napoleon mit dem ganzen französischen Heere gefangengenommen wurde. Noch heute erzählen die alten Krieger an den Winterabenden von dem großen und guten Kaiser Wilhelm I., von seinen gewaltigen Siegen und von seiner großen Leutseligkeit. Die Arbeiter rühmen seine wohlthätigen Gesetze für die Armen und Geringen. So hat er sich Denkmäler errichtet, wohin man schaut. Ja, sogar die blaue Kornblume im Getreide mahnt an ihn, denn sie war seine Lieblingsblume. Solange ein deutsches Herz schlägt, wird feiner in Liebe und Dankbarkeit gedacht werden. Kaiser ^Wilhelm I. hat fast unser ganzes Jahrhundert durchlebt. Er hat in seiner Jugend die größte Schmach und in seinem Alter die höchste Herrlichkeit des Vaterlandes erlebt. Von rhm wollen wir noch mehr hören!
2. Seine trübe Jugend. Kaiser Wilhelm I. war der zweite ^Lohn Friedrich Wilhelms Iii. und seiner edlen Gemahlin Luise.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm_I. Wilhelm_I. Wilhelm_I. Wilhelm_I. Napoleon Wilhelm_I. Wilhelm_I. Wilhelm_I. Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms
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waren. Die Griechen fingen keine wichtige Sache an, ohne das Orakel
um Rat zu fragen. Durch Geschenke wurden nach und nach die Orakel
und ihre Priester unendlich reich. — Die Festspiele wurden
zu Ehren der Götter durch Wettkämpfe gefeiert.
Die berühmtesten sind die olympischen, welche
auf der Ebene von Olympia in Elis dem Zeus
zu Ehren stattfanden. Nur freie, unbescholtene
Griechen hatten Zutritt. Die Kämpfer waren
durch Schranken abgeschlossen; auf Bänken vorn
saßen die Kampfrichter und auf Anhöhen umher
die Zuschauer. Die Ringkämpfer kämpften
in dem Stadium, dem Raum für die Fußkämpfer.
Sie hatten den nackten Leib mit öl gesalbt
und sich zehn Monate lang vorbereitet. Die
Wagenlenker versuchten im Fluge den Hippo-
dromus (die Rennbahn) zu durcheilen, ohne an
die Hindernisse zu stoßen. Dann folgten Faust-
kämpfe und Diskuswerfen (mit metallenen
Wurfscheiben). Die Maler und Bildhauer
stellten ihre Kunstwerke aus, und die Sänger
29. Diskuswerfer. trugen ihre Dichtungen vor. Die Sieger
wurden mit einem Ölzweige gekrönt und hoch-
geehrt. Die olympischen Spiele wurden alle vier Jahre abgehalten; diesen
Zeitraum nannte man eine Olympiade. Die Griechen zählten ihre
Jahre danach.
Fragen: Wie hängt der griechische Charakter mit der Natur des Landes
zusammen? — Was ist eine Danaidenarbeit? — Was sind Tantalusqualen? —
Welche Verdienste haben die Einwanderer um die griechische Kultur? — Welchen
Segen hatten die Nationalspiele? — Wie werden: weibliche Schönheit und An-
mut, Weisheit und Kunstsinn, keusche Sitte, schaffende Sorgfalt und Mutterliebe
in der griechischen Mythologie versinnbildet? — „Das Eleusische Fest", „Klage
der Ceres" und „Die Kraniche des Jbykus" von Schiller. „Arion" von Tieck.
„Griechische Spiele" von Pfizer.
7. Die Heroen oder Helden.
I. Kerakkes oder Kerkutes, der Wationatheld des griech. Volkes.
1. Seine bedrohte Jugend. Herakles war ein Sohn des Zeus und
der Alkmene. Sein menschlicher Vater war Amphitryon in Theben,
dessen Schild seine Wiege war. Hera, die eifersüchtige Gattin des Zeus,
verfolgte ihn sein ganzes Leben lang. Schon in die Wiege schickte sie ihm
zwei Schlangen, aber der Knabe erwürgte sie mit seinen Händchen. Der
Heranwachsende Jüngling erlangte in allen Leibesübungen die größte
Meisterschaft. Schon im 18. Jahre tötete er auf dem Berge Cithäron
einen Löwen, der würgend in die Herden seines Vaters einfiel. Das Fell
hängte er als Kleid um; der Schädel wurde sein Helm, und die Vorder-
tatzen waren um die Brust geschlungen. Aus seiner ersten Wanderung
in die Fremde kam er an einen Scheideweg. Da nahte sich von der
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sahen die Heere zu. Erst wenn einer der Fürsten fiel, beteiligten sich
auch die Scharen am Kampfe. In hoher Gunst standen Dichtkunst und
Musik bei allen Griechen. Leier, Flöte und Pfeife waren die ersten
musikalischen Instrumente. Die Dichter und Sänger der Heldenthaten
wurden hoch geehrt. Aus alten Mären, Gesängen und Liedern entstanden
durch die Kunst Homers die Epen oder Heldengesänge der Ilias und
der Odyssee. Die Ilias erzählt aus dem trojanischen Kriege von der
Not der Griechen durch die Feindschaft zwischen Achilles und Agamemnon
und von dem Tode der Helden Patroklus und Hektor, die Odyssee
von den Irrfahrten und Abenteuern des Odysseus.
Fragen: Wovon berichten Homers „Ilias und Odyssee"? — Was ver-
steht man unter „Achillesferse" und „Sirenengesang"? — Welches ist die historische
Grundlage a) von Theseus' Fahrt nach Kreta (Athens Befreiung,, von der
phönizischen Tributpflicht); b) vom Argonautenzuge (Verkehr der Äolier mit
dem Osten, Fahrt nach Goldbergwerken im Kaukasus, oder die Witterungseinflüsse
auf den Landbau); c) vom trojanischen Kriege (Kämpfe der Griechen mit
den Trojanern wegen der Anlegung griechischer Kolonien in Kleinasien)? —
Beispiele inniger Freundschaft! — „Hektors Abschied", „Kassandra", „Das Sieges-
fest" und „Odysseus" von Schiller. „Das Grab des Achill" von Geibel. „Iphi-
genie in Aulis" von Schiller. „Iphigenie auf Tauris" von Goethe.
9. Die Gesetzgeber Lykurg und Salon.
I. Lykurg in Sparta.
1. Spartas uneinige Bevölkerung. Während der großen dorischen
1100 Wanderung machten sich dorische Völkerschaften zu Herren Lakoniens
und gründeten Sparta am rechten Ufer des Eurotas. Sie waren rauh
von Sitten und hart von Charakter. Man nannte sie Spartiaten.
Die eingeborenen Achäer, welche sich freiwillig unterworfen hatten, hießen
Periöken. Sie behielten zwar Grund und Boden, hatten aber kein
Bürgerrecht. Die mit Gewalt unterworfenen Achäer wurden zu Staats-
sklaven gemacht und Heloten genannt. Als solche bebauten sie die Äcker
der Spartiaten. Unter dieser dreiteiligen Bevölkerung herrschte Zwie-
tracht und Streit.
2. Lykurgs edler Charakter. Die Größe Spartas knüpfte sich
an den Namen dieses Mannes, der darum mit einem Sagenschleier um-
sponnen worden ist. Vieles wird ihm zugeschrieben, was erst später
Gesetz und Ordnung wurde. Lykurg war von königlicher Abkunft und
wurde zur Königswürde gerufen, nachdem sein Bruder im Aufruhr ge-
fallen war. Er räumte den Platz aber willig einem nachgeborenen
Sohne seines Bruders und ließ diesen sorgfältig erziehen. Um jedes
Mißtrauen zu entwaffnen, verließ er Sparta auf zehn Jahre und hielt
sich in Ägypten, Kleinasien und Kreta auf, um dort Gesetze und Sitten
kennen zu lernen. Dann kehrte er auf Bitten seiner Mitbürger zurück
und gab auf Grund der altdorischen Sitten und des dorischen Charakters
seiner von Streit, durchwühlten Vaterstadt neue Gesetze.
820 3. Lykurgs weise Gesetzgebung (etwa 820 v. Ehr.). Ihr Haupt-
zweck war, die Spartaner durch körperliche Abhärtung und kriegerische
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37
Tüchtigkeit unwiderstehlich zu machen. Sie umfaßte den Staat, die
Gesellschaft und die Familie. An der Spitze des Staates standen
zwei Könige, welche Anführer im Kriege, die obersten Priester, Vorsitzende
der Gerusia und Vollstrecker der Gesetze waren. Die Gerusia bestand
aus 28 Geronten (Greisen über 60 Jahre) und den beiden Königen und
war die höchste richterliche und Verwaltungsbehörde. Die fünf Ephoren
führten anfangs die Aufsicht über die Sicherheit der Bürger; später legten
sie sich auch die Aufsicht über die Könige bei und wurden so die wichtigste
Behörde. Die Volksversammlung bestand aus den Spartiaten, die
über 30 Jahre alt waren; sie beschloß die Gesetze durch bejahenden oder
verneinenden Zuruf. Das Land um Sparta war in gleichgroße Freigüter
für die Spartiaten, das dahinterliegende in gleichgroße Lehensgüter für
die Periöken geteilt; der Grundsatz der Gütergleichheit sollte durchgeführt
werden. Um Einheit und Einfachheit in der Gesellschaft zu erhalten,
war aller Luxus, der Besuch aller Fremden und das Reisen im Aus-
lande verboten, eisernes Geld und gemeinsames Essen eingeführt. Die
Zuthaten zu den Mahlzeiten wurden von den Einzelnen nach bestimmtem
Verhältnis geliefert. Berühmt ist die schwarze Suppe aus Schweine-
fleisch, Blut, Essig und Salz. Bis auf die Familie und die Kinder-
erziehung erstreckte sich das Recht des Staates. Schwächliche und ver-
krüppelte Kinder wurden ausgesetzt. Vom- siebenten Jahre an wurden
die Knaben öffentlich und gemeinsam erzogen. Sie wurden abgehärtet
und körperlich fleißig geübt. Mitten im Winter mußten sie baden, barfuß
gehen und auf Schilf aus dem Eurotas schlafen. Sie wurden häufig
gegeißelt und durften dabei keinen Schmerz äußern. Zur Übung in der
Kriegslist durften sie stehlen, wurden aber unbarmherzig gezüchtigt, wenn
sie sich ertappen ließen. Den Alten waren sie Gehorsam und Ehrfurcht
schuldig. Beim Sprechen mußten sie kurz und bündig („lakonisch") sein.
Als Knaben gefragt wurden, was sie in Sparta lernten, antworteten sie
lakonisch: „Gehorchen und befehlen!" — „Was wir als Männer wissen
müssen!" — „In Athen lernt man reden, in Sparta handeln!"
Nichts ehrte den Spartaner mehr als der Tod fürs Vaterland;
nichts schändete ihn mehr als feige Flucht. Nicht um das Leben, wohl
aber um die Ehre ihrer Söhne sorgten die Mütter. Siegreich mit
dem Schilde oder tot auf dem Schilde, das war gleich ehrenvoll. Als
einst eine spartanische Mutter erfuhr, daß ihr Sohn ehrenvoll gefallen
sei, da rief sie glücklich: „Dazu habe ich ihn erzogen, daß er fürs
Vaterland zu sterben wüßte!" An den Übungen der Knaben nahmen
die Mädchen teil. Sie turnten und härteten sich ab. Die Frauen
waren in Sparta mehr geachtet als irgendwo in Griechenland.
4. Lykurgs opfermutiges Ende und die Wirkung seiner Gesetze.
Das Orakel zu Delphi urteilte über die Gesetze: „Solange Sparta
ihnen treu bleibt, wird es groß, herrlich und unbesieglich sein!"
Lykurg nahm einen Eid von seinen Mitbürgern, an seinen Gesetzen bis
zu seiner Rückkehr nichts zu ändern, ging auf Reisen und kam nie wieder.
Sparta aber dehnte kraft seiner Gesetze nach und nach seine Herrschaft
auf den ganzen Peloponnes aus. — Besonders schwer war die Unter-
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Säulen sind mit Kannelierungen (senkrecht laufenden Vertiefungen des
Schaftes) versehen.
5. Der freundliche Beglücker des genußfrohen Volkes. Die
Siege über die Perser hatten viel Beute aus Asien und von den Inseln
nach Athen gebracht. Der lebhafte, ausgebreitete Handelsverkehr häufte
immer mehr Reichtümer zusammen. Es wurden häufig Feste gefeiert und
auf des Perikles Veranlassung Gelder unter das Volk verteilt, damit
auch die Ärmeren daran teilnehmen und die Theater besuchen konnten.
Außerdem fand jeder, der arbeiten wollte, lohnende Beschäftigung. Freilich
entwöhnten sich die freien Bürger bei ihrer eifrigen Beteiligung an den
Volksversammlungen mehr und mehr der geregelten Arbeit. Die Arbeit
erschien des freien Mannes unwürdig. Sklaven mußten sie besorgen.
Das Streben nach sinnlichen und geistigen Genüssen stieg. Bis in die
untersten Schichten bildete sich ein Sinn für schönen Lebensgenuß aus.
Die Theater wurden fleißig besucht und die Werke der Kunst bewundert.
6. Der vom Unglück schwer heimgesuchte Held. Spartas Neid
auf Athens Größe und die Unzufriedenheit der Bundesgenossen über
Athens Herrschsucht führten endlich zu dem verheerenden pelopon-
nesischen Kriege (431—404). Die Athener hatten das Übergewicht 431
zur See, die Spartaner zu Lande. Unter gegenseitigen Verheerungen bis
verstrichen die ersten zehn Jahre des Krieges. Bald nach seinem Be- ^04
ginn brach in Athen eine Pest aus und raffte Massen des zusammen-
gedrängten Volkes hinweg. Vergebens bot der Arzt Hippokrates seine
Kunst auf. Nach rastloser Thätigkeit in der Verteidigung seiner Vater-
stadt und nach dem Verluste seiner beiden Söhne ward auch Perikles
das Opfer der Seuche und erfahrener Kränkungen (429). Nach ihm riß 429
der Gerber Kleon das Volk zu tollen Maßregeln hin. Als er, wie
auch der spartanische Anführer, in der Schlacht gefallen waren, vermittelte
Nicias einen Frieden, der sechs Jahre Bestand hatte.
12. Ilcilliades und der Verfall.
1. Der leichtfertige Schürer des Krieges. Alcibiades in seiner
glänzenden Begabung und seinem grenzenlosen Leichtsinne war das Abbild
des athenischen Volkscharakters. Er war jung, schön, vornehm, reich und
beredt, aber auch ausschweifend, ehrgeizig, leichtsinnig und wankelmütig.
Als den Knaben beim Spiel auf der Straße ein Wagen störte, warf
er sich vor die Räder und rief dem Fuhrmann zu: „Nun fahre zu!" —
Er weigerte sich, Flöte blasen zu lernen, weil dies das Gesicht entstelle.
„Die Thebaner möchten Flöte blasen, Athener müßten reden lernen!" —
Seinen teuer», schönen Hund, an dem alle ihre Freude hatten, verstümmelte
er aufs häßlichste, um von sich reden zu machen. — Aus demselben Grunde
schickte er sieben kostbare Gespanne zu den olympischen Spielen, von denen
drei den Preis gewannen. — Einst belustigte er sich damit, Geld unter
das Volk zu werfen. Als sich alle darum rissen, ließ er plötzlich eine
Wachtel fliegen und versprach dem einen hohen Preis, der sie wiederbringen
würde. Sofort rannte alles in wildem Jagen der Wachtel nach. — Ein
andermal wettete er, einem angesehenen Greise aus der Straße einen Backen-
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Extrahierte Personennamen: Fuhrmann
Extrahierte Ortsnamen: Asien Athen Spartas Athens Athen
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Liebe und Sorge für das Vaterland entwickelte alle edlen Keime in dem
hochbegabten Volke. Der Ruhm und der Reichtum führten nach und
nach den Verfall herbei. Zwietracht und Streit, Übermut und Üppig-
keit verzehrten die besten Kräfte. Ehe und Familienleben wurden miß-
achtet. Schwelgerei, Prunksucht und Unsittlichkeit nahmen überhand.
Habsucht, Bestechlichkeit, Ungerechtigkeit schändeten nicht mehr. Die Götter
würden verachtet und verspottet, Eide ohne Bedenken gebrochen, Mein-
eidige in öffentlichen Ämtern und Ehren gelassen. Die Redner suchten
durch Scheingründe zu blenden, nicht zu überzeugen. Gegenseitiges
Schimpfen und Schmähen gehörte zu ihrem Geschäft. Die Gerechtigkeit
war feil, die Sinnenlust der allgemeine Opferaltar. Grausam wurden
die Sklaven behandelt, um geringer Vergehen willen Folterqualen über
sie verhängt. Die öffentlichen Gebäude, einst die schönsten, wurden ver-
nachlässigt, dagegen die Häuser der Bürger mit unglaublicher Pracht
ausgestattet. „Geld und Genuß" war die Losung. Die Redlichkeit und
Einfachheit eines Epaminondas, Sokrates und Diogenes wurden
als etwas Außerordentliches angestaunt.
Ein so sittlich faules Geschlecht mußte trotz seiner Gaben, trotz
seiner Kunst und trotz der tiefsinnigen Wissenschaft eines Aristoteles
untergehen.
Fragen: Deute die einzelnen Aussprüche Alexanders! — Alexanders
Charakter! Wer und was hat ihn beeinflußt? — Was haben seine Eroberungen
der Weltkultur genützt? — Seine Züge auf der Karte! — „Alexander" von Lingg.
Alexanderlied des Pfaffen Lambrecht.
17. Nom unter den Königen.
1. Wo Rom lag. Italien zerfiel in Ober-, Mittel- und Unter-
italien oder Großgriechenland (Griechen hatten hier zuerst Städte
gegründet). Die Apenninen durchziehen die Halbinsel der Länge nach und
lassen im Osten und Westen Küstensäume. Oberitalien durchströmt der
Po; in Mittelitalien fließen Arno und Tiber westlich zum Ligurischen
und Tyrrhenischen Meere. Südlich vom Tiber lag die Landschaft Latium,
im nördlichen Teile vom Unterlaufe des Tiber durchströmt. Hier soll
der flüchtige Trojaner Äneas mit seinem Sohne Ascanius die Stadt
Alba Longa gegründet haben. (Siehe Karte 3.)
2. Wie Rom gegründet ward. Über die Gründung der be- 753
rühmtesten Stadt des Altertums berichtet die Sage: König Numitor Chr.
in Alba Longa wurde von seinem herrschsüchtigen Bruder Amulius
entthront, sein Sohn ermordet und seine Tochter Rhea Silvia zur
Vestalin gemacht. (Die Vestalinnen waren Jungfrauen, die das ewige
Feuer der V e st a, der Göttin des häuslichen Herdes, unterhalten und
ihre Heiligtümer hüten mußten.) Der Kriegsgott Mars vermählte sich
mit ihr. Ihre Zwillinge Romulus und Remus ließ Amulius ins
Wasser werfen, sie selbst aber lebendig begraben. Der übergetretene
Tiber aber trug den Korb mit den Kindern aufs Trockene. Eine
Wölfin säugte die wimmernden Kinder, und ein Hirt, der sie ge-
funden hatte, erzog sie. Bei einem Streite mit den Hirten Numitors
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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104
durch Zwietracht geschwächt worden. Vor der Übergabe seiner tapfer
verteidigten letzten Feste soll Gelimer ein Brot, einen Schwamm und
eine Harfe als letzte Gunst von den Feinden erbeten haben.
Darauf wurde Belisar gegen die Ostgoten gesandt. Die ihm an-
gebotene Krone der Goten schlug er aus und nahm den König Vitiges
in Ravenna gefangen. Nach seiner Abberufung eroberte der tapfere Gote
Totilas alles zurück. Narses besiegte den Totilas, der im Helden-
kampfe fiel. An seine Stelle hoben die Goten den ernsten Helden
Tejas als Heerkönig auf den Schild. Aber in der Schlacht am Vesuv
wurde er beim Wechseln des Schildes, der mit 12 Speeren gespickt war,
durch einen Wurfspieß tödlich getroffen. Der Rest der Goten erhielt
freien Abzug. Sie wandten sich dem Norden zu und verloren sich unter
andern deutschen Stämmen jenseits der Alpen.
568 3. Wie Alboin das Langobardenreich gründete (568). Narses
wurde wie Belisar mit Undank belohnt. Er wurde abgerufen, weil
nach der Meinung der Kaiserin Sophia in seine Hand besser der
Spinnrocken als der Feldherrnstab passe. Mit der Antwort: „Ich
werde ihr einen Faden spinnen, woran sie lebenslang wickeln wird!"
soll er darauf die Langobarden ins Land gerufen haben. Ihr An-
führer Alboin hatte die Gepiden besiegt, mit eigener Hand den König
erschlagen und dessen Tochter Rosamunde zum Weibe genommen. Jetzt
eroberte er den ganzen Norden Italiens und gründete das lango-
bardische Reich mit der Hauptstadt Pavia. Er wurde auf An-
stiften seiner Gattin ermordet, weil er sie angeblich gezwungen hatte,
aus dem Schädel ihres erschlagenen Vaters zu trinken. Mit dem Mörder
entfloh die Königin, suchte ihn aber durch Gift zu beseitigen. Da
zwang er sie, den Rest des Giftes zu trinken, und beide fanden den Lohn
ihrer blutigen That. Die Langobarden wählten den tapfern Aut hart
als König. Dieser gewann auf ritterlicher Brautfahrt die bayerische
Herzogstochter Theodelinde als Gemahlin. Sie war mit dem Papste
Gregor dem Großen befreundet, milderte die Sitten ihres wilden
Volkes und gewann die Herzen für den katholischen Glauben. — Mit
der Gründung des Langobardenreiches endete die Völker-
wanderung. Sie brachte durch die kräftigen Deutschen neues Blut
in die abgelebten Völker des römischen Reiches, gab aber diesen rohen
Natursöhnen die Wohlthat des Christentums, römischer Bildung und
staatlicher Einrichtungen. Durch die Mischung des deutschen und rö-
mischen Wesens entstanden die romanischen Völker und Sprachen
(Italiener, Franzosen, Spanier und Portugiesen).
4. Deutsche Heldensagen aus der Zeit der Völkerwanderung.
Die Thaten hervorragender Helden und Ereignisse aus der Zeit der
Völkerwanderung schmückte die rege Phantasie des Volkes aus und ver-
band sie zum Teil mit Stoffen der mythischen Vorzeit zu umfangreichen
Sagengebilden, die im Munde des Volkes fortlebten. Es find dies vor-
nehmlich die Sagen von Kriemhild, Siegfried, Günther, Etzel und
Dietrich von Bern, die in dem größten Volksepos der Deutschen, dem
Nibelungenliede (s. § 49, 6), ihre dichterische Ausschmückung erfuhren.
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin]]
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Extrahierte Personennamen: Sophia Gregor Gregor Kriemhild Kriemhild Siegfried Siegfried Günther Dietrich_von_Bern