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verloren hatten. Die Sklaven waren unbeschränktes Eigentum des Hofherrn, so daß er sie verkaufen, verschenken oder töten konnte. Im allgemeinen wurden sie jedoch mild behandelt und konnten sich durch Ersparnisse loskaufen und in die Reihe der Freigelassenen eintreten.
Einzelne Volksstümme der alten Deutschen hatten Könige. Sie wurden aus den edlen Geschlechtern gewählt. Doch war die Macht der Könige nicht unumschränkt; in allen wichtigen Angelegenheiten blieb die Entscheidung der Volksversammlung. Jeder freie Mann war Mitglied dieser Versammlung. Alle erschienen dabei bewaffnet. Die Verhandlungen geschahen gewöhnlich ant Neu- oder Vollmond an einem geweihten Orte, unter einer heiligen Eiche oder £rnde._ Kurz und bündig wurde besprochen, was zu thun oder zu lassen sei. Mißfielen die Vorschläge, so gab die Versammlung dies durch lautes Gemurmel zu erkennen: fanden sie aber Beifall, so schlug man zum Zeichen der Zustimmung die Waffen zusammen.
5. Körperliche Beschaffenheit, Tugenden und Untugenden der alten Deutschen.
Die Römer schilderten die alten Deutschen als große, kräftige Gestalten mit blauen Augen und blonden Haaren, und rühmten ihre Treue und Rechtschaffenheit, ihre Gastfreundschaft und ihre große Liebe und Anhänglichkeit zum Vaterland. Gesetzbücher gab es damals nicht; die Ordnung wurde nach altem Herkommen aufrecht erhalten. Ihr einfaches Wort galt mehr als Eidschwur.
_ Tacitus, ein römischer Schriftsteller der damaligen Zeit sagt von ihnen: „Bei den Germanen vermögen gute Sitten mehr als anderswo gute Gesetze. Lie halten es für Unrecht, einem Menschen ein Obdach zu verweigern, und bewirten jeden nach Vermögen mit einem einfachen Mahle. Besitzen sie aber selbst nichts, so suchen sie das nächste Haus auf und geleiten den Fremden dahin, wo er mit gleicher Freundlichkeit wie ein alter, lieber Bekannter aufgenommen wird. Verläßt der Gastfreund das Hans, so geben sie ihm mit, was er verlangt; denn auch sie nehmen gerne Geschenke an, ohne sich deswegen zu Gegendiensten verpflichtet zu fühlen."
Doch hatten die alten Deutschen auch ihre Fehler, und mit Rech: werfen ihnen die Römer Liebe zum Trunk und zum Spiele vor. Sie hielten es für keine Schande, Tag und Nacht bei Trinkgelagen zuzubringen. Dabei geschah es nicht selten, daß Zank und Streit entstand, der oft mit blutigem Mord endete. — Nicht minder leidenschaftlich wie dem Truuke waren sie dem Würfelspiel ergeben. Wunderbarer Weise trieben sie es uüch-leru wie ein ernstes Geschäft. Nicht selten verloren sie Hab und Gut und setzten zuletzt selbst Leben und Freiheit ein. Ohne Murren und Klagen ging dann der Verlierende in die freiwillige Knechtschaft und ließ sich ruhig binden und verkaufe».
6. Die altdeutschen Frauen.
Die Frauen standen bei den alten Deutschen hoch in Ehren. Das deutsche Mädchen erbte von seinem Vater die „Kraft, von seiner Mutter die Milde. Es nahm teil an den Spielen und Übungen der Knaben und erlangte so in der freien Natur einen festen Körper und eilte dauernde Gesundheit. Die Mutter lehrte ihrer Tochter die Arbeiten am Herde, die Besorgung der geringen Bedürfnisse des Hauses, die Bestellung der wenigen Felder, die Pflege der Haustiere und die Fertigung der Gewänder. So
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Diese bereisten das ganze Land, überwachten die übrigen Grafen und sorgten, daß überall Recht und Gerechtigkeit gehandhabt wurde. Auf den großen allgemeinen Neichsversammlungen, welche Karl alljährlich im Monat Mai abhielt, wurden die Zustände des Reiches besprochen. Gesetze beraten und Krieg beschlossen.
21. Karl des Großen häusliches Leben.
In seinem häuslichen Leben war Karl höchst einfach. Er kleidete sich nach fränkischer Weise, und es war an gewöhnlichen Tagen seine Kleidung wenig von der gemeinen Volkstracht verschieden. Nur bei feierlichen Veranlassungen zeigte er sich in prächtigen mit Edelsteinen besetzten Gewändern. Ausländische Tracht war ihm verhaßt.
In Speise und Trauk war Karl mäßig. Selten gab er Gastereien. Während der Tafel hörte er gern Musik, oder er ließ die Geschichten und Thaten der Alten vorlesen.
Karl war ein großer Freund nützlicher Kenntnisse. Er las viel, sprach außer seiner Muttersprache geläufig latem, und lernte als Mann noch schreiben. Den englischen Mönch Akttiit, der mit trefflichen Kenntnissen aller Art ausgerüstet war, berief er zum Lehrer seiner Söhne und Töchter. Einen muntern wißbegierigen Knaben aus dem Odenwalde, Eginhard, gab er seinen Söhnen znm Gesellschafter. Nach damaliger Sitte mußten sich seine Söhne besonders im Reiten, im Jagen und in den Waffen üben, seine Töchter sich mit Wollarbeiteu abgeben und mit Spinnrocken und Spindel beschäftigen. An seinen Kindern hing Karl mit großer Liebe; nie speiste er ohne sie, auf allen seinen Reisen mußten sie ihn begleiten. Die Söhne ritten neben ihm her, die Töchter folgten in einem Wagen.
Karl war von kräftigem Körperbau und hervorragender Größe; seine Länge betrug sieben feiner Füße. Seine Stärke war so groß, daß er ein Hufeisen mit Leichtigkeit zerbrach und einen gewappneten Mann mit einer Hand hoch über fein Haupt emporheben konnte. Er hatte lebhafte, große Augen und einen festen Gang, eine männliche Haltung des ganzen Körpers und eine helle Stimme. Seine ganze Gestalt bot eine höchst würdige, stattliche Erscheinung. Beständig übte er sich im Reiten, Jagen und Schwimmen; er verstand das so vortrefflich, daß es ihm keiner feiner Franken zuvorthat.
22. Karl des Groszen Kaiserkrönung und Tod.
Im Jahre 800 brach zu Rom eine Empörung gegen den Papst Leo Iii. aus. Bei einer feierlichen Prozession überfielen ihn seine Feinde, rissen ihn vom Pferde, mißhandelten ihn schimpflich und schleppten ihn in ein nahes Kloster. Ein treuer Diener brachte aber den Papst in Sicherheit, und dieser floh nun zu Karl dem Großen nach Paderborn, wo gerade Reichstag war, und bat um Hilfe. Karl führte Leo Iii. nach Rom zurück und bestrafte die Empörer. Dafür wollte der Papst dankbar sein. Als daher Karl der Große
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Extrahierte Ortsnamen: Odenwalde Eginhard Rom Paderborn Rom
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ein Sohn Heinrich des Vi., zur Regierung. Dieser Enkel Barbarossas war durch Heldensinn und Festigkeit des Willens, durch ausgedehnte Bildung und Gelehrsamkeit seines großen Geschlechtes würdig. Und dennoch hat dieser ausgezeichnete Kaiser wenig Großes verrichten sönnen. Seine beste Kraft wurde wie bei seinen Vorgängern im Kampfe gegen die päpstliche Gewalt verzehrt.
Friedrich Ii. hatte bei feiner Krönung in Aachen einen Kreuz-zug gelobt. Was andere Kreuzfahrer selbst nicht mit vielem Blutvergießen erringen konnten, gewann Friedrich Ii. ohne große Kämpfe trotz des päpstlichen Bannes. Durch Vertrag mit dem Sultan von Ägypten erhielt der Kaiser die heiligen Orte zurück. Friedrich Ii. zog nun in Jerusalem ein, begab sick im kaiserlichen Ornate in die Kirche des heiligen Grabes, nahm die Krone des Königs von Jerusalem vom Altar und setzte sie sich selbst aufs Haupt.
Nach seiner Rückkehr begann der Kampf gegen den Papst und die lombardischen Städte von neuem. Der Kaiser blieb beinahe überall Sieger; aber eine Reihe von unglücklichen Ereignissen ließ ihn seines Lebens nie recht froh werden.
In Deutschland hatten seine Gegner seinen Sohn Heinrich, den er zum Reichsverweser von Deutschland bestellt hatte, dahin gebracht, daß er sich gegen seinen Vater empörte. Heinrich wurde seiner Würde entsetzt und gefangen nach Italien abgeführt, wo er nach siebenjähriger Haft starb.
Der Papst Jnnoeenz Iv., welcher die Übermacht des Kaisers in Italien fürchtete, floh nach Lyon, wo er auf einer Kirchenversammlung den Bann über Friedrich Ii. aussprach und ihn feiner Würde entsetzte. Als Friedrich dies vernahm, rief er in gerechtem Zorne aus: „Mich hat der Papst und seine Versammlung abgesetzt? Bringt mir her meine Kronen, damit ich sehe, ob ich sie wirklich verlor!" Da brachte man seine sieben Kronen herbei: die deutsche Königskrone, die römische Kaiserkrone, die eiserne Krone von Lom-bardien, die Kronen von Sicilien, Burgund, Sardinien und Jerusalem. Er setzte eine derselben aufs Haupt und sprach: „Noch habe ich sie, und fein Papst, kein Konzil soll sie ohne blutigen Kampf mir raichen." — In Deutschland entstand jetzt die größte Verwirrung. Ein Teil der Großen wählte den Landgrafen Heinrich Rafpe (der Rauhe) von Thüringen und nach deffen Tod den Grafen Wilhelm von Holland zu Gegenkaisern. Ein alter Geschichtsschreiber sagt von dieser unglücklichen Zeit: „Nachdem der Kaiser Friedrich in dem Bann war, freuten sich die Räuber und frolv lockten über die dargebotene Beute. Die Pflugscharen wurden in Schwerter und die Sensen in Lanzen verwandelt. Da war keiner,
Riegel, Der erste gesch. Unterricht. ß
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Extrahierte Ortsnamen: Aachen Jerusalem Jerusalem Deutschland Deutschland Italien Italien Lyon Sicilien Burgund Sardinien Jerusalem Deutschland Holland
>-"X
1
— 58 —
Preußen nicht.. erwam.; es war ihnen Umäwh, irgend eine Schlachtreihe zu bilden. Überall wurden sie über detttzaufen geworfen. Die deutsche Reichsarmee stob schon beim ersten prenßmen "Mnmtenschuß auseinander und wnrde darum spottweise ..Reißansarmee" aewaiwt. Nach kaum zwei^ Stunden war die Schlacht entschieden ünb §äs ganze französische Heer aus der flucht. Es war ein Schrecken ohne Beispiel über die Franzosen ge= kommen. Sie hielten nicht eljet iitu als Mitten int Reiche; ja viele von ihnen glaubten sich erst sicher, als sie jenseit des Rheines angekommen waren. In den Händen des Königs ließen sie 7000 Gefangene, unter denen h Generale und 320 Offiziere waren: 6i Kanölleti'md 22 Fahnen wurden Thjeert' Den Preußen kostete' der fröyme Sieg nur wenig Tote und Verwundete. ^Juug und alt freute sich über die derbe Lekkwn^ welche' die verhaßten Franzmänner bei Rotzvach erhalten hatten.
55. Friedrich Ii. als Regent.
Nach den siegreichen Kämpfen des siebenjährigen Krieges bestand die Hauptsorge des Königs darin, daß er seinem zerrüttetes § Lande wieder aufzuhelfen suchte. Der Krieg hatte seine Unterthanen v / furchtbar heimgesucht. 14500 Häuser ^laaen in Asche, und um die verödeten Felder zu bestellen, fehlte es an Menschen und Vieh. Wunderbar war es anzusehent^Me unter des Königs schaffenden Händen das Land schnell emporblühte. Hier ^schenkte. er die Abgaben, dort verteilte er Korn und Pferde und Geld. Hier richtete er die eingeäscherten Dörfer schnell wieder empor; dort Irotifiiete er Sümpfe ans, bebaute sie mit neuen Dörfern und besetzte.sie mit neuen Einwohnern. Jedes Jahr machte er die Runde durch das Land und freute sich herzlich, wenn er in Gegenden kam, wo sich der Segen lemes Mtrkens zeigte. Beim Anblick einer urbar ge-.. - ,, machten Gegend rief er aus: „Ich habe eine Provinz gewonnen!"
r 1 Nichts .entging. Säßet feinem fchnrfen Auge. Ackerbau und Viehzucht, Händel und Gewerbe, Kunst und Wissenschaft , "Schule und "Rechtspflege, das Kleine wie das Große ward von ihm beachtet. Jeder feiner Unterthanen Jmrlte sich ihm nahen und feine Bitten und Klagen ihm vortragen; er war allen ein gnädiger König, ein gerechter Richter. Für die Landleute hatte er eine große Vorliebe; er spraef) gern mit ihnen und litt nicht, daß sie bedrückt wurden. Gewöhnlich nannte mau ihn nur den „Vater"fritz" oder den „alten Fritz."
An Sparsamkeit und geordneter Thätigkeit ist er ein Beispiel für alle Menschen tmffffr alle Hielt. Seine Haushaltung war außerordentlich ein-iach eingerichtete nicht feiten erschien er in geflickten Kleidern. Als er einst Mt Kat sk "Joseph zusammentraf, trug er die weißen österreichischen Farben mit Silber gestickt. Allein da er sehr stark schnupfte, so sah mau nur zu
f ff
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Fritz
deutlich die iimen Spuren des Tabaks auf seinen Kleidern. Deshalb sprach cr zu den geputzten Herren in der Umgebung des Kaisers:^„Für Euch. Ihr Herren, bin ich nicht' sauber genug: ich bin nicht wert, Ihre Farben zu tragen." — Bis an seinen Tod blieb er in der angestrengtesten Thätigkeit. Von vier Uhr morgens bis gegen Mitternacht Mke jede Stunde thr bestimmtes Tagewerk. „Ich arbeite", sagte er, „um zu leben; denn nichts hat mehr Ähnlichkeit mit dem Tode als der Müßimul^Daß ich lebe, ist nicht notwendig, wohl aber, daß ich thätig bin." Seme liebste Erholung gewährte ihm bis in sein hohes Alter die p?tju Stundenlang sah man ihn nnt derselben aus einem Zimmer iif das andere schreiten, indes cr über die wichtigsten Gegenstände nachdachte. . . ,
In Religionssachen war Friedrich höchst duldsam; niemand durfte seines Glaubens wegen beeinträchtigt werden. „In meinem Reiche sann jeder nach seiner Fa<^ou selig werden*, pflegte er zu sagen.
Lurch eine so glückliche Regierung hob sich das Königreich Preußen, daß es sich den übrigen großen Reichen von Österreich, Frankreich, England und Rußland au die Seite stellen konnte und von dieser Zeit an in der 'ieihe der europäischen Großmächte steh.^ — Als Friedrich Ii. im Jahre 1786 starb, versetzte die Wnfitton seinem Tode ganz Deutschland in tiefe '-auer. Friedrich hinterließ seinem Nachfolger ein blühendes Reich mit iechs Millionen Einwohnern, ein ftaffelöeer und einen wolüversehenen Staatsschatz. Der größte und wichtigste Schatz aber war das Andenken herrlicher und tapferer Thaten.
Ä . 1 ~y
56. Kaiser Joseph Ii. <5 , / /
<M)-1790.)
Unter den deutsche» Fürsten, die auf dem kaiserlichen Throne saßen, nimmt Joseph 11. eine der ersten Stellen ein. Er war ein Sohn Maria Theresias und in allem Guten und Edlen seiner Mutter Ebenbild, ja, er übertraf sie an Wohlwollen und Siebe für das Glück. seiner Unterthanen. Seine natürliche Lebendigkeit jedoch ward Ursache, daß er bei seinen Unternehmungen nicht immer die nötige Ruhe und Umsicht obwalten ließ, welche Maria Theresia so wohl gewahrt batte.
Von Jugend an war Joseph Ii. ein großer Verehrer Friedrich des Ii., Uiid er hatte sich denselben bei seinen Verbesserungsplänen zum Vorbild genommen. Als er das erste Mal zu Neiffe mit Friedrich zusammentraf, rief cr freudig aus: „Nun sehe ich meine Wünsche erfüllt, da ich die Ehre habe, den großen König und Feldherrn zu umarmen!" Bei einer zweiten Zusammenkunft äußerte sich Friedrich mit großer Anerkennung über den Kaiser, indem er sagte: „Ich bi« in Mähren gewesen und habe den Kaiser gesehen, der eine große Rolle in Europa zu spielen beginnt. Er ist an einem bigotten Hofe geboren und hat den Aberglauben verworfen; ist in Prunk erzogen und hat einfache Sitten angenommen; wir» mit Weihrauch genährt und ist bescheiden; glüht vor Ruhmbegierde und opfert seinen Ehrgeiz kindlicher Pflicht auf; hat Pedanten zu Lehrern gehabt und besitzt doch Geschmack genug, die besten Schriftsteller zu lesen."
Joseph den Ii. beseelte der edle Gedanke, in Staat und Kirche alles besser zu gestalten, als es bisher gewesen. Zunächst half er
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Friedrich Friedrich Joseph_Ii Joseph Maria_Theresias Maria Theresias Maria_Theresia Maria Theresia Joseph_Ii Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich England Deutschland Europa
66
§. 69. Bildungsstand. §. 70. Die gracchischen Unruhen.
befohlen ward, weil diese zerstört werden müsse, da beschloßen sie, sich
aufs äußerste zu vertheidigen und lieber mit ihrer Stadt unterzugehen.
Zwei Jahre lang konnten die Römer gegen die mit dem Muth der
Verzweiflnng kämpfenden Punier nichts ausrichten, bis Scipio Aemi-
lianus (des großen Scipio Adoptivenkel) als Oberfeldherr erschien,
und die Stadt durch Abschneidung ihrer Verbindung mit dem Land und
Meer eroberte und gänzlich z e r st ö r t e. Das Land wurde unter
dem Namen Afrika zur römischen Provinz gemacht. Bald darauf
brach der n u m a n t i n i s ch e Krieg gegen die noch unbesiegten
spanischen Völkerschaften aus, der zehn Jahre lang (143—133 v. Ehr.)
dauerte und mit der Zerstörung der Stadt Numantia und der Un-
terwerfung der ganzen pyrenäischen Halbinsel endete.
Im gleichen Jahre fiel den Römern als Vermächtniß des Königs
Attalus Iii. auch noch das pergainenische Reich zu, das die wichtigsten
Theile Kleinasiens mnfaßte und unter dem Namen A s i a znr rö-
mischen Provinz gemacht wurde.
3. Bildungsstand der Römer in der Periode der punischen Kriege.
§. 69. dem zuletzt geschilderten Zeitraum bekam die griechische Literatur,
mit welcher die Römer nun mehr und mehr bekannt wurden, großen Ein-
fiuß auf die römische Bildung und Literatur; doch beruhte diese lange nur
auf bloßer Nachahmung griechischer Muster. Mit besonderer Vorliebe wandten
stch die Römer der griechischen Philosophie und Disputirkunst zu,
die wohl ihrer Beredtsamkeit, aber nicht ihrer Moral Vortheil brachte.
4. Noms Entartung
1. Die gracchischen Unruhen; der jugurthinische und cimbrische Krieg.
§. 70. Aas Glück, welches Rom bei seinen Kriegen begleitet hatte; die
Ueppigkeit und Schwelgerei, welche die Römer im Morgenlande kennen
lernten; die unermeßlichen Reichthümer, welche aus den eroberten Pro-
vinzen in der Weltstadt zusammen strömten, hatten die alte Einfachheit
der Sitten und den strengen Rechtssinn der Römer untergraben: Herrsch-
sucht, Habsucht und Gennßsncht waren an die Stelle getreten.
Die Partei der Mächtigen wußte nach und nach allen Länderbesitz
in ihren Händen zu vereinigen, während die Aermeren in immer größere
Armuth versanken, zumal sie wegen der vielen Sclaven, durch welche
die Reichen ihre Güter bebauen ließen, keine Arbeit fanden und daher
besonders seit der Einführung der geheimen Abstimmungen, fast nur
uoch von Bestechung lebten. Dieses schreiende Mißverhältnis führte die
133 g r a c ch i s ch e n Uttr u h e n herbei.
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77
§. 79. Die Germanenwelt zur Zeit des Augustus.
kündigen und rüstete sie nach seiner Himmelfahrt mit Kraft aus der
Höhe, mit dem heiligen Geiste dazu ans.
Schon am ersten Pfing st feste wurde die erste Christenge-
meinde gesammelt, welche senfkornartig allmählig zu einem Baume
heranwachsen sollte, in dessen Schatten alle Völker Ruhe und Heil fin-
den. Damit war der Grund zur christlichen Kirche gelegt, welche, auf
den Fels des Glaubens an Christum, den Sohn des lebendigen Gottes
erbaut, selbst von den Pforten der Hölle nicht sollte überwältigt wer-
den können.
Die erste Verfolgung der neuen Gemeinde von Seiten des
hohen Raths veranlaßte zwar den Märtyrertod des Almosenpflegers
Stephanus, aber auch die Ausbreitung der Gemeinde über andere
Theile Palästinas und Syriens. Dieselbe Frucht schaffte auch die zweite
Verfolgung durch Herodes Agrippa I , in welcher der Apostel Ja-
kobus der Aeltere seinen Tod fand.
Nachdem zuvor schon die Erstlinge aus den Heiden in die Gemeine
ausgenommen worden waren, begann der vom Herrn selbst bekehrte
und ausgerüstete Heidenapostel Paulus sein Werk, durchzog auf drei
Reisen Kleinasien, Macedonien und Griechenland, stiftete allenthalben
neue Christengenieinden und verkündigte zuletzt noch in der Weltstadt
Rom das Evangelium von dem Gekreuzigten, in welchem allein das
Heil zu finden ist.
2. Die Germanenwelt zur Zeit des Augustus/
§. 79. Während so die christliche Kirche in der Stille sich gründete, traten
in dem römischen Kaiserreich verschiedene Wechsel ein. Noch zur Zeit
des Angustns hatte der Kampf mit dem Volk der Germanen be-
gonnen , welches zunächst berufen war, das Strafamt über das versun-
kene Römerreich zu üben und darnach der Hauptträger christlicher Bil-
dung und Gesittung zu werden.
Die Germanen, dieses kräftige, nach Sprache und Blut unvermischte
Volk, wohnten von dem Jura, den Vogesen und der Maas bis zur
Weichsel, von der Donau bis zur Ost- und Nordsee, und waren in viele
Völkerschaften getheilt, welche größtenteils ohne politischen Zusammenhang
lebten. Sie zeichneten sich in leiblicher Beziehung durch hohe
Körpergestalt, weiße Haut, blondes Haar, blaue, feurig blickende Augen,
trotzige Haltung und große Kraft, in geistiger Hinsicht durch unbän-
digen Muth, unbezwingliche Tapferkeit, Freiheitssinn, Vaterlandsliebe,
Gottesfurcht, Züchtigkeit, Achtung gegen das weibliche Geschlecht, Gastlich-
keit, Treue und Redlichkeit vor allen andern Völkern aus.
Jeder Germane oder Deutsche, welcher ein Grundeigenthum, Allod,
besaß, war frei. Wer aber einem Freien gegen ein Feod oder Lehens-
gut oder um sonstigen Unterhalt diente, war dinglich — hörig. Die
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Extrahierte Personennamen: Augustus Agrippa Apostel Heidenapostel_Paulus Muth
Extrahierte Ortsnamen: Christum Gottes Syriens Kleinasien Macedonien Griechenland Weltstadt
Rom Donau Nordsee
154 §. 144 b. Frankreich unter der Regierung Ludwigs Xiv.
Die Pflege, welche Ludwig der Intelligenz angedeihen ließ, indem er eine
Reihe von Bildungsanstalten, denen Frankreich seinen geistigen Auf-
schwung zu danken hat, schuf und berühmte Gelehrte des Auslandes durch Fähr-
gelder ehrte, um sie zur Bewunderung seiner Person und Nation zu reizen,
dazu sein langes Glück bei der Ausführung seiner Vcrgrößerungsplane, —
das Alles gab seiner Regierung einen außerordentlichen Glanz, und machte
ihn zum bewunderten Vorbild aller Herrscher.
Sein luxuriöser Hof und die von ihm ausgehende Modeherrschaft
schien wohl dem Wohlstände Frankreichs zu dienen, war aber in anderer Be-
ziehung schädlich; hauptsächlich führte Ludwigs Leben mit weiblichen Günst-
lingen (der Montcspan und Maintenon) zu einer volksverderblichen
Entsittlichung.
Unter der gleißenden Hülle feiner Bildung verbreitete sich von Ludwig's
Hof aus ein Geist sittlicher Unreinheit, völliger Gleichgültigkeit gegen das
Heilige, leichtsinniger Verschwendung und launenhafter Modesucht, der auch
in vielen andern Ländern Europa's die sittlich-religiösen Stützen des Völker-
glücks und Staatswohles untergrub.
Die damals eingetretene Schwäche der an Frankreich grenzenden
Staaten benützte Ludwig zur. Ausführung seiner Vergrößerungsplane;
er führte gegen die spanischen Niederlande den sogenannten Devolu-
tionskrieg, indem er als Schwiegersohn Philipps Iv. von Spanien
1665—68 aus die brabantischen Fürstenthümer Anspruch machte. Er mußte
jedoch diesen Raubkrieg durch den Frieden von Aachen beendigen
und einen Theil seines Raubes wieder fahren lassen, weil England,
Holland und Schweden sich gegen ihn verbündeten.
Aus Rache begann er nun den Raubkrieg gegen Holland
1672—78, nachdem er England und Schweden durch Bestechung für sich ge-
wonnen hatte. Seine Generale Turenne und Conde eroberten Geldern,
Utrecht und Oberyssel, aber die Holländer durchstachen die Deiche, ihr
Admiral de Ruyter hinderte die Engländer am Landen, während der
große Kurfürst von Brandenburg den Kaiser Leopold I. zu
einem Bündniß gegen Frankreich zu bewegen wußte, so daß die Kaiser-
lichen dem Turenne am Rhein zu schassen machten.
Friedrich Wilhelm von Brandenburg, seit 1657 auch souveräner Her-
zog von Preußen, war ein allgemein geachteter Fürst, der durch musterhafte
Verwaltung am frühesten in seinem durch den 30jährigen Krieg arg zerrütteten
Lande Ordnung und Wohlstand wiederherstcllte, ein stets schlagfertiges Heer
unter den Waffen hatte, und dem die elende Nachäfferei des französischen We-
sens in der Seele zuwider war. Er' war es auci), der nach dem Tode des
Kaisers Ferdinand Iii. der Bewerbung Ludwigs Xiv. um die deutsche Kaiser-
krone mit aller Kraft entgegentrat und die Wahl Leopolds I. durchsetzte.
Ludwig wußte jedoch den Kurfürsten 1673, der sich vom Kaiser zu
schwach unterstützt sah, zum Separatfrieden von Vossem zu brin-
gen, und erst als er die elsäßischen Reichsstädte besetzte und die Pfalz
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Ludwig Ludwigs Ludwig Ludwig Schwiegersohn_Philipps Philipps Leopold_I. Friedrich_Wilhelm_von_Brandenburg Friedrich Wilhelm Ferdinand_Iii Ferdinand Ludwigs Leopolds_I. Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Frankreichs Maintenon Ludwig's
Hof Frankreich Spanien Aachen England Holland Schweden Holland England Schweden Utrecht Brandenburg Frankreich Rhein
32 §. 33. Hellenisches Wese». Charakter und Religion der Griechen.
Außer diesen wurde noch eine Menge anderer Colonieen auf Si-
cilien und in Unteritalien, sowie an der nordafrikanischen Küste ge-
gründet, welche überall hin griechische Bildung und Religion, Handel
und Gewerbe, Kunst und Wissenschaft brachten. Mit.dem zunehmenden
Reichthnni und sinnlichen Wohlleben dieser Colonieen stellten sich indeß
allmählich Ausartungen ein, die den Keim der Auflösung in sich trugen.
3. Hellenisches Wesen. Charakter und Religion der Griechen.
§. 33. Mas den Charakter der Griechen betrifft, so treten darin fol-
gende Züge besonders hervor: in den ältesten Zeiten Anspruch-
losigkeit, Einfachheit, Nüchternheit, späterhin große Reizbarkeit,
die zu raschem Handeln trieb, Selbstgefühl, mit welchem sich oft
Hochmnth, Neid, Haß und Grausamkeit verband, große Empfäng-
lichkeit für Schmerz und Lust und daraus fließender Sinn für
Lebensgenuß, ein außerordentlicher Thätigkeitstrieb, wel-
cher sich in beständiger Umbildung der Staatsform, sowie in einer Aus-
bildung der Kräfte in Kunst und Wissenschaft zeigte, wie die Heiden-
welt sonst keine aufzuweisen hat.
Ihre Religion entsprach ihrem wandelbaren Wesen. Sie hatten
keine Nationalgottheit, kein gemeinsames Heiligthum, keine heil. Bücher,
keine herrschende Priesterschaft. Alle Theile der Natur und alle Rich-
tungen des Geistes wurden dem Griechen zu einzelnen Göttern, welche
einander in Liebe anzogen, oder in Haß abstießen.
Der olympische Götterkreis bestand aus 12 Göttern: Zeus, der Gott
des Himmels, König und Vater aller Götter; Hera, seine Gemahlin, Göttin
der Che und des Staats; Pallas, Göttin der Weisheit; Apollo, Gott der
Weissagung und Dichtkunst, sowie der strafenden Gewalt, auch Sonnengott;
Artemis, Mondgöttin, Göttin der Keuschheit, der Jagd und des Waldes;
Poseidon, Gott des Meeres; Hephästus, Gott deö Feuers und der Metall-
bereitung; Aphrodite, Göttin der Liebe und Schönheit; Ares, Gott des
Kriegs; Hermes, Gott der Beredtsamkeit, der List, des Handels, Bote der
Götter; Hestia, (Vesta), Göttin des häuslichen Herds und Glücks, der
Gastfreundschaft, Hüterin des Staats; Themis, Göttin der Gerechtigkeit. —
Außer diesen gab es eine Menge niederer Götter, sodann Heroen oder
Halbgötter, d. h. vergötterte Menschen; auch fand fremder Götterdienst
bei ihnen Aufnahme.
Diese ihre Götter verehrten sie in Tempeln und an heiligen Orten durch
blutige und unblutige Opfer, Weihgcschenke, Gebete, Feste und Tänze, und
suchten ihren Willen aus den Eingeweiden der Opferthiere, aus dem Flug
und Geschrei der Vögel und aus Träumen zu erforschen. In wichtigen An-
gelegenheiten nahmen sie ihre Zuflucht zu den Orakeln, von welchen die zu
D odona und Delphi die berühmtesten waren.
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§. 35. Sparta.
Sie bestanden in Wettrennen zu Pferd, zu Wagen und zu Fuß, in Ring-
und Faustkämpfen, im Discus (Wurfscheiben) - und Speerwerfen; später
kamen auch noch Wettkämpfe in der Musik und Dichtkunst und Ausstellungen
von Kunstwerken dazu. Nur Griechen konnten daran theilnehmen, um die
„vergängliche Krone", den Oelzweig, zu erringen, der jedoch für die höchste
irdische Ehre galt.
5. Sparta.
§. 35. Die bedeutendsten der griechischen Staaten waren schon in früher
Zeit Sparta und Athen.
Die Spartaner oder Spartiaten, d. h. die Dorer, welche Sparta
eroberten, waren durch fortwährende Kämpfe mit den achäischen Ein-
wohnern des Landes noch schroffer und härter geworden, als sie ohne-
dies schon waren. Ihr Staat kam durch die Streitigkeiten zweier
Königshäuser an den Rand des Verderbens, aus welchem endlich
880 die Gesetzgebung Lykurgs ihn rettete. Dieser hatte die Krone zu
v.cbr Gunsten seines nachgeborenen Neffen niedergelegt, und dann lange
Reisen in fremde Länder gemacht, wo er sich viele Erfahrungen in Be-
ziehung auf die Verwaltung des Staats sammelte.
Die Hauptpunkte seiner Verfassung waren folgende:
1. Nur die Spartiaten hatten volles Bürgerrecht; die Periöken,
d. h. diejenigen Achäer, welche sich freiwillig unterworfen hatten, waren per-
sönlich, aber nicht politisch frei; die Heloten d. h. Achäer, welche Widerstand
geleistet hatten, waren die eigentlichen Sklaven und unter die Spartiaten
vertheilt, von welchen sie sehr hart behandelt wurden.
. 2. Das ganze Land war Eigenthum des Staats, d. h. der Spartiaten,
von denen jeder ein Grundstück zur Benützung bekam; auch die Periöken
erhielten Grundstücke, aber gegen Zinsabgabe; die Heloten mußten das.
Land bauen.
3. Die Spartiaten durften weder goldene noch silberne, sondern nur
eiserne Münzen führen; aller Aufwand in Kleidung, Geräthen und Nahrung
war verboten. Alle Spartiaten mußten an gemeinschaftlichen, höchst mäßigen
Mahlen theilnehmen.
4. Die Kinder gehörten dem Staat; gebrechliche und schwächliche wurden
ausgesetzt, die andern vom siebenten Jahre au in öffentlichen Anstalten sehr
streng erzogen, wo man sie besonders an verständiges Urthcil, kurze und
bündige Rede, Ertragung aller Schmerzen und Beschwerden, an unbedingten
Gehorsani und Ehrfurcht gegen Aeltere und Vorgesetzte, an Muth und Tapfer-
keit, Aufopferung für das Vaterland zu gewöhnen suchte.
5. In Sparta regierten zwei (Titular-) Könige mit dem Rath der 28
G eron ten. Späterhin erhielten die 5 Eph o ren die meiste Macht im Staat.
Neue Gesetze durften nur mit Zustimmung der Volksversammlung eingeführt
werden, aus welcher auch die Gerusia, ein Bürgerausschuß, hervorgieng,
welcher die der Volksversammlung vorzulegenden Fragen vorbereitete.
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