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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Abt. 2 - S. 24

1884 - Wismar : Hinstorff
24 33. Der Herbst, ein rechter Zahlmeister. Der Herbst ist der Zahlmeister des Jahres. Der Sommer hat wohl schon manches auf Abschlag gebracht; aber der Herbst führt doch die Hanptkasse. Auch hat er nicht bloß einen Zahltag, sondern gar viele, also, daß die Menschen beinahe nicht Hände genug zum Einnehmen haben. Wo man den Herbst nur anblickt, da hat er etwas zu verschenken. Und er schenkt nicht wie ein Geiziger, daß man nicht weiß, ob es ihm Ernst sei oder nicht, sondern er hat seine Hände immer weit offen. Darum braucht der Herbst keine Lobreden und findet überall fröhliche Gesichter. Wie „schön putzt er seine Gaben heraus! Betrachtet nur die rotbäckigen Äpfel an den Bäumen, große und kleine, nach allen Mu- stern; und dann die Birnen, von denen manche aussehen, als ob sie von Wachs gemacht wären! Aber die sind nicht immer die besten, und es heißt bei ihnen auch oft: „Der Schein trügt!" Manche haben eine rauhe Schale, sind aber inwendig doch voll Saft und Wohl- geschmack, ähnlich einem braven Menschen in: groben Kittel. Die Pflaumen- und Zwetschenbäume hängen oft so voll, daß die Äste die Last kaum tragen können und ordentlich froh sind, wenn die Menschen nur zugreifen. Die Nußbäume warten oft gar nicht darauf; sie haben Monate lang in der Stille geschafft, öffnen jetzt ihre grünen bittern Schalen und lassen die süßen Kerne zur Erde fallen. Die Haselnußsträucher haben ebenfalls ihre Nüsse in Bereit- schaft und lassen sie aus gar zierlichen grünen Bechern oben heraus- sehen, damit die Menschen gleich wissen, was in ihnen steckt. Da kommen denn die Knaben und'mädchen und langen zu und knacken, ohne daß es ihnen die Sträucher wehren. Aber alle Nüsse be- kommen sie doch nicht; denn das Eichhörnchen hat sich auch sein Teil geholt, um für den kalten Winter Vorrat zu haben. (Walter.) 34. Der reiche Herbst. 1. Der Frühling hat es an- 3. Voll sind die Speicher nun gefangen, und Laden, Der Sommer hat's vollbracht. Daß nichts uns mehr gebricht, Seht, wie mit seinen roten Wangen Wir wollen ihn zu Gaste laden. So mancher Apfel lacht! Er aber will es nicht. 2. Es kommt der Herbst mit 4. Er will uns ohne Dank er- reicher Gabe, freuen. Er teilt sie fröhlich aus. Kommt immer wieder her. Und geht dann, wie an: Bettelstäbe Laßt uns das Gute drum erneuen. Ein armer Mann, nach Haus. Dann sind wir gut wie er! (Hoffmann von Fallersleben.) Ii. 2. d. großen Herren ist nicht gut Kirschen essen. ^Nach inir kommt ein anderer. ^Nächst den Eltern sollen dir die Geschwister am teuersten sein. Welche Frucht wird ^nebst dem Getreide am meisten gebaut? Wie manches Schiff wird °samt Mann und Maus vom Meere begraben! ^Bei

2. Abt. 2 - S. 99

1884 - Wismar : Hinstorff
99 überzogen und glänzen im Morgentau? Da geht manches Mücklein zu Grunde, das die aufkeimende Saat vielleicht angegriffen imb ver- letzt hätte. Die Spinne hat nicht zwei Augen, sondern acht. Mancher wird dabei denken, da sei es keine Kunst, daß sie die Fliegen und Mücken, die an ihren Fäden hangen bleiben, so geschwind erblicke und zu erhaschen wisse. Allein das machts nicht aus. Denn eine Fliege hat nach den Untersuchungen der Naturkundigen viele hundert Augen und nimmt doch das Netz nicht in acht und ihre Feindin, die groß genug darin sitzt. Was folgt daraus? Es gehören nicht nur Augen, sondern auch Verstand und Geschick dazu, wenn man glücklich durch die Welt kommen und in keine verborgenen Fallstricke geraten will. — Wie fein ist ein Faden, den eine Spinne in der größten Geschwindigkeit von einer Wand bis an die andere zu ziehen weiß! Und doch versichern abermal die Naturkundigen, daß ein solcher Faden, den man kaum mit bloßen Augen sieht, wohl sechstausendfach zusammengesetzt sein könne. Das bringen sie so heraus: Die Spinne hat an ihrem Körper nicht nur eine, sondern sechs Drüsen, aus welchen zur Zeit Fäden hervorgehen. Aber jede von diesen Drüsen hat wohl tausend feine Öffnungen, von welchen keine umsonst sein wird. Da kann man wohl begreifen, daß ein solcher Faden, obgleich so fein, doch auch so fest sein könne, daß das Tier mit der größten Sicherheit daran auf- und absteigen und sich im Sturm und Wetter darauf verlassen kann. Muß man nicht über die Kunst und Ge- schicklichkeit dieser Geschöpfe erstaunen, wenn man ihnen an ihrer stillen und unverdrossenen Arbeit zuschaut, und an den großen und weisen Schöpfer denken, der für alles sorgt und solche Wunder in einen: so kleinen und unscheinbaren Körper zu verbergen weiß? Daß es mancherlei Tiere dieser Gattung gebe, sieht man schon an der Verschiedenheit ihres Gewebes in der freien Luft, an Fenster- scheiben, in den Winkeln, auf den Feldern, da und dort. Manche spinnen gar nicht, sondern springen nach ihrer Beute. Im Frühjahre, und noch viel mehr im trocknen warmen Nachsommer sieht man oft gar viele weiße Fäden in der Luft herumfliegen. Alle Bäume hängen manchmal voll, und die Hüte der Wanderer auf der Straße werden davon überzogen. Man konnte lange nicht erraten, wo die Fäden und Flocken herkommen, und machte sich allerlei wunderliche Vor- stellungen davon. Jetzt weiß man gewiß, daß es lauter Gespinst ist von unzählig viel kleinen schwarzen Spinnen, welche deswegen die Spinnen des fliegenden Sommers genannt werden. Aber eine gefürchtete Spinne lebt in dem untersten heißen Italien. Sie ist unter dem Namen Tarantel bekannt. Diese soll wohl die Menschen beißen, und durch den giftigen Biß krank und schwermütig machen. Im übrigen aber ist noch kein Mensch in unsern Gegenden durch Spinnen vergiftet worden, und es ist thöricht, wenn manche Leute davon laufen oder die nützlichen Tierchen zertreten, wo sie sie finden, als ob sie giftig wären. (Hebel.) 7*

3. Abt. 2 - S. 119

1884 - Wismar : Hinstorff
119 Du kennst doch auch die wunderschönen Balsa- minen (10)? Die Blüten prangen in verschiedenen Farben: rot, violett, auch schön weiß mit rot schattiert. Sie werden in Gärten und Töpfen gezogen. Man säet den Samen dieser aus Ostindien stammenden schönen Pflanze im März oder April (bei guter winterlicher Stubenwärme) in Töpfe oder Kästchen, die mit lockerer, aber sehr nahrhafter Erde gefüllt sind, giebt denselben einen sonnigen Stand, viel Wasser und setzt die Pflänzchen später in Töpfe oder auf Gartenbeete. Die in schattigen Laubwäldern und Gebüschen, besonders an quelligen Stellen wild wachsende, vom Juni bis zum September blühende Balsamine nennt man Springkraut, weil seine gereifte Frucht selbst bei der leisesten Berührung elastisch aufspringt. Die 2—3 m hoch wachsende Sonnen- blume oder Sonnenrose (11), eine seit dem 16. Jahrhundert aus Amerika eingeführte Zier- pflanze, ist zwar keine zierlich-liebliche, immer- hin aber eine mit ihren großen gelben Köpfen stattliche Blume in unsern Gärten, vom Juli bis zum September blühend. Aus ihren vier- kantigen Früchtchen wird ein süßes, fettes Speise- und Brennöl gepreßt, welches zu Speisen, zu Salat und zum Brennen in Lampen benutzt werden kann. Die Blumen geben den Bienen Nahrung; die Blätter dienen als Viehfutter, und die Früchtchen wer- den gern vom Federvieh gefressen. Daß die Scheibe des Blüten- kopfes sich während des Tages der am Himmel fortbewegenden Sonne auch zukehre, ist völlig unbegründet, wovon man sich durch Beobachtung leicht überzeugen kann. Die Passionsblume(12) ist eine so hübsche, mit prächtigen, großen, weißen Blüten gezierte Blume, daß inan mehrere Arten derselben ihrer Schönheit wegen in Töpfen zieht. Ihre Heimat ist Amerika. Spanier, welche sie zuerst dort fanden, vergliche:: innere Blütenteile mit den Marterwerk- zeugen re. aus der Leidensgeschichte Jesu*). Daher der Name Passionsblume. (I. S.) 12 *) Die Nebenkronc der Passionsblume bedeutet die Dornenkrone Jesu, die 3 Griffel sollen auf die drei Nägel Hinweisen, der gestielte Fruchtknoten stellt den Hammer oder Klöppel vor, mit welchem man die Nägel einschlug, und die fünf Staubbeutel der Blume bedeuten die fünf Wunden Jesu. (Anm. des Vers.)

4. Abt. 2 - S. 251

1884 - Wismar : Hinstorff
251 tage; denn das Unglück war gerade eingebrochen, als das Volk im Theater saß. Am Eingänge des Thores sah man noch die Leiche der Schildwache mit ihrer Waffe in der Hand. Zwei Skelette waren mit Ketten zusammen geschlossen, also wahrscheinlich von Gefangenen; ein anderes Skelett hielt einen Beutel mit Geld in der Hand. Ein weibliches Skelett saß an einem Arbeitstische und hatte einen Knäuel Garn vor sich liegen. Auch fand man das Gerippe einer Frau, die ein Kind in den Armen hielt; ihr zur Seite die Gebeine von zwei anderen Kindern, die seit so vielen Jahren sich noch umschlungen hielten, wie der Tod sie nieder- gestreckt hatte. Noch jetzt werden die Ausgrabungen in dieser lebendig begrabenen Stadt fortgesetzt und berechtigen zrl den schönsten Erwartungen. Das Museum in Neapel ist bestimmt, die aufgefundenen Denkmale des Altertums aufzubewahren. (Welter's Weltgeschichte.) 194. Die Völkerwanderung. Um das Jahr 375 n. Chr. kam vom Morgen her ein wildes Volk, die Hunnen, Leute mit schwarzem, struppigem Haare, schmutzig gelber Gesichtsfarbe, schiefen Augen, breitschulterig und klein von Leibe, und so fürchterlich wild, als sie häßlich von Ansehen waren. Voll ihren Pferden waren sie unzertrennlich; sie aßen, tranfen und schliefen darauf. Wurzeln und rohes Fleisch waren ihre Speise. Ihre schmutzigen Weiber und Kinder führten sie in Karren mit sich. So jagten sie durch die Welt von Land zu Land, raubtell, sengten ulld mordeten, und jagten die Völker vor sich her, wie ein Wolf die Herde. Zuerst stießen sie ans die Goten. Ein Teil derselben, die Westgoten, floh ins römische Reich, durchzog einige Zeit nachher plündernd das schöne Italien und ließ sich endlich in Spanien und dem südlichen Teile des heutigen Frankreich nieder. Ein wilder Haufe nach dem andern drang plündernd in Italien ein, das so manches Jahrhundert die ganze gebildete Welt beherrscht hatte, und die schwachen Kaiser konnten es nicht hindern. Ja, am Ende setzten deutsche Völker — die Heruler und Rugier — gar den letzten römischen Kaiser Romulus Augustulus ab und machten ihren Fürsten Odoaker zum Könige von Rom. Der wollte aber nicht einmal in der armen, fast ganz verwüsteten Stadt wohnen. So ver- achtet, so verfallen war das einst so mächtige Rom. Indes waren die deutschen Völker in immerwährender Be- wegung gewesen. Die Franken hatten das nördliche Gallien einge- nommen. Von ihnen heißt das Land Frankreich. Die Burgunder besaßen die Gegenden um den Rhonefluß. Die Angeln waren vom Ufer der Nordsee nach Britannien gezogen, daß nun von ihnen Eng- land (Angelnland) heißt. Die Lougobarden setzten sich endlich in Oberitalien fest (daher die Lombardei genannt). Die Hauptvölker in Deutschland waren nun: Die Alemannen und Bayern in Ober- deutschland, und in Niederdeutschland die Thüringer, die Sachsen, ein Teil der Franken und nach der Ostsee hin die Wenden?) ^ _ *) Schon vor der Völkerwanderung traten an den Küsten der Nordsee die Friesen auf und an den Mündungen der Weichsel die Goten, die sich in Ost-

5. Abt. 2 - S. 135

1884 - Wismar : Hinstorff
135 den Fliegen nachsetzen n. a. m. Wie sind diese 2 aus ihrem frischen, fröhlichen Lehen so plötzlich in die durchsichtige Hülle gekommen, die sie wie ein Glassarg umschliefst? — Man sagt so. Der Bernstein Mn unseren Meeren ist ein sehr dünn- flüssiges, aber schnell erhärtendes Baumharz, das einst 2in grosser Menge aus dem Baume floss, der früher am Strande der Ostsee ganze Wälder bildete. Wenn nun jene Tierlein xaus der Insektenwelt ihr munteres Leben an den Bäumen führten, so geschah es wohl oft, dass das Harz über sie herfloss und bei seinem Erhärten sie fest einschloss. Jene Wälder Mn der Urzeit wurden später 2durch mächtige Fluten des Meeres zer- brochen und begraben, und die Bernsteinstücke, welche man findet, sind Überreste von der untergegangenen Herrlichkeit. 2bei Nordwest-Stürmen wühlen die Wellen mit ungeheurer Kraft an den flachen Stellen der See den Bernstein samt den auf dem Meeresgrunde wachsenden Pflanzen, Tange genannt, los. Der Stein *aus der Tiefe bleibt in dem Kraut hängen und wird samt diesem an den Strand geschleudert. Die Bern- steinfischer spähen nach solchen Krautmassen und ziehen die- selben mit ihrem Netze, an welchem lange Stangen befestigt sind, vollends auf das Land. Gegen die Kälte des Seewassers schützen sich die Fischer durch Wasserstiefeln, Frauen und Kinder lesen den Stein aus dem Kraute. 2bei hellem, ruhigen Wetter fahren die Leute mit ihren Böten in das Meer und spähen nach dem blinkenden Stein, der auch bei grosser Tiefe der See sichtbar ist. 2 Mit eisernen Zinken heben sie ihn dann auf. Dies nennt man das Stechen des Bernsteins. Es giebt zwar wenig Ertrag, aber die schön- sten Stücke. Dagegen ist das Tauchen 1auf Bernstein sehr ergiebig. Männer, welche wasserdichte Kleidung anhaben, steigen 2 aus einem Kahne hinab auf den Meeresgrund. Durch einen Schlauch wird ihnen Luft zugeführt. So können sie mehrere Stunden in der Tiefe zubringen und am Boden die dort oft unter Steinen verborgenen Bernsteinstücke aufsuchen. Auf die genannten drei Arten wird der Bernstein 2 aus dem Meere gewonnen. Er wird aber auch 2 aus den Hügeln des Strandes gegraben und bergmännisch gewonnen. Der Bernstein wird von den Bernsteindrehern zu den ver- schiedensten Kunstsachen verarbeitet. Aus den grösseren Stücken macht man Dosen, Becher, Pfeifenspitzen, Geschmeide u. s. w., aus den kleineren Knöpfe, Korallen u. s. w. Ausser- dem gebraucht man ihn auch zum Räuchern, besonders im Morgenlande; auch bereitet man daraus einen guten Firniss, indem man ihn über Kohlenfeuer fliessend macht und mit Lein- oder Terpentinöl mischt. (Bock's Lesebuch. Für spr. Zwecke etwas geändert.)

6. Abt. 2 - S. 91

1884 - Wismar : Hinstorff
01 vor dem Kopfe eingefügt und bestehen aus drei Gliedern, von denen das letzte eine feine, sehr schön gefiederte Borste trägt. Der Rüssel, mit dem die Fliege uns so oft belästigt, hat an der Spitze zwei fleischige Lippen, die zum Aufsaugen von Flüssigkeiten sehr geeignet sind. Der Körper ist mit Borsten besetzt, die unter dem Vergrößerungs- glas wie krumme Pfriemen aussehen. An den Füßen fitzt ein Ballen, aus dem eine klebrige Feuchtigkeit schwitzt, mittels welcher sich die Fliege an Fenstern und Spiegeln halten kann. Das Summen, welches sie beim Fliegen hören lassen, entsteht durch schnelles Reiben der Flügelwurzeln in ihren Gelenkhöhlen. Das Weibchen legt 60 bis 80 Eier in Mist und andere un- saubere Stellen. Nach 12 bis 24 Stunden entstehen aus denselben Maden, die sich nach 14 Tagen in ihrer eigenen Haut in eine braune, tonnenförmige Puppe verwandeln, aus der bei warmem Wetter nach 14 Tagen die Fliege hervorkommt. Da es in jedem Jahre vier Bruten giebt, so ist ihre Vermehrung außerordentlich groß. (Lüben.) 88. Das Raupennest. Karl sali in einer Gartenecke einen Nesselbusch, der ganz mit Raupen bedeckt war. Es waren lauter hässliche, schwarze Tiere mit stachlichten Rücken und grünen Streifen zwischen den Stacheln. „Soll ich die Raupen tot treten? fragte Karl seinen Vater. „Nein,“ sagte der Vater; „denn wie du siehst, nähren sie sich von den Nesseln, sind also nicht schäd- lich. Wenn sie aber auf einem Kirschbaum säfsen, dann dürftest du sie als schädliche Tiere tot treten. Nimm sie mit nach Hause und füttere sie.“ Freudig trug der Knabe die Raupen nach Hause, steckte sie mit den Nesseln in ein grosses Glas und band ein Papier darüber. In das Papier stach er kleine Löcher, damit die Raupen nicht erstickten, und freute sich nun, wie die Raupen ein Blatt nach dem andern abfrafsen. Am andern Tage nach dem Frühstücke fragte der Vater: „Hast du denn deinen Raupen auch Frühstück gegeben? „0,“ sagte Karl, „die Raupen haben noch das ganze Glas voll Nesseln!“ „Aber sieh sie an,“ sagte der Vater, „ob sie nicht ganz ver- trocknet sind. Dürre Nesseln können die armen Tierchen doch nicht fressen. Du hast die Gäste einmal angenommen, nun ist es deine Pflicht, sie zu ernähren; denn sie selber können es doch nicht mehr.“ Da vergafs Karl seine Pfleglinge nicht mehr. Am sechsten Tage wollte er ihnen wieder Futter geben, aber, o Wunder! da er das Papier wegnehmen wollte, hatten sich alle Raupen daran gehängt. Teils am Papiere, teils am Glase safsen sie mit den Hinterfüssen so fest, als wenn sie angeleimt wären. Besorglich fragte Karl seinen Vater: „Ach, was fehlt doch meinen Räupchen, lieber Vater? Ich habe sie doch alle Tage ordentlich gefüttert, und nun werden sie mir

7. Die Heimatskunde im ersten Schuljahre oder Einführung des sechs- bis siebenjährigen Kindes in das Natur- und Menschenleben - S. 20

1868 - Wismar [u.a.] : Hinstorff
20 Zur B edeckung dient das Fell mit der Wolle. Letztere besteht aus feinen, krausen Haaren von weißer oder schwarzer Farbe. Die Spitzen haben sich oft vereinigt, so daß Flocken daraus gebildet werden. Zum Unterschiede von der Wolle anderer Thiere (z. B. des Pudels) oder von der Wolle einiger Pflanzen (z. B. Baum- wolle) heißt die Wolle des Schafes Schafwolle. Man schneivet sie ihm gewöhnlich im Frühjahr ab. Dann wächst sie während des Sommers wieder, so daß es zum Herbst und Winter für seinen Aufenthalt im Freien ein warmes, gegen Kälte und Nässe schützen- des Gewand hat. Vor dem Abschneiden wäscht man die Thiere, indem man sie in einen Bach oder Teich stellt und tüchtig abreibt und abspült. Sind sie dann vollkommen trocken, so werden sie der Reihe nach hergenommen und mit der Schere geschoren. Man legt sie dabei auf die Seite oder hält sie zwischen den Knieen fest, weil sie sich oft sträuben und fürchten. Aber Widerstand hilft ihnen nicht, denn der Mensch ist stärker als sie sind. Das Geschäft des Abschneidens der Wolle nennt man die Schafschur. c. Nutzen. Dafür, daß der Mensch dem Schaf gestattet, auf seiner Weide oder Wiese zu grasen, daß er ihm bei zu strenger Kälte Wohnung und Nahrung im Stall gibt, daß er einen Schäfer zu ihrer Auf- sicht und Pflege hält und für noch andere Wohlthaten, die er ihm erzeigt, ist es nicht mehr als billig, daß er auch einigen Nutzen von ihm hat. Er bekommt von ihm: 1. Die Wolle. Die Wolle wird zu Garn gesponnen und aus dem Garn — Wollengarn — verfertigt man allerlei Sachen. Man strickt daraus Strümpfe, Tücher, Jacken rc.; man stickt da- mit Schuhe, Kissenüberzüge und andere Sachen; man webt daraus allerlei Tuch zu Hosen, Westen, Röcken und andern Kleidungsstücken. Es beschäftigen sich also mit der Verarbeitung der Wolle eine Menge Leute. Mädchen und Frauen spinnen sie und stricken, sticken und stopfen damit; der Färber färbt sie, der Weber bereitet Zeug dar- aus und der Schneider verarbeitet es zu Kleidern. Weil die Wolle uns so vielfach nützt, so ist sie auch theuer. Man kauft sie nach Pfund und Stein (ä 20 Pfund) und zahlt für das Pfund oft */» Thlr. und mehr. 2. Das Fell. Wenn man das Schaf schlachtet, so zieht man das Fell ab. Sitzt die Wolle noch daran, so nennt man es Vließ und gebraucht es zu Decken und als Unterfutter für Win- terkleider, z. B. Reiseüberzieher, Mäntel rc. Hat man die Wolle von dem Fell abgemacht, so bereitet man Leder daraus. Das gibt dann Schafleder. Schafleder sieht weiß aus, wird aber auch gefärbt und zu Futter in Schuhzeug, zu Handschuhen rc. gebraucht. Der Weißgerber bereitet und verarbeitet es. Letzteres geschieht außer- dem noch vom Handschuhmacher und Schuster*). *) Wenn eg angeht, so zeige der Lehrer seinen Schülern sowohl Wolle des Schases (und zur Unterscheidung davon auch Baumwolle und Wolle vom Pudel), als auch Schasleder in Wirklichkeit vor.

8. Die Heimatskunde im ersten Schuljahre oder Einführung des sechs- bis siebenjährigen Kindes in das Natur- und Menschenleben - S. 27

1868 - Wismar [u.a.] : Hinstorff
27 in einem Kranze die weißen oder röthlichen Blumenblätter. Sie sind länglich, oben etwas breiter als unten und umgeben einen gel- den Punkt in der Mitte. Dieser gelbe Punkt hat die Form einer Halbkugel und besteht aus vielen kleinen, gelben Fäden, die du, wenn du größer wirst, noch genauer kennen lernen sollst. 3. Die weiße Taubnessel. (Lamium álbum.) a. Der Stengel. Der Stengel hat vier Kanten. Was vier Kanten hat, ist vier- kantig. Also 1. der Stengel ist vierkantig. Zwischen je zwei Kanten ist eine Seite. Demnach sind 4 Sei- ten an dem Stengel. Was 4 Seiten hat, ist vierseitig. Also 2. der Stengel ist vierseitig. Hältst du den Stengel gegen das Licht, so wirst du viele Haare daran gewahr. Sie sitzen sowohl an den Seiten als an den Kan- ten, namentlich aber an den letzteren. Was Haare an sich hat, ist haarig, behaart. Folglich 3. der Stengel ist behaart. Durchschneidest du der Queere nach den Stengel, so findest du inwendig ein Loch. Dieses Loch hat eine runde Form und geht, wie du beim Ausschneiden des Stengels gewahr wirst, der ganzen Länge nach von oben bis unten. Wir können ihn als eine Röhre ansehen und sagen, er ist röhrig, hohl. Also 4. der Stengel ist röhrig oder hohl. b. Das Blatt. Die Blätter sitzen mit einem Stiel, dem Blattstiel, an dem Stengel und zwar je zwei an gegenüberstehenden Seiten desselben. Sie heißen daher 1. gegenständig. Stehen die untersten rechts und links, die folgenden vorne und hinten, die darauf folgenden wieder rechts und links und abwech- selnd so fort, nennt man sie 2. Wechsel ständig, und mit der ersten Eigenschaft zusammen gegen- und wechselständig. Die Form der Blätter ist länglich. Oben sind sie breit, unten spitz. Sie sind also 3. länglich und zugespitzt. An den Kanten sind sie eingeschnitten. Das ist auch bei den Blättern des Gänseblümchens der Fall. Bei diesem aber sind die Einschnitte rund, hier sind sie spitz. Vergleichen wir sie hinsichtlich ihrer Größe mit einander, so finden wir, daß sie sehr ungleich sind. Also 4. das Blatt ist an den Kanten ungleich ein- geschnitten.

9. Die Heimatskunde im ersten Schuljahre oder Einführung des sechs- bis siebenjährigen Kindes in das Natur- und Menschenleben - S. 40

1868 - Wismar [u.a.] : Hinstorff
40 welchem Baum kommt dann wohl das Buchenholz? das Nußbaum- holz? das Eschenholz? Nach oem Baume, von welchem es genom- men ist, hat es also seinen Namen. Hier ist ein Stück Holz, das der Quere nach vom Stamme abgeschnitten ist. Du stehst daran, daß die Rinde es ringförmig umgibt. Du bemerkst aber außerdem eine Menge anderer Ringe, die nach der Mitte zu immer kleiner werden. Sie sind auf beiden Seiten des Klotzes zu sehen und werden demnach wol von unten nach oben durch den ganzen Stamm gehen. Durchschneide ich den Stamm in dieser Richtung, so er- scheinen sie als Striche, Adern genannt.*) Auf diesem Brettchen, das der Tischler glatt gehobelt hat, könnt ihr sie deutlich sehen. Ihr könnt sie aber auch an den Brettern des Tisches und des Fuß- bodens wahrnehmen. Du erkennst sie daran, daß sie von dunklerer, brauner Farbe sind, während die dazwischen liegenden Stellen weiß- lich aussehen. An den Adern und der Farbe des Holzes kann man erkennen, von welchem Baume es gekommen ist.**) Außer Rinde, Bast und Holz ist noch ein vierter Theil, das Mark, am Stamme zu unterscheiden. Es sitzt in der Mitte des Holzes und nimmt nur einen kleinen Raum ein. Ihr könnt es zwar auch an dem vorhin gebrauchten Klotz sehen, aber es ist da- selbst nur klein. Besser geht's an den hier mitgebrachten Zweigen. Untersucht, ob ihr es daran finden könnt!***) Es ist weiß oder bräun- lich von Farbe und läßt sich leicht zusammendrücken. Holz ist viel schwerer und härter. Der Kreis hier an der Tafel soll der Querschnitt eines Stam- mes sein. Wohin werde ich die Rinde zeichnen müssen? wohin das Mark? den Bast? das Holz? Nenne du nun die Theile des Stammes von Außen nach Znnen! Nenne du sie von Innen nach Außen! e. Aeste und Zweige. Die Aeste (das sind die dickeren Theile, die vom Stamme ausgehen) und Zweige (d. s. die dünneren vom Stamm oder von den Aesten abgehenden Theile) sitzen entweder oberhalb des Stammes, z. B. bei dem Apfel- und Birnbaum, ober seitwärts daran, z. D, bei der Tanne. In jedem Falle bilden sie mit demselben einen Winkel. Wenn dieser Strich an der Tafel den Stamm des Apfelbaums vorstellt, nach welcher Richtung hin würdest du dann die Aeste daran zeichnen? Wohin aber, wenn diese Linie den Stamm einer Tanne vorstellen soll? Wohin die Zweige? Was für Winkel entstehen jedesmal? ä. Blätter. Zm Winter hat der Baum keine Blätter. Er *) Der Klotz werde mit der Art durchhauen, damit der Schüler sich selbst davon überzeuge. **) Der Lehrer fertige sich oder lasse sich einige Brettchen von verschiedenem Holze anfertigen, z. B. von Tannen-, Eschen-, Birken-, Buchen-, Eichen-, Pappel- und Lindenholz und gebe sie den Schülern znr Vergleichung und Unterscheidung. Es ist dazu nicht erforderlich, daß alle Merkmale aufgefunden und aufgezählt werden, es genügt, wenn die Schüler sich irgend ein beliebiges Merkmal als Kennzeichen selbst wählen. ***) Der Lehrer gebe den Schülern Zweige von mehreren Bäumen, nament- lich, aber nicht allein, vom schwarzen Hollunder.

10. Die Heimatskunde im ersten Schuljahre oder Einführung des sechs- bis siebenjährigen Kindes in das Natur- und Menschenleben - S. 15

1868 - Wismar [u.a.] : Hinstorff
15 3. Der Rumpf. Am Rumpf sitzen (vorne) der Hals, (hin- ten) der Schwanz und (unten) die Beine. Wir unterscheiden an ihm die Brust, den Rücken und den Bauch. Auf den Rücken wird ihm der Sattel gelegt, auf den sich der Reiter setzt. Der ganze Körper res Pferdes ist mit Haaren bedeckt, von welchen am obern Theil des Halses und am Schwanz die längsten sitzen. Die langen Haare des Halses nennt man die Mähne. Die Haare des Schwanzes (Schweifes) sind viel länger als die der Mähne. Das Pferd gebraucht sie, um im Sommer die lästigen Fliegen von sich abzuschlagen. Wir Menschen gebrauchen sie aber auch. Wir machen Angelschnüre, Krollhaare, Haartuch rc. daraus.' Je nach der Farbe der Haare benennt man das Pferd. Hat es schwarze Haare, so heißt es Rappen, hat es weiße, so nennt man es Schimmel. Es giebt auch Füchse unter den Pferden; wer weiß, welche man so nennt? 2. Die Kuh. Die Kuh gehört nebst dem Ochsen und dem Kalbe zum Rind, vieh. Sie ist nicht so groß (weder so lang, noch so hoch) alö das Pferd, nützt uns aber nicht minder. Ihr wißt gewiß schon längst, daß die Milch, die ihr des Morgens trinkt, und die eure Mutter zur Milchsuppe gebraucht, von der Kuh kommt. Sie hat dieselbe in ihrem Euter, das gewöhnlich mit vier Zitzen versehen ist. Aus diesen drückt der Melker die Milch heraus. Die frische Milch ist warm; erst nach und nach kühlt sie sich ab. Wenn sie eine Zeit- lang steht, so sammelt sich nach oben die Sahne, woraus man die Butter macht. Wer hat schon gesehen, wie das geschieht? — Kurze Beschreibung des Verfahrens. — Auch Käse bereitet man aus der Milch. Wie? Außer der Milch nützt uns die Kuh noch durch Mancherlei. Ihr Fleisch wird von uns gegessen und man nennt es zum Unter- schiede vom Fleisch anderer Thiere (z. B. vom Schaf, Pferd rc.) Kuhfleisch, oder gemeinschaftlich mit dem Fleisch des andern Rind- viehes Rindfleisch. Aus dem Talg der Kuh bereitet man Lichter — Talglichter, zum Unterschiede von Wachs- und Stearinlichtern. Das Gießen oder Ziehen derselben — Beschreibung des Verfahrens — besorgt in der Stadt meistens der Lichtgießer und Seifensieder; auf dem Lande thut es der Landmann oft' selbst. Die (braunen, weißen oder schwarzen) Haare der Kuh benutzt man zum Polstern von Stühlen und aus der Haut bereitet der Lohgerber Leder, das man zum Unterschiede von Kalbs-, Schaf-, Roß-, Hirschleder rc. Rindsleder nennt. Auch die Hörner der Kuh benutzt man. Der Drechsler verfertigt allerlei hornene Sachen daraus, z. B. Kämme, Dosen,- Knöpfe, Pfeifenspitzen rc. Weil die Kuh uns so vielen Nutzen gewährt, so sorgen wir auch für sie. Wir geben ihr regelmäßig zu essen, des Sommers auf der Wiese und aus dem Felde Gras und Klee, im Winter zu Hause Heu, Stroh, Runkelrüben, Kartoffeln rc. Desgleichen sor-
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TM Hauptwörter (200)200

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