Geistige Kultur der Reformationszeit.
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groartigen wirtschaftlichen Aufschwung ungeheurer Reichtum ansam-melte, auch die Kunst, besonders die Malerei, zur hchsten Blte. Die flandrische Schule in den katholischen spanischen Niederlanden wurde stark von den Italienern beeinflut, Me hollndische 6chule in den protestantischen freien Niederlanden nahm eine selbstndige Ent-Wicklung. In der flandrischen Schule ragte hervor Peter Paul Rubens (geboren zu Siegen in Westfalen 1577, gestorben zu Antwerpen 1640). Rubens ist einer der grten Maler aller Zeiten, ein Knstler von im erfchpflicher Fruchtbarkeit und grter Vielseitigkeit. Seine oft derben Gestalten atmen hchste Kraft und Lebensflle, an Leuchtkraft der Farbe steht er unbertroffen da. Sein bedeutendster Schler ist van Dyck, spter Hofmaler Jakobs I. von England, wo er zahlreiche Portrts in geistvoller Charakterisierung der Persnlichkeiten geschaffen hat. In seinen historischen Bildern erreicht er nicht seinen Meister an Kraft und Tiefe, allein sie sind von zarter Innigkeit durchweht. Unter den Ver-tretern der hollndischen Schule ist Rembrandt (f 1669) bei weitem der bedeutendste. Er steht Rubens an Gre kaum nach. Kein zweiter gibt die feinsten Luftreize, besonders das Helldunkel so meisterhaft wieder wie Rembrandt. Er starb in der hchsten Armut.
Im 17. Jahrhundert erreichte die Malerei auch in Spanien hohe Vollkommenheit. Ihre Hauptvertreter sind V e l a s q u e z, welcher der realistischen Richtung angehrte, und Murillo, der durch seine idealisierenden kirchlichen Malereien und durch seine naiven und humorvollen Bilder aus dem Volksleben berhmt ist.
c) Das Kunstgewerbe.
Die Renaissance bewirkte auch einen Aufschwung des deutschen Kunstgewerbes. Besonders frderlich mar es fr dieses, da die grten deutschen Knstler wie Drer und Holbein d. I. Zeichnungen fr die Arbeit der Kunsthandwerker lieferten. Vor allem bei der Kunsttisch lerei zeigte sich die Einwirkung des neuen Stils. Sulen, Halbsulen und Pilaster fanden auch an den Schrnken reiche Verwendung. Nicht selten bilden sie eine fensterartige Umrahmung der Fllung. Diese ist mit Flchenornamenten mannigfaltiger Art geziert, besonders beliebt sind Einlegearbeiten (Intarsia), bei denen schne Wirkungen durch die verschiedene Farbe der verwendeten Holzarten erzielt wurden. Viele Schrnke krnt ein den Giebeldchern der Fenster nachgebildeter Aufsatz mit der Muschel. In den Kirchen schuf die Kunst der Tischler und Schmtzer die schon erwhnten (S. 152) Altre, prchtige Ehorsthle und herrliche Kanzeln.
Die Goldschmiedekunst zog ihren Vorteil aus der reichlichen Zufuhr von Gold und Silber aus den neuentdeckten Lndern, von Edel-steinen und Perlen aus Indien. Sie lieferte der Kirche die kostbaren Gerte, den Stdten den Ratssilberschatz, prchtige Tafelaufstze. Will-kommskannen und -becher, Schmuckgegenstnde aller Art. Aus der Werksttte der Waffenschmiede gingen prchtige Rstungen her-vor. Kunstvolles metallenes Gerte fr den Haushalt arbeiteten durch Treiben, Gieen und Drehen die Kupferschlger aus Kupfer, Messing und Zinn. Als neues Kunstgewerbe kam hierzu die knstlerische
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Extrahierte Personennamen: Peter_Paul_Rubens Jakobs_I._von_England Rembrandt Rembrandt Holbein
220 Geistige Kultur der Reformationszeit.
Anfertigung von Glas - und Tonwaren. Sie mar aus Italien, das sie vom Orient berkommen hatte, nach Deutschland gelangt. Die Tpferei lieferte z. B. glasierte, auch wohl mit bildlichen Darstellungen versehene Ofenkacheln und als Bestes Krge und Kannen mit Relief-Verzierungen, die zuweilen mit Schmelzfarben bemalt wurden. Im Rheinland blhte diese Kunst der Steinzeugtpferei um 1600 in Siegburg, Hhr und Grenzhausen.
Aus den Niederlanden verbreitete sich die Teppich- und Bild-Weberei nach Deutschland. Die Spitzenklppelei wurde im 16. Jahrhundert im schsischen Erzgebirge heimisch.
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Deutschland Rheinland Siegburg Deutschland
— 40 —
Das waren Seydlitz' Späße.
Bei Zorndors galt es Zorn; als ob's im Namen säße, nahm man sich da aufs Korn; das slavische Gelichter —
Herr Seydlitz hoffte, traun, noch menschliche Gesichter aus ihnen zuzuhau'n.
Des Krieges Blutvergeuden Die Fürsten kriegten's satt; nur Seydlitz wenig Freuden an ihrem Frieden hat.
Ost jagt er drum vom Morgen bis in die Nacht hinein; es können dann die Sorgen so schnell nicht hinterdrein.
Er kam nicht hoch zu Jahren, früh trat herein der Tod; könnt' er zu Rosse fahren, da hätt's noch feine Not; doch auf dem Lager balde hat ihn der Tod besiegt, der draußen auf der Halde Wohl nimmer ihn gekriegt.
16. Roßbach.
Von K. Sternberg.
Zierlich, mit duftendem Haar, beim jubelnden Schalle der Hörner,
sprang, seines Siegs schon gewiß, mit Dünkel dahin das Französiern,
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- 48 —
und von den Eltern auf die Kinder kommen sollen, weil solches den großen Nutzen zuwege bringt, daß die Unterthanen baburch aufgemuntert werben und Bessern Fleiß anwenden, ihre Guter gut und ordentlich zu bewirtschaften und mit mehrerm Eifer sich angelegen fein lassen, alles in gutem Staube zu unterhalten, sobalb sie ver-fichert stnb, daß solche nach ihrem Tode ihren Kinbern nicht ge= nommen werben sönnen: so befehlen Höchstbiefelben Dero pp. General-Direktorium hierburch in Gnaben, das hierunter Erforber-ltche ohne Anstanb zu regulieren1), und zu verfügen, daß an allen Orten, wo es noch nicht geschehen, die unter die Ämter ge-hörenben Bauergüter den Unterthanen erblich und eigentüm-lich übergeben werben, bergeftalt, daß solche von den Eltern auf die Kinder kommen, und biefe hiernächst in dem ruhigen Besitz ihres vom Vater ererbten Gutes gelassen werben; wornach also das General-Direktorium sich gehörig zu achten, und das biefer-toegen Nötige überall zu besorgen hat u. s. w.
23. Was der Kaufmann Gotzkowsky erzählt.
Im Jahre 1740 hatten Seine Königl. Majestät nicht sobalb Dero glorwürbige Regierung angetreten, als Sie auch mich zu Sich nach Charlottenburg rufen ließen, und mir Dero vorher schon mehrmalen vor das Aufnehmen der Unterthanen recht königliche Gesinnungen nämlich:
"Daß ich mir sollte angelegen sehn lassen, viele nützliche und «geschickte Künstler und Ouvriers 2) in das Land zu ziehen, „und daß Se. Königl. Majestät mich hierinnen nicht allein „kräftig unterstützen, sondern auch selbst ein fleißiger Abnehmer „der allhier verfertigten Waren abgeben wollten," ausbrücklich wieberholten.
*) ordnen. 2) Werkleute.
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Gittert der Germanen.
3
Karben an der unteren Elbe. Diese Stmme werden auch mit dem Gemeinnamen der Sueben bezeichnet.
6. Im Oder-und Weichselgebiet wohnten die Burgunder, Vandalen und Goten."^ ;; y
2. Sitten der Germanen. 2.
Die Germanen waren durch bedeutende Krpergre und starke Gliedmaen, durch Helles Haar und blaue Augen gekennzeichnet. Sie krftigten ihren Krper durch Schwimmen und Jagen; trotzdem vermochten sie Anstrengungen nicht lange zu ertragen und waren gegen Hitze und Durst nicht widerstandsfhig. Aber Mut und Tapferkeit zeichneten sie aus, so da sie vor keiner Gefahr zurckschreckten. Die Frauen standen darin den Mnnern kaum nach. Die Glieder einer Familiengemeinschaft und die Gefhrten im Kampfe hielt das Band der T r e u e fest verbunden. Durch diese Tugend war auch die E h e geheiligt. Vielweiberei war bei den Germanen fast unbekannt, nur Vornehme gingen bisweilen mehrere Ehebndnisse ein. Die Reinheit der Ehe wurde streng gewahrt, dem seltenen Ehebruch folgte die Strafe allge-meiner Verachtung.
Die Männer trieben Krieg oder Kriegsflbung und lagen der Jagd in den wildreichen Wldern ob, bei der Arbeit in Haus, Hof und Feld legten sie kaum Hand an. Tagelang lagen sie mig am Herde, oder sie vereinigten sich zu Trinkgelagen, die oft Tag und Nacht dauerten. Dabei trieben sie das Wrfelspiel mit solcher Leidenschaft, da manche nach Verlust ihrer ganzen Habe die eigene Freiheit verspielten. Doch wurden beim Gelage auch wichtige Angelegen-heiten, Wahl der Oberhupter, Krieg und Frieden, verhandelt und vor-beraten. Den entscheidenden Beschlu faten die Männer erst am folgen-den Tage. Dem F rem de n gegenber war der Germane vorsichtig,
nicht selten mitrauisch; doch gewhrte er ihm seinen Schutz, sobald er ihn als Gast in sein Haus aufgenommen hatte.
Die Germanen wohnten nicht in Stdten vereint, sondern auf Einzelhfen oder in Drfern. Ihre Huser waren schmucklos aus Holz und Lehm erbaut und mit Stroh oder Schilf gedeckt. Das Licht fiel durch fensterartige kleine ffnungen in der Nhe des Daches in den meist einzigen Hausraum. Dessen Mittelpunkt war die Feuersttte. An den Wnden standen Tische und Bnke, in spterer Zeit auch Lager-gestelle. Zu dem einfachen Hausrat gehrten noch hlzerne Npfe und Lffel und Tongefe, bei reichen Leuten auch Gefe aus Bronze.
l*
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bis zum Ende des Zwischenreiches.
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Hof ein, um welchen ringsum die einzelnen Gebäude der Burg lagen. Das größte derselben war der sogenannte Palas, in welchem sich der große Rittersaal befand. Zu demselben führte vom Hofe aus eine große Freitreppe hinan. In den unteren Räumen dieses Hauptgebäudes befanden sich Vorratskammern für Lebensmittel, Kleider und Waffen. Über dem Rittersaale oder sonst an einer passenden Stelle der Burg befaud sich auch eine Kapelle.
In dem Rittersaale versammelte sich die Familie des Burgherrn mit ihren Gästen. Hier wurden bei großen Festen die Tafeln zur Mahlzeit aufgeschlagen; die für den Burgherrn und für die vornehmsten Gäste bestimmte befand sich auf einer Erhöhung des Fußbodens. Der Fußboden war selten gedielt, oft bestand er nur aus Estrich oder Backsteinen. Zu Festzeiten wurde er mit Gras, Binsen oder auch mit Blumen bestreut. Die kahlen Mauern wurden bei festlichen Gelegenheiten mit Teppichen behängen. Die Mauern waren sehr dick, und an den Fenstern entstanden daher tiefe Nischen, in welchen steinerne, mit Decken belegte Sitzbänke angebracht waren. Glasfenster gab es erst in spätsten Zeiten, in früheren waren die Fensteröffnungen oft nur durch hölzerne Läden und wollene Decken verschlossen, oder es waren Fenster aus düuuen Hornplatten, wohl auch aus geöltem Pergainenchapier angebracht. Bei rauhem, kalten Wetter konnte man das Licht nicht durch die Fenster einlassen; man zündete dann auf Decken- und Wandleuchtern angebrachte Wachskerzen an.
Neben dem Palas stand im Burghofe die Kemenate, welche die Wohnräume für die Familie und besonders für die Frauen enthielt. In den Frauengemächern waltete die Bnrgherrin im Kreise ihrer Töchter und ritterlicher Jungfrauen, die ihr zur Erziehung anvertraut waren, und unterstützt durch ihre Dienerinnen. Da wurde gesponnen und gewebt, genäht und gestrickt, da wurden nicht nur die Kleider der Frauen hergestellt, sondern auch die buntgestickten Wappenröcke, welche die Ritter bei festlichen Gelegenheiten über ihrer Rüstung trugen, da nähte und stickte man schöne Satteldecken für die Pferde, bunte Fähnchen, wie sie der Ritter gern an der Spitze seines Speeres trug, wohl auch kostbare Altardecken. Aber nicht nur die Dienerinnen, sondern auch die Frauen und Jungfrauen arbeiteten fleißig mit.
Ein wichtiges Gebäude der Burg war auch das Schnitz Haus, in welchem allerlei Waffen, Bogen, Pfeile, Speere und Schilde, wohl auch Thore, Brücken, Verteidigungsgeräte, Bänke, Zäune und allerlei Hausgerät hergestellt wurden.
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bis zum Ende des Zwischenreiches.
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Flucht zu sehen. Weiter sieht man die Thaten Karls des Großen und seiner Helden. Von einem Ohr zum andern ist mit glänzender Seide ein Tanz genäht, zwischen je zwei Figuren steht ein Ritter und ein Fiedler dabei." Dieses Kunstwerk soll eine entsprungene Nonne verfertigt und eine Kuh nebst Butter und vielen Eiern zum Lohn erhalten haben.
Vorhänge zur Ausschmückung der Wände wurden gleichfalls gestickt. So befindet sich eine gestickte Tapete im Dom zu Bayeux, 60 Meter lang, die den Sieg Wilhelms des Eroberers über den Grafen Harald von Kent bei Hastings darstellt. Danach müssen die Frauen mitunter eine nicht ganz geringe Geschichtskenntnis gehabt haben. Vorzüglich waren die Thaten Karls des Großen und seiner Helden, sowie die griechischen und römischen Sagen der Gegenstand, den die deutschen Frauen zu ihrer Darstellung erwählten. Die deutschen Frauen waren wegen dieser Kunstfertigkeit berühmt.
Wie heute gab es Vorzeichner für die Stickerinnen, da nicht jede imstande war, die Zeichnungen auf die Stoffe sich selbst zu entwerfen. Die übliche Art der Stickerei war der Kreuzstich; erst viel später kam der Plattstich auf. Die Goldfäden wurden mit Umfang-stichen festgenäht.
Neben dieser Handstickerei kamen die gewebten Umhänge (Wandteppiche), Tisch- und Handtücher mit Ornamenten und Figuren mehr und mehr in Brauch, die dann später in den flandrischen Gobelins zur hohen Kunstblüte gediehen. Die römischen teppichartigen Tücher wurden zuerst in den Kirchen verwendet, von da ging ihr Gebrauch in die Häuser über. Bilder aus beliebten Erzählungen wurden am liebsten auf den großen Geweben gesehen.
An der Teppichweberei oder -Wirkerei waren die Frauen in Deutschland auch beteiligt, ebenso an verschiedenen Handwerken, so bei den Lein- und Wollwebern und bei den Schneidern. Das Spinnen, Garnziehen, Wollekämmen, die Vorarbeiten für die Gewandbereitung lagen von jeher in weiblicher Hand.
Auch Handelsgeschäfte sehen wir im Mittelalter von Frauen betrieben. Der Hausierhandel mit Gewürz und Kleinwaren, Messern, Ringlein, Hefteln, Tisch- und Handtüchern, Kopfbändern u. d. gl. nährte gar manches Kaufweib. Außerdem handelten die Kauflerinnen — so ist ihre Bezeichnung — in den süddeutschen großen Städten mit alten Sachen. Aber weder sie, noch die Hausiererinnen erfreuten sich eines besonders guten Rufes.
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Extrahierte Personennamen: Karls Wilhelms Harald_von_Kent Karls
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Zustände unseres Volkes von der Zeit Konrads I.
den Tisch. Obst, wie Birnen und Äpfel, und Südfrüchte waren allgemein beliebt; Weintrauben, Quitten, auch Himbeeren pflegte man herumzureichen, und Pfirsiche, geröstete Kastanien, Mandeln, Feigen, Datteln, Ingwer wie Granatäpfel durften auf einem reichen Tische nicht fehlen. Nüsse waren zum Nachtisch besonders beliebt, wozu man fleißig zu trinken pflegte.
Die scharfgewürzten Speisen mußten gewaltig den Durst erregen und erklären zum Teil die erstaunliche Trinklust nicht nur der Männer, sondern auch der Frauen.
Wie noch heute häufig, bestand das Frühmal in der Regel aus Suppe, bei festlichen Gelegenheiten, Hochzeiten und Taufen wurde Mandelmilch und Mandelmus gereicht, woran sich die Frauen erquickten, während die Männer sich überall an Bier, Met und Wein hielten. Wasser zu trinken scheint wenigstens beim Essen sehr wenig Sitte gewesen zu sein. Jedermann verstand sich auf einen herzhaften Trunk, der Ritter nicht weniger wie der Mönch, der Bauer wie der Bürger, und nicht leicht stand der schwere Humpen oder die volle Kanne allzuweit entfernt.
Den Wein versetzte man mit Honig und Gewürzen und ließ ihn über wohlriechenden und duftenden Kräutern ziehen, so bereitete man allerlei „Würzwein," „Moraz," „Elaret"' oder „Lutertrank." Solche Würzweine, glaubte man, sollten durch ihren Wohlgeruch den Gaumen erfreuen, die Eßlust durch ihren Duft erregen, das Gehirn stärken und den Magen, sowie das Blut reinigen und in die Glieder dringen. Allgemein wurde der „Moraz" und der „Lutertrank" auch als Schlaftrank verwandt, den man den Männern vor dem Einschlafen zur Stärkung reichen ließ.
Bei der Zurüstung zur Tafel war man auf Sauberkeit bedacht, und ohne Tischtücher zu essen, galt als unschicklich. In großen Schüsseln trug man die Gerichte auf, während kleinere, die unseren Tellern entsprechen, den Gästen vorgesetzt wurden, aus denen sie einzeln oder auch zu mehreren aßen. Der gemeine Mann begnügte sich mit hölzernen oder irdenen Gefäßen, der wohlhabende bediente sich des Zinngeschirrs, nur die Tafeln der Großen prangten von kostbaren Silbergeräten, worin auch ein Edelmann damals seinen Reichtum zu zeigen pflegte.
Gabeln brauchte man nur zum Zerschneiden des Bratens; den Bissen führte man während des ganzen Mittelalters nur mit der bloßen Hand zum Munde. Löffel erscheinen von jeher in Gebrauch;
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bis zum Ende des Zwischenreiches.
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es gab silberne, zinnerne und auf dem Lande hölzerne, die man nach der Mahlzeit, wohl gereinigt, an der Fenstereinfassung oder an der Wand aufsteckte, um sie beim nächsten Essen wieder zu gebrauchen. Waren silberne Löffel zur Benutzung gereicht, so pflegte man sie beim Abräumen nachzuzählen, um sich von der Ehrlichkeit der Gäste zu überzeugen. Vielfach mußten sich mehrere Gäste mit einem Messer begnügen. Auch das eigene Messer konnte der Gast meistens nicht gebrauchen, da man bei Gelagen von Zünften, Ratsmannen und Gilden den Gästen vor der Mahlzeit die Messer und Dolche abzufordern pflegte. Wein trug man in Kannen auf, aus denen die rundlichen, bedeckelten Becher oder Töpfe, sowie die deckellosen Schalen oder Näpfe gefüllt wurden. Die Trinkgefäße bestanden aus Glas, Silber und Gold, indes blieben lange noch Holzbecher an Fürstentafeln in Gebrauch; auch dienten Zinnbecher zum täglichen Gebrauch. Sehr beliebt waren die Trinkgefäße in Form eines großen Schiffes, das bei den Gästen „herumfuhr."
Vor Beginn des Mahles wurden die Hände gewaschen. Das Wasser wurde den Tischgenossen von den Kämmerern gereicht; um die Hände abtrocknen zu können, hatten sie ein Tuch um den Hals hängen.
Besondere Sorgfalt ward in höheren Kreisen dem Benehmen bei Tische zugewandt und darüber eine umständliche Lehre ausgebildet, die in besonderen Gedichten, den sogenannten „Tischzuchten," dargestellt wurde. In denselben wird oft vor Unarten gewarnt, die sich heutzutage kaum der gemeinste Mann zu schulden kommen läßt. Bei den Regeln, die Thomasin von Zirclaire im „Welschen Gast" giebt, hatte er gewiß gebildete Leute im Auge, und was legt er ihnen ans Herz? Die Gäste sollen bescheiden und mit dem Gebotenen zufrieden sein; man soll nicht vor dem ersten Gerichte das Brot ausessen, nicht mit beiden Händen stopfen, nicht trinken oder sprechen mit vollem Munde. Es schickt sich nicht, sich zu seinem Nachbar zu wenden und ihm den Becher zu bieten, während man ihn selbst noch am Munde hat. Beim
Trinken soll man in den Becher sehen; nicht zu schnell zu essen, nicht
dem Genossen etwas wegzunehmen, dazu wird besonders ermahnt. Es ist auch unschicklich, mit anderen zugleich in die Schüssel zu langen. Wenn das Waschwasser herumgereicht wird, sollen die Knechte und Jungherren abseits gehen und sich anderswo die Hände waschen.
Noch schlimmere Unart rügen „des Tannhäusers Hofzucht" und die sogenannte „Wiener Tischzucht". Es wird den unfeinen Leuten eingeschärft, die Hände sauber zu halten und die Nägel kurz zu beschneiden, um den Genossen beim Zulangen in die gemeinsame Schüssel
Roßbach, Hülfsbuch rc. 1z
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im Reformationszeitalter.
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eines Porträts, Fensters oder dergleichen, mitunter sieht man auch Figuren, Fruchtschnüre u. a. mit Fleiß aus Nußbaum geschnitzelt. Diese Vertäfelung der Wohnzimmer in vornehmen und gemeinen Häusern hat ihren Grund in der Strenge des Winters. Aber die braune Farbe des Nußbaumes und des Firnisses auf Tannenholz macht diese Gemächer düster, wozu die engen, niedrigen Fenster und die geringe Höhe der Stockwerke auch beitragen. Da an den Außenseiten nicht auf Symmetrie gesehen wird, so fehlt sie auch im Innern der Häuser; da ist selten etwas ganz regelmäßig. Die Fußböden sind nur von einfarbigen gebrannten Steinen; wenn sie sich ausnehmen sollen, so ist auf jedem Stein eine erhöhte Blume oder audere Zeichnung. Das ist der Fall in Prunksälen; das Gehen auf diesen unebenen Zieraten ist unangenehm. Die Böden der Schlafzimmer sind fast alle mit Steinen ohne Zierat besetzt, die der Wohnstube aber, um sie warm zu halten, mit Holz belegt, ganz einfach ohne die mindesten Verzierungen. Diese werden an den Zimmerdecken angebracht, wenn es recht stattlich aussehen soll, und bestehen aus hölzernem Schnitzwerk, mit vielfältigen Farben bemalt und sind hin und wieder etwas vergoldet oder aus massivem Gipswerk (Stuck), das allerlei, am liebsten aber Harnisch und Waffen darstellt. An den Wänden werden Denksprüche in großen Charakteren hingeschrieben und mit gemalten Blumenkränzen eingefaßt. Solche Sprüche liest man bisweilen auch an den Decken, von denselben habe ich aber keine anderen als lateinische gesehen, alle mit goldenen Buchstaben. Der strenge Winter macht Wärme notwendig, man bedient sich daher der großen Öfen. Außer Porträts und Landschaften sieht man in den Zimmern selten Gemälde, denn durch die Religionsveränderung wurden alle religiösen und heiligen Bilder verdrängt. Statt dessen sind die Wände der Wohnstuben in mittleren und vornehmen Häusern nach alter Art mit zinnernen Trinkgefäßen von allen Größen und Formen behängt, die immer wie neu aussehen müssen".
Das vollständigste Städtebild aus der Renaissancezeit bietet das alte fränkische Rotenburg an der Tauber, wo mit Ausnahme der gotischen Kirchen fast alle öffentlichen und privaten Gebäude den letzten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts angehören. Die Mauern, Thore und Türme, das Rathaus und die hochgiebeligen Fachwerkhäuser, die zierlichen Brunnen auf den Straßen, die hier wie anderswo ganz besonders den künstlerischen Trieb der Zeit vergegenwärtigen, schaffen zusammen ein Bild, das den Beschauer der Gegenwart entrückt und ebenso malerisch wie in kulturgeschichtlicher Beziehung fesselnd
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