Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Landeskunde von Braunschweig und Hannover - S. 42

1899 - Breslau : Hirt
42 Landeskunde von Braunschweig und Hannover. c. Einteilung in 6 Kreise (f. <S 25) unter Kreisdirektionen. Die Kreise bil- den Kommunalverbände (der Kreis Braunschweig hat 3) mit je einem Kreistage für die Verwaltung der eigenen Angelegenheiten. Kreisfonds von Mill. Jl. d. Die Rechtspflege wird gehandhabt von 24 Amtsgerichten (s. S. 44) mit Schöffen- gerichten für leichtere Straffälle, 1 Landgericht mit Schwurgericht und einem Ober- landesgericht zu Brauuschweig. — Reichsgericht zu Leipzig. s. Das Schulwesen befindet sich seit alters in Br. auf hoher Stufe. Kloster- und Studienfonds (s. auch S. 43). Unter der Ober-Schul-Kommission zu Br. stehen die höheren Schulen: 6 Gymnasien, 1 Realgymnasium, 1 Ober-Realschule, 2 Progymnasien, 4 Realschulen. — Die lutherischen Volksschulen und 4 höhere Töchterschulen stehen unter dem Konsistorium zu Wolfenbüttel. — Lehrer- und Lehrerinnen-Seminare zu Braunschweig und Wolfenbüttel. Von Fachschulen sind zu nennen: Die Landwirtschaftliche Schule Marienberg zu Helmstedt, die Baugewerkschule zu Holzminden, die Schule für Zuckerindustrie, die Dro- gisten-Akademie und die Taubstummeu-Anstalt zu Br. Technische Hochschule Carola Wilhelmina zu Br. Der Pflege von Kunst und Wissenschaft dienen ferner die berühmte Herzogl. Bibliothek zu Wolfenbüttel, das Archiv daselbst, das Museum zu Braunschw. n. s. w. f. Kriegswesen. Die Leitung der herzoglichen Truppen ist durch die Militär-Kon- vention von 1886 an Preußen übertragen. Sie gehören dem X. Armeekorps an und bestehen aus 1 Infanterie- und 1 Husaren-Regiment, 1 Batterie Feldartillerie und 2 Land- wehr-Bataillone. Besatzungsorte s. S. 44. Die Landesfarben sind Blau und Gelb. Das senkrecht geteilte kleinere Wappen zeigt rechts zwei goldene Löwen im roten, links einen blauen Löwen im goldenen Felde. Das Wahrzeichen des Landes ist das weiße sächsische (laufende) Roß im roten Felde. B. Hannover. a. Das staatliche Leben im Königreiche Hannover wurde nach der unter dem Könige Ernst August 1840 gegebenen Staatsverfassung geregelt, bis 1867 die (im Jahre 1850 vom Könige Friedrich Wilhelm Iv. verliehene) preußische Verfassung an deren Stelle trat. Seit 1867 gilt außerdem für Preußen die Verfassung des Norddeutscheu Bundes, welche 1871 zu derjenigen des Deutschen Reiches erweitert worden ist. In das Herrenhaus entsendet Hannover 14 zum Teil vom König berufene Mitglieder, in das Abgeordnetenhaus alle 5 Jahre 35 von Wahlmünnern, also durch indirekte Klassenwahl gewühlte Abgeordnete, in den deutschen Reichstag endlich Ii) nach dem allgemeinen, direkten Wahlrechte für 5 Jahre gewühlte Abgeordnete aus 19 Wahl- kreisen, die beim Erlasse des Wahlrechts auf je 100060 Seelen abgegrenzt waren. b. An der Spitze der Verwaltung steht der vom Könige ernannte Ober-Präsi- dent, der in der Stadt Hannover seinen Sitz hat. Unter ihm die 6 Regierungs- Präsidenten mit den Regierungen, welche die Regierungsbezirke leiten. — Hannover, Osnabrück, Harburg, Hildesheim, Linden, Göttingen, Lüneburg, Celle und Emden bil- den Stadtkreise; 69 Landkreise (s. S. 45 ff.) unter Landräten. — Bezirksausschüsse, Kreisausschüsse. c. Mancherlei innere Angelegenheiten sind nicht den königlichen Behörden, sondern der Provinz zur Selbstverwaltung überlassen; dazu gehört der Ausbau und die Erhal- tnng der Landes-Chausfeen, die Leitung der Landes-Bibliotheken, Verwaltung der Pro- vinzialforsten und vieler gemeinnütziger Lehr- und Armenanstalten, Irrenanstalten u. s. w. Zur Bestreitung der hierfür erforderlichen Ausgaben empfängt die Provinz jährlich '

2. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 65

1862 - Hannover : Meyer
65 Ehre zu geben, der ihn am Morgen unversehrt den Sturz in die Tiefe hatte thun lassen; so hat er sich am Abend von einer Bank herab zu Tode..gefallen. Ubcrrnuth thut niemals gut. Hochmuth kommt vor dem Fall. Sicherheit ist des Unglücks erste Ursache. Je höher der Baum, je schwerer sein Fall. Je höher gestiegen, je tiefer gefallen. Wer unter Glottes Hand sich nicht biegen will, muß darunter brechen. Gott sorgt dafür, daß die Bäume nicht in den Himmel wachsen. 99. Der König aller Könige. Äanut, ein großer König, war Beherrscher von England und Dänemark, und seine Schiffe fuhren auf den nördlichen Bteeren hin und her. Es begab sich aber eines Tages, daß er lustwandelte am User des Meeres und seine Hofleute mit ihm. Da thaten Schmeichler ihren Mund auf und priesen ihn als den König der Könige und den Herrn des Meeres wie des Landes. Aber der König ergrimmte in seinem Herzen ob diesen Worten; denn er fürchtete den Herrn, und es war solches ein Greuel in seinen Augen. Und er schwieg. Über ein Kleines breitete er seinen Mantel hart an das Ufer aus, setzte sich darauf und sprach zum Meer: „Das Land, daraus ich sitze, rst mein, und ich bin dein Herr; darum sage ich dir: bleib, wo du bist, und nahe dich nicht zu meinem Platze!" Es war aber um die Zeit der Flut, da er solches that. Da dies die Hofleute sahen, gedachten sie bei sich selbst: „Der König, unser Herr, ist zum Narren geworden," und lachten sein in ihrem Herzen. Das Meer aber gehorchte der Stimme des Königs nicht und wuchs höher und höher, bis daß es seine Füße netzte. Da stand der König auf und sprach: „Ihr Schmeichler, wo ist nun meine Macht? Sehesida, wie sein mir das Meer gehorcht hat! So gehet nun hin und wisset, daß der, welcher den Himmel und die Erde und das Meer und alles, was darinnen ist, gemacht hat, derselbe ist der König aller Könige und der Herr aller Herren; ich aber bin wie seiner Knechte einer!" 190. Demüthiget euch unter die gewaltige Hand Gottes. Ein Edelmann zog mit seinem Weibe und zween Söhnen auf ein Schloß, welches an einem See lag. Der Edelmann hatte sonst keine Kinder, ohne diese beiden Söhne; an Gut aber war er sehr reich. Um die Erntezeit, da Knechte und Mägde zu Felde waren, und niemand daheim blieb, als Vater und Mutter und die beiden Söhne, wollten diese beiden sich kühlen im schönen klaren Wasser, und der Vater sah ihnen vom Hause herab zu. Da gerieth der eine in eine Tiefe, sank und ertrank, und weil das Wasser lauter und hell war, konnte der Vater sehen, wie er sich gegen den Tod wehrte. Der andere Bruder will ihm zu Hülfe kommen, und da er hinzu eilt, sieht ihn der Vater gleichfalls jämmerlich ertrinken, und war kein Mensch vorhanden, der den beiden Söhnen hätte Hülfe leisten können.

3. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 269

1862 - Hannover : Meyer
269 lernte er fremde Sprachen. Er war zu allem geschickt. Derselbe Mann, der vielen Völkern Gesetze gab und über ihr Wohl wachte, der Botschaften empfing aus allen Theilen seines großen Reiches und gewaltige Kriege führte, der ließ sich auf seinen Gütern die Rechnungen vorlegen, in denen alles bis auf die Anzahl der Eier eingetragen sein mußte. Dann überzählte er Einnahme und Aus- gabe, rechnete seinen Verwaltern nach und machte Bauanschläge, als wäre er nichts als ein Landmann. Darum nannten ihn seine Zeitgenossen auch den Großen. Den Gipfel menschlicher Größe er- stieg er im Jahre 800. Der Papst in Rom hatte ihn zum Schutz- herrn angenommen; denn er hatte dort die gestörte Ordnung wieder hergestellt und den Papst in seiner Würde befestigt. Dafür krönte ihn dieser am Weihnachtstage des Jahres 800 und begrüßte ihn als römischen Kaiser und Herrn aller Christenheit, und die Kirche widerhallte von dem freudigen Zurufe des Volkes: „Leben und Sieg dem von Gott gekrönten, frommen, großen und friedebrin- genden Kaiser von Rom!" Das war der Ursprung und Anfang des römischen Kaiserthums deutscher Nation, das 1000 Jahre be- standen und auf die Geschicke, vieler Völker eingewirkt hat. Karl aber nannte sich von nun an einen Kaiser von Gottes Gnaden und achtete stch für einen Schirmherrn der Kirche und Vorsteher der Christen- heit, dem Gott das Amt gegeben, daß er in Kirche und Reich zum Rechten sehe. 4. Er starb 72 Jahr alt. Im vollen Kaiserschmucke, mit Krone und Schwert, ein goldenes Evangelienbuch auf den Knieen, die goldene Pilgertasche um die Hüften, wurde er, sitzend auf gol- denem Stuhle, in die Gruft der von ihm gestifteten Marienkirche zu Aachen Hinabgelaffen. Nach seinem Tode aber lebte sein Name in dm Sagen und Liedern des Volkes fort, und wollte man einen Kaiser am höchsten preisen, dann sagte man: „Er hat gewaltet wie Karl der Große!" 20. Heinrich 1. 1. Our Zeit, als Heinrich I. zum deutschen König gewählt wurde, war Deutschland ein sehr unglückliches Land. Von Südosten her jagten häufig auf ihren schnellen Pferden die Ungarn heran, trie- den den Bauern das Vieh weg und sengten und plünderten, wohin sie kamen. Sammelte sich langsam ein Haufe deutscher Krieger wider sie und fing an, sich in Marsch zu setzen, so waren sie sammt ihrer Beute bereits wieder fort. — Pon Nordosten her kamen die Wenden und machten es ebenso. — Das war eine traurige Zeit. Was that da der weise, bedächtige Heinrich? 2. Zuerst schloß er einen neunjährigen Waffenstillstand mit den gefährlichen Ungarn. Nun begann im ganzen deutschen Reiche eine bessere Zeit. Überall fing man an, Häuser zu bauen und hier und da eine größere Anzahl derselben mit Mauern und Graben zu umgeben. Solch eine ummauerte Stätte nannte man Stadt oder Burg; ihre Bewohner hießen Bürger. Aber es war noch leichter,

4. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 41

1862 - Hannover : Meyer
41 Der König, welchem die Antwort sehr wohl gefiel, sagte: „Brav, Alter, nun will ich dir auch etwas zu rathen geben. Hast du mich schon einmal gesehen?" „Niemals," sagte der Bauer. „Ehe fünf Minuten vergehen, sollst du mich funfzigmal sehen und alle sunfzig meinesgleichen in der Tasche heimtragen." „Das ist ein Räthsel," sagte der Bauer, „das kann ich nicht lösen." „Nun, so will ichs thun," erwiderte der König, griff in die Tasche und zählte ihm sunfzig nagelneue Goldstücke in die Hand, auf deren jedem sein Bildniß ge- prägt war, und sagte zu dein erstaunten Bauern, der nicht wußte, wie ihm geschah: „Die Münze ist gut, denn sie kommt dir von unserm Herrgott, und ich bin sein Zahlmeister." Liebe hat ein gut Gedächtniß. Undank ist der Welt Lohn. 61. Geschwisterliebe. Eine sehr reiche Ernte sollte vor Jahren bei Halberstadt ein- gebracht werden; aber es fehlte an hinreichenden Arbeitern. Des- halb zogen aus der Nachbarschaft viele Landleute, als ihre eigene geringe Ernte vorbei war, dahin, um sich etwas zu verdienen. So kamen zu dem Herrn eines Dorfes zwei kräftige Burschen, boten ihre Dienste auf vier Wochen an und verlangten dafür fünfzehn Thaler. „Warum denn gerade fünfzehn Thaler?" fragte jener Herr; „hier zu Lande giebt man nicht so viel. Und überdies werdet ihr ja doch wohl auch die freie Kost noch haben wollen?" „Ja!" antworteten die Burschen; „allein wir brauchen geradesoviel, wollen aber dafür treu und tüchtig arbeiten! Unser Bruder, welcher ein Handwerker ist, möchte gern Meister werden und braucht dazu fünfzehn Thaler. Unsere Ernte war so schlecht, daß unser Vater selbst um Tagelohu arbeiten muß; darum wollen wir unserm Bruder die fünfzehn Thaler verdienen!" „Nun, ich werde sehen, wie ihr arbeitet, und hiernach werde ich den Lohn bestimmen!" sprach der Herr, und die Bauerburschen waren damit zufrieden. Des Morgens waren sie nun die ersten und des Abends die letzten auf dem Felde. Kamen sie nach Haus zurück, so verrichteten sie auch wohl, wenn andere schon schliefen, noch allerlei nöthige Arbeit im Hofe. Als nun die vier Wochen zu Ende waren, ließ sie jener Herr rufen, zählte ihnen fünfzehn Thaler hin und sprach: „Hier ist das verlangte Geld für euern Bruder! Und hier" — er legte ein Zehnthalerstück bei — „habt ihr noch etwas für euern alten Vater! Sagt ihm, daß ich ihm Glück wünsche zu so wackerm Söhnen, und daß er immer zu mir kommen möge, wenn ich ihm mit irgend etwas dienen könne!" 62. Von den mancherlei Ständen. können nicht alle Fürsten, Grafen, Prediger, Edelleute Bürger, Männer, Frauen, Herren, Knechte sein; sondern es müssen mancherlei Stände untereinander gehen, und ein jeglicher hat genug zu thun in seinem Stande. Alle sollen und können wir nicht oben oder unten sitzen. Und muß der Unterschied sein, von Gott also

5. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 173

1862 - Hannover : Meyer
173 auf dem Süntel nicht weit von der Stadt Münder wird das Dach- telfeld genannt; sie soll den Namen daher haben, daß dort die Sachsen den Franken Dachteln, d. i. Ohrfeigen gegeben haben. Nun aber ward Karl ingrimmig; auch mochte er wohl meinen, nur ein furchtbares Strafgericht könne die Sachsen einschüchtern. Er verheerte ihr Land ohne Schonung und zwang sie zur Auslie- ferung derjenigen, welche seine entschiedensten Widersacher waren. Diese, 4500 an der Zahl, ließ Karl bei Verden hinrichten. Das hatten diejenigen schwerlich erwartet, welche sie ihm ausgeliefert hatten. Aufs höchste erbittert standen sie jetzt aufs neue auf und lieferten Karl im Jahre 783 zwei blutige Schlachten, die erste bei Detmold, die zweite im Osnabrückschen an der Hase; in der letzten wurden sie aber besiegt, und damit waren die Westfalen unterwor- fen. Im folgenden Jahre machte Karl einen Verheerungszug gegen die Ostfalen und im darauf folgenden gegen die Engern. Da baten die Sachsen um Frieden. Sie gelobten ernstliche Unterwerfung und ließen sich von nun an Predigt, Taufe und Kirchenbau mehr gefallen, so daß selbst Wittekind sich taufen ließ; das war im Jahre 785. Seine Bekehrung erzählt die Sage auf folgende Art. Wittckind schlich sich, um seinen Gegner Karl doch einmal in der Nähe zu sehen, m Vettlertracht ins königliche Lager. Dort ging er in die Kirche des Lagers; da sah er den mächtigen König im Gebete aus seinen Knieen liegen. Als Karl aus der Kirche kam, drängte sich Wittekind unter den Haufen Bettler, die vor der Kirche standen und die Hand dem Könige entgegenstreckten, um eine Gabe zu empfan- gen. Auch Wittekind streckte seine Hand aus; aber der Blick seines Auges, seine stolze Haltung und ein gekrümmter Finger an der ausgestreckten Hand machten den König aufmerksam. Du bist nicht der, der du scheinen willst, sprach Karl zu ihm. Ich bin ein Fürst, wie du; ich bin der Herzog der Sachsen, antwortete unerschrocken Wittekind. Da nahm ihn der König mit sich und unterredete sich lange mit ihm über das Christenthum und die Gebräuche, welche Wiüekind in der Kirche gesehen hatte, und dieser erklärte sich bereit, die Taufe zu empfangen. Man sagt, vor seiner Taufe habe &r ein schwarzes Roß in seinem Wappen geführt und nach der Taufe dasselbe in ein weißes verwandelt. Daher soll in dem hannover- schen und dem braunschweigischen Landeswappen das weiße Roß kommen. 3. Freilich trat auch jetzt noch nicht volle Ruhe ein. Die Westfalen und Engern zügelte Karl durch fränkische Besatzungen; die Ostfalen aber griffen abermals zum Schwert, als Karl ihnen die Verpflichtung auflegte, ihm zu einem Kriege gegen die Avaren jen- seit der Donau zu folgen. Da versetzte Karl die streitbaren Männer aus der Gegend von Lüneburg und später auch die aus der Ge- gend der Niederweser und von der Elbmündung in fränkische Land- schaften und brachte in die menschenleeren Gegenden wiederum Franken und Wenden als Anbauer. Dann versprach er den Sachsen, ihnen ihre alten Gesetze zu lassen und sie ganz seinen Franken als

6. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 195

1862 - Hannover : Meyer
195 ging, fragte der König dm Erzbischof, ob er nicht vor dem Genusse des heiligen Abendmahls die Krone ablegen solle. Betroffen über diese unerwartete Frage sagte der Erzbischof, er wisse keine Verordnung, die das befehle. „So soll sie von nun an gegeben sein," sprach der König, nahm die Krone vom Haupte und trat in Demuth zürn Altar. Während damals an vielen Fürstenhöfen eine große Gottlosig- keit herrschte, führten Georg und seine Gemahlin ein christliches Leben. Der König duldete kein unsauberes Wort in seiner Nähe. Mit väter- licher Sorgfalt erzog er seine Kinder. Sobald er sich um 6 Uhr erhoben und sein Gebet gesprochen hatte, berief er sie zu sich, fragte sie nach den Aufgaben ihrer Lehrer und ermahnte sie zur Folgsam- keit und Treue gegen Gott. Täglich prüfte er sie; in Gegenwart der Königin mußten sie ihre meisten Arbeiten verrichten. An der könig- lichen Tafel herrschte die größte Mäßigkeit und eine Einfachheit, wie bei wenigen vornehmen Leuten. An jedem Abend verrichtete der König in Gemeinschaft mit der Königin seine Andacht, der auch die Hausbe- dienten beiwohnen mußten. Die Kirche versäumte er ungern. Er wollte das lautere Wort des Evangeliums ohne menschliche Bei- mischung hören; jede Schmeichelei war ihm zuwider. Als ihn einst ein Prediger in der Predigt mit Lob überschüttet hatte, sagte er zu ihm: „Ich gehe in die Kirche, um meinen Gott preisen zu hören, nicht aber mich selbst." Unerkannt besuchte er die Hütten der Armen und half der Noth ab; niemand hörte davon, nur die Freundin seiner Seele, die stille, fromme Königin, wußte darum. Ein Nachkomme eines früheren Königshauses von Großbritannien, der Zeit seines Lebens Georgs Thron zu stürzen suchte und in Nom lebte, bekam in seinem Mangel bedeutende Geldsummen. Er ahnete nicht, von wem; Georg wars, der sie ihm sandte. Seine deutschen Länder sah er nie, hatte sie aber lieb und war von ihren Zuständen gut unterrichtet. 3. In seinem Alter versank er oft in eine tiefe Schweruruth, welche seine Geisteskräfte lähmte. In demselben Jahre, in welchem er die Jubelfeier seiner fünfzigjährigen Regierung beging (1809),'er- blindete er für immer; aber keine Klage gegen Gott drang aus seinem Munde, denn in seiner Seele lebte der Friede Gottes und die Gewiß- heit seiner Gnade, und sein Herz war voll Dankes gegen Gott. Seit 1811 regierte in seinem Namen sein Sohn, der nachmalige König Georg Iv. Wenn die Nacht, welche auf der Seele des Königs lag, sich erhellte, so wandte sich sein Blick nach oben, und er sprach zu seinem Gott. Wer ihn geistliche Lieder mit der Harfe begleiten hörte, oder ihn belauschte, wenn er knieend zu Gott um Segen für sein Volk betete, fühlte sich von Schmerz und Andacht ergriffen. Er starb am 29. Januar 1820. 66. Fürbitte für König und Vaterland. Gib unserm König Glücke; Laß deine Gnadenblicke Auf den Gesalbten gehn; Schütz ihn auf seinem Throne; Laß Scepter, Reich und Krone In segensvollcm Glanze stehn. 9 *

7. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 280

1862 - Hannover : Meyer
280 unser beten. Bei Tische ward aus geistlichen Büchern vorge- lesen. Sich mit schönen Kleidern schmücken oder Gold und Silber an sich tragen, war nicht erlaubt. Zu Brett- und Wür- felspiel sollte ein Kämpfer Christi keine Zeit verschwenden. Nur Löwen sollte er jagen dürfen, nicht aber voll eitler Lust mit Stoßvögeln die Wälder durchstreifen. Durch ihre un- widerstehliche, todverachtende Tapferkeit wurden sie den Tür- ken besonders furchtbar. Neben ihnen entstand später der deutsche Ritterorden mit ähnlichen Gesetzen, wie die beiden vorigen. Seine Glieder trugen einen weißen Mantel mit schwarzem Kreuz. Er eroberte sich in fünfzigjährigem Kampfe gegen die heidnischen Preußen ein eigenes Reich. Also wußte das Evangelium selbst in diesen Männern die Schrecken des Krieges zu mildern. Aber auch sie sind wie- derum dahingefallen, als ihre Zeit vorüber war. 3. Städte. In jenen unruhigen Zeiten waren die Städte mit ihren engen Straßen und den düstern Giebelhäusern meist umwallte und betürmte Festungen. Die Handwerker, in Zünfte vereinigt, die Kaufleute, in Gilden verbunden, scharten sich um ihre Fähnlein unter Anführung ihrer Oberältesten und verthei- digten als geübte Armbrustschützen ihre Stadt. Durch Handel und Handwerk wurden die betriebsamen Bürger reich. Und bekam die Stadtobrigkeit auch noch das Recht* der Gerichts- barkeit über ihre Insassen, so bildete eine solche Stadt einen kleinen selbständigen Staat, der durch den Magistrat und die vornehmsten Bürger oder durch die Abgeordneten der Innun- gen regiert wurde. — Im 13. Jahrhundert schlossen Hamburg und Lübeck ein Bündnis) zum gemeinfapaen Schutz gegen die Anfälle der Raubritter und Seeräuber. Ihnen traten bald mehrere Städte Norddeutschlands bei; zur Zeit der höchsten Blüte bestand diese Verbindung aus 85 Städten. Sie nannten sich die deutsche Hansa, d. h. Verbindung, hatten eine ge- meinschaftliche Flotte von 200 Schiffen und ein starkes Land- heer und wußten ihren Worten Nachdruck zu geben. Drei- hundert Jahre hielt sich diese Verbindung; als aber ihr Zweck erreicht, d. h. Sicherheit und Ausbreitung des Handels nach Wunsch befördert war, trat wieder eine Stadt nach der andern vom Bunde ab, und so blieben am Ende nur die drei Städte Hamburg, Bremen und Lübeck übrig, die bis auf den heuti- gen Tag den Namen der Hansastädte führen. Die Baukunst wurde durch die große Zunft der Maurer und Steinmetzen gepflegt; ihre Geheimnisse blieben in der Zunft erblich. — Vom Anfange des 14. Jahrhunderts an thaten ehr- same Handwerksmeister sich zur Meistersangerzunft zusammen, vergnügten sich in Feierabendstunden an kunstgerechten Reime- reien und hielten am Sonntagnachmittag nach Beendigung des Gottesdienstes öffentliche Singschulen oder Wettstreite in der Kirche. Der merkwürdigste Meistersänger war Hans Sachs,

8. Hannoverscher Kinderfreund - S. 144

1853 - Hildesheim : Gerstenberg
144 diger und Professor, Johann Huß. Er war ein ge- lehrter, und, was mehr sagen will, ein frommer und Wahrheit liebender Mann. Da er die Biebel fleißig ge- lesen und über die darin enhaltenen göttlichen Wahrheiten nachgedacht hatte, so entging es ihm nicht, daß der Papst und die Geistlichkeit damaliger Zeit, viele falsche Lehren und Irrthümer in der Religion verbreiteten, daher er seine Schüler eines Bessern zu belehren suchte, und durch Schrif- ten gegen die vielen Mißbräuche der Kirche eiferte. Da- durch aber zog er sich den Haß der ganzen Geistlichkeit zu, die nun darauf ausging, den unerschrockenen Verthei- diger der Wahrheit auf immer zum Schweigen zu brin- gen. Es gelang ihr auch damit: denn Huß wurde im Jahre 1414 vor eine Kirchenversammlung zu Constanz vorgeladen, wo man ihn zu einem Widerrufe seiner Lehre bewegen wollte. Da er aber standhaft auf seiner Mei- nung beharrte, so warf man ihn erst in einen dunklen Kerker, wo man ihm vier Wochen Bedenkzeit gab: und als er auch hier seinen Lehren treu blieb, so veturtheiltö man ihn zum Tode auf dem Scheiterhaufen. Mit der Ruhe und Gelassenheit eines Christen, der für die göttli- che Sache der Wahrheit und für die Lehre seines Heilan- des stirbt, hörte er sein Todesurtheil an. Man zog ihm die Priesterkleidung aus, setzte ihm eine mit drei Teufeln bemalte papicrne Mütze auf, und übergab seine Seele dem Satan. Huß verlor, ungeachtet dieser Mißhandlungen, seine Seelenruhe nicht; lächelnd sprach er: diese Krone ist nicht so schmerzlich als die Dornenkrone, die mein Er- löser trug. — Jetzt war der edle Märtyrer äuf dem Richt- platz angekommen. Er betete laut, und seine frommen Gebete rührten das Volk, das ihn in großen Haufen be- gleitete. Der Henker band ihn an einen Pfahl, und umlegte diesen mit Reisholz von den Füßen bis zum Ge- sicht. Man zündete den Holzstoß an. Die lodernde Flamme wälzte sich um das Schlachtopfer der Wahrheit, und der fromme Beter empfahl seine Seele in die Hände seines himmlischen Vaters. Heilig sei uns das Andenken dieses standhaften Dulders!

9. Mit zwey illuminirten Charten - S. 418

1789 - Hannover : Pockwitz
4'8 Geographie. geschickt; vornemlich machen sie sehr schöne Seidenzeuge, Kattune, Nesseltücher, vortreffliches Porzellan, niedliche lackirte'arbrtten :c. und ihre Mahlereyen sind gleichfalls be- munderungswürdig. — Die Sprache dieser Nation besteht aus einsylblgten Wörtern, die mit einer brsondern Geschick- lichkeit durch die Nase gesprochen werden. Für Europäer ist sie sehr schwer zu lernen. China ist ein souveraines Kayserthum und der Staat ist nächst dem rußischen der größte in der Welt, der Regent aber ist der reichste auf der ganzen Erde. Er wird von der Nation als der majestätische Beherrscher ihrer Person, tief verehrt, aber auch als ihr Vater geliebt. Das Wap- pen des Reichs ist ein goldner Drache, mit fünf Klauen. Der Adel kann gleichfalls das Bild eines Drachens am Kleide tragen, jedoch darfdiese Figur nie mehr als 4klauen haben. Die vornehmsten Staalsbedienten und Anführer heissen C^uan (Koang), von den Europäern aber werden sie Mandarinen genannt. , Die kayserliche Leibfarbe ist die gelbe und sein Kleid ist mit einer Menge Drachen ge- stickt. Der Kayser soll jährlich 400 Millionen Reichsthaler Einkünfte haben. Seine Kriegsmacht besteht in 800,000 Mann, deren Waffen Säbel und Pfeile sind. Die Kayser stammen seit dem vorigen Jahrhundert aus der Nation der Tungufen, und zwar vom Stamme der Mandfcheu, und sie beherrschen auch einen Theil der Tararey. Der bishe- rige hieß Aicn 4>cmcj ; er soll aber im vorigen Jahre ge- storben scyn. Das ganze chinesische Reich besteht in folgen- den Ländern : i) China selbst. Es besteht aus 15 Provinzen, in welchen unter den vielen Städten folgende merkwürdig sind: pecking, die Hauptstadt des Reichs und Residenz des Kaysers; eine erstaunlich große Stadt mit langen, geraden und

10. Mit zwey illuminirten Charten - S. 193

1789 - Hannover : Pockwitz
Deutschland. 19z Nürnberg gestochen, und unsere beyden sind gleichfalls da verfertigt. Die Stadt hat ein Gymnasium, 4 lateinische Schulen und eine Menge niederer (Trivial-) Schulen. Die letzteren sind schlecht bestellt, gering geschäht und werden wie eine Zunft getrieben; denn es giebt unter den dasigen rau- send Zünften wirklich eine Schulmeisterzunft. — In der Kirche zum heiligen Geist werden gewisse Kostbarkeiten verwahrt, die allemal bey der Krönung eines römischen Kaysers gebraucht werden: man nennt sie Reichs , Insig- men, oder auch Reichs-Kleinodien. Die vornehmsten sind folgende: eine Krone von purem Golde, mit Perlen und Edelgesteinen besetzt; ein Reichs-Zepter, der 2 Fuß lang, von Silber und vergoldet ist; eine hohle Kugel vom feinsten Golde mit Saphiren, Amethisten und anderen Edelgesieinen besetzt: man nennt diese Kugel den Reichs- Apfel; ein Schwerdt von dem berühmten Kayser Carl dem Großen, dessen Kleid, Handschuhe, Sporen rc. Ferner hängen hoch im Gewölbe der Kirche in einem silbernen und vergoldeten Kasten einige Dinge, die man Reliquien, d. i. Ueberbleibsel von verstorbenen heiligen Personen nennt. Unter andern zeigt man den Speer, mit welchem des Hei- lands Seite geöfnet worden, und einen Dorn aus seiner Krone. In der römischen Kirche hält man von solchen Re- liquien sehr viel; ohne sich um den Hauptumstand, daß sie ächt sind, zu bekümmern: denn man küßt sie, und beugt wohl gar die Kniee vor ihnen. Die Reichsstadt Nürnberg hält einen Kriegsstaat von 1420 Mann Infanterie, 200 Constabeln, und 2 Compag- nien Dragonern. Sie hat ein so großes Gebiet an Städten und Dörfern, als manches Herzogthum nicht hat. Unter andern ist auch die Stadt Altorf darin, welche eine Uni- versität hat. ' (Bürgerfch. *v Band.) N Die
   bis 10 von 50 weiter»  »»
50 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 50 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 6
3 5
4 2
5 4
6 0
7 1
8 1
9 6
10 5
11 2
12 2
13 3
14 0
15 0
16 15
17 0
18 0
19 2
20 0
21 0
22 1
23 0
24 0
25 1
26 6
27 3
28 2
29 0
30 2
31 4
32 0
33 1
34 1
35 0
36 6
37 29
38 0
39 3
40 2
41 0
42 3
43 3
44 0
45 3
46 3
47 2
48 2
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 9
2 0
3 1
4 1
5 0
6 1
7 1
8 2
9 5
10 0
11 0
12 0
13 3
14 0
15 0
16 6
17 26
18 0
19 2
20 3
21 0
22 0
23 6
24 0
25 0
26 4
27 0
28 1
29 1
30 0
31 0
32 1
33 0
34 2
35 0
36 3
37 3
38 2
39 1
40 1
41 1
42 1
43 2
44 2
45 5
46 2
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 0
53 0
54 4
55 0
56 2
57 6
58 0
59 1
60 1
61 0
62 0
63 0
64 0
65 1
66 0
67 2
68 8
69 6
70 0
71 1
72 2
73 1
74 0
75 13
76 9
77 6
78 2
79 0
80 0
81 1
82 16
83 7
84 0
85 3
86 1
87 6
88 1
89 0
90 1
91 0
92 5
93 0
94 10
95 1
96 0
97 4
98 4
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 187
1 51
2 40
3 42
4 20
5 128
6 211
7 112
8 10
9 76
10 143
11 60
12 140
13 141
14 176
15 5
16 36
17 100
18 47
19 130
20 11
21 59
22 22
23 3
24 84
25 231
26 96
27 19
28 71
29 91
30 76
31 48
32 113
33 490
34 195
35 59
36 5
37 9
38 1089
39 183
40 144
41 8
42 79
43 153
44 66
45 16
46 53
47 88
48 47
49 51
50 197
51 214
52 83
53 14
54 145
55 178
56 43
57 19
58 123
59 396
60 89
61 134
62 90
63 18
64 102
65 107
66 26
67 76
68 12
69 22
70 15
71 95
72 153
73 28
74 25
75 69
76 18
77 41
78 65
79 22
80 212
81 591
82 86
83 55
84 57
85 20
86 16
87 26
88 30
89 112
90 4
91 108
92 11
93 20
94 134
95 104
96 12
97 274
98 51
99 181
100 530
101 47
102 115
103 93
104 16
105 57
106 117
107 127
108 5
109 39
110 89
111 81
112 50
113 109
114 153
115 22
116 74
117 11
118 13
119 167
120 24
121 158
122 61
123 102
124 99
125 140
126 32
127 176
128 22
129 84
130 66
131 188
132 33
133 268
134 26
135 5
136 198
137 68
138 13
139 18
140 98
141 32
142 384
143 159
144 79
145 204
146 16
147 30
148 48
149 11
150 31
151 85
152 233
153 20
154 67
155 150
156 127
157 72
158 23
159 55
160 39
161 76
162 5
163 14
164 26
165 74
166 137
167 40
168 65
169 50
170 88
171 217
172 15
173 216
174 109
175 695
176 54
177 357
178 12
179 255
180 23
181 16
182 213
183 415
184 56
185 55
186 30
187 90
188 100
189 60
190 12
191 92
192 50
193 32
194 114
195 111
196 155
197 18
198 18
199 128