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1. Geschichte des Mittelalters - S. 41

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
Der Islam in Spanien. Iii 2d—34. 41 Um so erfolgreicher war der Raubzug, den Tarik um dieselbe Zeit von Nordafrika aus nach Spanien unternahm. Vor den übermächtigen Franken waren die Westgoten nach Spanien ausgewichen. Allmählich unterwarfen sie die andern Germanenstämme, die sich dort angesiedelt hatten. Das Volk wurde völlig romanisiert, der Arianismus überwunden; neben dem König schlug der Primas der katholischen Kirche Spaniens, der Erzbischof von Toledo, seinen Sitz auf. Aber Aufstände und Bürgerkriege machten den Thron immer unsicherer; von 35 Königen fielen 17 durch □ Meuchelmord. lh 3. Bei dem Felsen, der noch heute Berg des Tarik (Dschebel-al-Tarik, Gibraltar) heißt, betraten die Muselmänner den europäischen Boden. In der mehrtägigen Schlacht bei Leres erlagen die Goten. König Roderich verschwand nach heldenmütigen Taten; seine Krone und sein Rotz Orelia, seine Kleider und Stiefel fand man am Ufer des Guadalete, der bei Cadiz mündet. Von seinem Schlosse zu Toledo wehte die grüne Fahne des Propheten. Die Goten unterwarfen sich; sie mutzten dem Kalifen eine Kopfsteuer entrichten, durften aber ihren Glauben behalten. Eine kleine Schar wahrte in den Bergen Asturiens ihre Freiheit und vererbte sie den gleichgesinnten Nachkommen. 3. Auch im südwestlichen Gallien fatzten die „Mauren" Futz. Der Emir (Statthalter) Abdurrahman wollte sogar nach Italien dringen, um Mohammeds Namen vor dem Vatikan ausrufen zu lassen. Die Franken schienen verloren wie die Westgoten. Schon rückte der Emir gegen ihr Heiligtum, die Kirche des heiligen Martin zu Tours. Da eilte Karl, den man späterhin Martell, d. h. den Hammer, nannte, mit christlichen Scharen herbei; in der siebentägigen Völkerschlacht zwischen Tours und Poitiers erlag die arabische Reiterei der eisernen Faust der Franken. Abdurrahman fiel; das Christentum war gerettet. 4. Unter den Kalifen von Cördova wurde Spanien ein selbständiges Reich. * *Auch hier entwickelte sich Landbau, Gewerbe, Handel zu hoher Blüte; besonders in der Bearbeitung des Leders waren die Moslemin Meister, wie in Marokko (Safi), so in Cordova (Maroquin, Safian; Korduan). Auch die arabischen Ärzte waren weithin gesucht. Die heutigen Sprachen haben noch manches arabische Wort: Admiral, □ Alkoven, Algebra, Almanach, Basar. □

2. Geschichte des Mittelalters - S. 83

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
Ritterburgen. Friedrich der Rotbart. V 34—42. 83 von Eschenbach, Gottfried von Straßburg waren Ritter wie auch der Minnesänger Walter von der Vogelweide, dessen Lieder Gott priesen und die schöne Welt und das Vaterland: Tiusche man sint wol gezogen, rehte als engel sint diu wip getan. Q 4. Kaiser Friedrich der Rotbart (1152—1190). 1. Konrad Iii. starb 1152 in Bamberg. Da sein Sohn Friedrich noch im Knabenalter stand, sandte er die Reichsinsignien an seinen Neffen Friedrich; er wollte verhüten, daß Heinrich der Löwe, Heinrichs des Stolzen Sohn, zum König gewählt werde. Friedrich I. war auch der Kirche willkommen, ein frommer Herr, der nach der Sitte der Zeit täglich zur Messe ging. * *Aber er suchte nicht, wie seine beiden Vorgänger, beim Papst um die Bestätigung seiner Wahl nach; entschlossen wahrte er die Rechte, die ihm das Wormser Konkordat beließ. Auf seiner Krönungsfahrt hielt er dem Papste Zügel und Steigbügel nur auf Beschluß der Fürsten und weil der Papst ihm den Friedenskuß nur gegen diesen Dienst gewähren wollte. Um Heinrich den Löwen auf seine Seite zu ziehen, gab er ihm Bayern zurück, aber ohne die Ostmark, aus der er ein eigenes Herzogtum machte; den Fürsten aber, auch den geistlichen, die ihm bei seiner ersten Romfahrt keine Heeresfolge leisteten, □ wurden die Lehen aberkannt. □ Die Großen standen denn auch treu zu ihm. Als sich nach seiner Kaiserkrönung die Römer empörten, weil sie die erwarteten Geldgeschenke nicht erhielten, verdankte er im Straßenkampf sein Leben Heinrich dem Löwen; auf dem Heimweg retteten ihn in der Klause bei Verona Heinrich der Löwe und Pfalzgraf Otto von Wittelsbach, ein andermal nach der Sage der schwäbische Ritter Hermann von Siebeneichen, der sich in des Kaisers Bett legte, um sich für ihn ermorden zu lassen. 2. Die Kreuzzüge hatten Handel und Gewerbe der lombardischen Städte mächtig gefördert. * * Sie waren den butschen an Macht und Wohlstand, aber auch an Bildung weit voraus. Die Mailänder waren die ersten Kaufleute und Fabrikanten der Welt und vermöge ihres Reichtums zu großen kriegerischen Leistungen fähig; Genua und Pisa konnten 6*

3. Geschichte des Mittelalters - S. 84

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
o4 Staufer und Kreuzzüge. Flotten von 150 Segeln aussenden und mit 20000 Kriegern, darunter 5000 Geharnischten, bemannen. Mit ihren Einkünften gedachte Friedrich die Kosten seiner Regierung zu bestreiten. Darum nötigte er sie, alle seine Rechte und Be- D züge anzuerkennen.^ Mailand aber, damals die reichste Stadt der Welt, begann die kleinern Nachbarstädte zu unterjochen; mit den grötzern schloß es einen Bund gegen die deutsche Herrschaft. Auf seiner zweiten Fahrt nach Italien ächtete Friedrich die widerspenstige Stadt, verbrannte ihre Saaten und sperrte die Straßen; als Hungersnot ausbrach, erzwang das Volk die Übergabe. Ratsherren und Bürger, jene mit Schwertern, diese mit Stricken um den Hals, erschienen vor dem „Rotbart"; der Carroccio, der Wagen, den einst Gregor Vii. ihnen geschenkt hatte, senkte zum Zeichen der Unterwerfung den Flaggenmast mit dem Bilde des heiligen Ambrosius. Das Schicksal der überwundenen Stadt ließ Kaiser Friedrich durch ihre Rebenbuhlerinnen, die lombardischen Städte bestimmen: die Lombarden zerstörten die öffentlichen Gebäude Mailands und manche Häuser. Die Bürger mußten ihre Heimat verlassen und sich in vier bäuerlichen Gemeinden ansiedeln. Die Stadtmauern wurden geschleift. * *Die Gebeine der heiligen drei Könige, die kostbarste Reliquie, die Mailand besessen hatte, schenkte Friedrich seinem Kanzler, dem Kölner Erzbischof Reinald von Dassel. 3. Durch seine Vermählung mit der schönen und feinsinnigen burgunbischen Gräfin Beatrix gewann Friedrich auch Burgund zurück; er betrachtete es als sein persönliches Eigentum. Sein Hausgut dehnte sich mit Hunderten von Burgen vom Lech bis über Wasgau und Hardt. Drei Reichen legte er seine Gesetze auf. Die „Stutzen und Leuchten seiner Gewalt" waren die Bischöfe: seine Berater, aber auch so gut wie die Laienfürsten seine Krieger und Heerführer. Erzbischof Christian von Mainz, der sieben Sprachen beherrschte, schlug an einem Tage mit dem Streitkolben neun Lombarden nieder, und als er Rainald Hilfe brachte, den römische Ritter in der kaisertreuen Stadt Tuskulum bebrängten, fiel dieser mit der Fahne in der □ Faust den Feinben in den Rücken. □ 4. Die Beamten des Kaisers hatten die lombarbischen Städte durch Willkür und Erpressungen gereizt, und Friedrich stellte die Übelstänbe nicht ab. Da traten die Lombarben, um die brücfenbe

4. Geschichte des Mittelalters - S. 97

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
Ludwig der Bayer. Vi Is—2i. 97 Zum Unglück starb Friedrich bald. Seit die Päpste in Avignon wohnten, standen sie unter dem Einfluß der Könige von Frankreich. Zwischen dem Papst und Ludwig entbrannte ein heftiger Kampf, in dessen Verlauf sich alle Gegner des Papsttums um den deutschen König scharten. Im Bann zog er nach Italien und empfing die Eiserne, dann aus den Händen zweier italienischen Bischöfe die Kaiserkrone. Der Papst aber sprach ihm alle Würden und Lehen ab; in seinen Bullen nannte er ihn schlechtweg den Bayer, und dieser Name ist ihm geblieben. Ja er ließ einen Kreuzzug gegen Ludwig predigen und verhängte über Deutschland das Interdikt: eine Not, die Eerst äcker in seiner Novelle „Eermelshausen"*) dargestellt hat. Der Papst beanspruchte das Recht, den deutschen König abzusetzen. Da versammelten sich die Wahlfürsten bei dem Dorfe Rense oberhalb Koblenz, in einem Baumgarten, von wo man einen Hornruf in vier Kurländern vernahm, zu einem Kurverein und stellten für alle Zeiten den staatsrechtlichen Grundsatz auf, der von ihnen erwählte König bedürfe keiner päpstlichen Bestätigung. Damit war Deutschlands Unabhängigkeit von Rom erklärt. 7. Aber dieselben Fürsten setzten an derselben Stelle Ludwig ab, als er die Ehe der Erbin Tirols, Margarete Maultasch, eigenmächtig löste und die junge Fürstin mit seinem ältesten Sohne vermählte. Ludwig wurde ihnen zu mächtig; als er seine Söhne mit Brandenburg und Tirol belehnte, wählten sie an seine Stelle Karl, den 1347 Sohn des Königs Johann von Böhmen, der wenige Tage nachher in der Schlacht bei Erscy den Pfeilen der Engländer erlag. Ludwig hatte jedoch Macht und Ansehen noch inne, als er auf der Bärenjagd starb. „Süße Königin, unsere Frau, sei bei meinem Scheiden!" war das letzte Wort des immer noch gebannten Kaisers. So blieb dem Reich ein neuer Bürgerkrieg erspart. Dafür brach über Deutschland der „schwarze Tod" herein, der drei Jahre lang wütete und z. B. in Danzig 13000, in Erfurt 16000 Menschen in einem Jahre hinwegraffte. 2. Die Lützelburger Kaiser. 1. Karl Iv., ein Mann von dunklem Haar und Bart, hatte sich in seiner Jugend am französischen Hof eine tiefere Bildung angeeignet. Er war wie Friedrich Ii. mehr Staatsmann als Krieger. Er *) Wiesbadner Volksbücher. Keller, Geschichte. Ausgabe L. Teil Ii. 7

5. Geschichte des Mittelalters - S. 103

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
Die Besiedelung Ostdeutschlands. V 3 s—44. _________ Gauen Deutschlands zogen junge Ritter- und Bauernsöhne, aber auch Kaufleute, nach Holstein, nach Mecklenburg und Pommern; am Nordrande des deutschen Mittelgebirges entlang, durch die Kösener Pforte bei Naumburg, zogen die Auswandererscharen Jahrhunderte hindurch in die entvölkerte Mark Brandenburg, nach Sachsen (Meißen) und Schlesien: Mönche und Ritter, Kaufleute, Handwerker und Bauern. Fürsten wie Albrecht der Bär und Heinrich der Löwe betrieben die Besiedlung der Ostseeküste von Holstein bis Livland, wo Riga aufblühte. In Mecklenburg waren die wendischen, in Schlesien die polnischen Fürsten selber darauf bedacht, deutsche Ansiedler heranzuziehen; die heilige Hedwig, die aus deutschem Fürstengeschlecht stammle, bemühte sich zugleich mit gutem Erfolg, das Christentum einzubürgern. In Böhmen nahm König Ottokar, ja schon sein Vater deutsche Einwanderer mit Freuden auf; deutsche Bergleute erschlossen den Reichtum der Tiefe und machten Ottokar zum „goldenen König": am Nord-und Westrande des Landes überwog die deutsche Bevölkerung. Österreich ist schon seit Herzog Tassilos Tagen von Bayern aus besiedelt worden; in Siebenbürgen (am Flusse Seben) schützten die Deutschherren, ehe sie nach Preußen zogen, eine Zeitlang die Mark; jetzt fanden Franken aus der Eifel den Weg dorthin, und diese „Sachsen" (Sassen) haben mit zäher Treue Sprache und Volkstum bis heute bewahrt. 3. Die Wenden wurden ausgerottet oder zu Deutschen gemacht; noch heute sitzen ihre Nachkommen im Spreewald und in Hannoverisch Wendland; unter der Obhut deutscher Grafen siedelten sich mitten unter ihnen deutsche Bauern an. Damals sind zahlreiche wendische Wörter ins Deutsche aufgenommen worden: Dolmetsch; Kürschner, Zobel; Kalesche, Droschke; Peitsche, Knute, Kummet; aus dem Ungarischen ist Trabant und Heiduck, wie späterhin Husar, Pandur, Tolpatsch eingedeutscht worden. Von Riga bis Siebenbürgen erblühten neue Heimstätten für den Überschuß unseres Volkes, waren Pflug und Schwert, Handwerk und Handel tätig; reiche Klöster wurden Pflegestätten des religiösen Lebens, aber auch eines vorbildlichen Land- und Gartenbaues und gewerblicher Wasseranlagen. 4. Der Eisenpflug, der Ziegelbau, die Eindämmung der Ströme zeigten die deutsche Überlegenheit. Als freies Eigentum zogen sich die

6. Geschichte des Mittelalters - S. 76

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
76 Staufer und Kreuzzüge. V. Die Staufer und die Kreuzzüge. 1. Der erste Kreuzzug. 1. Seit den ersten christlichen Jahrhunderten zogen Pilgerscharen zu den Gräbern der Apostel in Rom, dann „über See", um an den heiligen Stätten zu beten und im Jordan zu baden. * *Die älteren Pilgerzüge gingen über Konstantinopel durch Kleinasien oder zu Schiff nach Syrien. Die Reise war mit vielen Entbehrungen und Gefahren verbunden; der Einzug in Jerusalem kostete □ eine empfindliche Abgabe (eitt Goldstück).^ Geschmückt mit Palmenzweig und Jakobsmuschel kehrten die wenigen heim, die nicht auf der Reise umgekommen waren. Am Ende des elften Jahrhunderts fiel Syrien an die seldschuki-schen Türken; Briese des griechischen Kaisers meldeten dem Abendland, daß sie Heiligenbilder verstümmelten und die Wallfahrer mit Erpressungen und Grausamkeiten quälten. 2. Da hielt Papst Urban Ii. bei Clermont in Südfrankreich eine große Kirchenversammlung. In feuriger Rede schilderte er die Rot des Heiligen Landes und den ©nabenlohn, der dort winke. Die Zuhörer riefen schluchzend: „Gott will es!" und hefteten sich ein rotes Kreuz auf die Schulter: sie wollten Gottes Krieger fein nach alt-germanischer Art. Berichte von heimgekehrten Wallfahrern und die Kreuzpredigten frommer Mönche erweckten in Frankreich und Italien leidenschaftliche Erregung. Tausende ungeduldiger Schwärmer und Abenteurer wanderten mit dem Einsiedler Peter von Amiens und dem Ritter Walter Sensaveir (Habenichts) an den Rhein und unter Raub und Mord an der Donau hinunter. In Ungarn und im ©riechenreich fanden sie ein klägliches Ende. Mittlerweile rüsteten sich Ritter und Priester, Bürger und Bauern, Freie und Knechte zur heiligen Reise; in allen Gotteshäusern wurden Schwerter und Pilgerkleider, Pilgerstäbe und Taschen geweiht. Viele luden Frauen und Kinder auf den Ochsenwagen: auch sie sollten Anteil gewinnen an dem großen Heil. * * Papst Urban Ii. war ein geborener Südfranzose; der erste Kreuzzug war in der Hauptsache das Werk der romanischen Christenheit; Südfranzosen wie Graf Raimund von Toulouse und Italiener

7. Geschichte des Mittelalters - S. 104

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
104 Fürsten und Städte. Höfe der deutschen Siedler in endloser Reihe an der Straße hin mit dem langgestreckten, streifenförmig abgeteilten Grundbesitz dahinter. Neben diese „Fadendörfer" traten deutsche Städte, die den Bauer mit den Erzeugnissen des Handwerks und mit fremden Waren versorgten. Hatte die bayrische Kolonisation im frühen Mittelalter die Donautäler zu germanischem Land gemacht, so hat die Besiedlung des Ostens, die sich im zwölften, dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert vollzog, Deutschland in der Zeit seines Verfalls und des Verlustes seiner westlichen Landschaften um ein Drittel seines Gebietes vergrößert. Es war eine der größten Leistungen der Geschichte, ein ebenbürtiges Seitenstück zur griechischen und zur amerikanischen Kolonial! sation. □ 5. Die Bauern im Kampfe für ihre Freiheit. * * 1- Wie die Bauern im Osten sich eine neue Heimat und damit die freie Entfaltung ihrer Kräfte sicherten, so wußten sie ihren heimischen Boden zu verteidigen und ihr angestammtes Recht zu sichern, als die Fürsten das römische Recht mit seinen gelehrten Richtern und seinem „hochnotpeinlichen" Verfahren, dem Verhör aus der Folter, einführten. Seit alten Zeiten besaßen die Freien das Recht der Selbsthilfe gegen Diebe und Räuber, die man auf frischer Tat ergriff. Nach den alten Formen hielt, angeblich seit Karl dem Großen, auf der ,,roten Erbe" Westfalens, aber auch anberwärts, die Feme den Lanbfrieben aufrecht. Unter freiem Himmel, an der Königsstraße, auf Brücken und Märkten, gern auch auf freiemfelb unter einem Baum, war der Frei-stuhl errichtet, der einem Fürsten ober Abligen als „Stuhlherrn" gehörte. Dort richtete der Freigraf, dem der König selbst seinen Bann (die Gerichtshoheit) übertragen hatte, mit sieben ober mehr Freischöffen bei fcheinenber Sonne öffentlich vor dem „Umstanb"; ursprünglich jeboch geschah bies nur in Fällen, wo regelmäßige Rechtspflege verweigert würde ober unwirksam war. Vor dem Freigrafen lag der Strick (die Wibe) und das Schwert mit dem Kreuzgriff. Sogar über Fürsten richtete die Feme. Das Urteil würde schonungslos vollzogen: neben der Leiche des Gerichteten fanb man regelmäßig das Messer ober brei Kreuze in einen Baum geschnitten zum Zeichen, daß die Feme gesprochen. Allmählich geriet die Feme in Verfall: sie überschritt ihre Be-

8. Geschichte des Mittelalters - S. 132

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
132 Anbruch der neuen Zeit. gebirge gewöhnlich nach dem Kalenderheiligen des Entdeckungstages benannt wurden: die Bai von Rio de Janeiro ist am 1. Januar 1502 entdeckt worden. Nach einem Brief, worin Vespucci einem der Mediceer über die „Neue Welt" berichtete, die er gefunden, schlug Martin Walzemüller in seiner Erdbeschreibung, die im Todesjahr des Columbus erschien, für den vierten Erdteil den Narrten Amerika vor: ;,£anb des Amerigo". * *7. Auch die großen Entdeckungen, das Werk romanischer Völker, sind im Dienste des Glaubens vollbracht worden: die Portugiesen wollten das Evangelium im Osten verkünden, Columbus wollte als „Christusträger" (Christophoros) es nach Westen tragen und die Schätze Indiens zur Eroberung des Heiligen Landes benützen. In seinem Entzücken über die Insel schrieb er in sein Tagebuch, die spanischen Majestäten dürften keinem Menschen, der nicht gut katholisch sei, erlauben, dies Paradies zu betreten. Die neu entdeckten Länder teilte denn auch der Papst (Alexander Vi.) zwischen Spanien und Portugal, damit beide Völker einander bei dem Bekehrungswerk und in ihren Handelsgeschäften □ nicht störten. □ 7. Die erste Erdumseglung. Ferdinand Magalhaes. 1. Columbus' Absicht, Asien auf westlicher Fahrt zu erreichen, verwirklichte der Portugiese Fernao da Magalhäes. Er hatte unter portugiesischen Fahnen in Indien gefochten; der Speerschuß eines Marokko-Berbers in die Kniekehle hatte den unscheinbaren Mann hinkend gemacht. Gekränkt durch den Hos, verließ er sein Vaterland. Eine Seekarte Martin Behaims soll ihn aus den Gedanken einer Umschiffung der Erde gebracht haben. Der erste König von Spanien, Karl I. (Kaiser Karl V.), verpflichtete ihn durch einen Vertrag, Amerika südlich zu umsegeln und die Eewürzinseln aufzusuchen. * Oeinige Jahre vorher hatte Balboa unter unsäglicher Mühsal den Urwald der Landenge von Panama durchzogen. Von einer Bergspitze aus erblickten die Reisenden das westliche oder, wie sie meinten, das südliche oder „Südmeer". Da dankten sie auf den Knien Gott für seine Gnade und errichteten zum Andenken einen Altar aus Steinen. Mit Degen und Fahne in der Hand schritt Balboa ins Meer hinein □ und nahm es für seinen König in Besitz. lu

9. Geschichte der neuesten Zeit - S. 89

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Unruhen in Wien und Berlin. Der Heckerzug. Iii 1036. 89 erschien als Schwche: Massen von Brgern und Pbel brachten die Leichen der gefallenen Barrikadenkmpfer auf blumengeschmckten Wagen in den Schlohos, und der König mute ihnen mit der Mtze in der Hand seine Ehrfurcht erweisen, während die Menge Jesus meine Zu-verficht" sang. Sein Bruder Wilhelm, den man wegen seiner Frsorge fr das Heerwesen als einen Feind des Volkes ansah, ging auf einige Zeit nach England; der König selbst ritt mit einer Armbinde in den schwarz-rot-goldnen Farben durch die Straen seiner Hauptstadt und lie verknden, Preußen gehe fortan in Deutschland aus. Sein Ansehen gewann er da-durch nicht zurck. Gewi durste er sagen: Die Wege der Könige sind trnenreich und trnenwert, wenn Herz und Geist ihrer Völker nicht hilfreich zur Hand gehen." Eine neue schwere Probe stand dem Monarchen bevor. 6. In denselben Mrztagen versammelten sich Vertreter der Stnde deutscher Einzelstaaten als Vorparlament" in Frankfurt a. M., um zu erwgen, wie gem dem Bassermannschen Antrag ein allgemeines Parlament zu berufen sei. Darauf beeilte sich der Bundestag, die Farben Schwarz-Rot-Gold, wegen deren so mancher Burschenschafter im Namen des Bundes grausam verfolgt worden war, als deutsche Farben zu er-klren und seinerseits die deutschen Regierungen zur Vorbereitung der Wahl von Abgeordneten aufzufordern. Nun schmckten sich die Brger der deutschen Staaten mit schwarz-rot-goldnen Kokarden; von den Trmen wehten schwarz-rot-goldne Fahnen. Einen Antrag der Radikalen", aus Deutschland eine Republik zu machen, lehnte das Vorparlament ab. Da schritten sie zum Aufstand: von Konstanz an der Schweizer Grenze zog der Mannheimer Rechtsanwalt Hecker, mit Schlapphut und Hahnenfeder darauf, dem Heckerhut", in Bluse, hohen Stieseln und mit dem Schleppsbel, an der Spitze einer Freischar von Schtzen und Sensenmnnern in den Schwarzwald und bot den Fürsten, die Binnen vierzehn Tagen ihre Kronen niederlegen wrden, Amnestie an. Aber die vertierte Soldateska" der Royalisten" sprengte die Freischrler" auseinander. Unterdessen wurde das Verfassunggebende Parlament in allgemeinem, direktem Verfahren gewhlt. Am 18. Mai schritten die Abgeordneten in Frankfurt a. M. unter Glockengelut und Kanonendonner, umjubelt von der Bevlkerung der alten Reichsstadt, von dem ehrwrdigen Kaisersaal im Rmer" durch die mit schwarz-rot-goldnen Fahnen geschmckten Straen in die Paulskirche. Des Vaterlandes Gre, des Vaterlandes Glck" stand der dem Sitz des Prsidenten zu lesen. Es war das Morgenrot des Deutschen Reiches.

10. Geschichte der neuesten Zeit - S. 54

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
54 Das Napoleonische Kaiserreich und die Befreiungskriege. Herrn", der oft nur mit Heugabeln, Sensen, Spieen bewaffnet war. Seine Aufgabe war, den Feind, wenn er im Lande stand, schonungslos zu vernichten, seine Botschaften und Verbindungen aufzuheben, ihm Zu-fuhren von Lebensmitteln und Schiebedarf wegzufangen. Auch er bte sich fleiig ein: in Berlin eierzierte der Gottesgelehrte Schleiermacher neben dem griechischen Professor Buttmann, dem es als das Schwerste vorkam, Rechtsum und Linksum zu unterscheiden; der Philosoph Fichte lehnte die Stelle eines Offiziers im Landsturm ab: Hier tauge ich nur zum Gemeinen;" am liebsten wre er mit ins Feld gerckt, wie einst schylus und Cervantes. Auch einige Mdchen zogen verkleidet mit auf Ltzows wilde, verwegene Jagd"; ein Fabrikknabe trug bestndig alle Taschen voller Steine, den Franzosen zu Ehren. Scharnhorst war wieder Kriegsminister; mit Feuereifer betrieb er die Rstungen. Preußen ward ein groes Kriegslager, wie zwanzig Jahre frher Frankreich. Die Schmiede, Schuster, Bchsenmacher arbeiteten tage-, monatelang fr die Truppen, manchmal ohne den Rohstoff bezahlen zu knnen, blo gegen Papierscheine, deren Einlsung nur im Falle des Sieges zu erwarten stand. Die Schulmeister verteilten alte Leinwand, die man ihnen geschenkt, und die Kinder durften während des Unterrichts Verbandfden (Scharpie") daraus zupfen. Wo ein Gefecht ent-brannte, schleppten die Knaben furchtlos den Ermatteten oder Verwundeten einen Trunk zu oder holten die Patronen vom Munitionswagen. Und wenn die Kosaken nicht dulden wollten, da ihre abgehetzten Gefangenen Er-frischungen erhielten, so schlichen sich Kinder mit Krben und Krgen zu ihnen; ihren kleinen Freunden konnten die Wildlinge nichts weigern. Gott, was ist das fr eine groe, herrliche Zeit!" schrieb Krner seiner Braut. 6. Wer nicht mit konnte in die Donner des Todes", opferte seinen besten Besitz. Geld war nicht mehr viel vorhanden; dafr sendeten Ehegatten ihre Trauringe, Brute ihren Schmuck. Alle Sparbchsen mssen jetzt geleert werden," schrieb ein zehnjhriger Knabe; die Jger brauchen es notwendiger als ich," bemerkte eine alte Frau, als sie zehn Taler ablieferte, die sie sich abgekargt hatte zu einem neuen Kleid. Ein blinder Harfenspieler legte die Hlfte seines Verdienstes zurck fr einen Krieger, der erblindet heimkehre; ja, ein Frulein v. Schmettau, und sie mar nicht die einzige, schnitt sich die Goldlocken selber ab, weil es kein Friseur tun wollte: daraus lie der Sammelausschu Ringe, Schnre, Armbnder flechten, fr die er manchen Taler erlste. Die Verwundeten trug man in die Huser, und die Hausfrau wich nicht von dem Schmerzenslager: konnte ihr Sohn oder Bruder im Felde nicht gleich treuer Pflege Bedrfen?
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