Autor: Gehrig, Hermann, Sonnenschein, A., Oldenburger, G.
Jahr der Erstauflage_wdk: 1905
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Bergmännische Schule, Hüttenmännische Schule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): Jungen
B. Landschaft
305
111. Eine Sturmsahrt des Prinzen Wilhelm
von Danzig aus an Bord des Torpedoboots „Jäger“
im Jahre 1884.
Das Führerschiff der Torpedodivision war das älteste Tor-
pedofahrzeug der Marine, der ,,Jäger“, ein ganz merkwürdiges
Fahrzeug, das eigentlich nur zum Einschießen von Torpedos
brauchbar war, aber keinen Gefechtswert hatte, weil es zu hoch-
bordig war, mithin feindlichem Feuer eine zu große Zielscheibe
bot. Kommandant des ,,Jäger“, zugleich Chef dieser ersten deut-
schen Torpedodivision, war der Kapitänleutnant Jäsehke, ein
außerordentlich befähigter und tatkräftiger Seeoffizier, der leider,
für die Marine viel zu früh, 1901 als Gouverneur in Tsingtau
starb. Mir fiel dieselbe Aufgabe wie tags zuvor auf dem Aviso
,,Blitz“ zu, zur Verfügung etwa eintreffender Manövergäste von
der Armee zu stehen, um diesen die Einzelheiten des Torpedoboots-
dienstes zu erklären. Angemeldet war niemand; das Wetter war
stürmisch und regnerisch, also eine vergnügliche Fahrt stand kei-
neswegs bevor. Geplant war ein Nachtangriff auf das Panzer-
geschwader, das irgendwo seewärts von Heia mit langsamer Fahrt
kreuzen sollte. Der Chef der Admiralität befand sich auf dem
Flaggschiff, mithin war zu erwarten, daß auch die Prinzen auf
ihrer „Hansa“ sein würden. Der Divisionschef hatte Befehl, erst
bei völliger Dunkelheit aufzubrechen.
Trotz des bewölkten Himmels war es aber gegen 10 Uhr
abends noch zu hell für den Angriff, deshalb bummelten wir ge-
mächlich auf der Mole umher und prüften das Wetter, als ein her-
beieilender Matrose uns meldete, mehrere Generalstabsoffiziere
seien an Bord des „Jäger“ und wünschten den Kommandanten
zu sehen. „Na, die können was erleben bei dem Wetter“ meinte
Jäsehke in seiner sarkastischen Art. Der Uniform nach mußten
es, soviel wir in der Dämmerung sehen konnten, wirklich drei
Herren vom Generalstab sein, die uns am Bollwerk vor dem „Jä-
ger“ erwarteten. Bei der Begrüßung aber erkannten wir sofort
die lebhafte Stimme des Prinzen Wilhelm. Vergeblich versuchte
Jäsehke, unter Hinweis auf das scheußliche Wetter und die durch-
aus nicht ungefährliche Fahrt, den Prinzen zurückzuhalten. „Wenn
venezianische Nacht mit Mondschein bevorstünde, käme ich nicht
mit, das würde mir nicht lohnen“, meinte der hohe Manövergast.
Bis zur völligen Dunkelheit ließ sich der Prinz noch die Torpedo-
boote zeigen, die hinter dem „Jäger“ am Bollwerk vertäut lagen,
setzte sich dann in die sehr enge „Jäger“-Messe, erläuterte seinen
Begleitern und uns die Manöverkarte und zeigte, welchen Weg wir
einzuschlagen hätten, um ungesehen möglichst dicht an den Feind
zu kommen. Alle Ausführungen waren sachlich, klar und unan-
fechtbar, sie bewiesen, wie gründlich der Prinz sich bereits mit dem
Gehrig, Bergmännisches Lesebuch. 3. Ausl. 20
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Jäsehke Wilhelm
Autor: Gehrig, Hermann, Sonnenschein, A., Oldenburger, G.
Jahr der Erstauflage_wdk: 1905
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Bergmännische Schule, Hüttenmännische Schule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): Jungen
Geschichte
391
schaftlich den Angriff auf eine Reihe von Dörfern ausgeführt, die
fortdauernden Angriffe des Feindes wiederholt abgeschlagen, sich
nicht damit begnügt, die Infanterie zu führen, sondern sich vor Ka-
vallerietruppen gesetzt und haben mit diesen eingehauen.“ Und
weiter lesen wir im Bericht von den braven Leistungen der Garde-
jäger : Unter von Witzleben sind zwei Kompagnien im heftigsten
Feuer gewesen, ohne daß der Feind sie zum Weichen bringen
konnte. Major von Seydlitz, der Kommandeur des Gardejägerba-
taillons, ist mit zwei Kompagnien bis zur gänzlich eintretenden
Dunkelheit im Besitze eines eroberten Dorfes geblieben und hat
sich nicht eher zurückgezogen, als bis er sich überzeugt hatte, daß
solches auch von der ganzen Armee geschehen war." Des mutigen
Ausharrens in gefährdeter Stellung und des unerschrockenen Vor-
gehens der Gardedukorpstruppen gedenkt ein anderer Bericht mit
den Worten: „Das Regiment Gardedukorps stand im heftigsten
Kanonen- und Kartätschenfeuer. Am Abend wurde es zu neuem
Angriff vorgezogen, es drang in die erste Reihe eines Karrees ein
und verlor dabei 4 Offiziere und 129 Mann. Vom 1. Garderegi-
ment, das beim ersten Vorrücken 60 Offiziere, 160 Unteroffiziere
und 2148 Grenadiere und Füsiliere aufwies, fielen in der Schlacht
38 Offiziere und 874 Untergebene. Die Verluste des Gardejäger-
bataillons, das vor der Schlacht 18 Offiziere, 59 Oberjäger und
738 Jäger zählte, beliefen sich auf 13 Offiziere und 192 Gemeine
und Oberjäger.“
Am Kampfe hatte auch der damalige Kronprinz, der nach-
herige König Friedrich Wilhelm Iv. teilgenommen, der sich hier
das Eiserne Kreuz erwarb.
Als am 2. Mai 1863 das 1. Garderegiment den 50. Gedenktag
der Schlacht von Großgörschen feierte, da hatten sich auch auf
besonderen Befehl des Königs Wilhelm das Gardejägerbataillon
und das Regiment Gardedukorps zur Teilnahme eingefunden.
Außer dem König wohnten der Feier bei der Kronprinz, Prinz
Friedrich Karl und drei Veteranen aus den Befreiungskriegen,
nämlich der kommandierende General Bonin vom 8. Korps, Graf
Waldersee, deren Brust das Eiserne Kreuz schmückte, das sie sich
bei Großgörschen erkämpft hatten, und ein alter Füsilier, Eise-
mann aus Krampe bei Züllichau, den der König ganz besonders
auszeichnete. Den Truppen rief der König zu: „Ich hoffe mit
Zuversicht, daß auch Ihr, wenn es einmal nötig sein sollte, mit der-
selben Treue, demselben Mut und derselben Hingebung für König
und Vaterland eintreten werdet, wie es die Garde stets getan hat."
Professor Kayer-Berlin hatte auf Befehl des Königs das Bild
gemalt: „Die Attacke vom I. Bataillon des 1. Garderegiments auf
das von den Franzosen besetzte Dorf Kaja unter Führung des im
Kampfe gefallenen Majors von Pogwitsch."
Wenn auch die Schlacht bei Großgörschen mit einem übrigens
in musterhafter Ordnung erfolgten Rückzüge der verbündeten
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Großgörschen Wilhelm Friedrich_Karl Friedrich Karl General_Bonin Graf
Waldersee Krampe Kayer-Berlin Kaja
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Geschichte
393
die mangelhafte Ernährung kamen reichlich denen einer Schlacht
gleich. Die stärkste Kompagnie zählte am 30. März nur noch 107
Mann, die übrigen brachten es höchstens auf 100. Rastlos mar-
schierte die Garde auf Frankreichs Hauptstadt los. Nicht ein ein-
ziges Mal kam sie unterwegs ins Feuer. Die Überzeugung, daß man
zu kämpfen und auch zu siegen verstand, lebte seit den Tagen von
Großgörschen und Bautzen in der Brust eines jeden Gardisten
und ließ den brennenden und auch berechtigten Wunsch entstehen,
nun auch etwas von den Ehrungen einzuheimsen, die den übrigen
Regimentern der Armee in reichem Maße zuteil geworden waren.
Besonders war Oberst von Alvensleben, der Held von Großgör-
schen und Bautzen, von diesem Wunsche erfüllt. Wiederholt hatte
er an zuständiger Stelle um aktive Beteiligung gebeten. Zu seinem
Leidwesen gestattete der Gang der kriegerischen Ereignisse keine
Berücksichtigung der Bitte. Und doch stand der Garde ein großer
Ehrentag bevor. Napoleon holte zum letzten Wurfe aus. Am
30. März kam es zur endgültigen Entscheidungsschlacht, dem
Kampfe vor Paris, der das stolze, napoleonische Staatsgebäude zer-
trümmerte und an dem auch die Garde hervorragenden Anteil nahm.
Nordwestlich von Paris liegt der Ort Pantin. Dorthin brach
die Gardeinfanteriebrigade auf, sie befand sich in der gewöhnlichen
Marschordnug : das Füsilierbataillon des 1. Regiments, die bei-
den Grenadierbataillone des 2. Regiments, das badische Garde-
bataillon, die beiden Grenadierbataillone des 1. Regiments, das
Gardejägerbataillon und zuletzt das Füsilierbataillon des 2. Regi-
ments. Während des Marsches vernahm man den immer deutlich
von Paris herschallenden Kanonendonner, der nach und nach leb-
hafter und volltönender wurde und in den sich bald das Geknatter
des Kleingewehrfeuers mischte. Plötzlich lief die Nachricht ein,
daß das vorausmarschierende Vi. Korps bereits im heißen Gefecht
um den Besitz des Dorfes Pantin stände und dringend der Unter-
stützung bedürfe. Nun ging's im Laufschritt vorwärts. Mittags um
12 Uhr, als die Brigade nur noch eine halbe Meile von Pantin ent-
fernt war, erschien Großfürst Konstantin. Er richtete sofort an
den Obersten die kurze Frage: ,,Alvensleben, wollen Sie vor?“
Nach erfolgter Bejahung erteilte er den Befehl zum Angriff. Ju-
belnd nahm die Brigade diese Nachricht auf. Die Kampflust zündete
zur hellen Flamme der Begeisterung. Der Großfürst ermahnte in
wenigen Worten Offiziere und Mannschaften zur Tapferkeit. Schon
kamen ganze Scharon Verwundeter denvorwärtsstürmenden entge-
gen, darunter war auch General Roth, der, schwer verwundet, auf
seinem Pferdesaß und von mehreren Kosaken, die mit ihren Lanzen
eine Rückenlehne bildeten, unterstützt wurde. Pantin besteht, wie
eine Reihe französischer Dörfer, fast durchweg aus massiven Häusern
und war mit einer 10 Fuß hohen Mauer umgeben. Der Ort wurde
besetzt. Dem Füsilierbataillon des 1. Garderegiments fiel die Auf-
gabe zu, sofort aus Pantin hervorzubrechen. Gleich am Ausgange
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Extrahierte Personennamen: Alvensleben Napoleon Konstantin Roth
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Bautzen Bautzen Paris Paris Paris
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Geschichte
395
Kampfe zu gedenken, besonders der Leibkompagnie, die mit der
feindlichen Infanterie in ein Handgemenge geriet. Kolben und
Bajonett wurden mit solchem Nachdruck gebraucht, daß der
Feind floh.
Von Alvensleben erkannte mit soldatischem Scharfblick, daß
er die Entscheidung nur mit größeren Massen herbeiführen konnte.
Er bat um den Befehl zum Vorrücken der ganzen Brigade und er-
hielt ihn auch. Durch Unterstützung der 2. Leibhusaren, der Bri-
gade des Prinzen Wilhelm und der russischen Gardeinfanteriebri-
gade wurde die Schlacht siegreich beendet. Es erfolgte der Sturm
auf die Festungsmauern von Paris. Grenadier Blech steckte sein
Gewehr durch eine Schießscharte und feuerte einen Fehlschuß
gegen einen Verteidiger. Seine Kugel war die einzige, die wirk-
lich nach Paris hineingeschickt wurde. Die stolze Stadt ergab sich.
Die Gesamtverluste der Brigade an Toten und Verwundeten
beliefen sich auf 69 Offiziere und 1286 Unteroffiziere und Ge-
meine, die des 1. Garderegiments auf 37 Offiziere und 700 Unter-
gebene. So war der Schlachttag von Paris, der 30. März 1813,
ein Tag tiefer Trauer, aber auch zugleich ein Ehrentag für unsere
Garde. Im Regimentshause des 1. Garderegiments hängt als Ge-
genstück zu dem Gemälde über den Angriff des I. Bataillons bei
Großgörschen das über den Kampf vor Paris.
Das Bewußtsein, daß die Garde vor Paris sich ihres Namens
und ihrer Stellung würdig gezeigt, und der Gedanke, auch ein
Scherflein zur Demütigung des übermütigen Korsen beigetragen
zu haben, schwellten die Brust eines jeden Kriegers. Wie sehr
der vaterländische Geist in den Herzen der Truppen Wurzel ge-
faßt hatte, zeigte das Verhalten eines sterbenden Grenadiers am
Morgen nach der Schlacht. Bereits in der ersten Morgenstunde des
31. März brach Oberst von Alvensleben, dem das Wohl seiner Un-
tergebenen stets über alles auf dem Herzen lag, auf, um den Ver-
wundeten den nötigen Beistand zu verschaffen. Da kam er u.a. auch
zu einem gräßlich verstümmelten Grenadier des 1. Garderegiments.
'Er lag in den letzten Zügen. Tief ergriffen, versprach von Alvens-
leben schleunigst ärztliche Hilfe. „Mir ist nicht mehr zu helfen",
sprach der Tapfere mit erlöschender Stimme, ,,Ihre Hand lassen
Sie mich noch einmal küssen, denn Ihnen habe ich es zu verdan-
ken, daß wir an den Feind gekommen sind". Dieses herrliche Wort
eines sterbenden Helden, der mit seinem Leben seine Liebe zum
Könige und Volk bezahlte, kennzeichnet so recht den deutschen Sol-
datengeist, der auch heute in den Herzen unserer Truppen nicht
erloschen ist, der sie beseelte im Kampfe gegen die schwarzen Söhne
der glutheißen, afrikanischen Steppen, im fernen Asien gegen die
gelben Mongolensöhne, auf den brandenden Wogen des Ozeans,
der sie unaufhaltsam forttreibt, bis heißer Tod den Weg zu ihren
Herzen findet.
Der königliche Kriegsherr zollte Offizieren und Mannschaften
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Extrahierte Personennamen: Alvensleben Wilhelm Garderegiments Alvensleben Garderegiments
Extrahierte Ortsnamen: Paris Paris Paris Paris Paris
Autor: Gehrig, Hermann, Sonnenschein, A., Oldenburger, G.
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Vii. Abschnitt
Am 23. März 1813 stand die Garde vor den Toren Breslaus,
auf dem Schweidnitzer Anger, im Feldparadeanzuge, d. h. ohne
Haarbüsche. Ein feierlicher Gottesdienst wurde abgehalten. Nach
demselben erfolgte die Einsegnung der Truppen zu dem bevor-
stehenden Kampfe, von dem Theodor Körner sang: „’s ist ein
Kreuzzug, 's ist ein heil’ger Krieg", und darauf die Verlesung
des Aufrufs an das Heer mit den wuchtigen Schlußworten: „Wir
kämpfen den großen Kampf für des Vaterlandes Unabhängigkeit,
wir vertrauen auf Gott, Mut und Ausdauer sei unsere Losung."
Hie königliche Familie wohnte der Feier bei, abgesehen vom Kö-
nige und vom Kronprinzen, die sich bereits am 19. März von Bres-
lau nach Potsdam begehen hatten.
Bereits am 2. Mai stehen das 1. Garderegiment, das Regi-
ment Gardedukorps und das Gardejägerbataillon im Feuer in der
Schlacht bei Großgörschen, in der großen Leipziger Ebene nahe
bei Lützen und Roßbach, den Schachtfeldern Gustav Adolfs und
des großen Friedrich. Bis Mittag bleiben die Gardetruppen in
Reserve stehen. Da erhält das Füsilierbataillon des 1. Garderegi-
ments den Befehl, das Dorf Kaja, den Schlüssel der feindlichen
Stellung, zu nehmen. Mutig stürmt es vor. Es besetzt das Dorf,
sieht sich aber bald, nachdem Major von Block, der Bataillons-
kommandeur, von einer feindlichen Übermacht umringt wird, ge-
zwungen, nach rückwärts durchzubrechen. Das Ii. Bataillon er-
zwingt sich den Weg durch Großgörschen, vertreibt mehrere feind-
liche Bataillone, steht aber bald vereinsamt weit vor der preußi-
schen Stellung. Es marschiert auf, verteidigt sich durch Salven
und geht nach erhaltenem Befehl langsam und in guter Ordnung
zurück. Das I. Bataillon erleidet die schwersten Verluste. Es rückt
zwischen den Dörfern Kaja und Rahna unter mörderischem Feuer
gegen drei feindliche Karrees im Laufschritt vor. Major von Pog-
witsch stirbt den Heldentod. Die Truppen sind, bevor sie an den
Feind herankommen, derartig zusammengeschossen, daß sie Halt
machen müssen. Über eine Stunde bleiben die wackeren Grena-
diere im Feuer stehen, zwei Drittel der Mannschaft liegen auf
dem Felde der Ehre. Bis auf zwei sind alle Offiziere tot, die
todbringenden Geschosse raffen sechs Fahnenträger hintereinander
dahin, die Fahnenstange wird vollständig zersplittert. Noch ein-
mal versucht die kleine Schar mit Hilfe eines heranrückenden Er-
satzbataillons Kaja zu nehmen, sie muß von neuem in Gemein-
schaft mit dem ebenfalls aus Kaja verdrängten Füsilierbataillon
weichen.
Über das ruhmvolle Verhalten der Gardejäger während des
heißen Kampfes, erfahren wir aus einem Berichte, den General
Röder, -zu dessen Brigade die Gardetruppen gehörten, an den Ge-
neral von Blücher schreibt. Der Bericht zollt zunächst den Füh-
rern der Gardetruppen, von Alvensleben und von Witzleben, un-
eingeschränktes Lob. Es heißt von ihnen: „Sie haben gemein-
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TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
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Extrahierte Personennamen: Theodor_Körner Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Friedrich Friedrich Kaja Kaja Kaja Kaja Alvensleben
Autor: Gehrig, Hermann, Sonnenschein, A., Oldenburger, G.
Jahr der Erstauflage_wdk: 1905
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
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Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Bergmännische Schule, Hüttenmännische Schule
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392
Vii. Abschnitt
Truppen endete, so war doch deutsches Heldenblut nicht umsonst
geflossen. Unser Heer hatte einen moralischen Erfolg davongetra-
gen, Napoleon hatte Preußen wieder achten und fürchten gelernt.
Auch bei Bautzen, der zweiten Schlacht, stellte die Garde
ihren Mann, sie erlitt wiederum erhebliche Verluste. Trotzdem Na-
poleon das Schlachtfeld behauptete, sah er sich doch zur Schließung
eines Waffenstillstandes gezwungen. Der Tagesbefehl, der unsere
Truppe von dieser Tatsache in Kenntnis setzte, schloß mit den Wor-
ten : ,,Beharrt in Euerm festen Willen, vertraut Eurem König,
wirkt rastlos fort, und wir werden unsere Unabhängigkeit erkämp-
fen." Während des Waffenstillstandes erhielt das Potsdamer
Garderegiment, das erst seit dem 9. November 1808 das zweite
und seit dem 17. März 1809 das dritte Bataillon besaß, zum Un-
terschiede von dem am 20. Juni gebildeten 2. Garderegiment den
Namen ,,Erstes Garderegiment". Zu jedem Bataillon gehörte noch
eine freiwillige Jägerabteilung, einschließlich derselben war es
1000 Mann stark. Die beiden Garderegimenter bildeten mit dem
Gardejägerbataillon die Gardeinfanteriebrigade.
Im weiteren Verlaufe des Feldzuges kam die Garde, abgesehen
von einem unerheblichen Vorstoß bei Leipzig, auf preußischem
Boden nicht mehr vor den Feind. Sie blieb in Reserve stehen und
brannte vor Begierde, sich mit dem Feinde zu messen, mußte aber
zu ihrem großen Bedauern sehen, wie anderen Truppenkörpern
die Lorbeeren zufielen, die sie sich so gerne erkämpft hätte. Doch
machten sich die Strapazen des Krieges auch ihr fühlbar. Kälte,
Hunger, Anstrengungen aller Art rissen empfindliche Lücken in
die Reihen der zum ruhigen Abwarten verurteilten Gardestreiter.
In Frankfurt a. M. wurden die Gardetruppen neu ergänzt aus
Kreisen, die seit 1806 zum Königreich Westfalen gehört hatten.
Viele Rekonvaleszenten und Nachzügler trafen gleichfalls wieder
ein. Statt der bis dahin getragenen leinenen Hosen bekamen die
Soldaten Tuchhosen. Von den vom Könige Friedrich Wilhelm Iii.
verliehenen Eisernen Kreuzen Ii. Klasse empfing jedes Garde-
bataillon eins für Offiziere und vier für Unteroffiziere und Ge-
meine. Am Neujahrsmorgen 1814 wurde den Gardetruppen, die
im Großherzogtum Baden im Quartier lagen, eine Königliche
Order vorgelesen, die jedem Freiheitskämpfer eine Denkmünze mit
der Jahreszahl 1813 versprach, die aus dem Metall eroberter Ge-
schütze geprägt und an einem Bande getragen werden sollte.
Bald darauf ging es in Feindesland. Die Verpflegung dort war
schlecht, der Lebensmittelvorrat in den einzelnen Ortschaften in-
folge der vielen Durchmärsche fast völlig aufgezehrt. Die Quar-
tiere, in die die Mannschaften kamen, waren menschenleer, hatten
sich doch die Einwohner mit ihrem Vieh und sonstiger beweglichen
Habe in entfernte Waldungen geflüchtet. Dennoch wurde die Man-
neszucht in ausgezeichneter Weise aufrecht erhalten. Die Verluste
an Menschenleben durch die dauernden anstrengenden Märsche und
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
135
Da dann aber die Lampe jedesmal aufhörte zu glüheu, so ließ sich
keine ununterbrochene Brenndauer erzielen, und das häufige Aussetzen
war für den Gebrauch zu lästig. Auch er mußte auf die Verwendung
von Kohle zurückgreifen. Im blinden Vertrauen auf Edisons Fähig--
leiten bildete sich eine große Gesellschaft, die bedeutende Summen für
die Fortsetzung seiner Versuche hergab; die großartige finanzielle Unter-
stützung rief in dem Laboratorium zu Manlo Park bei Neu-Pork eine
fieberhafte Tätigkeit hervor. Alle Substanzen, die sich nur irgend ver-
kohlen ließen, wurden ans ihre Verwendbarkeit untersucht, Tag und
Nacht wurde gearbeitet, um Kohlenfäden herzustellen, zum Glühen zu
bringen und ihre Standhaftigkeit zu prüfen. Gleichwohl verging noch
ein volles Jahr, bis Edison sich der Lösung seiner Ausgabe so weit
genähert hatte, daß ihm die Herstellung einer Glühlampe gelang, die
eine Brenndauer von 48 Stunden aufwies. Seine zahllosen Versuche
hatten ihn schließlich darauf geführt, daß nur Pflanzenfasern nach
ihrer Verkohlung genügende Widerstandsfähigkeit bewahren, und im
Oktober 1-479 arbeitete er daran, aus verkohlten Banmwollenfäden
einen brauchbaren Glühkörper zu gewinnen. Er selber wie alle seine
Mitarbeiter waren durch die endlosen, vergeblichen Anstrengungen in
einen Zustand hochgradiger Aufregung geraten. Da gelang es ihin
und seinem Freunde Bachelor am 18. Oktober spät nachts zum
ersteninal, dem Verkohlungsapparat einen zusammenhängenden Kohlen-
faden aus Baumwolle ztl entnehmen. Allein dieser zerbrach bei dem
Versuche, ihn an'die Zuleitungsdrähte für den elektrischen Strom zu
befestigen. Beide beschlossen, sich keine Ruhe, keinen Schlaf zu gönnen,
bis eine Glühlampe fertig sei. Am 20. Oktober hatten sie wieder einen
Kohlenfaden fertig und auch glücklich an die Leitungsdrähte befestigt;
allein als Bachelor ihn über den Hof nach der Abteilung für die Glas-
birnen trug, kam ein plötzlicher Windstoß und zerbrach den Faden. Fast
verzweifelt kam Bachelor zurück, um sein Mißgeschick zu berichten, aber
Edison fühlte sich dem Ziele nahe und begann mit der ihm eigenen
Zähigkeit die Arbeit von neuem. Am Morgen des 24. Oktober hatten
endlich beide eine Glühlampe fertig und gönnten sich Ruhe, während mehr
als dreißig Techniker das Brennen der Lampe mit sorgsamen Augen
und hoffnungsvollen Erwartungen überwachten. Zu seiner großen
Freude fand Edison sie noch brennend, als er erwachte; erst nach 48
Stunden erlosch sie. Das war mehr, als er erwartet hatte. Die
Brenndauer wurde bald noch gesteigert, indem inan die Glasbirnen
möglichst luftleer machte, die Kohlenfäden besser herstellen lernte und
TM Hauptwörter (100): [T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
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424
Das deutsche Heerwesen.
2 Regimentern, das Regiment gewöhnlich aus 2 Abteilungen zu
je 3 Batterieen mit je 4 oder 6 bespannten Geschützen. Die Division
befehligt ein Generalleutnant, die Brigade ein Generalmajor, das
Regiment ein Oberst oder Oberstleutnant, das Bataillon ein Major,
die Kompagnie (Eskadron, Batterie) ein Hauptmann (Rittmeister).
Zur Ausbildung und Erziehung tüchtiger militärischer Kräfte
dienen die Kriegsakademie, das Kadettenkorps, die vereinigte Ar-
tillerie- und Ingenieurschule, Unteroffizierschulen usw. Die Ausbil-
dung bei der Truppe beginnt mit dem einzelnen Mann und steigt
allmählich bis zum Trupp und zu größeren Verbänden empor. Die
großen Herbstübungen oder Manöver, bei denen die einzelnen Waffen
in gemischten Verbänden zusammenwirken, schließen die kriegs-
mäßige Ausbildung des Soldaten ab.
3. Jeder Deutsche ist wehrpflichtig und kann sich in Ausübung
dieser Pflicht nicht vertreten lassen. Die allgemeine Wehrpflicht
dauert vom vollendeten 17. bis zum vollendeten 45. Lebensjahre und
zerfällt in die Dienst- und die Landsturmpflicht. Jeder Wehrpflichtige
ist vom i. Januar des Jahres, in dem er sein 20. Lebensjahr voll-
endet, der Militärpflicht und, wenn er ausgehoben wird, der Dienst-
pflicht unterworfen. Er hat sich zwischen dem 15. Januar und dem
i. Februar des Jahres, in dem er sein 20. Lebensjahr vollendet, zur
Rekrutierungs - S tarn mr olle zu melden, und zwar bei der Orts-
behörde seines Wohnsitzes (Meldepflicht). Ist er daran verhindert,
so haben dies die Eltern, Vormünder, Lehr-, Brot- oder Fabrikherrn
zu übernehmen. Verändert der Militärpflichtige nach seiner An-
meldung zur Stammrolle den Wohnsitz, so hat er dies der früheren
und der neuen Ortsbehörde innerhalb dreier Tage anzuzeigen. Auch
zur Gestellung ist der Militärpflichtige verpflichtet, d. h. er hat
sich der Musterung zu unterwerfen und zur Aushebung zu
erscheinen. Der Gestellungsbefehl zur Musterung wird ihm durch
die Gemeindebehörde vermittelt.
Der Kaiser bestimmt für jedes Jahr die Zahl der in das Heer
einzustellenden Rekruten. Da aber diese gewöhnlich geringer ist,
als die Zahl der vorhandenen Militärpflichtigen, so werden die Über-
zähligen ausgelost. Indessen kann jeder Militärpflichtige auf die
Auslosung verzichten und wird dann in erster Linie eingestellt. Das
Aushebungsgeschäft besorgt die Oberersatzkommission, welche auch
entscheidet, wer vom Dienste auszuschließen sei, z. B. wegen Ab-
erkennung der bürgerlichen Ehrenrechte, wer zurückzustellen sei,
z. B. wegen zeitweiliger Untauglichkeit oder wegen privater Ver-
hältnisse (z. B. als einziger Ernährer einer hülflosen Familie oder
wegen einer nur schwer zu unterbrechenden Vorbereitung auf den
Lebensberuf), endlich, wer als bedingt tauglich der Ersatzreserve
zu überweisen sei. Die zum Dienst ausgehobenen Mannschaften
treten nach Verlesung der Kriegsartikel und nach einer Unterweisung
über ihre Pflichten sogleich unter die Aufsicht des Bezirkskom-
mandeurs und der Bezirksfeldwebel.
Wer freiwillig dienen will, kann sich unter Einwilligung
des Vaters oder Vormundes und der Behörden schon vom voll-
endeten 17. Lebensjahr an melden. Wer die Berechtigung als Ein-
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Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
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Geschichte.
No. 132. 133.
7. Ihr Meister der Staaten,
Ihr habet wohl getagt,
Spracht: „Nichts von Vertragen!
Nun bleibt es dabei:
Der Feind ist geschlagen,
Und Schleswig ist frei.“
Und Gott hat euch beraten,
Ihr habet nicht gezagt.
Geibel
133. Krrnen aus der Schlacht bei Königgrütz.
^er Kampf bei Königgrätz oder Sadowa, von der ersten preußischen
Armee in der Frühe des 3. Juli 1866 begonnen, dann unter dem Beistände
der Elbe-Armee fortgesetzt, war den ganzen Morgen lang vorzugsweise ein
ungeheurer Artilleriekampf. Die Österreicher, welche gedeckt auf stark
befestigten Anhöhen stehen, überschütten die Preußen unaufhörlich mit Gra-
naten; aber auch auf preußischer Seite spielen 500 Kanonen gegen den
Feind. Ein Vordringen der Preußen gegen die feindlichen Anhöhen wird
jedesmal abgeschlagen, und so war der Kampf um die Mittagsstunde zum
Stehen gekommen. Der Feind schien in seinen Stellungen festgekeilt; aber
mit größter Besorgnis mußte man der entscheidenden Stunde entgegensehen,
in welcher der Generalfeldzeugmeister Benedek hervorbrechen und seine ganze
Macht ans die schon ermatteten Preußen werfen würde.
König Wilhelm, seit früh morgens in der Mitte der Seinen aus
dem Schlachtfelde, bewahrt seine Ruhe, obwohl er die fragenden Blicke be-
merkt, die sich auf sein edles Antlitz heften. Umbraust vom Donner der
Schlacht, zwischen den brennenden Gehöften haltend, blickt Moltke in die
vom Dampfe der Geschütze erfüllte Gegend von Horzonoves und Maslowed.
Er weiß, daß von dorther die Entscheidung kommen muß. Indem er seinen
Blick bald auf die kleine Karte, die er in den Händen hält, bald wieder in
die Ferne richtet, zählt er die Minuten, die nach seiner Berechnung ver-
rinnen, bis der sehnlichst erwartete Kronprinz mit den Seinen in das Ge-
fecht eingreifen wird.
O, einen Augenblick schiebe dich auseinander, du Höhenzug mit den
grünen Kuppen und waldigen Abhängen, einen Blick nur, um zu erkennen,
ob die ersehnte Hilfe der zweiten Armee herannaht! Umsonst, die Berge
wanken nicht, wenn auch die Mutigsten in den beiden kampfenden Heeren
vor Anstrengung, Erwartung und Erschöpfung ein leichtes Zittern beschleicht.
Vom frühen Morgen an im Feuer haben die Preußen unter den Kugel-
schauern des Feindes ihr Brot gegessen. Die Sorge um das Gelingen des
Tagwerks vertreibt die Anforderung der Natur; sie macht nur die Kehlen
trocken und jagt fieberhaft schnell das Blut durch die Adern.
„Noch keine Nachricht, ob der Kronprinz da ist?" so fliegt die Frage
von Bataillon zu Bataillon. „Keine!" Die ausgesandten Adjutanten sind
noch nicht zurück. „So müssen wir ausharren," sagten die braven Leute,
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Extrahierte Personennamen: Gott Geibel Benedek König_Wilhelm Wilhelm Moltke
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
No. 133.
Geschichte.
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und „Feuer!" heißt es in den Batterien, „Feuer!" in den Reihen der In-
fanterie. Aber schon wird der Geschützdonner schwacher; ja die Ermattung
muß beginnen; Übermenschliches ist geleistet. Es ist beinahe halb zwei Uhr;
Tausende von Toten und Verwundeten decken das Schlachtfeld, und keiner
der Kämpfenden hat dem andern ein Stück dieses Bodens abgerungen. Ver-
bissen in den Kampf, gleich wütenden Löwen sich gegenseitig die Tatzen in
das Fleisch hauend, ringen die Heere miteinander. Zuweilen stürmt ein
preußisches Bataillon mit dem rasenden Mute, der die Schranken durchbrechen
will, in den Feind; dann kommt es zerschossen, dem Tode reichliche Beute
hinterlassend, wieder zurück.
Ein solches naht dort ohne Offiziere; nur ein Feldwebel führt es.
„Wohin?" donnert ihm eine Stimme entgegen. Es ist der König, der in-
mitten der Feuerlinie hält. „Alle Offiziere verloren, kein Widerstand mehr
möglich, Majestät!" lautete die Antwort. Der König erkundigt sich schnell;
alle Offiziere sind tot oder auf dem Verbandplätze. Er steigt vom Pferde
und kommandiert „Front!" Mit diesen Worten kehrt der Mut zurück, und
der König schickt das Bataillon wieder in die Gefechtslinie. — Ein Train-
knecht schneidet dort am Karren Brot. „Hast du nichts zu essen?" fragte
der König seinen Reitnecht, der hinter ihm sich befindet. Der König ist seit
halb fünf Uhr im Sattel; er hat keinen Bissen im Munde gehabt. „Ma-
jestät, ich habe nur eine Feldflasche mit Wein bei mir!" — „Gieb mir
einen Becher und frage den Mann dort am Karren, ob er mir ein Stück
Brot geben will." Der Reitknecht bringt das Brot; er schenkt dem Könige
Wein in den Becher, und das Brot in den Wein tauchend reitet der König
einige Schritte weiter. Er aß das Brot am Tage von Königgrätz, wenn
auch nicht mit Thränen, doch sicher mit schweren Sorgen. „Hast du Geld
bei dir, so gieb dem Manne einen Thaler," sagt der König und wendet sein
Antlitz wieder dem Toben des Gefechtes zu.
In diesem Augenblick erscheint drüben in den Reihen der Feinde auf
dem rechten Flügel der Generalfeldzeugmeister Benedek. Er weiß schon
mehr als die Preußen. Eine Ordonnanz berichtet ihm, daß preußische Truppen
gegen den rechten Flügel der Österreicher vorrücken, und er besiehlt dem
Prinzen von Holstein, mit der Reserve-Kavallerie sich bereit zu halten. Er
ist voller Gelassenheit; sein scharfes Gesicht zeigt vollständige Ruhe. Mit
Hurra begrüßen ihn seine Truppen; eine wilde Schar von Ungarn und
Serben umringt den gefeierten Feldherrn, den man noch immer für den sichern
Helfer ansieht. „Keine Batterie wird fortgezogen; es dauert noch kurze Zeit,
dann werde ich sie alle gebrauchen," sagt der Feldherr, indem er eine Be-
wegung im Sattel macht und leicht die Cigarre aus dem Munde seines
Adjutanten nimmt, um sich die seinige wieder damit anzuzünden. Diese Ruhe
kann nicht gemacht sein; der Feldherr muß die Gewißheit des Sieges haben.
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