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1. Weltkunde - S. 123

1875 - München : Oldenbourg
89. Die Schlacht bei Weißenburg. 123 89. Pie Schlacht Hei Weißenöurg (4. Aug. 1870). 1. Am 4. August 1870 früh setzten die Bayern, denen die Preußen folgten, unter der Führung des Kronprinzen von Preußen, zum ersten Male ihren Fuß auf Elsässer Grund und Boden. Die Württemberger und Badenser marschierten rhein- aufwärts, um auch gegen den rechten Flügel der Franzosen vor- zugehen. 2. Beim Vorrücken der Deutschen räumten die Franzosen unverzüglich Lauterburg. Mittlerweile hatte der französische General Douay in und um Weißenburg eine feste Stellung ge- nommen; namentlich bot ihm der steile Geisberg im Süden der Stadt einen mächtigen Stützpunkt dar. 3. Für die Deutschen war der 4. August ein Tag von höchster Bedeutung. Heute sollte der erste größere Angriff ins Werk gesetzt werden. Zum ersten Male wollten sie ihre Kraft an einem Feinde messen, der in der ganzen Welt nahezu für unbesiegbar galt. 4. Die Vorbereitungen zum Angriff waren getroffen. Die Bayern sollten die Stadt nehmen, während den Preußen die Erstürmung des Geisberges oblag. Es war vormittags halb neun Uhr. Die Bayern rückten vor. Von lautem Jubel begrüßt, traf während des Vormarsches der Kronprinz bei ihnen ein. Jetzt regte sich's in den Weinbergen und Gärten vor der Stadt. Hier war ein Bataillon Turkos postiert. Mancher bayerische Jäger wurde von den Turkos niedergestreckt. 5. Allein nicht lange dauerte es, so mußten diese gefürchteten afrikanischen Krieger ihre Stellung verlassen. Sie wurden zu- rückgedrängt. Die Bayern griffen die Stadt an, drangen in dieselbe ein und drückten die Franzosen, welche verzweifelten Widerstand leisteten, hinaus, nachdem ihnen von den nachrücken- den Preußen Beistand geleistet wurde. 6. Inzwischen stürmten die preußischen Regimenter unter Trommelschlag den Geisberg hinan, wo Douay seine Leute zu- sammengezogen hatte. Hier tobte von 10 Uhr an ein heftiger Kampf. Nur wenige Schüße fielen von den Anstürmenden. Mit gefälltem Bajonette machten sie sich Bahn. Die Anhöhe ward um Mittag erstiegen. Ein weithin schallendes Hurrah und eine noch weiterhin dringende Salve aus den Zündnadel- gewehren kündigte die Ankunft der Preußen auf der Anhöhe des Geisberges an. Nun begann ein fürchterliches Handgemenge. Mann gegen Mann ward gekämpft. Die Preußen gewannen Boden, die Franzosen wichen zurück; mittags halb ein Uhr waren die Preußen im Besitz des Berges. 7. Groß war der Verlust des Feindes an Toten und Ver- wundeten; auch Douay war gefallen. Aber auch die Deutschen hatten den Verlust von 76 Offizieren und 700 Mann zu be-

2. Die weite Welt - S. 132

1882 - Leipzig : Klinkhardt
132 ö(K Wilhelm I. und Napoleon Iii. am 2. September 1870. Auf einer Anhöhe zwischen Donchery und Sedan liegt in einem geschmackvoll eingerichteten Park eine Villa. Sie ist in freier Art nach einem sinnreich erdachten Plane erbaut. Drei mäßig hohe Türme erheben sich, durch Glassalons, die dazwischen liegen, zu einem Ganzen verbunden. Der Mittelturm springt etwas vor, und Freitreppen in edlen, leicht ge- schwungenen Windungen führen zu den oberen Räumen hinauf. Mit der Vorderfront blickt das Schlößchen nach Sedan. Hier ist ihm durch den Park eine schöne Aussicht gegönnt. „Bellevue" ist der Name des Schlosses. Die Hinterfront, die nach Donchery gewandt ist, wird durch Baumpflanzungen gedeckt. Den Vordergarten zieren Blumenbeete. Auf die Höhe der Freitreppe gelangt, tritt man in die Räume, die der Familienwohnung des Besitzers angehören, — zunächst in einen kleinen Flur, der durch Glaswände von dem Glassalon getrennt ist. Eine einfache Einrichtung, ein großer ovaler Tisch und vielleicht ein Dutzend Rohrstühle, kennzeichnet auch diesen Raum als Vorgemach. Man tritt von hier in den Salon des mittleren Turmes, der zwar ebenfalls einfach, aber doch mehr wohnlich ausgestattet ist. Tische, Lehnstühle, Sofa, Spiegel, Kamin und Büffett befinden sich darin. Zur Seite dieses Gemaches, gleichfalls im mitt- leren Turme, ist ein Bibliothekzimmer, ein wenig eleganter als das oben beschriebene größere Zimmer. Dieses Schlößchen war es, das am 2. September 1870 den Raum zu der Unterredung zwischen König und Kaiser bot. Der König, an seiner Seite der Kronprinz, die Kavallerie-Stabswache im Vortrab und im Ge- folge, — so ritten sie über Donchery der Gegend zu, über die Maasbrücke, bald darauf in den Park von Bellevue umbiegend. Als sich der Zug dem Schlosse näherte, war es gegen 1 Uhr geworden. Da stand der Kaiser an der Außenseite des Hauses vor der Treppe. Er entblößte sein Haupt und verbeugte sich ehrerbietig vor dem Könige. Kaum vom Pferde gestiegen, ging der König auf ihn zu, faßte seine Hand und schüttelte sie. Er war von der Thatsache, daß sein heraus- fordernder Gegner gedemütigt, abbittend und sein Schicksal abwartend vor ihm stand, zu sehr gerührt, als daß er sogleich ein Wort hätte sprechen können. Er war aber ebenso voll Edelmutes und voll aufrichtiger Demut des Herzens. Er hegte den lebhaften Wunsch, dem schon vielfach Gestraften über die Schwere dieses Augenblicks hinwegzuhelfen. Der König führte ihn die Stufen der Freitreppe hinauf. Der Kronprinz folgte. Vor der Thür des Mittelsalons angelangt, blieb auch der Kronprinz zurück. Seiner Lage sich bewußt, schwieg der Kaiser. Es stand ihm zu, abzuwarten, wie der König die Unterredung ein- zuleiten wünschte. Der König: Gott hat den Sieg meinen Waffen gegeben. Und ich danke Gott dafür! Doch um Eurer Majestät willen bedaure ich aufrichtig

3. Teil 2 - S. 205

1910 - Hannover : Helwing
205 Napoleon den Sieg und warf die Verbündeten gegen Böhmen zurück. General Vandamme verfolgte sie, wurde aber von einer russisch-öster- reichifchen Heeresabteilung bei K u l m geschlagen und von dem preußischen General Kleist bei Nollendorf gefangen. Inzwischen war die Nord- armee bis gegen die Mittelelbe vorgerückt. Dorthin sandte Napoleon den tapfersten seiner tapferen Marschalle, Ney, um die „Kosakenhorden und Landwehren" zu vernichten. Aber der preußische General Bülow errang bei D e n n e w i tz (6. Sept.) einen vollständigen Sieg über ihn. Vier- Wochen später erkämpfte Blücher bei W a r t e n b u r g, wo sich General Bork besonders auszeichnete, den Übergang über die Elbe. Die Nord- armee folgte, vereinigte sich mit der schlesischen, und beide Heere standen jetzt Napoleon im Rücken. Er war dadurch gezwungen, Dresden zu ver- lassen, und zog alle seine Streitkräfte zur Entscheidungsschlacht in der weiten Ebene von Leipzig zusammen. e) Die Völkerschlacht bei Leipzig 16.—16. Oktober 1813. Die Ebene unr Leipzig wird von mehreren kleinen Flüssen durchschnitten, an und zwischen denen eine Menge von Dörfern liegt, von welchen wir Möckern, Wachau, Liebertwolkwitz und Probstheida merken. Diese Dörfer bildeten die festen Stützpunkte der französischen Armee, die im großen Bogen von Nordwesten durch Osten nach Süden um Leipzig hemm aus- gestellt war. Um sie herum legte sich der freilich nicht ganz geschlossene Ring der Kriegerscharen fast aller Völker Europas. Anr Morgen des 16. Oktober begann das furchtbare Ringen. Int Nordwesten bei Möckern griffen Blücher und Pork an und erfochten einen blutigen Sieg gegen die tapfersten Marschälle Napoleons, Ney und Marmont. Bei Wachau und Liebert- wolkwitz dagegen rangen Preußen, Österreicher und Russen vergeblich gegen Napoleon selber. Dieser behauptete das Schlachtfeld. Am Sonntag, den 17. Oktober, ruhte der Kampf. Aber immer dichter schlossen die Truppen der Verbündeten den eisernen Ring um die Franzosen. Am 18. Oktober stand diesen eine gewaltige Übermacht gegenüber. Das Dorf Probst- heida war das Zentrum der französischen Stellung. In der Nähe des Ortes bei einer Windmühle hielt Napoleon mit seinen Garden. In grauen- voll blutigem Ringen wurden die Franzosen aus allen Stellungen hinaus- geworfen. Württembergische und sächsische Regimenter gingen mitten in der Schlacht zu beit Verbündeten über. Die Garde verteidigte schließlich Probstheida zwei Stunden lang mit heldenmütiger Tapferkeit. Es war umsonst. Von allen Seiten wälzten sich die geschlagenen Abteilungen der Franzosen in Leipzig hinein. Napoleon folgte thuen in der Dunkelheit und ordnete nun den Rückzug an. Ant folgenden Tage wurde Leipzig von den Verbündeten erstürmt. Friedrich Wilhelm und Alexander hielten unter

4. Teil 2 - S. 225

1910 - Hannover : Helwing
sich rückwärts" auf die Mosel zu. — An demselben Tage hatte die I. Armee unter Steinmetz die Franzosen auf den S p i ch e r e r Bergen bei Saarbrücken angegriffen. Mit heldenmütiger Todesverachtung stürmten die preußischen Bataillone die steilen Höhen, welche die Franzosen, bis an die Zähne verschanzt, tapfer verteidigten. Was kein Franzose für möglich gehalten, geschah. Die Deutschen warfen sie aus ihren Schanzgräben hinaus, und am Abend eilte die geschlagene Rheinarmee auf Metz zurück. Diese ersten deutschen Siege weckten in Deutschland unermeßlichen Jubels in Frankreich bleiches Entsetzen. Und Deutschland jubelte mit Recht, denn es konnte nun die Zuversicht hegen, daß auch der weitere Kampf nicht auf deutscher Erde würde ausgefochten werden. 6. D i e Kämpfe um Metz. Kaiser Napoleon legte nun den Oberbefehl über die Rheinarmee in Bazaines Hand und ging zu Mac Mahon in das Lager» von Chalons. Bazaine sammelte seine Truppen um Metz und entschloß sich endlich, ebenfalls nach Chalons zu marschieren, um sich mit Mac Mahon zu vereinigen. Das mußte um jeden Preis verhindert werden. Deshalb griff General Steinmetz mit der I. Armee die Franzosen unverweilt (bei Colombey) vor Metz an, um sie festzuhalten. Er warf sie nach siegreichem Gefecht bis unter die Festungswerke der Stadt zurück und verzögerte ihren Abzug dadurch um zwei Tage. Inzwischen gingen Truppen von der Armee des Prinzen Friedrich Karl südlich von Metz über die Mosel und besetzten die Straße, welche über Bionville und Mars la Tour nach Verdun führt. Aus dieser Straße versuchten die Franzosen am 16. August zu entkommen. Mit einem Heldennmt sonder- gleichen rangen hier schließlich 60 000 Preußen gegen 120 000 Franzosen. Als die deutsche Infanterie zu erliegen drohte, stürzten sich Ulanen und Kürassiere unter ihrem tapferen Oberst v. B r e d o w auf die Franzosen. Dieser „Todesritt" schaffte dem Fußvolk Luft; doch erst spät abends war der Sieg errungen. Die Franzosen gingen nach Metz zurück. Nur noch eine Straße nach Westen blieb ihnen frei. Sie führte über Gravelotte nach Verdun. Nordöstlich von Gravelotte streicht eine Anhöhe bis St. Privat hin. Diese Höhe und die davor liegende Hochfläche nebst Ortschaften hielten die Franzosen besetzt. 200 000 derselben standen gegen 220 000 Deutsche. Das stärkste Bollwerk des Feindes war das am Nordwestabhange jenes Höhenzuges liegende Dorf St. Privat. • Gegen dieses Dorf rückten die preußische Garde und die Sachsen vor. In grauenvoll blutigen Sturm- angriffen wurde es endlich genommen. Dadurch wurde der rechte Flügel des französischen Heeres gänzlich zerschmettert, und die Trümmer desselben flohen nach Metz. Freilich versuchten die Franzosen auf den: linken Flügel noch mit Anbruch der Dunkelheit über Gravelotte durchzubrechen; aber 15 Welttunde C. Ii.

5. Die weite Welt - S. 140

1905 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
140 den auf den benachbarten Höhen die österreichischen Kanonen in langen Reihen aufgepflanzt. Eine solche Stellung zu erobern, schien fast unmöglich. Aber unverzagten Mutes griff Prinz Friedrich Karl das Zentrum des Feindes an. Es war acht Uhr morgens, und der Regen goss in Strömen. Bald hatten die Preussen bei Sadowa die Bistritz überschritten, kamen aber nun so recht in das fürchterliche Granatfeuer der österreichischen Kanonen. Tausende der Tapferen sanken hin in dem grässlichen Kugelregen, um nimmer wieder aufzustehen. Stundenlang wütete der erbitterte Kampf, ohne dass die Preussen nennenswerte Fort- schritte machten. Schon war die Mittagsstunde vorüber, und noch immer stand die Schlacht, das heisst, es war noch un- entschieden, auf wessen Seite der Sieg sich neigen würde. Un- ablässig schauten der König und seine Generale durch Fern- gläser aus, ob die Armee des Kronprinzen noch nicht anrücke. Diese war nämlich am Morgen, als sie den Befehl zum Aufbruch erhielt, noch volle fünf Meilen hinter der ersten Armee zurück. Die braven Truppen des Kronprinzen beschleunigten ihren Marsch, so sehr sie konnten; aber die vom Regen aufgeweichten Wege waren ihrem Vordringen hinderlich. Die Lage war ganz ähnlich wie in der Schlacht bei Waterloo. Wie damals Wellington der Ankunft Blüchers mit heifsem Verlangen entgegensah, so er- wartete jetzt König Wilhelm sehnlich das Eintreffen seines tapferen Sohnes. Endlich gegen zwei Uhr nachmittags erschien die Armee des Kronprinzen auf dem Kampfplatze. Sie griff so- gleich den Feind im Rücken und von der Seite an, und nun dauerte es nicht lange mehr, da war das Schicksal der Öster- reicher entschieden. Im stürmenden Anlaufe wurden die Höhen genommen, von welchen die Kanonen der Österreicher viele Stunden hindurch Tod und Verderben in die preussischen Reihen geschleudert hatten; hierdurch verlor Benedek seine feste Stellung und sah sich zum Rückzug gezwungen. Nun setzte sich das preussische Heer auf der ganzen Schlachtreihe in Bewegung, um den Feind vollends zu schlagen. König Wilhelm stellte sich selbst an die Spitze seiner Reiterei, um den Sieg zu vollenden. Wacker kämpfend hielten die Österreicher noch öfter stand; aber dem Anprall der preussischen Reiterei konnten sie nicht wider- stehen. Bald gaben sie den Kampf ganz auf, und ihr Rückzug wurde zur wilden Flucht. Nur die Sachsen unter ihrem tapferen Führer, dem Kronprinzen Albert, verliessen geschlossen und in guter Ördnung das Schlachtfeld. Gegen Abend traf auf demselben König Wilhelm mit seinem Sohne zusammen. Er umarmte ihn unter Freudentränen und schmückte ihn eigenhändig mit dem preussischen Verdienstorden. Glorreich war der Sieg, den die Preussen errungen hatten, und durch die Verfolgung, welche die Österreicher erleiden mussten,

6. Die weite Welt - S. 395

1905 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
395 worden. Ohne irgend etwas genossen zu haben, mußten sie mit mir vom Verbinden fort und auf unseren mit Kisten bepackten Leiter- wagen weiter nach Metz vor. Wir fuhren gegen zwölf Uhr mittags ab. Die Hitze war grenzenlos. Die Kolonnen wirbelten einen Staub auf, daß wir kaum die Augen öffnen konnten. Alle Ortschaften, die wir passierten, waren in größter Aufregung; wir hörten Kanonen- donner und sahen Feuerschein, der von brennenden Dörfern herrührte. Um acht Uhr abends kamen wir auf eine Anhöhe, wo wir in gerader Linie kaum eine Stunde vom Schlachtfelde entfernt waren. Wir vernahmen ganz deutlich das Kleingewehrfeuer und sahen das Auf- blitzen der einzelnen Schüsse; der Himmel war rot vom Feuerscheine. Unsere Wagen wurden auf ein Feld gefahren, und wir mußten dort eine feuchte, kalte Nacht zubringen. Unser aller hatte sich eine große Verzweiflung bemächtigt, daß wir hier still liegen bleiben mußten, anstatt Hilfe bringen zu können; auch war es sehr beängstigend, nichts über den Ausgang der Schlacht zu wissen. Einzelne Soldaten, welche sich im Getümmel der Schlacht von ihren Truppenteilen getrennt hatten, gesellten sich zu uns, viele darunter leicht verwundet; sie brachten keine guten Nachrichten. Da endlich hörten wir Hurra rufen, und nun wußten wir, daß der Sieg für uns entschieden war. Als der Tag zu grauen begann, brachen wir nach dem Schlacht- felde auf, konnten aber erst um Mittag St. Privat erreichen. Es stand noch in hellen Flammen; auch die Kirche war ausgebrannt, nur wenige Häuser waren verschont geblieben. Nach langem Hin- und Herirren fand ich eine große Scheune und mehrere daranstoßende Gebäude, in welchen man die Verwundeten unterbringen konnte. Die Scheunen waren voll Geröll; ich hielt jeden Soldaten, der noch gesunde Glieder hatte, an, beim Ausräumen mit behilflich zu sein, und ich habe keinen vergebens um Beistand gebeten. Auch das gegenüberliegende Pfarrhaus richteten wir zum Lazarette ein. Zum Abladen und Auf- stellen unserer Kisten war kein Plätzchen frei, und wir mußten dieselben auf den Wagen öffnen. Wir hatten nicht wenig mitgebracht, und doch war es so gut' wie nichts dem gegenüber, was wir brauchten. Außer Verbandzeug, Arzneien und den nötigsten Erquickungen ent- hielten unsere Kisten zum Glücke Olivenöl, Laternen und kleine Lichtchen; hätten wir diese nicht gehabt, so hätten wir mit Tausenden von Verwundeten die Nacht im Finstern zubringen müssen; denn die Ortschaften waren verlassen, und es war Mangel am Nötigsten. Wir hatten kein Wasser und kein Brot; um nur etwas Fleischextrakt oder T^ee zubereiten zu können, mußten wir jedes Tröpfchen Wasser, das sich in den Cisternen zusammengezogen hatte, benutzen; stundenweit im Umkreise war kein Wasser zu finden. Die Zahl der Verwundeten war unübersehbar. Eine grausenhafte Nacht! Brennende Häuser, tote Menschen und Pferde, wo man ging und stand; fortwährendes Ab- und Durchmarschieren der Truppen; dazu das Jammern der Verwundeten. Die Stunden der Nacht brachten die Bilder des

7. Die weite Welt - S. 35

1905 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
m — 35 — Mit stetem Dank sei des Herrschers gedacht, der bei Düppel den Feind einst gezwungen, der bei Königgrätz, in der wilden Schlacht, bei Sedan als Führer gerungen, der so treu, wie einst er im Kampfe stand, im Frieden schirmte sein Sachsenland. — Franz Blanckmeistec. 16. Bor der kronprinzlichen Billa in Strehlen, im Sommer 1876. 1. 's ist Mitternacht — ganz still in tiefem Frieden ruhn rings die Berge, ruht der Elbe Tal. Warum so spät noch helles Kerzenglänzen da drüben in der hohen Fürstin Saal? 2. Die Fürstin wacht — sie wacht für Sachsens Söhne und sorgt und schafft, daß alles schon bereit, wenn's gilt, der Wunde brennend Weh zu lindern, wenn heim sie kehren aus dem schweren Streit. 3. Der Mond steigt auf, als wollt' er Grüße bringen vom tapfern Sachsenheer der edeln Frau. Feucht ward ihr Auge, und die stillen Blumen im Park, sie weinen mit im Tränentau. 4. Die klaren Sterne blicken drein — sie senden nun Kraft und Trost und Frieden erdenwärts. Die Nacht ist kalt und rauh — warm bleibt die Liebe, die treue Wacht im edlen Frauenherz. Ii. Wilder aus dem lüchstsche» Walerlande. 17. Das kleinste Vaterland. Es ist das kleinste Vaterland der größten Liebe nicht zu klein; se enger es dich rings umschließt, je näher wird's dem Herzen sein. Wilhelm Müller. 18. Tie Lausitz. Es ist ein herrliches, gottgesegnetes Fleckchen Erde, meine herzliebe Lausitz. Wer einnial nach Herzenslust ihre Täler durchstreift und ihre Höhen erstiegen hat, der vergißt sie nimmer wieder, und wer sie seine W. W. 3*

8. Die weite Welt - S. 125

1905 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
- 125 — 6. Viktoria! — so klang es, Viktoria! — überall, Viktoria! — so drang es hervor mit Donnerschall. 7. Doch als es ausgeklungen, die Trompete setzt er ab; das Herz ist ihm zersprungen, vom Roß stürzt er herab. 8. Um ihn herum im Kreise hielt's ganze Regiment; der Feldmarschall sprach leise: „Das heißt ein selig End'!" Julius Mosen. 64. Die Schlacht hei Leipzig. Es ist Sonnabend den 16. Oktober 1813 um die Mittagszeit. In Leipzig heisst es, die Verbündeten seien vollständig geschlagen, ihrer 40000 gefangen. Die französische Garde marschiert auf und ruft ihr Hoch auf den Kaiser; die Leibgrenadiere des Königs von Sachsen halten vor seiner Wohnung Parade ab; rauschende Janitscharenmusik spielt, während draussen die Ge- schütze Tod und Verderben speien. Nachmittags sprengt ein von Napoleon an den König von Sachsen abgeschickter Bote in die Stadt mit einem wehenden weissen Tuche und unter dem beständigen Kufe: Sieg! Sieg! Es schlägt von den Türmen 4 Uhr, und gleich darauf läuten alle Glocken Leipzigs den Sieg ein. Napoleon hatte den Verbündeten alle Vorteile, welche sie im Laufe des Vormittages erstritten hatten, mit furchtbaren Schlägen wieder entrissen. Eben hatte sein linker Flügel den Kolmberg genommen, sein rechter war im Vorrücken begriffen, und mit 12 000 Reitern sollte auf die Mitte der Verbündeten ein Stofs ausgeführt werden, wie er noch nicht dagewesen war. „Die Welt dreht sich noch um uns,“ sagte Napoleon im Hochgefühle seines Glückes zu dem neben ihm stehenden Staatsschreiber Graf Daru, und einem deutschen Prinzen in seinem Gefolge, Emil von Hessen-Darmstadt, soll er zugerufen haben: „Vorwärts, König von Preussen!“ Aber es soll keiner, und wenn er auch ein Napoleon ist, die Rechnung ohne den Wirt machen. Kaum hatte das Glockengeläute angefangen, als man auf einmal ganz nahe bei der Stadt von Norden her das furchtbare Brüllen der Ka- nonen hörte; von den Türmen sah man den Anmarsch des Blücherschen Heeres, Yorks Kampf um Möckern. Aber auch in der Mitte des Schlachtfeldes kam es anders, als Napoleon ge- dacht hatte. Allerdings durchbrachen seine Reiter die Schlacht- 3. Und wie er schmerzlich ringet in Todesängsten bang, zu ihm herüber dringet ein wohlbekannter Klang. 4. Das hebt ihn von der Erde, er streckt sich starr und wild — dort sitzt er auf dem Pferde als wie ein steinern Bild. 5. Und die Trompete schmettert — fest hält sie seine Hand — und wie ein Donner wettert Viktoria in das Land.

9. Die weite Welt - S. 126

1905 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
126 reihe der Verbündeten. Mit verhängten Zügeln sprengten sie vorwärts auf die Anhöhe hinter Güldengossa zu, auf welcher die beiden Kaiser und der König von Preussen hielten. Die Gefahr war gross: die Herrscher nahe daran gefangen und ein Teil des Heeres auf die Aue in das Verderben geworfen zu werden. Aber Fürst Schwarzenberg bewahrte seine Ruhe. Scharf be- obachtete er den Ansturz der Reiter. „Sie sind atemlos, wenn sie da sein werden,“ sagte er, „ihre beste Kraft geht verloren.“ Er bat die Herrscher, sich weiter zurück in Sicherheit zu be- geben, zog seinen Degen und sprengte hinab zur Schlachtreihe, um entgegenzuwerfen, was noch zur Hand war. Kaiser Alexander hörte auf keine Vorstellung, er blieb. Er liess seine Leib- kosaken aufsitzen und mit den nahen Geschützen dem Feind entgegenreiten. Erst, als er sah, dass die Kanonen seines Rück- haltes im gestreckten Galopp kamen, jagte er rückwärts. Neben Güldengossa lagen zwei Teiche, durch einen Graben verbunden. Sie hemmten den weiteren Ansturm' der Franzosen. Während dieses Aufenthaltes waren die Leibkosaken heran und stürzten sich auf den Feind, indes ihre Geschütze mit fürchterlicher Wirkung denselben beschossen. Immer mehr Reiter und Kanonen der Verbündeten langten unterdessen auf dem Kampfplatze an; ausgesetzt ihren wütenden Anfällen, lösten sich die französischen Reiterreihen immer mehr, bis sie, in einem wirren Knäuel zu- sammengedrängt, auf ihre eigenen Geschütze zurückgeworfen wurden. Die Mitte der Verbündeten war gerettet. Als nun der Abend hereinbrach, und mit ihm der Kampf allmählich aufhörte, standen beide Heere so ziemlich noch, wie sie am Morgen ge- standen hatten; aber die Verbündeten waren doch weitaus im Vorteile: York hatte die Franzosen bis dicht an Leipzig herange- worfen; Napoleon hoffte, das böhmische Heer werde als geschlagen abziehen, und es wich nicht von der Stelle; dazu kam, dass Napoleon alles aufgeboten hatte, was in seiner Macht stand, während die Verbündeten mit Sicherheit auf die Ankunft von 100000 frischen Soldaten rechnen konnten. Sonntag, den 17. Oktober, war fast auf allen Punkten Ruhe. Dieser Tag war für Napoleon ein verlorener Tag. Durch Unter- handlungen mit den Verbündeten hatte er gehofft, den Kopf noch aus der Schlinge ziehen zu können. Als er aber abends 7 Uhr noch immer keine Antwort auf seine Anerbietungen erhalten hatte, wurde es ihm klar, dass er sich auf eine zweite Schlacht und seinen Abzug gefasst machen müsste. Sie wurde am 18. geschlagen. Napoleon hatte seine Soldaten näher an Leipzig herangezogen, die Verbündeten standen in einem weiten Halbkreise um ihn herum. Schlag 8 Uhr griffen sie ihn von allen Seiten zugleich an Der furchtbarste Kampf dieses Tages war der Kampf um Probstheida. Dieses Dorf war gleichsam der entgegengestemmte Fuss; Napoleon

10. Die weite Welt - S. 127

1905 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
127 musste es behaupten, wenn die Strasse nach Leipzig nicht ver- loren gehen sollte. Es wurde mit grosser Tapferkeit von den Rassen und Preussen angegriffen und mehrmals erstürmt, aber mit einem Heldenmute, den selbst die Feinde bewundern mussten, von den Franzosen wieder erobert. Vor dem Dorfe lagen ganze Berge von Leichen, so dass die Angreifenden förmlich über die Haufen der Toten hinwegklettern mussten. Endlich verbot Schwarzenberg, weil er die Schlacht bereits für gewonnen an- sah, jeden ferneren Angriff auf Probstheida. Nachmittags zwischen 2 Uhr gingen die Sachsen, die seit langer Zeit nur mit Widerwillen unter Napoleon gefochten hatten, 4—5000 Mann stark in geschlossenen Reihen, mit fliegenden Fahnen und klingendem Spiele angesichts der Franzosen zu den Verbündeten über. Die Russen, zu denen sie kamen, herzten, drückten, küssten ihre neuen Kameraden. Als eine Fahne Preussen ihrer ansichtig wurde, hielt sie an; der Oberst rief seiner Mannschaft zu: „Kinder, singt einmal! Singt doch: Den König segne Gott! und ihr, Hoboisten, blaset dazu!“ In den letzten Stunden der Schlacht raste über den weiten Strich, in welchem die Heere sich gegenüberstanden, das Feuer von vielleicht anderthalbtausend Geschützen. Einzelne Schüsse ver- nahm man nicht mehr; ununterbrochen rollten die Salven; es schien ein einziges langes Donnergebrüll. Man konnte das eigene Wort nicht hören, die Erde erbebte, und die in Ruhe haltenden Pferde zitterten fortwährend, und der Schaum trat ihnen vor die Nüstern. Als die Nacht das weite Leichenfeld bedeckte, befand sich Napoleon noch auf dem Hügel bei der Stötteritzer Windmühle. Er hatte seinem ersten Adjutanten die Anordnung des Rück- zugs mitgeteilt, und dieser diktierte sie an einem Wachtfeuer einigen anderen Adjutanten. Ringsum herrschte tiefe Stille, Napoleon war, überwältigt von den Anstrengungen des Tages, auf einem hölzernen Schemel eingeschlafen. Nachlässig zu- sammengesunken, die Hände schlaff im Schosse ruhend, sass er da mitten auf dem weiten Blutfelde, das durch die Flammen von zwölf brennenden Dörfern und durch unzählige Wachtfeuer tag- hell erleuchtet war. Die Anführer standen düster und stumm um das Feuer, die zurückziehenden Haufen rauschten in einiger Entfernung vorüber. Nach einer Viertelstunde erwachte Napoleon und warf einen grossen verwunderungsvollen Blick im Kreis um sich her. Dann stand er auf und traf gegen 9 Uhr in Leipzig ein; hier nahm er wie durch einen Spott Gottes das letzte Nacht- lager im Gasthofe zum Könige von Preussen. Des andern Morgens in der neunten Stunde, als man bereits schiessen hörte, brach Napoleon auf, um Leipzig zu verlassen. Die Strassen waren mit Flüchtlingen, Kanonen, Wagen voll ge- pfropft. Er kam in ein so arges Gedränge, dass seine Begleiter
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