89. Die Schlacht bei Weißenburg.
123
89. Pie Schlacht Hei Weißenöurg (4. Aug. 1870).
1. Am 4. August 1870 früh setzten die Bayern, denen die
Preußen folgten, unter der Führung des Kronprinzen von
Preußen, zum ersten Male ihren Fuß auf Elsässer Grund und
Boden. Die Württemberger und Badenser marschierten rhein-
aufwärts, um auch gegen den rechten Flügel der Franzosen vor-
zugehen.
2. Beim Vorrücken der Deutschen räumten die Franzosen
unverzüglich Lauterburg. Mittlerweile hatte der französische
General Douay in und um Weißenburg eine feste Stellung ge-
nommen; namentlich bot ihm der steile Geisberg im Süden der
Stadt einen mächtigen Stützpunkt dar.
3. Für die Deutschen war der 4. August ein Tag von
höchster Bedeutung. Heute sollte der erste größere Angriff ins
Werk gesetzt werden. Zum ersten Male wollten sie ihre Kraft
an einem Feinde messen, der in der ganzen Welt nahezu für
unbesiegbar galt.
4. Die Vorbereitungen zum Angriff waren getroffen.
Die Bayern sollten die Stadt nehmen, während den Preußen
die Erstürmung des Geisberges oblag. Es war vormittags
halb neun Uhr. Die Bayern rückten vor. Von lautem Jubel
begrüßt, traf während des Vormarsches der Kronprinz bei ihnen
ein. Jetzt regte sich's in den Weinbergen und Gärten vor der
Stadt. Hier war ein Bataillon Turkos postiert. Mancher
bayerische Jäger wurde von den Turkos niedergestreckt.
5. Allein nicht lange dauerte es, so mußten diese gefürchteten
afrikanischen Krieger ihre Stellung verlassen. Sie wurden zu-
rückgedrängt. Die Bayern griffen die Stadt an, drangen in
dieselbe ein und drückten die Franzosen, welche verzweifelten
Widerstand leisteten, hinaus, nachdem ihnen von den nachrücken-
den Preußen Beistand geleistet wurde.
6. Inzwischen stürmten die preußischen Regimenter unter
Trommelschlag den Geisberg hinan, wo Douay seine Leute zu-
sammengezogen hatte. Hier tobte von 10 Uhr an ein heftiger
Kampf. Nur wenige Schüße fielen von den Anstürmenden.
Mit gefälltem Bajonette machten sie sich Bahn. Die Anhöhe
ward um Mittag erstiegen. Ein weithin schallendes Hurrah und
eine noch weiterhin dringende Salve aus den Zündnadel-
gewehren kündigte die Ankunft der Preußen auf der Anhöhe des
Geisberges an. Nun begann ein fürchterliches Handgemenge.
Mann gegen Mann ward gekämpft. Die Preußen gewannen
Boden, die Franzosen wichen zurück; mittags halb ein Uhr
waren die Preußen im Besitz des Berges.
7. Groß war der Verlust des Feindes an Toten und Ver-
wundeten; auch Douay war gefallen. Aber auch die Deutschen
hatten den Verlust von 76 Offizieren und 700 Mann zu be-
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
TM Hauptwörter (200): [T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T141: [Armee Metz General Paris Schlacht August Mac Franzose Mahon Festung], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei]]
Extrahierte Personennamen: August Douay August Douay
Schulformen (OPAC): Vier- bis sechsklassige Volksschule
Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
132
ö(K Wilhelm I. und Napoleon Iii. am 2. September
1870.
Auf einer Anhöhe zwischen Donchery und Sedan liegt in einem
geschmackvoll eingerichteten Park eine Villa. Sie ist in freier Art nach
einem sinnreich erdachten Plane erbaut. Drei mäßig hohe Türme erheben
sich, durch Glassalons, die dazwischen liegen, zu einem Ganzen verbunden.
Der Mittelturm springt etwas vor, und Freitreppen in edlen, leicht ge-
schwungenen Windungen führen zu den oberen Räumen hinauf.
Mit der Vorderfront blickt das Schlößchen nach Sedan. Hier ist ihm
durch den Park eine schöne Aussicht gegönnt. „Bellevue" ist der Name
des Schlosses. Die Hinterfront, die nach Donchery gewandt ist, wird durch
Baumpflanzungen gedeckt. Den Vordergarten zieren Blumenbeete.
Auf die Höhe der Freitreppe gelangt, tritt man in die Räume, die der
Familienwohnung des Besitzers angehören, — zunächst in einen kleinen
Flur, der durch Glaswände von dem Glassalon getrennt ist. Eine einfache
Einrichtung, ein großer ovaler Tisch und vielleicht ein Dutzend Rohrstühle,
kennzeichnet auch diesen Raum als Vorgemach. Man tritt von hier in den
Salon des mittleren Turmes, der zwar ebenfalls einfach, aber doch mehr
wohnlich ausgestattet ist. Tische, Lehnstühle, Sofa, Spiegel, Kamin und
Büffett befinden sich darin. Zur Seite dieses Gemaches, gleichfalls im mitt-
leren Turme, ist ein Bibliothekzimmer, ein wenig eleganter als das oben
beschriebene größere Zimmer.
Dieses Schlößchen war es, das am 2. September 1870 den Raum
zu der Unterredung zwischen König und Kaiser bot. Der König, an seiner
Seite der Kronprinz, die Kavallerie-Stabswache im Vortrab und im Ge-
folge, — so ritten sie über Donchery der Gegend zu, über die Maasbrücke,
bald darauf in den Park von Bellevue umbiegend.
Als sich der Zug dem Schlosse näherte, war es gegen 1 Uhr geworden.
Da stand der Kaiser an der Außenseite des Hauses vor der Treppe. Er
entblößte sein Haupt und verbeugte sich ehrerbietig vor dem Könige.
Kaum vom Pferde gestiegen, ging der König auf ihn zu, faßte seine
Hand und schüttelte sie. Er war von der Thatsache, daß sein heraus-
fordernder Gegner gedemütigt, abbittend und sein Schicksal abwartend vor
ihm stand, zu sehr gerührt, als daß er sogleich ein Wort hätte sprechen
können. Er war aber ebenso voll Edelmutes und voll aufrichtiger Demut
des Herzens. Er hegte den lebhaften Wunsch, dem schon vielfach Gestraften
über die Schwere dieses Augenblicks hinwegzuhelfen. Der König führte
ihn die Stufen der Freitreppe hinauf. Der Kronprinz folgte.
Vor der Thür des Mittelsalons angelangt, blieb auch der Kronprinz
zurück.
Seiner Lage sich bewußt, schwieg der Kaiser.
Es stand ihm zu, abzuwarten, wie der König die Unterredung ein-
zuleiten wünschte.
Der König: Gott hat den Sieg meinen Waffen gegeben. Und ich
danke Gott dafür! Doch um Eurer Majestät willen bedaure ich aufrichtig
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm_I. Wilhelm_I. Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Donchery Sedan Sedan Donchery Bellevue
Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Feddeler, Gustav, Marten, Adolf, Renner, August
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
205
Napoleon den Sieg und warf die Verbündeten gegen Böhmen zurück.
General Vandamme verfolgte sie, wurde aber von einer russisch-öster-
reichifchen Heeresabteilung bei K u l m geschlagen und von dem preußischen
General Kleist bei Nollendorf gefangen. Inzwischen war die Nord-
armee bis gegen die Mittelelbe vorgerückt. Dorthin sandte Napoleon den
tapfersten seiner tapferen Marschalle, Ney, um die „Kosakenhorden und
Landwehren" zu vernichten. Aber der preußische General Bülow errang
bei D e n n e w i tz (6. Sept.) einen vollständigen Sieg über ihn. Vier-
Wochen später erkämpfte Blücher bei W a r t e n b u r g, wo sich General
Bork besonders auszeichnete, den Übergang über die Elbe. Die Nord-
armee folgte, vereinigte sich mit der schlesischen, und beide Heere standen
jetzt Napoleon im Rücken. Er war dadurch gezwungen, Dresden zu ver-
lassen, und zog alle seine Streitkräfte zur Entscheidungsschlacht in der weiten
Ebene von Leipzig zusammen.
e) Die Völkerschlacht bei Leipzig 16.—16. Oktober 1813.
Die Ebene unr Leipzig wird von mehreren kleinen Flüssen durchschnitten,
an und zwischen denen eine Menge von Dörfern liegt, von welchen
wir Möckern, Wachau, Liebertwolkwitz und Probstheida merken. Diese
Dörfer bildeten die festen Stützpunkte der französischen Armee, die im großen
Bogen von Nordwesten durch Osten nach Süden um Leipzig hemm aus-
gestellt war. Um sie herum legte sich der freilich nicht ganz geschlossene Ring
der Kriegerscharen fast aller Völker Europas. Anr Morgen des 16. Oktober
begann das furchtbare Ringen. Int Nordwesten bei Möckern griffen
Blücher und Pork an und erfochten einen blutigen Sieg gegen die tapfersten
Marschälle Napoleons, Ney und Marmont. Bei Wachau und Liebert-
wolkwitz dagegen rangen Preußen, Österreicher und Russen vergeblich
gegen Napoleon selber. Dieser behauptete das Schlachtfeld. Am Sonntag,
den 17. Oktober, ruhte der Kampf. Aber immer dichter schlossen die Truppen
der Verbündeten den eisernen Ring um die Franzosen. Am 18. Oktober
stand diesen eine gewaltige Übermacht gegenüber. Das Dorf Probst-
heida war das Zentrum der französischen Stellung. In der Nähe des
Ortes bei einer Windmühle hielt Napoleon mit seinen Garden. In grauen-
voll blutigem Ringen wurden die Franzosen aus allen Stellungen hinaus-
geworfen. Württembergische und sächsische Regimenter gingen mitten in
der Schlacht zu beit Verbündeten über. Die Garde verteidigte schließlich
Probstheida zwei Stunden lang mit heldenmütiger Tapferkeit. Es war
umsonst. Von allen Seiten wälzten sich die geschlagenen Abteilungen der
Franzosen in Leipzig hinein. Napoleon folgte thuen in der Dunkelheit und
ordnete nun den Rückzug an. Ant folgenden Tage wurde Leipzig von den
Verbündeten erstürmt. Friedrich Wilhelm und Alexander hielten unter
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Bülow Bork Napoleon Napoleons Napoleon Napoleon Napoleon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Alexander Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Dresden Leipzig Leipzig Leipzig Europas Napoleons Leipzig
Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Feddeler, Gustav, Marten, Adolf, Renner, August
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
sich rückwärts" auf die Mosel zu. — An demselben Tage hatte die I. Armee
unter Steinmetz die Franzosen auf den S p i ch e r e r Bergen bei
Saarbrücken angegriffen. Mit heldenmütiger Todesverachtung stürmten
die preußischen Bataillone die steilen Höhen, welche die Franzosen, bis an
die Zähne verschanzt, tapfer verteidigten. Was kein Franzose für möglich
gehalten, geschah. Die Deutschen warfen sie aus ihren Schanzgräben
hinaus, und am Abend eilte die geschlagene Rheinarmee auf Metz zurück.
Diese ersten deutschen Siege weckten in Deutschland unermeßlichen Jubels
in Frankreich bleiches Entsetzen. Und Deutschland jubelte mit Recht, denn
es konnte nun die Zuversicht hegen, daß auch der weitere Kampf nicht auf
deutscher Erde würde ausgefochten werden.
6. D i e Kämpfe um Metz. Kaiser Napoleon legte nun den
Oberbefehl über die Rheinarmee in Bazaines Hand und ging zu Mac Mahon
in das Lager» von Chalons. Bazaine sammelte seine Truppen um Metz
und entschloß sich endlich, ebenfalls nach Chalons zu marschieren, um sich
mit Mac Mahon zu vereinigen. Das mußte um jeden Preis verhindert
werden. Deshalb griff General Steinmetz mit der I. Armee die Franzosen
unverweilt (bei Colombey) vor Metz an, um sie festzuhalten. Er warf sie
nach siegreichem Gefecht bis unter die Festungswerke der Stadt zurück
und verzögerte ihren Abzug dadurch um zwei Tage. Inzwischen gingen
Truppen von der Armee des Prinzen Friedrich Karl südlich von Metz über
die Mosel und besetzten die Straße, welche über Bionville und
Mars la Tour nach Verdun führt. Aus dieser Straße versuchten die
Franzosen am 16. August zu entkommen. Mit einem Heldennmt sonder-
gleichen rangen hier schließlich 60 000 Preußen gegen 120 000 Franzosen.
Als die deutsche Infanterie zu erliegen drohte, stürzten sich Ulanen und
Kürassiere unter ihrem tapferen Oberst v. B r e d o w auf die Franzosen.
Dieser „Todesritt" schaffte dem Fußvolk Luft; doch erst spät abends war
der Sieg errungen. Die Franzosen gingen nach Metz zurück. Nur noch
eine Straße nach Westen blieb ihnen frei. Sie führte über Gravelotte
nach Verdun. Nordöstlich von Gravelotte streicht eine Anhöhe bis St. Privat
hin. Diese Höhe und die davor liegende Hochfläche nebst Ortschaften hielten
die Franzosen besetzt. 200 000 derselben standen gegen 220 000 Deutsche.
Das stärkste Bollwerk des Feindes war das am Nordwestabhange jenes
Höhenzuges liegende Dorf St. Privat. • Gegen dieses Dorf rückten die
preußische Garde und die Sachsen vor. In grauenvoll blutigen Sturm-
angriffen wurde es endlich genommen. Dadurch wurde der rechte Flügel
des französischen Heeres gänzlich zerschmettert, und die Trümmer desselben
flohen nach Metz. Freilich versuchten die Franzosen auf den: linken Flügel
noch mit Anbruch der Dunkelheit über Gravelotte durchzubrechen; aber
15
Welttunde C. Ii.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T141: [Armee Metz General Paris Schlacht August Mac Franzose Mahon Festung], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Bazaine Friedrich_Karl Friedrich Karl Metz August Welttunde_C._Ii
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankreich Deutschland Bazaines Mahon Verdun Verdun Nordwestabhange Sachsen
140
den auf den benachbarten Höhen die österreichischen Kanonen
in langen Reihen aufgepflanzt. Eine solche Stellung zu erobern,
schien fast unmöglich. Aber unverzagten Mutes griff Prinz
Friedrich Karl das Zentrum des Feindes an. Es war acht Uhr
morgens, und der Regen goss in Strömen. Bald hatten die
Preussen bei Sadowa die Bistritz überschritten, kamen aber nun
so recht in das fürchterliche Granatfeuer der österreichischen
Kanonen. Tausende der Tapferen sanken hin in dem grässlichen
Kugelregen, um nimmer wieder aufzustehen. Stundenlang wütete
der erbitterte Kampf, ohne dass die Preussen nennenswerte Fort-
schritte machten. Schon war die Mittagsstunde vorüber, und
noch immer stand die Schlacht, das heisst, es war noch un-
entschieden, auf wessen Seite der Sieg sich neigen würde. Un-
ablässig schauten der König und seine Generale durch Fern-
gläser aus, ob die Armee des Kronprinzen noch nicht anrücke.
Diese war nämlich am Morgen, als sie den Befehl zum Aufbruch
erhielt, noch volle fünf Meilen hinter der ersten Armee zurück.
Die braven Truppen des Kronprinzen beschleunigten ihren Marsch,
so sehr sie konnten; aber die vom Regen aufgeweichten Wege
waren ihrem Vordringen hinderlich. Die Lage war ganz ähnlich
wie in der Schlacht bei Waterloo. Wie damals Wellington der
Ankunft Blüchers mit heifsem Verlangen entgegensah, so er-
wartete jetzt König Wilhelm sehnlich das Eintreffen seines
tapferen Sohnes. Endlich gegen zwei Uhr nachmittags erschien
die Armee des Kronprinzen auf dem Kampfplatze. Sie griff so-
gleich den Feind im Rücken und von der Seite an, und nun
dauerte es nicht lange mehr, da war das Schicksal der Öster-
reicher entschieden. Im stürmenden Anlaufe wurden die Höhen
genommen, von welchen die Kanonen der Österreicher viele
Stunden hindurch Tod und Verderben in die preussischen Reihen
geschleudert hatten; hierdurch verlor Benedek seine feste Stellung
und sah sich zum Rückzug gezwungen. Nun setzte sich das
preussische Heer auf der ganzen Schlachtreihe in Bewegung, um
den Feind vollends zu schlagen. König Wilhelm stellte sich
selbst an die Spitze seiner Reiterei, um den Sieg zu vollenden.
Wacker kämpfend hielten die Österreicher noch öfter stand; aber
dem Anprall der preussischen Reiterei konnten sie nicht wider-
stehen. Bald gaben sie den Kampf ganz auf, und ihr Rückzug
wurde zur wilden Flucht. Nur die Sachsen unter ihrem tapferen
Führer, dem Kronprinzen Albert, verliessen geschlossen und in
guter Ördnung das Schlachtfeld.
Gegen Abend traf auf demselben König Wilhelm mit seinem
Sohne zusammen. Er umarmte ihn unter Freudentränen und
schmückte ihn eigenhändig mit dem preussischen Verdienstorden.
Glorreich war der Sieg, den die Preussen errungen hatten, und
durch die Verfolgung, welche die Österreicher erleiden mussten,
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Karl Friedrich Karl Wilhelm Benedek Wilhelm Albert Wilhelm
395
worden. Ohne irgend etwas genossen zu haben, mußten sie mit mir
vom Verbinden fort und auf unseren mit Kisten bepackten Leiter-
wagen weiter nach Metz vor. Wir fuhren gegen zwölf Uhr mittags
ab. Die Hitze war grenzenlos. Die Kolonnen wirbelten einen Staub
auf, daß wir kaum die Augen öffnen konnten. Alle Ortschaften, die
wir passierten, waren in größter Aufregung; wir hörten Kanonen-
donner und sahen Feuerschein, der von brennenden Dörfern herrührte.
Um acht Uhr abends kamen wir auf eine Anhöhe, wo wir in gerader
Linie kaum eine Stunde vom Schlachtfelde entfernt waren. Wir
vernahmen ganz deutlich das Kleingewehrfeuer und sahen das Auf-
blitzen der einzelnen Schüsse; der Himmel war rot vom Feuerscheine.
Unsere Wagen wurden auf ein Feld gefahren, und wir mußten dort
eine feuchte, kalte Nacht zubringen. Unser aller hatte sich eine große
Verzweiflung bemächtigt, daß wir hier still liegen bleiben mußten,
anstatt Hilfe bringen zu können; auch war es sehr beängstigend, nichts
über den Ausgang der Schlacht zu wissen. Einzelne Soldaten, welche
sich im Getümmel der Schlacht von ihren Truppenteilen getrennt
hatten, gesellten sich zu uns, viele darunter leicht verwundet; sie
brachten keine guten Nachrichten. Da endlich hörten wir Hurra rufen,
und nun wußten wir, daß der Sieg für uns entschieden war.
Als der Tag zu grauen begann, brachen wir nach dem Schlacht-
felde auf, konnten aber erst um Mittag St. Privat erreichen. Es
stand noch in hellen Flammen; auch die Kirche war ausgebrannt,
nur wenige Häuser waren verschont geblieben. Nach langem Hin-
und Herirren fand ich eine große Scheune und mehrere daranstoßende
Gebäude, in welchen man die Verwundeten unterbringen konnte. Die
Scheunen waren voll Geröll; ich hielt jeden Soldaten, der noch gesunde
Glieder hatte, an, beim Ausräumen mit behilflich zu sein, und ich habe
keinen vergebens um Beistand gebeten. Auch das gegenüberliegende
Pfarrhaus richteten wir zum Lazarette ein. Zum Abladen und Auf-
stellen unserer Kisten war kein Plätzchen frei, und wir mußten dieselben
auf den Wagen öffnen. Wir hatten nicht wenig mitgebracht, und
doch war es so gut' wie nichts dem gegenüber, was wir brauchten.
Außer Verbandzeug, Arzneien und den nötigsten Erquickungen ent-
hielten unsere Kisten zum Glücke Olivenöl, Laternen und kleine
Lichtchen; hätten wir diese nicht gehabt, so hätten wir mit Tausenden
von Verwundeten die Nacht im Finstern zubringen müssen; denn die
Ortschaften waren verlassen, und es war Mangel am Nötigsten. Wir
hatten kein Wasser und kein Brot; um nur etwas Fleischextrakt oder
T^ee zubereiten zu können, mußten wir jedes Tröpfchen Wasser, das
sich in den Cisternen zusammengezogen hatte, benutzen; stundenweit
im Umkreise war kein Wasser zu finden. Die Zahl der Verwundeten
war unübersehbar. Eine grausenhafte Nacht! Brennende Häuser,
tote Menschen und Pferde, wo man ging und stand; fortwährendes
Ab- und Durchmarschieren der Truppen; dazu das Jammern der
Verwundeten. Die Stunden der Nacht brachten die Bilder des
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
m
— 35 —
Mit stetem Dank sei des Herrschers gedacht,
der bei Düppel den Feind einst gezwungen,
der bei Königgrätz, in der wilden Schlacht,
bei Sedan als Führer gerungen,
der so treu, wie einst er im Kampfe stand,
im Frieden schirmte sein Sachsenland. —
Franz Blanckmeistec.
16. Bor der kronprinzlichen Billa in Strehlen,
im Sommer 1876.
1. 's ist Mitternacht — ganz still in tiefem Frieden
ruhn rings die Berge, ruht der Elbe Tal.
Warum so spät noch helles Kerzenglänzen
da drüben in der hohen Fürstin Saal?
2. Die Fürstin wacht — sie wacht für Sachsens Söhne
und sorgt und schafft, daß alles schon bereit,
wenn's gilt, der Wunde brennend Weh zu lindern,
wenn heim sie kehren aus dem schweren Streit.
3. Der Mond steigt auf, als wollt' er Grüße bringen
vom tapfern Sachsenheer der edeln Frau.
Feucht ward ihr Auge, und die stillen Blumen
im Park, sie weinen mit im Tränentau.
4. Die klaren Sterne blicken drein — sie senden
nun Kraft und Trost und Frieden erdenwärts.
Die Nacht ist kalt und rauh — warm bleibt die Liebe,
die treue Wacht im edlen Frauenherz.
Ii. Wilder aus dem lüchstsche» Walerlande.
17. Das kleinste Vaterland.
Es ist das kleinste Vaterland der größten Liebe nicht zu klein;
se enger es dich rings umschließt, je näher wird's dem Herzen sein.
Wilhelm Müller.
18. Tie Lausitz.
Es ist ein herrliches, gottgesegnetes Fleckchen Erde, meine herzliebe
Lausitz. Wer einnial nach Herzenslust ihre Täler durchstreift und ihre
Höhen erstiegen hat, der vergißt sie nimmer wieder, und wer sie seine
W. W. 3*
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz]]
Extrahierte Personennamen: Franz_Blanckmeistec Franz Wilhelm W._W.
Extrahierte Ortsnamen: Sedan Sachsenland Strehlen Sachsens
- 125 —
6. Viktoria! — so klang es,
Viktoria! — überall,
Viktoria! — so drang es
hervor mit Donnerschall.
7. Doch als es ausgeklungen,
die Trompete setzt er ab;
das Herz ist ihm zersprungen,
vom Roß stürzt er herab.
8. Um ihn herum im Kreise
hielt's ganze Regiment;
der Feldmarschall sprach leise:
„Das heißt ein selig End'!"
Julius Mosen.
64. Die Schlacht hei Leipzig.
Es ist Sonnabend den 16. Oktober 1813 um die Mittagszeit.
In Leipzig heisst es, die Verbündeten seien vollständig geschlagen,
ihrer 40000 gefangen. Die französische Garde marschiert auf
und ruft ihr Hoch auf den Kaiser; die Leibgrenadiere des
Königs von Sachsen halten vor seiner Wohnung Parade ab;
rauschende Janitscharenmusik spielt, während draussen die Ge-
schütze Tod und Verderben speien. Nachmittags sprengt ein
von Napoleon an den König von Sachsen abgeschickter Bote in
die Stadt mit einem wehenden weissen Tuche und unter dem
beständigen Kufe: Sieg! Sieg! Es schlägt von den Türmen 4 Uhr,
und gleich darauf läuten alle Glocken Leipzigs den Sieg ein.
Napoleon hatte den Verbündeten alle Vorteile, welche sie im
Laufe des Vormittages erstritten hatten, mit furchtbaren Schlägen
wieder entrissen. Eben hatte sein linker Flügel den Kolmberg
genommen, sein rechter war im Vorrücken begriffen, und mit
12 000 Reitern sollte auf die Mitte der Verbündeten ein Stofs
ausgeführt werden, wie er noch nicht dagewesen war. „Die
Welt dreht sich noch um uns,“ sagte Napoleon im Hochgefühle
seines Glückes zu dem neben ihm stehenden Staatsschreiber Graf
Daru, und einem deutschen Prinzen in seinem Gefolge, Emil von
Hessen-Darmstadt, soll er zugerufen haben: „Vorwärts, König
von Preussen!“ Aber es soll keiner, und wenn er auch ein
Napoleon ist, die Rechnung ohne den Wirt machen. Kaum hatte
das Glockengeläute angefangen, als man auf einmal ganz nahe
bei der Stadt von Norden her das furchtbare Brüllen der Ka-
nonen hörte; von den Türmen sah man den Anmarsch des
Blücherschen Heeres, Yorks Kampf um Möckern. Aber auch in
der Mitte des Schlachtfeldes kam es anders, als Napoleon ge-
dacht hatte. Allerdings durchbrachen seine Reiter die Schlacht-
3. Und wie er schmerzlich ringet
in Todesängsten bang,
zu ihm herüber dringet
ein wohlbekannter Klang.
4. Das hebt ihn von der Erde,
er streckt sich starr und wild —
dort sitzt er auf dem Pferde
als wie ein steinern Bild.
5. Und die Trompete schmettert —
fest hält sie seine Hand —
und wie ein Donner wettert
Viktoria in das Land.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser]]
Extrahierte Personennamen: Julius_Mosen Napoleon Napoleon Napoleon Graf
Daru Napoleon Napoleon Viktoria
126
reihe der Verbündeten. Mit verhängten Zügeln sprengten sie
vorwärts auf die Anhöhe hinter Güldengossa zu, auf welcher die
beiden Kaiser und der König von Preussen hielten. Die Gefahr
war gross: die Herrscher nahe daran gefangen und ein Teil des
Heeres auf die Aue in das Verderben geworfen zu werden.
Aber Fürst Schwarzenberg bewahrte seine Ruhe. Scharf be-
obachtete er den Ansturz der Reiter. „Sie sind atemlos, wenn
sie da sein werden,“ sagte er, „ihre beste Kraft geht verloren.“
Er bat die Herrscher, sich weiter zurück in Sicherheit zu be-
geben, zog seinen Degen und sprengte hinab zur Schlachtreihe,
um entgegenzuwerfen, was noch zur Hand war. Kaiser Alexander
hörte auf keine Vorstellung, er blieb. Er liess seine Leib-
kosaken aufsitzen und mit den nahen Geschützen dem Feind
entgegenreiten. Erst, als er sah, dass die Kanonen seines Rück-
haltes im gestreckten Galopp kamen, jagte er rückwärts. Neben
Güldengossa lagen zwei Teiche, durch einen Graben verbunden.
Sie hemmten den weiteren Ansturm' der Franzosen. Während
dieses Aufenthaltes waren die Leibkosaken heran und stürzten
sich auf den Feind, indes ihre Geschütze mit fürchterlicher
Wirkung denselben beschossen. Immer mehr Reiter und Kanonen
der Verbündeten langten unterdessen auf dem Kampfplatze an;
ausgesetzt ihren wütenden Anfällen, lösten sich die französischen
Reiterreihen immer mehr, bis sie, in einem wirren Knäuel zu-
sammengedrängt, auf ihre eigenen Geschütze zurückgeworfen
wurden. Die Mitte der Verbündeten war gerettet. Als nun der
Abend hereinbrach, und mit ihm der Kampf allmählich aufhörte,
standen beide Heere so ziemlich noch, wie sie am Morgen ge-
standen hatten; aber die Verbündeten waren doch weitaus im
Vorteile: York hatte die Franzosen bis dicht an Leipzig herange-
worfen; Napoleon hoffte, das böhmische Heer werde als geschlagen
abziehen, und es wich nicht von der Stelle; dazu kam, dass
Napoleon alles aufgeboten hatte, was in seiner Macht stand,
während die Verbündeten mit Sicherheit auf die Ankunft von
100000 frischen Soldaten rechnen konnten.
Sonntag, den 17. Oktober, war fast auf allen Punkten Ruhe.
Dieser Tag war für Napoleon ein verlorener Tag. Durch Unter-
handlungen mit den Verbündeten hatte er gehofft, den Kopf noch
aus der Schlinge ziehen zu können. Als er aber abends 7 Uhr noch
immer keine Antwort auf seine Anerbietungen erhalten hatte, wurde
es ihm klar, dass er sich auf eine zweite Schlacht und seinen Abzug
gefasst machen müsste. Sie wurde am 18. geschlagen. Napoleon hatte
seine Soldaten näher an Leipzig herangezogen, die Verbündeten
standen in einem weiten Halbkreise um ihn herum. Schlag 8 Uhr
griffen sie ihn von allen Seiten zugleich an Der furchtbarste
Kampf dieses Tages war der Kampf um Probstheida. Dieses
Dorf war gleichsam der entgegengestemmte Fuss; Napoleon
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff]]
Extrahierte Personennamen: Fürst_Schwarzenberg Alexander Alexander Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon
127
musste es behaupten, wenn die Strasse nach Leipzig nicht ver-
loren gehen sollte. Es wurde mit grosser Tapferkeit von den
Rassen und Preussen angegriffen und mehrmals erstürmt, aber
mit einem Heldenmute, den selbst die Feinde bewundern mussten,
von den Franzosen wieder erobert. Vor dem Dorfe lagen ganze
Berge von Leichen, so dass die Angreifenden förmlich über die
Haufen der Toten hinwegklettern mussten. Endlich verbot
Schwarzenberg, weil er die Schlacht bereits für gewonnen an-
sah, jeden ferneren Angriff auf Probstheida.
Nachmittags zwischen 2 Uhr gingen die Sachsen, die seit
langer Zeit nur mit Widerwillen unter Napoleon gefochten hatten,
4—5000 Mann stark in geschlossenen Reihen, mit fliegenden
Fahnen und klingendem Spiele angesichts der Franzosen zu den
Verbündeten über. Die Russen, zu denen sie kamen, herzten,
drückten, küssten ihre neuen Kameraden. Als eine Fahne
Preussen ihrer ansichtig wurde, hielt sie an; der Oberst rief
seiner Mannschaft zu: „Kinder, singt einmal! Singt doch: Den
König segne Gott! und ihr, Hoboisten, blaset dazu!“
In den letzten Stunden der Schlacht raste über den weiten
Strich, in welchem die Heere sich gegenüberstanden, das Feuer
von vielleicht anderthalbtausend Geschützen. Einzelne Schüsse ver-
nahm man nicht mehr; ununterbrochen rollten die Salven; es schien
ein einziges langes Donnergebrüll. Man konnte das eigene Wort
nicht hören, die Erde erbebte, und die in Ruhe haltenden Pferde
zitterten fortwährend, und der Schaum trat ihnen vor die Nüstern.
Als die Nacht das weite Leichenfeld bedeckte, befand sich
Napoleon noch auf dem Hügel bei der Stötteritzer Windmühle.
Er hatte seinem ersten Adjutanten die Anordnung des Rück-
zugs mitgeteilt, und dieser diktierte sie an einem Wachtfeuer
einigen anderen Adjutanten. Ringsum herrschte tiefe Stille,
Napoleon war, überwältigt von den Anstrengungen des Tages,
auf einem hölzernen Schemel eingeschlafen. Nachlässig zu-
sammengesunken, die Hände schlaff im Schosse ruhend, sass er
da mitten auf dem weiten Blutfelde, das durch die Flammen von
zwölf brennenden Dörfern und durch unzählige Wachtfeuer tag-
hell erleuchtet war. Die Anführer standen düster und stumm
um das Feuer, die zurückziehenden Haufen rauschten in einiger
Entfernung vorüber. Nach einer Viertelstunde erwachte Napoleon
und warf einen grossen verwunderungsvollen Blick im Kreis um
sich her. Dann stand er auf und traf gegen 9 Uhr in Leipzig ein;
hier nahm er wie durch einen Spott Gottes das letzte Nacht-
lager im Gasthofe zum Könige von Preussen.
Des andern Morgens in der neunten Stunde, als man bereits
schiessen hörte, brach Napoleon auf, um Leipzig zu verlassen.
Die Strassen waren mit Flüchtlingen, Kanonen, Wagen voll ge-
pfropft. Er kam in ein so arges Gedränge, dass seine Begleiter
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff]]
Extrahierte Personennamen: Schwarzenberg Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon