214
'Die Nheinbundfürsten als Hampfgenossen Napoleons im Hriege gegen Nuptant», 1812.
Gegen das Ende des Jahres 1809 trennte sich Napoleo n von seiner Gemahlin Joseph ine und heiratete am 2. April 1810 Maria Louise, Tochter des Kaisers Franz I von Österreich. Nachdem er so den Frieden mit Österreich gesichert zu haben wähnte, ordnete er, um das ihm verhaßte England durch Vernichtung t seines Handels zu schwächen, durch ein Dekret (19. Dez. 1810) die Kontinentalsperre (Verbot aller englischen Manufakturen) in den von ihm abhängigen Staaten an. Auch von Nußland forderte Napoleon die strengste Handelssperre gegen England und begann, als ihm Kaiser Alexander nicht willfahr, diesen auf jede Weise zu beleidigen. So kam im Frühjahre 1812 der Krieg gegen Rußland zum Ausbruche, zu welchem nicht blos die Rheiubuudursten, sondern auch Österreich, Preußen, Polen und die Schweiz Truppen stellen mußten (Baiern allein 30,000 Mann).
Die Hauptmasse der Baiern ging als Teil des linken Flügels unter Gouviou St. Cyr über den Niemen und kämpfte (am 16. 17. 18. und 22. August 1812) mit großer Auszeichnung bei Polock, wo die Generale Dero y und Siebein fielen. Napoleon selbst, welcher das Centrum führte, ging auf Smoleusk los, welches der russische General Barclay verteidigte, und erstürmte diese Stadt, konnte aber nicht hindern, daß sich die Russeu bis Boro diu o zurückzogen. Hier lieferte Napoleon dem Kntusow, der an Barclay's Stelle getreten war, eine mörderische Schlacht, die aber nichts entschied (7. September), und zog am 14. September in das menschenleere Moskwa ein, das nach wenigen Tagen durch eine von dem russischen Gouverneur Nostopf chi'it veranlaßte Feuersbrunst zum großen Teil in Asche gelegt wurde.
Als die mit Kaiser Alexander gepflogenen Friedensuuter-haudlungen nicht zum Ziele führten, sah sich Napoleon zum Rückzüge genötigt, der durch Ungemach aller Art (worunter anhaltend 18—20 Grad Kälte) und durch beständige Angriffe des Generals Wittgenstein so unheilvoll wurde, daß nur 30,000 Waffenfähige an der Bere^sina ankamen, wo sie von zwei (aus dem Norden und Süden herbeigezogenen) russischen Heeren eingeschlossen wurden. Mit Hilfe der schleunigst von Polen herbeigerufenen Marschälle Viktor und Ondinot erkämpfte der französische Marschall den Übergang über die Beresiua (28. Nov.) und ward zu Wilna von 2000 Baiern unter General Wrede (die nach einer zweiten Schlacht bei Polock diese Rückzugslinie zu decken angewiesen worden waren) ausgenommen. Napoleon, der bald nach dem Übergange über die Beresina das Heer verlassen hatte, war ans einem Schlitten vorausgeeilt und begab sich geraden Weges nach Paris, wo Mallet einen Aufruhr veranlaßt hatte. Um das Maß des Unglücks voll zu machen, schloß der preußische General
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Napoleo Joseph Maria_Louise Maria Franz_I_von_Österreich Franz Napoleon Alexander Alexander August Napoleon General_Barclay Napoleon Nostopf Alexander Alexander Napoleon Viktor Viktor Wrede Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Napoleons England England Polen Baiern Baiern Moskwa Wittgenstein Polen Wilna Paris
189
Gewalt abzuschütteln. Durchs ganze Land ging die Losung: „Lieber bairisch sterben, als kaiserlich verderben," und binnen kurzer Zeit lag Baierns waffenfähige Mannschaft an den verschiedensten Punkten mit den österreichischen Truppen im Kampfe (1705).
Den Anstoß zu dieser Erhebung hatten 500 Bauern bei Neuburg v. d. Walde und bei Rötz in der Oberpfalz gegeben, und bald folgten die Bauern am Inn und an der Isar. Zwei Studierende der Hochschule Ingolstadt, Plin-ganser und Me in dl, und ein Wachtmeister der aufgelösten bairischen Armee, Hofmann, stellten sich an die Spitze der Oberländer Bauern, die von Sck,äftlarn aus gegen München zogen, um diese Stadt von der österreichischen Besatzung zu befreien. Der in München anwesende österreichische General Wendt rief schleunig den kaiserlichen Obersten Kriech banm, der mit seiner Mannschaft bei Wasserburg stand, herbei und richtete unter den von der Reiterei Kriechbaums gegen Sendling zurückgeworfenen Bauern am hl. Christtage morgens ein gräßliches Blutbad an (25. Dezember 1705).
Nachdem die Kraft der Aufständigen (durch den bei Sendling erlittenen Unfall) gebrochen war, kehrte sich die Wut Österreichs zunächst gegen die tu München weilenden Kinder des Kurfürsten Max Emanuel*), dann gegen diesen selbst und seinen Bruder, den Erzbischof Joseph Klemens von Köln. Beide Fürsten wurden mit Zustimmung des Kurfürsteu-Kollegiums in die Reichsacht und ihrer Lander verlustig erklärt; der Kurfürst von der Pfalz erhielt die Oberpfalz zurück (29. April 1706)
Die Schlachten von Namillies, Turin, Gndenaarde, Nlalpl'aqnet, 1706—1709.
Nach dem Siege bei Höchstädt war Eugen nach Italien, M arlborough nach den Niederlanden gegangen. Letzterer brachte dem Marsckall Villeroi bei der belgischen Ortschaft Rami Nies (6. Mai 1706) eine empfindliche Niederlage bei und vertrieb säst alle Franzosen aus deu Niederlanden. Noch Größeres vollbrachte Eugen in Italien. Er vernichtete mit Hilfe der von Leopold von Dessau geführten Preußen ein französisches Heer vor Turin (7. September 1706), verjagte die übrigen Franzosen aus der Lombardei und ließ dem Bruder des Kaisers, dem Erzherzoge Karl Hi, huldigen.
Das folgende Jahr verlief ohne bedeutende Kriegsereignisse, weil die Uneinigkeit der Alliirten die Thätigkeit der Feldherren lähmte. Erst 1708 standen Eugen und Marlborough vereinigt in deu Niederlanden und errangen (11. Juli) bei Oudeuaarde über Veudsme einen glänzenden Sieg. Tiefge-gebeugt unterhandelte Ludwig Xiv in Haag um den Frieden.
*) Die drei ältesten Prinzen wurden (1705) als Geiseln nach Klagenfurt abgeführt, wo sie unter dem Namen „Grasen von Wittelsbach" wie Gefangene gehalten wurden. Ihre einzige Schwester, Maria Anna, sperrte man in das Kloster am Anger in München, die drei übrigen Brüder übergab man der vormaligen Obersthofmeisterin der Kurfürstin, dem Fräulein von Weich s, in München zur Erziehung.
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Extrahierte Personennamen: Hofmann Christtage Max_Emanuel* Max Joseph_Klemens_von_Köln Eugen Eugen Rami_Nies Eugen Eugen Leopold_von_Dessau Leopold Karl_Hi Karl Eugen Marlborough Ludwig_Xiv Ludwig Maria_Anna Maria
Extrahierte Ortsnamen: Neuburg Oberpfalz München Wasserburg Sendling Turin Italien Niederlanden Italien Niederlanden Klagenfurt München
285
Bayern unter Maximilian Ii Emanuel.
bemächtigen und ans ein gegebenes Zeichen den von Schäftlarn
heranziehenden Bauern den Einmarsch in die Stadt zu erleichtern.
Allein die Oesterreicher kamen der Sache aus die Spur und
rüsteten sich zur Gegenwehr. Die Einwohner von München wurden
zum zweiten Male entwaffnet, die Urheber der Verschwörung
und die vornehmsten Theilnehmer an derselben verhaftet und an
den Orten, die als Sammelplätze bestimmt waren, ward schweres
Geschütz aufgepslanzt. Dessen ungeachtet blieben die Bauern ihrem
Vorhaben getreu und waren entschlossen, es auch ohne Mitwirkung
der Einwohner von München auszuführen. In dieser Lage rief
die österreichische Besatzung den Oberst Kriech bäum mit seinem
Corps von Wasserburg herbei. Schon rückten die Bauern
unter Anführung eines französischen Hauptmanns, Gautier, von
Schäftlärn her, ungefähr 5500 Mann an der Zahl, worunter
500 mit guten Schießgewehren versehene Schützen waren, und
kamen in der Christnacht 1705 am Giesinger Berg bei
München an, drangen zu dem die äußere Jsarbrücke beherrschenden
Thurme vor und suchten von da den Weg in die Stadt zu
nehmen. Aber in demselben Augenblicke traf Oberst Kriech -
b a u m aus Anzing hinter ihnen ein, vertrieb sie aus dem Thurme
und brachte sie, nachdem ein Theil seiner Neiterei durch die Isar
an das jenseitige User geritten war, zwischen zwei Feuer. Die
Bauern suchten längs der Isar gegen das benachbarte Dorf Unter-
sendling zu entweichen, wurden aber auf dem Wege von der
durch die Isar gedrungenen Reiterei Kriechbaums so bedrängt, daß
sie völlig erschöpft auf dem hochgelegenen Kirchhofe von Sendling
anlangten und Rast zu halten gezwungen waren. Hier griff
ste am heiligen Christtage Morgens General Wendt, der die
österreichischen Truppen in München befehligte, in Vereinigung
mit dem Obersten Kriech bäum von der Stadt aus mit über-
legener Macht an und ließ bis gegen 11 Uhr Mittags nieder-
hauen, was sich zur Wehr stellte*); die Mehrzahl rettete sich
durch die Flucht. Die Wuth des Siegers kehrte sich jetzt gegen
die in München anwesenden Glieder der kurfürstlichen Familie.
Vier Söhne des Kurfürsten, K a r l A l b r e ch t, Philipp Moritz,
Ferdinand Maria, und der fünfjährige Clemens August,
wurden (1705) als Geißeln nach Klagensurt abgeführt, wo
sie bis 1711 unter dem Namen „Grafen von Wittelsbach"
) König Ludwig I von Bayern schmückte am Allerseelentage 1830
ihren Grabhügel auf dem Gottesacker zu München mit einem ehernen Weih-
wasserbecken. Ein Wandgemälde an der Kirche zu Sendling erinnert an
ihren Heldentod für Fürst und Vaterland.
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_Ii_Emanuel Maximilian Kriech Gautier Schäftlärn Kriech Philipp_Moritz Philipp Ferdinand_Maria Ferdinand Maria Clemens_August August Ludwig_I_von_Bayern Ludwig
352
Bayern unter König Max I Joseph.
Widerstand (vom 9. bis 19. April 1809) vom Inn nach München
und Lands Hut und von der Oberpfalz aus nach Regensburg
vor, denn die drei bayerischen Divisionen unter dem damaligen
Kronprinzen Ludwig und den Generälen Wrede und Deroy
(unter dem Oberkommando des französischen Marschalls Lefebre)
hatten Befehl, sich in kein ernstliches Tressen etnguiaffert, bis
die übrigen Rhcinbundestrnppen und die Franzosen unter den
Marschällen Davon st, Masse na und Oudinot zu ihnen ge-
stoßen wären. Napoleon, der die Nachricht von dem Ueber-
gange des Erzherzogs Karl über den Inn am 12. April er-
halten hatte, war schon am 16. April in Dillingen und
besprach sich hier mit dem aus München geflüchteten König
Max I. Die erste entscheidende Schlacht gewann Napoleon
fast nur mit bayerischen Truppen am 20. April bei Abens-
berg, wo sich der Kronprinz Ludwig von Bayern als Kom-
mandirender der ersten Division durch persönliche Tapferkeit aus-
zeichnete. Die geschlagenen Oesterreicher siohen unter Erz-
herzog Ludwig von Abensberg nach Lands Hut. Hier wurden
sie von Napoleon am linken, und von Marschall Masse na am
rechten Ufer der Isar angegriffen und zur Beschleunigung der
Flucht gezwungen. Während Marschall B essieres und General
Wrede mit dem größten Theil der Reiterei den fliehenden Feind
bis über Neu markt a. d. Nott hinaus verfolgten, wo der
österreichische General Hill er am 24. April plötzlich Halt machte
und die Division Wrede zurückwarf, wendete sich Napoleon
von Landshut gegen den Erzherzog Karl, der unterdessen das
nur von einem französischen Regimente vertheidigte Regensburg
genommen, die Höhen von Abbach besetzt und bei Schierling
gegen die Franzosen unter Davon st und die Bayern unter
Deroy ein Treffen bestanden hatte. Erzherzog Karl stand bei
der Ankunft Napoleons mit 110,000 Mann bei Eckmühl in
Schlachtordnung (22. April). Der sich entspinnende Kampf
dauerte bis zur einbrechenden Nacht und wurde vorzüglich durch
die bayerischen Chevanxlegers und Davousts hartnäckigen
Widerstand, wegen dessen er von Napoleon zum Fürsten von
Eckmühl erhoben wurde, zum Nachtheile der Oesterreicher
eutschieden. Diese zogen sich noch in der Nacht nach Regens bürg.
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Extrahierte Personennamen: Max_I_Joseph Max Ludwig Ludwig Wrede Napoleon Karl Karl Max_I. Napoleon Ludwig_von_Bayern Ludwig Ludwig_von_Abensberg Ludwig Napoleon Wrede Napoleon Karl Karl Karl Karl Napoleons Napoleon
356
Bayern unter König Max I Joseph.
bisherigen Gemahlin und heirathete (2. April 1810) des Kaisers
Franz I älteste Tochter, Maria Louise, die ihm (20. März
1811) einen Sohn gebar, dem er den Titel „König von Rom"
beilegte.
Auf die Unterstützung Oesterreichs bauend suchte Napoleon
die Engländer, deren Macht ihm schon lange ein Dorn im
Auge war, durch Vernichtung ihres Handels zu schwächen und
ordnete zu diesem Zwecke durch ein Dekret vom 19. Dezember
1810 die Continental sperre (Verbot aller englischen Manu-
facturwaaren in den von ihm abhängigen Staaten) an. Bayern
fügte sich, wies aber sonstige Eingriffe, die Napoleon in seine
inneren Verhältnisse zu machen suchte (z. B. die Zumuthung der
Einführung seines Gesetzbuches) klug und fest zurück. Auch von
Rußland forderte Napoleon die strengste Handelssperre gegen
England und begann, als ihm Kaiser Alexander nicht will-
suhr, diesen auf jede Weise zu beleidigen. So kam im Frühjahre
1812 der russische Krieg zum Ausbruch, der Napoleon
zwang, seine Kräfte zu theilen, denn während des Kampfes im
fernsten Nord osten durfte der leicht erregbare Süd westen
nicht ungedeckt bleiben. Bayern mußte, so schwer es ihm fiel,
sein Bundescontingent von 30,000 Mann unter dem Oberbefehle
Frankreichs nach Rußland absenden.
Die Hauptmasse der Bayern kämpfte als 19. und 20. Di-
vision der großen Armee im sechsten Armeecorps unter dem
Oberbefehle Gouvions St. Cyr mit Auszeichnung (16., 17.,
18. und 22. August 1812) bei Polotzk an der Düna, wo die
tapferen Generale Deroy und Sieb ein blieben. Bis zum
18. Oktober hielt sich Gouvion St. Cyr bei Polotzk, an
diesem und dem folgenden Tage aber wurde er von den über-
legenen Heeresmassen des russischen Generals Wittgenstein und
des mit schwedischen Truppen herbeigeeilten Generals Stein heil
angegriffen. Er behauptete zwar mit den Bayern, die gegen
sechstausend Mann einbüßten, seine Stellung, aber der General
Merle, der den schwerverwundeten Gouvion St. Cyr im
Kommando ablöste, sah sich zur Aufgebung der Stellung ge-
zwungen und zog sich gegen Lukomila an der Ulna zurück, wo
am 29. Oktober die Vereinigung mit dem von Smolensk sich
zurückziehenden Marschall Victor erfolgte. Die Bayern unter
Wrede, nur mehr 2000 Mann stark, waren in südwestlicher
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Extrahierte Personennamen: Max_I_Joseph Max Franz_I Franz Maria_Louise Maria Napoleon Napoleon Napoleon Alexander Alexander Napoleon August Merle
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreichs England Nord Frankreichs Oberbefehle_Gouvions Düna Wittgenstein Smolensk
387
Bayern unter König Ludwig Ii.
1864 23. Jan. Joh. Lucas Schönlein (1840 — 59 Leibarzt des
Königs von Preußen) st. zu Bamberg (geb. ebd. 1793).
27. Jan. Leo von Klenze, kgl. Kämmerer und Hofbau-
Jntendant, st. zu München (geb. 1784 zu Hildesheim).
1864 10. März. König Maximilian Ii st.
Hinterlassene Söhne:
Ludwig, geb. 25. Aug. 1845 zu Nymphenburg;
Otto, geb. 27. April 1848 zu München.
§ 114. Ludwig Ii, König von Bayern seit 1864.
1864 4. Dez. Ludwig Freiherr von der Pfordten zum zweiten
Mal Minister des Aeußern und des königlichen Hauses bis
29. Dez. 1866.
1866 14. Juni. Preußen erklärt in der Vundestagssihung in
Frankfurt seinen Austritt aus dem deutschen Bunde und
diesen selbst für aufgelöst.
30. Juni. Ein zu Olmütz zwischen Oesterreich und Bayern
geschlossener Vertrag garantirt Bayern die Integrität seines
Gebietes und die Theilnahme an den dereinstigen Friedens-
verhandlungen.
3. Juli. Die Oesterreicher werden von den Preußen bei
Königgrätz besiegt (von den Siegern Schlacht bei Sodowa
genannt).
Nachmittags. Ein Vorpostengesecht bei Zella und Neid-
hardshausen zwischen den Preußen unter General Vogel von
Falkenstein und den Bayern.
4. Juli. Unentschiedenes Tressen zwischen den Preußen
und Bayern bei den zwischen Dermbach und Kaltennordheim
gelegenen Ortschaften Zella und Neidhartshausen; die Preußen
nehmen bei Lengsfeld, die Bayern bei Kaltensundheim Stellung.
Unentschiedenes Gefecht der bayerischen Division Hartmann
mit den Preußen bei Roßdorf.
Das nach Fulda detachirte bayerische Reserve-Cavallerie-
Corps Fürst Taxis wird bei Quecksmoor in der Gegend von
Hünseld von den Preußen entscheidend zurückgewiesen und auf
dem Rückzuge gegen Brückenau durch falschen nächtlichen Allarm
in der Nacht vom 4. auf den 5. Juli auseinandergespreugt.
10. Juli. Die Bayern werden bei Hammelburg von den
Preußen unter General Beyer, bei Kissingen von den Preußen
unter den Generalen Manteussel und Göben angegriffen.
Kissingen und Nüdlingen werden von den Preußen genommen,
aber Nüdlingen wird von den Bayern spät Abends wieder
erobert.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Ii Ludwig Lucas_Schönlein Leo_von_Klenze Leo Maximilian_Ii Maximilian Ludwig Ludwig Otto Ludwig_Ii Ludwig König_von_Bayern Ludwig_Freiherr Ludwig Zella Hartmann
357
Bayern unter König Max I Joseph.
Richtung gegen Wilna zurückgeschickt worden, um die Straße
nach Wilna für den Rückzug offen zu halten. Unter Victor
selbst ging bei steter Verfolgung durch Wittgenstein der Rück-
zug zu der verhäugnißvollen Beresina, wo die Generale Ney
und Oudinot am 28. November 1812 (mit 8000 Mann) gegen
zwei aus dem Süden und Norden herbeigezogene Heere (zusammen
25,000 Mann stark) den Uebergang erkämpften und Marschall Victor
am 29. November Morgens mit seiner Nachhut als der Letzte die
Brücke passirte und sie dann, unbekümmert um die zurückgelassene hilf-
lose Masse, beim Erscheinen der Russen anzündete. Am 4. Dezember
war das Hauptquartier der retirirenden Armee zu Smorg anie,
wo Napoleon das Heer verließ und auf einem Schlitten nach
Paris eilte. In der Nähe von Wilna nahm Wrede mit
seinen 2000 Bayern die 8000 Franzosen, welche dem Marschall
Victor nach Ueberschreitung der Beresina noch geblieben waren,
auf, deckte deren Rückzug und zog am 10. Dezember mit seiner
Nachhut aus Wilna, als die Russen schon zu allen Thoren
hereindrangen. Von da ging der Rückzug unaufhaltsam auf der
Straße nach Kowno, in dessen Nähe die bis auf 200 Mann
zusammengeschmolzenen Bayern bei Balwierzki über den
Niemen setzten. Von Kowno ging die Nückzugslinie der Bayern
nach Plotzk an der Weichsel, wo drei aus Bayern nachgesandte
Regimenter in der Stärke von 4300 Mann eingetroffen waren.
Allein von diesen mußten 3000 Mann als Besatzung nach Th orn
abgegeben werden, und so war das sechste Armeekorps so gut als
ausgelöst. Wrede übergab daher sein Kommando an den General
Rechberg, trat den Rückzug nach Bayern an und traf am
17. Februar 1813 in München ein. Die von ihm zurückgelassenen
Bayern rückten über Gnesen und Posen nach Frankfurt an
der Oder, wo sie am 18. Februar 1813 noch 2253 Mann
stark waren und 384 Pferde mit sich führten *).
Es währte nicht lange, so erschien Napoleon mit neuen
Heeren auf dem Kampfplatze. Auch Kaiser Alexander über-
schritt die Grenzen seines Reiches und erhielt an Preußen, dem
*) Dem Andenken der 30,000 Bayern, die im russischen Kriege den
Tod fanden, errichtete König Ludwig I einen aus dem Erze eroberter
Kanonen gegossenen, 100 Fuß hohen Obelisk ans dem Karolinenplatze in
München mit der Inschrift: „Auch sie starben für des Vaterlands
Befreiung." Den Erzguß und die Aufstellung dieses Obeliskes vollbrachte
Stiglmair nach einer Zeichnung von Klenze's. Die feierliche Enthül-
lung desselben erfolgte am 18. Oktober 1833, als dem Jahrestage der
Leipziger Völkerschlacht, in der Gegenwart vieler Veteranen des baye-
rischen Heeres.
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Extrahierte Personennamen: Max_I_Joseph Max Napoleon Wrede Balwierzki Napoleon Alexander_über- Alexander Ludwig_I Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Wilna Wilna Paris Wilna Wilna Kowno Kowno Bayern Rechberg Bayern München Gnesen Frankfurt
74
am Rhein aufgehobenen Klster in der O b e r p f a l z wieder her und verzichtete zugleich auf die Einknfte, die er gleich seinem Vater aus diesen Klstern mit Bewilligung Roms bezogen hatte. Dem von ihm und seiner Gemahlin Adelheid i. I. 1659 abgelegten Gelbde zufolge, eine Kirche und ein Kloster zu bauen, wenn ihre Ehe mit Kindern gesegnet wrde, baute er 16691675 zu Mnchen ein Kloster und zu Ehren des hl. Kajetan eine Kirche, denn die Ehe war inzwischen mit drei Shnen und zwei Tchtern beglckt worden. Da sich durch weise Sparsamkeit im Haushalte Bayerns Wohlstand erneuerte, konnte der kunstliebende Kurfürst daran gehen, die Pracht seines Hofes zu verjngen und der Kunst einen Markt zu er-ffnen. Seine Gemahlin Adelheid nahm regen Anteil daran. Unter ihrer Leitung ward der von ihrem Gemahl erbaute sdliche Flgel der neuen Residenz nach italienischem Geschmacke eingerichtet, ein Opernhaus aufgefhrt (1802 abgebrochen) und 1663 der Bau Nymphenburgs be-gnnen (erweitert unter Max Ii Emanuel und Karl Albrecht).
Das Jahr 1674 brachte fr Ferdinand Maria ein schweres Unglck ein Brand legte beinahe die Hlfte der Residenz (den sdlichen und stlichen Flgel) in Asches) Mit genauer Not rettete Adelheid mit ihren Kindern und Kammerfrauen durch einen Gang, der die Residenz mit dem Thea-tinergebude verband, das Leben. Der Kurfürst eilte auf die Kunde von diesem Brande in einem ununterbrochenen Ritte von Braunau nach Mnchen und zog sich dabei eine Ver-letzung zu, von der er sich nicht mehr erholte. Adelheid starb 1676. Nach ihrem Hinscheiden zog sich Ferdinand Maria hufig nach Schlei heim zurck und verschied dort 1679. Ihm folgte sein lterer Sohn, Max Emanuel.
95. Max Ii Emanuel herrschte von 16791726. Da
er bei dem Tode seines Vaters noch minderjhrig war, so leitete sein Oheim. Maximilian Philipp, Landgraf von Leuchtenberg nndherr von Hohenschwangau, bis zum 11. Juli 1680 die Staatsgeschfte. Der jugendliche Herrfcher, von dem erfahrenen Staatsmanne Freiherrn von Priel-maier in den Staatsgeschften, und von einem Franzosen, dem Baron von Beauveau, in den leichtfertigen Grund-
*) Frulein La Per oufe, erste Kammerfrau der Kurfrstin, war bei brennender Wachskerze eingeschlafen.
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
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Extrahierte Personennamen: Adelheid Adelheid Max_Ii_Emanuel Max Karl_Albrecht) Karl Albrecht Ferdinand_Maria Ferdinand Maria Adelheid Adelheid Ferdinand_Maria Ferdinand Maria Max_Emanuel Max Max_Ii_Emanuel Max Maximilian_Philipp Maximilian Philipp von_Leuchtenberg
109
im Frhjahre 1812 der Krieg gegen Rußland zum Ausbruche, zu welchem nicht blos die Rheinbundfrsten, sondern auch sterreich, Preußen, Polen und die Schweiz Truppen stellen muten. Bayern allein hatte 30,000 Mann zu stellen.
Die Hauptmasse derbayern ging als Teil des linken Flgels unter Gouvion St. Cyr der den Riemen und kmpfte (am 16., 17., 18. und 22. August 1812) mit groer Auszeichnung bei Polock, wo die Generale Deroy und Siebein fielen. Napoleon selbst, welcher das Centrum fhrte, ging aufsmolen sk los, welches der russische General Barclay verteidigte, und erstrmte diese Stadt, konnte aber nicht hindern, da sich die Russen bis Borodino zurckzogen. Hier lieferte Rapole on dem Kutusow, der an Barclay's Stelle getreten war, eine mrderische Schlacht, die aber nichts entschied (7. September), und zog am 14. September in das menschenleere Moskwa ein, das nach wenigen Tagen durch eine von dem russischen Gon-vernenr Rostopschin veranlate Feuersbrunst zum groen Teil in Asche gelegt wurde.
Als die mit Kaiser Alexander gepflogenen Friedensunter-Handlungen nicht zum Ziele fhrten, sah sich Napoleon zum Rckzge gentigt. Dieser wurde durch Ungemach aller Art (worunter anhaltend 1920 Grad Klte) und durch bestndige Angriffe des Generals Wittgenstein so unheilvoll, da nur 30,000 Waffenfhige an der Beresina ankamen, wo sie von zwei (aus dem Norden und Sden herbeigezogenen) russischen Heeren eingeschlossen wurden. Mit Hilfe der schleunigst von Polen herbeigerufenen Marschlle Viktor und Oudinot er-kmpfte der franzsische Marschall Ney den bergang der die Beresina (28. November) und ward zu Wilna von 2000 Bayern unter Wrede (die nach einer zweiten Schlacht bei Polock diese Rckzugslinie zu decken angewiesen worden waren) aufgenommen. Napoleon, der bald nach dem bergange der die Beresina das Heer verlassen hatte, war auf einem Schlitten vorausgeeilt und begab sich geradeswegs nach Paris, wo Mall et einen Aufruhr veranlat hatte Um das Ma des Unglcks voll zu machen, schlo der preuische General Jork, der mit seinen Leuten den Rckzug des linken Flgels der Franzosen decken sollte, (am 30. Dezember) zu Tauroggen
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Extrahierte Personennamen: August Napoleon General_Barclay Alexander Alexander Napoleon Viktor Viktor Marschall_Ney Wrede Napoleon Jork
Extrahierte Ortsnamen: Polen Moskwa Wittgenstein Polen Wilna Paris
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Kinder zu verhindern. Aber der Pfleger von Starnberg, Johann ttlinger, welcher den Beratungen in Schftlarn beigewohnt, eilte ihnen zu Pferd voraus und verriet in Mnchen den ganzen Plan. General Mendt, welcher das Kommando der die sterreichische Besatzung in Mnchen erlangt hatte, rief schleunig den kaiserlichen Obersten Kriech bum, der mit seiner Mannschaft bei Wasserburg stand, herbei. Vor den Mauern Mnchens angelangt, warteten die Oberlnder vergeblich auf eine Untersttzung der Mnchner Bewohner und der Unterlnder. Tollkhn schritten sie unter Fhrung des franzsischen Hauptmanns Gautier zum Angriffe, wurden aber von der Reiterei Kriechbaums gegen Sendling zurck-geworfen. Hier richtete General Wen dt am Morgen des hl. Christtages 1705 unter denselben ein grliches Blutbad an.*) Den letzten Sto erlitt der gebrochene Aufstand durch die Nieder-lge, welche die Unterlnder Bauern unter der Fhrung Hof-manns am 8. Januar 1706 bei Aidenbach und Kleeberg unweit Nilshofen (im heutigen Niederbayern) durch die fter-reicher erlitten.
Die Wut sterreichs kehrte sich jetzt zunchst gegen die in Mnchen weilenden Kinder des Kurfrsten Max Emannel, dann gegen diesen selbst und gegen seinen Bruder, den Erz-bischof Joseph Klemens von Kln. Die vier ltesten Prinzen Max Emanuels, Karl Albrecht, Philipp Moritz, Ferdinand Maria und Klemens August, wurden unter militrischer Bedeckung um die Mitte des Aprils 1706 als Geiseln von Mnchen nach Klagenfurt gebracht und dort als Grafen von Wittelsbach" wie Gefangene behandelt; die Prin-zessin Maria Anna sperrte man in das Angerkloster in Mnchen, und die zwei jngsten Prinzen, Theodor und Max
*) Das Volk vom Oberlande preist unter denen, welche bei Sendling gefallen, den Schmiedbalthes von Kochel als den tapfer-sten aller seiner Helden. Er ist aber, wie die neueste Forschung bndig und klar nachweist, keine historische Person, sondern eine im ganzen Oberlande tief eingewurzelte Personifikation von Manneskraft und Mannesmut, Gutmtigkeit, Biederkeit, tiefer Religiositt und Treue bis in den Tod, kurz von allen Tugeuden, die das biedere Landvolk von jeher fr die hchsten geachtet und gewissenhaft gebt hat.
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Extrahierte Personennamen: Johann_ttlinger Johann Mendt Gautier Christtages Kleeberg Max_Emannel Max Joseph_Klemens_von_Kln Max_Emanuels Max Karl_Albrecht Karl Albrecht Philipp_Moritz Philipp Ferdinand_Maria Ferdinand Maria Klemens_August August Maria_Anna Maria Theodor Max
* Max