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bis auf die neuesten Zeiten.
Rußlands edler Beherrscher konnte gegen die Willkühr, mit
welcher der sogenannte Beschützer des Rheinbundes Mitglieder
desselben ihrer Lander beraubte, nicht gleickgiltig bleiben; er
konnte die militärische Besetzung Danzigs und die vertragswidrige
Zurückbehaltung der preußischen Odersestungen und die französische
Waffenmacht im Herzogthnme Warschau nicht dulden. Dieß, sowie
einige Maaßregeln, durch welche das für Rußland so nachtheilkge
Continentalsystem war gebrochen worden, bewogen Napoleon, am
22. Juni 1812 den zweiten polnischen Krieg zu eröffnen.
Er drang mit einer halben Million Streiter, unter denen Hilfs-
truppen der meisten europäischen Staaten, insbesondere auch von
Oesterreich und Preußen waren, in Rußland ein, schlug die Rus-
sen bei Smolensk (17. Aug.), siegte in einer noch blutigern
Schlacht bei B or odino an der Moskwa (7. Sept.) und zog am 14.
d.m. in das menschenleere M o skau ein, welches durch einen Un-
geheuern, wahrscheinlich von dem eigenen Gouverneur (Rostop
sch in) veranlaßten Brand (v. 16. — 19. Sept.) großentheils
unterging. Die russischen Heere wurden schnell ergänzt, und Na-
poleons Friedensanträge erst später, um ihn hinzuhalten, zurück-
gewiesen. So trat die große Armee endlich am 19. Okt., nach
theilweiser Sprengung des Kreml, ihren Rückzug durch dieselben
verödeten Gegenden an, durch die sie vorgedrungen war, da die
Schlacht bei Malojaroslawetz (24.Okt.) sie gehindert hatte,
einen südlicher» Weg einzuschlagen. Bald eingeholt von den
Russen, die die französische Nachhut bei Miasma (3. Nov.)
schlugen; stets umschwärmt von Kosaken u. erschöpft durch Hun-
ger und Kälte, erreichten die Franzosen zwar Smolensk (9. No-
vember); allein durch Kutusow gedrängt und auf der einen
Seite durch die unter Tsch lisch ag o f heranrückende Moldauar-
mee, auf der andern durch Wittgenstein, welcher Petersburg
gedeckt und Oudinot's Heerschaar bei Polotzk (Okt.) bereits über-
wältigt hatte, bedroht, mußten sie ihren Rückzug fortsetzen. Die
Heerhaufen unter Eugen, Davoust und Ney wurden der Reihe
nach bei Krasnoi (17. u. 18. Nov.) vertilgt; die Armee war
fast ohne Reiterei und fand, da sich schon alle Ordnung aufgelöst
hatte, bei ihrem gräßlichen Uebergange über die Beresina (26.—-
28. Nov.) und durch die nun immer höher steigende Kälte größ-
Beitelrocks Grundriß der allgem. Geschichte. 28
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Eugen Eugen Davoust
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Dritte Periode von 1789 n. Chr.
hielt einige Festungen in Asien, freie Schifffahrt auf dem schwar-
zen Meere und in den Meerengen nebst bedeutenden Eutschädi-
gungsgeldern. Die Moldau und Walachei sollten in ihren bisheri-
gen Reckten bestätigt, die Hospodare aber auf Lebenszeit ge-
wählt werden.
Das Königreich Polen hatte im I. 1815 eine repräsenta-
tive Verfassung und eine eigene Verwaltung erhalten, welche ein
Staatsrath leitete, an dessen Spitze der königliche Statthalter
stand. Einige Modificationen in der Verfassung, besonders die
Suspendirung der freien Presse, der strenge Dienst, den der Groß-
fürst Coustantin in der polnischen Armee einführte, und Anderes
erregten bei der leicht beweglichen polnischen Nation Unzufrieden-
heit, welche, durch geheime politische Verbindungen genährt, am
29. Nov. 1830 zu Warschau in eine Revolution ausbrach, die
sich schnell über das ganze Königreich verbreitete. General Chlo-
picki, welcher das allgemeine Vertrauen der Nation und des
Heeres genoß und deßhalb zum Diktator gewählt worden war,
legte, als sein Rath, daß die Polen nach dem Verlangen deö
Kaisers zur alten Ordnung zurückkehren sollten, von dem Reichs-
tage verworfen wurde, die Diktatur nieder und zog sich von den
öffentlichen Angelegenheiten zurück. Das Haus Romanow ward
nun für abgesetzt, der polnische Thron für erledigt erklärt und eine
provisorische Regierung eingesetzt, deren Präsident Ezartoryski
war. Ein russisches Heer unter Diebitsch überschritt auf fünf
Punkten die Grenzen deö Königreiches, konnte aber nach den
Kämpfen bei Stoczeck, Dobre, Grochow und Wawre (Febr. und
März 1831) doch nicht jenseits der Weichsel Vordringen. Dage-
gen machten die Polen durch Hervorrufung von Aufständen in
Volhynien, Litthauen und Samogitien bedeutende Fortschritte.
Uneinigkeit schwächte sie jedoch, und mit der Niederlage Skrzy-
necki's bei Ostrolenka (26. Mai) hatte ihr Kriegsglück ein
Ende. Diebitsch starb zwar wenige Tage nach seinem Siege an
der Cholera, die auch den Großfürsten Constantin dahinraffte,
aber sein Nachfolger Paske witsch ging nahe bei Thorn über
die Weichsel, näherte sich ohne Widerstand der polnischen Haupt-
stadt und stürmte die Verschanzungen vor derselben, worauf sie
am 7. Sept. capitulirte. Einzelne Abtheilungen deö polnischen
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Extrahierte Personennamen: Präsident_Ezartoryski Diebitsch Constantin
Extrahierte Ortsnamen: Asien Warschau Polen Grochow Ostrolenka Thorn