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hört man nicht mehr die einzelnen Schüsse, ein unauf-
hörliches Rollen erschüttert die Luft und macht die Feste
der mit Rauchwolken bedeckten Erde erbebend; im wei-
ten Umkreise klirren die Fenster und die ältesten Solda-
5. ten erinnern 'sich solchen furchtbaren Geschützdonners
nicht. Die Hurrahs der Angreifenden erschallen in die
Schmerzensrufe der Verwundeten und Sterbenden, das
Rasseln der Kanonen und Geschützwagen in den Marsch
der Vordringenden, die Trommelwirbel, die Horn- und
10. Trompetensignale der Streiter zu Fuß und Roß in das
unaufhörliche Knattern der Gewehre. Adjutanten fliegen
hin und her! Verwundete kommen blutend oder werden
von Anderen hinter die Angriffslinien gebracht! Tod
und Schrecken, Angst, Freude, Muth und Verwirrung
15. auf allen Seiten, in allen pulvergeschwärzten Gesichtern
der Streiter. Gewaltige Heeresmassen im An- und Ab-
züge, furchtbare Artillerie mit ihren zahllosen Feuer-
schlünden, Kugel- und Kartätschenladungen nach allen
Seiten sendend. Da gibt's Blut! Schon werden die
20. Franzosen zurückgedrängt, aber ungeheure Heeresmassen
eilen im Sturmschritte den bedrängten Punkten zu, und
die französische Reiterei, von Wachau hervorstürzend,
wirft endlich Alles vor sich nieder. Es ist Nachmittags
3 Uhr. Siegesboten, von Napoleon gesendet, fliegen
25. nach Leipzig, zu künden den Sieg, und in den Donner
der Geschütze tönt das Siegesläuten der Glocken von
Leipzig. Doch im Buche des Schicksals stand eine an-
dere Losung! Den kühnen Streitern fehlte der Nachdruck,
und Kosaken entrissen ihnen die mit unglaublicher Kühn-
30. heit gewonnene Beute an Geschütz! Vergeblich waren
alle wiederholten Anstrengungen der Franzosen, die
Schlacht war zum Stehen gekommen.
Unterdessen hatte der Kampf auch auf der West-
und Nordseite von Leipzig bei Lindenau und Möckern
35. getobt. Mehr als 50 Feuerschlünde sind bei dem letz-
tern Dorfe aufgepflanzt und senden unaufhörlich Tod
und Verderben in die Reihen der Preußen. Wiederholt
wird das lange Dorf vergeblich gestürmt. Endlich wirft
sich die preußische Reiterei auf die französischen Vierecke
40. und sprengt sie, alle Bataillone rücken ohne Befehl vor,
französische Pulverwagen fliegen in die Luft und brin-
gen Verwirrung in die Reihen, die von der andern
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TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
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8. Stunde den Beginn der Schlacht auf allen Seiten
verkündigte. 162,000 Franzosen kämpften heute gegen
290,000 Mann verbündeter Truppen. Bei Connewitz,
wo der Polenfürst Poniatowsky stand, begann der Kampf.
5. Jeder Fuß Landes ward mit Strömen Blutes erkauft;
rastlos drangen die Verbündeten vorwärts bis an die
Hauptstellung der Franzosen, Probsthaida. Hier aber,
wo Massen gegen Massen stürmen, die Einen mit Er-
bitterung und Siegesfreude, die Anderen mit Verzweif-
10. lung und kalter Todesverachtung, hier war der Kampf
nicht Schlacht, ein Schlachten war's zu nennen. Angriff
gegen Angriff, 300 französische Kanonen donnern gegen
die Verbündeten, Berge von Lerchen und Verwundeten
thürmen sich an den Dorfeingängen. Da ließen die in
15. der Nähe weilenden Monarchen, Zuschauer des furchtba-
ren Kampfes, diesen endlich einstellen; desto unglücklicher
war die französische Armee bei Atnaundorf, Paunsdorf
und Stötteritz. Ganze Regimenter wurden vernichtet.
Der Kronprinz von Schweden hat beim Vorwerke „hei-
20. terer Blick" den vom Marschall Ney kommandirten Mit-
telpunkt der französischen Armee durchbrochen und furcht-
bare Heeresmassen drängen die Besiegten vor sich her. —
Gräßlich war der Kampf um den Besitz von Schönefeld,
das von den Russen unter Langeron angegriffen wird.
25. Siebenmal rückt man mit Sturmschritt vor, es steht das
große breite Dorf in Flammen, noch wich der Marschall
Marmont nickt. Da macht der Abend dem grausigen
Würgen ein Ende, es ziehen sich die Franzosen nach
Volkmarsdorf und Reudnitz zurück. Um das Unglück voll
30. zu machen, hatten zwei Regimenter Würtemberger und
das sächsische Armeekorps die Reihen der Franzosen ver-
lassen, letztere längst grollend wegen alles Elendes, das
die Franzosen über Sachsen gebracht hatten, und ergrif-
fen von Begeisterung die deutsche Sache. Kanonenschüsse
35. in ihre Reihen waren der Scheidegruß; aber auch die
sächsische Artillerie wendet ihr Geschütz und sendet tau-
sendfach den Tod in jene Schaaren, mit denen sie soeben
noch gestritten. Das hemmt den Lauf der feindlichen
Armee, Verwirrung bricht herein, sie müssen weichen,
40. und verlassen am andern Morgen selbst Stötteritz und
Probsthaida.
Es war um 8 Uhr Abends, da ritt der Feldmar-
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
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