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lebe die Reform! Nieder mit Guizot!" Da erschien Nach-
mittags um 3 Uhr in der ebenfalls stürmisch aufgeregten
Kammer Guizot mit der Botschaft, daß der König den Gra-
fen Mols habe rufen lassen, um ihn mit der Bildung ei-
nes neuen Kabinets zu beauftragen. Die Wahlreform
sollte gewährt sein. Adjutanten des Königs flogen nach
allen Seiten hin, um diese Nachricht weiter zu verbreiten,
welche dem lebhafter und blutiger werdenden Aufstande Ein-
halt thun sollte. Sie wurde überall mit Jubel aufgenom-
nen, aus den Fenstern und von den Balkons wehten Tü-
cher, das Feuern zwischen den Linientruppen und den Auf-
ständischen ruhte, die meisten Barrikaden witrden verlassen.
Nachmittags um 5 Uhr gewährten die Boulevards den
nämlichen Anblick, wie an großen Volksfesttagen, so ruhig
wogten Massen neugieriger Spaziergänger auf und ab,
und als der Abend zu grauen anfing, bot die fast überall
festlich erleuchtete Stadt einen zauberischen Anblick dar.
Da trat ein Ereigniß ein, welches plötzlich die Scene
veränderte. Es mochte gegen 10 Uhr sein, als unter don-
nerndem Gesang der Marseillaise, unter Trommelwirbel,
wehenden Fahnen und Fackelschein ein Volkshaufen von
etwa 2000 Mann, der hauptsächlich aus Arbeitern der Vor-
städte bestand, in guter Ordnung auf dem Boulevard der
Jtaliäncr erschien, durch neuen Zuwachs immer mehr an-
schwoll und zuletzt mit einer Kolonne sich vereinigte, welche
dem Justizminister Hebert ein Pereat (Nieder mit ihm!)
gebracht hatte. Diese Kolonne war die Bande des Repu-
blikaners Lag ränge aus Lyon, die auf den Barrikaden
des Quartiers St. Martin einen Theil des Tages über
gekämpft batte. Sie bestand aus lauter Blousenmännern
mit aufgekrämptcn Hemdärmeln und entblößten Brüsten,
Gesicht und Hände von Pulver geschwärzt, durchweg mit
Flinten, Säbeln oder Piken bewaffnet. Fackeln und eine rothe
Fahne wurden voraus getragen. Vor dem Hotel der aus-
wärtigen Angelegenheiten, Guizot's Wohnung, stieß die
vorderste Kolonne des Zugs auf ein Bataillon des 14.
Regiments, welches, im Viereck ausgestellt, den Durchzug
verwehrte. Der Mann mic der rothen Fahne und einige
Fackelträger gingen trotzig auf das Bataillon los, schwenk-
ten die Fahne und die Fackeln hin und her, und das Pferd
des kommandirenden Offiziers fing an sich zu bäumen.
Die vorderste Reihe der Truppen gerieth in Unordnung,
das Viereck that sich auf und der Offizier nahm mitten da-
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
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bürg. Unterdessen war es auch gelungen, die Soldaten
des badischen Heeres durch Schmeicheleien, Vorspiegelungen
und Versprechungen aller Art zu verführen und zum Eid-
bruch zu verleiten. Zuerst an der Schweizergrenze und in
der Reichsfestung Rastadt brachen Empörungen der «Solda-
ten gegen ihre Offiziere aus, die vor den verwilderten und
betrunkenen Banden kaum ihr Leben retten konnten. Auf
der Volksversammlung zu Offenburg kamen ganz unsinnige
Beschlüsse zum Vorschein, welche auf einen völligen Umsturz der
Staatsverfassung abzielten, und es wurde z. B. für das
Heer freie Wahl der Offiziere verlangt. Dabei behaupteten
die Führer der Bewegung immer noch, die Volkserhebung
in Baden gelte nur der Einführung der Reichsverfassung,
die doch von einem derselben ein „lumpiges Machwerk"
genannt wurde. Wohl erkannte man in Karlsruhe die
ganze Größe der Gefahr und sandte Botschaft um Botschaft
an den Reichsverweser um militärische Hülfe, die aber nur
langsam anrückte und dem bewaffneten Aufstand Zeit ließ,
sich zu organisiren. Denn schon am Abend des 14. Mai
rückten von Bruchsal her, wo man sie wegen pöbelhafter
Erzesse hatte entfernen müssen, zwei Kompagnien des in
voller Auflösung begriffenen Leibinfantcrieregiments in der
Residenz ein, taumelnd vor Trunkenheit und das berüchtigte
Heckerlicd singend. Um die Kaserne, in welche sie einzo-
gen, sammelten sich starke Gruppen von sehr verdächtigem
Aussehen: eine Menge Personen, den Karlsruhern un-
bekannt, Herumtreiber von Profession, die von auswärts
her gekommen waren, und die an dem eingebornen Pöbel
eine Verstärkung erhielten. Diese hetzten die trunkenen und
ermatteten Soldaten in allerlei Weise auf. Als der Oberst
in der Kaserne erschien, um dein Tumult Einhalt zu thun,
wurde er arg mißhandelt und konnte nur mit Mühe sein
Leben retten. Selbst der Prinz Friedrich (zweiter Sohn des
Großherzogs), der Major bei dem Regimente war und bei
den Soldaten stets^für sehr beliebt gegolten hatte, entging
nur durch einen Sprung aus dem Fenster der sichtbaren
Lebensgefahr. Endlich wälzte sich der Troß, tobend und
schreiend, und hier und da die Gewehre abfeuernd, nach dem
Zeughaus, wo die militärischen Vorräthe des Landes gegen
rebellische Soldaten in einem ausdauernden Kampfe nur
noch von der Bürgerwehr vertheidigt wurden. Der Groß-
herzog, nur noch von 40 treuen Dragonern unter der An-
führung des Generals Hoffmann umgeben, floh in derselben
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_( Friedrich Hoffmann
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eine sehr unsichere und entfernte Hülfe Zusagen konnte, so
wandte sich der Großherzog von Baden an Preußen, das
auch jetzt wieder als der Hort Deutschlands erschien und
zur Dämpfung des jainmervollen Aufruhrs bereitwillig sein
Schwert zog. Preußen ließ seine am Niederrhein, an der
Nahe, in Mitteldeutschland bereitstehenden Truppencorps
vorrücken und der Prinz von Preußen selbst übernahm den
Oberbefehl.
Ehe jedoch die ersehnte preußische Hülfe anlangte, ent-
schloß sich die provisorische badische Regierung, die Offensive
zu ergreifen und zwar gegen Hessen, das man noch immer
hoffte, revolutioniren zu können. Am Nachmittag des 30.
Mai überschritten plötzlich badische Truppen (mehrere Regi-
menter Infanterie, dann Dragoner, Geschütze und eine
Menge Freischärler) die hessische Grenze und rückten gegen
Heppenheim, wo sich ein Theil des Peuckcr'schcn Reichs-
corps befand. Die Badener kamen auf Schußweite nahe,
ohne daß man auf den Ueberfall gefaßt gewesen. Allein
ein Bataillon Hessen, mit einiger Reiterei und Geschütz, warf
sich dem vierfach überlegenen Feinde entgegen und schlug ihn
nach Lautenbach, dem ersten badischen Dorfe, und weiter
zurück. In wilder Flucht eilten die badischen Schaaren nach
Heidelberg zurück. Die Soldaten waren furchtbar erbittert
über die Unfähigkeit ihres Führers, des ehemaligen Lieute-
nants Sigel und forderten laut die Rückkehr des Groß-
herzogs. Auch des Landcsausschusses bemächtigte sich Furcht
und Zwietracht, und man sah sich genöthigt, um mehr Ein-
heit in die Oberleitung zu bringen, eine provisorische
Regierung aus fünf Mitgliedern zu ernennen. Neben
dieser Regierung that sich aber schon wieder ein „Klub des
entschiedenen Fortschrittes" auf, der sich auf die s. g. Schwei-
zerlegion, d. h. die Trümmer aller früheren Freischaaren,
desperate Flüchtlinge und Abentheurer stützte und geradezu
auf die „rothe Republik" mit den entsprechenden Schreckens-
maßregeln zusteuerte. An der Spitze dieser äußersten Partei
stand Struve, von dem Brentano selbst in der eben berühr-
ten Erklärung erzählt, daß er den unsinnigen Plan hatte,
den Ministern 6000 Gulden Besoldung zu geben, Gesandte
nach Rom und Venedig, Agenten nach Petersburg und
Ungarn zu schicken und alle Stellen mit schwerem Gelde
an ausländische Abentheurer zu vergeben. Die Karlsruher
Bürgcrwehr war gegen Struve und die Schweizerlegion so
furchtbar erbittert, daß es zu den blutigsten Auftritten ge-
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose]]
Hrsg.: Christlicher Verein im Nördlichen Deutschland
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
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Säbelschlepper. Vom 15. Juni an wurde an der Neckar^
linie bei Käferthal unweit Manheim, bei Ladenburg und
an der Bergstraße mehr in einer Reihe von kleinen Gefech-
ten, als in einem größern zusammenhängenden Treffen ge-
kämpft. Obgleich Mieroslawski prahlerische Siegesbulletins
ausgehn und in Heidelberg illuminiren ließ, zog stch doch
das Netz immer enger zusammen und die angeblich siegreiche
Armee war schon fast ganz umzingelt. Nachdem das Regi-
ment der im Volke selbst haltlosen pfälzischen Regierung
jämmerlich auseinandergestoben war, überschritt am Morgen
des 20. Juni das preußische Corps des Generals Hirsch-
feld ohne erheblichen Widerstand den Rhein. Um nicht
tingeschlossen zu werden, entschloß sich endlich Mieroslawski
zu einem Angriff auf diepreußen beiwaghäusel und führte
seine ganze disponible Macht (man schätzte sie auf 12—
15000 Mann) ins Treffen. Die Badener schlugen sich,
außer einem Theil der Volkswehr und der Reiterei, die auch
hier nur mit Widerwillen ins Gefecht ging, sehr lebhaft,
und nur erst am Nachmittag deö 20. Juni, als preußische
Verstärkungen eintrafen, wurden die Aufständischen voll-
ständig geschlagen und eilten in wilder, regelloser Flucht
theils nach Wiesloch theils nach Heidelberg. Die Muth-
losigkeit und Demoralisation des Revoluttonshceres war
allgemein. Auch Manheiin fiel den Preußen in die Hände,
obgleich Mieroslawski sogar am 16. Juni das Standrecht
verkündigt und den Bürgern erklärt hatte, selbst wenn es
10,000 Köpfe kosten sollte, werde man die Stadt nicht
übergeben. Aber diese Städte mußten noch in diesen Tagen
von den, wie in Feindesland hausenden Freischaaren und
den rücksichtslos auftretcnden Diktatoren Entsetzliches erdul-
den, indem es dem Mieroslawski doch gelang, bei Heidel-
berg mit seinen 20,000 Aufständischen durchzubrcchen und
sich den Weg nach Bruchsal und Durlach zu öffnen. Aber
nun war kein Halt mehr. Am Nachmittag des 25. Juni
zogen die Preußen in Karlsruhe ein, und der Gewalt-
haufen der flüchtigen Rebellen warf sich hinter die Murglinie.
Die provisorische Regierung und die constituirende Ver-
sammlung hatten sich schon aus dem Staube gemacht, die
ganze Last und Sorge der Regierung Brentano überlassend.
Während Diktator Werner, zugleich Kriegsminister, im
Lager einher bramarbasirte, stand Brentano, wie er selbst in
der mehr erwähnten Erklärung klagt, „in den letzten gefahr-
vollen Tagen allein und verlassen in Karlsruhe, von den
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land]]
Extrahierte Personennamen: Brentano Werner Brentano
70
Europa.
nommen hatte, stellte hier seine etwa 120 bis 130,000 Mann star-
kes Heer hinter der Kolotscha auf. Der rechte Flügel zog sich bis fast
an die Moskwa hin und lehnte sich an einen steilen Abhang und an
das große Dorf Borodino jenseits des Abhanges und des Kalotscha-
baches, das Centrum zog sich über ziemlich flach ansteigende Höhen
hin, die durch 2 zu beiden Seiten eines zerstörten Dorfes auf den
höchsten Punkten errichteten Verschanzungen verstärkt waren, und der
linke Flügel dehnte sich nach einem Walde bei dem Dorfe S em i n o fk a
hin und war ebenfalls durch Verschanzungen gedeckt. Vor demselben
lag vorgeschoben noch eine große Verschanzung, die das Kalotschathal
bestrich. Sobald Napoleon mit der Avantgarde vor dieser Stellung
angekommen war, sah er sogleich, daß der Angriffspunkt auf dem lin-
ken Flügel der Rüsten liege. Er ließ daher am Abend des 5. Sep-
tembers die vorgeschobene Verschanzung am rechten Kalotschaufer stür-
men und den Rand des Waldes besetzen. Der Kampf um diese Ver-
schanzung war einer der blutigsten, in welchem die Verschanzung ab-
wechselnd in den Handen der Franzosen und Russen war, bis diese
endlich in der Nacht von der Fortsetzung des Kampfes abstanden.
Der 6. September verstrich mit Vorbereitungen zur Schlacht; nur ein-
zelne Gefechte sielen vor. Am Abend dieses Tages nahm die Franzö-
sische Armee ihre Stellung ein. Sie war etwa 140,000 Mann stark.
Andere, doch unverlassigere Angaben, geben die Starke der Franzosen
zu 200,000 und die der Russen zu 155,000 Mann an. Am Mor-
gen des 7. Septembers ging die Sonne ohne Wolken auf. „Das
ist die Sonne von Austerlitz!" (s. S. 562) rief der Französische Kai-
ser aus. Um 6 Uhr begann auf allen Punkten der Angriff der Fran-
zosen. Mit größter Tapferkeit wurde von beiden Seiten, und mit ab-
wechselndem Glücke bis Nachmittags gefochten. Endlich gegen 4 Uhr
begannen der linke und rechte Flügel der Franzosen die Russen zu
drangen und Napoleon beschloß nun das Centrum zu durchbrechen. 80
Kanonen der Reserve eilten der Garde voran auf diesem Punkte; durch
sie verstärkt nahm Ney, der auf dem Französischen Centrum den Ober-
befehl hatte, die Batterien der Russen und warf das Centrum dersel-
den. Vergebens suchte Kutusow das verlorne Terrain wieder zu ge-
winnen und wahrend dieser Bemühung gingen auch die Dörfer Boro-
dino und Seminofka verloren. Kutusow begann daher am Abend und
in der Nacht den Rückzug, zog sich nach dem 2 M. entfernten Mo-
schaisk und dann nach Moskau zurück, das er dem Feinde überließ,
und nahm südwärts davon auf der Straße nach Tula eine trefflich ge-
wählte Stellrmg, wodurch er die reichen südlichen Provinzen Rußlands
deckte, Smolensk naher war als die Franzosen in Moskau, sie in der
Flanke bedrohete und sie zugleich hinderte, etwas Ernstliches gegen Pe-
tersburg zu unternehmen. Die Franzosen geben ihren Verlust in die-
ser Schlacht auf 10,000 Todte und Verwundete und den der ^Rus-
sen auf 40—50,000 an; die Russen hingegen den ihrigen auf 25,000
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose]]
Extrahierte Personennamen: Borodino Napoleon Napoleon Ney Kutusow Kutusow
Extrahierte Ortsnamen: Europa Moskwa Französischen_Centrum Moskau Tula Smolensk Moskau
14
Europa.
Kaukasischen Kette, worunter der von Mosdok (jetzt von Jekaterinograd)
in Kaukasien nach Tiflis (Hauptstadt in Georgien) führende Weg die
Hauptstraße aus dem Norden des Kaukasus nach Georgien ist, indem
hier die Russen eine Militarstraße angelegt haben, welche stellenweise
mit Schanzen gegen die Einfalle der benachbarten räuberischen Kauka-
sier gesichert ist, und wodurch sie die Verbindung ihrer im N. des Kau-
kasus gelegenen Provinzen mit denen im S. erhalten. Die auf dieser
Straße Reisenden erhalten immer von einer Festung zur andern Bede-
ckung von Kosaken und von anderm Militar. Ein Reisender, der 1827
diese Straße mit einer Karawane passirte, erzählt uns Folgendes: „Vier
Werste oberhalb Mosdok ließen wir uns über den Terek setzen. Am
jenseitigen Ufer ist die Bergfeste, die Alexandrowsche Redoute, worin
wir übernachteten. Am folgenden Morgen verkündete der Trommelschlag
den Moment des Ausmarsches, und alle Reisende mußten sich außer-
halb der Feste in gerader Linie focmiren. Gleich darauf trat auch-die
für sie bestimmte Bedeckung heraus; sie bestand aus einer Kanone,
60 Mann Infanterie und 20 berittenen Kosaken. Ein Offizier be-
fehligte unser Detaschement. Die Trommel ertönte zum viertenmale
und unser Zug begann. Vorn befand sich eine Abtheilung der In-
fanterie, ihr folgte die geladene Kanone mit dem dazu gehörigen Pul-
verkasten, hinter welchem ein Artillerist mit der angezündeten Lunte
ging, auf diese kam die beladene Post, auf diese alle Reisende zu
Pferde, Wanderer zu Fuße mit ihrem Gepäcke, und endlich die Equi-
pagen, die paarweise fuhren. Eine Abtheilung Infanterie schloß den
Zug, ein Theil derselben ging der Karawane zu den Seiten, die Ko-
saken schlossen rings um sie eine Kette und schickten ihre Patrouillen
auf eine weite Entfernung zum Recognosciren, die halbe Infanterie
marschirte mit geladenen Gewehren. Immer nach 6 bis 7 Wersten
ward ein kurzer Halt zum Ausruhen der Menschen und Pferde ge-
macht. Zur tiefen Nachtzeit kamen wir endlich auf der nächsten Kon-
stantinowschen Redoute an, in der wir übernachteten. Die Weges-
strecke zwischen 2 Bergfesten gilt bei allen durch den Kaukasus nach
Georgien gehenden Karawanen für eine Tagereise, indem sie die Nachte
in den Festungen verbringen. Am Nachmittage des vierten Tages seit
unserm Aufbruche aus Mosdok langte unsere Karawane glücklich in
Wladikawkas an, einer auf einer Flache am rechten Ufer des Terek ge-
legenen Festung mit einer Vorstadt, am Eingänge einer engen, hohen
Bergkluft, welche die Kaukasuskette von hier an zu bilden beginnt.
Durch diese äußerst enge Bergkluft, welche der Terek durchströmt, geht
nun die Straße längs dieses Flusses nach Georgien. Hier bekommt
man nur eine Bedeckung von 6—10 Mann. Zuerst bietet sich dem
Blicke eine unabsehbare Kette von Bergen, mit Gehölz bedeckt, dar,
welche die schwarzen Berge genannt werden; über sie ragen die
Spitzen höherer Berge, mit ewigem Schnee bekrönt, hervor. Die Kluft
verengt sich immer mehr und scheint sich zuletzt ganz zu schließen. Die
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung]]
Extrahierte Personennamen: Mosdok
Extrahierte Ortsnamen: Europa Kaukasien Tiflis Georgien Kaukasus Georgien Kaukasus Georgien Wladikawkas Georgien
Russisches Reich. 69
welches 1612 unter Anführung des Fürsten Posharsky die Polen
verjagte.
Von den merkwürdigsten Gebäuden Moskaus nennen wir nur
noch folgende: das schöne neue Theater, aus Stein und Gußeisen er-
baut; das große Exercirhaus, 568 F. lang, 168 breit und 43\ F.
hoch, dessen ungeheure Decke von keinem Pfeiler getragen wird, und
in welchem 2000 Mann Infanterie und 1000 Mann Kavalleris
exorcicen können; das prächtige Findelhaus, welches für das größte und
schönste seiner Art in Europa gehalten wird, und mit den dazu ge-
hörigen Anstalten ein geräumiges Stadtviertel bildet, und jährlich 5 bis
6000 Kinder aufnimmt. Das Hauptgebäude enthält Wohnungen
für mehr als 2000 Personen. Auch dürfen wir nicht vergessen das
Hospital, welches der Graf Scheremetjew gestiftet hat zur Aufnahme
von 140 Greisen. Er verwendete \ Million Rubel auf das Gebäude
und bestimmte ein eben so starkes Kapital und überdies 8400 Bauern,
die aber nie höher als, zu 10 Rubel auf den Kopf besteuert werden
dürfen zum Fonds; und seit seinem Tode giebt dessen Sohn der An-
stalt noch einen jährlichen Zuschuß von 25,000 Rubel; daher diese
Stiftung jährlich gegen 140,000 Rubel Einkünfte hat und auch noch
eine große Anzahl von Hausarmen unterstützen und jährlich 50 arme
Mädchen ausstatten kann. Die Größe des Gebäudes verstattet, daß
nicht mehr als 2 bis 3 Greise ein Zimmer bewohnen. Und diese Zim-
mer sind geräumig, geschmackvoll gemalt, selbst zierlich geschmückt. Die
Kleidung, die Wäsche der Greise, alles wird in der ausgezeichnetsten
Reinlichkeit erhalten, und ihre Kost ist vortrefflich. Auch sind in der-
selben Anstalt 60 Stellen für Kranke, und diese werden, wie die
Greise ohne Unterschied der Religion und der Herkunft aufgenommen.
Eins der herrlichsten Denkmäler der neuern Baukunst sollte dem
Plane nach die Heilands- oder Erlöserskirche werden, die Kaiser Alex-
ander auf den Sperlingsbergen, zum Andenken des gränzenlosen Pa-
triotismus, der Treue und Aufopferung, wodurch die Russische Nation
in dem Kriege 1812 sich so sehr auszeichnete, erbauen lassen wollte,
und wozu der Grundstein 1817 vom Kaiser selbst gelegt ward. Nach
dem Projekt sollte dieser Tempel an Pracht und Größe mit der herr-
lichen Peterskirche zu Rom wetteifern; allein man hat die Ausführung,
der großen Kosten wegen, ausgegeben.
Das Dorf B o r o d i n o, 2 M. von der kleinen Stadt M o sh a i s k,
an der Straße von Moskau, 12 M. von letzterm, ist bemerkenswerth
wegen der großen Schlacht, die am 7. September 1812 dabei vorfiel.
Nachdem Napoleon mit einem der schönsten und größten Kriegsheere
von 520,000 Mann in Rußland eingedrungen war und das Russische
Heer langsam vor den eindringenden Schaaren sich immerfort zurück-
gezogen hatte, ohne daß es zu einer Hauptschlacht kam, hielten endlich
die Russen in den letzten Tagen des Augustmonates bei Borodino
Stand. Kuttssow (spr. Kütüsoff), welcher das Oberkommando über-
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen]]
Extrahierte Personennamen: Graf_Scheremetjew Napoleon Borodino
Extrahierte Ortsnamen: Polen Moskaus Europa Heilands- Rom Moskau
758
Afrika.
Gewölbe vereinigt. Aus diesen kommt man, in einen weitläuftigen
runden Saal, der in verschiedenen Gallerien und Katakomben ausläuft.
Man vermuthet, daß die sogenannten Bader der Kleopatra, zu welchen
allerdings das Meerwassec eindringt, zum Bade für die einzubalsami-
renden Leichen gedient habe. Man hat in der neuesten Zeit auch noch
Griechische Katakomben entdeckt, deren Wände bemalt waren und in
ihren Kammern mit Gebeinen gefüllte Todtenurnen enthielten; da sie
jedoch den Alterthumsforschern keine Ausbeute versprachen, sind sie
wieder verschüttet.
Bon Alexandria nordöstlich, 4 Stunden entfernt, liegt auf der
die Seen Mareotis und Maadieh von dem Meere trennenden Land-
zunge das Dorf Abukir mit einer Rhede, wo den 1. August 1798
eine berühmte Seeschlacht geliefert und die Französische Flotte von der
Brittischen unter Nelsons *) Anführung vernichtet wurde. Am 19.
Mai 1798 nemüch war eine der größten Französischen Flotten,'beste-
hend aus 13 Linienschiffen, 8 Fregatten, 25 kleinern und 400 Trans-
portschiffen aus Toulon ausgelaufen, um ein 40,000 Mann starkes
Heer unter dem Befehle des Generals Buonaparte nach Ägypten zu
führen. Am 1. Julius erreichte sie glücklich das Ziel ihrer Fahrt,
und das ausgeschiffte Heer hielt schon am 23. Julius seinen siegreichen
Einzug in Kairo, wahrend die Flotte unter ihrem Admiral Brueys
bei Abukir vor Anker lag. Nach langem vergeblichen Suchen fand
Nelson am 1. August die feindliche Flotte auf der Rhede von Abukir.
Augenblicklich gab er das Signal zur Schlacht, und kaum hatten die
Französischen Kapitäne, die eben auf dem Admiralschiffe versammelt wa-
ren, sich auf ihren Posten begeben können, als schon die ersten Britti-
schen Schiffe den Angriff begannen. Wiewohl die Französische Flotte
der Brittischen, die aus 14 Linienschiffen und 2 Briggs bestand, an
Zahl der Schiffe und des Geschützes überlegen war und in einer vor-
theilhaften Stellung, an einer kleinen, durch eine große Batterie von
Kanonen und Mörsern gedeckten Insel sich befand, ließ dennoch Nelson
plötzlich mit einer unerhörten Verwegenheit - die Halste seiner Flotte
zwischen dieser Insel und dev Französischen Schlachtlinie durchbrechen
und an der Landseite im Rücken derselben hinuntersegeln, während die
andere Hälfte sich auf ihre Fronte zog und sich einen Pistolenschuß
weit davon vor Anker legte. Abends halb 7 Uhr mit Sonnenunter-
*) Nelson, geboren 1758 ln England, trat sehr lung in Brittksche See-
dienste und zeichnete sich bei mehreren Gelegenheiten durch seine Tap-
ferkeit aus und ward daher 1797 zum Contre-Admiral ernannt, er-
focht 1798 den großen Sieg bei Abukir, ward 1801 Admiral der blauen
Flagge und siegte 1805 zwar bei Trafalgar über die vereinigte Fran-
zösische und Spanische weit stärkere Flotte, blieb aber in dieser groß-
ßen Schlacht, durch eine Flintenkugel tödtlich verwundet. Sein Leich-
nam ward nach London gebracht und dort mit ungemeiner Pracht
feierlich in der St. Paulskirche begraben.
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Extrahierte Personennamen: August Julius Julius Brueys Nelson August Nelson Nelson
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Bon_Alexandria Rhede Nelsons Toulon Kairo Rhede England Brittksche London
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
288
Velgirn.
Armee und beschloß die in Belgien stehenden Heere der Alliirten
zu überfallen und zu schlagen, bevor die übrigen Truppen der Al-
liirten sich vereinigen könnten. Es gelang ihm am 16. Junius
1815, durch Ueberlegenheit die Preußen, welche Blücher komman-
biete, bei dem Dorfe Ligny zu besiegen und zum Rückzüge zu nö-
thigen. Napoleon in der Voraussetzung, durch seinen Sieg bei
Ligny seinen Hauptzweck, das Heer der Britten von den Preußen
zu trennen, vollständig erreicht zu haben, glaubte nun gewiß auch
das Brittische Heer unter Wellington schlagen und Brüssel einneh-
men zu können. Wellington von der Besiegung der Preußen un-
terrichtet, ließ bei dem Feldmarschall Blücher anfragen, ob er für
die nächsten Tage auf seinen Beistand rechnen könne. Blücher
versprach es. Kaum war der 17te Junius angebrochen, als Na-
poleon einen Theil seines Heeres zur weitern Verfolgung der Preu-
ßen abschickte, und sich selbst mit dem Hauptheere in Bewegung
setzte, um Wellington anzugreifen. Doch letzterer hatte sich aus
der nach Brüssel führenden Heerstraße, bis in die Gegend von
Mont St. Jean, La belle Alliance und Planchenoit zurückgezogen,
wo er, im Vertrauen auf Blüchers versprochenen Beistand, die
Schlacht gegen Napoleon annehmen wollte. Sein Hauptquartier
hatte er zu Waterloo. Die Franzosen waren am 17ten des Abends
in diese Gegend gelangt, und begannen am 18ten die Schlacht.
Die Britten waren mit den Niederländern, Braunschweigern, Han-
noveranern und Nassauern 50 bis 60,000 Mann stark, die Fran-
zosen gegen 95,000. Die letzten waren nicht wenig erstaunt, als
sie das Brittische Heer in Schlachtordnung sahen, denn die ganze
Nacht hindurch hatten sie den Wahn unterhalten, daß die Britten
ihren Rückzug nach Brüssel fortsetzen würden. Napoleon selbst hatte
die Nacht hindurch nichts so sehr befürchtet, als daß die Englän-
der ihm entwischen könnten. Um so größer war seine Freude, als
er sie bereit sah, eine Schlacht von ihm anzunehmen. „So hab'
ich denn endlich diese Engländer!" rief er aus. Es war Vor-
mittags um 11 Uhr, als von Französischer Seite das Zeichen zum
Angriff gegeben wurde. Zuerst ging der Angriff gegen den rechten
Flügel, dann, da dieser sich hartnäckig hielt, gegen das Eentrum,
wo der Kampf am hitzigsten entbrannte. Mit unglaublicher Wuth
ward um den Besitz der Hauser, Meiereien und Dörfer gestritten,
die sich in seiner Umgebung befanden: allein unmöglich ward es
den Franzosen, Vortheile zu erringen. Doch war die Lage des
Brittischen Heeres mit jedem Augenblicke mißlicher geworden, und noch
immer erschienen die Preußen nicht, denen der Engpaß bei St.
Lambert große Schwierigkeiten entgegengestellt hatte. Endlich um
5 Uhr brachen die ersten Preußen unter Bülow aus dem Walde
von Frichemont hervor und kamen den Franzosen in die rechte
Flanke, welchen jedoch Napoleon ein Armeekorps entgegen schickte,
so daß sich bald auch hier ein mörderischer Kampf entwickelte.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Blücher Jean Napoleon Napoleon Napoleon
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290
Belgien.
eine doppelte schneckenförmige Treppe von 230 Stufen führt, wo
sich ein 60 F. hoher Pfeiler erhebt, der einem 12 F. hohen und
21 F. langen Löwen von Gußeisen zum Fußgestelle dient. Dieses
Monument bezeichnet den Ort, wo der Prinz von Oranien im
rühmlichen Kampfe für die Freiheit und sein Königreich verwundet
ward. Dicht an der Chaussee von Waterloo nach Gemappe steht
ein Obelisk zur Erinnerung an die tapfern Hannoveraner, welche
bei der Vertheidigung von la Haye sainte sielen, woran man die
Worte lieft: „Dem. Andenken ihrer Waffengefährten, welche in
der ewig denkwürdigen Schlacht vom 18. Iunius 1815 den Hel-
dentodt hier starben." Gegenüber auf der andern Seite der Chaussee
steht eine Säule zum Andenken des hier gebliebenen Adjutanten
Wellingtons, des Obristlieutenants Gordon. Eine Schwester und
fünf Brüder, welche den in der Jugendblüthe gefallenen Helden
beweinen, setzten ihm dieses Ehrendenkmal, wie eine Französische
und Englische Inschrift besagt. Ferner stehk bei der Kirche von
Planchenoit ein 1818 vom Könige von Preußen errichtetes Eh-
rendenkmal der Helden, welche hier blieben, nämlich eine 25 Fuß
hohe Eisenpyramide mit dem Kreuze, auf einem Fußgestelle von
blauem Stein.
Antwerpen. Von der Schelde, die hier eine Breite von
2160 F. hat, und sehr tief ist, gesehen, bietet die Stadt einen
herrlichen Anblick dar, besonders gehoben durch den hohen und
künstlichen Thurm der Domkirche. An der äußersten linken Seite
erblickt man die berühmten Bassins, an der rechten die Citadelle
und gerade vor sich durch die vielen Schiffe hindurch die Masse
der Häuser, wesentlich verschieden in der Bauart von den Hollän-
dischen. Die berühmten Bassins oder großen Wasserbecken, die
mit Quadersteinen ausgemauert und vermittelst Schleußen mit der
Schelde verbunden sind, wurden auf Napoleons Befehl 1804 mit
ungeheuren Kosten zu bauen angefangen und hatten einen doppel-
ten Zweck. Einmal sollten sie dazu dienen, den hiesigen Seehan-
del zu heben; zweitens sollten sie für die Französischen Kriegsschiffe
in diesen Gewässern in allen erdenklichen Fällen ein sicherer Zu-
fluchtsort seyn. Wirklich galten sie auch für Meisterstücke der
Wasserbaukunst, zumal da sie an 30 F. Tiefe haben und also
für die größten Schiffe tief genug sind. Oestlich und nördlich sind
dieselben mit Packhausern, Waarenlagern und Kaufmannsgewölben
umgeben, in denen man alles findet, was zur Ausrüstung eines
Schiffes erforderlich ist. Auch sind diese Bassins mit herrlichen
Kaien eingefaßt, auf welchen den ganzen Tag die größte, lebhafte-
ste Thätigkeit herrscht. — Die an der Südseite der Stadt gele-
gene, ein Fünfeck bildende starke Citadelle ist durch die tapfere Ver-
theidigung der Holländer unter Chasse' im Jahre 4852 und durch
die mit vielen Beschwerlichkeiten verbundene Belagerung von Sei-
ten der Franzosen und erfolgte Eroberung, nachdem sie zu einem
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