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1. Geschichte der neuesten Revolution - S. 24

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
24 lebe die Reform! Nieder mit Guizot!" Da erschien Nach- mittags um 3 Uhr in der ebenfalls stürmisch aufgeregten Kammer Guizot mit der Botschaft, daß der König den Gra- fen Mols habe rufen lassen, um ihn mit der Bildung ei- nes neuen Kabinets zu beauftragen. Die Wahlreform sollte gewährt sein. Adjutanten des Königs flogen nach allen Seiten hin, um diese Nachricht weiter zu verbreiten, welche dem lebhafter und blutiger werdenden Aufstande Ein- halt thun sollte. Sie wurde überall mit Jubel aufgenom- nen, aus den Fenstern und von den Balkons wehten Tü- cher, das Feuern zwischen den Linientruppen und den Auf- ständischen ruhte, die meisten Barrikaden witrden verlassen. Nachmittags um 5 Uhr gewährten die Boulevards den nämlichen Anblick, wie an großen Volksfesttagen, so ruhig wogten Massen neugieriger Spaziergänger auf und ab, und als der Abend zu grauen anfing, bot die fast überall festlich erleuchtete Stadt einen zauberischen Anblick dar. Da trat ein Ereigniß ein, welches plötzlich die Scene veränderte. Es mochte gegen 10 Uhr sein, als unter don- nerndem Gesang der Marseillaise, unter Trommelwirbel, wehenden Fahnen und Fackelschein ein Volkshaufen von etwa 2000 Mann, der hauptsächlich aus Arbeitern der Vor- städte bestand, in guter Ordnung auf dem Boulevard der Jtaliäncr erschien, durch neuen Zuwachs immer mehr an- schwoll und zuletzt mit einer Kolonne sich vereinigte, welche dem Justizminister Hebert ein Pereat (Nieder mit ihm!) gebracht hatte. Diese Kolonne war die Bande des Repu- blikaners Lag ränge aus Lyon, die auf den Barrikaden des Quartiers St. Martin einen Theil des Tages über gekämpft batte. Sie bestand aus lauter Blousenmännern mit aufgekrämptcn Hemdärmeln und entblößten Brüsten, Gesicht und Hände von Pulver geschwärzt, durchweg mit Flinten, Säbeln oder Piken bewaffnet. Fackeln und eine rothe Fahne wurden voraus getragen. Vor dem Hotel der aus- wärtigen Angelegenheiten, Guizot's Wohnung, stieß die vorderste Kolonne des Zugs auf ein Bataillon des 14. Regiments, welches, im Viereck ausgestellt, den Durchzug verwehrte. Der Mann mic der rothen Fahne und einige Fackelträger gingen trotzig auf das Bataillon los, schwenk- ten die Fahne und die Fackeln hin und her, und das Pferd des kommandirenden Offiziers fing an sich zu bäumen. Die vorderste Reihe der Truppen gerieth in Unordnung, das Viereck that sich auf und der Offizier nahm mitten da-

2. Geschichte der neuesten Revolution - S. 86

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
86 bürg. Unterdessen war es auch gelungen, die Soldaten des badischen Heeres durch Schmeicheleien, Vorspiegelungen und Versprechungen aller Art zu verführen und zum Eid- bruch zu verleiten. Zuerst an der Schweizergrenze und in der Reichsfestung Rastadt brachen Empörungen der «Solda- ten gegen ihre Offiziere aus, die vor den verwilderten und betrunkenen Banden kaum ihr Leben retten konnten. Auf der Volksversammlung zu Offenburg kamen ganz unsinnige Beschlüsse zum Vorschein, welche auf einen völligen Umsturz der Staatsverfassung abzielten, und es wurde z. B. für das Heer freie Wahl der Offiziere verlangt. Dabei behaupteten die Führer der Bewegung immer noch, die Volkserhebung in Baden gelte nur der Einführung der Reichsverfassung, die doch von einem derselben ein „lumpiges Machwerk" genannt wurde. Wohl erkannte man in Karlsruhe die ganze Größe der Gefahr und sandte Botschaft um Botschaft an den Reichsverweser um militärische Hülfe, die aber nur langsam anrückte und dem bewaffneten Aufstand Zeit ließ, sich zu organisiren. Denn schon am Abend des 14. Mai rückten von Bruchsal her, wo man sie wegen pöbelhafter Erzesse hatte entfernen müssen, zwei Kompagnien des in voller Auflösung begriffenen Leibinfantcrieregiments in der Residenz ein, taumelnd vor Trunkenheit und das berüchtigte Heckerlicd singend. Um die Kaserne, in welche sie einzo- gen, sammelten sich starke Gruppen von sehr verdächtigem Aussehen: eine Menge Personen, den Karlsruhern un- bekannt, Herumtreiber von Profession, die von auswärts her gekommen waren, und die an dem eingebornen Pöbel eine Verstärkung erhielten. Diese hetzten die trunkenen und ermatteten Soldaten in allerlei Weise auf. Als der Oberst in der Kaserne erschien, um dein Tumult Einhalt zu thun, wurde er arg mißhandelt und konnte nur mit Mühe sein Leben retten. Selbst der Prinz Friedrich (zweiter Sohn des Großherzogs), der Major bei dem Regimente war und bei den Soldaten stets^für sehr beliebt gegolten hatte, entging nur durch einen Sprung aus dem Fenster der sichtbaren Lebensgefahr. Endlich wälzte sich der Troß, tobend und schreiend, und hier und da die Gewehre abfeuernd, nach dem Zeughaus, wo die militärischen Vorräthe des Landes gegen rebellische Soldaten in einem ausdauernden Kampfe nur noch von der Bürgerwehr vertheidigt wurden. Der Groß- herzog, nur noch von 40 treuen Dragonern unter der An- führung des Generals Hoffmann umgeben, floh in derselben

3. Geschichte der neuesten Revolution - S. 91

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
91 eine sehr unsichere und entfernte Hülfe Zusagen konnte, so wandte sich der Großherzog von Baden an Preußen, das auch jetzt wieder als der Hort Deutschlands erschien und zur Dämpfung des jainmervollen Aufruhrs bereitwillig sein Schwert zog. Preußen ließ seine am Niederrhein, an der Nahe, in Mitteldeutschland bereitstehenden Truppencorps vorrücken und der Prinz von Preußen selbst übernahm den Oberbefehl. Ehe jedoch die ersehnte preußische Hülfe anlangte, ent- schloß sich die provisorische badische Regierung, die Offensive zu ergreifen und zwar gegen Hessen, das man noch immer hoffte, revolutioniren zu können. Am Nachmittag des 30. Mai überschritten plötzlich badische Truppen (mehrere Regi- menter Infanterie, dann Dragoner, Geschütze und eine Menge Freischärler) die hessische Grenze und rückten gegen Heppenheim, wo sich ein Theil des Peuckcr'schcn Reichs- corps befand. Die Badener kamen auf Schußweite nahe, ohne daß man auf den Ueberfall gefaßt gewesen. Allein ein Bataillon Hessen, mit einiger Reiterei und Geschütz, warf sich dem vierfach überlegenen Feinde entgegen und schlug ihn nach Lautenbach, dem ersten badischen Dorfe, und weiter zurück. In wilder Flucht eilten die badischen Schaaren nach Heidelberg zurück. Die Soldaten waren furchtbar erbittert über die Unfähigkeit ihres Führers, des ehemaligen Lieute- nants Sigel und forderten laut die Rückkehr des Groß- herzogs. Auch des Landcsausschusses bemächtigte sich Furcht und Zwietracht, und man sah sich genöthigt, um mehr Ein- heit in die Oberleitung zu bringen, eine provisorische Regierung aus fünf Mitgliedern zu ernennen. Neben dieser Regierung that sich aber schon wieder ein „Klub des entschiedenen Fortschrittes" auf, der sich auf die s. g. Schwei- zerlegion, d. h. die Trümmer aller früheren Freischaaren, desperate Flüchtlinge und Abentheurer stützte und geradezu auf die „rothe Republik" mit den entsprechenden Schreckens- maßregeln zusteuerte. An der Spitze dieser äußersten Partei stand Struve, von dem Brentano selbst in der eben berühr- ten Erklärung erzählt, daß er den unsinnigen Plan hatte, den Ministern 6000 Gulden Besoldung zu geben, Gesandte nach Rom und Venedig, Agenten nach Petersburg und Ungarn zu schicken und alle Stellen mit schwerem Gelde an ausländische Abentheurer zu vergeben. Die Karlsruher Bürgcrwehr war gegen Struve und die Schweizerlegion so furchtbar erbittert, daß es zu den blutigsten Auftritten ge-

4. Geschichte der neuesten Revolution - S. 93

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
- 93 - Säbelschlepper. Vom 15. Juni an wurde an der Neckar^ linie bei Käferthal unweit Manheim, bei Ladenburg und an der Bergstraße mehr in einer Reihe von kleinen Gefech- ten, als in einem größern zusammenhängenden Treffen ge- kämpft. Obgleich Mieroslawski prahlerische Siegesbulletins ausgehn und in Heidelberg illuminiren ließ, zog stch doch das Netz immer enger zusammen und die angeblich siegreiche Armee war schon fast ganz umzingelt. Nachdem das Regi- ment der im Volke selbst haltlosen pfälzischen Regierung jämmerlich auseinandergestoben war, überschritt am Morgen des 20. Juni das preußische Corps des Generals Hirsch- feld ohne erheblichen Widerstand den Rhein. Um nicht tingeschlossen zu werden, entschloß sich endlich Mieroslawski zu einem Angriff auf diepreußen beiwaghäusel und führte seine ganze disponible Macht (man schätzte sie auf 12— 15000 Mann) ins Treffen. Die Badener schlugen sich, außer einem Theil der Volkswehr und der Reiterei, die auch hier nur mit Widerwillen ins Gefecht ging, sehr lebhaft, und nur erst am Nachmittag deö 20. Juni, als preußische Verstärkungen eintrafen, wurden die Aufständischen voll- ständig geschlagen und eilten in wilder, regelloser Flucht theils nach Wiesloch theils nach Heidelberg. Die Muth- losigkeit und Demoralisation des Revoluttonshceres war allgemein. Auch Manheiin fiel den Preußen in die Hände, obgleich Mieroslawski sogar am 16. Juni das Standrecht verkündigt und den Bürgern erklärt hatte, selbst wenn es 10,000 Köpfe kosten sollte, werde man die Stadt nicht übergeben. Aber diese Städte mußten noch in diesen Tagen von den, wie in Feindesland hausenden Freischaaren und den rücksichtslos auftretcnden Diktatoren Entsetzliches erdul- den, indem es dem Mieroslawski doch gelang, bei Heidel- berg mit seinen 20,000 Aufständischen durchzubrcchen und sich den Weg nach Bruchsal und Durlach zu öffnen. Aber nun war kein Halt mehr. Am Nachmittag des 25. Juni zogen die Preußen in Karlsruhe ein, und der Gewalt- haufen der flüchtigen Rebellen warf sich hinter die Murglinie. Die provisorische Regierung und die constituirende Ver- sammlung hatten sich schon aus dem Staube gemacht, die ganze Last und Sorge der Regierung Brentano überlassend. Während Diktator Werner, zugleich Kriegsminister, im Lager einher bramarbasirte, stand Brentano, wie er selbst in der mehr erwähnten Erklärung klagt, „in den letzten gefahr- vollen Tagen allein und verlassen in Karlsruhe, von den

5. Bd. 2 - S. 70

1837 - Eisleben : Reichardt
70 Europa. nommen hatte, stellte hier seine etwa 120 bis 130,000 Mann star- kes Heer hinter der Kolotscha auf. Der rechte Flügel zog sich bis fast an die Moskwa hin und lehnte sich an einen steilen Abhang und an das große Dorf Borodino jenseits des Abhanges und des Kalotscha- baches, das Centrum zog sich über ziemlich flach ansteigende Höhen hin, die durch 2 zu beiden Seiten eines zerstörten Dorfes auf den höchsten Punkten errichteten Verschanzungen verstärkt waren, und der linke Flügel dehnte sich nach einem Walde bei dem Dorfe S em i n o fk a hin und war ebenfalls durch Verschanzungen gedeckt. Vor demselben lag vorgeschoben noch eine große Verschanzung, die das Kalotschathal bestrich. Sobald Napoleon mit der Avantgarde vor dieser Stellung angekommen war, sah er sogleich, daß der Angriffspunkt auf dem lin- ken Flügel der Rüsten liege. Er ließ daher am Abend des 5. Sep- tembers die vorgeschobene Verschanzung am rechten Kalotschaufer stür- men und den Rand des Waldes besetzen. Der Kampf um diese Ver- schanzung war einer der blutigsten, in welchem die Verschanzung ab- wechselnd in den Handen der Franzosen und Russen war, bis diese endlich in der Nacht von der Fortsetzung des Kampfes abstanden. Der 6. September verstrich mit Vorbereitungen zur Schlacht; nur ein- zelne Gefechte sielen vor. Am Abend dieses Tages nahm die Franzö- sische Armee ihre Stellung ein. Sie war etwa 140,000 Mann stark. Andere, doch unverlassigere Angaben, geben die Starke der Franzosen zu 200,000 und die der Russen zu 155,000 Mann an. Am Mor- gen des 7. Septembers ging die Sonne ohne Wolken auf. „Das ist die Sonne von Austerlitz!" (s. S. 562) rief der Französische Kai- ser aus. Um 6 Uhr begann auf allen Punkten der Angriff der Fran- zosen. Mit größter Tapferkeit wurde von beiden Seiten, und mit ab- wechselndem Glücke bis Nachmittags gefochten. Endlich gegen 4 Uhr begannen der linke und rechte Flügel der Franzosen die Russen zu drangen und Napoleon beschloß nun das Centrum zu durchbrechen. 80 Kanonen der Reserve eilten der Garde voran auf diesem Punkte; durch sie verstärkt nahm Ney, der auf dem Französischen Centrum den Ober- befehl hatte, die Batterien der Russen und warf das Centrum dersel- den. Vergebens suchte Kutusow das verlorne Terrain wieder zu ge- winnen und wahrend dieser Bemühung gingen auch die Dörfer Boro- dino und Seminofka verloren. Kutusow begann daher am Abend und in der Nacht den Rückzug, zog sich nach dem 2 M. entfernten Mo- schaisk und dann nach Moskau zurück, das er dem Feinde überließ, und nahm südwärts davon auf der Straße nach Tula eine trefflich ge- wählte Stellrmg, wodurch er die reichen südlichen Provinzen Rußlands deckte, Smolensk naher war als die Franzosen in Moskau, sie in der Flanke bedrohete und sie zugleich hinderte, etwas Ernstliches gegen Pe- tersburg zu unternehmen. Die Franzosen geben ihren Verlust in die- ser Schlacht auf 10,000 Todte und Verwundete und den der ^Rus- sen auf 40—50,000 an; die Russen hingegen den ihrigen auf 25,000

6. Bd. 2 - S. 14

1837 - Eisleben : Reichardt
14 Europa. Kaukasischen Kette, worunter der von Mosdok (jetzt von Jekaterinograd) in Kaukasien nach Tiflis (Hauptstadt in Georgien) führende Weg die Hauptstraße aus dem Norden des Kaukasus nach Georgien ist, indem hier die Russen eine Militarstraße angelegt haben, welche stellenweise mit Schanzen gegen die Einfalle der benachbarten räuberischen Kauka- sier gesichert ist, und wodurch sie die Verbindung ihrer im N. des Kau- kasus gelegenen Provinzen mit denen im S. erhalten. Die auf dieser Straße Reisenden erhalten immer von einer Festung zur andern Bede- ckung von Kosaken und von anderm Militar. Ein Reisender, der 1827 diese Straße mit einer Karawane passirte, erzählt uns Folgendes: „Vier Werste oberhalb Mosdok ließen wir uns über den Terek setzen. Am jenseitigen Ufer ist die Bergfeste, die Alexandrowsche Redoute, worin wir übernachteten. Am folgenden Morgen verkündete der Trommelschlag den Moment des Ausmarsches, und alle Reisende mußten sich außer- halb der Feste in gerader Linie focmiren. Gleich darauf trat auch-die für sie bestimmte Bedeckung heraus; sie bestand aus einer Kanone, 60 Mann Infanterie und 20 berittenen Kosaken. Ein Offizier be- fehligte unser Detaschement. Die Trommel ertönte zum viertenmale und unser Zug begann. Vorn befand sich eine Abtheilung der In- fanterie, ihr folgte die geladene Kanone mit dem dazu gehörigen Pul- verkasten, hinter welchem ein Artillerist mit der angezündeten Lunte ging, auf diese kam die beladene Post, auf diese alle Reisende zu Pferde, Wanderer zu Fuße mit ihrem Gepäcke, und endlich die Equi- pagen, die paarweise fuhren. Eine Abtheilung Infanterie schloß den Zug, ein Theil derselben ging der Karawane zu den Seiten, die Ko- saken schlossen rings um sie eine Kette und schickten ihre Patrouillen auf eine weite Entfernung zum Recognosciren, die halbe Infanterie marschirte mit geladenen Gewehren. Immer nach 6 bis 7 Wersten ward ein kurzer Halt zum Ausruhen der Menschen und Pferde ge- macht. Zur tiefen Nachtzeit kamen wir endlich auf der nächsten Kon- stantinowschen Redoute an, in der wir übernachteten. Die Weges- strecke zwischen 2 Bergfesten gilt bei allen durch den Kaukasus nach Georgien gehenden Karawanen für eine Tagereise, indem sie die Nachte in den Festungen verbringen. Am Nachmittage des vierten Tages seit unserm Aufbruche aus Mosdok langte unsere Karawane glücklich in Wladikawkas an, einer auf einer Flache am rechten Ufer des Terek ge- legenen Festung mit einer Vorstadt, am Eingänge einer engen, hohen Bergkluft, welche die Kaukasuskette von hier an zu bilden beginnt. Durch diese äußerst enge Bergkluft, welche der Terek durchströmt, geht nun die Straße längs dieses Flusses nach Georgien. Hier bekommt man nur eine Bedeckung von 6—10 Mann. Zuerst bietet sich dem Blicke eine unabsehbare Kette von Bergen, mit Gehölz bedeckt, dar, welche die schwarzen Berge genannt werden; über sie ragen die Spitzen höherer Berge, mit ewigem Schnee bekrönt, hervor. Die Kluft verengt sich immer mehr und scheint sich zuletzt ganz zu schließen. Die

7. Bd. 2 - S. 69

1837 - Eisleben : Reichardt
Russisches Reich. 69 welches 1612 unter Anführung des Fürsten Posharsky die Polen verjagte. Von den merkwürdigsten Gebäuden Moskaus nennen wir nur noch folgende: das schöne neue Theater, aus Stein und Gußeisen er- baut; das große Exercirhaus, 568 F. lang, 168 breit und 43\ F. hoch, dessen ungeheure Decke von keinem Pfeiler getragen wird, und in welchem 2000 Mann Infanterie und 1000 Mann Kavalleris exorcicen können; das prächtige Findelhaus, welches für das größte und schönste seiner Art in Europa gehalten wird, und mit den dazu ge- hörigen Anstalten ein geräumiges Stadtviertel bildet, und jährlich 5 bis 6000 Kinder aufnimmt. Das Hauptgebäude enthält Wohnungen für mehr als 2000 Personen. Auch dürfen wir nicht vergessen das Hospital, welches der Graf Scheremetjew gestiftet hat zur Aufnahme von 140 Greisen. Er verwendete \ Million Rubel auf das Gebäude und bestimmte ein eben so starkes Kapital und überdies 8400 Bauern, die aber nie höher als, zu 10 Rubel auf den Kopf besteuert werden dürfen zum Fonds; und seit seinem Tode giebt dessen Sohn der An- stalt noch einen jährlichen Zuschuß von 25,000 Rubel; daher diese Stiftung jährlich gegen 140,000 Rubel Einkünfte hat und auch noch eine große Anzahl von Hausarmen unterstützen und jährlich 50 arme Mädchen ausstatten kann. Die Größe des Gebäudes verstattet, daß nicht mehr als 2 bis 3 Greise ein Zimmer bewohnen. Und diese Zim- mer sind geräumig, geschmackvoll gemalt, selbst zierlich geschmückt. Die Kleidung, die Wäsche der Greise, alles wird in der ausgezeichnetsten Reinlichkeit erhalten, und ihre Kost ist vortrefflich. Auch sind in der- selben Anstalt 60 Stellen für Kranke, und diese werden, wie die Greise ohne Unterschied der Religion und der Herkunft aufgenommen. Eins der herrlichsten Denkmäler der neuern Baukunst sollte dem Plane nach die Heilands- oder Erlöserskirche werden, die Kaiser Alex- ander auf den Sperlingsbergen, zum Andenken des gränzenlosen Pa- triotismus, der Treue und Aufopferung, wodurch die Russische Nation in dem Kriege 1812 sich so sehr auszeichnete, erbauen lassen wollte, und wozu der Grundstein 1817 vom Kaiser selbst gelegt ward. Nach dem Projekt sollte dieser Tempel an Pracht und Größe mit der herr- lichen Peterskirche zu Rom wetteifern; allein man hat die Ausführung, der großen Kosten wegen, ausgegeben. Das Dorf B o r o d i n o, 2 M. von der kleinen Stadt M o sh a i s k, an der Straße von Moskau, 12 M. von letzterm, ist bemerkenswerth wegen der großen Schlacht, die am 7. September 1812 dabei vorfiel. Nachdem Napoleon mit einem der schönsten und größten Kriegsheere von 520,000 Mann in Rußland eingedrungen war und das Russische Heer langsam vor den eindringenden Schaaren sich immerfort zurück- gezogen hatte, ohne daß es zu einer Hauptschlacht kam, hielten endlich die Russen in den letzten Tagen des Augustmonates bei Borodino Stand. Kuttssow (spr. Kütüsoff), welcher das Oberkommando über-

8. Bd. 2 - S. 758

1837 - Eisleben : Reichardt
758 Afrika. Gewölbe vereinigt. Aus diesen kommt man, in einen weitläuftigen runden Saal, der in verschiedenen Gallerien und Katakomben ausläuft. Man vermuthet, daß die sogenannten Bader der Kleopatra, zu welchen allerdings das Meerwassec eindringt, zum Bade für die einzubalsami- renden Leichen gedient habe. Man hat in der neuesten Zeit auch noch Griechische Katakomben entdeckt, deren Wände bemalt waren und in ihren Kammern mit Gebeinen gefüllte Todtenurnen enthielten; da sie jedoch den Alterthumsforschern keine Ausbeute versprachen, sind sie wieder verschüttet. Bon Alexandria nordöstlich, 4 Stunden entfernt, liegt auf der die Seen Mareotis und Maadieh von dem Meere trennenden Land- zunge das Dorf Abukir mit einer Rhede, wo den 1. August 1798 eine berühmte Seeschlacht geliefert und die Französische Flotte von der Brittischen unter Nelsons *) Anführung vernichtet wurde. Am 19. Mai 1798 nemüch war eine der größten Französischen Flotten,'beste- hend aus 13 Linienschiffen, 8 Fregatten, 25 kleinern und 400 Trans- portschiffen aus Toulon ausgelaufen, um ein 40,000 Mann starkes Heer unter dem Befehle des Generals Buonaparte nach Ägypten zu führen. Am 1. Julius erreichte sie glücklich das Ziel ihrer Fahrt, und das ausgeschiffte Heer hielt schon am 23. Julius seinen siegreichen Einzug in Kairo, wahrend die Flotte unter ihrem Admiral Brueys bei Abukir vor Anker lag. Nach langem vergeblichen Suchen fand Nelson am 1. August die feindliche Flotte auf der Rhede von Abukir. Augenblicklich gab er das Signal zur Schlacht, und kaum hatten die Französischen Kapitäne, die eben auf dem Admiralschiffe versammelt wa- ren, sich auf ihren Posten begeben können, als schon die ersten Britti- schen Schiffe den Angriff begannen. Wiewohl die Französische Flotte der Brittischen, die aus 14 Linienschiffen und 2 Briggs bestand, an Zahl der Schiffe und des Geschützes überlegen war und in einer vor- theilhaften Stellung, an einer kleinen, durch eine große Batterie von Kanonen und Mörsern gedeckten Insel sich befand, ließ dennoch Nelson plötzlich mit einer unerhörten Verwegenheit - die Halste seiner Flotte zwischen dieser Insel und dev Französischen Schlachtlinie durchbrechen und an der Landseite im Rücken derselben hinuntersegeln, während die andere Hälfte sich auf ihre Fronte zog und sich einen Pistolenschuß weit davon vor Anker legte. Abends halb 7 Uhr mit Sonnenunter- *) Nelson, geboren 1758 ln England, trat sehr lung in Brittksche See- dienste und zeichnete sich bei mehreren Gelegenheiten durch seine Tap- ferkeit aus und ward daher 1797 zum Contre-Admiral ernannt, er- focht 1798 den großen Sieg bei Abukir, ward 1801 Admiral der blauen Flagge und siegte 1805 zwar bei Trafalgar über die vereinigte Fran- zösische und Spanische weit stärkere Flotte, blieb aber in dieser groß- ßen Schlacht, durch eine Flintenkugel tödtlich verwundet. Sein Leich- nam ward nach London gebracht und dort mit ungemeiner Pracht feierlich in der St. Paulskirche begraben.

9. Bd. 1 - S. 288

1835 - Eisleben : Reichardt
288 Velgirn. Armee und beschloß die in Belgien stehenden Heere der Alliirten zu überfallen und zu schlagen, bevor die übrigen Truppen der Al- liirten sich vereinigen könnten. Es gelang ihm am 16. Junius 1815, durch Ueberlegenheit die Preußen, welche Blücher komman- biete, bei dem Dorfe Ligny zu besiegen und zum Rückzüge zu nö- thigen. Napoleon in der Voraussetzung, durch seinen Sieg bei Ligny seinen Hauptzweck, das Heer der Britten von den Preußen zu trennen, vollständig erreicht zu haben, glaubte nun gewiß auch das Brittische Heer unter Wellington schlagen und Brüssel einneh- men zu können. Wellington von der Besiegung der Preußen un- terrichtet, ließ bei dem Feldmarschall Blücher anfragen, ob er für die nächsten Tage auf seinen Beistand rechnen könne. Blücher versprach es. Kaum war der 17te Junius angebrochen, als Na- poleon einen Theil seines Heeres zur weitern Verfolgung der Preu- ßen abschickte, und sich selbst mit dem Hauptheere in Bewegung setzte, um Wellington anzugreifen. Doch letzterer hatte sich aus der nach Brüssel führenden Heerstraße, bis in die Gegend von Mont St. Jean, La belle Alliance und Planchenoit zurückgezogen, wo er, im Vertrauen auf Blüchers versprochenen Beistand, die Schlacht gegen Napoleon annehmen wollte. Sein Hauptquartier hatte er zu Waterloo. Die Franzosen waren am 17ten des Abends in diese Gegend gelangt, und begannen am 18ten die Schlacht. Die Britten waren mit den Niederländern, Braunschweigern, Han- noveranern und Nassauern 50 bis 60,000 Mann stark, die Fran- zosen gegen 95,000. Die letzten waren nicht wenig erstaunt, als sie das Brittische Heer in Schlachtordnung sahen, denn die ganze Nacht hindurch hatten sie den Wahn unterhalten, daß die Britten ihren Rückzug nach Brüssel fortsetzen würden. Napoleon selbst hatte die Nacht hindurch nichts so sehr befürchtet, als daß die Englän- der ihm entwischen könnten. Um so größer war seine Freude, als er sie bereit sah, eine Schlacht von ihm anzunehmen. „So hab' ich denn endlich diese Engländer!" rief er aus. Es war Vor- mittags um 11 Uhr, als von Französischer Seite das Zeichen zum Angriff gegeben wurde. Zuerst ging der Angriff gegen den rechten Flügel, dann, da dieser sich hartnäckig hielt, gegen das Eentrum, wo der Kampf am hitzigsten entbrannte. Mit unglaublicher Wuth ward um den Besitz der Hauser, Meiereien und Dörfer gestritten, die sich in seiner Umgebung befanden: allein unmöglich ward es den Franzosen, Vortheile zu erringen. Doch war die Lage des Brittischen Heeres mit jedem Augenblicke mißlicher geworden, und noch immer erschienen die Preußen nicht, denen der Engpaß bei St. Lambert große Schwierigkeiten entgegengestellt hatte. Endlich um 5 Uhr brachen die ersten Preußen unter Bülow aus dem Walde von Frichemont hervor und kamen den Franzosen in die rechte Flanke, welchen jedoch Napoleon ein Armeekorps entgegen schickte, so daß sich bald auch hier ein mörderischer Kampf entwickelte.

10. Bd. 1 - S. 290

1835 - Eisleben : Reichardt
290 Belgien. eine doppelte schneckenförmige Treppe von 230 Stufen führt, wo sich ein 60 F. hoher Pfeiler erhebt, der einem 12 F. hohen und 21 F. langen Löwen von Gußeisen zum Fußgestelle dient. Dieses Monument bezeichnet den Ort, wo der Prinz von Oranien im rühmlichen Kampfe für die Freiheit und sein Königreich verwundet ward. Dicht an der Chaussee von Waterloo nach Gemappe steht ein Obelisk zur Erinnerung an die tapfern Hannoveraner, welche bei der Vertheidigung von la Haye sainte sielen, woran man die Worte lieft: „Dem. Andenken ihrer Waffengefährten, welche in der ewig denkwürdigen Schlacht vom 18. Iunius 1815 den Hel- dentodt hier starben." Gegenüber auf der andern Seite der Chaussee steht eine Säule zum Andenken des hier gebliebenen Adjutanten Wellingtons, des Obristlieutenants Gordon. Eine Schwester und fünf Brüder, welche den in der Jugendblüthe gefallenen Helden beweinen, setzten ihm dieses Ehrendenkmal, wie eine Französische und Englische Inschrift besagt. Ferner stehk bei der Kirche von Planchenoit ein 1818 vom Könige von Preußen errichtetes Eh- rendenkmal der Helden, welche hier blieben, nämlich eine 25 Fuß hohe Eisenpyramide mit dem Kreuze, auf einem Fußgestelle von blauem Stein. Antwerpen. Von der Schelde, die hier eine Breite von 2160 F. hat, und sehr tief ist, gesehen, bietet die Stadt einen herrlichen Anblick dar, besonders gehoben durch den hohen und künstlichen Thurm der Domkirche. An der äußersten linken Seite erblickt man die berühmten Bassins, an der rechten die Citadelle und gerade vor sich durch die vielen Schiffe hindurch die Masse der Häuser, wesentlich verschieden in der Bauart von den Hollän- dischen. Die berühmten Bassins oder großen Wasserbecken, die mit Quadersteinen ausgemauert und vermittelst Schleußen mit der Schelde verbunden sind, wurden auf Napoleons Befehl 1804 mit ungeheuren Kosten zu bauen angefangen und hatten einen doppel- ten Zweck. Einmal sollten sie dazu dienen, den hiesigen Seehan- del zu heben; zweitens sollten sie für die Französischen Kriegsschiffe in diesen Gewässern in allen erdenklichen Fällen ein sicherer Zu- fluchtsort seyn. Wirklich galten sie auch für Meisterstücke der Wasserbaukunst, zumal da sie an 30 F. Tiefe haben und also für die größten Schiffe tief genug sind. Oestlich und nördlich sind dieselben mit Packhausern, Waarenlagern und Kaufmannsgewölben umgeben, in denen man alles findet, was zur Ausrüstung eines Schiffes erforderlich ist. Auch sind diese Bassins mit herrlichen Kaien eingefaßt, auf welchen den ganzen Tag die größte, lebhafte- ste Thätigkeit herrscht. — Die an der Südseite der Stadt gele- gene, ein Fünfeck bildende starke Citadelle ist durch die tapfere Ver- theidigung der Holländer unter Chasse' im Jahre 4852 und durch die mit vielen Beschwerlichkeiten verbundene Belagerung von Sei- ten der Franzosen und erfolgte Eroberung, nachdem sie zu einem
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