Die französische Revolulion.
253
2. Während Erzherzog Karl seine Siege zu benutzen suchte, wurden
plötzlich die kriegerischen Ereignisse durch den schrecklichen Ausgang des
Rastadter Kongresses in Schatten gestellt. Bei Verfolgung des Feindes
kamen die Oesterreicher auch in die Nähe von Rastadt, wo sich der Frie-
denskongreß in einer für Deutschland schmählichen Weise noch immer hin-
schleppte. Sie bewilligten der Stadt keine Neutralität und der Kongreß,
von dem der kaiserliche Gesandte schon abberufen, löste sich unverzüglich
auf. Am Abend des 28. April traten die französischen Gesandten R o-
bertjot, Debry und Bonnier ihre Reise nach Straßburg an, aber Ausgang d.
kaum waren sie ins Freie gelangt, so wurden sie von Szekler Husaren Rastadler
überfallen und zwei derselben ermordet. Debry rettete sein Leben nur da- Kongresses,
durch, daß er sich todt stellte. Diese Ermordung, welche allgemeines Ent-
setzen erregte, ward französischer Seits dem österreichischen Kabinet zuge-
schrieben. Zwar ließ der Kaiser selbst auf dem Reichstage zu Regensburg
seine Entrüstung äußern und die strengste Untersuchung zusagen, doch ist
nie ein amtliches Ergebniß derselben bekannt gemacht worden *).
Auch die nachfolgenden Kriegsereignisse waren den Verbündeten gün-
stig. General Hotze eroberte Graubünden wieder und der Erzherzog Karl
setzte über den Rhein und nöthigte durch die Schlacht bei Zürich am Zürich.
4. Juni den General Massena zum Rückzug. In Italien brachte der
österreichische Heerführer Kray dem General Scherer zwei Niederlagen
(Legnano 25. März; Verona 5. April) bei, worauf die französische Armee
unter den Oberbefehl Moreau's gestellt wurde. Um diese Zeit stieß der
Feldmarschall Suwarow, der Erstürmer von Praga, mit seinen Russen Suwarow.
zu den Oesterreichern. Suwarow war eiu bejahrter, aber jugendlich küh-
ner, rascher, nichts scheuender Mann. In seinem kleinen gedrungenen Kör-
per wohnte eine ungeheuere Willenskraft; Furcht kannte er nicht. Von
dem Entwerfen künstlicher Pläne war er kein Freund, was den Wiener
Hofkriegsrath in nicht geringe Angst versetzte, während er selbst über die
bedachtsamen Hofkriegsrathperrückcn, wie er sie nannte, seinen Spott trieb.
Bei ihm hieß es: „Vorwärts und geschlagen!"
Sobald Suwarow das Oberkommando übernommen hatte, besiegte
er den General Moreau bei Bassano * 2) (27. April). Von gleichem
Schicksal wurde darauf Macdonald, welcher zur Rettung Oberitaliens, aus Bassano.
Neapel herangerückt war, an der Trebia 2) (18—20. Juni) ereilt. Und Trebia.
als Joubert den Oberbefehl übernahm und mit neuen Streitkräften aus
den Appenninen hervorbrach, ward auch er in der blutigen Schlacht bei
Novi^) (am 15. Aug.) überwunden und selbst getödtet. Jetzt war nur
Genua noch in den Händen der Franzosen. Die Belagerung dieser Stadt
den Oesterreichern überlassend, rückte der russische Feldherr gegen die Alpen,
um sich mit Korsakow, der mit einem zweiten Heere bei Zürich stand,
zu vereinigen. Als er am Fuße der riesigen Berge an,langte, die ihr Haupt
in den Wolken verbargen, erschraken seine Krieger vor solcher Größe der
0 Als wahrscheinlich gilt, daß die Husaren nur beauftragt waren, den Gesand-
ten wichtige Papiere abzunehmen, daß sie aber von der Waffe Gebrauch machten,
als man die Schriften nicht herausgeben wollte und Widerstand leistete.
2) Bassano, venetianische Stadt am linken Ufer der Brenta, nordöstlich von
Vicenza. — Trebia, rechter Nebenfluß des Po. — Novi, Stadt im Königreich
Sardinien, zwischen Alessandria und Genua.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Debry Hotze Karl Karl Massena Kray Scherer Moreau Bassano Macdonald
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Straßburg Regensburg Rhein Italien Verona Wiener
Hofkriegsrath Bassano Neapel Genua Brenta Vicenza Sardinien Alessandria Genua
Die deutschen Befreiungskriege.
269
aber immer ängstlich zurückhielt, so mußte Bülow am 16. Oktober mit
Widerstreben den Donner von Möckerns vernehmen, ohne den schwer-
ringenden Brüdern bcistehcn zu können. Am 18. aber nahm er Theil
an der Schlacht und eroberte die Dörfer Stünz 4), Sellerhausen i)
und Paunsdorfs). Bei der Erstürmung von Leipzig überwältigte er
das Grimmaische und Nanstädter Thor und drang siegreich in die innere Stadt.
Nach der großen Völkerschlacht wandte sich der Kronprinz nach Hol-
stein, um seine speziellen Händel mit den Dänen wegen Abtretung Nor-
wegens auszumachen. Bülow hingegen erhielt den Auftrag, das preußische
Westfalen wieder in Besitz zu nehmen. Als das geschehen war, vertrieb
er die Franzosen aus Holland und schloß sich darnach (4. März 1814)
an die schlesische Armee an, um mit ihr auf Paris vorzudringen. In der
Schlacht bei Laon H (10. März) sah Bülow seine Truppen von Ney
in Sturmschritt angegriffen, gelassen erklärte er: „Bin ich mit Ney bei
Dennewitz fertig geworden, so werde ich es auch hier!" und schlug ihn
zurück. Am 31. März zog er mit in Paris ein und erhielt daselbst die
Ernennung zum General der Infanterie. Darauf besuchte er mit den
Fürsten England und ward dann bei seiner Rückkehr in Berlin feierlich
empfangen und von seinem König in den Grafenstand als Bülow von
Dennewitz erhoben.
Noch einmal rief ihn Napoleons Rückkehr von Elba zu den Waffen.
Er erhielt unter Blücher das Kommando einer Heeresabtheilung, koitnte
aber in der Schlacht bei Ligny *) (16. Juni 1815), weil er zu spät die
Ordre erhalten hatte, nicht mitwirken. Desto größer war sein Einfluß in
der Schlacht bei Waterloo H (18. Juni), wo er durch die Wegnahme
des Dorfes Planchen ois 2) wesentlich zum Siege beitrug. Auch war
er bei der Verfolgung der Feinde stets in der Vorhut.
5. Unter allen ruhmgekrönten Feldherren des Befreiungskrieges wurde
Bülow am ersten, schon den 25. Juli 1816, vom Tode hinweggerasft.
Die Trauer um ihn war groß; alle Offiziere trugen drei Tage einen
Trauerflor, welche Ehre früher nur Schwerin und Seidlitz widerfahren war.
Voll Vaterlandsliebe und Bürgersinn bewies Bülolv als Feldherr
einen unerschrockenen Muth und einen Unternehmungsgeist, den die Hoff-
nung auch im Unfälle nie verließ. Nicht rücksichtsloses Vorwärtsdrängen,
wohl aber eine gemäßigte Kriegsweise lag in seinem Kriegssystem. Zucht,
Ordnung, Menschlichkeit handhabte er mit großer Festigkeit, sorgte aber
auch eifrig für das Wohl seiner Leute. Bei starkem Selbstgefühl handelte
er gern nach eigener Ueberzeugung, wenn aber das Rechte befohlen wurde,
war in Ausführung des Verlangten Niemand eifriger als er. — Sein
Denkmal steht neben dem Scharnhorst's zu Berlin.
Iii. Pie Hauptlicstimmmigen -eg wiener Kongresses.
1. Eröflnung des Wiener Kongresses (1. Novbr. 1814). Streit wegen Sachsens
und Polens. Rückkehr Napoleons von Elba (1. März 1815). Wiederausbruch des
0 Möckern, Dorf s/4 Stunden nordwestlich von Leipzig. — Stünz, Dorf
*/4 Smnden östlich von Leipzig. — Sellerhausen, Dorf V2 Stunde östlich von
Leipzig. — Paunsdorf, Dorf 1 St. östlich von Leipzig. — Laon, Stadt nord-
östlich von Paris, in der Provinz Jsie de France. — Ligny, Dorf nordwestlich von
Namur in Belgien. — Waterloo, Dorf zwei Meilen südlich von Brüssel. —
Planchenois, Dorf südöstlich von Waterloo.
Leipzig
18. Okt.
Laon.
Waterloo.
Bülow
-j- 1816.
Bülow's
Charakter.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Ortsnamen: Sellerhausen Leipzig Westfalen Holland Paris Laon Paris England Berlin Napoleons Elba Schwerin Berlin Sachsens Polens Elba Leipzig Leipzig Leipzig Leipzig Paris Namur Belgien Leipzig
Napoleon Bonaparte.
229
Nur eins fehlte ihm noch zu seinem Glück, ein Erbe. Darum löste er (1809)
seine kinderlose Ehe mit der Kaiserin Iosephine und warb um die Hand
der Erzherzogin Maria Luise von Oesterreich, der Tochter des Kaisers, dem
er die Halste seines Reiches entrissen hatte. Der gebeugte Kaiser Franz brachte
in der Hoffnung des Friedens mit schwerem Herzen das Opfer. Am 2. April
1810 feierte Napoleon seine Vermählung; fünf Königinnen trugen der Kai-
serin die Schleppe.
4. Der russische Krieg 1812. Dein König von Holland, Lud-
wig, mit dessen Regierung sein kaiserlicher Bruder unzufrieden war, wurde
1810 sein Land genommen und Napoleon vereinigte dasselbe (9. Juli) mit
Frankreich. Dazu fügte er noch (13. Dezember) die ganze Nord küßte
Deutsch land's vom Rhein bis Lübeck, die ebenfalls dem Kaiserreich ein-
verleibt wurde. So war Frankreich durch Gebiete in Italien (Genua, Tos-
kana, Kirchenstaat) und Deutschland um die Hälfte vergrößert. Da außerdem
der Rheinbund bis an die Grenzen Oesterreichs und Preußens, ganz Ober-
italien und Neapel Napoleon gehorchen mußten, da die pyrenäische Halbinsel
im Begriff schien, den französischen Waffen zu unterliegen, da selbst Oester-
reich und Preußen seinem gewaltigen Willen sich beugten, so stand Frankreich
auf dem höchsten Gipfel der Macht. Da wurde dem mächtigen Kaiser am
20. März 1811 der längst ersehnte Sohnh, der alsbald den Titel „König
von Rom" empfing, geboren und das Glück schien ihm dadurch auch fernere
Bürgschaft für die Dauer desselben zu geben.
Als Napoleon widerrechtlich die deutsche Nordküste zu Frankreich fügte
(1810), hatte er auch dem Herzog von Oldenburg sein Land genommen,
um seiner neuen Erwerbung mehr Abrundung zu geben. Durch diesen neuen
Gewaltstrcich wurde insbesondere der Kaiser von Rußland, der mit dem
vertriebenen Herzog verschwägert war, tief verletzt und derselbe ließ hierauf
Milderungen der Handelssperre gegen England in den russischen Häfen ein-
treten. Dagegen verlangte Napoleon alsbald strengste Handhabung derselbeit
und als Rußland sich weigerte, stand bei Napoleon der Entschluß fest, auch
dieses Reich vor seinem Willen zu demüthigen.
Alle Kräfte seiner Staaten bot Napoleon zu dem Niesenkampfe auf." Als
die Rüstungen vollendet waren, zählte das gesammte französische Heer sammt
seinen Verbündeten 500,000 Mann und 1300 Geschütze und führte 2768
Munitionswagen, 30,000 Leiterwagen und Wagen mit Lagerbaugerätyschaften
mit sich; Handwerker aller Art, Wäscherinnen, Todtengräber u. s. w., ganze
Viehheerden folgten ihm. Im Frühjahre 1812 bewegten sich diese Massen nach
den rtlssischen Grenzen und am 23. Juni begann Napoleon mit dem Haupt-
Heer über den Fluß Niemen nach Rußland einzurücken. Alexander vermochte
seinem Gegner nur 315,000 Mann entgegenzustellen und seine Truppen zogen
sich daher zwar fechtend, aber absichtlich keinen ernsten Widerstand leistend,
zurück. Nur bei Smolensk* 2) (17. August) und an der Moskwas (7. Srp-
0 Der Sohn Napolcon's wurde 1818 von seinem Großvater, dem Kaiser Franz
dem I., zum Herzog von Reichstädt in Böhmen) erhoben; er lebte meist in Wien
und starb 1832 zu Schönbrunn. Obgleich er nie einen Thron inue gehabt hat, bc
zeichnet man ihn doch als Napoleon den Ii.
2) Smolensk, Stadt am Oberlauf des Dmepr. — Moskwa, Fluß der durch
Moskau fließt. Die Schlacht fand 15 Meilen oberhalb Moskau bei der Stadt Mto
saisk und dem Dorf Borodiuo statt und wird auch nach letzerem benannt.
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Iosephine Maria_Luise_von_Oesterreich Maria Franz Franz Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon Alexander Alexander August Franz
dem_I. Franz Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Holland Frankreich Rhein Frankreich Italien Genua Deutschland Rheinbund Oesterreichs Neapel Frankreich Frankreich Oldenburg England Smolensk* Wien Smolensk Moskwa Moskau Moskau Dorf_Borodiuo
Napol eon Bonaparte. 229
verleibt wurde. So war Frankreich durch Gebiete in Italien (Genua,
Toskana, Kirchenstaat) und Deutschland um die Hlfte vergrert. Da auerdem der Rheinbund Ibis an die Grenzen Oesterreichs und Preueu's,
ganz Oberitalien und Neapel Napoleon gehorchen muten, da die pyrenische Halbinsel im Begriff schien, den franzsischen Waffen zu unterliegen, da selbst Oesterreich und Preußen seinem gewaltigen Willen sich beugten, so stand Frankreich auf dem hchsten Gipfel der Macht. Da wurde dem mchtigen Kaiser am 20. Mrz 1811 der lngst ersehnte (Sohn*), der Napoleon alsbald den Titel König von Rom" empfing, geboren und das Glck - 1'811 schien ihm dadurch auch fernere Brgschaft fr die Dauer desselben zu geben. 9
Als Napoleon widerrechtlich die deutsche Nordkste zu Frankreich fgte (1810), hatte er auch dem Herzog von Oldenburg sein Land genom-men, um seiner neuen Erwerbung mehr Abrundung zu geben. Durch diesen neuen Gewaltstreich wurde insbesondere der Kaiser von Rußland,
der mit dem vertriebenen Herzog verschwgert war, tief verletzt und derselbe lie hierauf Milderungen der Handelssperre gegen England in den russi-scheu Hfen eintreten. Dagegen verlangte Napoleon alsbald strengste Hand-habuug derselben und als Rußland sich weigerte, stand bei Napoleon der Entschlu fest, auch dieses Reich vor feinem Willen zu demthigen.
Alle Krfte feiner Staaten bot Napoleon zu dem Riefenkampfe auf.
Als die Rstungen vollendet waren, zhlte das gefammte franzsische Heer sammt feinen Verbndeten 500,000 Mann und 1300 Geschtze und fhrte 2768 Munitionswagen, 30,000 Leiterwagen und Wagen mit Lagerbauge-rthschaften mit sich; Handwerker aller Art, Wscherinnen, Todtengrber it. s. w., ganze Viehherden folgten ihm. Im Frhjahre 1812 bewegten sich die Maffen nach den russischen Grenzen und am 23. Juni begann Napoleon mit dem Hauptheer der den Flu Nie men nach Rußland einzurcken. Alexander vermochte seinem Gegner nur 315,000 Mann entgegenzustellen und seine Truppen zogen sich daher zwar fechtend, aber ab-sichtlich keinen ernsten Widerstand leistend, zurck. Nur bei Smolensk2) Smolensk. (17. August) und an der Moskwa2) (7. September) kam es zu bluti- Moskwa gen Schlachten. Napoleon siegte. Bei der Nachricht von der Niederlage 1812. an der Moskwa, verlie die Besatzung und der grte Theil der Bevl-kerung von Moskau die Hauptstadt und bereits am 14. September 1812 rckte die franzsische Armee in die alte Zarenstadt ein. Kein russischer Soldat,
nicht einmal ein Brger lie sich sehen. Eine fast unheimliche Stille herrschte berall, wie auf einem Todtenacker. Der Kaiser bezog den Kreml, das alte Zarenschlo. Schon als der Vortrab in die Stadt einrckte, brannten einige Brand von Huser, in der Nacht brach abermals Feuer aus, es brannte den ganzen Moskau. 15. September fort; am 16. Morgens erhebt sich ein <^turm und verbreitet die Brunst; an allen Ecken und Enden der Stadt Brechen Flammen hervor.
Am Abend Brannte Bereits die halbe Stadt. Mit Grausen sieht Napoleon von
x) Der Sohn Napoleon's wurde 1818 von seinem Grovater, dem Kaiser Franz dem I., zum Herzog von Reichstadt (in Bhmens erhoben; er lebte meist in Wien und starb 1832 zu Schnbrun>t. Obgleich er nie einen Thron inrtc gehabt hat, bezeichnet man ihn doch als Napoleon den Ii.
2) Smolensk, Stadt am Oberlauf des Duiepr. Moskwa, Flu, der durch Moskau fliet. Die Schlacht fand 15 Meilen oberhalb Moskau bei der Stadt Mosaisk und dem Dorf Borodino statt und wird auch nach letzterem benannt.
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon Alexander Alexander August Napoleon Napoleon Franz_dem_I. Franz Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Italien Genua Toskana Deutschland Oesterreichs Oberitalien Neapel Oesterreich Frankreich Frankreich Oldenburg England Smolensk Moskwa Moskau Moskau Bhmens Wien Smolensk Moskwa Moskau Moskau Mosaisk Dorf_Borodino
230 Neue Geschichte.
einer Terrasse des Kreml's das Feuermeer; immer weiter breitet es sich aus, schon erreicht das unersttliche Element des Kaisers Residenz, da entflieht er ent-setzt vor den Alles vernichtenden Flammen. Erst am 21. lschten Regengsse den Branb. Auf Befehl des russischen Gouverneurs von Moskau, des Grasen N o stopschin, war das Feuer angelegt worben. Durch bcn Branixvon Moskau war Napoleon's ganzer Plan verrckt worben. Bon Feinben umge-ben, ohne Lebensmittel, ohne Obbach fr sein Heer, konnte er hier nicht berwintern. Schon war der September verstrichen und Napoleon war noch immer unschlssig, was er beginnen sollte. Enblich Anfang Oktober bot er den Frieden an, aber Alexanber hatte erklrt, er werbe auf keine Antrge hren, so lange noch ein Feind auf russischem Boben stehe. Da gab enblich Na-9^ Poleon den Befehl zum Rckzug, der am 15. Oktober angetreten wurde.
Jetzt kam die Schwche der groen Armee, die durch Angriffe, Krank-heit und Gefangenschaft schon viele Tausende verloren hatte, immermchr Zu Tage. Man zog denselben Weg wie auf dem Hinmarsch, durch eine ausgeraubte, verwstete Gegend, nirgends Lebensmittel und schtzende Huser. Dazu ging der Feind nun zum Angriff der und ein ungewhnlich harter und strenger Winter vollendete das Werk der Vernichtung. Menschen und Pferbe sanken von Hunger und Klte erschpft nieber, und wie mit einem Leichentuche bebeckte der Schnee die gefallenen Opfer. Immer grer wrbe die Anzahl der Zurckbleibenden, die rettungslos verloren waren. Geschtz und Gepck lie man im Stiche, um nur das Leben da-von zu bringen. Viele erfroren der Nacht an den erloschenen Feuern. Viele wurden von den Kosaken niedergemetzelt, ehe die erstarrten Hnde sich regen konnten. In Smolcnsk hoffte Napoleon den erschpften Truppen einige Rastlage gnnen zu drfen, allein die Feinde drohten ihm den Uebergang Leresina. der die Beresina^) abzuschneiden. Der Zug Hungriger, Zerlumpter und vor Klte Zitternber mute rastlos weiter. Am 27. November erreichte man den Flu, der den schnell zwei Brcken geschlagen wrben. Aber nun entstand ein frchterliches Gedrnge, denn der Feind war in der Nhe und feuerte mit Karttschen in die dichten Haufen. Jeder wollte der Erste sein, der sich rettete, so lange Rettung noch mglich war. Um schneller der die Brcke zu kom-men, stie man den Nachbar in's Wasser. Viele strzten nieber und wur-den von den Rdern der Wagen und Kanonen zermalmt, Anbere suchten auf treibenben Eisschollen das jenseitige Ufer zu erreichen und fanben den Tod in den Fluthen. Nachbem der Uebergang unter Kampf und Andrang bis zum Abend des 29. Novembers gedauert, wurden die Brcken, um den Feind am Nachrcken zu hindern, angezndet und Alle, die noch am andern Ufer waren, wurden dadurch abgeschnitten und geriethen in die Gefangenschaft der Russen. Gegen 30,000 Mann verloren die Franzosen bei diesem Uebergang. Am 5. Dezember 1812 verlie Napoleon den traurigen Nest der groen Armee, um nach Paris vorauszueilen, ein neues Heer zu bilden. Seitdem wich alle Zucht und Ordnung. Jeder dachte nur auf seine Rettung. Die wenigsten Reiter hatten noch Pferde; der die gefallenen Pferde strzten die Hungrigen her und verzehrten sie mit Gier. Fiel ein Soldat, so beraubte man ihn seiner Kleider, um damit Hnbe und Fe zu umwickeln. Am 14. Dezember berschritt man zum zweiten Mal den Niemen. Von den 500,000 kehrten
1) Beresina, sumpfiger Nebenflu des Dniepr; der Uebergangsort war West-lich von Smolenk, oberhalb Borrisiows.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Leresina Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Moskau Moskau Smolcnsk Paris
Der deutsche Krieg. 255
der Elbe und der Bistritz i) eingenommen habe. Sosort beschlo man,
Benedeck am nchsten Morgen (3. Juli) mit allen Krften anzugreifen und zwar mit der ersten Armee (unter Prinz Friedrich Karl) im Centrum, während die Elbarmee (unter Herwarth v. Bittenfeld) nach berschreitung der Bistritz ihm in die linke Seite und die vom Schlachtfelde am weitesten entfernte zweite Armee (unter dem Kronprinzen) ihm in die rechte Seite fallen sollten. E" ' -
Bis zum Eintreffen der 2. Armee, welches voraussichtlich nicht vor Mittag erfolgen konnte, unterhielten die 1. sowie die Elbarmee ein blu- ^ c*u^ tiges Gefecht gegen die furchtbare sterreichisch-schsische Artillerie, welche auf den hinter der Bistritz sich erhebenden Hhen gleichsam in mehreren Etagen aufgestellt war. Obschon dem Vordringen des Kronprinzen groe Hindernisse, namentlich veranlat durch den vom Regen aufgeweichten Lehmboden, sich entgegenstellten, gelang es ihm dennoch, mit der 2. Armee noch rechtzeitig einzutreffen und die 1. Armee aus ihrer sehr schwierigen Lage zu befreien. Die bisher hin und her schwankende Schlacht entschied sich nun bald zu Gunsten der Preußen, und nachdem diese Chlnm^), den Schlssel der ganzen sterreichischen Stellung, genommen, war die Schlacht gewonnen. Gegen 3*/2 Uhr Nachmittags ging der König, an der Spitze der Reserve-Kavallerie der 2. Armee, zur Verfolgung des Feindes vor, welche bis zum Einbruch der Dunkelheit fortgesetzt wurde.
3. Auf dem westlichen Kriegsschauplatze hatte nach der Schlacht bei Kampf im Langensalza (S. 253) unter der Zeit Vogel v. Falcke n st ein die eigenen Westen. Truppen, sowie die des General von Manteuffel zur sogenannten Main-armee vereinigt. Diese war gegen das Bnnd^sheer bestimmt, das, in zwei Heerkrper geschieden, theils (die Baiern) im nrdlichen Franken zwischen Rhn und Thringerwalt, theils (Wrtemberger, Badenser, Nassauer und Hessen) nordwrts von Frankfurt a. M. aufgestellt war. General Falcken-
J) Kniggrtz, Stadt und Festung an der Elbe. Nrdlich von Knig-grtz auf der 2 Meilen breiten Hochebene zwischen der Elbe und der Bistritz hatte Benedek seit dem 1. Juli seine Truppen vereinigt. Zu beiden Seiten der Bistritz und aus den ansteigenden Hhen liegen zahlreiche Drfer: im Sden Nechanitz,
westlich davon Pro blu S, weiter nordwrts Sadowa (nach welchem Dorfe die Schlacht auch benannt wird), auf dem hchsten Punkt der Hochebene Chlum. Zwi-schen Chlum und Sadowa stand das Centrum Benedeks, sdwestlich nach Nechanitz zu, der linke Flgel, dessen uerste Spitze die Sachsen bildeten, stlich von Chlum der rechte. Der Angriff geschah auf das Centrum durch die 1. Armee unter Prinz Friedrich Karl und wurde frh 8i/2 Uhr von der sterreichischen Artillerie auf die vorrckenden Preußen begonnen. Ununterbrochen wogte der Kampf bis gegen Mittag,
ohne da es dem preuischen Centrum gelang, gegen das sterreichische entscheidende Vortheile zu gewinnen. Der rechte preuische Flgel (Herwarlh) trat von Nechanitz aus 91/2 Uhr in den Kampf. Hier wie bei Problus, namentlich das lange, schwere Ringen mit den Sachsen und ebenfalls nur sehr langsames Vordringen der Preußen.
Da endlich 121/2 Uhr ist im entscheidenden Augenblick der Kronprinz von Nord-osten her gegen den rechten Flgel der Oesterreicher eingetroffen und nun gelingt es im Verein mit der 1. Armee das Centrum des Feindes bei Chlum zu durchbrechen. 3^/2 Uhr beginnt der Rckzug der Oesterreicher. Anfangs in leidlicher Ordnung,
bald aber in verworrener Flucht. Theils in Kniggrtz, theils in dem 2 Meilen sdlicher gelegenen Pardubitz sammelten sich die geschlagenen Heeresmassen. Am Tage von Kniggrtz standen sich gegenber 206,000 Mann Oesterreicher (darunter 22,000 Sachsen) und 220,000 Mann Preußen, also beinahe 1/2 Million Kmpfer.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen]]
TM Hauptwörter (200): [T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Karl) Friedrich Karl Herwarth_v Nassauer Benedek Friedrich_Karl Friedrich Karl Nechanitz
Friedrich der Groe. 205
Friedrich herbei, um all diesen Frevel zu Schot. Bei Zorndor^s >) kam Somborf e am 25. August zur Schlacht, und nicht eine Schlacht, cm schlachten 1758. war's tu nennen." Von 9 Uhr Vormittags bis 10 Uhr Abends wuthete der Kampf: 50,000 Russen gegen 30,000 Preußen. Friedrich wollte seinen grimmigen Feind vertilgen, der Schreckensruf: die Preußen geben fernen Pardon!" donnerte den Russen entgegen. Und wir auch nicht!" hallte es grlich aus den russischen Reihen wieder. Das preuische Geschtz streckte die Feinde reihenweise nieder, der General Seidlitz that nutjev nen Reitern Wunder der Tapferkeit; dennoch wichen die Russen nicht. Mit dem Bajonnet, mit dem Kolben strmten die Preußen gegen die feindlichen Glieder an, aber unbeweglich standen die Russen. Selbst die Verwunde-ten am Boden wtheten und mordeten noch unter einander. Man fand einen schwer verwundeten Russen, der der einem sterbenden Preußen lag und ihn mit den Zhnen zerfleischte. Erst die Dunkelheit der Nacht und die Er-schpsung beider Theile machten dem Gewrge ein Ende (19,000 Russen und 10,000 Preußen waren gefallen). Die Russen traten den Rckzug an.
Nach diesem blutigen Siege eilte Friedrich nach Sachsen, wohin Daun und die Reichstruppen sich gewendet hatten. Bei der Annherung des Knigs bezog der Marschall ein festes Lager; ihm gegenber, bei dem Dorfe Hochkirchi), lagerte sich der König. Seine Stellung war hchst unsicher und Hochkirch, der General K e ith sagte frei heraus: Wenn uns die Oesterreicher hier ruhig lassen, so verdienen sie gehngt zu werden!" Friedrich lchelte und sagte: Sie frchten sich vor uns mehr als vor dem Galgen!" Allein dies Mal hatte er sich in seinem Gegner geirrt. In der Nacht zum 14. Oktober verlieen die Oesterreicher in aller Stille ihr Lager und fingen an die Preußen zu umzingeln. Die Nacht war finster; es schlug fnf Uhr vom Thurme zu Hochkirch, als die Preußen durch die Kugeln ihres eigenen Geschtzes aus bent Schlafe geweckt wurden. Halb bekleidet strzten die Preußen mit den Waffen in der Hand aus den Zelten und leisteten Daun's Grenadieren den hartnckigsten Widerstand, bis sie vonlaudon's 2) Reitern im Rcken und in den Flanken angegriffen und reihenweise niedergehauen wurden. Das Blutbad war furchtbar; der General Keith wurde von zwei Karttschenkugeln durchbohrt, dem Prinzen Franz von Braunschweig durch eine Kanonenkugel der Kops weggerissen und Prinz Moritz von Dessau tdtlich verwundet. Durch das Dunkel der Nacht (nur das von den Oesterreichern angezndete Dorf er-hellte dieselbe) und, als der Tag anbrach, durch einen dichten Nebel wurde eine regelmige Verteidigung unmglich gemacht. Endlich drang die Sonne durch und schnell war die Ordnung des preuischen Heeres hergestellt, aber eine Seite desselben war auch schon von den Oesterreichern umgangen.
1) Zornd orf, Dorf, eine Meile nrdlich von Kstrin (S. 199, Anm.) Hochkirch, Dorf zwischen Bautzen und Lbau (Oberlausitz).
2) Laudon war in Livland geboren, in seinem 15, Jahre (1731) in russische Dienste getreten und hatte in mehreren Schlachten Proben seiner Tapferkeit und seines Mulhes abgelegt. Spter suchte er bei dem König von Preußen um eine Haupt-mannsstelle nach, wurde aber von Friedrich, dem sein Gesicht und rthliche Haar mifielen, abgewiesen. Nun trug er seine Dienste der Kaiserin Maria Theresia an und erhielt (1742) von ihr die nachgesuchte Hauptmannsstelle. Er schwang sich durch seine Verdienste bis zur Marschallwrde empor und gab dem Könige genug Veran-lassung zur Reue, ihm einst die Hauptmannsstelle verweigert zu haben.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich August Friedrich Friedrich Seidlitz Friedrich Friedrich Friedrich Keith Franz_von_Braunschweig Franz Moritz_von_Dessau Friedrich Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia
284
Treffen durch einen Reiterangriff eine bessere Wendung geben. Er setzte
sich selbst an die Spitze der nächsten Schwadronen und sprengte auf den
Feind ein. Seine leicht gerüsteten Schaaren waren aber den französischen
Kürassieren nicht gewachsen und wurden geworfen. Auf dem Rückzüge er-
hielt Blüchers Pferd einen tödtlichen Schuß, stürzte und schleuderte seinen
Reiter zu Boden. Nur der Major Nostitz war in dieser Gefahr um den
Heldengreis. Doch jagten die französischen Geschwader vorüber, ohne den
Feldmarschall zu bemerken; und als der Sturm sich wieder wendete und die
Franzosen zurückgeschlagen umkehrten, brauste der feindliche Zug nochmals
obne Schaden vorbei. Jetzt erst ward der Feldherr eiligst auf ein Dra-
gonerpferd gehoben und zu den Seinigen gerettet. Trotz des heftigen
Sturzes und einiger Verletzungen, blieb Blücher guten Muthes und heiterer
Laune. Als ihn der Arzt einreiben wollte, frug er, was es wäre? „Es
sind Spirituosa," erwiderte der Arzt. „So," sagte Blücher, „auswendig
hilft das Ding nichts," riß ihm das Glas aus der Hand und trank es aus.
Am folgenden Tage mußte Blücher im Bette liegen, dennoch versprach
er am 18. den Engländern zu Hülfe zu kommen. Als er sich am Mor-
gen des bezeichneten Tages erhob, wollte ihn der Arzt die wunden Glie-
der mit Salben einreiben. Er aber rief: „Ach was noch schmieren! Ob
ich heute balsamirt oder unbalsamirt in die andere Welt gehe, das wird
wohl auf eins herauskommen!" ließ sich ankleiden und setzte sich wohlge-
muth zu Pferde. Als er sah, wie stark es die Nacht geregnet, sprach er
in heiterer Ahnung: „Siehe da unsere Alliirten von der Katzbach." Blü-
cher trieb seine Truppen zu möglichster Eile an, aber der Zug ging wegen
des aufgeweichten Bodens und der angeschwollenen Bäche nur langsam von
Statten. Namentlich machte das Geschütz unsägliche Beschwerde. Schon
sprengten Boten heran und brachten Nachrichten von dem Gange der
Schlacht, von Napoleons übermächtigem Andränge und wie sehr die An-
kunft der Preußen ersehnt werde. Blücher, in heftiger Sorge, sein gege-
benes Wort nicht zu lösen, rief immer lauter und ungeduldiger sein Vor-
wärts. Als die im Schlamme watenden Krieger murmelten, es sei nicht
möglich, sprach er mit hinreißender Innigkeit: „Kinder, wir müssen vor-
wärts! Es heißet wohl, es geht nicht; aber es muß gehen, ich habe es
versprochen. Oder wollt ihr, daß ich wortbrüchig werden soll? Und es ging
auch. Punkt 6 Uhr rückte das erste preußische Corps in die Schlachtlinie.
Die Engländer hatten bis dahin einen überaus harten Stand gehabt.
Schon um 4 Uhr Nachmittags rief Wellington aus: Ich wollte, es wäre
Nacht oder Blücher käme!" Nun waren die Preußen da und verstärkten
die Zahl und den Muth der verbündeten Streiter. Gegen 7 Uhr ließ
Napoleon den letzten entscheidenden Angriff machen. Seine Garde stürmte
gerade auf das englische Centrum los, um es zu durchbrechen; sie wird
aber überflügelt, umzingelt und niedergehauen oder gefangen genommen * *).
Darnach kam ein panischer Schrecken über die Franzosen: ihre Reihen lö-
sen sich aus, werfen die Waffen weg und fliehen mit dem Rufe: „Rette
Der sprnchwürtlich gewordene Ausdruck Cambronne's: ,,Die Garde stirbt,
aber ergibt sich nicht!" ist wie so vieles aus den Napoleonischen Kriegen
erfunden. — Cambronne ergab sich vor der Fronte der jungen Garde ohne Weiteres
an den hannüverschen General Halkett.
*
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Extrahierte Personennamen: Blüchers Blücher Napoleons Napoleon
Schulformen (OPAC): Katholische Schule, Gehobene Schule
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): Jungen
Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
216 Xvi. Zeitraum. Von der Auflösung des deutschen rc.
4. Blücher,
genannt Marschall Vorwärts.
Blücher war von großer, schlanker Gestalt, von wohlgebildeten
starken Gliedern. Seine ganze Gesichts- überhaupt Kopfbildung ließ
einen bedeutenden Character erkennen. Sein ganzes Ansehen trug das
Gepräge eines Kriegshelden, eines gebietenden, wie eines vollstreckenden.
Muth und Kühnheit leuchteten aus seinem ganzen Wesen hervor. Seine
Unerschrockenheit in gefährlichen Lagen, seine Ausdauer im Unglück und
sein bei allen Schwierigkeiten wachsender Muth gründete sich auf das
Bewußtsein seiner körperlichen Kraft, die er in früheren Feldzügen im
Handgemenge oft geübt hatte. So war es bei ihm nach und nach zur
Ueberzeugung geworden, daß es keine militärische Verlegenheit gebe, aus
welcher man sich nicht am Ende durch einen Kampf, Mann gegen Mann,
herausziehen könne. Wenn die Truppen ihre Befehle hatten, so konnte
er die Ausführung kaum erwarten und alle Bewegungen schienen ihm zu
langsam.
Von seinem Gleichmuth in Gefechten, von seiner Todesverachtung
werden viele Züge erzählt. Im größten Kugelregen bei Ligny rauchte
er gelassen seine Pfeife, die er an der brennenden Lunte des nächsten
Kanoniers angezündet hatte. Seine Umgebungen hatten immer alle Mühe,
ihn von der persönlichen Theilnahme an einzelnen Angriffen zurückzu-
halten; besonders wenn ein Gefecht ungünstig ausfiel, dann wollte er zu-
letzt immer persönlich mit der Reiterei Alles wieder umlenken, und indem
er sagte: „Ich werde sie gleich mal anders fassen!" oder: „Na, ich will
schon machen, laßt mich nur erst unter sie kommen!" sah er sich eifrigst
nach der Reiterei um, rief die Anführer, denen er das Meiste zutraute,
herbei, und war oft kaum zu verhindern, einen seinen eigenen Truppen
verderblichen Anschlag auszuführen.
Aus dem Schlafe aufgerüttelt, um die Meldung zu vernehmen, daß
Napoleon eine neue, so unerwartete als kühne Bewegung ausführe, ant-
wortete Blücher gähnend: „Da kann er die schönste Schmiere kriegen!"
gab einige für den Fall nöthige Befehle und drehte sich gelassen auf die
andere Seite zum Weiterschlafen. Durch solche Art zu sein und die
Dinge zu nehmen hatte Blücher eine unwiderstehliche Wirkung auf das
Volk; der gemeine Mann war ihm überall, wo er sich zeigte, sogleich
zugethan; selbst in Frankreich hatte das Volk eine Art Vorliebe für ihn.
Ihm war insbesondere die Gabe eigen, mit den Soldaten umzugehen,
sie zu ermuntern, sie anzufeuern; mit dem Schlage weniger Worte, wie sie
der Augenblick ihm eingab, durchzuckte er die rohesten Gemüther. Einst
wollte er kurz vor einem Sturme feine Truppen anreden, da fiel ihm
ihr schmutziges Aussehen auf, und sogleich an diesen Eindruck seine Worte
anknüpfend, rief er in seiner Kraftsprache: „Kerls, ihr seht ja aus wie
die Schweine! Aber ihr habt die Franzosen geschlagen. Damit ist's
aber nicht genug. Ihr müßt sie heute wieder schlagen; denn sonst sind
wir Alle verloren!" Eine Anrede, welche von der größten Redekunst
nicht glücklicher ausgedacht und angeordnet werden konnte. Eben so glück-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Extrahierte Personennamen: Marschall_Vorwärts Napoleon
Schulformen (OPAC): Katholische Schule, Gehobene Schule
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): Jungen
Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
222 Xvi. Zeitraum. Von der Auflösung des deutschen rc.
tober dieses Jahres wurde von Oesterreich, Preußen, Rußland, Groß-
britannien und Schweden eine gemeinsame Verwaltungsbehörde, die so-
genannte Central-Eommission eingesetzt, welche besonders für gleichmäßige
Ordnung der Angelegenheiten der eroberten Länder und für Bildung
einer bedeutenden bewaffneten Macht Sorge tragen sollte. Stein, welcher
in keines Staates Diensten stand, leitete die Thätigkeit derselben in einer
für ganz Deutschland segensreichen Weise. Er begleitete mit den andern
Mitgliedern der Commission das Heer der Verbündeten nach Paris, und
wohnte im September 1814 den Versammlungen des Wiener Eongresses
einige Tage bei. Mit Betrübniß mußte er hier sehen, wie in den gemein-
samen deutschen Angelegenheiten Sonderinteressen hervortraten. Ohne
spezifisch preußische Färbung, vielmehr mit seinem patriotischen Geiste ganz
Deutschland umfassend, hielt er doch im allgemeinen deutschen Interesse
die würdige Herstellung des preußischen Staates für eine nothwendige
Forderung und mußte nun sehen, daß Preußens wohlerworbenen An-
sprüchen durchaus keine Rechnung getragen wurde. Er zog sich auf sein
Gut Kappenberg in Westphalen zurück und lebte seitdem als Privat-
mann dem Briefwechsel mit gesinnungstüchtigen Freunden und dem Studium
der vaterländischen Geschichte ergeben.
In seinem hohen Alter trat Stein noch einmal in das öffentliche
Leben zurück; doch konnte seine Wirksamkeit den völlig veränderten Ver-
hältnissen zufolge nur eiu schwacher Schatten seiner früheren staats-
männischen Thätigkeit sein. Nach der Einführung der Provinzialstände
in Preußen im Jahre 1823 wurde er Abgeordneter des westphälischen
Landtages und leitete die drei ersten Landtage als Marschall. Auf dem
dritten 1830 — 31 bewirkte er, daß die Bitte nin endliche Verwirklichung
der dem Volke versprochenen Verfassung in einer möglichst gemäßigten
Fassung dem Könige vorgetragen wurde. Ebenso leitete er auch die
evangelische Provinzial-Synode Westphalens. Ani 29. Juni 1831 starb
er nach kurzem Krankenlager am Schlagflusse.
Stein war stets bestrebt, Preußen zu heben, weil es ihm die poli-
tische Nothwendigkeit gebot, wenn Deutschland nicht geschwächt werden
sollte und sein Verdienst ist es, daß in das durch frühere Diplomatie
entgötterte Staatsleben eine sittliche Macht dadurch eingeführt ist, daß
der Staat auf der lebendigen Kraft des Volkes auserbaut wurde.
Dem Verdienste seine Krone!
6. Einzug des Aork'schen Corps am 17. März 1813 in
B erlin.
Der Einzug des Jork'schen Corps in Berlin gehört zu den beweg-
testen Volksfesten, welche die Hauptstadt des Königsreichs jemals sah.
Ganz Berlin strömt am 16. zum Grafen Wittgenstein, um die
Stunde zu erfahren, in der Jork mit seinem Corps in den Mauern
Berlins einrücken werde, weil Jedermann das Corps sehen will, das zur
Rettung des Vaterlandes so viel beigetragen. Vom frühen Morgen an
war am 17. März große Bewegung in den Straßen, durch welche der
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung]]
TM Hauptwörter (200): [T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung]]
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreich Schweden Deutschland Paris Wiener_Eongresses Deutschland Kappenberg Westphalens Deutschland Berlin Berlin Wittgenstein Berlins