Napoleon in Moskau; Rückzug.
174
«>C.g. Rußland, welches indcß in Verbindung mit England,
seit 1809 allein, gegen die Türken einen glücklichen Krieg ge-
führt (Kutusov's Sieg bei Rustschuk 1811, später 1812 der
Friede zu Bukarest), macht Napoleon Vorstellungen rc.
3) Napoleon's Kriege gegen Rußland und die
von ihm abfallenden Verbündeten, 1812—1815, bis
zum zweiten Pariser Frieden.
1812. Nach ungeheueren Rüstungen, selbst von Preussen und
Oesterreich sich Unterstützung erzwingend, überschreitet Napo-
leon im Juni den Niemen, verfolgt die weichenden Russen,
und zieht nach den mörderischen Gefechten bei Smolensk
und an der Moskwa in das verlassene Moskau (14. Spt.).
Der Brand Moskau's nöthigt ihn im strengsten Winter
zum jammervollsten Rückzug. Uebergang über die Bere-
sin a. Sammlung der französischen Trümmer an der Weichsel,
später in Magdeburg, während Napoleon nach Paris eilt.
Der preussische General Aork schließt mit Witgenstein einen
Vergleich (Neutralität), und der König Friedrich Wil-
helm Hi., der mit ruhiger Besonnenheit sein herbes Gesebick
ertragen, ruft von Breslau aus sein Volk zu den Waffen,
und verbindet sich mit Rußland.
1813. a) Von Preussens Waffenaufruf und Kriegs-
erklärung gegen Frankreich, bis zum Waffenstill-
stände, vom Februar bis Juni 1813.
Landwehr und Landsturm allgemein in Preussen (Scharn-
horst) mit dem hcldenmüthigsten Patriotismus rc. Die Ver-
bündeten (Tettenborn, Czernitscheff und Dörnberg) dringen
in das nördliche Deutschland; Witgenstein, Bülow und
Aork schlagen Eugen bei Möckern zurück; aber bei Groß-
und Klein-Görschen müssen sie (Blücher, Kleist rc.)
der Uebermacht Napoleon's, der indessen wieder herangezogen,
über die Elbe weichen (der König von Sachsen nach Dresden
zurück), und nach der blutigen Schlacht bei Bautzen oder
Wurschen ziehen sie sich nach Schlesien hin. — Hamburg
von Davoust besetzt. Waffenstillstand auf sechs Wochen.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleon Friedrich_Wil- Friedrich Preussens_Waffenaufruf Eugen Davoust
Extrahierte Ortsnamen: Moskau England Rustschuk Bukarest Preussen Oesterreich Smolensk Moskwa Moskau Magdeburg Paris Breslau Frankreich Preussen Czernitscheff Dörnberg Deutschland Witgenstein Bülow Sachsen Dresden Bautzen Hamburg
109
2. Der Krieg bis zur Schlacht bei Sedan.
a) Saarbrücken und Weissenburg. Wörth und Spicheren.
Kaiser Napoleon verliess, nachdem er die Kaiserin als Regentin
eingesetzt, mit seinem Sohne am 28. Juli Paris, um den Ober-
befehl über die französische Armee zu übernehmen, die sich
auf der Linie Beifort bis Thionville, etwa 210,000 M. zunächst,
sammelt; Verwirrung beim Aufmarsch; seine Proclamation von
Metz setzte voraus, dass der Krieg auf deutschem Boden
spielen werde. Planmässig innerhalb 10 Tagen vollendet das
deutsche Heer seinen Aufmarsch. Armee I, rechter Flügel,
Steinmetz (Koblenz), H, Centrum, Prinz Friedrich Carl (Mainz),
Ih. linker Flügel, (mit den süddeutschen Armeecorps), Kronprinz
von Preussen, Mannheim-Maxau: Oberbefehlshaber König Wil-
helm. Gewaltige Reserven. Küstenschutz (Vogel von Falken-
stein) gegen die übermächtige französische Flotte. Bismarck ver-
öffentlicht Aktenstücke über seitherige Versuche Frankreichs
zu Gebietserwerbungen auf Kosten Belgiens und Deutschlands.
'11 Nach kleinen Plänkeleien an der Grenze 2. Aug. der
erste Zusammenstoss: 3 französische Divisionen vom Corps
Frossard unter Napoleons Augen verdrängen 3 Compagnien
vom Regiment Hohenzollern-Füsiliere aus Saarbrücken. „Die
Truppen lagern in den eroberten Positionen.“ Am 3. Aug.
dagegen, dem Plane (Moltke) gemäss, beginnen die deutschen
Heere ihre Bewegungen. Am 4. bei Weissenburg erster Sieg
der Armee des Kronprinzen (Preussen, Baiern, Würtemberger^
Badener) über die vorgeschobene Division Douay vom rechten
Flügel; am 6. wird dieser rechte Flügel des französischen
Gesammtheeres unter Mac Mahon an der Sauer bei dem unter-
elsässischen Dorfe Wörth von der Armee des Kronprinzen in
blutiger Schlacht (10,000 M. Verlust auf deutscher Seite) total
geschlagen; 9000 französische Gefangene.
Am Abend desselben Tages Siegesnachricht vom rechten
Flügel her; Truppen der I. und Ii. Armee entreissen dem
Corps Frossard südlich von Saarbrücken die furchtbare Stel-
lung der spicherer Höhen unter schwersten Verlusten. Hier
die Ueberzahl auf französischer, bei Wörth auf deutscher
Seite.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Metz Friedrich_Carl_( Friedrich Bismarck Napoleons Moltke
Extrahierte Ortsnamen: Sedan Weissenburg Paris Thionville Koblenz Mainz Preussen Mannheim-Maxau Frankreichs Belgiens Deutschlands Weissenburg Preussen Baiern Mahon
97
bischofsheim (Würtemberger), Werbach (Badener), ab. Gers-
heim, Helmstedt, Kossbrunn (Baiern); die letzten Schüsse fallen
bei Würzburg. Am 21. August beginnt der Waffenstillstand auch
hier, der auf dem östlichen Kriegsschauplatz schon 10 Tage
früher begonnen hat. Hier hat Benedek sein Heer nach 01-
mütz gerettet, um es von da über Pressburg nach Wien zu
führen, wohin die österreichische Südarmee aus dem italienischen
Festungsviereck gezogen wird, unter Erzherzog Albrecht, welcher
den Oberbefehl über die gesammte Streitmacht übernimmt.
Preussischer Seits werden die Operationen trotz der Anwesenheit
des französischen Botschafters energisch fortgesetzt; um den
20. stehen sich von Pressburg bis Krems die Truppen zum
Kampf um die Donaulinie gegenüber: aber am 22. Juli
Mittags 12 Uhr Waffenstillstand, dessen Meldung ein siegreich-
fortschreitendes Gefecht bei Blumenau (Pressburg) unterbricht.
3. Zwischen Preussen und Oesterreich wird am 26. Juli
zu Nikolsburg der Präliminarfriede abgeschlossen. Am
23. August der definitive Friede in Prag', im August Frie-
densschlüsse zu Berlin zwischen Preussen und den einzelnen
kriegführenden deutschen Staaten; im Oktober Friedensschluss
zwischen Oesterreich und Italien: Abtretung von Venetien.
Die Bestimmungen und Folgen der Friedensschlüsse für Deutsch-
land sind: Oesterreich zahlt massige Kriegskostenentschädigung
scheidet aus dem politischen Verbände mit Deutschland aus,
überträgt seine Hechte an Schleswig-Holstein an Preussen und
erkennt die neue Gestaltung Deutschlands an. Diese Neu-
gestaltung Deutschlands hat folgende Momente:
a) Vereinigung von Schleswig-Holstein, Nassau, Hannover,
Kurhessen, Hessen-Homburg, Frankfurt mit Preussen.
b) Bildung eines ,,norddeutschen Bundesu auf Grund des
preussischen Bundesreformprojekts, dem auch Hessen-Darmstadt
für den nördlich vom Main gelegenen Theil des Grossherzog-
thums beitritt.
c) Baiern (und Hessen) treten kleine Gebietsstreifen ab,
alle (auch Baden) zahlen Kriegskostenentschädigung.
d) Die südlich vom Main gelegenen Staaten sind unab-
hängig, werden oder können eine besondere Verbindung unter-
einander beschliessen, und diese, wenn sie zu Stande kommt,
Jäger, Abriss der neuesten Geschichte. 7
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Extrahierte Ortsnamen: Werbach Helmstedt Baiern Würzburg Pressburg Wien Pressburg Blumenau Pressburg Preussen Oesterreich Nikolsburg Berlin Preussen Oesterreich Italien Venetien Oesterreich Deutschland Schleswig-Holstein Deutschlands Deutschlands Schleswig-Holstein Nassau Hannover Kurhessen Hessen-Homburg Frankfurt Preussen Hessen-Darmstadt Main Baiern Hessen Main
258
Dritte Periode der neueren Geschichte.
und sein An-
theil an dem
Siege bei
Waterloo
18.Juni1815.
„Es sind Spirituosa," erwiderte der Arzt. „So," sagte Blücher,
„auswendig hilft das Zeug nichts," riß ihm das Glas aus der Hand
und trank es aus.
Am folgenden Tage mußte Blücher das Bett hüten, versprach
aber großherzig genug am 18. den Engländern und ihren deutschen
Truppen zu Hülfe zu eilen. Und er hielt Wort. Am 18. früh, als
er aufstehen wollte, traf der Arzt Anstalten, die schmerzhaften Glieder
des greisen Feldmarschalls einzureiben. Aber Blücher ließ es nicht zu,
sondern sprach: „Ach, was noch schmieren! Ob ich heute Lalsamirt
oder unbalsamirt in die andere Welt komme, das wird wohl auf eins
herauskommen." Er setzte sich wohlgemuth zu Pferde, obgleich ihn
die Glieder heftig schmerzten. Als er sah, wie stark es regnete, scherzte
er: „Das sind unsre Alliirten an der Katzbach, da sparen wir dem
Könige viel Pulver!" Blücher beschleunigte den Marsch so viel als
möglich; aber es schien, als ob sich Alles verschworen hätte, um die
Preußen zurückzuhalten. Erst hemmte eine Feuersbrunst den Marsch,
dann der vom Regen aufgeweichte Boden, die angeschwollenen Bäche
und die schmalen Waldwege. Das Fußvolk und die Reiterei kamen
mit Mühe fort, allein das Geschütz machte unsägliche Beschwerde. Der
Zug rückte nur langsam vorwärts, und Blücher besorgte, er werde zu
spät eintreffen. Schon sprengten Offiziere herbei, brachten Nachricht
von der bedenklichen Lage der Engländer und Deutschen und baten
um schleunige Hülfe. Viele verzweifelten und sanken vor Mattigkeit
um. Aber Blücher war überall aufmunternd, bittend und rathend zu-
gegen, rief trotz seiner körperlichen Schmerzen sein Vorwärts und flehte
mit einer hinreißenden Innigkeit die ermüdeten Krieger an: „Kinder,
wir müssen vorwärts! Es heißet wohl, es geht nicht; aber es muß
gehen, ich habe es versprochen. Wollt ihr, daß ich wortbrüchig wer-
den soll?"
Schon aus weiter Ferne mußten die preußischen Kanonen donnern,
damit die Engländer und die braven deutschen Brüder neuen Muth
bekämen. Punkt 6 Uhr rückte das erste preußische Corps von Ziethen
in die Schlachtlinie. „Bravo," rief Blücher, „ich kenne meine Iung-
ens aus Schlesien, heute wollen wir uns die Franzosen von hinten
besehen."
Wellington hatte mit seinen Truppen einen harten Tag gehabt.
Mittags hatte Napoleon bei Belle Alliance oder Mont St. Jean (die
Engländer nannten die Schlacht nach dem rückwärts liegenden Dorfe
Waterloo) den Herzog von Wellington angegriffen; aber der stürmische
Muth der Franzosen scheiterte an der Kaltblütigkeit des Gegners.
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Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart. 231
„Soldaten! Ihr seid schlecht genährt, nackt und armselig mitten zwischen
unfruchtbaren Felsen. Ich will Euch in die fruchtbarsten Ebenen der
Welt führen. Reiche Provinzen, große Städte werden in Eure Gewalt
kommen; dort findet Ihr Ehre, Gold und Ruhe. Wird es Euch an
Muth oder Beharrlichkeit fehlen? Nein — darum vorwärts!"
Napoleons Plan, die Sardinier und Oestreicher zu trennen, die Tie Schlacht
Alpen zu umgehen und ganz Italien zu erobern, gelang rasch und 6el
glücklich."In 14 Tagen hatte er das sardiuische Heer in 4 Schlachten
besiegt und den König zum Frieden gezwungen, so daß er mit seiner
ganzen Macht gegen Oestreich sich wenden konnte. Bei Lodi begeg-
neten sich beide Heere. Eine Brücke über die Adda war von den
Oestreichern stark mit Kanonen versehen worden. Bonaparte gab Be-
fehl znm Sturme, und unter dem Rufe: „Vive In republi^ue" stürzten
3000 Grenadiere mit gefälltem Bajonette voran. Ein mörderisches
Feuer streckte sie reihenweise nieder; schon wichen sie zurück, als die
Generäle Berthier, Massena und Lannes sich an die Spitze stellten
und die Brücke sammt dem Geschütze nahmen. Die Schlacht war ent-^ert ihm die
schieden; Bonaparte rückte in Mailand ein und war Herr der Lom- Lombardei,
bardei. Die Herzöge von Parma und Modena, der Papst und der
König von Neapel baten um Frieden und Waffenstillstand. Ihr Gesuch
ward gegen Erlegung einer bedeutenden Kriegssteuer und gegen Aus-
lieferung kostbarer Kuustschätze, welche Bonaparte nach Paris schickte,
sofort bewilligt.
Um .das Vordringen der Franzosen zu hemmen, schickte Kaiser ^ersieg bei
Franz Ii. ein neues Heer unter General Wurmser nach Italien. Allein Arkclc hat
in mehreren Schlachten besiegt, mußte sich derselbe in das feste Mantua “°u"
werfen und hier unter argen Entbehrungen eine harte Belagerung aus- Folge-
halten. Zu seinem Entsätze rückte der kaiserliche General Alviuzi heran;
nach mehreren kleinen Gefechten kam es beim Dorfe Arkole zu einer
entscheidenden Schlacht (1796). Ueber den Fluß Alpon führte eine
Brücke, welche die östreichische Artillerie bestrich. Um ihren Besitz
ward drei Tage gestritten. Da ergriff im entscheidenden Augenblicke
Bonaparte selbst die Fahne und betrat die verhängnißvolle Brücke.
Die Franzosen wichen vor dem feindlichen Feuer und rissen den toll-
kühnen General gewaltsam mit sich fort, welcher im Gedränge von
der Brücke herab in den Sumpf stürzte. Unter dem Rufe: „Vor-
wärts, den General gerettet" stürmten sie zurück und hieben ihren
Führer aus den Feinden heraus. Im nämlichen Augenblicke schmet-
terten die Tronipeten einer französischen Colonne, welche den Fluß
weiter oben überschritten hatte und dem Feinde in den Rücken gefallen
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Oestreich Berthier Franz_Ii Franz
Von der ersten französischen Revolntion bis zur Gegenwart. 247
Wie Ludwig von Holland, so hatte auch Kaiser Alexander eiuge- Das Jahr
sehen, welchen unermeßlichen Schaden er durch die Handelssperre seinen 1812'
Unterthanen zufügte, und dieselbe abgeschafft. Dies nahm Napoleon
zum Vorwände, um Rußland zu bekriegen und zu demüthigen. Zu
diesem Kampfe bot er alle Kräfte auf, und nachdem die Rüstungen
vollendet waren, zog er Ende Juni 1810 mit 600,000 Mann über
den Niemen. Franzosen, Oestreicher, Preußen, Sachsen, Baiern,
Würtemberger, Badener, Westfalen und Hessen, Holländer, Italiener,
Polen, Spanier und Portugiesen mußten seinen Fahnen und Befehlen
folgen. Der Untergang Rußlands schien um so unvermeidlicher, da es
mit den Türken in einen Krieg verwickelt war.
Während die Russen sich tiefer vor dem andringenden Feind in Der russische
ihr Land zurückzogen, um ihn ins Verderben zu locken, rückte Napoleon endet
unaufhaltsam mit seiner Hauptmacht auf Moskau los. Die russischen hochstunglück-
Feldherrn Barclay de Tolly und Bagrathion zogen sich kämpfend zurück.
Nach einer zweitägigen mörderischen Schlacht bei Smolensk erstürmten
die Franzosen diese Stadt. Nun erhielt der alte General Kutusow,
welcher eben aus dem beendigten Türkenkrieg siegreich zurückgekehrt war,
den Oberbefehl über die Russen. Auch er zog sich zurück und brannte
hinter sich alle Städte und Dörfer nieder, um dem Feinde eine Wüste
zu überlassen. Am Flüßchen Moskwa, 30 Stunden von der alten
Czarenstadt, machte er endlich Halt. Am 7. Sept. wurde hier bei dem
Dorfe Borodino eine äußerst blutige Schlacht geliefert; 25,000 Mann
sielen auf jeder Seite. Die Russen traten den Rückzug an, zogen mit
zusammengerollten Fahnen und ohne Spiel durch die Hauptstadt und
nahmen den größten Theil der Einwohner unter der Leitung des
Gouverneurs Grasen Rostopschin mit sich..
Eine unheimliche Stille herrschte in der alten Czarenstadt, als Der Branv
sich Napoleon am 14. Sept. ihr näherte. Niemand erschien, um ihm Moskau,
die Schlüssel der Stadt zu überreichen, keine neugierige Menge drängte
sich heran, ihn zu sehen und anzustaunen. Als die Truppen in die
Stadt einzogen, herrschte Grabesstille in allen Straßen. Die Thüren
waren verriegelt, die Fenster geschlossen, die Gewölbe gesperrt. Napoleon
bezog den alten Czarenpalast, den Kreml. Aber alsbald brach Feuer
in verschiedenen Quartieren aus, welches der herbstliche Sturm rasch
über die ganze Stadt trug. Graf Rostopschin hatte alle Löschwerke
fortgeführt, überall brennbare Stoffe aufgehäuft und die Gefangenen
zu dem Zwecke entlassen. Vergeblich waren alle Versuche, den unge-
heuren Brand zu löschen, auch der Kreml ward ergriffen. Die fran-
zösischen Truppen mußten die Stadt verlassen und ein Lager vor der
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_von_Holland Ludwig Alexander_eiuge- Alexander Napoleon Napoleon Barclay Kutusow Napoleon Napoleon Rostopschin
Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart.
253
großes Dankfest, und Friedrich Wilhelm Hl. ernannte den ergrauten
Helden zum Feldmarschall und später (1814) zum Fürsten von der
Wahlstatt.
Auch nach Berlin hatte Napoleon eine Division beordert, welche Siege der
bei Großbeeren (23. August) von Bülow in die Flucht geschlagen wurde, ^ßbeerm
Diesen schickte der Kaiser auf die Nachricht von ihrer Niederlage den und Jüter-
Marschall Ney entgegen; er sollte gradeu Weges auf Berlin rücken und bd3t'
es erobern. Mit 80,000 Mann brach Ney aus, schlich sich durch
die Schweden und griff dann plötzlich am 6. Sept. die Preußen unter
Bülow und Tauenzien bei Dennewitz unweit Iüterbogk an. Die Preußen,
welche an Zahl viel geringer waren, hielten den Angriff der Ueber-
macht aus und errangen, bis die Schweden und Russen anlangten,
einen unzweifelhaften Sieg, welcher nun in eine vollständige Niederlage
Ney's überging.
Die Verbündeten bedrätlgten nun von allen Seiten mit eutschie- uebertrm
dener Ueberlegenheit die französische Armee. Der kühne Russe Czer-
nitscheff ritt mit seinen Kosaken sogar nach Cassel und kehrte, nach-
dem er den König Hieronymus verjagt hatte, im Fluge an die Elbe
zurück. Eben als Blücher diese überschritt, verließ Napoleon Dresden
und wandte sich mit seiner ganzen Streitmacht 200,000 Mann, in
die Ebene von Leipzig. Er hatte kurz zuvor die unerwartete Nachricht
erhalten, Baieru sei vom Rheinbünde zurück zu den Alliirten über-
getreten. Die Verbündeten folgten ihm mit 300,000 Mann. Am Die Volkes
16. Oktober begann bei Leipzig die große Völkerschlacht. Von 8 Uhr i(^*(g6et
Morgens donnerten über 1000 Kanonen gegen einander, daß die
Erde erdröhnte. Der Kampf schwankte lange unentschieden hin und
her. Auf dem linken Flügel scheiterten die Anstrengungen Schwarzen-
bergs an dem Ungestüm der Franzosen und Polen; Napoleon selbst
sprengte mitten im Feuer an seine Generäle heran und munterte sie
zur Ausdauer an. Um 3 Uhr Nachmittags hatten die Franzosen bei
den Dörfern Wachau und Guldengossen solche Fortschritte gemacht, daß
Napoleon schon Boten mit der Siegesnachricht nach Leipzig sandte und
alle Glocken läuten ließ. Allein auf vem rechten Flügel hatte der alte
Blücher die Franzosen durch den glänzenden Sieg seines Generals
Hork bei Möckern nach Leipzig zurückgeworfen. Der folgende Tag war
ein Sonntag; Napoleon benutzte denselben, um den Alliirten einen
Waffeustillstaud anzubieten. Sein Antrag ward sofort abgewiesen.
Am 18. entbrannte der Kampf aufs neue. Jetzt traten die Sachsen
und Würtemberger zu ihren deutschen Brüdern über, der Kronprinz
von Schweden langte mit der Nordarmee an und vereinigte sich mit
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon August Bülow Marschall_Ney König_Hieronymus Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Berlin Schweden Schweden Dresden Leipzig Rheinbünde Leipzig Polen Leipzig Leipzig Sachsen Schweden
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich_vorwärts Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrichs
Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart. 247
ältesten Sohne. Allein Napoleon erkannte diesen Akt nicht an, vereinigte Holland mit Frankreich und ernannte seinen Neffen zum Großherzog von Berg. Es dauerte aber nicht lange, so wurden auch der nordwestliche Theil von Deutschland, das ganze Großherzogthum Berg, ferner die Hansestädte mit Frankreich vereinigt. Die französische Herrschaft dehnte sich bis an die Ostsee aus. In den Jahren 181" und 1811 zählte Frankreich 140 Departements mit 42 Millionen Einwohnern.
Wie Ludwig von Holland, so hatte auch Kaiser Alexander ein- Das Jahr gesehen, welchen unermeßlichen Schaden er durch die Handelssperre seinen Unterthanen zufügte, und dieselbe abgeschafft. Dies nahm Napoleon zum Vorwande, um Rußland zu bekriegen und zu demüthigen. Zu diesem Kampfe bot er alle Kräfte auf, und nachdem die Rüstungen vollendet waren, zog er Ende Juni 1812 mit 600,000 Mann über den Niemen. Franzosen, Oesterreicher, Preußen, Sachsen, Baiern, Würt-temberger, Badener, Westsalen und Hessen, Holländer, Italiener, Polen,
Spanier und Portugiesen mußten seinen Fahnen und Befehlen folgen.
Der Untergang Rußlands schien um so unvermeidlicher, da es mit den Türken in einen Krieg verwickelt war.
Während die Russen vor dem andringenden Feinde tiefer in ihr Der russische Land zurückgingen, um ihn ins Verderben zu locken, rückte Napoleon enbetfür Na-unaushaltsam mit seiner Hauptmacht auf Moskau los. Die russischen poieon Feldherren Barclay de Tolly und Bagration zogen sich kämpfend zurück. 11 tä Nach einer zweitägigen mörderischen Schlacht bei Smolensk erstürmten die Franzosen die Stadt. Nun erhielt der alte General Kutusow, welcher eben aus dem beendigten Türkenkriege siegreich zurückgekehrt war, den Oberbefehl über die Russen. Auch er retirirte und brannte hinter sich alle Städte und Dörfer nieder, um dem Feinde eine Wüste zu überlassen. Am Flüßchen Moskwa, 30 Stunden von der alten Cza-renstadt, machte er endlich Halt. Am 7. Sept. wurde hier bei dem Dorfe Borodino eine äußerst blutige Schlacht geliefert; 25,000 Mann sielen auf jeder Seite. Die Russen traten den Rückzug an, zogen mit zusammengerollten Fahnen und ohne Spiel durch die Hauptstadt und nahmen den größten Theil der Einwohner unter der Leitung des Gouverneurs Grasen Rostopschin mit sich.
Eine unheimliche Stille herrschte in der alten Czarenstadt, als Der Brand sich Napoleon am 14. Sept. ihr näherte. Niemand erschien, um ihm1'11 "a-tau-die Schlüssel der Stadt zu überreichen, keine neugierige Menge drängte sich heran, ihn zu sehen und anzustaunen. Als die Truppen in die Stadt einzogen, herrschte Grabesstille in allen Straßen. Die Thüren
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Ludwig_von_Holland Ludwig Alexander Alexander Napoleon Napoleon Kutusow Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Holland Frankreich Deutschland Frankreich Frankreich Sachsen Baiern Hessen Polen Moskau Smolensk Moskwa Dorfe_Borodino
Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart. 253
zosen unter Macdonald rückten über das Flüßchen und begannen den Angriff. Blücher ließ sie ruhig übersetzen. Plötzlich rief er seinen Leuten zu: „Jetzt, Kinder, vorwärts! Nun habe ich genug Franzosen herüber." Mit lautem Hurrah stürzten die Preußen auf den Feind. Der
Regen schießt in Strömen herab, kein Gewehr geht los. Der alte
Blücher mit dem Säbel in der Faust, den Mantel um die Schultern, ist Allen voran und führt seine Reiter zum Einhauen. Die Franzosen fliehen und verlieren ungemein viel Leute; Maedonalds Armee war vernichtet und Schlesien frei. Auf die Kunde von Blüchers Sieg hielten die verbündeten Monarchen zu Töplitz ein großes Dankfest, und Friedrich Wilhelm Iii. ernannte den ergrauten Helden zum Feld-marfchall und später (1814) zum Fürsten von der Wahlstatt.
Auch nach Berlin hatte Napoleon eine Division beordert, welche Siege der
. . , bei
bei Großbeeren (23. August) von Bülow in die Flucht geschlagen wurde. @ro6beei;en
Da schickte der Kaiser auf die Nachricht von ihrer Niederlage den »nd Denne-
Marfchall Ney ab; er sollte geraden Weges auf Berlin rücken und es erobern. Mit 80,000 Mann brach derselbe auf, schlich sich durch die Schweden und griff dann plötzlich am 6. Sept. die Preußen unter Bülow und Tauenzien bei Dennewitz unweit Jüterbogk an. Die Preußen, welche an Zahl viel geringer waren, hielten den Angriff der Ueber-macht aus und errangen, bis die Schweden und Russen anlangten, einen unzweifelhaften Sieg, welcher nun in eine vollständige Niederlage Ney's überging.
Die Verbündeten bedrängten nun von allen Seiten mit entfchie- Ue6ertritt dener Überlegenheit die französische Armee. Der kühne Russe Czer- ®aietns f
,,.r K . . „r , * j- v den Alliirten.
mtfcheff ritt mit fernen Kosaken sogar nach Cassel und kehrte, nachdem er den König Hieronymus verjagt hatte, im Fluge an die Elbe zurück.
Eben als Blücher diese überschritt, verließ Napoleon Dresden und wandte sich mit seiner ganzen Streitmacht, 200,000 Mann, in die Ebene von Leipzig. Er hatte kurz zuvor die unerwartete Nachricht erhalten , Baiern sei vom Rheinbünde zurück zu den Alliirten übergetreten. Die Verbündeten folgten ihm mit 300,000 Mann. Am 16. Oktober begann bei Leipzig die große Völkerschlacht. Von 8 Uhr Leipzig. Morgens an donnerten über 1000 Kanonen gegen einander, daß die Erde erdröhnte. Der Kampf schwankte lange unentschieden hin und her. Auf dem linken Flügel scheiterten die Anstrengungen Schwarzenbergs an dem Ungestüm der Franzosen und Polen; Napoleon selbst sprengte mitten im Feuer an seine Generäle heran und feuerte sie zur Ausdauer an. Um 3 Uhr Nachmittags hatten die Franzosen bei den Dörfern Wachau und Güldengossa solche Fortschritte gemacht, daß
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Extrahierte Ortsnamen: Berlin Berlin Schweden Schweden Dresden Leipzig Baiern Rheinbünde Leipzig Leipzig Schwarzenbergs Polen