1877 -
Ruhrort
: Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
Autor: Schüler, C., Ricken, W. M.
Auflagennummer (WdK): 28
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
Geschlecht (WdK): koedukativ
199
von Rußland. Unter ihren Augen führten die braven Krieger das
große Werk aus. Ein Dorf nach dem andern wurde den Franzosen
genommen und dieselben immer näher an die Stadt Leipzig gedrängt.
Nuraden Mittelpunkt seiner ganzen Ordnung, das Dorf Probstheyda,
hielt Napoleon unerschütterlich fest. Ging dieses verloren, so war
keine Rettung mehr. Fünfmal erstürmten die Verbündeten dastelbe,
und eben so oft ging es verloren. Da befahlen die drei Monarchen,
hier den Kampf einzustellen, denn an den andern Orten des Schlacht-
feldes ;,war der Sieg bereits entschieden. Während der Schlacht gingen
auch die sächsischen und würtembergischen Krieger, die bisher in Napo-
leons Heere hatten fechten müsten, mit klingendem Spiele zu den
Verbündeten über.
Es war um 8 Uhr abends, da sprengte der Feldherr Schwar-
zenberg den Hügel hinan zu den drei Herrschern und meldete:
„Wir haben gesiegt, der Feind zieht fort." Die frommen Fürsten stei-
gen von ihren Rossen, knieen nieder und danken Gott in stillem Ge-
bete. Alle, die bei ihnen sind, thun ein Gleiches, und auf dem
Schlachtfelde erscholl: „Nun danket alle Gott!" Jener Hügel aber,
wo die drei verbündeten Fürsten hielten, heißt bis auf den heutigen
Tag der Dreimonarchenhügel.
4. Rückzug. Nach Mitternacht, als der Mond aufging, begann
der Rückzug des ganzen Heeres durch Leipzig. Hier war ein
Drängen und Treiben ohne Gleichen. Die Angst trieb jeden Franzosen
vorwärts. Und wohl mochten sie auch nun eilen, daß sie davon
kamen, denn die Russen saßen ihnen auf der Ferse. Kaum graute
der Tag, so stürmten die Preußen auf Leipzig los, drangen in die
Stadt und nahmen gefangen, was ihnen vorkam. Die Beute in der
Leipziger Schlacht bestand aus 400 Kanonen, 7 Adlern und 21
Fahnen, und gefangen wurden 30,000 Soldaten mit 23 Generalen.
Aber der ganze Verlust Napoleons an Soldaten betrug 80,000; doch
hatten auch die Verbündeten gegen 60,000 Mann eingebüßt. Mit
den Trümmern seines Heeres eilte Napoleon dem Rheine zu; seine
Kraft war gebrochen.
67. Blücher am Rhein.
Die Heere blieben am Rheine steh'n:
Soll man hinein nach Frankreich geh'u?
Man dachte hin und wieder nach,
Allein der alte Blücher sprach:
„Generalkarte her!
Nach Frankreich geh'n ist nicht so schwer.
Wo steht der Feind?" — „«Der Feind? — dahier!""
„Den Finger drauf! den schlagen wir!
Wo liegt Paris?" — „„Paris? — dahier!""
«Den Finger drauf! das nehmen wir!
Nun schlagt die Brücken über'n Rhein;
Ich denke, der Champagnerwein
Wird, wo er wächst, am besten sein!"
Kopisch.
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Extrahierte Ortsnamen: Leipzig Dorf_Probstheyda Leipzig Leipzig Rheine Rhein Rheine Frankreich Frankreich Paris Rhein
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Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
Geschlecht (WdK): koedukativ
208
gemeinsam entgegentreten. Schwieriger war die Lage der Armee des Kronprinzen.
Sie war über 14 Meilen von der ersten Armee entfernt und somit der Gefahr
ausgesetzt, von den übrigen Heerhaufen abgeschnitten zu werden.
Der Oberbefehlshaber der Oestreicher, Benedek, bot alles auf, um die
Vereinigung der preußischen Heere zu verhindern. Mit großer Macht warf er
sich daher besonders der Armee des Kronprinzen entgegen. Gleich bei ihrem
Einzuge hatte diese schon am 27. Juni ein blutiges Gefecht bei Wachod zu
bestehen, das unter der Führung des Kronprinzen zu einem herrlichen Siege
sich gestaltete. Der 70jährige wüthige General v. Steinmetz, der „Löwe",
wie seine Soldaten ihn nennen, zeichnete sich dabei besonders aus. Schon am
folgenden Tage (28.) folgte diesem Siege der Preußen ein zweiter bei Skakih.
Mit großer Uebermacht griffen die Oestreicher an, aber sie erlitten hier eine
noch größere Niederlage als bei Nachod. Vertrauen und Begeisterung erfüllte
nun die Sieger. Daher konnte Steinmetz, der wieder der Held des Tages war.
an den König schreiben: „Meine Truppen sind nach zwei Schlachten noch voller
Muth und Freudigkeit. Sie brechen in lauten Jubel aus."
Eine andere Abtheilung der kronprinzlichen Armee hatte um dieselbe Zeit
ein blutiges Gefecht bei Hrautenau zu bestehen. Am 27. wurden dort zwar die
Preußen von der Uebermacht der Oestreicher zurückgedrängt, aber am nächsten Tage
wurde diese kleine Schlappe durch einen glänzenden Sieg gerächt. Das Garde-
Eorps, welches am 27. noch einen ganzen Tagesmarsch zurück war, wurde in
der Nacht auf den 28. herangezogen. Es mußte ein sehr schwieriger Marsch
durch das Gebirge zurückgelegt werden, aber um 5 Uhr morgens stand die
Garde schon kampfbereit in der Nähe von Trautenau den Kaiserlichen gegenüber.
Ein hitziges Gefecht entspann sich, das mit der völligen Niederlage der Oest-
reicher endete, und wobei dieselben große Verluste erlitten.
General Elam-Gallas sollte die Vereinigung der ersten mit der Elbarmee
verhindern. Die Gefechte bei I'odok (1. Armee) am 26., Künerwasser (Elb-
armee) am 27. und Wünchengrätz am 28. Juni (1. und Elbarmee) waren
aber so glücklich für die Preußen, daß jener sich zurückziehen mußte. Prinz
Friedrich Karl konnte sich nun mit Herwarth vereinigen. Beide suchten nun
die Verbindung mit der sich nähernden Armee des Kronprinzen herzustellen.
Solches wollten aber die Oestreicher verhindern. Bei Gitschin (1. Armee),
dem Begräbnißorte Wallenstein's, hatte Clam-Gallas eine sehr feste Stellung
eingenommen. Am 29. folgte hier ein äußerst blutiger Kampf, der von 4 Uhr
nachmittags bis gegen Mitternacht dauerte. So tapfer auch die Oestreicher und
Sachsen sich vertheidigten, sie konnten gegen das ungestüme Vordringen der
Preußen doch nicht Stand halten. Gitschin wurde genommen, und die Feinde
mußten die Flucht ergreifen. Das war ein Ehrentag für die Preußen. Zwar
hatte er ihnen große Verluste an Todten und Verwundeten gebracht, aber die
Verluste ihrer Gegner waren noch bedeutend größer. Das wichtigste Ergebniß
dieses Sieges war aber, daß nun die drei preußischen Armeen alle sich vereinigten
und dem Benedek die Entscheidungsschlacht anbieten konnten.
76. Die Schlacht bei Königgriitz. (3. Juli.)
Auf die Nachricht von dem glücklichen Beginne und Fortgange
des Feldzuges in Böhmen hatte sich der König zur Armee begeben,
um in dem bevorstehenden Entscheidungskampfe selbst den Oberbefehl
über das ganze Heer zu übernehmen. Am 2. Juli kam der König
in Gitschin an. Von dem Augenblicke der Ankunft an bis zum späten
Abend hatte er buchstäblich nicht einen Augenblick Ruhe. Von allen ,
Seiten wurde er in Anspruch genommen. Als er sich müde und ab- ?
gespannt eben zur Ruhe begeben will, erscheint gegen 11 Uhr ein vom
Prinzen Friedrich Karl abgesandter General mit gar wichtigen Mel- !
J
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Extrahierte Personennamen: Benedek Friedrich_Karl Friedrich Karl Herwarth Benedek Friedrich_Karl Friedrich Karl
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209
düngen. Der Prinz hat am Nachmittage zwei Offiziere ausgesandt,
die die Stellung des östreichischen Heeres in möglichster Nähe erforschen
sollen. Diese haben die Nachricht mitgebracht, daß es nach den Be-
wegungen des Feindes scheine, als wenn derselbe einen Angriff beab-
sichtige. Als diese Meldung eintrifft, wird sofort General von Moltke
zum Könige berufen. Gegen Mitternacht begann der neue Kriegsrath,
und um 2 Uhr früh waren bereits die nöthigen Befehle zum Kron-
prinzen, welcher 5 Meilen, und zum General Herwarth, welcher 3
Meilen entfernt war, für den gewaltigen Kampf am kommenden Tage
abgesendet. Dem Könige blieb nur die Zeit von 2 bis halb 5 Uhr
zur Ruhe. Punkt 5 Uhr erfolgte die Abfahrt von Gitschin. Die
Fahrt bis zum Dorfe Dub wurde in 2^ Stunden zurückgelegt. Hier
stieg der König sofort zu Pferde und blieb bis abends 8 Uhr, über
12 Stunden, unter der ungeheuren Aufregung des Tages im Sattel.
Wahrlich ein 70jähriger Greis mit dem Feuer eines Jünglings!
Benedek hatte sich einen Kampfplatz ausgesucht, wie er nicht besser
sein konnte. Im Westen der beiden Festungen Josephstadt und König-
grätz hatten die Oestreicher eine feste Stellung eingenommen und fick
gut verschanzt. Ein Nebenflüßchen der Elbe, die Bistritz, bildete für
die Preußen nicht geringe Hindernisse, da die sumpfigen Ufer dieses
Flüßchens den Uebergang sehr beschwerlich machten. Das Land zwischen
Elbe und Bistritz ist mit kleinen Dörfern förmlich übersäet und bildet
einzelne nicht unbedeutende Hügelgruppen, die die Oestreicher mit zahl-
reichen Geschützen besetzt hatten. Da war's nun für die Preußen keine
leichte Aufgabe, sie hier anzugreifen und zu besiegen.
Um 1/28 Uhr begann der Kampf. Etwa eine halbe Stunde
nachher erschien der König auf dem Schlachtfelde und übernahm sofort
den Oberbefehl. Der preußische Schlachtplan, den General Moltke
mit dem Könige noch in der Nacht entworfen hatte, bestand darin:
Prinz Friedrich Karl im Centrum*) sollte mit seiner Armee den Feind
diesseit der Elbe festhalten, bis die entfernter stehenden beiden andern
Armeen herbeieilen und ihn in beiden Seiten umfassen konnten. Nach
4 Uhr morgens begannen sämmtliche Heerestheile der ersten Armee
und des Generals Herwarth vorzurücken. Die Luft war trübe und
nebelig, der Regen fiel andauernd, und der Wind blies kalt. Die
meisten Soldaten hatten wenig Ruhe gehabt, viele waren nüchtern
ausmarschirt, aber dennoch marschirten sie riistig die vom Regen durch-
weichten Feldwege einher und achteten nicht der Beschwerden, mit denen
sie zu kämpfen hatten. Anfangs nahm blos die Armee des Prinzen
Friedrich Karl Theil am Gefechte. Nach zwei Stunden erschien aber
auch die Elbarmee unter Herwarth von Bittenfeld. Nun entbrannte
der Kampf von allen Seiten. Mit erstaunlicher Tapferkeit, Ausdauer
und Gewandtheit kämpften die preußischen Trirppen. Mit der größten
Todesverachtung warfen sie sich in's Gefecht und achteten nicht auf
*) Centrum — Mittelpunkt.
Lesebuch für Volksschulen.
14
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Extrahierte Personennamen: Moltke Herwarth Benedek Moltke Friedrich_Karl Friedrich Karl Herwarth Friedrich_Karl_Theil Friedrich Karl Herwarth_von_Bittenfeld
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den heftigen Kugelregen und die überall Verderben drohenden Granaten
und Kartätschen der Oestreicher.
Gegen Mittag schien die Schlacht auf allen Punkten des weiten
Feldes zum Stehen gekommen zu sein. Unsere ganze Linie konnte
keinen Boden mehr gewinnen, mußte vielmehr hart kämpfen, um den
gewonnenen zu behaupten. Aber weiter wollten die Preußen vor der
Hand auch nichts. Mit Sehnsucht sahen sie jedoch der Ankunft des
Kronprinzen entgegen. Die Ferngläser waren ängstlich nach der Linken
gerichtet; aber da der Tag naß war, so verkündete kein aufwirbelnder
Staub in der Ferne den Marsch, und nichts deutete das Vorgehen der
zweiten Armee gegen die Rechte des Feindes an. Der König selbst
blickte fortwährend durch sein Glas, aber vergebens in die regengraue
Ferne. Adjutanten wurden ausgesandt, Erkundigungen einzuziehen,
aber sie kamen nicht zurück, ein Beweis, daß sie zu weit hatten reiten
müssen, ehe sie anmarschirenden Truppen begegneten.
Um diese Zeit war es ungefähr, als der König seine Umgebung
fragte, ob niemand etwas zu essen oder zu trinken habe. Seit halb
5 Uhr hatte er nichts zu sich genommen. Die Wagen, in denen für
alles gesorgt war, standen wohl schon eine Meile zurück. Zu einem
Dahinsenden war keine Zeit. Einer der Adjutanten ftagte überall und
brachte endlich von einem Reitknechte einen Schluck Wein, von einem
Soldaten ein Stück Wurst und ein Stück Commißbrot. Das war bis
spät abends die einzige Speise, die der König zu sich nahm.
Die Besorgnisse wegen einer verspäteten Ankunft des Kronprinzen
waren aber grundlos. Schon um 1 Uhr war er mit zwei Armee-
Corps auf dem Schlachtfelde eingetroffen und sofort zum Angriff ge-
schritten; aber bei der ersten Armee konnte man davon nichts sehen,
weil die Höhen dieses verhinderten. Gegen 2 Uhr erkannte man in
der Umgebung des Königs, daß die Truppen des Kronprinzen auf
unserm äußersten linken Flügel eingetroffen waren. Von diesem Augen-
blicke an war das Gefühl in aller Brust, daß jetzt der Sieg nicht
fehlen könne. Mit der Armee des Kronprinzen griffen nun mit neuem
Muthe auch die beiden andern Heerestheile überall wieder an, und
um halb vier Uhr war der Sieg entschieden. Die Oestreicher und die
mit ihnen verbündeten Sachsen ioendeten sich schleunig zur Flucht.
Die Verfolgung und einzelne Gefechte dauerten aber bis gegen 8 Uhr
abends fort. 170 Kanonen, 11 Fahnen und gegen 18,000 Gefangene
fielen in die Hände der Sieger. Der Gesammtverlust der Oestreicher
betrug 40,000 Mann, während die Preußen nur 10,000 Mann ver-
loren. Eine solche Niederlage hatte die östreichische Armee bisher noch
nie erlitten. Noch in den nächsten Tagen war es ihr nicht möglich,
die Ordnung herzustellen. Stehengebliebene Geschütze und Wagen,
weggeworfene Tornister und Säbel, vor allem die große Zahl der ein-
gebrachten Gefangenen zeugten von vollständiger Auflösung der Armee.
Benedek, der seinen Soldaten Erholung und Rast in Preußen ver-
heißen hatte, war für sein prahlerisches Benehmen arg gedemüthigt worden.
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TM Hauptwörter (200): [T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
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die Schlacht. Gegen Mittag begann der Kampf, der bald auf allen
Punkten gleich heftig entbrannte. Ganz besonders hart war der Kampf
bei dem von den Franzosen befestigten Dorfe St. Privat (Säng-
Priwa), welches von den preußischen Garden und von sächsischen Trup-
pen gestürmt wurde. Die Sachsen verloren hier allein 2000 und die
preußischen Garden etwa 7000 Todte und Verwundete. Sehr heiß
wurde auch um die Höhen bei Gravelotte gekämpft. In stetem
Schwanken neigt sich hier der Sieg bald auf die Seite der Franzosen,
bald auf die Seite der Unsern. Der Tag neigt sich, und noch sind
die Höhen nicht in unsern Händen. Die zur Armee des Generals
v. Steinmetz gehörigen pommerschen Regimenter werden schon lange
sehnlichst erwartet und sind noch immer nicht zur Stelle. Endlich
gegen 7 Uhr kündet der Donner ihrer Geschütze an, daß sie in die
Schlachtlinie einrücken. Jetzt sind alle Anstrengungen der Franzosen
vergebens. Als die Nacht hereinbrach, war der Sieg errungen. Der
König telegraphirte noch abends an die Königin: „Die französische
Armee ist in sehr starker Stellung westlich von Metz heute
unter meiner Führung angegriffen, in neunstündiger Schlacht
vollständig geschlagen, von ihren Verbindungen mit Paris
abgeschnitten und gegen Metz zurückgeworfen worden."
84. Prinz Friedrich Karl.
(Mel.: Prinz Eugen rc )
1. Friedrich Karl, der kühne Degen,
Sprengt mit Macht dem Feind ent-
gegen,
Ohne Furcht ob der Gefahr!
„Vorwärts," ruft er, „vorwärts, Jun-
gen!" —
Kaum gesprochen, ist gelungen
Schon die That. — Hurrahl Husar!
2. Friedrich Karl, der munt're Jäger,
Sprengt mit seinem guten Schläger
In der Faust voran der Schaar!
Und die Seinen folgen alle,
Hurrah rufend, daß es schalle
In den Feind. — Hurrah! Husar!
3-Friedrich Karl, der edle Reiter,
Sprengt mit Siegesbotschaft heiter
Zu dem Held im Silberhaar:
„Majestät, es ist gelungen;
Wieder haben meine Jungen
Einen Sieg!" — Hurrah! Husar!
4. Friedrich Karl, du Mann von
Worte,
Wenig sprichst Du, doch am Orte
Machst das Wenige Du wahr!
Mit Dir kämpft auf Tod und Leben
Deine Schaar ohn' Furcht und Beben,
Doch mit Gott! — Hurrahl Husar!
E. W.
85. Die Rosse von Gravelotte.
Heiß war der Tag und blutig die Schlacht,
Kühl wird der Abend und ruhig die Nacht.
Droben vom Waldsaum nieder in's Thal
Dreimal schmettert Trompetenstgnal;
Ladet so laut und schmettert so hell.
Ruft die Dragoner zurück zum Appell.
Truppweis, in Rotten, zu Dreien und Zwei'«,
Stellen die tapferen Reiter sich ein.
Aber nicht alle kehren zurück,
Mancher liegt da mit gebrochenem Blick.
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Extrahierte Personennamen: Metz Friedrich Eugen Eugen Friedrich_Karl Friedrich Karl Friedrich_Karl Friedrich Karl Karl Karl Friedrich_Karl Friedrich Karl
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Auflösung in die Festung Sedan warf. Sie wurde eingeschlossen,
und Napoleon selbst saß mit in dieser Falle. In dieser Bedrängniß
schrieb Napoleon an den König Wilhelm: „Nachdem ich vergebens
an der Spitze meiner Armee den Tod gesucht, lege ich meinen Degen
zu den Füßen Eurer Majestät nieder." Diesen Brief sandte er an
den König in's Feldlager und gab damit zu erkennen, daß er sich und
seine Armee auf Gnade und Ungnade ergeben wolle. Moltke und
Bismarck traten nun in Unterhandlung mit dem französischen General
v. Wimpsen wegen der Uebergabe der Festung und des Heeres. Am
folgenden Tage, am 2. September, wurde die Kapitulation abgeschlossen.
Die ganze französische Armee wurde kriegsgefangen nach Deutschland
geführt. 83,000 Mann, darunter 4000 Offiziere und 50 Generale,
geriethen am 2. September in die Hände der Unsern, außer den
25,000, die in der Schlacht am vorhergehenden Tage zu Gefangenen
gemacht worden waren. Dazu wurden 400 Feldgeschütze, 150 Festungs-
geschütze und 10,000 Pferde erbeutet.
Unbeschreiblich war der Jubel in ganz Deutschland bei der Nach-
richt: Der Kaiser ist gefangen! Jede Stadt, jedes Dorf prangte im
Fahnenschmuck. Bon Ort zu Ort tönte Glockengeläute herüber, in
das sich lebhafter Kanonendonner mischte. Fast überall wurde die Ar-
beit eingestellt; nur das eine Gefühl bewegte eines jeden Brust: Es
ist Großes geschehen!
Begleitet von einigen Generalen verließ Napoleon am 2. Sep-
tember zu Wagen schon 5 Uhr morgens die Stadt Sedan und ließ
den Grafen Bismarck durch einen Adjutanten um eine Unterredung
bitten. Unterwegs vor einem leerstehenden Häuschen, das einem Weber
gehörte, stieg er aus und setzte sich auf eine Bank. So fand ihn der
Graf, der ihm entgegengeritten war. Nach einer kurzen Unterredung
bestieg der Kaiser den Wagen, und der Reichskanzler Bismarck begleitete
ihn mit einer Ehrenwache nach dem Schlößchen Bellevue (spr. Bählwü).
Hier hatte auch Napoleon am Nachmittage desselben Tages eine kurze
Zusammenkunft mit dem König Wilhelm, den er durch Bismarck hatte
um eine Unterredung bitten lassen. Darüber hat der König an die
Königin Augusta Folgendes berichtet:
„Welch' ein ergreifender Augenblick, die Begegnung
mit Napoleon! Er war gebeugt, aber würdig in seiner
Haltung und ergeben. Ich habe ihm Wilhelmshöhe bei
Kassel zum Aufenthalte gegeben. Unsere Begegnung
fand in einem kleinen Schlößchen, westlich von Sedan,
statt. Von dort beritt ich die Armee um Sedan. Den
Empfang von den Truppen kannst Du dir denken. Un-
beschreiblich! Beim Einbrechen der Dunkelheit, 1/2 8 Uhr,
hatte ich den 5stündigen Ritt beendigt, kehrte aber erst
um 1 Uhr hierher zurück. Gott helfe weiter!"
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TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
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Extrahierte Ortsnamen: Sedan Deutschland Deutschland Sedan Bellevue Kassel Sedan Sedan
1877 -
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vember war die furchtbare Schlacht. Während Friedrich von einer Seite
angriff, sollte Ziethen von der andern vordringen. Beide wurden aber
durch Sümpfe, Gräben und Wälder aufgehalten. Massenweise werden die
Preussen niedergeschmettert, mehrere Male werden sie zurückgeworfen;
aber immer erneuern sie den Angriff mit der grössten Tapferkeit. Der
König selbst wird verwundet. Endlich kommt die Nacht; aber noch ist
die Schlacht nicht entschieden. Am andern Tage will der König mit
gefälltem Bajonett den Kampf erneuern. Während der Nacht sass er
sorgenvoll in der Kirche des nahen Dorfes E1 s n i g auf den Stufen des
Altars und schrieb beim schwachen Scheine einer Lampe Befehle für den
folgenden Tag. Auf dem Schlachtfelde ging es verworren durcheinander.
Hier wird ein Trupp Oestreieher von den Preussen gefangen genommen,
dort geht es einer Abtheilung Preussen nicht besser. Endlich brennen
im Torgauer Walde zahlreiche Feuer. Oestreieher und Preussen sammeln
sich um dieselben, und da niemand weiss, wer Sieger ist, kommen sie
mit einander überein, sich am Morgen dem zu übergeben, der gesiegt
habe. Friedrich reitet schon in der ersten Morgendämmerung zum
Dorfe hinaus, um zu erfahren, wie es um Ziethen stehe. Da plötzlich
kommt dieser mit einigen Husaren herangesprengt und ruft ihm zu:
„Ew. Majestät, der Feind ist geschlagen; er zieht sich zurücki“ Beide
stürzen zugleich von dem Pferde; der König liegt in Ziethen’s Armen.
Der alte Feldherr weint, wie ein Kind, laut auf und kann kein Wort
weiter hervorbringen. Dann sprengt er zu den Kriegern und ruft:
„Burschen! unser König hat die Schlacht gewonnen; der Feind ist völlig
geschlagen. Es lebe unser grosser König 1“ Alle stimmten jubelnd ein:
„Es lebe unser grosser König! Aber unser Vater Ziethen, unser Husa-
ienkönig, auch I" Ziethen hatte nämlich des Abends 10 Uhr die Anhöhen
endlich erstürmt, und der Feind hatte sich während der Nacht über die
Elbe zurückgezogen.
50* Die letzten Jahre des Krieges.
Ungeachtet dieser Siege blieb Friedrichs Lage doch sehr bedenklich, denn
die russischen und östreichischen Hauptheere waren in Schlesien vereinigt und
machten 130,000 Mann aus, und Friedrich konnte ihnen nur noch 50.000 ent-
gegenstellen. Gegen eine solche Uebermacht hätte er doch zuletzt unterliegen
müssen, wenn die Anführer beider Heere einig gewesen wären. Ihre Eifersucht
rettete ihn auch diesmal; sie trennten sich wieder, und die Russen zogen sich
zurück. Leider fiel ihnen aber gegen Ende des Jahres 1761 die Festung Kol-
berg in die Hände, und die Oestreicher hatten halb Schlesien in Besitz. Da. in
der größten Noth, war Gott am nächsten. Im Januar 1762 starb die russische
Kaiserin Elisabeth, und ihr Nachfolger Peter Iii., welcher schon lange
Friedrichs Freund war, bestieg den Thron. Sogleich ließ er alle preußischen
Gefangenen ohne Lösegeld frei, schloß Frieden und schickte dem Könige sogar
20,000 Russen zur Hülfe. Auch die Schweden machten bald Frieden. Der russi-
sche Kaiser Peter wurde zwar schon nach 6 Monaten ermordet, aber seine Nach-
folgerin, die Kaiserin Katharina, hielt den Frieden aufrecht, obgleich sie die
russischen Hülfstruppen wieder zurückrief. So waren nur noch Oestreich, Frank»
reich und das deutsche Reich in den Waffen. Aber auch diese waren des Krie-
ges müde; und nachdem England und Frankreich in Paris Frieden geschlossen
hatten, kam am 15. Februar 1763 zu Kuöertsöurg, einem sächsischen Jagd-
schlösse, auch der Friede zwischen Preußen. Oestreich und Sachsen zu Stande.
Friedrich behielt Schlesien; nicht einen Fußbreit Landes verlor er. Zwar hatte
dieser Krieg gegen 125 Millionen Thaler und das Leben von 180,000 tapfern
Kriegern gekostet, aber Friedrichs Thaten hatten Preußen auch ein solches An-
sehen verschafft, daß es von nun an zu den Hauptmächten Europas gerechnet
wurde.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrich Friedrich Elisabeth Peter_Iii Friedrichs Friedrichs Peter Katharina Oestreich Friedrich Friedrich Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Schweden England Frankreich Paris Sachsen Europas
1877 -
Ruhrort
: Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
Autor: Schüler, C., Ricken, W. M.
Auflagennummer (WdK): 28
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
Geschlecht (WdK): koedukativ
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In dumpfer Verzweiflung soll er ausgerufen haben: „Ich habe alles
verloren, nur leider mein Leben nicht."
Das war der glorreiche Tag von Königgrätz! Die Sieger lagerten
auf der Wahlstatt zwischen den Todten und Verwundeten. Als unser
König des Abends auf dem Schlachtfelde umherritt, wurde er mit
unendlichem Jubel von seinen Tapfern begrüßt. Rührend war sein
Zusammentreffen mit dem Kronprinzen, der zur rechten Stunde seine
Truppen herbeigeführt hatte. Der Vater drückte den tapfern Sohn an
seine Brust und schmückte ihn eigenhändig mit dem höchsten militärischen
Ehrenzeichen, dem Orden pour le mérite*). In der Schlacht hatte der
Heldengreis sich oft der größten Gefahr ausgesetzt. Als einmal die
Granaten dicht in seiner Nähe einschlugen und der Minister Bismarck
ihn auf die Gefahr aufmerksam machte, antwortete er: „Ich weiß es
wohl, kann aber doch nicht davon reiten, wenn die brave Armee im
Feuer steht!"
1. Der Kampf bei Langensalza. Eben so herrliche Siege, wie in
Böhmen, wurden auch im Westen errungen. Nach dem Einzuge der Preußen
in Hannover zog^ König Georg mit seiner 20,000 Mann starken Armee und 56
Geschützen nach Süden, um sich dort mit den Barern zu vereinigen. Die Preußen
aber kamen ihnen in Eilmärschen zuvor und verlegten ihnen den Weg. Am 27.
Juni, au demselben Tage, wo die Preußen die siegreichen Kämpfe bei Trau-
tenau, Nachod und Hünerwasser hatten, kam es bei Langensalza, unweit Erfurt,
zu einem blutigen Gefecht. Die 9000 Preußen mit nur 16 Geschützen trieben
die Hannoveraner nach heftigem Gefechte aus Langensalza, aber auf einer nahen
Höhe nahmen dieselben bald wieder eine neue vortreffliche Stellung ein. Den-
noch griff das kleine Häuflein Preußen den weit überlegenen Feind mit Muth
und Unerschrockenheit an, aber die Hannoveraner waren nicht zum Weichen zu
bringen. 5 Uhr abends mußten die Preußen das Gefecht abbrechen und sich
in ihre frühere Stellung zurückziehen. Am folgenden Tage sahen sich aber die
Hannoveraner von andern preußischen Truppen völlig eingeschlossen. Nun gab
endlich König Georg nach. Die ganze hannoversche Armee mußte die Waffen
strecken. Sämmtliche Mannschaften wurden entwaffnet und in die Heimath ent-
lasten. Der König durfte sich hinbegeben, wohin er wollte, nur nicht in sein
Land.
2. Kämpfe und Siege der Mainarmee. Jetzt hatte Preußen gcmz
Nord- und Mitteldeutschland in seiner Gewalt und konnte sich nun mit voller
Kraft sowohl den süddeutschen Staaten, als auch seinem Hauplfeinde, Oestreich,
entgegen werfen.
Das Heer des Generals Vogel von Falckenstein, die sogenannte
Mainarmee, zählte nur 53,000 Mann. Ihr gegenüber standen zwei süd-
deutsche Heere, ein baierisches bei Bamberg und ein anderes bei Frank-
furt am Main, welches aus Würtembergern, Badensern, Hessen-
Darmstädtern, Kurhessen und Nassauern gebildet war, die sogenannte
Neichsarmee. Die beiden Armeen zählten zusammen über 100,000 Mann.
Der Zahl nach waren sie den Preußen weit überlegen, dennoch wurden sie
überall besiegt.
General von Falckenstein beschloß, gerade auf Frankfurt vorzurücken und
beide feindliche Heere anzugreifen. Durch kühne und rasche Märsche gelang es
ihm, sich wie ein Keil zwischen die beiden getrennten Heere zu schieben und sie
*) Verdienstorden.
77. Kämpfe und Siege im Westen.
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TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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Extrahierte Personennamen: Bismarck Georg Muth Georg Oestreich