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1. Lesebuch für Volksschulen - S. 199

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
199 von Rußland. Unter ihren Augen führten die braven Krieger das große Werk aus. Ein Dorf nach dem andern wurde den Franzosen genommen und dieselben immer näher an die Stadt Leipzig gedrängt. Nuraden Mittelpunkt seiner ganzen Ordnung, das Dorf Probstheyda, hielt Napoleon unerschütterlich fest. Ging dieses verloren, so war keine Rettung mehr. Fünfmal erstürmten die Verbündeten dastelbe, und eben so oft ging es verloren. Da befahlen die drei Monarchen, hier den Kampf einzustellen, denn an den andern Orten des Schlacht- feldes ;,war der Sieg bereits entschieden. Während der Schlacht gingen auch die sächsischen und würtembergischen Krieger, die bisher in Napo- leons Heere hatten fechten müsten, mit klingendem Spiele zu den Verbündeten über. Es war um 8 Uhr abends, da sprengte der Feldherr Schwar- zenberg den Hügel hinan zu den drei Herrschern und meldete: „Wir haben gesiegt, der Feind zieht fort." Die frommen Fürsten stei- gen von ihren Rossen, knieen nieder und danken Gott in stillem Ge- bete. Alle, die bei ihnen sind, thun ein Gleiches, und auf dem Schlachtfelde erscholl: „Nun danket alle Gott!" Jener Hügel aber, wo die drei verbündeten Fürsten hielten, heißt bis auf den heutigen Tag der Dreimonarchenhügel. 4. Rückzug. Nach Mitternacht, als der Mond aufging, begann der Rückzug des ganzen Heeres durch Leipzig. Hier war ein Drängen und Treiben ohne Gleichen. Die Angst trieb jeden Franzosen vorwärts. Und wohl mochten sie auch nun eilen, daß sie davon kamen, denn die Russen saßen ihnen auf der Ferse. Kaum graute der Tag, so stürmten die Preußen auf Leipzig los, drangen in die Stadt und nahmen gefangen, was ihnen vorkam. Die Beute in der Leipziger Schlacht bestand aus 400 Kanonen, 7 Adlern und 21 Fahnen, und gefangen wurden 30,000 Soldaten mit 23 Generalen. Aber der ganze Verlust Napoleons an Soldaten betrug 80,000; doch hatten auch die Verbündeten gegen 60,000 Mann eingebüßt. Mit den Trümmern seines Heeres eilte Napoleon dem Rheine zu; seine Kraft war gebrochen. 67. Blücher am Rhein. Die Heere blieben am Rheine steh'n: Soll man hinein nach Frankreich geh'u? Man dachte hin und wieder nach, Allein der alte Blücher sprach: „Generalkarte her! Nach Frankreich geh'n ist nicht so schwer. Wo steht der Feind?" — „«Der Feind? — dahier!"" „Den Finger drauf! den schlagen wir! Wo liegt Paris?" — „„Paris? — dahier!"" «Den Finger drauf! das nehmen wir! Nun schlagt die Brücken über'n Rhein; Ich denke, der Champagnerwein Wird, wo er wächst, am besten sein!" Kopisch.

2. Lesebuch für Volksschulen - S. 208

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
208 gemeinsam entgegentreten. Schwieriger war die Lage der Armee des Kronprinzen. Sie war über 14 Meilen von der ersten Armee entfernt und somit der Gefahr ausgesetzt, von den übrigen Heerhaufen abgeschnitten zu werden. Der Oberbefehlshaber der Oestreicher, Benedek, bot alles auf, um die Vereinigung der preußischen Heere zu verhindern. Mit großer Macht warf er sich daher besonders der Armee des Kronprinzen entgegen. Gleich bei ihrem Einzuge hatte diese schon am 27. Juni ein blutiges Gefecht bei Wachod zu bestehen, das unter der Führung des Kronprinzen zu einem herrlichen Siege sich gestaltete. Der 70jährige wüthige General v. Steinmetz, der „Löwe", wie seine Soldaten ihn nennen, zeichnete sich dabei besonders aus. Schon am folgenden Tage (28.) folgte diesem Siege der Preußen ein zweiter bei Skakih. Mit großer Uebermacht griffen die Oestreicher an, aber sie erlitten hier eine noch größere Niederlage als bei Nachod. Vertrauen und Begeisterung erfüllte nun die Sieger. Daher konnte Steinmetz, der wieder der Held des Tages war. an den König schreiben: „Meine Truppen sind nach zwei Schlachten noch voller Muth und Freudigkeit. Sie brechen in lauten Jubel aus." Eine andere Abtheilung der kronprinzlichen Armee hatte um dieselbe Zeit ein blutiges Gefecht bei Hrautenau zu bestehen. Am 27. wurden dort zwar die Preußen von der Uebermacht der Oestreicher zurückgedrängt, aber am nächsten Tage wurde diese kleine Schlappe durch einen glänzenden Sieg gerächt. Das Garde- Eorps, welches am 27. noch einen ganzen Tagesmarsch zurück war, wurde in der Nacht auf den 28. herangezogen. Es mußte ein sehr schwieriger Marsch durch das Gebirge zurückgelegt werden, aber um 5 Uhr morgens stand die Garde schon kampfbereit in der Nähe von Trautenau den Kaiserlichen gegenüber. Ein hitziges Gefecht entspann sich, das mit der völligen Niederlage der Oest- reicher endete, und wobei dieselben große Verluste erlitten. General Elam-Gallas sollte die Vereinigung der ersten mit der Elbarmee verhindern. Die Gefechte bei I'odok (1. Armee) am 26., Künerwasser (Elb- armee) am 27. und Wünchengrätz am 28. Juni (1. und Elbarmee) waren aber so glücklich für die Preußen, daß jener sich zurückziehen mußte. Prinz Friedrich Karl konnte sich nun mit Herwarth vereinigen. Beide suchten nun die Verbindung mit der sich nähernden Armee des Kronprinzen herzustellen. Solches wollten aber die Oestreicher verhindern. Bei Gitschin (1. Armee), dem Begräbnißorte Wallenstein's, hatte Clam-Gallas eine sehr feste Stellung eingenommen. Am 29. folgte hier ein äußerst blutiger Kampf, der von 4 Uhr nachmittags bis gegen Mitternacht dauerte. So tapfer auch die Oestreicher und Sachsen sich vertheidigten, sie konnten gegen das ungestüme Vordringen der Preußen doch nicht Stand halten. Gitschin wurde genommen, und die Feinde mußten die Flucht ergreifen. Das war ein Ehrentag für die Preußen. Zwar hatte er ihnen große Verluste an Todten und Verwundeten gebracht, aber die Verluste ihrer Gegner waren noch bedeutend größer. Das wichtigste Ergebniß dieses Sieges war aber, daß nun die drei preußischen Armeen alle sich vereinigten und dem Benedek die Entscheidungsschlacht anbieten konnten. 76. Die Schlacht bei Königgriitz. (3. Juli.) Auf die Nachricht von dem glücklichen Beginne und Fortgange des Feldzuges in Böhmen hatte sich der König zur Armee begeben, um in dem bevorstehenden Entscheidungskampfe selbst den Oberbefehl über das ganze Heer zu übernehmen. Am 2. Juli kam der König in Gitschin an. Von dem Augenblicke der Ankunft an bis zum späten Abend hatte er buchstäblich nicht einen Augenblick Ruhe. Von allen , Seiten wurde er in Anspruch genommen. Als er sich müde und ab- ? gespannt eben zur Ruhe begeben will, erscheint gegen 11 Uhr ein vom Prinzen Friedrich Karl abgesandter General mit gar wichtigen Mel- ! J

3. Lesebuch für Volksschulen - S. 209

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
209 düngen. Der Prinz hat am Nachmittage zwei Offiziere ausgesandt, die die Stellung des östreichischen Heeres in möglichster Nähe erforschen sollen. Diese haben die Nachricht mitgebracht, daß es nach den Be- wegungen des Feindes scheine, als wenn derselbe einen Angriff beab- sichtige. Als diese Meldung eintrifft, wird sofort General von Moltke zum Könige berufen. Gegen Mitternacht begann der neue Kriegsrath, und um 2 Uhr früh waren bereits die nöthigen Befehle zum Kron- prinzen, welcher 5 Meilen, und zum General Herwarth, welcher 3 Meilen entfernt war, für den gewaltigen Kampf am kommenden Tage abgesendet. Dem Könige blieb nur die Zeit von 2 bis halb 5 Uhr zur Ruhe. Punkt 5 Uhr erfolgte die Abfahrt von Gitschin. Die Fahrt bis zum Dorfe Dub wurde in 2^ Stunden zurückgelegt. Hier stieg der König sofort zu Pferde und blieb bis abends 8 Uhr, über 12 Stunden, unter der ungeheuren Aufregung des Tages im Sattel. Wahrlich ein 70jähriger Greis mit dem Feuer eines Jünglings! Benedek hatte sich einen Kampfplatz ausgesucht, wie er nicht besser sein konnte. Im Westen der beiden Festungen Josephstadt und König- grätz hatten die Oestreicher eine feste Stellung eingenommen und fick gut verschanzt. Ein Nebenflüßchen der Elbe, die Bistritz, bildete für die Preußen nicht geringe Hindernisse, da die sumpfigen Ufer dieses Flüßchens den Uebergang sehr beschwerlich machten. Das Land zwischen Elbe und Bistritz ist mit kleinen Dörfern förmlich übersäet und bildet einzelne nicht unbedeutende Hügelgruppen, die die Oestreicher mit zahl- reichen Geschützen besetzt hatten. Da war's nun für die Preußen keine leichte Aufgabe, sie hier anzugreifen und zu besiegen. Um 1/28 Uhr begann der Kampf. Etwa eine halbe Stunde nachher erschien der König auf dem Schlachtfelde und übernahm sofort den Oberbefehl. Der preußische Schlachtplan, den General Moltke mit dem Könige noch in der Nacht entworfen hatte, bestand darin: Prinz Friedrich Karl im Centrum*) sollte mit seiner Armee den Feind diesseit der Elbe festhalten, bis die entfernter stehenden beiden andern Armeen herbeieilen und ihn in beiden Seiten umfassen konnten. Nach 4 Uhr morgens begannen sämmtliche Heerestheile der ersten Armee und des Generals Herwarth vorzurücken. Die Luft war trübe und nebelig, der Regen fiel andauernd, und der Wind blies kalt. Die meisten Soldaten hatten wenig Ruhe gehabt, viele waren nüchtern ausmarschirt, aber dennoch marschirten sie riistig die vom Regen durch- weichten Feldwege einher und achteten nicht der Beschwerden, mit denen sie zu kämpfen hatten. Anfangs nahm blos die Armee des Prinzen Friedrich Karl Theil am Gefechte. Nach zwei Stunden erschien aber auch die Elbarmee unter Herwarth von Bittenfeld. Nun entbrannte der Kampf von allen Seiten. Mit erstaunlicher Tapferkeit, Ausdauer und Gewandtheit kämpften die preußischen Trirppen. Mit der größten Todesverachtung warfen sie sich in's Gefecht und achteten nicht auf *) Centrum — Mittelpunkt. Lesebuch für Volksschulen. 14

4. Lesebuch für Volksschulen - S. 210

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
210 den heftigen Kugelregen und die überall Verderben drohenden Granaten und Kartätschen der Oestreicher. Gegen Mittag schien die Schlacht auf allen Punkten des weiten Feldes zum Stehen gekommen zu sein. Unsere ganze Linie konnte keinen Boden mehr gewinnen, mußte vielmehr hart kämpfen, um den gewonnenen zu behaupten. Aber weiter wollten die Preußen vor der Hand auch nichts. Mit Sehnsucht sahen sie jedoch der Ankunft des Kronprinzen entgegen. Die Ferngläser waren ängstlich nach der Linken gerichtet; aber da der Tag naß war, so verkündete kein aufwirbelnder Staub in der Ferne den Marsch, und nichts deutete das Vorgehen der zweiten Armee gegen die Rechte des Feindes an. Der König selbst blickte fortwährend durch sein Glas, aber vergebens in die regengraue Ferne. Adjutanten wurden ausgesandt, Erkundigungen einzuziehen, aber sie kamen nicht zurück, ein Beweis, daß sie zu weit hatten reiten müssen, ehe sie anmarschirenden Truppen begegneten. Um diese Zeit war es ungefähr, als der König seine Umgebung fragte, ob niemand etwas zu essen oder zu trinken habe. Seit halb 5 Uhr hatte er nichts zu sich genommen. Die Wagen, in denen für alles gesorgt war, standen wohl schon eine Meile zurück. Zu einem Dahinsenden war keine Zeit. Einer der Adjutanten ftagte überall und brachte endlich von einem Reitknechte einen Schluck Wein, von einem Soldaten ein Stück Wurst und ein Stück Commißbrot. Das war bis spät abends die einzige Speise, die der König zu sich nahm. Die Besorgnisse wegen einer verspäteten Ankunft des Kronprinzen waren aber grundlos. Schon um 1 Uhr war er mit zwei Armee- Corps auf dem Schlachtfelde eingetroffen und sofort zum Angriff ge- schritten; aber bei der ersten Armee konnte man davon nichts sehen, weil die Höhen dieses verhinderten. Gegen 2 Uhr erkannte man in der Umgebung des Königs, daß die Truppen des Kronprinzen auf unserm äußersten linken Flügel eingetroffen waren. Von diesem Augen- blicke an war das Gefühl in aller Brust, daß jetzt der Sieg nicht fehlen könne. Mit der Armee des Kronprinzen griffen nun mit neuem Muthe auch die beiden andern Heerestheile überall wieder an, und um halb vier Uhr war der Sieg entschieden. Die Oestreicher und die mit ihnen verbündeten Sachsen ioendeten sich schleunig zur Flucht. Die Verfolgung und einzelne Gefechte dauerten aber bis gegen 8 Uhr abends fort. 170 Kanonen, 11 Fahnen und gegen 18,000 Gefangene fielen in die Hände der Sieger. Der Gesammtverlust der Oestreicher betrug 40,000 Mann, während die Preußen nur 10,000 Mann ver- loren. Eine solche Niederlage hatte die östreichische Armee bisher noch nie erlitten. Noch in den nächsten Tagen war es ihr nicht möglich, die Ordnung herzustellen. Stehengebliebene Geschütze und Wagen, weggeworfene Tornister und Säbel, vor allem die große Zahl der ein- gebrachten Gefangenen zeugten von vollständiger Auflösung der Armee. Benedek, der seinen Soldaten Erholung und Rast in Preußen ver- heißen hatte, war für sein prahlerisches Benehmen arg gedemüthigt worden.

5. Lesebuch für Volksschulen - S. 218

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
218 die Schlacht. Gegen Mittag begann der Kampf, der bald auf allen Punkten gleich heftig entbrannte. Ganz besonders hart war der Kampf bei dem von den Franzosen befestigten Dorfe St. Privat (Säng- Priwa), welches von den preußischen Garden und von sächsischen Trup- pen gestürmt wurde. Die Sachsen verloren hier allein 2000 und die preußischen Garden etwa 7000 Todte und Verwundete. Sehr heiß wurde auch um die Höhen bei Gravelotte gekämpft. In stetem Schwanken neigt sich hier der Sieg bald auf die Seite der Franzosen, bald auf die Seite der Unsern. Der Tag neigt sich, und noch sind die Höhen nicht in unsern Händen. Die zur Armee des Generals v. Steinmetz gehörigen pommerschen Regimenter werden schon lange sehnlichst erwartet und sind noch immer nicht zur Stelle. Endlich gegen 7 Uhr kündet der Donner ihrer Geschütze an, daß sie in die Schlachtlinie einrücken. Jetzt sind alle Anstrengungen der Franzosen vergebens. Als die Nacht hereinbrach, war der Sieg errungen. Der König telegraphirte noch abends an die Königin: „Die französische Armee ist in sehr starker Stellung westlich von Metz heute unter meiner Führung angegriffen, in neunstündiger Schlacht vollständig geschlagen, von ihren Verbindungen mit Paris abgeschnitten und gegen Metz zurückgeworfen worden." 84. Prinz Friedrich Karl. (Mel.: Prinz Eugen rc ) 1. Friedrich Karl, der kühne Degen, Sprengt mit Macht dem Feind ent- gegen, Ohne Furcht ob der Gefahr! „Vorwärts," ruft er, „vorwärts, Jun- gen!" — Kaum gesprochen, ist gelungen Schon die That. — Hurrahl Husar! 2. Friedrich Karl, der munt're Jäger, Sprengt mit seinem guten Schläger In der Faust voran der Schaar! Und die Seinen folgen alle, Hurrah rufend, daß es schalle In den Feind. — Hurrah! Husar! 3-Friedrich Karl, der edle Reiter, Sprengt mit Siegesbotschaft heiter Zu dem Held im Silberhaar: „Majestät, es ist gelungen; Wieder haben meine Jungen Einen Sieg!" — Hurrah! Husar! 4. Friedrich Karl, du Mann von Worte, Wenig sprichst Du, doch am Orte Machst das Wenige Du wahr! Mit Dir kämpft auf Tod und Leben Deine Schaar ohn' Furcht und Beben, Doch mit Gott! — Hurrahl Husar! E. W. 85. Die Rosse von Gravelotte. Heiß war der Tag und blutig die Schlacht, Kühl wird der Abend und ruhig die Nacht. Droben vom Waldsaum nieder in's Thal Dreimal schmettert Trompetenstgnal; Ladet so laut und schmettert so hell. Ruft die Dragoner zurück zum Appell. Truppweis, in Rotten, zu Dreien und Zwei'«, Stellen die tapferen Reiter sich ein. Aber nicht alle kehren zurück, Mancher liegt da mit gebrochenem Blick.

6. Lesebuch für Volksschulen - S. 220

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
220 Auflösung in die Festung Sedan warf. Sie wurde eingeschlossen, und Napoleon selbst saß mit in dieser Falle. In dieser Bedrängniß schrieb Napoleon an den König Wilhelm: „Nachdem ich vergebens an der Spitze meiner Armee den Tod gesucht, lege ich meinen Degen zu den Füßen Eurer Majestät nieder." Diesen Brief sandte er an den König in's Feldlager und gab damit zu erkennen, daß er sich und seine Armee auf Gnade und Ungnade ergeben wolle. Moltke und Bismarck traten nun in Unterhandlung mit dem französischen General v. Wimpsen wegen der Uebergabe der Festung und des Heeres. Am folgenden Tage, am 2. September, wurde die Kapitulation abgeschlossen. Die ganze französische Armee wurde kriegsgefangen nach Deutschland geführt. 83,000 Mann, darunter 4000 Offiziere und 50 Generale, geriethen am 2. September in die Hände der Unsern, außer den 25,000, die in der Schlacht am vorhergehenden Tage zu Gefangenen gemacht worden waren. Dazu wurden 400 Feldgeschütze, 150 Festungs- geschütze und 10,000 Pferde erbeutet. Unbeschreiblich war der Jubel in ganz Deutschland bei der Nach- richt: Der Kaiser ist gefangen! Jede Stadt, jedes Dorf prangte im Fahnenschmuck. Bon Ort zu Ort tönte Glockengeläute herüber, in das sich lebhafter Kanonendonner mischte. Fast überall wurde die Ar- beit eingestellt; nur das eine Gefühl bewegte eines jeden Brust: Es ist Großes geschehen! Begleitet von einigen Generalen verließ Napoleon am 2. Sep- tember zu Wagen schon 5 Uhr morgens die Stadt Sedan und ließ den Grafen Bismarck durch einen Adjutanten um eine Unterredung bitten. Unterwegs vor einem leerstehenden Häuschen, das einem Weber gehörte, stieg er aus und setzte sich auf eine Bank. So fand ihn der Graf, der ihm entgegengeritten war. Nach einer kurzen Unterredung bestieg der Kaiser den Wagen, und der Reichskanzler Bismarck begleitete ihn mit einer Ehrenwache nach dem Schlößchen Bellevue (spr. Bählwü). Hier hatte auch Napoleon am Nachmittage desselben Tages eine kurze Zusammenkunft mit dem König Wilhelm, den er durch Bismarck hatte um eine Unterredung bitten lassen. Darüber hat der König an die Königin Augusta Folgendes berichtet: „Welch' ein ergreifender Augenblick, die Begegnung mit Napoleon! Er war gebeugt, aber würdig in seiner Haltung und ergeben. Ich habe ihm Wilhelmshöhe bei Kassel zum Aufenthalte gegeben. Unsere Begegnung fand in einem kleinen Schlößchen, westlich von Sedan, statt. Von dort beritt ich die Armee um Sedan. Den Empfang von den Truppen kannst Du dir denken. Un- beschreiblich! Beim Einbrechen der Dunkelheit, 1/2 8 Uhr, hatte ich den 5stündigen Ritt beendigt, kehrte aber erst um 1 Uhr hierher zurück. Gott helfe weiter!"

7. Lesebuch für Volksschulen - S. 183

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
183 vember war die furchtbare Schlacht. Während Friedrich von einer Seite angriff, sollte Ziethen von der andern vordringen. Beide wurden aber durch Sümpfe, Gräben und Wälder aufgehalten. Massenweise werden die Preussen niedergeschmettert, mehrere Male werden sie zurückgeworfen; aber immer erneuern sie den Angriff mit der grössten Tapferkeit. Der König selbst wird verwundet. Endlich kommt die Nacht; aber noch ist die Schlacht nicht entschieden. Am andern Tage will der König mit gefälltem Bajonett den Kampf erneuern. Während der Nacht sass er sorgenvoll in der Kirche des nahen Dorfes E1 s n i g auf den Stufen des Altars und schrieb beim schwachen Scheine einer Lampe Befehle für den folgenden Tag. Auf dem Schlachtfelde ging es verworren durcheinander. Hier wird ein Trupp Oestreieher von den Preussen gefangen genommen, dort geht es einer Abtheilung Preussen nicht besser. Endlich brennen im Torgauer Walde zahlreiche Feuer. Oestreieher und Preussen sammeln sich um dieselben, und da niemand weiss, wer Sieger ist, kommen sie mit einander überein, sich am Morgen dem zu übergeben, der gesiegt habe. Friedrich reitet schon in der ersten Morgendämmerung zum Dorfe hinaus, um zu erfahren, wie es um Ziethen stehe. Da plötzlich kommt dieser mit einigen Husaren herangesprengt und ruft ihm zu: „Ew. Majestät, der Feind ist geschlagen; er zieht sich zurücki“ Beide stürzen zugleich von dem Pferde; der König liegt in Ziethen’s Armen. Der alte Feldherr weint, wie ein Kind, laut auf und kann kein Wort weiter hervorbringen. Dann sprengt er zu den Kriegern und ruft: „Burschen! unser König hat die Schlacht gewonnen; der Feind ist völlig geschlagen. Es lebe unser grosser König 1“ Alle stimmten jubelnd ein: „Es lebe unser grosser König! Aber unser Vater Ziethen, unser Husa- ienkönig, auch I" Ziethen hatte nämlich des Abends 10 Uhr die Anhöhen endlich erstürmt, und der Feind hatte sich während der Nacht über die Elbe zurückgezogen. 50* Die letzten Jahre des Krieges. Ungeachtet dieser Siege blieb Friedrichs Lage doch sehr bedenklich, denn die russischen und östreichischen Hauptheere waren in Schlesien vereinigt und machten 130,000 Mann aus, und Friedrich konnte ihnen nur noch 50.000 ent- gegenstellen. Gegen eine solche Uebermacht hätte er doch zuletzt unterliegen müssen, wenn die Anführer beider Heere einig gewesen wären. Ihre Eifersucht rettete ihn auch diesmal; sie trennten sich wieder, und die Russen zogen sich zurück. Leider fiel ihnen aber gegen Ende des Jahres 1761 die Festung Kol- berg in die Hände, und die Oestreicher hatten halb Schlesien in Besitz. Da. in der größten Noth, war Gott am nächsten. Im Januar 1762 starb die russische Kaiserin Elisabeth, und ihr Nachfolger Peter Iii., welcher schon lange Friedrichs Freund war, bestieg den Thron. Sogleich ließ er alle preußischen Gefangenen ohne Lösegeld frei, schloß Frieden und schickte dem Könige sogar 20,000 Russen zur Hülfe. Auch die Schweden machten bald Frieden. Der russi- sche Kaiser Peter wurde zwar schon nach 6 Monaten ermordet, aber seine Nach- folgerin, die Kaiserin Katharina, hielt den Frieden aufrecht, obgleich sie die russischen Hülfstruppen wieder zurückrief. So waren nur noch Oestreich, Frank» reich und das deutsche Reich in den Waffen. Aber auch diese waren des Krie- ges müde; und nachdem England und Frankreich in Paris Frieden geschlossen hatten, kam am 15. Februar 1763 zu Kuöertsöurg, einem sächsischen Jagd- schlösse, auch der Friede zwischen Preußen. Oestreich und Sachsen zu Stande. Friedrich behielt Schlesien; nicht einen Fußbreit Landes verlor er. Zwar hatte dieser Krieg gegen 125 Millionen Thaler und das Leben von 180,000 tapfern Kriegern gekostet, aber Friedrichs Thaten hatten Preußen auch ein solches An- sehen verschafft, daß es von nun an zu den Hauptmächten Europas gerechnet wurde.

8. Lesebuch für Volksschulen - S. 211

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
211 In dumpfer Verzweiflung soll er ausgerufen haben: „Ich habe alles verloren, nur leider mein Leben nicht." Das war der glorreiche Tag von Königgrätz! Die Sieger lagerten auf der Wahlstatt zwischen den Todten und Verwundeten. Als unser König des Abends auf dem Schlachtfelde umherritt, wurde er mit unendlichem Jubel von seinen Tapfern begrüßt. Rührend war sein Zusammentreffen mit dem Kronprinzen, der zur rechten Stunde seine Truppen herbeigeführt hatte. Der Vater drückte den tapfern Sohn an seine Brust und schmückte ihn eigenhändig mit dem höchsten militärischen Ehrenzeichen, dem Orden pour le mérite*). In der Schlacht hatte der Heldengreis sich oft der größten Gefahr ausgesetzt. Als einmal die Granaten dicht in seiner Nähe einschlugen und der Minister Bismarck ihn auf die Gefahr aufmerksam machte, antwortete er: „Ich weiß es wohl, kann aber doch nicht davon reiten, wenn die brave Armee im Feuer steht!" 1. Der Kampf bei Langensalza. Eben so herrliche Siege, wie in Böhmen, wurden auch im Westen errungen. Nach dem Einzuge der Preußen in Hannover zog^ König Georg mit seiner 20,000 Mann starken Armee und 56 Geschützen nach Süden, um sich dort mit den Barern zu vereinigen. Die Preußen aber kamen ihnen in Eilmärschen zuvor und verlegten ihnen den Weg. Am 27. Juni, au demselben Tage, wo die Preußen die siegreichen Kämpfe bei Trau- tenau, Nachod und Hünerwasser hatten, kam es bei Langensalza, unweit Erfurt, zu einem blutigen Gefecht. Die 9000 Preußen mit nur 16 Geschützen trieben die Hannoveraner nach heftigem Gefechte aus Langensalza, aber auf einer nahen Höhe nahmen dieselben bald wieder eine neue vortreffliche Stellung ein. Den- noch griff das kleine Häuflein Preußen den weit überlegenen Feind mit Muth und Unerschrockenheit an, aber die Hannoveraner waren nicht zum Weichen zu bringen. 5 Uhr abends mußten die Preußen das Gefecht abbrechen und sich in ihre frühere Stellung zurückziehen. Am folgenden Tage sahen sich aber die Hannoveraner von andern preußischen Truppen völlig eingeschlossen. Nun gab endlich König Georg nach. Die ganze hannoversche Armee mußte die Waffen strecken. Sämmtliche Mannschaften wurden entwaffnet und in die Heimath ent- lasten. Der König durfte sich hinbegeben, wohin er wollte, nur nicht in sein Land. 2. Kämpfe und Siege der Mainarmee. Jetzt hatte Preußen gcmz Nord- und Mitteldeutschland in seiner Gewalt und konnte sich nun mit voller Kraft sowohl den süddeutschen Staaten, als auch seinem Hauplfeinde, Oestreich, entgegen werfen. Das Heer des Generals Vogel von Falckenstein, die sogenannte Mainarmee, zählte nur 53,000 Mann. Ihr gegenüber standen zwei süd- deutsche Heere, ein baierisches bei Bamberg und ein anderes bei Frank- furt am Main, welches aus Würtembergern, Badensern, Hessen- Darmstädtern, Kurhessen und Nassauern gebildet war, die sogenannte Neichsarmee. Die beiden Armeen zählten zusammen über 100,000 Mann. Der Zahl nach waren sie den Preußen weit überlegen, dennoch wurden sie überall besiegt. General von Falckenstein beschloß, gerade auf Frankfurt vorzurücken und beide feindliche Heere anzugreifen. Durch kühne und rasche Märsche gelang es ihm, sich wie ein Keil zwischen die beiden getrennten Heere zu schieben und sie *) Verdienstorden. 77. Kämpfe und Siege im Westen. 14*
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