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1. Kriegsbuch für die Jugend und das Volk - S. 153

1916 - Stuttgart : Franckh
153 erzwingen, das so tapfer begonnene Werk vollends krönen und beging dabei den Fehler, daß er die Schwierigkeiten und den Feind unterschätzte und die Leistungsfähigkeit der eigenen Truppen überspannte, so daß ein Rückschlag nicht ausbleiben konnte. Dazu kam, daß nicht genügend für den Nachschub von Proviant und Munition gesorgt war, so daß namentlich diese in bedenklichster Weise zur Neige zu gehen begann. Militärisch vollends unhaltbar wurde aber die Lage dadurch, daß die südlich von Visegrad stehende serbisch-montenegrinische Heeresgruppe wieder vordrang und im Verein mit zwei andern, aus dem Sandschak hervorbrechenden montenegrinischen Brigaden die österreichische Rück-zngslinie anss schwerste bedrohte. Unter diesen Umständen war die Stellung des rechten öfter» reich-ungarischen Flügels nicht zu halten; er mußte ant 7. Dezember zurückgehen, erst langsam, dann schneller. Nur dem unvergleichlichen Heldenmut der Truppen ist es zuzuschreiben, daß eine Katastrophe vermieden wurde. Dem in seiner rechten Flanke entblößten Zentrum blieb nichts übrig, als sich diesem Rückzüge anzuschließen, der nun unaufhaltsam wieder bis zum linken Ufer der Drina führte. Über die dabei stattgehabten schweren Gefechte wissen wir noch nichts, wenn wir uns nicht den trüben Havas-Quellen anvertrauen wollen. Daß es hierbei ohne starke Einbußen an Mannschaften und Kriegsmaterial nicht abging, ist der Natur der Dinge nach selbstverständlich und wird auch in dem österreichischen Bericht offen zugegeben, ebenso die bedenkliche Lockerung der österreich-ungarischen Front. Eine „Umgruppierung", wie der beschönigende Ausdruck in diesem Kriege lautet, mußte vorgenommen werden. Traurig war es, daß bei dem völligen Rückzug der Gesamtfront auch Belgrad unhaltbar und deshalb am 14. und 15. Dezember kampflos wieder geräumt wurde. Triumphierend zog König Peter mit den beiden Prinzen unter dem Jubel Ler Bevölkerung au der Spitze feiner Getreuen wieder in seine Hauptstadt ein. Es wäre falsch, wollte man in Abrede stellen, daß der Mißerfolg der so glänzend begonnenen österreichischen Offensive einen in mehr als einer Hinsicht recht empfindlichen Rückschlag dargestellt, der nicht hätte kommen dürfen und der bei besseren Anordnungen wohl auch zu vermeiden gewesen wäre. Dreiviertel Jahre später kam der Tag der Rache, als die übermütig gewordenen Serben an keine Vergeltung mehr dachten. Ein Siegeszug sondergleichen fegte die verderbten Machthaber hinweg und vertrieb sie aus ihrem Land. □ □ Die Nutzbarmachung des Luftstickstoffes. von Dr. G Unsere Feinde hatten es sich feit Jahren bereits so schön ausgeklügelt: ihre gewaltige zahlenmäßige Übermacht zu Wasser und zu Lande würde in kürzester Zeit die deutschen Heere überrennen und unsere Flotte versenken — dann fei es ein Leichtes unseren blühenden Handel an sich zu reißen, unsere hochstehende Kultur in den Staub zu treten und unseren von Jahr zu Jahr sich mehrenden nationalen Wohlstand zu vernichten. Und wie ganz anders ist es gekommen! — Da reiste ein neuer tückischer Plan, so recht nach dem Wesen jener Krämerseelen jenseits des Kanals: Deutschland von jeder Zufuhr aus dem Auslande abzusperren und ihm damit die weiteren Lebensbedingungen zu nehmen. Es wird ihnen auch so nicht gelingen; haben sie doch dabei nicht bedacht, wie wunderbar deutscher Erfindergeist, unsere unübertreffliche Industrie und eine bis ins Kleinste gehende Organisation auch hier im Lande zu erringen wissen, die denen unserer tapferen Heere draußen im Felde gleichzustellen . Hinze. mit 1 Abbildung. sind und uns beit Endsieg verheißen. Auch die zeitweilig doch mit bangender Sorge verknüpfte Frage, wie wir die Rohstoffe zur Herstellung der Munition beschaffen könnten, ist glücklicherweise durch die Anpassungsfähigkeit unserer Industrie in einer Weise gelöst, daß wir auch in dieser Hinsicht getrost in die Zukunft schauen können. Bei einer dieser wichtigsten Fragen wollen wir heute verweilen. Woher bekommen wir geeigneten und ausreichenden Ersatz für den früher aus dem Ausland bezogenen Salpeter, dieses für die Sprengstofftechnik wie für die Landwirtschaft in gleicher Weise unentbehrliche Salz? Die Salpeterlager in Chile, der nahezu einzigen bisherigen Bezugsquelle, nehmen zwar eine Fläche von etwa 25 000 qkm ein, sie sind jedoch nicht unerschöpflich; nach einer gewiß nicht zu hoch gegriffenen Schätzung der chilenischen Regierung sollen noch 240 Millionen Tonnen vorhanden sein. Da jedoch jährlich mindestens 2 Millionen Tonnen ausgeführt werden, so

2. Kriegsbuch für die Jugend und das Volk - S. 142

1916 - Stuttgart : Franckh
142 der beßarabischen Front und beiderseits des Dnjestr brechen zusammen. — Weiteres Zurückweichen der Montenegriner. — Vor den Dardanellen wird ein englisches Großkampfschiff und ein Kreuzer von den Türken ernst-li-ch beschädigt. 28. Angriffe der Franzosen am Hirzstein und am Hartmannsweilerkopf mißlingen. — Deutsche Erfolge nordöstlich Tukkum und südlich Pinsk. Fortsetzung der russischen Massenangriffe an der beßarabischen Front. — .Vorstöße der Italiener werden abgewiesen. 29. Kleinere Gefechte an der gesamten Westfront. Die Kämpfe in Ostgalizien und Beßarabien wachsen sich zu einer großen Schlacht ans. — Die Angriffe der Italiener gegen die Tiroler Front werden überall zum Steheu gebracht. — Seegefechte vor Durazzo. — An den Dardanellen Artilleriekämpfe. 3-. Deutsche Erfolge bei Hulluch. Englischer Fliegerangriff auf Ostende. — Die fortgesetzten russischen Angriffe gegen die Strypa-front werden blutig abgeschlagen. — Die Italiener werden bei Torbole zurückgeworfen. — Untergang des englischen Postdampfers „Persia" unweit Kreta. 31. Die russische Offensive an der Strypa wird mit starken Kräften ohne Ergebnisse fortgesetzt. Auch bei Friedrichsstadt und Ezartorysk bleiben die Russen im Nachteil. Januar. 1. An der Westfront erfolgreiche Gefechte nordöstlich von Armeutisres, nordwestlich Hulluch und am Hartmannsweilerkopf. — Die Russen setzen ihre wütenden Angriffe auf der beßarabischen und galizischen Front ohne Erfolg fort. — Verhaftuug der ^onfulatbeamteu der Mittelmächte in Saloniki. 2. Sprengung der Deutschen an der Straße La Basse—böthuue mit vollem Erfolg. — Über die Tara vorgedrungene montenegrinische Abteilungen werden zurückgedrängt. 3. Die russische Offensive in Ostgalizien und Beßarabien wird fortgesetzt und führt zu blu- tigen Nahkämpfen, ohne daß die Russen durchzubrechen vermögen. — An der italienischen Front Artillerietätigkeit. — In Kamerun geht der deutsche Stützpunkt Jaunde verloren. 4. Artillerieduelle auf der ganzen italienischen Front, namentlich im Krngebiet. 5. Auf der Westfront Artillerie-, Handgranaten-, Minen- und Luftkämpfe. — Abflauen der russischen Offensive in Ostgalizien und an der beßarabischen Grenze. — Gesteigerte Artillerietätigkeit an der italienischen Front. — Fortschritte der Österreicher und Ungarn gegen die Montenegriner. 6. Die Russen werden bei Ezartorysk und Buc-zaez zurückgetrieben. — Wiederaufnahme der Offensive gegen Montenegro. — Annahme der Wehrpflichtbill im englischen Unterhaus. Ein englisches Tauchboot sinkt aus der Flucht vor deutschen Patrouillenfahrzeugen. 7. Deutsche Fortschritte südlich des Hartmannsweilerkopfes. — Wiederaufleben der großen Schlacht in Ostgalizien. 8. Erfolgreiches Gefecht gegen die Franzosen am Hirzstein. — Fortschritte der Österreicher und Ungarn bei Ber ane und bei Cattaro. — Die Engländer räumen auch die Südspitze von Gallipoli und lassen viel Kriegsmaterial zurück. Die englische Bagdad-Expedition ist in Knt el Amara von den Türken eingeschlossen. 9. Deutsche Erfolge nordwestlich Massiges. — Eine russische Erkundigungsabteilung beiber-lestiany zurückgeschlagen. — Den Montenegrinern werden wichtige Höhenzüge bei Be-rane entrissen. Beschießung der montenegrinischen Stellungen ant Loveen. — Das englische Schlachtschiff „Eduard Vii." fällt einer Mine zum Opfer. 10. In den Luftkämpfen behalten die Deutschen mehr und mehr die Oberhand. — Die Österreicher und Ungarn erstürmen den Loveen und erbeuten dabei 45 Geschütze. — Vergebliche Ausfallversuche der in Knt el Amara eingeschlossenen Engländer. — Die Franzosen landen Truppen in Korfu. □ □ vermischtes. Der Fettfleck im Schützengraben. Von der Westfront ging der „Franks. Ztg." die Schilderung folgenden lustigen Geschehnisses zu: Im Schützengraben wird viel geschrieben. Nicht nur Feldpostbriefe und Karten. Sondern sehr viele Meldungen. Der Feldwebel schreibt, und ich, der arme Kompagnieführer, schreibe. Das Bataillon und das Regiment und die Brigade und die Division, alle schreiben. Der Unterschied ist nur der, sie schreiben Befehle und wir Meldungen. Wenn das so weiter geht, fürchte ich, daß uns das Papier früher ausgeht als der Gummi. Auf einer Meldung von mir, ich glaube, es war die Meldung über Plattfüße, findet sich ein Fettfleck ein. Was ist dabei im Schützengraben? Der Peterle, der Kompagnieschreiber, hat mir den Fettfleck dar- auf gemacht. Ich gestehe, ich habe den Fleck gesehen, er war mir aber ganz egal. Die Meldung geht mitsamt dem Fettfleck an das Bataillon, und von da ans Regiment und von da an die Brigade und von da an die Division. Die Division nahm aber Anstoß am Fettfleck und schickt die Meldung von der Brigade ans Regiment und von btt übers Bataillon wieder an mich „zur Meldung, wo der Fettfleck herkommt". Ich habe die Meldung in der Hand und wundere mich. Der Fettfleck ist nämlich nicht mehr da. Fort ist er. Weg! Parti, wie man hierznlanbe sagt. Das Peterle aber steht dabei und grinst. Ich sehe ihn sragenb an. Er grinst weiter. Da sag' ich kein Wort und schreibe auf die Meldung: „Die Kompagnie kann auf der Meldung keinen

3. Kriegsbuch für die Jugend und das Volk - S. 150

1916 - Stuttgart : Franckh
150 stand zum erneuten Angriff gegen die der Stellung von Valjevo vorgelagerten Höhenzüge zwischen Lesnitza und Losnitza bereit. Die noch bei Visegrad stehende ferbisch-montenegrinische Heeresgruppe wurde am 22. Oktober durch einen scharfen Angriff zurückgedrückt und damit die unmittelbare Bahnverbindung mit Sarajewo wieder frei. Nachdem somit alle Vorarbeiten günstig erledigt waren, konnte in den ersten Novembertagen der Hanptangriff mit den besten Aussichten auf einen entscheidenden Erfolg wiederaufgenommen werden. Auf seinem Südflügel scheint Feldzeug-meister v. Potiorek, der Valjevo wieder von drei Seiten konzentrisch anzugreifen und einzukesseln gedachte, über drei Armeekorps verfügt zu haben. Ihm gegenüber befehligte General Paul Sturm, ein ehemaliger preußischer Offizier, der in den 70er Jahren als Leutnant wegen Schulden und Ehrenhändeln hatte seinen Abschied nehmen müssen, gemeinsam mit General Peter Bo-jowitsch sechs serbische Divisionen, die in stark verschanzter Stellung standen. Es stand also den österreichischen Regimentern schwere Blutarbeit bevor; sie wurde willig geleistet. Nach den ersten Einleitungsgefechten, und nachdem die Fühlung mit der Matschwagruppe hergestellt war, die sich bereits der wichtigen Bahnlinie Schabitz-Lesnitza bemächtigt hatte, zeichneten sich zwei Kampffronten deutlich ab: die nach Süd-osten gerichtete von Schabatz nach Lesnitza in einer Länge von 40 und die nach Nordosten gerichtete von Losnitza nach Ljubovitza in einer Ausdehnung von 50 km. Aus dieser fiel die Entscheidung, indem es den österreich-ungarischen Truppen trotz des überaus schwierigen Geländes und hartnäckig geführter Gegenangriffe gelang, die feindliche Mitte beikrupanj mit unwiderstehlicher Wucht zu durchbrechen. Sämtliche sechs serbische Divisionen wurden auf Valjevo geworfen und ließen 3000gefangene und 14geschütze in denhänden der Sieger, die in rascher Verfolgung sofort den Westrand der den Kessel von Valjevo beherrschenden Sokolska-Planina erstiegen. Die Nordgruppe war zwar nicht so gut vorwärts gekommen, aber die Einnahme von Krupanj und die bald darauf sich anschließende von Sokol zwang die Serben zur freiwilligen Aufgabe ihrer Betonbauten, da sie sonst Gefahr liefen, abgeschnitten zu werden. Auch diese serbische Armee ging in das verschanzte Lager von Valjevo zurück. Hier war nunmehr fast die gesamte serbische Heeresmacht eng zusammengedrängt, allerdings in einer von Natur wie Kunst gleich starken Stellung. Alle Berggipfel waren mit Schanzen gekrönt, alle be- herrschenden Hänge mit Geschützen gespickt, das wild zerrissene und zerklüftete, bis zu Höhen von 1500 m ansteigende Gelände an sich schon leicht zu verteidigen. Aber von drei Seiten rückten die siegreichen österreich-ungarischen Heere aus Nordwest, West und Südwest heran, und die Gefahr einer Umklammerung und schließlichen Einkesselung war deshalb für die Serben groß. Kronprinz Alexander war klug genug, es nicht darauf ankommen zu lassen, sondern entschloß sich zum Rückzüge aus der allein noch verfügbaren Straße nach Milanowatz. Daß dieser gefährliche Rückzug — allerdings unter verlustreichen Gefechten und mit starker Einbuße von Mannschaften und Kriegsmaterial — gelang, macht der Zähigkeit der serbischen Armee alle Ehre. Feldzeugmeister Potiorek sah sich also enttäuscht, wenn er schon bei Valjevo unter den ihm genehmen Bedingungen die große Entscheidungsschlacht zu schlagen hoffte. Er fand dort eigentlich nur noch eine starke Nachhut unter General Sturm vor, die er allerdings übel genug zerzauste. Ehe der Genannte noch feine Truppen über die Kolubara zurücknehmen konnte, wurde er umzingelt und geriet zwischen zwei Feuer. Ein großer Teil der Serben fiel oder wurde abgeschnitten, ein anderer in den durch den Herbst-regen hoch angeschwollenen Fluß gedrängt. Val-jewo selbst fiel am 16. November in die Hände Potioreks, der 8000 serbische Gefangene machte und 42 Geschütze erbeutete. Eine Erhebung der Bevölkerung wurde rasch unterdrückt. Bis hierher war alles gut gegangen, und der Feldzeugmeister versuchte den Sieg durch schnellste Verfolgung nach Möglichkeit auszunützen. Hierbei scheint er aber die Sicherung der Nachschübe vernachlässigt zu haben, was in einem so weglosen und aller Hilfsquellen baren Lande doppelt gefährlich werden konnte. Dazu kam, daß abscheuliches Wetter einsetzte; die wenigen Wege wurden zu unergründlichen Morästen, die Hochebenen waren mit tiefem Schnee bedeckt, die Hänge vereist und vergletschert, die Flüsse angeschwollen. Dabei wurde das Gelände immer zerklüfteter, rauher und unwirtlicher. Kaum war es noch möglich, Geschütze und Troß vorwärts zu bringen. Trotzdem arbeiteten sich die wackeren Truppen unter unsäglichen Anstrengungen und Entbehrungen und unter fortwährenden blutigen Gefechten mit einem zähen und tapferen Feind, dem sie beständig Gefangene und Kriegsmaterial abnahmen, unverdrossen über das Tal der Kolubara hinaus weiter vorwärts. Schon schienen alle Vorbereitungen zum entscheidenden Angriff ans Kragujewatz getroffen, da

4. Kriegsbuch für die Jugend und das Volk - S. 151

1916 - Stuttgart : Franckh
151 brachen plötzlich die Serben mit einer wider alles Erwarten großen Macht aus ihrer Ausnahmestellung zum Gegenangriff auf den geschwächten und erschöpften Feind vor. Dessen fächerförmige Zersplitterung, fein Eingekeiltsein in engen, nur wenig miteinander in Verbindung stehenden Gebirgstälern mußte verhängnisvolle Folgen haben. Von der Matschwa-Grnppe war bald nach der Besetzung der Tzer-Planina eine Abteilung unter General v. Frank losgelöst worden mit ders eifrig und erfolgreich beteiligten. Tie Bevölkerung floh und nächtigte auf den Landstraßen. Zunächst wurden die Serben zum Ausgeben des bis dahin noch immer von ihnen gehaltenen Brückenkopfs auf dem jenseitigen Sau-ufer gezwungen, dann besserten österreichische Pioniere die Eisenbahnbrücke so weit wieder aus, daß sie für Fußgänger gangbar wurde; vergeblich suchte sie das serbische Geschützfeuer daran zu hindern. Dieses wurde überhaupt rasch schwächer, und verstummte bald ganz, weil die Stratzenkamps zwischen österreich-ungarischen Truppen und Serben. dem Auftrage, im Stromtale der Sau flußabwärts vorzugehen. Wirksam unterstützt von dem Flankenfeuer der Donaumonitore, trieb sie die noch an der Sau stehenden Serben von Stellung zu Stellung und erstürmte am 14. November nach kurzer Beschießung das wichtige Obre-novatz. In Obrenovatz erbeuteten die Österreicher nicht nur viel Eisenbahnmaterial, sondern sie gewannen hier auch einen guten Nachschubsund Übergangspunkt über die Sau und vor allem eine bequeme, in den Rücken Belgrads sührende Straße, dessen Schicksal hiermit besiegelt erschien. Vorbereitet wurde es zunächst durch eine gesteigerte Beschießung aus allem nur auftreibbarem Geschütz, an der sich die Monitore wieder befon- fchwere Artillerie nebst den drei in ihrer Nähe bereitgestellten Divisionen mit dem Prinzen Georg an der Spitze abzog, um nicht in Gefangenschaft zu geraten. Inzwischen hatte nämlich die Vorhutsdivision Franks den letzten tapferen Widerstand der ihr entegenstehenden Dri-nadivision gebrochen und war bis auf wenige Kilometer herangerückt. Ungarische Truppen setzten gleichzeitig von Semlin nach der Zigeuner-insel über. Am 1. Dezember fanden die letzten, ziemlich belanglosen Kämpfe statt. Nur an der Saubrücke versuchten die Serben noch ernstere Gegenwehr, wurden aber einfach überrannt. Von der Zigeunerinfel aus wurden die westlichen Stadtteile und der Topfchider Berg genommen. Die

5. Kriegsbuch für die Jugend und das Volk - S. 99

1916 - Stuttgart : Franckh
99 wehrfeldwebel aus Königsberg, ein freundlicher ruhiger Mann. Zwischen ihnen lagen griffge-recht die Karabiner. Zwei Tage lang schob sich die endlose Zeile auf den ständigen Straßen gen Morgen. Nachts schlief man in einer Scheune oder auch auf dem kahlen Felde. Darauf gab es einen Halt von einem Tag und noch einem Tag. Die heiße Luft zitterte iu schwüler Erwartung, und Schwärme von Gerüchten flatterten über den wolkenlosen Himmel. Dann, gegen Abend, hieß es mit einem Male „rückwärts, rückwärts!" Die Russen waren ins Land eingebrochen; sie waren zu übermächtig gewesen. Die Kolonnen wandten sich und fluteten zurück, südwärts von der Richtung aus Königsberg abbiegend. Wiederum stand man still und horchte nach vorn. Waren es Stuudeu, Tage oder Wo» cheit, die man so verharrte? Endlich — man meinte schon im Boden Wurzel zu schlagen, — ging es wieder- voran. Es schien sogleich, als wehte eine frischere Lust, und die Kolonnen marschierten wieder in gleichmäßigem förderndem Tempo. Bis dahin war es wie im Manöver gewesen, bald aber tat sich der Ernst des Krieges auf. „Es schmeckt nach Brand," sagte Peters Kamerad eines Morgens, als mau durch einen diesen Wald fuhr. „Brennt der Wald?" fragte Grins. „Nein, Häuser. Und es brennt auch nicht mehr, sondern es hat gebrannt." „Aber hier sind gar keine Häuser." „Tu wirst sehen!" llud richtig: aus einer Blöße starrten die Giebel einer Försterei rauchgeschwärzt gen Himmel. Schutt und Sparrenreste füllten das Mauernviereck. Seitab waren zwei kleinere Wohnstätten, wohl die der Waldläufer, gleichermaßen verwüstet. „Der Russenhund!" sagte der Königsberger. Peter nickte ingrimmig. In blaßwütigem Schweigen zog die Kolonne an dem Ort der Verheerung vorüber. Auf den Stufen einer der kleineren Behan-fimgeit kauerte ein gelber Teckel, er hielt die verwundete Vorderpfote hoch und heulte kläglich gegen das Haus hiu. Eiu Wachtmeister versuchte ihn zu locken, aber der Hund wich scheu vor dem Fremden zurück und begann feindselig 911 knurren. Als dann die Wagen von neuem im Wald untergetaucht waren, klang immerzu das jämmerliche Jaulen hinterdrein. Da hielt Peter Grins seine beiden Schimmel an, stieg ab und kehrte mit dem Teckel zurück. „Zu mir war er gleich zutraulich," sprach er, „ich habe Glück bei Tieren." Der Hund sah arg verhungert aus, trotzdem nahm er nur zögernd das Brot, das Peter ihm reichte. In der Schoßkelle wurde Platz für ihn zwischen den beiden Insassen geschaffen, aber er kuschelte sich gewaltsam hinter Peters Rücken. Abends im Biwak legte sich das Tier aus Peters Füße, die Wärme des kleinen Körpers drang durch das dicke Stiefelleder. „So mag er's bei feinem Herrn gehalten haben," sagte der Feuerwehrmann. Grins kraute den Teckel hinter den Hängeohren. „Gut möglich," versetzte er, „jetzt müßte er sich freilich zu seinem Herrn durch drei Schuh Erde durchscharren." Der Marsch schob sich weiterhin vorwärts. Allenthalben war das Land verheert, die Städtchen und Dörfer glichen wüsten Trümmerstätten, die Bewohner waren gemordet oder biuueuwärts geflohen. Meist hatten die vorderen Truppen bereits die toten Greife, Fraueil und Kinder, die Blutzeugen der russischen Grausamkeit, bestattet, aber die Kunde von den grausigen Taten der Kosaken schwang sich rückwärts die Marschreihen entlang und wuchs im Fluge dergestalt, daß ihre Schwingen, rot von Feuer und Blut, den ganzen Horizont umspannten. Dann ergrimmten aller Herzen, und namentlich die Älteren, die Weib und Kind hatten und Haus und Hof besaßen, schwuren sich einen heimlichen Eid. Aber es kamen ein Tag und eine Botschaft, da loderte ein jauchzender Schrei wilder Freude gen Himmel. Ein herrlicher Sieg, 100000 Russen gefangen und mehr noch von den Schrapnells und den unersättlichen Maschinengewehren erbarmungslos hingemäht, erbarmungslos iu die Sümpfe und Moore getrieben, daß die trübe Lache der Ländergier erstickend in den habsüchtigen Rachen lies! Held Hindenburg, dessen breites Antlitz mit dem wuchtigen Kinn man wohl zuweilen im Auto erblickt hatte, war es, der die Schlacht geschlagen hatte. Es gab einige, — Peter war darunter, — denen tat das arme unwissende Volk, das da geopfert wurde, leid, da antworteten die anderen: „Haben wir den Frieden gebrochen? Wir wollten nichts, als in Frieden unsern Acker bestellen und unser Handwerk treiben. Warum haben sie uns aufgescheucht?!" Aber natürlich, das wollten sie alle am liebsten: den Drahtziehern, denen, die obenan faßen und den Krieg auf dem Gewissen hatten, denen zu Leibe gehen, erbarmungslos wie Hindenburg bei Tannenberg. „Erst haben!" zweifelte da der Königsberger, der sich in der großen Stadt tüchtig

6. Kriegsbuch für die Jugend und das Volk - S. 125

1916 - Stuttgart : Franckh
125 nur ihr persönliches Eigentum mitnehmen durften. Die noch vorhandene weiße Zivilbevölkerung _ etwa 500 Köpfe — wurde größtenteils auf einem scheußlichen und schmutzigen Viehtransportdampfer verladen und nach den berüchtigten Konzentrationslagern Südafrikas überführt. Viel über Lüderitzbucht hinausgekommen find die Engländer zunächst aber nicht, und die Erkundungsabteilungen, die sie in östlicher und südlicher Richtung vortrieben, wurden meist mit blutigen Köpfen wieder heimgeschickt. Tie Besetzung von Swakopmund durch die Engländer erfolgte erst am 14. Januar 1915, und zwar ebenfalls von der Seefeite aus. Tie Stadt war verlassen, die Gebäude unbeschädigt, aber die Einrichtung zur Herstellung von Trinkwaffer aus Seewasser, die elektrische Zeutrale usw. vernichtet, die Bahnlinie gesprengt. Beim Einrücken der englischen Vorhut wurden einige Mann von unterirdischen Minen in Stücke zerrissen. — Taß endlich der entlegene „Ca-privi-Zipfel" gegen einen Vorstoß aus Rhodesien nicht zu halten war, lag von vornherein auf der Hand; dafür bemächtigten sich die Teutschen am 24. September der britischen Niederlassung Walfifchbai und vermochten sie bis gegen den Jahresschluß hin zu behaupten. Recht erfolgreich gestaltete sich anfangs auch die Verteidigung der Südgrenze. Bis Anfang Februar 1915 blieb das rechte Ufer des Oranje in deutschem Besitz, wozu außer zahlreichen ruhmreichen Gefechten namentlich der glänzende Sieg Heydebrecks am 25. September 1914 bei Sandfontein beitrug. Ter deutsche Führer hatte hier dem Feinde eine regelrechte Falle gestellt, in die drei Schwadronen berittener südafrikanischer Infanterie und eine Abteilung der reitenden Transvaal - Artillerie unter Oberst Grant ahnungslos hineintappten. Ein mit zwei weiteren südafrikanischen Schwadronen gemachter Entfatzverfuch wurde durch die deutschen Maschinengewehre blutig abgewiesen. Es blieb den Engländern nichts anderes übrig, als die weiße Flagge zu hissen, auch Oberst Grant fiel verwundet in deutsche Gefangenschaft. Tie Folgen des Sieges waren so nachdrücklich, daß sogar die englische Station Rietfontein für längere Zeit in Besitz genommen werden konnte, und daß die Briten erst am 12. Januar 1915 wieder wagten, den Oranje bei Ramansdrift zu überschreiten, ohne zunächst vorwärts zu kommen. Noch am 3. Februar erzielten die Teutschen unter Major Ritter bei Kakamas einen Erfolg, warfen die stark verschanzten Engländer über Den Fluß zurück und zerstörten alle ihre Kähne und Fähren. Tie Burenführer Maritz und Kemp fochten auf deutscher Seite siegreich an der Ostgrenze des Schutzgebietes am Rande Der Kalahari, doch wurde Kemp bald darauf abgedrängt und zur Waffenstreckung gezwungen. Gegenüber anderslautenden Zeitungsnachrichten fei ausdrücklich festgestellt, daß der Burenoberst Maritz bis zuletzt treu in unfern Reihen ausgehalten hat. In den vielen Gefahren schmolz feine wackere Heldenschar bis auf ein kleines Häuflein zusammen, aber es glückte ihm, mit diesem unter den schwierigsten Verhältnissen nach Norden zu entkommen. Er trat dann auf Otjiurunga Sanii*ras ...... Amb rihoma 5 Chot^rrtsns Libebe Kungsel Caffuvizipfcl tuhonda Ana Namutofii Tsumeb Okdukvejo _ / _qrootsonje/n nanqare vosdia-pan ■'Iz^sonre.n \ Gucnaö * jiwarongo Koihsrio s Wa/erberg /Da/M A Räl Amd Omarjrö .? Qhambähe Epuh/ro Usdhoyf Känb± Ohahaadja 75 ch au an! lerroniein Goddd'b Ndi-juk^ - kheppmonsof; '' ßehotjhfh \ Naosßnaws —y //<//>' o . \;.ticactiänai La- V Akopmun . Hohenwarte Empfängnis -ßuchl :oaraho$ Lehur/rang R y—t uibe nokopon o---' r—n 'w-'^urundorn - r nam^uiand-, ethanien ~Rieitonrein ■Lodekltzbuc eefmans- rohe " Öffnung -Ssfjamogär* ansdrßff neqharr Deucsch-Südwestasrika (Überfid)ts£arte über die ganze Kolonie-. Die Pfeile bezeichnen die englischen Anmarschlinien.

7. Kriegsbuch für die Jugend und das Volk - S. 126

1916 - Stuttgart : Franckh
126 portugiesisches Gebiet über und wurde tu Angola interniert. Erst von dem Tage an, an dem Botha seinen Fuß in Swakopmnnd auf deutsches Gebiet setzte, kommt ein größerer Zug in die bis dahin ziemlich verzettelten und planlosen Operationen. Er ging nicht eher vor, als bis er eine zehnfache Übermacht gegen die kleine deutsche Streitmacht versammelt und sie mit allem Nötigen reichlich ausgerüstet hatte, und unterbrach seinen Vormarsch stets so lange, bis seine Ingenieure genügend Wasser für Menschen und Pferde ausfindig gemacht hatten. Seine vorläufigen Ziele waren Keetmanshoop im Süden und Würdhnk in der Mitte unseres Schutzgebietes. Gegen jenes wurden drei Heeressäulen angesetzt: Ge- hindurch untätig bei Garub stehen blieb. Einer kleineren Abteilung von ihm, gelang es, die Verbindung mit der Südkolonne Deventers herzustellen. Die Ostkolonne hatte bei Rietsontein mit den Deutschen Fühlung gewonnen und drang nun über Hazmer weiter vor. Gegen einen solch übermächtigen Angriff von drei Seiten her konnte die deutsche Stellung iu Keetmanshoop nicht länger gehalten werden. Die Deutschen traten daher den Rückzug nach Norden längs der Bahnlinien an, nachdem sie Keetmanshoop geräumt und alle militärischen. Anlagen zerstört hatten. Bei Ka--bns gab es noch ein heftiges Nachhutgefecht, und ein Versuch Mackenzies, den Deutschen den Rückzug abzuschneiden, wurde vereitelt. Botha hatte sich in Walfischbai eine mit Ein Gespann von 40 Ochsen befördert ein schweres britisches Geschütz über den südwestafrikanischen Sand, ein auch in Afrika nicht alltägliches Bild. Nach einer Tonzeichnung von R. Oeffinger. neral Mackenzie sollte von Lüderitzbucht östlich vorgehen, Oberst Deventer andere Abteilungen über den Oranjefluß und Warmbad nördlich vorführen, Oberst Berrange mit Reiterei und leichter Artillerie durch die Kalahariwüste und das Karas-Gebirge vorstoßen. Die Kolonne Deventer fand nicht viel Widerstand, da den Deutschen angesichts der feindlichen Übermacht nichts übrig blieb, als ein langsamer Rückzug unter Zerstörung der Bahnlinie und aller vorhandenen Vorräte. Nachdrücklicheren Widerstand fand dagegen die Kolonne Mackenzie, die drei berittene Brigaden nebst den zugehörigen Batterien zählte, während Major Ritter ihr nur etwa 800 Mann mit einigen Geschützen und Maschinengewehren entgegenstellen konnte. Schon an der Wasserstelle Garnb geriet die englische Vorhut in ein Feuergefecht mit deutschen Truppen und wurde dann überraschend von anderen in der Flanke angegriffen. Ihr Führer fiel verwundet in deutsche Gefangenschaft. Sir Mackenzie nahm sich diese Lehre so zu Herzen, daß er einen vollen Monat allen Hilfsmitteln der Neuzeit reichlich ausgestattete Basis geschaffen, tastete anfangs aber nur zögernd vor. Dann aber erfolgte der Stoß so rasch und gewaltig, daß er das ganze Eisenbahnnetz in die Gewalt Bothas brachte und die Deutschen nicht mehr Zeit behielten, die Brücken zu zerstören. Er hatte dabei seine Armee ebenfalls in drei Heerhaufen geteilt. Der eine zog auf Karibik, der andere folgte der Bahnlinie nach Windhuk, der dritte drang im ausgetrockneten Bette des Swakopflufses vorwärts. Aber so schnell ging der Vormarsch nicht, die Deutschen leisteten in zahllosen kleinen Gefechten hartnäckigen Widerstand, so daß Botha erst am 2. Mai Otjimbingwe zu erreichen vermochte, mithin zur Zurücklegung einer rund 90 km betragenden Strecke nicht weniger als 43 Tage nötig hatte. Volle 2 km am Tag! Windhuk, die aufblühende Hauptstadt unserer Kolonie mußte schließlich aus ähnlichen Gründen wie Keetmanshoop kampflos geräumt werden, zumal von Süden her General Mackenzie in Eilmärschen heran-

8. Kriegsbuch für die Jugend und das Volk - S. 132

1916 - Stuttgart : Franckh
132 könne, sich mit gesammelter Kraft aus eine von ihnen zu werfen, ohne zugleich die auderen in seinen Rücken pder auf seine Flanken zu ziehen. Diese an sich durchaus gerechtfertigten Erwägungen fanden aber bei der Durchführung eine Schranke, durch die große Schwierigkeiten des Vormarsches und der Verpflegung in einer so zerrissenen und wegearmen Landschaft, weiter darin, daß die Serben die Einkreisung Valjewos nicht abwarteten, sondern: mit ihren überraschend schnell verstärkten Streitkräften zum Gegenangriff ansetzten und die Schlacht auf den Höhen westwärts davon in ziemlich gerader Front annahmen. Am 19. und 20. tobte eine unentschiedene Schlacht auf der Lime Rumska-Sokol-Lju-bovija. Heldenmütig fochten die Österreich-Un-garn, mit zäher Tapferkeit verteidigten die Serben jeden Fußbreit Boden. Noch erschien der Ausgang des blutigen Ringens völlig ungewiß, als es von Feldzeugmeister Potiorek plötzlich abgebrochen wurde, weil bei ihm eiu Befehl der Oberleitung eingelaufen war, daß der Kampf gegen Serbien sofort einzustellen sei, da alle halbwegs entbehrlichen Truppen gegen die übermächtig in Ostgalizien vordringenden Russen eingesetzt werden müßten. Schweren Herzens mußten so die österreich-ungarischen Offiziere und Mannschaften alles wieder preisgeben, was sie in den vorausgegangenen Tagen so tapfer erstritten hatten. Aber die zuversichtliche und siegesfrohe Stimmung litt trotzdem nicht. Fürs erste war ja den verhaßten Serben genug geschehen. Die Ablösung vom Feinde vollzog sich glatt, und der Rückmarsch ging in größter Orö-nung vor sich. Die Serben waren viel zu sehr erschüttert und ihren Verbänden Durcheinander-gekommen, als daß sie kräftig hätten nachdrängen können. Wenn sie trotzdem wieder eine Reihe falscher Siegesmeldungen in die Welt setzten, den feindlichen Verlust auf 20000 Mann angaben, von Tausenden (gemachter Gefangener und von Dutzenden erbeuteter Janonen faselten, so gehört dies zu der Verlogenheit, die dieses sonst so tüchtige Volk beherrscht. Nur an zwei Stellen kam es 'zu ernsteren Rückzugsgefechten. Die zur Deckung des Sauübergangs in Schabatz zurückgelassenen Truppen wurden um 22. August von weit überlegenen feindlichen Streitkräften angegriffen. Deshalb ging 'eilte Entfatzabteiluug in der Nacht 'zum 23. nochmals über die Sau, kam den Serben in den Rücken und trieb sie zu Paaren. Da,es aber bei der damaligen Kriegslage zwecklos gewesen wäre, Schabatz zu halten, marschierten beide Abteilungen, ohne vom Feinde belästigt zu werden, am 24. aus das un- garische Ufer zurück, worauf die Brücke abgebrochen wurde. Beim Rückmarsch zur Drina blieben die österreich-ungarischen Truppen aus dem rechten Ufer stehen und besetzten zur Deckung späterer Vorstöße den Gaeevo-Rücken, der etwa die Form einer offenen Schere hat. Leider war aber hierbei die Sicherung der als Cote 708 bezeichneten Rückfallskuppe versäumt worden, und es stellte sich bald heraus, daß die nachrückenden Serben hier eine beherrschende Stellung einnahmen. Die Eroberung des Punktes wollte den Österreichern lange nicht glücken, und es entwickelte sich schließlich ein wochenlanger Schützengraben- und Sappenkampf. Erst in den ersten Novembertagen gelang 200 Freiwilligen vom 78. Infanterie-Regiment £>ie Wegnahme der Kuppe durch nächtlichen Überfall, wobei ihnen 520 Gefangene, 3 Geschütze und 3 Maschinengewehre in die Hände fielen. Durch die Entsendungen nach Galizien muß die Südarmee sehr geschwächt worden sein, und es blieben wohl nur Beobachtungsgruppen an der serbischen Grenze stehen. Den Serben schwoll deshalb bald der Kamm, und sie ließen sich verleiten, in das mächtige Nachbarreich eindringen zu wollen. Diese ungeschickt angesetzten und mit unzureichenden Kräften ausgeführten Vorstöße nahmen ausnahmslos einen höchst kläglichen Verlaus. Auch die Serben begannen den Angriff mit einer heftigen Beschießung der Grenzorte jenseits der Sau. General v. Frank, der die Verteidigung leitete, ließ die Serben zunächst ruhig gewähren; er wollte nur möglichst viele über den Strom haben, um ihnen dann einen um so heißeren Empfang zu bereiten. Am übelsten erging es Serbiens Kerntruppe, der Timok-Division. In einer nebligen Nacht hatte sie einige Hundert Komitadschis als Vorhut über die San geworfen. Als dann niedriger Wasserstand den österreichischen Flußkanonenbooten oas Einlaufen in den Strom unmöglich machte, ging die ganze Timokdivifion mit Dem Prinzen Georg an der Spitze auf einer rasch improvisierten. Brücke über die San und besetzte Mitrowitza. Aber nicht lange dauerte die Herrlichkeit. Schon am 7. September ereilte sie wenige Kilometer landeinwärts ihr Schicksal. Eine aus ungarischen und kroatischen Regimentern zusammengesetzte Division hatte dort halbkreisförmig Aufstellung genommen, unterstützt durch kroatischen Landsturm und durch schwere Artillerie. Ahnungslos tappten die Serben in die Falle. Während sie keinen Feind in der Nähe vermuteten, fegte plötzlich ein vernichtendes Feuer aus Kanonen, Maschinen- und Mannlichergewehren in

9. Kriegsbuch für die Jugend und das Volk - S. 141

1916 - Stuttgart : Franckh
141 La waren die Deutschen schon am Waldrand, wurden aber immer noch von der Flanke beschossen. „Herrgott, hab' Dank!" Ich schrie nun vom Boden herunter: „Herr Hauptmann, kommen Sie hierher, die Maschinengewehre sind schon abgeschossen!" Der Offizier stutzte. „Was ist das für ein Kerl?" „Ein Deutscher, der seit dem 31. hier sitzt." „Wir kommen!" Ich machte dem Offizier, der mit acht Mann gekommen war, Meldung; dann holten wir die zwei Kameraden herunter. Wir bekamen zu essen und zu trinken, ich mußte erzählen; inzwischen kamen noch mehr Kameraden in das Haus, und da trug man auch schon die ersten Schwerverletzten von dem heutigen Gefecht herein. Rings um das Haus war Kampfeslärm, die Engländer beschossen die Deutschen unausgesetzt von der Flanke. Das Gefecht war zum Stehen gekommen. Dann kam der Oberst, Telephon wurde bis in die große Stube gelegt, und nun von hier aus durch ihu das weitere Gefecht geleitet, das stellenweise wieder aufgeflammt war. Ordonnanzoffiziere kamen und gingen; ich mußte dem Kommandeur erzählen, wir bekamen von diesem und den anderen Offizieren Wein und Schokolade. Den einen Kameraden hatte man zur Verbandstelle, die weiter zurücklag, getragen. Erst als man den zweiten Kameraden holte, fiel mir ein, daß ich die Kameraden, mit denen ich so fürchterliche Stunden verlebt hatte, gar nicht nach ihrem Namen gefragt hatte. Und so schrieb ich mir dann wenigstens den Namen des einen Kameraden auf. Noch einen letzten Händedruck, von beiden Seiten aufrichtige herzliche Wünsche, dann trug man den Kameraden auf einer Tragbahre fort zur Verbandstelle. Ich blieb zurück und mußte dem Herrn Oberst die Stellung der Engländer erklären. Ob die Engländer gemerkt hatten, daß man vorher von dem Boden des Hauses auf sie geschossen hatte, oder ob sie jetzt den Oberst, der hinaufgeklettert war, sahen — genug, sie eröffneten ein wahnsinniges Feuer ans das Dach, fo daß der Oberst schleunigst herunterspringen mußte. Daun kamen und gingen wieder Ordonnanzoffiziere und der Oberst telephonierte, studierte die Karten, gab Befehle. Ich erholte mich recht rasch und ging dann zu den Kameraden, die im Hohlweg lagen. In dem Gestrüpp rechter Hand Tagen die Engländer und schossen ununterbrochen. Am Nachmittag stürmten wir, und es gab wieder blutige, erbitterte Nahkämpfe. Am Abend ging ich zu meinem Truppenteil zurück, mußte mich aber durchfragen, da ich keine Ahnung hatte, wo mein Reginient lag. Um 1 Uhr nachts kam ich dann todmüde bei meiner Kompagnie an, die in Ruhe lag. Am anderen Morgen kamen wir wieder in den Schützengraben. □ □ Ariegr-Lhronik. Dezember. 16. Englische Überfallsversuche bei Armeutieres mißglücken. — Ebenso ein russischer Angriffsversuch zwischen Narosz- und Miadziolfee. — Die Österreich-Ungarn vertreiben die Montenegriner endgültig vom bosnischen Boden und eroberu Bielopolje. — Die vierte Jsonzo-schlacht kann als beendigt angesehen werden. 17. Französischer Fliegerangriff auf Metz. — Weitere Fortschritte in Montenegro. — Der kleine deutsche Kreuzer „Bremen" und eines der ihn begleitenden Torpedoboote wurdeu in der östlichen Nordsee durch ein Unterseeboot zum Sinken gebracht. — Gefechte zwischen Engländern und Arabern an der Westgrenze Ägyptens. 18. Andauernde Kämpfe in Montenegro. — Ein italienischer Vorstoß auf den Monte San Michele wird abgeschlagen. — Die Türken durchbrechen die englischen Stellungen bei Kut el Airtara. 19. An der Westfront lebhafte Artillerie-, Minen-und Fliegertätigkeit. Deutscher Fliegerangriff auf Poperinghe. — Türkische Offensive auf Gallipoli, die zur Wiedereinschiffung der Feinde in der Sulva-Bai und bei Ari Burnu führt. Ein französisch-englischer Angriff bei Seddul-Bahr scheitert. — Türkisch-arabischer Vormarsch gegen Aden. 20. An der Westfront glückliches Gefecht bei Hul-luch. — An der Ostfront wird südöstlich Wid-sy, am Wygonowskojesee, nordwestlich Ezar- torysk und bei Rafalovka gekämpft. — Weitere Fortschritte der Österreich-Ungarn bei Be-rarte. — Große Beute der Türken auf Gallipoli. 21. Deu Franzosen glückt die Wegnahme des Hartmannsweilerkopfes. — An der italienischen Front hauptsächlich Artillerietätigkeit. — Die türkische Artillerie bringt bei Kut el Amara zwei englische Monitore zum Sinken. — In Persien macht sich eine starke Bewegung gegen die Russen geltend. — Russisch-bulgarisches Seescharmützel vor Warna. 22. Rückeroberung des Hartmannsweilerkopfes durch die Deutschen. — Fortgesetzte Kämpfe gegen die Montenegriner an der Tara. — Lebhafte Gefechtstätigkeit an der Kaukasus-front. —• Artilleriekämpfe bei Seddul-Bahr. 23. Ausgestaltung des deutschen Erfolges am Hartmannsweilerkopf. — Russische Angriffe in Beßarabien werden abgeschlagen. 24. Erfolgreiche deutsche Minensprengungen bei La Bassee. 25. Au der Westfront leichtere Kämpfe bei Albert, in der Champagne und nördlich Sennheim. 26. Minenkämpfe bei Neuville und Eombres. — Für die Italiener verlustreiches Gefecht bei Rovereto. — Die Senuffeu zwingen die Engländer zur Räumung von Sollnm und Siva und bringen ihnen bei Matruh eine empfindliche Schlappe bei. 27. Am Hirzstein behalten die Deutschen die Oberhand. — Starke russische Massenangriffe an

10. Kriegsbuch für die Jugend und das Volk - S. 98

1916 - Stuttgart : Franckh
98 Peter Grins, war geblieben und hatte auch die vier schönen Pserbe des neuen Herrn vflegen müssen. Als die Entlassung nabe rückte, sprach damals bcr „Alte" im Dienstzimmer zum Regimentsschreiber: „Und was ich noch sagen wollte, Wachtmeister, den Gefreiten Grins möcht' ich zum Unteroffizier machen, ehe er hinausgeht." Der Wachtmeister staub stramm und crwi-berte: „Zu Befehl, Herr Oberstleutnant," aber er zog ein Gesicht, das sauer sah und aus allen Falten und Winkeln „nein" ries. „Haben Sie beim was gegen Grins?" fragte der Kommaubeur. „Nicht das Geringste, Herr Oberstleutnant. Aber wem: er Unteroffizier wirb, muß er 'ne Patrouille führen sönnen, und das — Herr Oberstleutnant verzeihen — das bringt der Grins einfach nicht zustanbe." „No, das kann er nun mal nicht, ba haben Sie recht. Also bleibt er Gefreiter, und ich geb' ihm fünf Taler mehr zum Abfchieb." So geschah es, und der Tausch wäre auch dem Peter Grins recht gewesen, wenn er barum gewußt hätte. Fünf Taler waren ein schönes Stück Gelb, und ihm wäre es, von allem onbern abgesehen, boch höchstens genierlich gewesen, wenn ihn plötzlich jeber Kamerad hätte grüßen müssen. Das Scheiben von den vier Gäulen war freilich hart, aber es hieß ja „Parole Heimat", und baheim stauben auch zwei hübsche Braune im Stall. Hub das waren die beiben Braunen, die nun steinalt, aber immer noch leiblich munter, ihr reichlich zugemessenes Gnabenbrot erhielten, ob-schon längst ein junges Gespann eingestellt war. Trina schalt über die Berschwenbung, aber Peter blieb fest. Jahr um Jahr hielt er's so, und am Ende mißgönnte auch Trina den beiben Gäulen nicht mehr das bißchen Hafer und Stroh. Die Guttat trug ihren Lohn. Am 1. August kam der Mobilmachungsbefehl heraus, und tags baraitf bereits mußte Peter Grins die beiben jungen Braunen in Heiligenbeil stellen. Er legte ihnen die vorgeschriebenen Stallhalstern an und knüpfte die beiben Binbestränge in den Halster-ring, dann schwang er sich aus den Sattligen und trabte fort. „Staatstiere!" lobte der Pserbe-fommiffar und entfchieb dann: „Schwere Kavallerie." Peter machte es kurz. Er mochte seine schönen Tiere nicht noch einmal anschauen, gab die Zügel hin und wanbte sich jäh ab. Stumm wartete er aus seine Quittungen und trottete dann langsam den Heimweg zurück. Unterwegs nahm ihn ein Nachbar, bessen elenbe Kracke natürlich nicht gebraucht worden war, in feinen Wagen auf. Verheult und jammernb empfing ihn Trina. „Hättest du sie nicht so gut gehalten," klagte sie, „vielleicht hätten sie uns wenigstens eins gelassen! Wie sollen wir jetzt den schönen Weizen braußen hereinfliegen ?" Peter zuckte die Achseln, ging in beit Stall und schirrte die beiden alten Gäule ein, er machte die Fnber nicht zu groß und fuhr lieber zweimal für einmal. Da würden die verwitterten Tiere gewissermaßen bei der Ehre gepackt, sie hielten beinahe spaßhaft wacker ans, und der Himmel wollte, daß vou biefet Ernte fein Korn verloren ging: er strahlte weithin, bis die Stoppel fahl balag. Darüber war auch der Zeitpunkt herangekommen, an beut Peter Grins selber einrücken mußte. Er gehörte einem bcr ältesten Laub-wehrjahrgänge an, und sein Gestellungsbefehl lautete auf den 7. Mobilmachuugstag, nachmittags 3 Uhr, in Ablig-Nenenfelb bei Königsberg, Formatiern Nr. 68. Trina hatte ein verweintes Gesicht. Peter aber legte den brei Kiuberu mir die breite Haub aus die blonden Kopse, bog sie ein wenig hintenüber, daß er ihnen in die Augen schauen konnte, und ließ sie dann wieber srei. Die Frau reichte ihm das Bünbel. Er gab ihr die Rechte und sagte: „Abjüs, Trina!" Das war schon mit Tore. Da riß sich Triua zusammen und ries ihm nach: „Laß die Russen nicht herein, Peter! Mach beine Sache gut!" Peter war auf beit Wagen des Nachbars geklettert, der auch in Königsberg gestellungspflichtig war, und nickte ihr ruhig zu: „Da hab' feine Bange, Trina!" Daitit rollte er die Straße entlang und sah sich nicht einmal um. Formation 68 war eine leichte Munitionskolonne des ostpreußischen Refervefelbartillerie-regimeuts, und Grins, bcr im Nu in einen felb-graueit Gefreiten umgetvcmbelt war, würde zur Führung des Lebensmittelwagens bestimmt. „Je," sagte er, als er die beiben zugeteilten Pferbe erblickte, „das iinb ja beut Brauer Möller feine!" In der Tat waren es die Apfelschimmel, die vor den schweren Bierwagen gespannt den Doriern rings um die Kreisstabt wohl vertraut waren. Peter tätschelte ihnen die berben Kruppen; ba hatte er's gut getroffen, denn Brauer und Schlachter halten auf ein flottes Gespann und sinb bebacht, es orbentlich zu nähren. Am 12. Tage rückte die Kolonne ostwärts ab. Peter hatte seinen Play in der langen Reihe ganz zuletzt. Er fuhr von der Schoßfelle ans, und neben ihm hockte ein Kamerab, ein Feuer-
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