257
27. Juni, welche die Kapitulation des ganzen Hannover-schen Corps zur Folge hatte, gewannen die nun vereinigten Armeeen Herwarth's und Friedrich Karl's am 28. Juni einen bedeutenden Sieg bei Mnchengrtz an der Jser, und am gleichen Tage siegte die schleiche Armee des Kronprinzen bei Trautenau, wo das Gablenz'sche Corps fast vernichtet wurde, und bei Skalitz (Sieger: General Steinmetz).
Auf diese Siegesnachrichten hin reiste König Wilhelm in's Haupt-quartier, und unter seiner persnlichen Leitung erfolgte hierauf am 3. Juli 1866 die mrderische Schlacht von Knigsgrtz oder Sadowa, in welcher nach dem Eintreffen der kronprinzlichen Truppen die fter-reichische Armee unter Benedek nach 14stndigem Ringen vollstndig geschlagen wurde. Um nun die in Italien kmpfenden Truppen herbeiziehen zu knnen, trat Kaiser Franz Joseph Venetien mittelbar an den König von Italien ab, der aber, trotz der franzsischen Einmischung, nicht einseitig Frieden schloss und fo einen groen Teil der sterreichi-schen Sdarmee festhielt.
Auch die Aufgabe der preuischen Mainarmee, die beiden Bundes-Heere, das Corps des Prinzen Karl von Bayern und das Corps des Prinzen Alexander von Hessen, an einer Vereinigung zu hindern, gelang vollstndig, mdem zuerst die Bayern am 4. Juli bei Dermbach, am 1(X Juli bei Kissingen und Hammelburg, alsdann die Truppen des achten Corps am 13. Juli bei Laufach, am 14. Juli bei Aschaffen-burg und (durch den inzwischen an Stelle des nach Bhmen abberufenen Vogel von Falkenstein zum Oberkommandanten der Mainarmee ernannten General Manteuffel) am 24. Juli b e i Tauberbischofsheim geschlagen wurden. Nachdem die Bayern nochmals bei Robrunn unterlegen waren, wurde Wrzburg, einige Tage spter auch Nrn-bergbesetzt. Unterdessen aber hatte derkaiser von Oester-reich, trotz des von Tegethoff am 20. Juli bei Lissa erfochtenen Seesieges den Prliminarfrieden von Nikolsbura (26. Juli) unterzeichnet, in welchem er Venetien an Italien abtrat in die Annexion von Schleswig-Holstein, Hannover, Hessen-Cassel, Nassau und Frankfurt willigte und endlich seine Zustimmung
gemmtie g^^ude^taltun9 Deutschlands unter preuischer
Es kostete den sdwestdeutschen Staten viele Mhe, bis sie endlich emen Waffenstillstand bewilligt erhielten. Erst am 13. August wurde ""t Wrttemberg, m 17. August mit Baden, am 22. August mit Bayern und, nachdem am 30. August auch der Definitivfriede von Prag mtt Oesterreich zu Stande gekommen war, endlich am 3 Sep-t e m6er auch mit Hessen-Darmstadt Friede geschlosseil. Sachsen, dessen Einverleibung m Preußen wegen der Bemhungen Oesterreich^ und Frankreichs unterblieb, konnteerst am 21. Oktober einen Separatfrieden erlangen, in Folge dessen es dem norddeutschen Bunde beitreten und das Besatzungsrecht einzelner Punkte, so des Knias-stein s, an Preußen berlassen musste.
Fick, Leitfaden. ^
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234
Zu einer allgemeinen Erhebung waren damals die Zustnde in Deutschland noch nicht angetan; denn dazu war ein entschiedener Miss-erfolg Napoleon's nach irgend einer Seite ntig, wrend er sich doch im Gegenteile gerade im Jare 1810 auf dem Gipfel menschlichen Glckes befand. In ganz Europa war sein Wunsch Befehl (in Preußen z. B. besetzte er wegen der Kriegsschuld 1811 die Oderfestungen), und so hatte es denn auch Kaiser Franz nicht gewagt, seinem Todfeinde die Tochter, Maria Luise, zu verweigern, und als Napoleon dann ein Thronerbe, der nachmaligezherzog von Reichsstadt, geboren wurde, schien seinem Glcke nichts mehr zu fehlen.
Napoleon's Zug nach Rußland 1812.
127.
Noch dauerte der Kamps Napoleon's mit Spanien und England fort, da kam es auch zum Bruche zwischen ihm und Rußland. Der Zar Alexander hatte sich nmlich von der Verpflichtung zur Haltung der Kontinentalsperre losgesagt und einen eigenen Zolltarif aufgestellt, von dem Napoleon sagte: lieber wollte er eiuen^ Backen streich leiden!" Zugleich hatte jener die Zurckziehung der franzsischen Besatzungen aus den stlichen Teilen der preuischen Monarchie verlangt und gefordert, dass auf die Herstellung Polen's verzichtet werde. Vergebens hatte Napoleon auf ein Einlenken des fnst friedliebenden Zaren gehofft. Da dieser den Angriff abwartete, so berschritt ein aus-erlesenes Heer von einer halben Million Krieger der verschiedensten Nationen Ende Juni 1812 den Nietnen. Wrend sich der linke Flgel (mit den Preußen) unter Macdonald gegen die Ostsee wandte, der rechte unter Schwarzenberg gegen das russische Sdheer, zog Napoleon mit dem Hauptheere gegen Moskau, schlug am 7. Sept. die Russen unter Kutusow in der groen Schlacht bei Borodmo an der Moskwa und zog bereits nach einer Woche in Moskau ein. Hier wollte er seine Winterquartiere aufschlagen, um dann im folgenden Jare feine siegreichen Waffen auch nach Petersburg zu tragen und Rußland zum Frieden zu zwingen. Dieser Plan wurde vereitelt; denn auf Befehl des Gouverneurs von Moskau, des Grafen Nostopschin, steckten los-gelassene Verbrecher die Stadt an allen Ecken und Enden in Brand. Bald glich dieselbe einem Feuermeere, welches Napoleon vom Kreml aus mit Schandern bersah. Da jeder Lschversuch nutzlos gewesen wre, so bezog er mit seinem Heere ein Lager vor der Stadt. One Lebensmittel und Obdach, und vom Feinde bedrngt, zugleich an der Pforte der rauhen Jareszeit blieb Napoleon nichts anderes brig, als den Frieden anzubieten. Nach lngerem Zgern erhielt er von den Russen die Antwort: dass nun der Krieg erst recht beginnen solle.
Jetzt trat Napoleon den Rckzug an, einen Rckzug, wie er einzig ist in der Geschichte! Ungewnlich frh und strenge trat nmlich der Winter auf, und d a Napoleon, durch Kutusow verhindert, sich nicht nach
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1812
166 § 77. Napoleon's Zug nach Rußland.
§'77.
Napoleon's Aug nach Rußland 1812.
Inhalt: 1) Die Vergrößerung von Warschau, die Beraubung des
Herzogs von Oldenburg reizen den Zaren. Dieser sagt sich vom Kontinentalsystem los und schließt 1812 mit Schweden und England ein Bündnis, mit
der Pforte Frieden. Napoleon bestimmt auf dem Kongress zu Dresden 1812 die Leistungen seiner Verbündeten. 2) Er überschreitet den Niemen, siegt bei Smolensk über Barclay, beiborodino über Kutusow und zieht in Moskau ein.
In folge des Brandes dieser Stadt bezieht er ein Lager vor Moskau und
entschließt sich dann zum Rückzüge. 3) Furchtbarer Verlust Napoleon's beim Uebergang über die Beresina 1812. Ney, „der Held des Rückzugs." York schließt den Neutralitätsvertrag zu Touroggen 1812.
1. Veranlassung: Noch dauerte der Kampf Napoleon's mit Spanien und England fort, da fam es auch zum Bruche mit Rußland. Der Zar war nämlich durch die Vergrößerung des Großherzogtums Warschau (worin er eine Widerherstellung Polen's erblickte), wie durch die Beraubung des Herzogs von Oldenburg, eines nahen Verwandten von ihm, gereizt und hatte, als sich die Absperrung von England für Rußland verderblich erwies, sich von dem Kontinentalsystem losgesagt und einen neuen Zolltarif aufgestellt, welcher der Einfur französischer Waren ungünstiger war als der englischer, und von welchem Napoleon sagte: „lieber wollte er einen Backen-streich leiden!"
Der Krieg war unvermeidlich, und so verging denn das Jar 1811 unter gegenseitigen Rüstungen. 1812 schloss dann Rußland mit Schweden (dem Napoleon Pommern weggenommen hatte) und mit England ein Bündnis, mit der Pforte, gegen die es seit 1809 im Kriege lag, Frieden. Napoleon dagegen bestimmte auf dem Kongress zu Dresden 1812 die Leistungen der Rheinbundfürsten, zwang auch Preußen und Oesterreich zum Anschlüsse und begann, als der Zar Alexander die Räumung von Preußen und schwedisch Pommern forderte, seinen Angriffskrieg gegen Rußland.
2. Verlauf: Mit einem auserlesenen Heere von einer halben Million Streiter brach jetzt Napoleon gegen die russische Grenze auf und überschritt bereits am 24. Juni 1812 den Niemen. Wärend sich der linke Flügel (mit 20000 Preußen) unter Macdonald an der Ostsee hinzog, der rechte (mit 40000 Oesterreichern) unter Schwarzenberg sich gegen das russische Südheer wandte, zog Napoleon mit dem Hauptheere über Wilna gegen Moskau. Die Russen zogen sich fortwärend vor ihm zurück und verheerten ihr eigenes Land. Bei Smolensk, einer heiligen Stadt der Russen, kam es endlich im August zu einer Schlacht. Barclay verbrannte die Stadt und setzte den Rückzug in vollster Ordnung fort.
An seine Stelle trat nun Kutusow, der übrigens die Rückzugstaktik Barclay’s', des Verderbers der heiligen Stadt Smolensk, fortsetzte. Doch auch diesen schlug Napoleon in. der überaus blutigen Schlacht bei Borodino an der Moskwa 7. September 1812 und zog bereits am 14. Sept. in das von den Einwonern größtenteils verlassene Moskau ein. Hier wollte er seine Winterquartiere aufschlagen, um dann seine siegreichen Waffen
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172 § 80. Napoleon's Rückkehr und Untergang.
b) Territorialbestimmungen: 1) Oesterreich erhielt die Lombardei, Renetten, die illyrischen Provinzen, Galizien; Tirol, Salzburg und das Jnnviertel. 2) Preußen bekam für die an das „Königreich" Hannover und an Bayern abgetretenen Gebiete die größere Hälfte von Sachsen, schwedisch Pommern, Jülich und Berg die ehemaligen Kurstaten Trier und Cöln und von seinen früheren Gebieten Preußen und Posen. 3) Bayern erhielt für die an Oesterreich abgetretenen Länder Würzburg und Aschaffenburg und bekam die Pfalz links vom Rhein zurück. Es wurde die dritte deutsche Macht. 4) Rußland erhielt den größten Teil des Großherzogtums Warschau als Königreich Polen. 5) Holland und Belgien wurden zum Königreich der Niederlande vereinigt. 6) Die Schweiz wurde als neutraler Freistatenbund erklärt. 7) In Spanien, Portugal und in den meisten italienischen Staten wurden die früheren Zustände wider hergestellt. Eugen Beauharnais erhielt Eichstädt mit dem Titel eines Herzogs von Leuchtenberg.
2. Feld zu g 1815. Napoleon hatte seine hunderttägige Herrschaft mit den friedlichsten Versprechungen begonnen. Aber die Mächte glaubten den Worten des Ruhestörers nicht und erneuerten die europäische Allianz, wärend sich für Napoleon nur Murat von Neapel erhob.
Bald überschritt Schwarzenberg den Oberrhein, Barclay den Mittel-rhein, wärend eine englisch-holländisch-deutsche Armee unter Wellington und die preußische unter Blücher von Norden her gegen Frankreich vordrangen. Um die Vereinigung dieser Nordarmeeen zu hindern, warf sich Napoleon auf Blücher und drängte denselben am 16. Juni 1815 bei Ligny nach hartem Kampfe zurück, wärend gleichzeitig Ney one Erfolg gegen die Vorhut der Wellington'schen Armee beiquatrebras kämpfte (Wilhelm von Braunschweig f) und schließlich zurückgeworfen wurde. Den geschlagenen Preußen sandte Napoleon seinen General Grouchy nach, er selbst aber griff Wellington am Morgen des 18. Juni bei Waterloo an. Doch 'schlug derselbe die furchtbaren Angriffe des übermächtigen Gegners mit bewunderungswürdiger Zähigkeit zurück (auf den Höhen von Mont St. Jean). Da endlich, als die Kraft der Wellington'schen Armee schon erlamen wollte, erschien um 6 Uhr abends Blücher, dem es gelungen war, über Waore Wellington zu Hilfe zu kommen, im Rücken des Feindes und entschied den Sieg. Das französische Heer ergriff die Flucht und eilte aus Paris zu.
Das rechtzeitige Eingreifen Blücher's in diesen denkwürdigen Kampf ist die
großartigste Leistung des greisen Feldmarschalls, der bei Ligny durch sein verwundetes Pferd bedeutende Quetschungen erlitten hatte und seine geschlagene, hungernde, auf
durchweichtem Boden hinziehende Armee nur durch den Zauber seines Wortes fortzu-
reißen vermochte. Das geschlagene französische Heer, dessen Garde in der Schlacht zusammengehauen worden war, wurde durch Bülow und Gneisenau eifrig verfolgt und völlig zersprengt.
Mit dem Glücke des Gewaltigen war es jetzt zu Ende. Schon am 22. Juni 1815 entsagte er zum zweiten Male der Herrschaft, und am 7. Juli hielten die Verbündeten den zweiten Einzug in Paris. Napoleon aber wurde, als er nach Rochefort ging, um sich nach Amerika einzuschiffen, von den Engländern gefangen und als „der Gefangene Europa's" nach St. Helena gebracht. Frankreich erhielt im zweiten Pariser Frieden die Grenzen von 1790, zalte 700 Millionen Franken, musste alle geraubten Kunstschätze herausgeben und in seinen Grenzfestungen 150,000 verbündeter Truppen unter Wellington drei Jare unterhalten.
Murat war schon im Mai 1815 von den Oesterreichern bei Tolentino am Po geschlagen und zur Flucht nach Frankreich genötigt worden. Er verlor jetzt Neapel an den früheren König Ferdinand, und als er gegen diesen einen Landungsversuch in Calabrien machte, wurde er ergriffen und als Verbrecher erschossen (Oktbr. 1815).
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auf dem Fürstenkongreß zu Erfurt 1808, besonders zur Schau getragen wurde, auf welchem zwischen beiden Kaisern Verabredungen bezüglich der Teilung der Weltherrschaft getroffen wurden, war schon kälter geworden durch die Gründung des Herzogtums Warschau und durch die Vermählung mit Maria Louise statt mit einer Schwester Alexanders; dazu kam die strenge Durchführung des Kontinentalsystems, welche Napoleon von Rußland verlangte, während er selbst sie umging, und endlich die als absichtliche Beleidigung des russischen Kaiserhauses aufgefaßte Ent-tronung des Oldenburgers, der Alexanders Oheim war. Die Spannung wuchs, je mehr Alexander seine Stellung nur als die eines Werkzeuges für Napoleon's Eigennutz erkannte, und das Jahr 1811 verging unter Rüstungen zu einem Kriege, der 1812 zwischen Napoleon und Alexander ausbrach. An der Spitze der ,,großen Armee", die aus 370,000 Franzosen, 150,000 Deutschen, von welchen 30,000 Baiern unter Wrede und Deroy waren, 88,000 Polen, Italienern, Schweden, Spaniern, Portugiesen, Holländern bestand, überschritt Napoleon am 24. Juni 1812 den Niemen. Von den zurückweichenden russischen Feldherrn Barklay undkntusow, die eine Hauptschlacht noch vermeiden wollten, von Wilna aus durch das Eingangsthor zwischen den Dnjepr und der Düna bei Witepsk immer tiefer ins Innere von Rußland gelockt, siegte er zwar endlich bei Smolensk und nach einem weitem Marsche durch verödete und verwüstete Gegenden, wo Hunger und Seuchen ihm viele Leute raubten, auch bei Borodino, worauf er am 14. Sept. in die fast menschenleere Stadt Moskau einzog; diese ging aber auf ihres Gouverneurs Rostoptschin Anordnung durch den „großen Brand", der sechs Tage währte, beinahe völlig in-Flammen auf. Zwischen den Trümmern ließ sich Napoleon 34 Tage durch Unterhandlungen hinhalten, die er bezüglich des Friedens mit Alexander angeknüpft hatte, die aber auf des 1808 von ihm geächteten preußischen Ministers Stein Anraten vom Czaren immer mehr in die Länge gezogen wurden. Als er am 18. Oktober den Rückzug antrat, befehligte er noch 104,000 Mann. Zu Hunger und Krankheit gesellten sich noch die Leiden, die ein ungewöhnlich kalter Winter (18—20° Kälte) erzeugte; Napoleon schlug sich mit seinem bis auf 30.000 Waffenfähige zusammenschmelzenden Heere gegen Wittgenstein's Russen und Kosaken bei Krasnoi und Borisow bis zur Beresina, einem Nebenfluß des Dnjepr, durch, wo ihm vom 26. bis 29. November die Marschälle Ney und Oudinot den Uebergang erkämpften. Von da an löstte sich (bei einer Kälte von 26—27°) der Rest des
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171
zu ertragen hatten, veranlaßten sowol im Oberland wie in Niederbaiern eine große Schilderhebung ,,(Lieber baierisch sterben als kaiserlich verderben"): dieselbe endete aber nach mehren glücklichen Erfolgen mit den Niederlagen, welche die oberbaieri-schen Landesverteidiger am Weihnachtsvorabend 1705 bei Sendling, und die niederbaierischen bei Aidenbach erlitten, worauf die Oesterreicher massenhafte Hinrichtungen vornahmen und die Bedrückungen noch vermehrten. Max Emanuel sowie sein Bruder (Köln) würden geächtet, die Familienglieder auseinander in Gefangenschaft gerissen. Das Land wurde von dem neuen Kaiser Joseph großenteils zerstückelt (Oberpfalz mit der. Kurwürde fiel an die Pfälzer Linie zurück) und großenteils in Oesterreich einverleibt.
75. Mit welchem Glück verlief der Krieg unter Kaiser Joseph?
Den Kriegsschauplatz in diesem Teile 1705—11 bildeten Italien, Niederlande, Spanien. Bald nach der Schlacht bei Höchstädt starb Ludwig von Baden, und nun wurde abwechselnd die Führung, bald die Mannschaft und Ausrüstung der selbständig auftretenden Neichsarmee so mangelhaft, daß die westlichen Grenzländer den feindlichen Einfällen wehrlos preisgegeben waren. Dagegen gewann Marlborough 1706 mit dem Sieg bei Ramillies unweit Waterloo den Besitz der spanischen Niederlande für Karl, und im gleichen Jahre Prinz Eugen unter hervorragender Bethätigung der Preußen unter dem Prinzen von Anhalt-Dessau einen so entscheidenden Sieg bei Turin, daß die Franzosen ganz Italien räumen mußten, und Ludwig Xiv. Friedensanträge stellte, die aber verworfen wurden. Im Jahre
1708 siegten dann Prinz Eugen und Marlborough gemeinsam bei Oudenarde über Vendome, und Eugen allein eroberte die Festung Lille. 4 Jetzt geschahen von Seite Ludwig's Xiv. die zweiten Friedensanträge, in welchen er selbst das Elsaß und Straßburg znrückgeben und für seinen Enkel Philipp auf die ganze spanische Herrschaft verzichten wollte, wenn diesem nur Neapel und Sicilien überlassen würden. Die Verbündeten gingen aber darauf nicht nur nicht ein, sondern verlangten sogar, Ludwig solle seinen Enkel mit französischen Truppen aus Spanien vertreiben helfen. Der französische König ließ es auf das hin nochmal auf eine Schlacht ankommen, aber auch diese, beimal-plaquet unweit Mons, die mörderischeste im ganzen Kriege, wurde
1709 von Villars gegen Eugen und Marlborough verloren. Jetzt verstand sich Ludwig unter erneuten Friedensvorschlägen
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221
Pfes für den folgenden Tag oder des Gegners Abzug gegen Norden oder Nordwesten erwartete. Der 17. Aug. verging auf beiden Seiten unter Vorbereitungen für den kommenden Tag, wobei Bazaine sein Terrain in eine Festung im freien Feld umwandelte. Sein rechter Flügel war bei Noncourt und St. Privat la Montagne, der äußerste linke Flügel bei Rozerieulles. Am Abend desselben Tages stand das deutsche Heer in einer Front von Gorze und Ars an der Mosel bis Hannonville (in gerader Linie 21/2 Meilen). Die Schlacht vom 18. Aug. gliederte sich in drei Hauptteile gemäß der deutschen Schlachtlinie; der rechte Flügel führte den Vorstoß aus, das Centrum kämpfte um Varneville, der linke Flügel erstürmte St. Privat, und dieser brachte die Entscheidung.
Am schwersten war der Kampf um St. Marie aux Chenes und St. Privat, ebenso auf einer andern Seite bei Point du Jour ä Moscou; an dieser wichtigsten Position der französischen Armee kamen die Pommern unter General Fransecky ihren bedrängten Brüdern im Augenblicke der höchsten Gefahr zu Hilfe und beendeten die Schlacht, die 12 Stunden bis zum späten Abend gedauert hatte. Am nächsten Morgen räumte Bazaine die noch unentrifsenen Schanzen auf dem Plateau von Aman-villers und Point du Jour und zog sich hinter die Forts St. Quentin und Plappeville zurück. Er wurde jetzt mit der französischen Hauptarmee vom Prinzen Friedrich Karl, der hiezu auch die Hauptteile der I. Armee zugeteilt bekam, in Metz vollständig eingeschlossen. Nur durch die Zusammendrängung von großen Menschenmassen (170000 Mann) konnte man deutscherseits hoffen, einen der stärksten Plätze Europa's mittels Aushungerung zur Uebergabe zu zwingen.
8) Welche Veränderungen gingen nach den Waffenthaten um
Metz vor sich, und welches war zunächst der Plan?
Aus 3 Corps der Ii. Armee wurde jetzt eine Iv. ober Maasarme gebildet und dem Kronprinzen Albert von Sachsen unterstellt. Diese Iv. und die Iii. Armee, die inzwischen die Ausgabe hatte, die mit den Kämpfen um Metz beschäftigten 2 Armeen gegen einen Angriff Mac Mahons zu decken, und schon jenseits der Maas bei Vaucouleurs stand, sollten zur Bekämpfung des letzten französischen Heers unter Mac Mahon über Cyllons nach Paris vorgehen. Ant 23. traten sämtliche Truppen der Iii. Armee südlich von der schon am 19. aufgebrochenen Iv. Armee ihren Marsch gegen Westen an, jene rückte in Cha-
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Extrahierte Ortsnamen: Clermont Argonnerwald Mahon Reims Paris Stenay Argonnerwald Clermont Gewaltmärschen Sedan Buzancy Paris Mahon Sedan Francheval Boutancourt Dorf_Bazeilles Baiern
223
2 Stunden später Mac Mahon schwer verwundet worden, qina der Oberbefehl zuerst an General Ducrot und dann an General Wimpffen über. Durch die Hilfe, die der Kronprinz Albert den Baiern gegen die französischen Marinetruppen und gegen die am Kampfe sich beteiligende Einwohnerschaft schickte, wurde noch vor Mittag das Dorf Bazeilles behauptet. Darauf drehte sich auf dieser Seite der Kampf, um den Besitz des unmittelbar vor dem Glacis von Sedan liegenden Dorfes Balan. Nacb der Eroberung desselben sollte eben der Sturm auf das Nächstliegende Thor von Sedan beginnen, als plötzlich die weiße Flagge darüber erschien. Wie der Kampf zuerst am Morgen bei Bazeilles begonnen, so endete er auch an dieser Stelle um 1/2.6 Uhr Abends am spätesten. Während dieser 12 Stunden wurde aber auch an andern Orten schwer und blutig gekämpft. Rechts von den Baiern waren die Sachsen. Die eine (24.) Division derselben (Prmz Georg) gewann von 72 7—12 Uhr das Dorf Moucelle. Ohne weiter vordringen zu können, mußte sie, als auf andern Punkten der Feind schon im vollen Rückzug war, noch den Vorstoß Wimpffens aushalten, als er durch sie nach Carrgnan durchzubrechen versuchte. Rechts von dieser nahm die 23. sächsische Division gemeinsam mit der preußischen Garde etwa um 2 Uhr Daigny mit Sturm. Gleichzeitig endete auch der Kampf beim Dorf Jlly. Denkwürdig ist ferner der Kampf der preußischen Infanterie gegen französische Reiterangriffe bei Flomg (3 Uhr). Nun suchten die Franzosen Schutz in Sedan; als aber in ihre auf engen Raum zusammengepreßten Waffen Granaten um Granaten einschlugen, und die Stadt selbst zu brennen anfing, verstanden sich Napoleon und Wimpffen zur Äa£lt ™ ri0n< Der Kaiser ergab sich und wurde als Gefangener ^bracht, die ganze Armee Mac Mahon's (110,000 Mann) kam m deutsche Gefangenschaft (das erste Beispiel, daß eme ganze Armee erbeutet wurde), m Folge hievon war, daß am 5. September in
Paris die Republik ausgerufen wurde. Die Kaiserin entfloh nach England.
12. Welche Friedensversuche wurden nach der Kapitulation von Sedan angestellt?
Zu den hervorragendsten Mitgliedern der neuaebildeten „Regierung der nationalen Verteidigung" gehörten die Rechts-anwalte ^ules Favre und Gambetta. Jener unterhandelte mit dem Kanzler des norddeutschen Bundes Grafen Bismarck über
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