§ U4.
A. Geschichtlicher Überblick.
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ihr durch unaufhörliche Rückzugsgefechte schwere Verluste bei. Besonders
erbittert war das Gefecht bei Reichenbach am 22. Mai. Die Nachhut
des russischen Heeres besetzte die hinter dem Städtchen ansteigenden
Höhen, namentlich den Töpferberg, und sandte durch mörderisches
Artilleriefeuer Tod und Verderben in die Reihen der nachrückenden
Franzosen. Dem Divisionsgeneral Brut) eres, einem kühnen Reiter-
fuhrer, der sich schon in den italienischen Feldzügen Bonapartes aus-
gezeichnet hatte, wurden durch eine Kanonenkugel beide Beine zer-
schmettert.*) Erst als die Russen befürchten mußten, von der feindlichen
Übermacht umgangen zu werden, räumteu sie den Töpferberg und
besetzten zwischen Reichenbach und Markersdorf eine andere Anhöhe,
von der aus sie das schnelle Vordringen der Franzosen zu hindern
suchten. Beim Angriff auf diese Stellung geriet Napoleon selbst in
Lebensgefahr, indem mehrere Kanonenkugeln in seiner unmittelbaren
Nähe einschlugen. Endlich aber wichen die Russen den überlegenen
Streitkräften der Feinde und zogen sich durch Markersdorf auf Rausch-
walde zurück. Das Geschützfeuer begann zu schweigen, und die französischen
Kolonnen rückten zu beiden Seiten von Markersdorf vor. Plötzlich
es war in der sechsten Stunde abends — erdröhnte auf einmal wieder
Kanonendonner. Hinter Holtendorf hatte auf dem sogenannten Hother-
berge die reitende Batterie des Generals Nikitin, wie der Herzog Eugen
von Württemberg, der Führer der russischen Nachhut, als Augenzeuge
berichtet, Stellung genommen und sandte, eigentlich nur, um die
Entfernung zu messen, ein paar Probeschüsse auf die in Markersdorf
einrückenden Franzosen. Die eine Kugel sauste am Kaiser Napoleon
vorüber, der gerade an der Spitze seines Gefolges auf der Landstraße
in das Dorf ritt, und schlug ungefähr 50 Schritt hinter ihm in
einen Baumstamm. Von diesem abprallend, traf sie den General des
Geniekorps Kirchner, der auf der Stelle tot blieb, während sie
Duroe, den Herzog von Friaul und Großmarschall des Palastes,
schwer verletzte und ihm die Eingeweide zerriß.**) Man brachte den
tödlich verwundeten General sogleich in ein über der Straße gelegenes
Gehöft; aber erst nach vierzehn qualvollen Stunden wurde er durch
den Tod von seinen Leiden erlöst. Napoleon besuchte Duroc, der
*) Er wurde am 23. Mai nach Görlitz in das Hans des Amtssekretärs Baumeister,
Nosenstraße 4, gebracht, wo ihn Napoleon noch am selbigen Tage besuchte. Nachdem
er am 5. Juui seiner schweren Verwundung erlegen war, wurde er am Nachmittage
des 6. Juni mit militärischen Ehren auf dem Nikolaikirchhof beerdigt.
**) Die Stelle an der Markersdorfer Straße, wo Duroc und Küchner gefallen
sind, wird fetzt dnrch einen Granit Würfel, der beider Namen trägt, bezeichnet.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen]]
TM Hauptwörter (200): [T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz]]
Extrahierte Personennamen: Bonapartes Napoleon Markersdorf Eugen
von_Württemberg Eugen Napoleon Kirchner Napoleon Duroc Napoleon Duroc
H 143.
A. Geschichtlicher Überblick.
71
Leider sollte gegen alles Erwarten der Friede nur verhältnismäßig
kurze Zeit währen; schon 1756 entbrannte der Siebenjährige Krieg.
Wiederum wurde die Oberlausitz in nicht geringem Maße in Mit-
Leidenschaft gezogen. Bereits am 30. August rückten die Preußen in
Görlitz ein. Frühmorgens 2 Uhr blies plötzlich ein Postillion vor
dem Laubaner Tore. Da die wackeren Stadtsoldaten auf der Tor-
wache glaubten, daß von Bunzlau her eine Extrapost ankomme, öffneten
sie schnell das Tor; aber zu ihrem großen Schrecken sprengten preußische
Husaren herein. Diese bemächtigten sich sofort der Stadttore und
belegten alle in der Stadt befindlichen Kassen mit Beschlag. Görlitz
blieb bis zum folgenden Sommer ununterbrochen von preußischen
Truppen besetzt. Zugleich fanden fortwährend, namentlich aber im
Frühjahr 1757, starke Durchmärsche statt. Besonders bemerkenswert
ist noch aus dieser Zeit, daß am 17. Mai die Leiche des in der Schlacht
bei Prag gefallenen Generalfeldmarschalls Schwerin nach Görlitz
gebracht und bis zum 20. Mai im Gasthof zum weißen Roß auf
bewahrt wurde.
Gegen Ende Jnli 1757 verließen die Preußen die Stadt, da sie
sich von Zittau aus durch überlegene österreichische Streitkräfte bedroht
sahen. Nun wurde vom 23. Juli bis 14. August Görlitz von den
Österreichern besetzt. Als aber von Ostritz und Bernstadt her die
preußischen Truppen sich wieder näherten, zogen sie eiligst ab. Die
Stadt erhielt von neuem preußische Besatzung, und am 30. August
erschien sogar die gesamte preußische Armee unter dem Herzog von
Braunschweig Bevern in einer Stärke von 43 000 Mann vor den
Toren. Die Hauptmacht unter dem Herzog selbst schlug südwestlich
von der Stadt ein Lager auf, das sich bis zur Landeskrone hinzog
und durch Anlegung von Schanzen auf den Weinbergen und den
abschüssigen Rändern des Biesnitzer Tales gegen jeden feindlichen
Angriff von Süden her gesichert wurde.
Jenseits der Neiße lagerte der Generalleutnant von Winter-
feldt mit etwa 10 000 Mann, um die Verbindung mit Schlesien
offen zu halten. Die Stellung des Winterfeldtschen Korps bildete einen
nach Südosten geöffneten stumpfen Winkel und erstreckte sich von
Niedermoys über den Rücken des Feldberges bis ungefähr an das
Ende der heutigen Laubaner Straße, Leopoldshain gegenüber. Als
vorgeschobener Posten wurde der Holz- oder Jäkelsberg bei Mops mit
zwei Bataillonen Infanterie besetzt und durch Verschanzungen befestigt.
Während nun am 7. September vormittags Winterfeldt sich
gerade im Hauptquartier beim Herzog von Bevern befand, rückte
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung]]
Extrahierte Personennamen: August August Ostritz August Braunschweig_Bevern Niedermoys
72
4. Abschnitt. Bewohner.
§ H3_
unerwartet der österreichische. General Nadasdy mit mehr als-
20 000 Mann und 24 Geschützen, bei dichtein Nebel und gedeckt durch
den Schönbrunner Busch, gegen den Jäkelsberg heran und warf die
darauf befindlichen beiden Jnfanteriebataillone nach hartnäckigem Kampfe
den Berg hinab. Winterfeldt, der eben vomherzoge zurückkam und in
der Machschen Buchhandlung, jetzt Brüderstraße 4, mit mehreren
Offizieren Landkarten kaufte, eilte auf den Schall des Kanonendonners-
rasch nach Moys hinaus und beschloß, sofort einen Angriff auf den
Jäkelsberg zu machen, um den verlorenen Posten wiederzugewinnen.
Aber im Begriff, gegen die überlegenen Streitkräfte des Feindes Ver-
stärkungen heranzuholen, wurde er am Fuße des Berges durch die
Kugel eines Kroaten, der im Straßengraben lag, tödlich verwundet.
Das Geschoß drang ihm unter der rechten Schulter in den Rücken
und blieb in der Brust stecken. Ihres heldenmütigen Führers beraubt,
kämpften die preußischen Truppen zwar tapfer weiter und retteten so
ihre Waffenehre, mußten aber endlich der feindlichen Übermacht weichen
und den Jäkelsberg den Österreichern überlassen. Sie verloren in
diesem blutigen Kampfe fünf Geschütze und gegen 2000 Mann, während
der Verlust der Österreicher ungefähr 1600 Mann betrug.
Winterfeldt war unterdes bewußtlos vom Schlachtfelve nach
Görlitz in das Haus des Gürtlers Fischer am Reichenbacher Turm,
jetzt Demianiplatz 3, gebracht worden. Am 8. September gegen
l/23 Uhr morgens, nachdem er das Bewußtsein auf kurze Zeit wieder
erlangt und noch einmal seine Offiziere um sich versammelt hatte,
erlag er unter den heftigsten Schmerzen seiner schweren Verwundung.*)
Wenige Tage darauf verließ der Herzog von Bevern aus Ver-
pflegungsrücksichten seine bisherige Stellung und zog sich noch Schlesien
zurück. Görlitz blieb jetzt im Besitz der Österreicher itnb Sachsen, bis
Friedrich der Große nach seinem Siege bei Roßbach (5. November 1757)
auf dem Marsche nach Schlesien die Feinde wieder verschetlchte (23. und
24. November). Die Stadt mußte diesmal eine hohe Kriegskontribution
zahlen, und es wurden ihr überdies noch große Lieferungen an das
preußische Heer auferlegt. Nach dem Aufbruch des Königs aber trat
wenigstens für den Rest des Jahres Ruhe ein.
Die folgende Zeit brachte neue Drangsale; die fortwährenden
Hin- und Hermärsche der österreichischen und preußischen Armee waren
*) An der Schönbrunner Landstraße, in der Nähe der Stelle, wo Winterfeldt
von dem mörderischen Geschoß getroffen wurde, ist später ein Denkmal in Gestalt
eines Granitwürfels gesetzt worden, das die einfache Inschrift trägt: Hier fiel Winterfeldt.
7. Septbr. 1757.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Schönbrunner_Busch Görlitz Friedrich_der_Große Friedrich
■§ 176.
I). Einwohnerzahl von Görlitz.
109
4. Das Prinz-Friedrich-Karl-Denkmal wurde am 27. Oktober
1891 vor dem Blockhause enthüllt. Es ist nach einem Entwürfe von
Ochs hergestellt; der Guß der Bronzesigur ward durch das berühmte
Hüttenwerk Lauchhammer ausgeführt. Die in Überlebensgröße aus-
geführte Statue steht auf einem vier Meter hohen Sockel aus
schwedischem Granit und stellt den Prinzen in Husarenuniform dar,
wie er im Vorwärtsschreiten den rechten Arm ausstreckt. Die Rückseite
des Sockels trägt seinen Wahlspruch: „Ich wag's, Gott walt's!"
5. Das Reiterstandbild Kaiser Wilhelms 1. (s. Abbildung 7),
von Pfuhl, ward am 18. Mai 1893 in Anwesenheit unseres jetzigen
Kaisers enthüllt und ist die größte Zierde des Obermarktes, zugleich
eins der bedeutendsten Denkmäler von Görlitz. Es ist
11j/2 m hoch und stellt den Monarchen hoch zu Roß und gehüllt
in den Mantel so dar, wie ihn seine Zeitgenossen oft gesehen haben.
Zu beiden Seiten des Granitpostaments stehen die Figuren Bismarcks
und Moltkes. Die Ostseite des Sockels ist geziert mit den Wappen
der preußischen Oberlausitz und der Stadt Görlitz und trägt die Inschrift:
„Dem Einiger Deutschlands die getreue und dankbare preußische Ober-
lausitz. 1893."
6. Das Roon-Denkmal, von Pfuhl, ward am 25. Juni 1895
aus dem Wilhelmsplatz enthüllt. Auf einem Granitsockel erhebt sich
das in Lebensgröße ausgeführte Standbild des Generalfeldmarschalls
mit dem Marschallstab in der Hand.
7. Das Jakob-Böhme-Denkmal, ebenfalls von Pfuhl, in der
Nähe der Reichenbergerbrücke und des Parkes, ward am 3 l. Oktober
1898 enthüllt. Die lebensgroße Bronzefigur zeigt uns den ehrsamen
Schuhmachermeister auf seinem dreibeinigen Arbeitsschemel sitzend, in gewal-
tigem Faltenrock, unter sich Hammer und Stiefel als Zeichen seines Hand-
werks. Auf dem linken Knie liegt die aufgeschlagene Bibel, die Quelle
seines Forschens, während er die rechte Hand auf die Brust hält, als
wollte er einen soeben getanen Ausspruch auf diese Weise bekräftigen.
I). Linwaljnerzafil von Görlitz.
Um 1120 hatte die Stadt etwa 7800 Einwohner, um 1-172 etwa 8300..
Für 1533 ist die Einwohnerzahl ans 10 600 zu schätzen, um 1570 war sie um
500 gestiegen. 1585 betrug sie vor der Pest 9069, nach der Pest 6614; also
2455 Menschen erlagen der Seuche. 1641 zählte die Stadt etwa 5000 Ein-
wohner, 1717 etwa 5500, 1791 wieder 7665. Für 1800 werden 9000 Einwohner
ohne Militär angegeben. Es ergab sich bei den Volkszählungen
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T115: [Tempel Stadt Rom Zeit Athen Pyramide Bau Ruine Denkmal Säule]]