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1. Unsere Heimat - S. 110

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 110 — 24. Rückzug der Preußen nach den Schlachten bei Jena und Auerstedt durch unsere Heimat am 16., 17. und 18. Oktober 1806. 1. Die preußische Armee war nach den unglücklichen Schlachten von Jena und Auerstedt vollkommen zersprengt; an verschiedenen Punkten, bei Sömmerda, Büttstedt (bei Weimar), Erfurt trafen sich einzelne Haufen. General Wartensleben führte die bei Weimar und Büttstedt gesammelten Truppen am 15. Oktober nach Frankenhausen und von da an demselben Tage noch weiter nach Nordhausen, wo er um Mitternacht anlangte. Am anderen Morgen stand seine Schar schon wieder zum Abmarsch bereit, als der König durch Nordhausen kam; er bezeichnete Magdeburg als allgemeinen Sammelpunkt, darum marschierte Wartensleben über Ellrich nach Benneckenstein weiter, wo er die folgende Nacht über blieb. 2. Der Fürst Hohenlohe erreichte mit einem Teile seiner ge- schlagenen Armee am Abend des 15. Oktober Sondershausen. Hier sammelte er noch einzelne versprengte Haufen, so daß er etwa 10000 Mann bei sich hatte, die er am folgenden Tage nach Nordhauseu führte. Am Nachmittag des 16. Oktober kam er hier an. Die Wartenslebenfchen Truppen hatten die Stadt bereits verlassen. Trotzdem war aber das Gedränge in Nordhausen über alle Maßen groß, als Hohenlohe ein- rückte. Es war unmöglich, den Bedürfnissen einer solchen Menge, die sich immer noch durch neue Ankömmlinge vergrößerte, schnell genug ab- zuhelfen. Dazu begann die Zucht der auf der Flucht durcheinander und in Unordnung geratenen Abteilungen sich schon zu lockern; die aus- gestellten Schildwachen in den Straßen wurden nicht mehr geachtet; man drang z. B. mit Gewalt in die Bäckerläden und plünderte. Um weiteren Unfug zu verhüten, wurden sämtliche Mannschaften bis auf zwei zur Besatzung bestimmte Bataillone aus der Stadt entfernt und in die umliegenden Dörfer verlegt. 3. In Sömmerda hatten sich im Laufe des 15. Oktobers etwa 10000 Mann angesammelt. Der König war hier persönlich tätig, die eintreffenden Trümmer zu ordnen. Das Kommando über diesen Teil der Armee übergab er dem General Kalkreuth, unter dessen Oberbefehl auch Blücher mit einer Kavallerieabteilung kam. Nachdem der Köniz nach Sondershausen aufgebrochen war, setzte auch Kalkreuth seine Truppen früh am Morgen des 16. Oktober dahin in Bewegung; spät abends traf er in Sondershausen ein. Am folgenden Tage, am 17. Oktober, einem Freitage, früh um 6 Uhr zog er schon wieder weiter und erreichte Nord- hausen kurz vor Mittag. Glücklicherweise fand er die Stadt und nächste Umgebung bereits von den Hohenloheschen Truppen geräumt. Fürst Hohenlohe hatte zuerst die Absicht gehabt, am 17. noch in seinen Quartieren

2. Unsere Heimat - S. 118

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 118 — patriarchalische Verehrung, die sie bisher für König Friedrich August von Sachsen gehegt, auf den neuen Fürsten. Und wieviel einfacher und zugänglicher als der alte erschien der neue Herr, der den grollen- den Merseburgern, die gern ihre Stadt zur Hauptstadt gehabt hätten, beim ersten Einzüge mahnend zurief: „Wir sind ja doch alle Deutsche!" 28. Draußen in Frankreich und daheim. 1870. 1871. 1. Beim Beginne des Krieges gegen Frankreich lag in Nordhausen das zweite Bataillon des 67. Infanterieregiments. Am 21. Juli ver- anstaltete die Nordhäuser Bürgerschaft der scheidenden Garnison eine Abschiedsfeier im Gehege. An langen Tafeln wurden hier die Soldaten von der Stadt bewirtet. Der Eisenbahnzug, der das Bataillon davon- führte, war mit Kränzen und grünem Laub geschmückt, und jeder Soldat bekam auf dem Bahnhofe noch Erfrischungen mancherlei Art, sowie Verbandstoffe für die ersten Wunden. Mit allerlei Liebesgaben wurden auch alle die Soldaten reichlich bedacht, die in den letzten Tagen des Juli und im August täglich mit der Eisenbahn hier durchkamen. Zur Bewirtung all der Krieger waren am Bahnhofe große Zurüstuugeu getroffen; in vierzehn gewaltigen Kesseln, die in Zelten untergebracht waren, wurde Tag und Nacht für die ankommenden Soldaten gekocht. Auf dem Bahnsteige und in Zelten daneben standen lange Reihen von Tischen, an denen die Soldaten der Tageszeit entsprechend verpflegt wurden. Wie im ganzen weiten Vaterlande, so regte sich auch bei uns eine lebhafte Teilnahme für den Krieg. Viele junge Leute traten frei- willig in die Reihen des Heeres; an den beiden höheren Schulen wurden schon Ende Juli die Schüler der ersten Klasse geprüft und entlassen, weil sie in die Armee eintreten wollten. Der Lehrer Dr. Thomä hielt in seiner Unteroffiziersuniform die Prüfung; es hatte sich so gefügt, daß er infolge Durchmarsches seines Bataillons durch Nordhausen gerade zur Zeit der Prüsung hier anwesend war. 2. Auch die Frauen und Jungfrauen wollten nicht zurückbleiben. Sie gründeten einen Verein zur Pflege im Felde verwundeter und er- krankter Krieger und zur Unterstützung der Witwen und Waisen. Jeden Nachmittag von 3—7 Uhr versammelten sie sich in verschiedenen Sälen der Stadt und stellten Verbandzeug her, zupften aus sauberem Leinen Charpie, fertigten Binden und Tücher und strickten Strümpfe. Auch bei der Bewirtung und Verpflegung auf dem Bahnhofe waren sie fort- gesetzt tätig. Denn als die Beförderung unserer Soldaten nach Frank- reich nachließ, brachten die Züge von dort her Verwundete und Gefangene. Die ersten gefangenen Franzosen sah unsere Stadt am 7. August; sie kamen von Weißenburg. Am meisten Aufmerksamkeit erregten die afri-

3. Unsere Heimat - S. 111

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 111 — zu bleiben; aber eingelaufene Nachrichten hatten gezeigt, daß der der- folgende Feind schon sehr nahe war. Darum hatte Scharnhorst, der in der Nacht vorher ebenfalls in Nordhausen eingetroffen war, für alle hier durchkommende Truppen eine Rückzugslinie auf Magdeburg ent- worfen. Es sollten vier Wege benutzt werden; die Hohenloheschen Truppen sollten über Stolberg marschieren; ihr Sammelpunkt war Petersdorf. Andere Truppen sollten über Ilfeld und Hasselfelde, weitere über Ellrich nach Benneckenstein und die schweren Geschütze mit einer Kavallerie- bedeckung über Scharzfeld, Herzberg und Osterrode um den Harz herumziehen. Als Kalkreuth von Sondershausen her hier in Nordhausen eintraf, standen die Hohenloheschen Truppen bereits an ihrem Sammelplatz bei Petersdorf. Für den weiteren Rückzug wählte Kalkreuth die Straße über Ilfeld und Hasselfelde. Er gedachte gegen Abend zwischen 5 und 6 Uhr den Marsch dahin fortzusetzen. Die Garden wurden in der Stadt einquartiert, die übrige Infanterie lagerte sich zwischen Nordhausen und Crimderode, die Blüchersche Kavallerie und die reitende Artillerie biwakierte auf den Feldern südlich der Stadt nach der Helme zu. Aber statt der ersehnten Ruhe brachte der Nachmittag ein Gefecht. 4. Die Nachhut der preußischen Truppen, geführt vom Prinzen August von Preußen, einem Verwandten des Königs, erreichte Nord- hausen erst um 1 Uhr. Ihr folgte der Feind auf dem Fuße. Schon diesfeit Sondershausen hatten vier französische Reiterregimenter mit reitender Kavallerie die preußische Nachhut erreicht und trieben sie vor sich her. Kaum hatten die letzten Preußen die auf den Helmefeldern lagernde Kavallerie und Artillerie erreicht, als auch schon die Franzosen auf den südlichen Höhen bei Sundhausen erschienen und die ersten Kanonenschüsse gegen Nordhausen sandten. Das war etwa um 2 Uhr nachmittags. Nun wurden alle Truppen aus der Stadt gezogen; die Infanterie nahm Stellung auf den Höhen im Norden der Stadt östlich der Zorge bis über Crimderode hinaus. Prinz August besetzte mit seinen Truppen den Südeingang der Stadt, namentlich die Siechenbrücke, die einzige Brücke damals hier über die Zorge; am Taschenberg, am Sundhäuser Tor, bei der Siechenbrücke, bei der Rotleinmühle, auf dem Kuhberg und weiter nach Crimderode zu standen Kanonen. Es ent- wickelte sich nun ein lebhafter Geschützkampf; französische Kugeln pfiffen von der Helme herüber, und preußische Kanonen antworteten. Zwei Stunden dauerte das Gefecht. Langsam rückten die Franzosen näher, und langsam zogen die preußischen Führer eine Batterie nach der andern zurück. Sie hatten nicht die Absicht, die Stadt gegen den Feind zu verteidigen; sie wollten nur die Franzosen aufhalten, damit die preußische Infanterie inzwischen sich in Sicherheit bringen konnte. Die Stadt wurde von den Franzosen genommen. Der allgemeine Verbandplatz und das Lazarett befanden sich im Siechhos, die Toten wurden auf dem benachbarten Landgrabenwege in Massengräbern beerdigt.

4. Unsere Heimat - S. 112

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 112 — Blücher erhielt den Auftrag, den Schutz der schweren Artillerie zu übernehmen, die Scharnhorst am Mittag schon über Ellrich nach Scharzfeld vorausgeschickt hatte. Es stand Blücher zu diesem Zweck noch ein halbes Bataillon Infanterie und seine Kavallerie zur Verfügung; alles übrige hatte bereits den Rückzug bewerkstelligt. Heftig vom Feinde verfolgt, eilte Blücher, dem sich auch Scharnhorst angeschlossen hatte, mit der kleinen Bedeckung den Batterien nach, die einen ansehnlichen Vorfpruug gewonnen hatten. Erst gegen Morgen des andern Tages wurde Scharzfeld erreicht. Fürst Hohenlohe hatte während des Kampfes bei Nordhausen mit seinen Truppen bei Petersdorf gestanden. Den Abzug der Heeresteile im Zorgetale hatte er nicht bemerkt; erst als er durch ausgesandte Offiziere davon Kenntnis erhielt, trat auch er den Rückzug an und gelangte abends um 10 Uhr nach Stolberg. 5. Höchst verderblich gestaltete sich der Nachtmarsch für die seit den letzten 36 Stunden kaum zu kurzer Ruhe gekommene Kalkreuthsche Truppe. Prinz August von Preußen schreibt darüber: „Bei dem äußerst schlechten Wege konnten wir nur sehr langsam marschieren. Wir mußten zuweilen eine halbe oder dreiviertel Stunden auf einem Fleck halten, weil es nur mit der größten Anstrengung möglich war, die Bataillons- kanonen fortzubringen. Sobald die vordersten Bataillone über die schwierigsten Stellen hinweg waren, gingen sie immer weiter, ohne sich um die übrigen Truppen zu bekümmern. Die natürliche Folge davon war, daß bei der Dunkelheit der Nacht die Truppen den Weg verfehlten und sich im Harz verirrten. Die Unordnung wurde noch durch das häufige Schießen vieler Soldaten vermehrt. Wir gerieten allmählich in eine so unwegsame Gegend, daß es bei der gänzlichen Entkräftung der Menschen und der Pferde unmöglich wurde, den größten Teil der Kanonen fortzubringen. Nachdem wir die Nacht umhergeirrt waren, machten wir truppweise Halt und ließen Feuer anzünden. Mit Tages- anbrnch sah ich zu meinem größten Erstaunen, daß ich mich mit meinem Jäger und acht Grenadieren ganz allein befand. Ein Holzhauer führte uns nach Stiege, wo sich nach mehreren Stunden noch keiner meiner Leute einfand." Wer heute den Harz mit seinem weit verzweigten Netz vortreff- licher Straßen bereist, kann sich schwer eine Vorstellung von der da- maligen geringen Wegbarkeit dieses Gebirges machen. Die von Ilfeld nach Hasselfelde führende Straße ist erst im Jahre 1848 gebaut. Wie es hier im Jahre 1806 aussah, beschreibt ein damaliger Lehrer der Jlselder Klosterschule: „Der Weg von Ilfeld nach Hasselfelde ist so schwer zu finden, daß selbst Postillons zuweilen sich darauf verirren. Gleich hinter Ilfeld beginnt ein Hohlweg, der von zuweilen ganz unersteiglichen, mit Waldung bedeckten Bergen eingefaßt und oft kaum 10 bis 14 Schritt breit ist. Und selbst dieser schmale Weg führt oft über Abgründe, die nur durch darüber gelegte Balken und Bretter verbunden sind, die man

5. Geschichte von Nordhausen und dem Kreise 'Grafschaft Hohenstein' - S. 54

1900 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 54 — selbe war zuerst Heiligenstabt, von 1804 ab Erfurt. Am 1. Juli 1805 besuchte König Friedrich Iii. mit seiner Gemahlin, der Königin Luise, auf der Durchreise die Stadt Norbhauseu; am Grimmelthore vor dem Gasthause „Zu den brei Linben" würde umgespannt. 43. Uordhanfrn im Jahre 1806. 1. Als Preußen in den unglücklichen Schlachten bei Jena und Auerstäbt am 14. Oktober geschlagen worben war, sanb der Rückzug der besiegten Armee durch unsere Gegenb statt. Schon am Abenb des 15. Oktober langten über 10000 Mann hier an. Am solgenben Tage traf auch der König Friedrich Wilhelm Iii. hier ein; er kam ans Sonbershausen, wo ihm der Fürst von Sonbershausen sechs der besten Rosse aus dem fürstlichen Marstalle vor den Wagen hatte spannen lassen. Hier in Norbhausen gönnte sich der König nur kurze Ruhe; er nahm in dem Hause Pferbemarkt 6 eine Tasse Kaffee zu sich; unterbessen würden vor seinen Wagen an Stelle der fürstlichen Pserbe, die man nach Sonbershausen zurücksanbte, Ratspferbe gespannt. Dann gings über Ellrich nach Blankenburg weiter. — Bis zum solgenben Mittage bauerte der Durchzug der Flüchtigen fort. Alle Wege waren mit Gepäckstücken und Waffen aller Art förmlich übersät. In der Barfüßerstraße lagen einige voubelabene Pulverwagen, beren Achsen gebrochen waren. Die umwohnenben Bürger schafften nachts die gefährliche Labung teils in die bortige Wasserkunst, teils in einen alten Mauer-türm auf dem Spenbekirchhofe. 2. Den Trümmern der preußischen Armee folgten die Franzosen aus dem Fuße; kaum zogen die letzten Preußen gegen Mittag des 17. Oktobers in die Thore Norbhausens ein, als auch schon die französischen Heerhaufen sich über die Berge der Helme zu bewegten. Es kam hier nun noch zu einem kurzen Gefecht. Um den Rückzug der Preußen zu becfen, setzte sich Blücher, der die preußische Nachhut führte, zur Wehre. Gegen brei Uhr nachmittags eröffneten preußische Batterien, die am Bielenthore, an der Sunbhäufer-unb der Siechenbrücke, sowie an der Rotleinmühle und auf den Höhen bei Crimberobe aufgepflanzt waren, das Feuer, und balb zischten die französischen Kugeln antworten!) von der Helme herüber. Langsam rückten die französischen Linien gegen die Stadt vor, langsam zog Blücher Batterie auf Batterie, Bataillon auf Bataillon ans dem Gefecht. Der allgemeine Verbanbsplatz sowie das Lazarett befanben sich im Siechhofe, die Toten würden in Massengräbern auf dem Lanbgrabenwege beigesetzt. Gegen fünf Uhr enbete der Kampf zum Nachteile der Preußen, aber es war boch so viel erreicht, daß die letzteren ungehinbert abziehen konnten. Auch Blücher gelang es mit vieler Mühe das schwere Geschütz über Niebersachswersen, Sachsa, Osterobe und Seesen um den Harz herum zu bringen, währenb die Fußtruppen teils über Jlselb, Stiege und Hasselselbe, teils über Stolberg und Queblinburg nach Magbeburg kamen.

6. Geschichte von Nordhausen und dem Kreise 'Grafschaft Hohenstein' - S. 63

1900 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 63 — Auf dem Bahnsteige und in Zelten daneben standen lange Reihen von Tischen, an denen die Soldaten der Tageszeit entsprechend verpflegt wurden. Wie im ganzen weiten Vaterlande, so regte sich auch bei uns eine lebhafte Teilnahme für den Krieg. Viele junge Leute traten freiwillig in die Reihen des Heeres; an den beiden höheren Schulen wurden schon Ende Juli die Schüler der ersten Klasse geprüft und entlassen, weil sie in die Armee eintreten wollten. Der Lehrer Dr. Thomä hielt in seiner Unterofsiziersuniform die Prüfung; es hatte sich so gefügt, daß er infolge Durchmarsches seines Bataillons durch Nordhausen gerade zur Zeit der Prüfung hier anwesend war. 2. Auch die Frauen und Jungfrauen wollten nicht zurückbleiben. Sie gründeten einen Verein zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger und zur Unterstützung der Witwen und Waisen. Jeden Nachmittag von 3—7 Uhr versammelten sie sich in verschiedenen Sälen der Stadt und stellten Verbandzeug her, zupften aus sauberem Leinen Charpie, fertigten Binden und Tücher und strickten Strümpfe. Auch bei der Bewirtung und Verpflegung auf dem Bahnhöfe waren sie fortgesetzt thätig. Denn als die Beförderung unserer Soldaten nach Frankreich nachließ brachten die Züge von dort her Verwundete und Gefangene. Die ersten gefangenen Franzosen sah unsere Stadt am 7. August; sie kamen von Weißenburg. Am meisten Aufmerk- samkeit erregten die afrikanischen Turkos und Zuaveu mit ihren kaffeebraunen Gesichtern, ihren glattgeschorenen Köpfen, roten Mützen und weiten, blauen Hosen. Als nach den ersten großen Schlachten auch hier Verwundete eintrafen, wurden sie im Garnisonlazarett (jetzt zum Krankenhause gehörig, Weinberg 2) und in den größten Sälen der Stadt untergebracht, in der „Hoffnung", im Schützenhaufe, im „Lorbeerbaum" (vor dem Altenthor, neben Bohnhardts Weinhandlung) uttd im „Weinberg" (jetzt Weinberg 11). Auch bei der Pflege dieser Verwundeten und Kranken leisteten die Frauen hilfreiche Hand. Wo bei den Familien der im Felde stehenden Krieger sich Not ^zeigte, wußten die Frauen zu helfen, getreu dem Grundsätze: „Dieweil auf blutigen Heiden die Brüder schlagen drein, Da wollen wir in Leiden die Trösterinnen sein!" 3. Gleichzeitig traten die Männer, die nicht mit ins Feld ge- zogen waren, zu Vereinen zusammen, um zu helfen und die Not zu lindern. Auch auf dem Lande wurde gesammelt; überall entfaltete sich eine außerordentliche Opferwilligkeit; Geld und Gaben aller Art liefen in Menge ein. Zunächst wurde für das hiesige Bataillon gesorgt; es erhielt mehrere Wagenladungen von Lebensmitteln, Kleidungsstücken, Getränken, Cigarren u. s. w. An Geld zur Unterstützung der Familien der Krieger waren bis zum Schluß des Jahres 1870 etwa 7000 Thlr. eingegangen; davon war z. B. ausgegeben: an Miete für Familien der im ytlde stehenden Krieger 1800 Thlr., für Brennmaterial 500 Thlr., an Unterstützung in Krankheitsfällen 420 Thlr. 4; Uber feine Beteiligung an der Schlacht bei Sedan schreibt ein Nordhäuser Krieger, der bei dem 71. Regiment stand, folgendes in

7. Geschichte von Nordhausen und dem Kreise 'Grafschaft Hohenstein' - S. 64

1900 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 64 — einem Briefe: „Die vierte Kompagnie, bei welcher ich stehe, und die fünfte bekamen gegen elf Uhr den Auftrag, durch ein Dorf gegen die Festung vorzugehen. Wir erreichten dasselbe, und nun bekamen wir viel Feuer. Vor, hinter und neben uns schlugen die Granaten und Flintenkngeln ein. Wir drangen in die Gärten vor; hier wurde es noch toller. Unsere Kompagnie ging bis zur Festung vor, doch empfing uus hier ein solches Feuer, daß wir umkehren und eine andere Stellung einnehmen mußten, außerdem waren wir zu schwach. Bis hierher war ich bei der Kompagnie geblieben. Plötzlich sah ich mich mit drei Soldaten allein. Wir legten uns hinter eine Mauer, um weiteres abzuwarten. Noch einige hundert Schritt vor mir stand Dr. Thomä vom Gymnasium in Nordhausen; er feuerte zweimal; dann erhielt er einen Schuß in den Leib; mit den Worten: „Ich bin verwundet", stürzte er zusammen; eine zweite Kugel traf ihn in die Kehle: er war tot. Ich war noch zu sehr überrascht, als ich einen Stich im Beine fühlte. Zwei Zuaven hatten sich an mich herangeschlichen, und einer suchte mich zu fassen. Den einen stachen meine Leute nieder, den andern nahm ich gefangen." 5. Brachte der Telegraph eine Siegesnachricht, so herrschte jedesmal großer Jubel. Die Fahnen wurden ausgesteckt, die Schule geschlossen, Meister und Gesellen verließen die Werkstatt; niemand dachte an Arbeit; abends erstrahlte die Stadt in Hellem Lichterglanze; jung und alt zog mit Musik und Gesang frohlockend durch die Straßen. Unbeschreiblich war der Jubel bei der Siegesnachricht von Sedan. Als aber die Nachricht von der Kapitulation von Paris am 29. Januar eintraf, gestaltete sich die Kundgebung zu einer erhebenden Dank- und Jubelfeier. Die Gesang- und Kriegervereine hielten einen Festzug durch die Stadt; von allen Türmen läuteten die Glocken; die Hauser waren illuminiert und mit Sinnsprüchen versehen. In den Schulen wurde das große Ereignis den Kindern nach Schluß des Vormittagsunterrichts mitgeteilt, „Nun danket alle Gott", die „Wacht am Rhein" und „Heil dir im Siegerkranz" gesungen und ein Hoch auf den Kaiser und das tapfere Heer ausgebracht. — „Zum ehrenden Andenken an die für das Vaterland gefallenen Krieger“ wurde 1880 in den Anlagen neben der Sedanstraße ein Kriegerdenkmal errichtet. 52. Der Stadtkreis Uordhairsen. 1. Seit dem 1. April 1882 bildet Nordhausen einen besonderen Stadtkreis. Dieser umfaßt die Stadt mit der Stadtflur und hat einen Flächeninhalt von 2170 ha. Er wird nach den Vorschriften der Städteordnung für die östlichen Provinzen durch den Magistrat und die Stadtverordnetenversammlung verwaltet. Der Magistrat besteht aus dem ersten Bürgermeister, einem zweiten Bürgermeister als dessen Stellvertreter, einem besoldeten und sechs unbesoldeten Stadträten, einem Baurat und einem Schulrat. Die Wahl erfolgt durch die Stadtverordnetenversammlung , und zwar werden die Bürgermeister und der
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