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Iv. Der Kreis Weißenfels.
§ 19.
Das Gebiet nördlich der Taale.
1. Die Saale wird rechts und links von Höhenzügen be-
gleitet. Besteigen wir die Höhen von Markwerben, so liegt
nördlich von uns eine Ebene. In derselben liegen die Kirch-
dörfer Tagewerben und Reichardtswerben mit Posendorf. Im
Norden ist eine Erhöhung mit den Jannshügeln. Auf ihnen
die Deukmäler der Schlacht bei Roßbach: das kleine, welches von
Offizieren des Iork'schen Corps gestiftet ist, und das große, er-
richtet von König Friedrich Wilhelm Iv. (1857/60).
2. Friedrich der Große brach im Herbst 1757 mit 20000 Mann von
Böhmen, wo er die Österreicher besiegt hatte, nach Sachsen auf. Hier standen
60000 Mann Franzosen und Reichstruppen unter dem Oberbefehle des Prinzen
v. Soubise. Friedrich traf dieselben am 7. September bei Weißenfels; das feind-
liche Heer zog sich jedoch vor ihm bis Erfurt und Gotha zurück. Nachdem
Friedrich hier mit dem Feinde ein kleines Gefecht siegreich bestanden, folgte er
demselben nicht weiter in das Gebirge, sondern zog sich nach Sachsen bis Leipzig
zurück, um den Feind in die Ebene zu locken; dieser folgte ihm bis Weißenfels.
Schnell brach Friedrich von Leipzig auf und trieb die Franzosen am 31. Oktober
bei Weißenfels über die Saale. Damit der König nicht folgen könne, brannten
die Franzosen die Brücke ab. Diese hielten nun das linke Saalufer besetzt
und zerstörten auch die Saalebrückeu bei Merseburg und Halle. Weil sie
aber befürchteten, daß es dem Könige doch gelingen könne, an einer Stelle über
die Saale zu setzen, zogen sie sich am 2. November zurück, nahmen nordwestlich
von Weißenfels auf den Höhen bei Mücheln eine feste Stellung ein und er-
warteten den König von Halle her. Am 3. November überschritt dieser an der
Herrenmühle bei Weißenfels die Saale und eilte den Franzosen nach bis Bedra
und Braunsdorf. Hätte der König die Stellung des Feindes gekannt, so hätte
er ihm in den Rücken fallen und ihn schon am 3. November besiegen können.
Am Morgen des 4. November ließ Friedrich Gottesdienst abhalten, wobei die
Lieder gesungen wurden: „Wach' auf, mein Herz, und singe" — „In dich Hab ich
gehoffet, Herr" — „Es woll' uns Gott gnädig sein"; dann schritt er zum Au-
griff. Bald mußte jedoch der Köuig einsehen, daß es unmöglich sei, mit seiner
kleinen Schar den Sieg zu erringen, da der Feind während der Nacht auf den
Höhen eine veränderte, feste Stellung eingenommen hatte. Er zog sich deshalb
zurück und bezog bei dem Dorfe Roßbach ein Lager, um den Feind aus seiner
festen Stellung von den Höhen zu locken. Der Feind ließ sich täuschen. Am
Morgen des 5. November zogen die Franzosen auf den Höhen über Brande-
roda und Gröst nach Pettstedt (Luftschiff) zu. Der König beobachtete voni
Boden des Herrenhauses zu Roßbach aus die Bewegungen des Feindes und
war anfangs der Meinung, dieser wolle flieheu oder Weißenfels besetzen. Bald
gewann der König jedoch die Überzeugung, daß man ihn umzingeln _ wollte.
Schnell ließ er gegen 2 Uhr nachmittags das Lager abbrechen und verschwand
bald mit seinem Heere vor den Augen des Feindes hinter einem Höhenzuge,
welcher sich nach Osten hinzieht. Dieser Höhenrücken war für die Schlacht
entscheidend. In der Meinung, der König wolle nach Halle zu entfliehen,
stürmten die französischen Regimenter, die Kavallerie voraus, dem Höhenrücken
zu. Kaum war jedoch derselbe erreicht, so brach die preußische Artillerie wie
der Blitz hinter dem Höhenzuge hervor und schleuderte aus 18 Kauonen Tod
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_der_Große Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich_von_Leipzig Friedrich Friedrich_Gottesdienst Friedrich
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und Verderben in ihre Reihen. Die Franzosen zogen sich ins Thal zurück,
dem Dorfe Reichardtswerben zu. Da sprengte von Osten her General Seydlch
mit der preußischen Kavallerie; er hatte den Höhenzug tm Osten umgangen
und fiel dem Feinde in die Flanke. Nach kurzem Kampfe (3^/.z bts 4 Uhr)
weichen die Franzosen. Ihren Rückzng hemmt ein langer, tiefer Hohlweg Bei
Reichardtswerben; bald ist derselbe angefüllt mit Menschen und Pferden. Kurze
Zeit darauf (4 bis 4v2 Uhr) gerät auf der Höhe zwischen Reichardtswerben
und Sunstedt die Infanterie gegen einander. Bald ist anch dieser Kampf zu
Gunsten der Preußen entschieden, und der Feind flieht über Freyburg der Hei-
mat zu. Soubife schrieb an seinen König: „Ich schreibe Ew. Majestät in der
größten Verzweiflung. Die Armee hat eine gänzliche Niederlage erlitten." Es
war ihm nicht gelungen, Friedrich mit seiner „Wachtparade" gefangen nach
Paris zu bringen; dem König aber gereichte der Tag von Roßbach zum
höchsten Ruhme.
3. Nordöstlich von Kriechau liegt Schkortleben mit einem
Rittergute, dann folgt Groß-Corbetha. Eine Viertelstunde vom
Orte ist der Bahnhof, dabei die Glashütte. Man zerstampft
hier Quarz (Kieselstein), Soda und Kalk. Diese Masse wird in
thönernen Häsen (Töpfen) geschmolzen. Aus der flüssigen Masse
werden Flaschen geblasen.
§ 20.
Das Nippachgebiet.
1. Auch südlich der Stadt Weißenfels zeigt sich eine Ebene,
welche sich bis zu den Höhen der Rippach ausdehnt. Dieser Bach
ist rechts und links bis zur Mündung von Höhenzügen be-
gleitet. Die Rippach entspringt hinter der Kirche zu Kistritz.
(Quelle.) Anfangs ist sie klein, vergrößert sich aber durch
Bächlein, so daß sie zu Zeiten des Hochwassers stellenweise zu
einem gefährlichen Gewässer wird. Anfangs windet sie sich durch
den Kistritzer Grund, eine liebliche Gegend mit fruchtbarem
Boden und saftigen Wiesen, und erreicht nach einer Wegstunde
das Städtchen Teuchern (5000 Einwohner). Dasselbe war früher
ein Flecken von nur 600 Einwohnern; neuerdings aber haben
die Braunkohlenbergwerke zur Hebung des Ortes beigetragen.
In der Umgegend giebt es große Thongruben, weshalb das
Töpferhandwerk hier vornehmlich vertreten ist. Es werden Öfen,
Ofenanffätze, Blumentöpfe und Kochgeschirre versertigt. Im Thale
ist ein Rittergut, früher ein Schloß. Ehedem war dieses ein
fester Platz, der mancher Belagerung widerstand.
2. In Teuchern herrschte früher eine eigene Sitte, die des Fitzelns. Die
Knaben schlugen die ihnen Begegnenden am Fastnachtstage mit einem Tannen-
reis und empfingen dafür Backwerk zc. Einer gleichen Srtte begegnet man noch
heute am 4. Weihnachtsfeiertage. Ein anderer Branch ist der: Am 1. Öfter-
tage singt ein Knabenchor unter Leitung des Kantors das Lied Gellerts: „Meine
Lebenszeit verstreicht it." — Dieses Lied wurde nebst anderen von Gellert unter
einer Linde auf dem Markte dem Hutmacher Kneisel aus Leipzig vorgeleseu,
wodurch dieser so gerührt war, daß er 500 Reichsthaler stiftete, damit das Lied
alljährlich in der genannten Weise in Erinnerung gehalten werde.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
TM Hauptwörter (200): [T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Gellerts Gellert Kneisel
Extrahierte Ortsnamen: Freyburg Hei- Paris Roßbach Weißenfels Leipzig