447
früher die Rechte der Stadt vertreten hatte und den kleinen Freistaat in
seinem Widerstände gegen Preußen bestärkte.
Dennoch bestand in der Stadt eine große Partei, die allein von dem
Anschluß an Preußen eine für Thorn günstigere Zeit erhoffte, zu der auch
der regierende, sehr verdiente Bürgermeister Closman, trotz seiner wieder-
holt ausgesprochenen Abneigung gegen den preußischen Absolutismus, zu
rechnen war.
Wiederholte Anträge der dritten Ordnung, in der die Vertreter der
Kaufleute und der Zünfte saßen, im Juli und September des Jahres 1773
nicht nur die Landgüter, sondern auch die Stadt dem Könige von Preußen
zu unterwerfen, fanden nicht die Zustimmung des Rates, auch führten alle
weiteren Versuche, „Brot zu schaffen und Rechte und Freiheiten nicht mehr
zu erwähnen", zu keinem Ergebnis. Thorn ging deshalb immer weiter zurück.
Die Unzufriedenheit der Bürgerschaft griff immer mehr um sich, und
so fand man am 17. November 1791 an vielen Straßenecken Plakate mit
folgender Inschrift angebracht:
„Wir arme Bürger leiden große Not,
Der Rat der macht uns alle tot.
O! Friedrich Wilhelm komm zu rechter Zeit,
Erlös uns von der Ungerechtigkeit!"
Gelegentlich der Truppenmärsche, die der zweiten Teilung Polens
vorausgingen, verlangte der preußische Generalleutnant von Schwerin am
23. Januar 1793 die Erlaubnis zum Durchzuge durch die Stadt, die ihm
verweigert wurde. Am Tage darauf rückte er mit seinem Regimenté vor
die Stadt, die sich in schlechtem Verteidigungszustand befand und nur über
60 Stadtsvldaten unter Befehl des Stadtleutnants Malicki verfügte, auch
wohl keinen ernstlichen Widerstand beabsichtigte, ließ durch Zimmerleute das
verschlossene äußere und innere Culmer Tor mit Äxten einbrechen und hielt
um l Uhr mittags mit klingendem Spiel seinen Einzug in die Stadt, die
nun von preußischen Truppen besetzt blieb. Sie hatte damals nur noch
5500 Einwohner.
Am 25. März 1793 machte Friedrich Wilhelm Ii. bekannt, daß er
neben anderen polnischen Landschaften die Städte Danzig und Thorn seinem
Reiche einverleiben werde. Am 7. April wurde die Stadt von den preußischen
Kommissarien in Besitz genommen und die alte freistädtische Verfassung auf-
gehoben. Die Stadt lehnte es ab, mit den übrigen polnischen Landschaften
dem König von Preußen den Huldigungseid in Posen abzulegen^ „da sie
eine deutsche und preußische Stadt, ja die älteste und erste Stadt in Preußen
wäre, da sie nie zu den polnischen Städten gezählt worden sei, niemals
Polen zum Vaterlande gehabt hätte, indem sie davon an Nation, Sprache,
Sitten, Rechten und Behörden gänzlich unterschieden wäre usw." und bat
sich die Vergünstigung aus, gleich der Schwesterstadt Danzig außerhalb
Polens huldigen zu dürfen. Diese Bitte wurde gewährt und bestimmt, daß
Thorn und Danzig zusammen am 7. Mai in Danzig huldigen sollten.
Der Tag der Huldigung wurde auch in Thorn festlich begangen und
das Rathaus und viele Privathäuser mit Fahnen geschmückt und abends
prächtig erleuchtet. R. Uebrick.
Heimatkunde, Ii. Teil.
29
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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TM Hauptwörter (200): [T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Bürgermeister_Closman Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Malicki Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
462
Die Preußen fochten in dieser Schlacht, wie überhaupt in diesem Feld-
Zuge,^ zusammen mit den Russen. Aber nur ein Teil ihres Korps, haupt-
sächlich Kavallerie, war auf dem Schlachtfelde selbst zur Stelle; das Gros
bewachte die Passarge-Übergünge. Der Kampf erreichte erst gegen Abend
seinen Höhepunkt. Das heißeste Ringen fand vor Schanze Nr. 1, nahe dem
nördlichen Alle-Ufer, oberhalb Heilsberg, und vor Schanze Nr. 2, etwas
weiter rechts gelegen, statt. Die Sturmkolonnen der Franzosen zerschellten
an dem zähen Widerstande der Russen von der Division Kaminskoi. Jene
wurden geworfen und von der hervorbrechenden russischen Infanterie und
von preußischer Reiterei verfolgt. Da bedrohte ein Infanterie-Regiment die
Flanke der siegestrunken vorwärts Stürmenden und ihren Erfolg. Ein
russischer General bemerkte es und forderte den Major von Kosel, welcher
mit seiner und der Leib-Eskadron Prittwitz-Husaren rechts rückwärts verdeckt
hielt, auf, die nahe Gefahr abzuwenden. Der Major, sofort bereit, konnte
vor Truppenmassen, Pulverdampf und Staub den ihm bezeichneten Feind
zwar nicht entdecken, aber sogleich ging er in der ihm angegebenen Richtung
mit seinen Eskadrons vor. Zunächst mußte er russische Kavallerie passieren,
dann stieß er auf Towarczys, die von der Verfolgung zurückkehrten und
seinen linken Flügel in Unordnung brachten. So gab es hier und da Auf-
enthalt. Als aber die Towarczys vorüber waren, setzte Major von Kosel sich
wieder in Trab und erblickte nun in einiger Entfernung vor sich das fran-
zösische Infanterie-Regiment. Dieses hatte augenscheinlich das Anrücken der
Kavallerie entdeckt, glaubte aber wohl, nicht von einem Paar Schwadronen,
sondern von der zahlreichen russischen Kavallerie angegriffen zu werden; es
eilte nämlich, in Sektionen abgebrochen, das Lawder Wäldchen zu erreichen.
Major von Kosel ließ Galopp blasen. Der Feind, bestürzt, machte in seiner
Formation teils Front, teils marschierte er fort. In seiner Kolonne ent-
standen auf diese Weise bedeutende Lücken. Jetzt waren die Husaren heran.
Major von Kosel, gewiß 15 Schritt vor der Front, warf sich in die feind-
lichen Bajonette. Die Schwadronen, alle Offiziere vor den Zügen, folgten
mit einem herzhaften Hurra, durchbrachen den Feind auf allen Punkten, und
ein entsetzliches Gemetzel begann. Die französische Linie war zu ausgedehnt
für die geringe Kavallerie und überflügelte sie bei weitem; die Husaren
warfen ihre Pferde rechts, und bald focht jeder Husar einzeln gegen mehrere
Feinde. Die verlorene Fassung machte es möglich, sie gänzlich aufzureiben.
Ein französisches Kavallerie-Regiment, das in der linken Flanke der fran-
zösischen Infanterie stand, sah, ohne anzugreifen, dem Gemetzel ruhig zu. Dies
endete daher auch nicht früher, als bis der letzte Mann niedergestreckt war.
Pardon gab es nicht. Der Oberst des Regiments wurde getötet, die Ba-
taillonschefs verwundet, der Adler des Regiments (55.) erobert.
Als die Blutarbeit vorüber war, gewahrten unsere Husaren im heftigsten
Kartätschenfeuer und gänzlich zerstreut das Anrücken sehr überlegener feindlicher
Kavallerie. Sie wandten ihre Pferde zurück, sammelten sich in einer zerstreuten
Masse, da keine Unterstützung von den Russen kam, und eilten, eine Strecke
gefolgt von der französischen Kavallerie, durch die russischen Linien zurück,
welche sie empfingen mit einem lebhaften: Charascho, charascho, tschornyje
gussary! — zu deutsch: Gut gemacht, gut gemacht, schwarze Husaren!
General Kaminskoi spricht in seinem Bericht über die Schlacht mit den
ehrendsten Worten von dem Verhalten der preußischen Kavallerie. Besonders
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
TM Hauptwörter (200): [T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei]]
466
Park mit seinen französischen Anlagen, der See mit seinen Schwänen, der
Wald mit seinen Rehen und Hirschen, die Gegend, die vom Kriege nach
nicht so ausgesogen war, trug zu seinem Wohlbehagen bei.
Bei leidlichem Wetter ging der Kaiser mit Murat im Garten spazieren,
auch ritt er in langgestrecktem Galopp, wobei ein Dohnascher Wirtschafter
den Vorreiter machen mußte, viel in die Umgegend, querfeldein über un-
wegsame Stellen, oft meilenweit. Er benutzte diese Ritte, um Truppen zu
besichtigen, hier und da nach dem Rechten zu sehen, oder einen höheren
Offizier und Beamten zu sprechen. Mehrfach ritt er an einem Tage mit
untergelegten Pferden nach Christburg, Marienburg oder Elbing hin und
zurück, einmal sogar nach Danzig.
Jeden Vormittag um 12 Uhr zog im Garten die Wachtparade auf,
wobei, wenn gutes Wetter war, der Kaiser sich sehen ließ. Oft fanden,
gleichfalls im Garten, Besichtigungen der in der Nähe liegenden Garde-
regimenter oder etwa neu ankommender oder durchziehender Truppen statt.
— Auch der alte Blücher mußte auf des Kaisers Wunsch nach Finckenstein
kommen. Nach heldenhafter Gegenwehr war er in Lübeck gefangen genommen
worden und sollte nun gegen einen französischen General ausgewechselt
werden. Napoleon war gegen ihn so liebenswürdig, daß Blücher seinen
Haß gegen diesen Mann einen Augenblick ganz vergaß. Wie Napoleon es
schon bei dem Grafen Dohna versucht hatte, so wollte er auch Blücher dazu
bewegen, auf den König einzuwirken, daß er mit Frankreich einen Separat-
frieden schließen und seine Bundesgenossen Rußland und Oesterreich ver-
lassen sollte. Bei beiden Männern mißglückte dieser Versuch.
Napoleon, auf der Höhe seiner Macht, hegte damals weitschauende
Pläne. Selbst Persien und die Türkei verschmähte er nicht als Hülsen gegen
England und Rußland. Mit beiden Staaten schloß er damals Bündnisse.
Von beiden Ländern waren nacheinander in Finckenstein Gesandte einige
Zeit anwesend Der persische Gesandte Riza Bey bewohnte ein Zimmer im
oberen Stockwerk, das noch jetzt das persische Gesandten-Ztmmer heißt.
Am 6. Juni 1807 rückte Napoleon ins Feld, und am 14. Juni siegte
er bei Friedland. Dann folgte der Friede von Tilsit.
Gottfried Berndt.
Das Gefecht S. M. S. „Nymphe" am 22. August 1870.
(Bericht des Korvetten-Kapitäns Weickhmann.)
Am 21. d. M. mittags kam das Danziger Schiff „Präsident von Blumen-
thal" in den Hafen von Neufahrwasser mit der Nachricht, daß es am 20.
ein französisches Geschwader bei Rixhoeft passiert, ohne angehalten zu sein.
Die Nachricht, daß 3 Panzer und 1 Aviso dort seien, war schon per
Telegraph bei der hiesigen Kommandantur den Abend vorher eingegangen;
am '¿2. morgens dieselbe Nachricht von Rixhoeft und auch von Hela. Um
11 Uhr wurde zuerst Rauch bei Hela gesehen, um 2 Uhr passierten 3 Panzer,
ein großer (Vollschiff) und zwei etwas kleinere (Barken) sowie ein Aviso
langsam zwischen Hela und der Westerplatte etwa 5—6 M. Entfernung Nw
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon Gottfried_Berndt August Weickhmann
Extrahierte Ortsnamen: Christburg Marienburg Elbing Danzig Finckenstein Frankreich Oesterreich England Finckenstein Friedland Tilsit Hela Hela Hela Westerplatte
406
andirn undir dem mögen, dy di Sache anget, in der Sache gerecht werde.
Ouch sy wir zcu rote wurden, ab wir gote unsirrn heren wurden icht1)
tun szu dynste, welchirhande das were, als uns got ingebe, wy dy vir
aldesten der geselschaft das schürten adir machten, das sullen dy andirn
alle syn gevolgigk. Und ab ymandt in der geselschaft von gotis phlage2)
adir van andirn erlichen Sachen vorarmete, was dy vir aldesten gekornen
by deine gutis tun wurden, das sullen dy andirn allesamt lyben. Ouch
sy wir vorgenanten vyre wurden zcu rate, dy vorgeschrebene artikile zcu
halden gancz, stete und veste, by truwen und by eren, ane alle argelist
und wedirrede, und ob ymant in der geselschaft do wedir tete adir queme,
adir unsir heymelichkeit meldete, adir schüfe, das sy werde vor-
meldit, wurde her des obirkomen, so sulde derselbe vorwürfen und vor-
stosin syn us der geselschaft und vort gehalden truelos und erlös,
als eyn obirwundenir böser wicht. Dese geselschaft habe wir gemacht
Gote unserme heren zcu lobe und zcu dynste, Unsinn rechten erbheren
zcu eren, und uns selbin zcu nuczcze und bequemkeit. Das zceichen
der vorgesprochin geselschaft, zal zyn eyne Oydechse. Czu eynir
stetekeit und bevestenunge3) desir vorbenumeten geselschaft, das dy
volkomelich und gancz gehalden werde mit den inbeschrebin artikiln,
habe wir desen kegewortegen brieff lasen schriben undir unsirn ange-
hangen Ingesegiln, der do gegebin ist nach Gotis gebürt Tusunt dryhundirt
und in deme sebinden und nunczigisten Jare, an deme tage des heilgen
Zcwelfboten Synte Mathie4). Ouch welle wir, das alle, dy do körnen
in dy geselschaft, sullin ir ingesigel hangen an desin brieff.
(Gedruckt bei Johannes Voigt, Geschichte der Eidechsen-Gesellschaft. 1822.)
Die Schlacht bei Tannenberg.
geschah im Jahre 1385, daß Hedwig, die Erbin von Polen, den
Großfürsten Jagellv von Litauen zum Gemahl annahm. So wurde die
Macht zweier Reiche über einem Haupte vereinigt, und dieses Haupt, voller
Untreue und Ränke, war des Ordens Feind. Wladislaus, wie er sich nad)
der Taufe nannte, wollte den Krieg und im Kriege des Ordens Untergang,
heuchelte aber friedlichen Sinn, bis er mit einer überlegenen Streitmacht an
des Landes Grenze lagerte. Das Heer bestand aus Polen, Litauern, Russen
und Tartaren und verübte in den Grenzstädten, besonders in Gilgenburg,
unaussprechliche Greuel. Da eilte der Hochmeister mit bereitgehaltener Mad)t
dem Feinde entgegen, um Rache an den Barbaren zu nehmen und die übrigen
reich gesegneten Gaue des Landes vor einem ähnlichen Schicksal zu bewahren;
man war entschlossen, dem Feinde in offenem Felde entgegenzutreten. Noch
in der Nacht vom 14. zum 15. Juli 1410 rückte man deshalb im Eilmarsch nach
Osten vor, wo man die Polen zu stnden hoffte; in der Nähe der Dörfer
Grünfelde und Tannenberg stieß man auf sie. Die Polen hatten am 14. Juli
im Lager bei Gilgenburg einen Ruhetag gehalten und waren dann am
0 etwas. 2) Pflege. 3) Befestigung. 4) Sankt Matthäus' Tag ist der 24. Februar.
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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407
15. Juli früh um das Südende des Großen Damerausees herum nach Nord-
nordost vorgedrungen. Während der Nacht und noch am Morgen hatte ein
gewaltiges Unwetter gewütet; als es etwas nachließ, machte der König auf
einem Hügel am Laubensee Halt und ließ sich ein Zelt errichten, um in ihm
eine Messe zu hören.
Da läuft die überraschende Meldung ein, der Feind stehe ihnen gegen-
über. Die polnischen und litauischen Scharen befanden sich augenblicklich
noch in den Sümpfen und Wäldern, die das hügelige Land zwischen dem
Großen Damerausee und dem Maranseflüßchen, südlich von den Dörfern
Tannenberg und Grünfeldeh bedeckten. Nur mit Mühe und nach stunden-
langer Anstrengung gelang es den
Heerführern Zindram von Mas-
kowicze und Witvld, ihre Truppen
ans ein günstigeres Gelände und
in Schlachtordnung zu bringen.
Witold nahm mit seinen Litauern
und Hilfsvölkern den rechten Flügel
neben dem Laubensee ein, während
sich links an ihn, etwa in der Rich-
tung auf Ludwigsdorf und darüber
hinweg die Polen anschlossen.
Inzwischen stand das Ordens-
heer, das in kurzer Zeit Auf-
stellung in der Linie der Dörfer
Grünfelde und Tannenberg ge-
nommen hatte, untätig da und
erwartete das Anrücken des polni-
schen Heeres. Denn den unvorbe-
reiteten und ungeordneten Feind
sogleich anzugreifen, verbot einmal
die Kampfesregel des mittelalter-
lichen Rittertums; ferner bedurften
die Ordenstruppen nach dem nächt-
lichen Marsch in Sturm und Regen
auch selbst noch dringend der Erholung, und endlich wäre es gewiß sehr ge-
fährlich gewesen, den Gegner in dem Dickicht und den Sümpfen aufzusuchen,
in dem er sich befand.
Als aber Mittag herannahte und noch immer keine Aussicht auf den
Beginn des Kampfes vorhanden zu sein schien, sandte der Ordensmarsch all
auf Anraten sachkundiger Herolde zwei blanke Schwerter an Wladislaus und
seinen Vetter Witold als Herausforderung zum Kampfe. Der König, der,
während das Heer von Zindram und Witold geordnet wurde, mehrere
Messen gehört und dann das Schlachtfeld in Augenschein genommen hatte,
empfing die Boten des Marschalls mit salbungsvollen Worten und nahm
die Schwerter an. Darauf gab er den Befehl zum Vorrücken.
Unter Absingen eines alten polnischen Schlachtliedes setzten sich die
polnischen und litauischen Linien in Bewegung. Allmählich entbrannte auf
Der Gedenkstein bei Tannenberg.
0 Nach dem Ort benennen die Polen die Schlacht (Grunwald).
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464
Vom 23. März 1807 an begann im Schlosse und Dorfe Finckenstein
sowie in der Umgegend ein lebhaftes Treiben. Offiziere, Beamte, Bedienstete,
Truppen und Boten kamen und gingen. Wachen wurden vor dem Schlosse
aufgestellt, in dem ein Klopfen und Hämmern begann. Starke Einquar-
tierung zog ins Dorf. Für die Garden wurden Lager abgesteckt, die sich
bis nach Gr.-Liebenau hinstreckten. Im oberen Stockwerk des Schlosses
wurden die Zimmer für Napoleon hergerichtet. Das Schlafzimmer mit
seinem großen, prächtigen Himmelbett in weinrotem Damast und weißer,
kunstvoll bestickter Seide schien sichtlich für einen königlichen Gast bestimmt.
In aller Eile wurde noch eine schlichte Wandmalerei im Empirestil gefertigt,
ein kleiner Birkenholztisch hineingesetzt, der noch heut Linien, mit einem
Schloß Finckenstein.
Sporenrad gezogen, zeigt (angeblich Schlachtpläne von Napoleons Hand),
sowie die Türen der .Gemächer des Kaisers mit schweren eisernen Riegeln
versehen.
Der I. April kam endlich heran. Lebhaftes Treiben herrschte in Fincken-
stein, das von französischen Gardesoldaten wimmelte. Neugierig stecken die
Leute die Köpfe heraus und die Frauen schwatzen, die Hände unter der
Schürze, und fragen, wann er wohl kommen wird. Da am Abend, als die
Sonne sich schon zum Untergange rüstet, geht endlich lebhaftere Bewegung
durch die Menge. Eine glänzende Schar von höheren Offizieren sprengt
auf edlen Rossen heran in scharfem Galopp; allen voran, so schnell, daß
selbst die nächsten Begleiter etwas zurückbleiben, der Kaiser, gekleidet in
seinen grauen Überrock, auf einem langgeschweiften Schimmel. Sie sprengen
in den Schloßhof, und Napoleon ruft beim Anblick seines Zieles: „Endlich
ein Schloß!" Er steigt vom Pferde und fragt die Frau des gräflich
Dohnaschen Hauskastellans in gebrochenem Deutsch, wo sich das Zimmer
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Schloß_Finckenstein Napoleons Napoleon
467
in die Putziger Bucht steuernd, wo sie gegen Abend 6 Uhr in N. z. O. ca.
15 M. von S. M. S. „Nymphe" (Unterschiffe aus dem Marse nicht zu
sehen) ankerten und liegen blieben
Die Schiffe lagen in Dwarslinie von W. nach O. Infolgedessen be-
schloß ich, während der Nacht eine Rekognoszierungsfahrt zu machen.
Um liy2 Uhr, nachdem die Hafensperre beseitigt, ging ich unter Dampf
nach See, um 12 Uhr aus dem Hafen — Kurs N. z. O. voll Dampf voraus.
Um 1 Uhr 15 Minuten kamen die feindlichen Schiffe, genau in Dwarslinie
und dicht nebeneinander liegend, in Sicht. Östlich von den Schiffen oder
zwischen ihnen durch konnte ich nicht gehen, da der Mond inzwischen auf-
gegangen war, weshalb ich an der Landseite so weit ging, bis sich die drei
Schiffe (bei einer Entfernung von 3000 Schritt) zu decken anfingen, dann
Ruder hart Backbord, bis die Schiffe querab waren und die „Nymphe" sich
in ca. 2500 Schritt Abstand befand. Darauf gab ich bei Ruder mittschiffs
und halb Dampf voraus eine konzentrierte Breitseite ans den ersten Panzer
ab und erschien infolgedessen auf allen Schiffen sofort Licht, was bis dahin
nicht der Fall gewesen war. Dann wurde mit Steuerbord-Ruder hinter
den Schiffen gewendet und die andere Breitseite abgegeben, die sofort von
verschiedenen Schiffen mit etwa 4 Schuß beantwortet wurde. Als der Rauch
verzogen, war deutlich zu sehen, daß alle Schiffe schon Kohlen aufschütteten,
obgleich seit der ersten Breitseite kaum 5—6 Minuten verflossen waren. Da
hieraus zu ersehen, daß die französischen Schiffe zum Kampf vollständig vor-
bereitet waren, so hielt ich sofort mit Volldampf nach dem Hafen zurück.
In etwa 6 — 8 Minuten drehte der größte Dampfer nach uns zur Verfolgung
um und feuerte in Zwischenräumen von ca. 3—5 Minuten etwa noch 6 Schuß,
sich an unserer Backbord-Seite anfangs scheinbar nähernd. Gleichzeitig fielen
etwa 4 Schüsse etwas an Steuerbord hinter dem Schiffe von den beiden
andern Panzern, die auch sofort die Verfolgung angefangen, der Dunkelheit
halber aber nicht unterschieden werden konnten.
Nachdem wir 2 Meilen gelaufen, sahen wir die Schiffe nicht mehr,
kamen etwa um 3 Uhr gegen den Hafen und gingen hinein.
(Folgenden Tages ging die Flottille um Hela herum nach Westen ab.)
Zwei Kaiserbesuche in Danzig.
„Zweimal während meiner Danziger Amtszeit", schreibt der frühere
Oberpräsident von Ernsthausen, „wurde die Provinz Westpreußen und ihre
Hauptstadt durch den Besuch Kaiser Wilhelms I. erfreut.
Das erste Mal am 10. September 1879. Er kam von den ost-
preußischen Manövern in Begleitung des Kronprinzen und des Prinzen
Wilhelm, des jetzt regierenden Kaisers Majestät. Die Ankunft erfolgte
morgens ziemlich früh mit der Eisenbahn, und die Straßen der Stadt,
namentlich diejenigen, welche der Kaiser vom Bahnhöfe zum Langgaffer Tor
und von da zur Kommandantur, feinem Absteigequartier, durchfuhr, waren
auf das festlichste geschmückt. Doch hatte man, durch frühere Erfahrungen
belehrt, weislich unterlassen, die Häuser der Langgasse und des Langen
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
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Extrahierte Personennamen: Wilhelms_I. Wilhelm Majestät
103
eine schwere Last von Holzreisern tragend, dem Eisenbahnzuge nach. Ein Bild
der Heidebevölkerung, die einen schweren Kampf ums Dasein auszufechten hat.
— Auf der Haltestelle Lindenbusch erinnern wir uns des im gleichnamigen
Schutzbezirke gelegenen Cisbusches, der mit feiner blumenreichen Mischwald-
formation und feinem großen Eibenbestande, dem größten in Deutschland, als
ein hervorragendes Naturdenkmal gilt, das den spätesten Geschlechtern dank der
Fürsorge unseres früheren Mnseumsdirektors erhalten bleiben soll. — Vom
Bahnhof Dritsch-
min aus erreichen
wir nach zwei-
stündigem Marsche
aufebenerchaussee
Osche, das ehe-
malige Schlvßdors
der Stadt Schwetz
und setzt diehaupt-
stadt der „Borv-
wiaken" (Waldbe-
wohner). Es ist
bereits höchstezeit,
daß wir uns in ei-
nem der stattlichen
Wirtshäuser ein-
quartieren; denn
schon senkt sich der
Abend mit seinen
dunklen Schatten
hernieder, und aus
den Wäldern am
Sobbinsließ ruft
uns der glutäugi-
ge Uhu, der Fürst
der Nacht, seinen
„Gruß" zu.
* *
*
„Des Morgens
in der Frühe "setzen
wir unsere Wan-
derung nach der
sechs Kilometer von Osche entfernten „Chirkowa" fort, einer etwa 190 Hektar
großen Laubwaldinsel im einförmigen Föhrenbestande, die von jeher für
Naturforscher und Naturfreunde eine große Anziehungskraft gehabt hat.
Leider hat die Kultur dem südlichen Gebiete der Chirkowa bereits ihren
Stempel aufgedrückt. Nur einige uralte Linden uitb vereinzelte starke Eichen
erinnern uns an die verflossene Herrlichkeit. Dann treffen wir aber Wald-
teile, die, fast unberührt von Menschenhand, ein liebliches Bild urwüchsigen
Naturlebens bieten. Die mannigfaltigen Laubhölzer, unter denen die Weiß-
buche vorherrscht, müssen im Herbst, wenn die hohen Laubgänge rot und
Napoleonstraße bei Klinger.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Klinger
Extrahierte Ortsnamen: Cisbusches Deutschland Sobbinsließ