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Blücher in Sachsen eingerückt war, gegen den großen Schlachtenmeister
Napoleon, der mit 120,000 Mann durch Thüringen heranzog, es aufzu-
nehmen. Doch Volk und Heer forderten den Kampf, daher wollte man nach
Scharnhorst's Schlachtplan Napoleon plötzlich, noch vor der Leipziger
Ebene, angreifen: leider griff der russische Oberfeldherr Wittgenstein erst
Nllttags statt um 6 Ubr früh an, nun war der Feind vorbereitet. Der
erste Stoß traf den entschlossenen Marschall Ney, der in dem Dörfer-Viereck
Groß- und Klein- Görschen, Rahna und Kaja sich tapfer entgegen-
stemmte. Hier entbrannte der Kampf, in welchem mit andern Truppen unter
Blücher auch die der Freiwilligen todesmuthig die Geschützlinien erstürmten
und Großgörschen nahmen. Allmählig würden auch die andern Dörfer
erobert, gingen jedoch, wenn auch nur auf kurze Zeit, wieder verloren, als
Napoleon'um 3 Uhr mit frischen Massen ankam. Von Neuem kam es
zum erbittertsten, blutigsten Kampf. Schon hatten die preußischen Garden
die Hauptstellung des Feindes erstürmt; da ließ Napoleon 80 Stück Ge-
schütz auf einem Punkte versammeln, um die Gegner niederzuschmettern.
Ganze Reihen wurden mit einem Male zu Boden gestreckt; die Dörfer ge-
riethen in Brand und mufften verlassen werden. Dennoch hielten die Ver-
bündeten standhaft den größten Theil des Schlachtfeldes bis zur Nacht. In
tiefster Dunkelheit wagte Blücher noch einen plötzlichen Reiterausfall auf
die überraschten Feinde, welche die ganze Nacht über, in Vierecken zusammen-
gedrängt, stehen blieben. Der Sieg war zwar nicht gewonnen, aber auch
keine Fahne, keine Kanone verloren; und durch ganz Deutschland ging die
erhebende Kunde von der Kühnheit und Todesverachtung der jungen preu-
ßischen Krieger. Die Verbündeten verloren 10,000 an Todten und Ver-
wundeten, Napoleon aber 18,000. Leider empfing hier der General Scharn»
Horst die Todeswunde.
Die verbündeten Herrscher, Friedrich Wilhelm und Alexander,
ließen nun ihre Heere über die Elbe zurückgehen. Am 20. und 21. Mai kam
es bei Bautzen zu einer zweitägigen mörderischen Schlacht. Preußen und
Russen kämpften mit wahrem Löwenmuth. Unüberwunden und ohne den
geringsten Verlust an Gefangenen und Geschütz brachen sie die Schlacht ab
und zogen sich nach Schlesien zurück. Der Sieg hatte gegen die Uebermacht
nicht gewonnen werden können, aber das Vertrauen auf bessere Tage blieb
unerschüttert. Die Verbündeten hatten nahe 15,000 Todte und Verwundete,
Napoleon wohl doppelt so viel; er sagte ergrimmt: „Nicht einen Nagel von
einer Kanone lassen sich diese Preußen nehmen."
Nach diesen Schlachten wurde auf Napoleon's Antrag ein Waffenstill-
stand abgeschlossen, nur um die Fürsten zu bethören. Gott aber war mit
uns. Franz, der Kaiser von Oesterreich, seine Tochter Marie Luise saß
auf Frankreichs Throne, trat auf Preußens und Russlands Seite. Preußen
vollendete nun während der zehnwöchentlichen Waffenruhe seine Rüstung.
Schlesien allein brachte beinahe 100,000 Mann Landwehr unter die Waffen.
Napoleon hatte seinen Sitz in Dresden. Um ihn her und nach 3
Seiten vorgeschoben, stand seine Macht von 350,000 Mann. Die Heere der
Verbündeten standen in Brandenburg, Schlesien und Böhmen, so
dass Napoleon von 3 Seiten bedroht war. Ein Heer sollte das andere
in der Weise unterstützen, dass, wenn der Gewaltige nach einer Seite mit
seinem Schlachtkeil vordringe, er die Waffen auch bald in seinem Rücken
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Marschall_Ney Kaja Napoleon Napoleon Horst Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Alexander Alexander Napoleon Franz Franz Marie_Luise Napoleon Napoleon
302
4. Die Schlacht bei D ennewitz. (Den 6. September 1813.)
Napoleon richtete noch einmal sein Augenmerk auf Berlin, das er
um jeden Preis in seine Gewalt bringen wollte. Am 3. September brach
Ney mit 77,000 Mann von Wittenberg gegen Berlin auf. Bei Zahne warf
er Tauenzien mit der preußischen Vorhut zurück. Bülow, der den Plan
des Feindes durchschaute, beschloss, ihm am folgenden Tage in die Flanke zu
zu fallen, worauf er sich durch einen Nachtmarsch vorbereitete. Kein Wacht-
feuer, kein Lärm durfte seine Nähe verrathen. Sorglos kam der Feind am
Morgen bis gegen Jüterbog und griff Tauenzien mit überlegener Macht
an. Aber die preußischen Landwehrleute standen hier für ihren eigenen Heerd
und hielten 4 Stunden lang die Stöße des Feindes aus, der durch Geschütz-
feuer ihre Reihen furchtbar lichtete.
Nachdem er rückwärts auf Hügeln die alte Stellung wie am Morgen
genommen hatte, donnerte zur Rechten eine Kanonade, die Bülows Ankunft
verkündete. Tauenzien nun wieder auf und vorwärts mit Fußvolk und
Reitern, Sturm auf Sturm, bis Nachmittag um 3 Uhr die Feinde sich hier
zurückzogen.
Indessen befand sich auch Bülow seit 2 Stunden im Kampfe. Die
Nachricht von dem Katzb ach siege gab den Truppen die kampffreudigste
Stimmung. Alle Auftritte von G r o ß b e e r e n wiederholten sich, es geschahen
Wunder der Tapferkeit, und Abends 6 Uhr begrüßten sich die Truppen Tau-
enziens und Bülows als Sieger; — aber zu früh.
Neue feindliche Divisionen und immer neue traten auf zur Behaup-
tung des Dorfes Gölsdorf, bis sie endlich im vierten Sturme zurück und
hinausgeworfen wurden. Aber hinter den weichenden erschienen Reiterge-
schwader und 4o Bataillone, denen Bülow nur 15 Bataillone entgegen zu
stellen hatte. So stand abermals die Schlacht, und die Entscheidung des
Tages neigte sich schon Ney zu, als gegen Abend der General Börstel
unter kliimendem Spiel heranrückte und, seine Reiter voraus, in den Feind
stürzte. Das war ein rechtes Herzstück vaterländischer Treue, in welcher er
sich von dem schwedischen Kronprinzen losgerissen hatte. Noch ein heftiger
hin- und herwogender Kampf, doch endlich mußten die Franzosen dem un-
gestümen Angriff weichen und begannen sich in wilde Flucht aufzulösen. Bü-
low hatte mit seinen 50,000 Mann, nur Preußen, einen glänzenden Sieg
erfochten, den berühmten Ney mit 77,000 Mann geschlagen und 4 Fahnen,
80 Kanonen und 400 Wagen erbeutet. Die Preußen verloren an Todten
und Verwundeten 9000, der Feind 13—15,000. Nun hatte Berlin Ruhe.
Nach Pierson. F. Schmidt.
43. Die Völkerschlacht bei Leipzig. <Der m, m und i9. Oktober i8ia>
In den ersten Oktobertagen des Jahres 1813 hatte Kaiser Napoleon
Dresden verlassen und war mit seinen Truppen in die große Ebene von
Leipzig gegangen. Hier war es, wo vom 16. bis 19. Oktober Völker aus
allen Himmelsgegenden im blutigen Kampfe gegenüber standen. Hier wütheten
2000 Feuerschlünde drei Tag lang unter 500,000 Kriegern, von denen die
Einen voll hoher Begeisterung für die heilige Sache des Vaterlandes, die
Andern für ihren vieljährigen Waffenruhm stritten.
Kalt und düster brach der Morgen des 16. an, als um 9 Uhr auf
das Zeichen von 3 Kanonenschüssen im Südosten von Leipzig bei Wachau
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Bülow Bülow Pierson F._Schmidt Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Wittenberg Berlin Berlin Leipzig Dresden Leipzig Leipzig
303
der Donner der österreichischen Geschütze begann, den Napoleon aus
100 Feuerschlünden erwiederte. Da durchbrach die Sonne den Nebel und
beleuchtete das weite Schlachtfeld. Ein einziges, ununterbrochen anhaltendes
Donnergebrüll von fast 2000 Kanonen machte nun die Erde in weitem Um-
kreise erbeben und in dem 2 Stunden entfernten Leipzig die Fenster erklirren.
Auf drei Seiten zugleich entbrannte der fürchterliche Kampf. Die Verbündeten
kämpften bei Wachau unter Schwarzenberg und auch im Westen von
Leipzig bei Lindenau, während Blücher und unter ihm Dort im Nor-
den bei Möckern eine besondere Schlacht bestand. Bei Lindenau mussten
sich die Oesterreicher unter Giulay nach stundenlangem Ringen auf ihre
frühere Stellung zurückziehen. Bei Wachau gewannen Russen und Preußen
unter Kleist und Prinz Eugen von Würtemberg kampfentbrannt, trotz der
Tod und Verderben schleudernden 100 Feuerschlünde, die südlichen An-
höhen. Da ließ Napoleon auf den östlichen Anhöhen 300 Kanonen auf-
fahren und zugleich Massen Infanterie gegen die Preußen und Russen an-
stürmen, noch unterstützt durch einen furchtbaren Reiterangriff, der zu beiden
Seiten des Fußvolks hervorbrach. Er wollte, wodurch er so manchen Sieg
errungen, durch einen ungeheuren Anprall die Schlachtlinie durchbrechen.
Grauenerregend war die Wirkung der 300 Feuerschlünde, die auf einmal und
nach einem Punkte hin unter entsetzlichem Donner ihre Todesgeschosse sandten.
In Kurzem waren 23 Geschütze Eugens zerschmettert, er ließ neue auffahren,
auch sie wurden von dem eisernen Hagel zerschossen; ganze Reihen Soldaten
wurden niedergemäht, die Leichen lagen nicht mehr einzeln, sondern in Haufen,
5mal gewannen und verloren die Verbündeten in blutigem Kampfe Wachau.
Doch, als noch zuletzt der herbeigerufene Mürat mit 12,000 Reitern auf
einmal herbeisprengte, dass die Erde unter den Rosseshufen dröhnte, und
gegen ihre Mitte stürmte, da musste die ganze Schlachtlinie zurückweichen,
und Napoleon sandte voreilig eine Siegesbotschaft nach Leipzig und ließ
den Trinmph durch Glockengeläut dort und in der Umgegend verkünden.
Eugen aber brachte die Truppen zum Stehen und mit Todesmuth schritten
sie wieder vor und behaupteten die Stellung, die sie am Morgen eingenommen
hatten. Da standen die Preußen und Russen noch wie eine lebendige Mauer,
als die Nacht der Blutarbeit ein Ende machte.
Wer Napoleon verhindert hatte, durch frische Truppen bei Wachau
einen vollständigen Sieg zu erringen, das war Held Blücher, der im ent-
scheidenden Augenblicke den rechten feindlichen Flügel bei Möckern angriff;
dorthin sandte nun Napoleon seine Reserven. Den blutigsten Kampf des
ganzen Feldzugs bestand hier 3)ork, der aber auch einen glorreichen Sieg
eintrug. Doch alle kämpften todesmuthig. Jeder Einzelne war ein Held.
Fast alle Anführer der Regimenter und Bataillone waren todt oder ver-
wundet. Möckern war lange Ziel und Mitte des Kampfes. Dreimal wur-
den die Feinde aus dem Dorfe geworfen und dreimal eroberten sie es zurück.
Jedes Haus, ja jeder Raum vom Keller bis zum Dach musste ihnen im
Einzelkampf abgerungen werden. Daneben wüthete der Massenkampf auf
offenem Felde. Wie verschlungen stürzten die Braven vor den Feuerschlünden,
die von Nachrückenden endlich erobert und mit Jubelgeschrei eingebracht
wurden. Aus allen ihren Stellungen verjagt, flüchteten die Franzosen bis
unter die Mauern von Leipzig.
Napoleon durchwachte die Nacht, aber keine seiner Mienen verrieth die
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Schwarzenberg Eugen_von_Würtemberg Eugen Napoleon Eugens Napoleon Eugen Napoleon Napoleon Napoleon
304
geringste Bewegung, sein Gesicht schien wie versteinert, und bei der grausen
Beleuchtung vieler brennender Oerter und dem flackernden Wachtfeuer war
sein Gesicht einer Todtenmaske ähnlich. Düster mit bedecktem Himmel brach
der 17. an, es war ein Sonntag, und den Truppen ward ein Ruhetag
gewährt. Nach Schmidt und Hahn.
Der 18. Oktober.
Ahnungsgrauend, todesmuthig In der nächsten Stunde Schooße
Bricht der große Morgen an Liegt das Schicksal einer Welt;
Und die Sonne, kalt und blutig, Und es zittern schon die Loose,
Leuchtet un'srer blut'gen Bahn. Und der ehr'ne Würfel fällt.
Hell ging die Sonne auf, ihre goldenen Strahlen beleuchteten ein weites
Schlachtgesilde und erhöhten die Siegeszuversicht auch der vielen Tausende,
denen das Himmelslicht heut zum letztenmal scheinen sollte.
Die Streitmacht der Verbündeten war durch das Nordheer und Heeres-
maflen der Russen und Oesterreicher fast verdoppelt. Napoleon hatte seine
Macht zu kräftigerem Stosse enger und in einer festen Stellung zusammen-
gezogen. Der Mittelpunkt derselben war Pro bst Heyda. Er selbst mit
den Garden nahm hier seinen Standort und leitete von einer nahen hoch-
gelegenen Windmühle aus die Schlacht. Auf dem Gallenberge ihm unfern
gegenüber befanden sich Friedrich Wilhelm Iii. und die Kaiser von
Oesterreich und Russland nebst dem Oberfeldherrn Schwarzenberg.
Um 8 Uhr Morgens begann der ungeheure Kampf Aller gegen den einen
Gewaltigen, wie man es lange ersehnt hatte. Beinahe 500,000 Mann rangen
im Bereich einer Quadratmeile zugleich im Süden, Norden und Osten
von Leipzig um den Sieg. Im Süden erhob sich zuerst der Kampf aber
im Norden wurde der erste Sieg errungen. Hier ging Blücher mit 30,000
Russen durch das Wasser der Parthe; hier kämpfte auch Bülow mit seinen
tapfern Preußen und Bernadotte mit den Schweden. Inmitten des freu-
digsten Kampfes traten sächsische und würtembergische Schaaren
unter klingendem Spiel über zum Bunde für Deutschlands Befreiung. Na-
poleon sandte Garden über Garden zur Unterstützung: dennoch erlitt sein
Marschall Ney trotz verzweifelter Gegenwehr eine vollständige Niederlage
und wurde unter die Mauern von Leipzig gedrängt. Auch das von Osten
her vordringende Heer der Verbündeten kämpfte siegreich.
Der wüthendste Kamps aber tobte in und um Probstheyda. Das
Dorf war in eine Festung verwandelt und mit Kerntruppen, besonders Gar-
den, besetzt. Die Preußen unter Prinz August warfen sich zuerst auf Probst-
heyda. Zweimal stürmten sie den Ort, zweimal mussten sie ihn unter dem
Eisenhagel von zahlreichen Geschützen wieder räumen. Auch die Russen
vermochten das Dorf nicht zu behaupten. So entsetzlich war hier das Blut-
bad, dass die Kämpfenden zuletzt nicht mehr über die Haufen der Todten hinweg-
steigen konnten. Die drei Monarchen, unfern auf einem Hügel, waren Zeugen
des Todesmuthes ihrer Tapfern. Als der Fürst Schwarzenberg gegen
Abend grüßend das Schwert vor ihnen neigte und die Freudenbotschaft des
Siegs auf allen Wahlstätten verkündigte, sanken sie nieder aufs Knie und gaben
Gott die Ehre in ihres Herzens Halleluja. Um Menschenleben zu schonen,
befahl der König Friedrich Wilhelm um 5 Uhr einzuhalten mit dem
Sturme auf Probstheyda und nur dem Vordringen des Feindes zu wehren.
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Extrahierte Personennamen: Schmidt Napoleon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm August Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Heyda Oesterreich Russland Oberfeldherrn_Schwarzenberg Leipzig Schweden Deutschlands Leipzig
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schien um die Feierabendzeit Ziethen mit seiner ganzen Reiterei unter den
Vortruppen seines Fußvolks, nahm den Franzosen das Dorf Papelotte und
verband die Kampflinien Bülow's und der Engländer. Gegen diese richtete
Napoleon nun den letzten furchtbarsten Stoß. 12 Bataillone seiner alten
Garde unter Ney drangen unaufhaltsam vor, und wie furchtbar auch das
englische Geschütz- und Gewehrfeuer ihre Reihen zerriss, sie schritten vorwärts
bis an den Höhenrand zum Kampfe Mann gegen Mann. In diesem dro-
benden Augenblicke eilte Ziethen herbei und schmetterte mit 24 Geschützen in
den Feind. Allseitigem Sturm erliegend, gerieth die Garde in Unordnung
und Flucht. Vier Batailloue ziehen sich geschlossen zurück, kommen in Las
Geschützfeuer Bülows, werden umzingelt, und man ruft ihnen zu, sich zu
ergeben: „Die Garde stirbt, sie ergiebt sich nicht!" schallt es aus
ihrer Mitte. Und die Garde starb. Das war das erhabenste Schaustück des
Blutfeldes. In Vierecken standen die gestorbenen Helden, die vordern Reihen
angelehnt an die hinter ihnen Gesunkenen, im Tode noch aufrecht. Das
Auge war erloschen, aber das Haupt im Schmucke der Bärenkappe noch
emporgerichtet.
Die Schlacht war entschieden, unser der Sieg, und die Siegesfeier über-
aus herrlich. Das Vorgehen der vereinigten Heere war allgemein: hundert
tausend Mann in einem weiten Bogen bewegten sich durch das Thal, und
mit ihnen wälzte sich in immer gleicher Macht das wogende Hurrah über
die Wahlstatt, als wollte es zum dauernden Siegesmal sich thürmen. Tau-
sende von Hörnern und Trompeten schmetterten ihr Vorwärts dazwischen
und die Trommeln lärmten den Sturmschritt. Dieses Andringen brachte in
die Franzosen allgemeines Entsetzen: „Rette wer sich kann!" hieß es,
und die wildeste Flucht trat ein.
Es begann schon zu dunkeln, als die beiden Feldherren, Wellington
und Blücher, durch „unmuthige Gunst" bei Belle-Alliance zusammen-
trafen, sich die Hände reichten und gegenseitig als Sieger begrüßten. Der
alte Heldengreis Blücher befahl, den letzten Hauch von Mann und Pferd
daran zu setzen, um den Feind nicht zum Stehen kommen zu kaffen. „Wir
haben gezeigt, wie man siegt, nun wollen wir auch zeigen, wie man verfolgen
muss," sagte Gneisenau und nahm das Werk in seine Hand. Der Mond
leuchtete dazu in völliger Klarheit. Der Schreck jagte dem Feinde noch vor
Genappe sein sämmtliches Geschütz ab; kaum rettete sich Napoleon, — Wa-
gen, Hut, Degen, Orden und Kleinodien zurücklasfend. — In Blüchers
Tagesbefehl an das Heer hieß es: „Empfanget meinen Dank, ihr unüber-
trefflichen Soldaten! So lange es Geschichte giebt, wird sie euer gedenken.
Auf euch ruht mit Sicherheit das Glück eures Königs und seines Hauses.
Nie wird Preußen untergehen, wenn eure Söhne und Enkel euch gleichen."
Napoleon dankte ab. Eine Freistätte suchend, fiel er in die Hände der
Engländer und starb auf dem Felseneilande St. Helena (am 4. Mai 1821).
Hahn. Varnhagen. Schmidt.
50. Blüchers Gedächtniss.
Ich hab'einen muthigen Reiter gekannt; Er ritt in den Schlachten wohl immer
Der wusste sein Ross zu regieren: vorauf!
Er schwang seine Klinge mit mächtiger „Hurrah!" soriefer, „frischauf, frisch auf!
Hand; Wir fechten für König und Vaterland!"
Er wusste die Schaaren zu führen. Den wüthigen Reiter, den hab'ich gekannt.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Geschützfeuer_Bülows Heldengreis_Blücher Gneisenau Napoleon Napoleon Helena Schmidt Blüchers_Gedächtniss
— 300 —
fühle und zwischen zwei Feuer gerathe. Also entbrannte am 17. August
der ungeheure Kampf.
42. Die Cntscheidungskämpfe des Freiheitskrieges.
1. Die Schlachten bei Groß-Beeren am 23. und Hagelberg am 27.August.
In der Mark hatte B ernadotte, der Kronvrinz von Schweden, den Oberbe-
befehl. Napoleon sandte den Marschall Oudinot (Udino) mit 70,000 Mann ab,
um Berlin, den Heerd der vaterländischen Begeisterung, zu nehmen. Bernadotte
wich, weil er fürchtete, Napoleon rücke nach, zurück und wollte sogar Berlin ohne
«L-chlacht preisgeben. Bü low aber sagte im Zorne: „Mich bekommt er nicht zum
Rückzüge. Unsere Knochen sollen vor Berlin bleichen und nicht rückwärts."
Das feindliche Heer befand sich am 23. August bereits bei dem Dorfe Groß-
Beeren, 2 Meilen von Berlin, und zwar nur durch einen großen Kieferwald von
seinem Gegner getrennt. Ein anhaltender Regen hatte alle Wege tief erweicht, da
um Mittag rückten drei Kolonnen vor; eine derselben ward von Tauenzien zurück-
geworfen. Die zweite Kolonne brach Nachmittag um 4 Uhr aus dem Walde her-
vor und erstürmte das Dorf Groß-Beeren. Auf Bülow's 40,000 Mann war noch
kein Angriff erfolgt. Ihm brannte der Boden unter den Füßen. Endlich bricht er
ohne Befehl auf, dahin, wo die Geschütze donnern. Kaum des Feindes ansichtig,
eröffnet er ein heftiges Geschlltzfeuer. Darauf stürmt das Fußvolk, glühend vor
Kampflust, vor. Doch der Regen hat das Pulver verdorben. Die Landwchrleute
kehren die Gewehre um, schlagen mit den Kolben drein: „So fluscht et bäter,"
sagten sie. Der Feind wird trotz des heftigen Widerstandes überwältigt; was nicht
flieht, wird erschlagen, Groß-Beeren mit Sturm genommen. Die ersten Haufen
reißen die übrigen mit, das ganze feindliche Heer ist auf der Flucht. Nur vier
schwedische Kanonen senden nunmehr einige unwirksame Schüsse hinterher. Hätte
Bernadotte die Verfolgung des Feindes durch die Reiterei nicht verweigert, so wäre
ohne Zweifel die feindliche Armee vollständig aufgerieben. Dennoch war Großes
geschehen. Die Hauptstadt war gerettet durch preußischen Heldeusinn. Gegen
1800 Todte und Verwundete deckten das Schlachtfeld, 2000 Gefangene, 14 Ka-
nonen, 60 Munitionswagen und 2000 Gewehre wurden heimgebracht. In Berlin
hatte man gewünscht, gehofft und Mancher hatte inbrünstig gebetet. Der Jubel und
die Opferwilligkeit kannte keine Grenzen. Zahllose Wagen mit Lebensmitteln wurden
dem Schlachtfelde zugeführt und Verwundete überall in Pflege genommen.
Die Einnahme Berlins zu unterstützen, war ein französisches Corps unter
Gérard (Scherar) im Anzuge. Der General Hirschfeld verlegte ihm mit seinen
Truppen, meist märkischer Landwehr, den Weg. Es erhob sich (den 27. August) in
und um Hagelberg, einem Dorfe bei Belzig, ein äußerst blutiger, von den Preu-
ßen fast nur mit den Kolben geführter Kampf. 3000feinde erlagen, 3500 Gefangene,
7 Geschütze und 6000 Gewehre wurden heimgebracht. Von 12,000 Franzosen ret-
teten sich nur 1700 nach Magdeburg. Das war einer der Ehrentage der preußischen
Landwehr, die hier nur 1100 Todte und Verwundete hatte. N. F. Schmidt.
2. Die Schlacht an der Katzbach. (Den 26. August 1813.)
Der Jüngling in dem weißen Haar, der alte Heldengreis Blücher,
trieb schon vor Mitternacht des 17. August die Franzosen vor sichrer und
ließ sie nicht zum Stehen kommen. Napoleon dachte, der ungestüme Alte
mit seinem Vorwärts muss zuerst zur Ruhe gebracht werden. Blücher aber
merkte das. Auf einmal zeigten die Franzosen ihm die Stirn, ja sie drängten
ihn, wie wenn Keil hinter Keil getrieben wird. Es war Napoleon.
Blücher wich langsam zurück, aber nur Schritt vor Schritt. Auf einmal
wurde es ihm wieder leichter; er fasste Fuß und trieb seinen Feind wieder
zurück. Napoleen war sckon wieder in Dresden, da gelangen ihm seine
Künste bester. In Schlesien aber sollte es nun anders kommen.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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Extrahierte Personennamen: August Napoleon Bernadotte Napoleon August Bernadotte Hirschfeld August F._Schmidt August Heldengreis_Blücher August Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Hagelberg Schweden Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlins Hagelberg Belzig Magdeburg Dresden
305
Bald umhüllte die Nacht das große Blutfeld. Napoleon hatte auf
seinem Hügel bereits den Rückzug angeordnet. Man rückte ihm einen höl-
zernen Schemel an's Wachtfeuer, auf welchem er in Schlummer sank. Rings
umstanden ihn düster und stumm seine Generale und sahen ihn zusammen-
gesunken. Raschelnd bewegten sich abziehende Truppen, nach einer Viertel-
stunde erwachte er und ritt rasch nach Leipzig, wo er die Nacht zubrachte.
Bei dem Abzüge der Franzosen war ein so hastiges Drängen, dass Na-
poleon selbst nur mit Noth davon kam; es war 9 Uhr Morgens und die
Erstürmung Leipzigs hatte schon begonnen. Die Königsberger Landwehr
unter Major Friccius drang durch eine Bresche, die sie selbst in die schwache
Kirchhofsmauer machten, gegen 11 Uhr durch das Grimmaische Thor
zuerst in Leipzig ein. Indessen, — so erzählt' ein Augenzeuge in Leipzig —
dauerten Kanonade und Gewehrfener heftig fort. Endlich, um 3/4 auf l Uhr
erhebt sich nahe bei uns ein Zetergeschrei. Ein anderes Geschrei folgt: eilende
Pferde und Menschen hören wir daherströmen: Gott, es war errungen! Jenes
erste Geschrei kam von einem Trupp Franzosen, die sich verschossen und die
Waffen von sich geworfen hatten; das zweite war Freudenjubel der Ver-
einigung mit denen, die sich vereinigen wollten. Das erste Korps Preußen
mit einem Trupp Kosaken, drang jauchzend die Straße hinauf. Gleich nach-
her quollen auch Schweden, Russen, Oesterreicher zu allen Thoren
herein. Das Korps Badener streckte am Markte, ein sächsisches in der
Grimmaischen Gaffe das Gewehr, doch erhielten sie es sogleich wieder zurück;
und auf den Anruf der Sieger: „Brüder mit uns! stürzten ganze Haufen
einander in die Arme. So trunken die Freude war, so fern auch von aller
Ausschweifung. — Als die unter Zujauchzen des Volkes in Leipzig einziehen-
den verbündeten Monarchen auf dem Markte abstiegen und sich umarmten,
war es, als fühle sich Jeder mit eingeschloffen; Alles war Freude, brüder-
liche Liebe, Preis Gottes. Nach Kohlrausch und Hahn.
44. Die Leipziger Schlacht.
„Wo kommst du her in dem rothen „Wie hießen, die zogen in's Todesfeld
Kleid Und ließen siiegende Banner aus?"
Und färbst das Gras auf dem grünen Die Völker kamen der ganzen Welt
Plan?" Und zogen gegen Franzosen aus,
Ich komme her aus dem Männerstreit, Die Russen, die Schweden, die tapfern
Ich komme roth von der Ehrenbahn. Preußen,
Wir haben die blutige Schlacht ge- Und die nach dem glorreichen Oesterreich
schlagen; heißen,
Drob müssen die Weiber und Bräute Die zogen All' aus.
klagen.
Da ward ich so roth. „Wem ward der Sieg in dem harten
Streit?
„Sag' an, Gesell, und verkünde mir, Wer griff den Preis mit der Eisenhand?"
Wie heißt das Land, wo ihr schlugt die Die Wälschen hat Gott wie die Spreu
Schlacht?" zerstreut;
Bei Leipzig trauert das Mordrevier, Die Wälschen hat Gott verweht wie den
Das manches Auge voll Thränen macht. Sand;
Da flogen die Kugeln wie Winterflocken, Viel Tausende decken den grünen Rasen;
Und Tausenden musste der Athem stocken Die übrig geblieben, entflohen wie Hasen,
Bei Leipzig, der Stadt. Napoleon mit.
Preiiß. Kinderfreund. Neue Ausg. 20
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309
dem ganzen Heere will ich kommen," sagte er und schlief dann ruhig weiter.
Als er am andern Morgen vom Lager aufzustehen trieb und rasch zu Pferde
wollte, hielt ihn der Wundarzt zurück, um ihn noch einzureiben. „Ach was,"
rief er, „noch erst schmieren! Lasst nur sein; ob ich heute balsamirt oder un-
balsamirt in die andere Welt gehe, wird wohl auf Eins herauskommen."
Der Regen, der in Strömen herabfloss, war ihm eine gute Vorbedeutung
für den Tag. „Siehe da, unsere Bundesgenossen von der Katzbach,"
sprach er zu seinen Kriegern. „Da sparen wir dem König wieder viel Pul-
ver." Sein froher Blick und bald auch der warme Sonnenschein gaben dem
Heere die frohe Stimmung wieder, und sein „Vorwärts, Kinder!" war für
Alle die heiterste Feldmusik.
Napoleon war freudig überrascht, als er früh am 18. Juni das englische
Heer vor sich sah. „Ha, nun habe ich sie, diese Engländer!" rief er aus und
ordnete auf der Hohe von Belle-Alliance sein Heer. Aber der durch-
weichte Boden hinderte jeden Fortschritt; erst um Mittag begann die Schlacht.
Von beiden Seiten wurde mit dem ausgezeichnetsten Heldenmuthe gekämpft.
Die Franzosen fochten mit andringender Wuth, die Engländer mit aus-
dauernder Standhaftigkeit. Die Uebermacht Napoleons gab ihm Zuversicht.
Drei, vier Mal zurückgeschlagen, trieb er immer neue Heeresmassen die Höhen
hinan gegen den unerschütterlichen Feind. Schon war dieser auf's Aeußerste
erschöpft. Mit schwerer Besorgnisi sagte der englische Feldherr: „Ich wollte,
es wäre Nacht oder die Preußen kämen!" Da donnerten um y25 Uhr die
Kanonen von der Seite und im Rücken der Franzosen, und mit inniger
Rührung rief Wellington: „Gott sei Dank, da ist der alte Blücher."
Blücher hatte Alles gethan, den Zug zu beschleunigen; doch schon
Morgens nöthigte ihn eine Feuersbrunst zu Umwegen. Unaufhörliche Regen-
güsie hatten Flüsse und Gräben angeschwellt, dass Fußvolk und Reiterei nur
mit Mühe vorwärts konnten; die Mannschaft hielt die Patrontasche zwischen
den Zähnen, die Gewehre hoch über dem Wasser, das kleinen Leuten selbst
den Hals bespülte; das Geschütz zumal machte unsägliche Beschwerde. Blücher,
in lebhafter Sorge, sein Wort zu lösen, rief anfeuernd sein „Vorwürs, Kin-
der!" in die Reihen der Krieger hinein. Sie erlagen fast den Mühselig-
keiten und riefen, es geht nicht mehr, es sei unmöglich. Da redet Blücher
sie mit tiefster Bewegung und Kraft an: „Kinder, wir müssen vorwärts!
Es heißt wohl, es geht nicht, aber es muss gehen, ich habe es ja meinem
Bruder Wellington versprochen; hört Ihr wohl? Ihr wollt doch nicht,
daß ich wortbrüchig werden soll." Und so ging es denn vorwärts. Nach 4 Uhr
konnten zwei Brigaden zum Angriff schreiten. Aus dem Walde hervor-
brechend, die Höhe hinan, senkten sich dann die preußischen Schlachtreihen
stufenartig das Gelände hinab, so dass die Kanonen hinter und übereinander
auf die Feinde hinabdonnerten.
Napoleon, der die vom Walde andringenden Massen für Truppen
seines Marschalls Grouchy (Gruschi) gehalten hatte, war bald enttäuscht.
Der drohenden Gefahr zu begegnen, stellte er den Preußen allmählig den
ganzen sechsten Heertheil entgegen, der noch ohne Blutarbeit im Rückhalt
gestanden hatte. Im Rücken und auf dem rechten Flügel des französischen
Heeres drängten sich nun die Ereignisse zur Entscheidung des Tages. Gegen
30,000 Preußen richtete sich hier 2 Stunden lang ohne Unterlass das mör-
derische Gewehr- und Geschützfeuer; mauerfest stand die Schlacht. Da er-
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleons Blücher Napoleon Grouchy
— 300 —
fühle und zwischen zwei Feuer gerathe. Also entbrannte am 17. August
der ungeheure Kampf.
42. Die Entscheidungskämpfe des Freiheitskrieges.
1. Die Schlachten bei Groß-Beeren am 23. und Ha gelb erg am 27. August.
In der Mark hatte Bernadotte, der Kronvrinz von Schweden, den Oberbe-
befehl. Napoleon sandte den Marschall Oudinot (Udino) mit 70,060 Mann ab,
um Berlin, den Heerd der vaterländischen Begeisterung, zu nehmen. Bernadette
wich, weil er fürchtete, Napoleon rücke nach, zurück und wollte sogar Berlin ohne
Schlacht preisgeben. Bülow aber sagte im Zorne: „Mich bekommt er nicht zum
Rückzüge. Unsere Knochen sollen vor Berlin bleichen und nicht rückwärts."
Das feindliche Heer befand sich am 23. August bereits bei dem Dorfe Groß-
Beeren, 2 Meilen von Berlin, und zwar nur durch einen großen Kieferwald von
seinem Gegner getrennt. Ein anhaltender Regen hatte alle Wege tief erweicht, da
um Mittag rückten drei Kolonnen vor; eine derselben ward von Tauenzien zurück-
geworfen. Die zweite Kolonne brach Nachmittag um 4 Uhr aus dem Walde her-
vor und erstürmte das Dorf Groß-Beeren. Auf Bülow's 40,000 Mann war noch
kein Angriff erfolgt. Ihm brannte der Boden unter den Füßen. Endlich bricht er
ohne Befehl auf, dahin, wo die Geschütze donnern. Kaum des Feindes ansichtig,
eröffnet er ein heftiges Geschützfeuer. Darauf stürmt das Fußvolk, glühend vor
Kampflust, vor. Doch der Regen hat das Pulver verdorben. Die Landwehrleute
kehren die,Gewehre um, schlagen mit den Kolben drein: „So fluscht et bäter,"
sagten sie. Der Feind wird trotz des heftigen Widerstandes überwältigt; was nicht
flieht, wird erschlagen, Groß-Beeren mit Sturm genommen. Die ersten Haufen
reißen die übrigen mit, das ganze feindliche Heer ist auf der Flucht. Nur vier
schwedische Kanonen senden nunmehr einige unwirksame Schüsse hinterher. Hätte
Bernadette die Verfolgung des Feindes durch die Reiterei nicht verweigert, so wäre
ohne Zweifel die feindliche Armee vollständig aufgerieben. Dennoch war Größe«
geschehen. Die Hauptstadt war gerettet durch preußischen Heldensinn. Gegen
1800 Todte und Verwundete deckten das Schlachifeld, 2000 Gefangene, 14 Ka-
nonen, 60 Munitionswagen und 2000 Gewehre wurden heimgebracht. In Berlin
hatte man gewünscht, gehofft und Mancher hatte inbrünstig gebetet. Der Jubel und
die Opferwilligkeit kannte keine Grenzen. Zahllose Wagen mit Lebensmitteln wurden
dem Schlachtfelde zugeführt und Verwundete überall in Pflege genommen.
Die Einnahme Berlins zu unterstützen, war ein französisches Corps unter
Gérard (Scherar) im Anzuge. Der General Hirschfeld verlegte ihm mit seinen
Truppen, meist märkischer Landwehr, den Weg. Es erhob sich (den 27. August) in
und um Hagelberg, einem Dorfe bei Belzig, ein äußerst blutiger, von den Preu-
ßen fast nur mit den Kolben geführterkampf. 3000feinde erlagen, 3500gefangene,
7 Geschütze und 6000 Gewehre wurden heimgebracht. Von 12,000 Franzosen ret-
teten sich nur 1700 nach Magdeburg. Das war einer der Ehrentage der preußischen
Landwehr, die hier nur 1100 Todte und Verwundete hatte. N. F. Schmidt.
2. Die Schlacht an der Katzbach. (Den 26. August 1813.)
Der Jüngling in dem weißen Haar, der alte Heldengreis Blücher^
trieb schon vor Mitternacht des 17. August die Franzosen vor sich her und
ließ sie nicht zum Stehen kommen. Napoleon dachte, der ungestüme Alte
mit seinem Vorwärts muff zuerst zur Ruhe gebracht werden. Blücher aber
merkte das. Auf einmal zeigten die Franzosen ihm die Stirn, ja sie drängtew
ihn, wie wenn Keil hinter Keil getrieben wird. Es war Napoleon.
Blücher wich langsam zurück, aber nur Schritt vor Schritt. Auf einmal
wurde es ihm wieder leichter; er fasste Fuß und trieb seinen Feind wieder
zurück. Napoleen war schon wieder in Dresden, da gelangen ihm seine
Künste besser. In Schlesien aber sollte es nun anders kommen.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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Extrahierte Personennamen: August August Bernadotte Napoleon Bernadette Napoleon Bülow August Bernadette Hirschfeld August F._Schmidt August August Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlins Hagelberg Belzig Magdeburg Dresden Schlesien
303
der Donner der österreichischen Geschütze begann, den Napoleon aus
100 Feuerschlünden erwiederte. Da durchbrach die Sonne den Nebel und
beleuchtete das weite Schlachtfeld. Ein einziges, ununterbrochen schaltendes
Donnergebrüll von fast 2000 Kanonen machte nun die Erde in weitem Um-
kreise erbeben und in dem 2 Stunden entfernten Leipzig die Fenster erklirren.
Auf drei Seiten zugleich entbrannte der fürchterliche Kampf. Die Verbündeten
kämpften bei Wachau unter Schwarzenberg und auch im Westen von
Leipzig bei Linden au, während Blücher und unter ihm Pork im Nor-
den bei Möckern eine besondere Schlacht bestand. Bei Lindenau mussten
sich die Oesterreicher unter Giulay nach stundenlangem Ringen auf ihre
frühere Stellung zurückziehen. Bei Wachau gewannen Russen und Preußen
unter Kleist und Prinz Eugen von Würtemberg kampfentbrannt, trotz der
Tod und Verderben schleudernden ioo Feuerschlünde, die südlichen An-
höhen. Da ließ Napoleon auf den östlichen Anhöhen 300 Kanonen auf-
fahren und zugleich Mafien Infanterie gegen die Preußen und Russen an-
stürmen, noch unterstützt durch einen furchtbaren Reiterangriff, der zu beiden
Seiten des Fußvolks hervorbrach. Er wollte, wodurch er so manchen Sieg^
errungen, durch einen ungeheuren Anprall die Schlachtlinie durchbrechen.
Grauenerregend war die Wirkung der 300 Feuerschlünde, die auf einmal und
nach einem Punkte hin unter entsetzlichem Donner ihre Todesgeschosse sandten.
In Kurzem waren 23 Geschütze Eugens zerschmettert, er ließ neue auffahren,
auch sie wurden von dem eisernen Hagel zerschoffen; ganze Reihen Soldaten
wurden niedergemäht, die Leichen lagen nicht mehr einzeln, sondern in Haufen,
5mal gewannen und verloren die Verbündeten in blutigem Kampfe Wachau.
Doch, als noch zuletzt der herbeigerufene Mürat mit 12,000 Reitern auf
einmal herbeisprengte, dass die Erde unter den Rosseshufen dröhnte, und
gegen ihre Mitte stürmte, da musste die ganze Schlachtlinie zurückweichen,
und Napoleon sandte voreilig eine Siegesbotschaft nach Leipzig und ließ
den Trinmph durch Glockengeläut dort und in der Umgegend verkünden.
Eugen aber brachte die Truppen zum Stehen und mit Todesmuth schritten
sie wieder vor und behaupteten die Stellung, die sie am Morgen eingenommen
hatten. Da standen die Preußen und Rufien noch wie eine lebendige Mauer,
als die Nacht der Blutarbeit ein Ende machte.
Wer Napoleon verhindert hatte, durch frische Truppen bei Wachau
einen vollständigen Sieg zu erringen, das war Held Blücher, der im ent-
scheidenden Augenblicke den rechten feindlichen Flügel bei Möckern angriff;
dorthin sandte nun Napoleon seine Reserven. Den blutigsten Kampf des
ganzen Feldzugs bestand hier Pork, der aber auch einen glorreichen Sieg
eintrug. Doch alle kämpften todesmuthig. Jeder Einzelne war ein Held.
Fast alle Anführer der Regimenter und Bataillone waren todt oder ver-
wundet. Möckern war lange Ziel und Mitte des Kampfes. Dreimal wur-
den die Feinde aus dem Dorfe geworfen und dreimal eroberten sie es zurück.
Jedes Haus, ja jeder Raum vom Keller bis zum Dach muffte ihnen im
Einzelkampf abgerungen werden. Daneben wüthete der Massenkampf auf
offenem Felde. Wie verschlungen stürzten die Braven vor den Feuerschlünden,
die von Nachrückenden endlich erobert und mit Jubelgeschrei eingebracht
wurden. Aus allen ihren Stellungen verjagt, flüchteten die Franzosen bis
unter die Mauern von Leipzig.
Napoleon durchwachte die Nacht, aber keine seiner Mienen verrieth die
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Schwarzenberg Eugen_von_Würtemberg Eugen Napoleon Eugens Eugens Napoleon Eugen Eugen Napoleon Held_Blücher Napoleon Napoleon