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den Schanzen, 170 bis 200 m, noch für zu bedeutend und unternahm
in der Nacht vom 14. bis zum 15. den Bau eines dritten Laufgrabens
auf ca. 140 rn Abstand. Derselbe wurde bis zum 18. wesentlich erweitert
und feine Böschung mit Ausfallftufen versehen, um bequem überschritten
werden zu können. Nachdem die Vorbereitung getroffen war, gab Prinz
Friedrich Karl von Preußen für den 18. April morgens 10 Uhr den
Befehl zum Sturm.
Allen Befehlshabern der verschiedenen Abteilungen wurde der Befehl
im geheimen und mündlich mitgeteilt, um vor den dänischen Spionen sicher
zu sein. Zur Einleitung dieses Haupt- und Schlußaktes begann die Ar-
tillerie vom Morgen des 17. an mit der größten Heftigkeit zu spielen und
überschüttete die feindliche Stellung auch die ganze Nacht zum 18. hin-
durch bis vormittags 10 Uhr mit ihren Geschossen. Stündlich mußte
jetzt der Feind ans einen Sturm gefaßt sein und hatte demselben auch mit
Tagesanbruch entgegen gesehen und seine Anordnungen darnach getroffen.
Als aber um diese Stunde das Erwartete nicht erfolgte, zog er seine Ver-
stärkungen zurück und ließ in den Schanzen nur die regelmäßige Be-
satzung, die zum Teil noch beim Beginne des Sturmes in den Verbindungs-
gräben war, um dort gedeckter zu sein.
Da kein Truppenteil freiwillig dem andern die Ehre des ersten An-
griffs^ gönnen wollte, so hatte das Los entscheiden müssen; daher finden
wir die Sturmkolonnen zusammengesetzt aus Kompagnieen aller Regimenter.
In der Nacht hatten die Brigaden bereits die angewiesenen Stellungen
eingenommen, hatten sich auf den Boden hingestreckt und horchten in der
Erwartung des großen Augenblicks ans den rollenden Donner der Kanonen.
In dem breiten dritten Laufgraben, 140 rn vor den Schanzen, lagen
die Sturmkolonnen mit ihren Gerätschaften und brannten vor Begierde,
die feindlichen Schanzen zu nehmen.
Der Morgen des 18. bricht an; immer näher rückt die entscheidende
Stunde. Es steigert sich die Glut und die Aufregung der todesmutigen
Männer; die Pulse schlagen schneller, und während der Soldat sein Ge-
wehr fester umklammert und auf den tröstenden Zuspruch des Geistlichen
hört, schweifen seine Gedanken noch einmal zurück nach der Heimat.
Da, horch! vom Spitzberge her ertönt ein schmetterndes Hornsignal, im
Augenblicke wiederholt es sich aus der ganzen Linie, und während mit
einem Male das Feuer der Kanonen verstummt, brechen mit lautem Hurra
und unter der Musik von vier Regimentern die Stnrmkolonnen im Lauf-
schritte aus dem Laufgraben hervor.
Ohne einen Schuß zu thun, gehen die Schützenlinien eine größere
Strecke vor, dann werfen sie sich zur Erde und beginnen ihr wohl-
gezieltes Feuer gegen alles, was sich auf den Schanzen zeigt. Unter
diesem Schutze gehen die Sturmkolonnen so schnell als möglich, mit ein-
ander wetteifernd, ohne eine Kugel im Laufe auf die feindlichen Werke
los. Jeder Soldat ist nur darauf bedacht, der erste auf der Schanze zu
sein und das preußische Banner dort aufzupflanzen. Der Feind, im ersten
Augenblicke überrascht, besetzt in Eile seine Werke. Das Knattern des
Gewehrfeuers beginnt auf der ganzen Linie, und gleich daraus speien die
schweren 84-Pfünder ihre Kartätschenladungen gegen die Angreifer. Dunkle
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Karl_von_Preußen Friedrich Karl
333
Bäume flogen massenweise umher, riesenhafte Holzstücke, die sogar noch
schrecklichere Wunden verursachten.
Auch General Herwarth von Bittenfeld, der die Elb-Armee komman-
dierte, schien zur Rechten in seinem Vordringen gehemmt zu sein. Ihm
gegenüber standen die Sachsen unter dem Befehle des Kronprinzen Albert,
der sein Haupt-Quartier zu Problus hatte. Gegen dieses Dorf formiert
sich die 14. Division zum Frontangriffe. Mit größter Bravour stürmen
die Soldaten auf die furchtbaren Geschützreihen, trefflichen Granatkanonen
und außerdem die gezogenen Hinterladungsgeschütze, welche der König
Wilhelm einst in den Tagen der Freundschaft wachsen zum Geschenk
gemacht hatte. Ihr eiserner Hagel zerreißt die Glieder der andringenden
Bataillone, sie müssen zurück. Jetzt treffen die Batterieen der- Division
ein, und nun gelingt es, vorwärts zu kommen, freilich langsam, fast nur
schrittweis; denn die Feinde wehren sich mannhaft und stehen in ihren
Stellungen eben so fest, als die Preußen auf dem mit Blute erkauften
Boden. Unter schwerem Kampfe gelingt es den letzteren, den Wald süd-
westlich von Nieder-Prim zu nehmen, er wird von den Sachsen durch
einen Bajonettangriff wieder entrissen, und viermal versuchen die Divisionen
gegen den mit Artillerie umgürteten Feind den Angriff, und viermal wird
er zurückgeschlagen. Es ist nun die Mittagsstunde, und der Kampf steht
auch auf diesem Flügel. Die Generale werden unruhig. Sie ziehen
Infanterie aus dem Gefechte; auch.. Kavallerie wird zusammengezogen, um
entweder für die Verfolgung der Österreicher, oder für die Deckung des
eigenen Rückzugs bei der Hand zu sein. König Wilhelm bewahrt seine
Ruhe, obwohl er die fragenden Blicke deutlich bemerkt, die sich nach ihm
richten. „Noch keine Nachricht, ob der Kronprinz da ist?" so fliegt die
Frage von Bataillon zu Bataillon. „Keine!" „So müssen wir noch
ausharren," sagen die Leute, und Feuer! heißt es in den Batterieen,
Feuer! in den Reihen der Infanterie; aber schon wird der Geschütz-
donner schwächer, die Ermattung muß beginnen, Übermenschliches ist ge-
leistet, während der Feind droben in seinen Stellungen ohne Ünterlaß feuert.
In diesem Augenblicke erscheint in den Reihen der Feinde auf dem
rechten Flügel der Generalfeldzeugmeister Benedek. Er beordert den
Prinzen von Holstein, sich mit der Reserve-Kavallerie bereit zu halten.
Er ist voll Gelassenheit, sein scharfes Gesicht zeigt vollständige Ruhe.
Mit Hurra begrüßen ihn die Truppen. Seit dem Beginne des Kampfes
ist es heute das erste Mal, daß die Preußen nach fünfstündigem Kampfe
noch nicht vorgedrungen sind. Eine wilde Schar von Ungarn und Serben
umringt den gefeierten Feldherrn, den man noch immer für den sicheren
Helfer ansieht. „Keine Batterie wird fortgezogen! Es dauert noch kurze
Zeit, dann werde ich sie alle brauchen," sagt der Feldherr, eine Bewegung
im Sattel machend und leicht die Cigarre aus dem Munde seines Adjutanten
nehmend, um sich die seinige wieder damit anzubrennen. Da fallen mit
jauchzendem Rufe die Instrumente ein, sie spielen das Nationallied: Gott
erhalte Franz den Kaiser, die Hüte der Jäger wirbeln mit ihren Hahnen-
federn in die Luft: „Hurra für Benedek!" Aber eine leichte Wolke zieht
über des Feldherrn eiserne Gesichtszüge. „Wartet! Wartet bis morgen,
Kinder! Jetzt noch nicht, noch nicht," sagt er und reitet im Galopp von
dannen.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
Extrahierte Personennamen: Herwarth_von_Bittenfeld Albert Wilhelm Wilhelm Benedek Franz Franz Benedek
344
kreis immer enger um Sedan zusammen. Es war ein grandioser Anblick
von unserer Stellung auf einer dominierenden Höhe hinter jener genannten
Batterie, rechts vom Dorfe Frenois vorwärts, oberhalb Pont Torcy.
Der heftige Widerstand des Feindes fing allmählich an nachzulassen, was
wir aus den aufgelösten Bataillonen erkennen konnten, die eiligst ans den
Wäldern und Dörfern zurückliefen. Die Kavallerie suchte einige Bataillone
unseres 5. Corps anzugreifen, die vortreffliche Haltung bewahrten. Die
Kavallerie jagte durch die Bataillonszwischenrüume durch, kehrte dann um
und aus demselben Wege zurück, was sich dreimal von verschiedenen Regi-
mentern wiederholte, so daß das Feld mit Leichen und Pferden besäet
war, was wir alles von unserem Standpunkte genau mit ansehen konnten.
Ich habe die Nummer dieses braven Regiments nicht erfahren können.
Da sich der Rückzug des Feindes auf vielen Stellen in Flucht auf-
löste und alles, Infanterie, Kavallerie und Artillerie, in die Stadt und
nächste Umgebungen sich zusammendrängte, aber noch immer keine An-
deutung sich zeigte, daß der Feind sich durch Kapitulation aus dieser ver-
zweifelten Lage zu ziehen beabsichtigte, so blieb nichts übrig, als durch
die genannte Batterie die Stadt bombardieren zu lassen. Da es nach
20 Minuten ungefähr an mehreren Stellen bereits brannte, was mit den
vielen brennenden Dörfern im ganzen Schlachtkreise einen erschütternden
Eindruck machte, so ließ ich das Feuer schweigen und sandte den Oberst-
lieutenannt v. Bronsart vom Generalstabe als Parlamentär mit weißer
Fahne ab, der Armee und Festung die Kapitulation antragend. Ihm be-
gegnete bereits ein bayrischer Offizier, der mir meldete, daß ein französischer
Parlamentär mit weißer Fahne am Thore sich gemeldet habe. Der Oberst-
lieutenant von Bronsart wurde eingelassen, und aus seine Frage nach
dem General eu chef wurde er unerwartet vor den Kaiser geführt, der
ihm sofort einen Brief an mich übergeben wollte. Da der Kaiser fragte,
was „für Aufträge er habe, und zur Antwort erhielt, Armee und Festung
zur Übergabe aufzufordern, erwiderte er, daß er sich dieserhalb an den
General von Wimpffen zu wenden habe, der für den blessierten Mae
Mahon soeben das Kommando übernommen habe, und daß er nunmehr
seinen Generaladjutanten Reille mit dem Briefe an mich absenden werde.
Es war 7 Uhr, als Reille und Bronsart zu mir kamen; letzterer kam et-
was voraus, und durch ihn erst erfuhren wir mit Bestimmtheit, daß der
Kaiser anwesend sei. Du kannst Dir den Eindruck denken, den es aus
mich vor allen und auf alle machte. Reille sprang vom Pferde und
übergab mir den Brief seines Kaisers, hinzufügend, daß er sonst keine
Aufträge habe. Noch ehe ich den Brief öffnete, sagte ich ihm: „Aber
ich verlange als erste Bedingung, daß die Armee die Waffen niederlege."
„N’ayant pas du mourir à la tête de mes troupes je dépose mou
épée à Votre Majesté“*), alles Weitere mir anheimstellend.
Meine Antwort war, daß ich die Art unserer Begegnung beklage
und um Sendung eines Bevollmächtigten ersuche, mit dem die Kapitula-
tion abzuschließen sei. Nachdem ich dem General Reille den Brief über-
geben hatte, sprach ich einige Worte mit ihm als altem Bekannten, und
*) Da ich nicht an der Spitze meiner Truppen habe sterben können, übergebe
ich Eurer Majestät meinen Degen.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung]]
345
so endigte dieser Akt. Ich bevollmächtigte Moltke zum Unterhändler und
gab Bismarck aus zurückzubleiben, falls politische Fragen zur Sprache
kämen, ritt dann zu meinem Wagen und fuhr hierher, auf der Straße
überall von stürmischen Hurras der heranziehenden Trains begrüßt, die
überall Volkshymnen anstimmten. Es war ergreifend! Alles hatte Lichter
angezündet, so daß man zeitweise in einer improvisierten Illumination fuhr.
Um 11 Uhr war ich hier und trank mit meiner Umgebung auf das Wohl
der Armee, die solches Ereignis erkämpfte.
Da ich am Morgen des 2. September von Moltke noch keine Mel-
dung über die Kapitülationsverhandlungen erhalten hatte, die in Donchery
stattfinden sollten, so fuhr ich verabredetermaßen nach dem Schlachtselde
um 8 Uhr früh und begegnete Moltke, der mir entgegen kam, um meine
Einwilligung zur vorgeschlagenen Kapitulation zu erhalten, und mir zu-
gleich anzeigte, daß der Kaiser früh 5 Uhr Sedan verlassen habe und
auch nach Donchery gekommen sei. Da derselbe mich zu sprechen wünschte,
und sich in der Nähe ein Schlößchen mit Park befand, so wählte ich dies
zur Begegnung. Um 10 Uhr kam ich auf der Höhe von Sedan an; um
12 Uhr erschienen Moltke und Bismarck mit der vollzogenen Kapitu-
lationsurkunde; um 1 Uhr setzte ich mich mit Fritz in Bewegung, von
der Kavallerie-Stabswache begleitet. Ich stieg vor dem Schlößchen ab,
wo der Kaiser mir entgegen kam. Der Besuch währte eine Viertelstunde;
wir waren beide sehr bewegt über dieses Wiedersehen. Was ich alles
empfand, nachdem ich vor drei Jahren Napoleon auf dem Gipfel seiner
Macht gesehen hatte, kann ich nicht beschreiben.
Nach dieser Begegnung beritt ich von 21/2 bis 7*/2 Uhr die ganze
Armee vor Sedan. Der Empfang der Truppen, das Wiedersehen des
dezimierten Gardecorps, das alles kann ich Dir heute nicht beschreiben.
Ich war tief ergriffen von so vielen Beweisen der Liebe und Hingebung.
t Nun lebe wohl! Mit bewegtem Herzen am Schlüsse eines solchen
^bfes. Wilhelm.
269. Vor einem Bilde des Kaisers.
Ja, das ist unsers ehrfurchtswürd'gen Kaisers,
Ist unsers „Barbablanca"^) teures Antlitz. —
Wohl mag der Fremdling bei dem Anblick fragen:
„Wie? Diese Züge, mild und väterlich,
Sind sie des fürchterlich Gewaffneten,
Des Kämpfers Bild, den zwanzig Siegesschlachten
Erwiesen als Europas stärksten Mann?
Des Starken, der in blitzgeschwinden Schlägen,
Als trüg er Donars^) Hammer in der Hand,
Der niemals fehlt und stets zur Faust zurückfliegt,
Das kriegsgewalt'ge Frankreich niederwarf
Vom Wasgen-Wald^^) bis an den Ocean?
Des Schrecklichen, auf dessen Machtgebot
Der Erdball zittert unter ehrnem Schritt
Zehnhunderttausend reisiger Germanen?"
*) Weißbart. **) Gott des Donners. ***) Die Vogesen.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
Extrahierte Personennamen: Bismarck Moltke Moltke Fritz Napoleon Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Donchery Sedan Donchery Sedan Kavallerie-Stabswache Sedan Europas Frankreich
298
französischen Heeres, erfuhr dies erst am Abend. Er verließ alle Saal-
user und zog sich hinter den Bach bei St. Micheln zurück, aus den Höhen
ein Lager zu schlagen, das Gesicht nach Merseburg; die Preußen aber
rückten am frühen Morgen des 3. Novbr. unter dem Könige, unter Prinz
Moritz und unter Marschall Keith auf ihren Vereinigungspunkt, in das
Lager aus den Höhen von Braunsdorf los. Friedrich fand die feindliche
Stellung höchst leichtfertig gewählt; seine Soldaten drangen aus Mut-
willen bis in das französische Lager und entführten Rosse und Soldaten
aus den Zelten. Das bestimmte ihn denn auch zum Angriffe für den
folgenden Tag. Soubise aber änderte seine Stellung über Nacht und
lagerte sich dem Könige gegenüber, so daß sein linker Flügel sich an
St. Micheln lehnte, der rechte bis jenseits Branderode sich erstreckte;
Friedrich dagegen bezog nun ein Lager zwischen Roßbach und Bedra.
Als der Feind diese Rückbewegnng sah, schob er seine Pikets mit Artillerie
vor und kanonierte viel, ohne Erfolg. Alles, was er an Spielleuten und
Trompetern hatte, Trommelschläger und Pfeifer ließen sich hören, wie
nach einer gewonnenen Schlacht, den wackern Preußen zum Verdrusse.
Die Franzosen fühlten sich bei dem näheren Anblicke der kleinen Zahl
des preußischen Heeres zu kühnen Entwürfen aufgelegt. Soubise will
den König mit dreifach stärkern Waffen einschließen und aufheben und
so die vielberühmte Walstatt- aufs neue namhaft machen. Auch fehlte
die Thorheit nicht: Man erzeigt dem Herrn Marquis von Brandenburg
viel Ehre, daß man ihn eine Art Krieg.,machen läßt, witzelten die fran-
zösischen Offiziere; es ist aber frecher Übermut allemal ein Vorbote des
Falles, weil die hilfreiche Selbstkenntnis fehlt. Länger, als ein Menschen-
alter schon standen lauter Fremde an der Spitze französischer Heere:
Herzog von Berwyk, Marschall von Sachsen, Graf von Löwendal. Noch
waren ihre Stellen nicht ersetzt. Soubise ist dem Könige nicht gewachsen.
Doch hat er nur eine Sorge: daß der König sich ihm entziehe. Das
gebot Eile. Graf Saint Germain sollte mit 6000 Mann dem Lager von
Roßbach gegenüber bei Gröst stehen bleiben, die Preußen von Merseburg
abschneiden, indes die große Armee rechts abmarschierte, über Buttstädt,
des Königs linke Flanke zu umgehen und den Weg nach Weißenfels zu
verlegen. Der Franzmann ist seiner Sache so gewiß, daß Friedrich schon
als Gefangener in Paris angemeldet wird. Der aber weilt den 4. in
Roßbach. Des andern Morgens 8 Uhr steigt er auf den Boden seines
Quartiers, den anrückenden Feind zu beobachten; der Wirtschaftsschreiber
nennt ihm die Gegend. Mittags speist er in behaglicher Seelenruhe bis
2 Uhr, geht wieder auf den Boden. Nun ist's halb 3 Uhr. Vorwärts!
schallt der Befehl. Schlag 3 Uhr ist kein Mann mehr im Dorfe. Soubise
hat mit der Spitze seiner Kolonnen Buttstädt erreicht. Die Preußen,
27 Bataillone und 45 Escadrons, überhaupt 21 600 Mann, thun, als
eilen sie auf Kayna die Straße von Merseburg zurück. Der Feind,
64 080 Mann stark, kanoniert. Friedrich aber stellt sein Heer hinter dem
Janus-Hügel rechts von Roßbach auf. General von Seydlitz mit der
ganzen Reiterei bildet den Vortrab. Er soll die Masse des feindlichen
Heeres umgehen und die Spitzen ihrer Kolonnen durch Überraschung
werfen, ehe sie sich bilden. Beide Teile marschieren sich zur Seite und
rücken immer näher. Friedrich nimmt den Janus-Hügel ein, Soubise
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose]]
Extrahierte Personennamen: Novbr Moritz Keith Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Graf_von_Löwendal Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
299
zieht durch den Grund. Die preußische Batterie unter Oberst Möller
wird nun entscheidend, die feindliche ans der Tiefe blieb ohne Wirkung.
Nun hatte Seydlitz die Rechte des Feindes umgangen, ohne daß sie es
wußte; er stürmte mit mächtiger Gewalt auf ihre Reiterei los, in den
Reihen seines Regiments mit den Kameraden der Feldprediger Balke.
Die beiden österreichischen Kürassierregimenter Brettlach und Trantmanns-
dors hielten den Anfall ans; ihr Oberst Marquis de Voghora erwarb
sich Friedrichs Hochachtung; nur die französischen Regimenter La Reine
und Fitz-James unterstützten sie; die Tapfern wurden fast vernichtet.
Das Fußvolk beider Heere war noch im Marsche und ihre Spitzen
nur 450 ni auseinander. Etwas weiter war der König von Reichards-
werben entfernt; er hätte es gern erreicht. Keith wurde mit den fünf
Bataillonen, welche das ganze zweite Treffen machten, dahin entsandt,
indes Friedrich selbst dem Prinzen Soubise immer näher rückte. Kühne Ge-
wandtheit von der einen Seite, schwerfällige, unentschlossene Massen ohne
Leben von der andern ließen die für Preußen unermeßliche Frage iücf)t lange
unentschieden. Abends um 6 Uhr hatte die preußische Reiterei auch das
in Unordnung gehäufte Fußvolk über Reichardswerben hinaus zerstreut,
dessen schnelle und lächerliche Flucht die Finsternis des Himmels deckte.
Der rechte Flügel des Königs unter Ferdinand von Braunschweig hatte
die Moräste von Braunsdorf nicht verlassen; durch einige Kanonensalven
waren die Reichsvölker verscheucht worden; 10 preußische Bataillone hatten
keine Flintenkugel verschossen. Nur 7 Bataillone des Königs waren im
Feuer gewesen; anderthalb Stunden genügten zur Entscheidung über Sieg
und Niederlage. 5000 Mann, darunter 5 Generale und 300 Offiziere,
wurden zu Gefangenen gemacht, 67 Geschütze, 7 Fahnen, 15 Standarten
und vieles Gepäck erbeutet. Die Geschlagenen drängten sich in jammer-
voller Verwirrung bei Freiburg über die Unstrut.
Friedrich sagte seiner ganzen Armee feierlich Dank für diesen Sieg,
Seydlitz, bei Prag noch Oberst und Kommandeur des von Rochowschen
Kürassierregiments, wurde vom jüngsten Generalmajor zum General-
lieutenant und zum Ritter des schwarzen Adlerordens erhoben. Auch der
Feind huldigte dem 37 jährigen preußischen Reiterführer. Die gefangenen
Generale konnten die Bemerkung nicht unterdrücken, daß dieser Knabe ein
geborner General sei. Erinnert Seydlitz aus die glänzendste Weise an
das vielgepriesene römische Reiterungewitter und an die glorreichen Waffen-
brüder zur ersten brandenburgischen Heldenzeit: so stellt sein romantischer
Charakter ihn auf die Höhe, welche nur wenige Generale des Königs in
dem Maße neben ihm erklimmen konnten. Selbständig und siegreich, wie
an der Spitze seiner Reitergeschwader, sehen wir ihn bei Hofe und an der
Tafel des Königs; groß durch eigenes Verdienst, wendet er auch den
fremden Thaten die Lorbeerkrone zu. General Peter von Meinecke, älter
im Dienst, als er und gleich ihm bei Roßbach verwundet, war ein würdiger
Mitgenosse der Ehre des Siegs; Seydlitz verkündet ihm des Königs
Gnade; — aber trotz dieses Vorzuges, sagt er dem Heldenbruder, werde
er nie die Achtung vergessen, die er einem der bravsten Offiziere schuldig
sei, der älter, als er sei und dessen Freundschaft ihm sehr am Herzen
liege. War Winterseld, rein in des Königs Gunst für treuen Rat und
mühevollen Fleiß beglückt, nicht ganz von schädlichem Parteigeist fern;
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei]]
Extrahierte Personennamen: Balke Marquis_de_Voghora Friedrichs Friedrichs Keith Friedrich Friedrich Ferdinand_von_Braunschweig Ferdinand Friedrich Friedrich Rochowschen
Kürassierregiments Peter_von_Meinecke
312
4. Dem Tambour will der Wirbel
Nicht unterm Schlägel vor,
Als nun Andreas Hofer
Schritt durch das finstre Thor; —
Andreas, noch in Banden frei,
Dort stand er fest auf der Bastei,
Der Mann vom Land Tirol.
5. Dort soll er niederknieen,
Er sprach: „Das thu' ich nit!
Will sterben, wie ich stehe,
Will sterben, wie ich stritt,
So wie ich steh' auf dieser Schanz;
Es leb' mein guter Kaiser Franz,
Mit ihm sein Land Tirol!"
6. Und von der Hand die Binde
Nimmt ihm der Korporal;
Andreas Hofer betet
Allhier zum letzten Mal;
Dann ruft er: „Nun, so trefft mich
recht!
Gebt Feuer! — Ach! wie schießt
Ihr schlecht!
Ade, mein Land Tirol!"
250. Der Übergang über die Beresina.
In den Dnieper ergießt sich auf dessen rechter Seite ein Fluß, die
Beresina. An sich ist er nicht bedeutend; aber er bildet ans beiden Seiten
breite und tiefe Moräste, die man nur auf einzelnen Brücken überschreiten
kann. Wurden.diese von den Russen zerstört, oder nur stark besetzt, so
war der ganze Überrest des französischen Heeres verloren. Wirklich hatten
die Russen die Absicht, hier dem ganzen Trauerspiel ein Ende zu machen.
Während Kutusoff und der Kosakenhetman Platoff von hinten drängten,
rückten Tschitschagoff von Süden und Wittgenstein von Norden schnell
heran, an der Beresina zusammenzutreffen und Napoleon den Übergang
zu wehren. Als dieser am Flusse ankam, sah er zu seinem Entsetzen, daß
der Übergangspunkt von den Russen bereits besetzt sei. Mit Gewalt war
hier nichts auszurichten; aber er nahm zur List seine Zuflucht. Erstellte
sich, als wollte er eine Brücke schlagen lassen, während er an einer andern
Stelle, die nur wenig bewacht wurde, in größter Stille wirklich eine solche
zimmern ließ. Die ganze Nacht wurde gearbeitet; aber auch jetzt noch
hätten einige russische Kanonen hingereicht, den Bau zu zerstören. Dies
erwartete auch Napoleon und hielt sich selbst für verloren. Allein Tschi-
tschagoff bildete sich ein, Napoleon werde weiter unterhalb übergehen, ließ
seine Truppen abziehen, und — Napoleon war gerettet. Das war freilich
für diesen ein großes Glück; aber die Brücke war nur für das Fußvolk
eingerichtet; schnell ließ er noch eine zweite für das Geschütz, die Wagen
und die wenigen Reiter bauen, und am 27. November gingen er und
seine Garden über.
Bis so weit ging alles gut, aber nun kam das Schreckliche. Sobald
man die Garden übergehen sah, drängten sich alle übrigen von allen
Seiten herbei, sich an sie anzuschließen, so daß in einem Augenblicke eine
tiefe, breite und verwirrte Masse von Menschen, Pferden und Wagen den
schmalen Eingang zur Brücke belagerte. Die vordersten, von den nach-
folgenden gedrängt, von den Wachen zurückgestoßen, oder vom Flusse auf-
gehalten, wurden erdrückt, mit Füßen getreten, oder unter die Eisschollen
hinabgestoßen. Aus diesem ungeheuren Hansen erhob sich bald ein
dumpfes Summen, bald ein lautes Geschrei, das von Wehruf und von
gräßlichen Flüchen unterbrochen wurde.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem]]
TM Hauptwörter (200): [T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
Extrahierte Personennamen: Andreas_Hofer Andreas Franz Franz Andreas_Hofer Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon Wehruf
581
Den 31. August mittags kehrte das Bataillon ans dem Feldzuge
am Rhein zurück. Der Schluß des Schreibens, welches der bayersche
Oberst, dessen Brigade dasselbe zugeteilt war, nach dem Abmarsche an
den reußischen Major gerichtet hatte, lautete: Indem ich Sie bitte,
Herr Major, meinen verbindlichsten Dank für die unter meinem Kom-
mando geleisteten Dienste Ihrem ganzen Bataillon bekannt zu machen,
wird es mir stets eine sehr angenehme und werte Erinnerung bleiben,
ein so braves Bataillon unter meinem Kommando gehabt zu haben.
Nach der Rückkehr Napoleons von Elba und dem Wiederbeginne
des Krieges rüstete auch Reußenland sein Bataillon aus und zwar seit
1805 zum siebenten Male; denn der treulose Korse hatte gegen den
Vertrag auch die Truppen der Rheinbundfürsten nach Tirol, Spanien
und Rußland geschickt, und aus diesen Feldzügen waren von dem
reußischen Bataillon nur wenige zurückgekehrt, aus Spanien nur sieben,
aus Rußland etliche 30. Das Bataillon rückte am 23. Juni 1815 in
Frankreich ein und bestand in Verbindung mit anderen Truppenteilen
bei Selz ein Gefecht gegen die Franzosen, sein Verlust betrug acht Tote
und 44 Verwundete. Hierauf erhielt es mit anderen Abteilungen den
Befehl zur Einschließung Straßburgs. Bei einem Ausfalle der Be-
satzung wurden zwei Mann getötet und sieben schwer verwundet. Ende
Oktober kehrte das Bataillon zurück.
Vom 1. Januar 1813 bis zum letzten Mai 1814 hatte allein die
Stadt Gera über 11/a Millionen Mark an Kriegskosten aufbringen
müssen; waren doch in dieser Zeit von der Stadt gegen 18 000 Offiziere,
über 400 000 Unteroffiziere und Soldaten und 150 000 Pferde zu ver-
pflegen gewesen. Den Bewohnern des platten Landes erging es nicht viel
besser. Die Bauern mußten in dem einen Jahre 1813 allein an Naturalien
für mehr als 75 000 Mark an auswärtige Magazine liefern. Der
Viehstand war durch Seuchen, übermäßige Anstrengung des Spann-
viehes und durch Wegführung desselben fast ganz vernichtet. Nach
einer ungefähren Berechnung kamen im Unterlande auf einen Kopf der
Bevölkerung mehr als 60 Mark Kriegskosten, aber nur zwölf Mark ent-
fielen auf den einzelnen von den 700 Millionen Franks, welche Frank-
reich als Kriegssteuer zu zahlen hatte, und von den zwei Millionen Mark,
welche von Privatvereinen in England zusammengebracht worden waren,
um die durch den Krieg und dessen Folgen verheerten Länder zu
unterstützen.
Der Krieg hatte einen schlimmen Gesellen im Gefolge: das Nerven-
fieber, das von den Lazaretten aus seinen Zug über Stadt und Land
nahm. Die Hälfte der Ärzte und Wundärzte erlag dieser furchtbaren
Krankheit. Hunderte von Familien verloren ihre Ernährer, und den
Fabriken, welche eben wieder aufzuleben begannen, wurden viele fleißige
und geschickte Arbeiter entrissen. Aber alle Opfer wurden willig, wenn
auch mit blutendem Herzen dargebracht; denn Deutschland hatte das
unerträgliche Joch abgeschüttelt und den Stecken des Treibers zerbrochm
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TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: August Napoleons Franks
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Elba Spanien Spanien Frankreich Straßburgs Gera England Deutschland
327
Wahrhaft groß erscheint Blücher in seiner neidlosen, freudigen An-
erkennung des Verdienstes anderer. Einzig in seiner Art war sein Ver-
hältnis erst zu Scharnhorst, dann zu Gneisenau. Mit aufrichtiger Selbst-
erkenntnis unterwarf er sich der höheren Einsicht; Scharnhorst wurde
früh von seiner Seite gerissen, Gneisenau aber blieb der unzertrennliche
Gefährte auf der ganzen Siegeslaufbahn, und immer hat Blücher laut
und eifrig verkündet, welcher Anteil an den Siegen ihm gebühre. In
einer großen Versammlung, als bei Tische schon viele Trinksprüche aus-
gebracht waren, verhieß Blücher, er wolle thun, was ihm kein anderer
nachmachen könne, er wolle seinen eigenen Kopf küssen. Er stand auf,
ging zu Gneisenau hin und küßte ihn mit herzlicher Umarmung. Ihre
beiderseitige Freundschaft blieb ungetrübt bis an das Ende
260. Blüchers Marsch nach Waterloo.
Blücher war seinem Versprechen gemäß am 18. Juni 1815 früh morgens
von Wavre in zwei Heerzügen aufgebrochen; der eine, den Heerteil von
Ziethen begreifend, zog rechts über Froman auf Ohain, dem linken Flügel
Wellingtons zu; der andere, ans den Heeresteilen von Pirch und Bülow
bestehend, ging links über Nenf-Cabarets und St. Lambert dem rechten
Flügel Napoleons in Seite und Rücken; der dritte Heeresteil unter
Thielmann sollte bei Wavre stehen bleiben und nur, wenn dort kein Feind
erschiene, den übrigen als Unterstützung nachrücken. Blücher hatte am
17. an den Folgen seines Sturzes mit dem Pferde im Bette zubringen
müssen, und am 18. in der Frühe, als er unmittelbar aus dem Bette
wieder aufs Pferd sollte, um mit seinen Truppen zur neuen Schlacht
auszurücken, war man für den übel zugerichteten Greis nicht ohne Sorgen;
der Wundarzt wollte ihn zu guter Letzt einreiben; Blücher aber versetzte,
als er die Anstalten sah: „Ach, was noch erst schmieren! Laßt nur
sein; ob ich heute balsamiert oder unbalsamiert in die andere Welt gehe,
wird auf eins herauskommen." — Er erhob sich, ließ sich ankleiden und
setzte sich wohlgemut zu Pferde, obgleich ihn bei jeder Bewegung die ge-
quetschten Glieder schmerzten. Als er sah, wie stark es geregnet hatte,
und daß es noch immer fortregnen werde, sagte er: „Das sind unsere
Alliierten von der Katzbach, da sparen wir dem Könige wieder viel Pulver."
— Blücher begab sich an die Spitze des Heeresteiles von Bülow, der
voran zog und zuerst an den Feind kommen mußte. Er that alles, um
den Marsch zu beschleunigen; allein schon gleich anfangs wurde derselbe
durch ein zufälliges Hindernis unerwartet aufgehalten; in Wavre entstand
eine Feuersbrunst, welche die Hauptstraße sperrte und die Truppen zu
Umwegen nötigte, wodurch ein beträchtlicher Zeitverlust entstand. Weiter-
hin wurde es noch schlimmer; der unaufhörliche Regen hatte den Boden
ganz durchweicht, die Bäche geschwellt, jede kleinste Vertiefung mit Wasser
gefüllt. Die schmalen Wege durch Wald und Gebüsch nötigten zu häufigem
Abbrechen der Glieder. Das Fußvolk und die Reiterei kamen mit Mühe
fort, das Geschütz machte unsägliche Beschwer, der Zug rückte zwar
immer vor, aber mit solcher Langsamkeit, daß zu befürchten war, er werde
zur Schlacht viel zu spät eintreffen und weit über den Zeitpunkt hinaus,
in welchem er für Wellington noch die versprochene Hilfe sein könne.
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330
Flecken auf dem Erdboden bezeichnen die Stellen, wo die Tapferm fielen.
Doch nur 7 Minuten nach dem ersten Signal, und es weht die preußische
Fahne auf der einen Schanze; ein jubelndes Hurra bezeichnet den Fall
des ersten dänischen Werkes. Gleich daraus fällt die große Schanze
Nr. 6, und ihre Geschütze werden sofort umgedreht und aus die fliehenden
Feinde gerichtet. Nach einem heldenmütigen Siegesläufe von kaum zwanzig
Minuten war die eigentliche Aufgabe des Tages gelöst: die Schanzen Nr. 1
bis 6 waren in den Händen der Preußen.
In diesem Augenblicke nahte das dänische Panzerschiff Rolf Krake
und beginnt sein Feuer gegen die mit Tirailleurs gefüllten Schluchten des
linken Flügels. Es kommt zu spät. Die gezogenen Batterieen der Preußen
und die Geschütze der eroberten Schanzen richten ihr Feuer auf das Un-
geheuer, und nach_ einstündigem Kampfe zieht es sich schwer beschädigt
zurück, um nicht wieder zu erscheinen. Mittlerweile greifen die Brigaden
Raven und Canstein in den Kamps ein. Ihr erster Anlauf gegen die
noch völlig erhaltenen und bewaffneten Schanzen Nr. 7, 8, 9 und 10
mißlingt zwar, denn das mörderische Feuer dieser Schanzen mäht ganze
Reihen nieder; aber die preußischen Feldbatterieen, welche in Karriere auf-
fahren, bringen die feindlichen Geschütze zum Schweigen, und mit Hurra
stürmen die Truppen zum zweiten Male vorwärts. Nichts kann ihnen
widerstehen. Brigade Canstein nimmt Schanze Nr. 7, Raven Nr. 8 und 9;
Nr. 10 muß sich auf Gnade und Ungnade ergeben.
So waren nun sämtliche Schanzen der ersten Linie in den Händen
der Sieger, und die noch brauchbaren unter den eroberten Geschützen
waren umgedreht und schossen auf ihre eigenen Leute, welche in Eile
gegen den Brückenkopf sich zurückziehen. Aber die Preußen, einmal im
Feuer, drangen unaufhaltsam vorwärts. Die Offiziere voraus, stürzen
sich die Soldaten, die erbeuteten Fahnen schwingend, immer von neuem
aus den Feind. Unter dem heftigen Feuer des Brückenkopfes und der
Alsener Batterieen wird die neu angelegte zweite Verschanzungsreihe über-
rannt, werden tausende von Gefangenen gemacht, werden die Reserven
des Feindes in wilder Hast gegen den Brückenkopf geworfen. Beinahe
570 m durchjagt dieser fortgesetzte Stnrmlauf. Dicht vor dem Brücken-
köpfe sammeln sich die Preußen zum letzten und schwersten Sturme. Eine
Zeit lang beschießen die Batterieen die beiden Brückenschanzen, und dann
brechen die Sturmkolonnen unaufhaltsam wieder los, das 35. Regiment
immer voran. Sie verschwinden in dem Graben, erklinnnen gleich darauf
die Brustwehr; — ein wütender Bajonettkampf, und der Brückenkopf ist
in den Händen der Preußen. Was von den Dünen nicht schon am andern
User ist, wird gefangen genommen.
Um 10 Uhr hatte der Sturm begonnen, und um halb 1 Uhr gab
es keinen Feind mehr im Sundewitt, der nicht lebendig oder tot in den
Händen der Preußen war. — Furchtbar sind die Verluste des Feindes.
119 Geschütze, viele Fahnen, Munition und Kriegsgerüte wurden er-
beutet; 103 Offiziere und 5400 Mann wurden teils gefangen, teils ge-
tötet. Aber auch die Verluste der Preußen sind bedeutend; 16 Offiziere
und über 500 Soldaten liegen teils tot, teils verwundet, aus dem
Kampfplatze.
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