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Wilhelm I. Der deutsche Krieg. §. 16.
Verstärkungen. Hannover und Kurhessen wurden sofort unter preußische Verwaltung gestellt.
Nachdem die norddeutsche Coalitiou gegen Preußen innerhalb 14 Tage gänzlich gesprengt war, konnte dieses seine gestimmte Kraft gegen Oesterreich (nebst Sachsen) und dessen süddeutsche Bundesgenossen verwenden, dem zugleich Victor Emannel Ii., König von Italien, in Folge einer geheimen Allianz mit Preußen (April), den Krieg erklärt hatte. Der deutsche Kriegsschauplatz war nun ein doppelter: das östliche Böhmen, wo die österreichische „Nordarmee" unter dem Feldzeugmeister von Benedek sich mit den Sachsen (zusammen 271,000 Mann) vereinigt hatte, und das Gebiet des untern und mittlern Mains, wo die süddeutschen Bundestruppen (119,000 M.) sich couceutrirt hatten. Ein dritter Kriegsschauplatz war das Festungsviereck im östlichen Oberitalien, wo Erzherzog Albrecht bei Cnstozza siegte.
Schon am 23. Juni hatte die preußische Haupt-Armee (27 8,000 M.) die Offensive gegen Böhmen ergriffen, indem sie gleichzeitig von drei Seiten durch die Gebirgspässe einrückte: die Elbarmee (rechter Flügel) unter Herwarth von Bittenfeld (von Torgau) durch das Elbthal, die erste Armee unter Prinz Friedrich Karl von der Lausitz «Görlitz» her als Centrum, und die zweite Armee (linker Flügel) unter dem Kronprinzen von Preußen von Schlesien (Neiße) und der Grafschaft Glatz her. Nachdem die Vereinigung der drei Armeen unter meist siegreichen Gefechten beinahe erreicht war, traf König Wilhelm im Hauptquartier zu Gitfchin (2. Juli) ein, um den Oberbefehl und die Leitung der gefammten Operationen des größten, jemals auf einem Schlachtfelde versammelten preußischen Heeres (220,000 M.) zu übernehmen. Dieses gewann schon am folgenden Tage (3. Juli) den entscheidenden Sieg über die österreichisch-sächsische Hauptarmee unter Benedek, welche bei der Festung Königgrätz eine feste Stellung (zwischen der Elbe und ihrem westlichen Nebenflüsse Bistritz unweit Sadowa) eingenommen hatte.
Die zunächst stehende I. Armee unter dem Prinzen Friedrich Karl eröffnete den Kampf und hielt, mit einem Theile der Elbarmee im Centrum, der öster-reichisch-sächsischeu Armee gegenüber Stand, bis die Ii. Armee unter dem Kronprinzen um Mittag nach beschwerlichem Eilmarsch allmählich eintraf und noch rechtzeitig in die Schlacht eingriff. Die mit allen Mitteln der Feldbefestigungskunst verstärkte österreichische Hauptstellung auf der Höhe bei Chlum wurde durch die preußischen Garden erstürmt, und der König an der Spitze der Referve-Cavallerie (der I. Armee) begann die Verfolgung des Feindes, H^chald^ eine allgemeine und bis zum Einbrechen der Dunkelheit fortgesetzt wn^e; 161 Geschütze und fast
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm_I. Victor_Emannel Benedek Albrecht_bei_Cnstozza Albrecht Herwarth_von_Bittenfeld Friedrich_Karl Friedrich Karl König_Wilhelm Wilhelm Benedek Friedrich_Karl Friedrich Karl
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kümmerte. An diesem Tage bestand der ungeheure Kampf, wie am 16.,
aus drei Schlachten, die von Leipzig im Norden bei Schönfeld, im
Osten bei Probstheida, im Süden bei Kounewitz geschlagen wurden.
Bereits um 2 Uhr des Nachts war Napoleon in seinem Wagen beim
Mondenschein in dem Halbkreise seiner Armee umhergefahren, um
überall die Stellung seiner Truppen selbst in Augenschein zu nehmen.
Für den Rückzug traf er Vorkehrungen. In einem Bauernhause zu
Stetteritz saß er eben beim Frühstück, als der von allen Seiten er-
schallende Kanonendonner ihn auf's Pferd rief. Rechts neben dem
Dorfe Probstheida befindet sich eine Anhöhe, auf welcher eine Wind-
mühle stand. Hier im Centrum seiner Armee hielt der furchtbare Ge-
bieter und leitete die heiße Schlacht. Ihm gegenüber in nicht gar
weiter Entfernung weilten bei einer hochliegenden Ziegelscheune auf
einem Hügel, der noch heute der Monarchenhügel heißt, die drei
verbündeten Monarchen, Friedrich Wilhelm Iii. und die Kaiser
Alexander und Franz nebst dem Marschall Schwarzenberg, die
Kämpfenden durch ihre Gegenwart begeisternd!
Noch bedeckte ein dichter Nebel das weite Gefilde. Er wich erst
dem furchtbaren Kanonendonner und gestattete dann der klaren Herbst-
sonne, die weite Wahlstatt zu beleuchten, wo auf dem Raume von
einer Quadratmeile fast eine halbe Million Menschen kämpfte.
An demselben Montagmorgen entwarfen beim Kronprinzen von
Schweden Held Blücher und Prinz Wilhelm von Preußen ge-
meinsam den Angriffsplan. Ersterer verlangte von Blücher 30,000 Mann.
„Wohl, sprach der alte Held, aber ich will sie selbst anführen; denn
es ist die größere Hälfte meines Heeres, das bei Möckern so eben den
blutigen Strauß bestanden hat." Und so ging er rasch durch die
Partha, das Fußvolk bis an den Gürtel hindurch. Nach den ersten
Angriffen erlitten hier die Franzosen eine so vollständige Niederlage,
daß sie sich eilig gegen das brennende Dorf Schönfeld zurückzogen.
Und was sah man jetzt? Nachdem einzelne sächsische und würtem-
bergische Heerhaufen aus freiem Antriebe zu der großen Sache des
gemeinsamen Vaterlandes übergetreten waren, gingen fast alle Sachsen
mit 26 Kanonen unter von Ryssel, und zwei Regimenter würtem-
bergischer Reiterei unter General von Normann, welche nur gezwungen
dem fremden Machthaber gefolgt waren, mit flatternden Fahnen und
klingendem Spiele, mit Hörnerklang und Trompetenschall zu den
verbündeten Kämpfern für Freiheit und Recht über, und reichten den
deutschen Brüdern die Hand, das Vaterland zu retten. Die Fran-
zosen verließen in Unordnung das Schlachtfeld.
Von allen Seiten drangen die Verbündeten vor, und schlossen die
Feinde immer enger ein. Hier wurden brennende Dörfer angegriffen;
dort rückte das Fußvolk gegen einander vor; da sprengten Reiterregi-
menter auf den Feind los; ein Kartätschenhagel warf sie zurück; das
Kreuzfeuer der Artillerie wüthete; überall der heftigste Kampf. Die
Verbündeten wetteiferten an Muth und Tapferkeit; aber auch die
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Alexander Alexander Franz Franz Marschall_Schwarzenberg Wilhelm Normann
261
die Schlacht. Ihm gegenüber weilten auf einem Hügel die drei ver-
bündeten Monarchen, Friedrich Wilhelm Ni. und die Kaiser
Alexander und Franz, nebst dem Marschall Schwarzenberg.
Abermals bestand der ungeheure Kampf aus drei Schlachten, die im
Norden, Osten und Süden von Leipzig geschlagen wurden. Auf
dem Raume von einer Quadratmeile focht eine halbe Million Menschen.
Die Verbündeten wetteiferten an Muth und Tapferkeit; aber auch die
Franzosen stritten mit heldenmüthiger Ausdauer. Bald neigte sich
Napoleons Glücksstern. Im Norden der Stadt, wo Held Blücher
kämpfte, erlitten die Franzosen eine so vollständige Niederlage, daß
sie in Unordnung das Schlachtfeld verließen. Hier begab es sich auch,
daß die sächsischen Truppen, welche bisher gezwungen dem fremden
Machthaber gefolgt waren, mit Hörnerklang und Trompetenschall zu
den Kämpfern für Deutschlands Freiheit übergingen. — Am blutigsten
aber rasete die Schlacht bei dem Dorfe Probstheida. Unzählige
Opfer wurden hingerafft. Hoch über Leichenhügel schritten die Kämpfen-
den daher, und ihr Fuß watete im rauchenden Blut. Ueber 300 Ka-
nonen donnerten auf diesem Punkte gegen einander. Schon neigte sich
der Tag — es war 5 Uhr Nachmittags — da ließ Friedrich
Wilhelm dem schrecklichen Blutvergießen ein Ende machen; denn
von allen Seiten eilten die Siegesboten herbei. Die Feinde räumten
von selbst das Dorf. Die drei verbündeten Monarchen aber, als sie von
ihrem Hügel herab überall ihre siegreichen Banner daher wehen sahen,
sanken auf ihre Kniee, und ein stilles Gebet drang zum Herrn der Welr
empor, dessen Arm der guten Sache den gerechten Sieg verliehen hatte.
Ganz anders sah es auf dem gegenüber liegenden Windmühlen-
hügel aus. Ernst, nachdenkend und in sich gekehrt, schritt Napoleon
umher. Schweigend blickte seine Umgebung auf den ernsten Gebieter,
der nun die Nothwendigkeit seines Rückzuges einsah. An einem Wacht-
feuer wurden die erforderlichen Befehle ausgefertigt. Während der
Zeit überwältigten den Kaiser die Anstrengungen des Tages. Auf
einem hölzernen Schemel sitzend, war er erschöpft in Schlummer ge-
sunken. Stumm und düster umstanden seine Generale das Wachtfeuer,
und nach einer Viertelstunde erweckte ihn das Geräusch seiner abzie-
henden Truppen. Dann ritt er nach Leipzig zurück und nahm dort
sein Nachtquartier.
Noch in derselben Nacht begann der Rückzug der französischen
Schaaren. Gegen 9 Uhr des Morgens verließ Napoleon am 19.
Oktober Leipzig; nur mit Mühe konnte er wegen des Drängens und
Treibens aus der Stadt gelangen. Denn schon schritten die Verbün-
deten von allen Seiten zur Erstürmung Leipzigs heran und drangen
in die Stadt ein. Durch eiligste Flucht suchten die Franzosen sich
zu retten. Da plötzlich flog die steinerne Elsterbrücke in die-Luft,
und damit erlosch ihnen die letzte Aussicht auf Entkommen. Der Po-
lenfürst Poniatowsky, welcher sich durch Schwimmen retten wollte,
fand in den Fluthen seinen Tod. Ganze Schaaren von Franzosen
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_Ni Friedrich Wilhelm Alexander Alexander Franz Franz Marschall_Schwarzenberg Napoleons Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Ernst Napoleon Napoleon Poniatowsky
265
seligkeiten. Endlich entstand beim Eintritt in einen schlammigen Hohl-"
weg ein Gemurmel: „Es geht nicht mehr! es ist unmöglich!" Da
redete Blücher die Schaaren mit tiefster Bewegung und Kraft an:.
„Kinder, wir müssen vorwärts! Es heißt wohl, es gehe nicht; aber
es muß gehen! ich hab' es ja meinem Bruder Wellington versprochen.
Ich hab' es versprochen; hört Ihr wohl? Ihr wollt doch nicht,
daß ich wortbrüchig werde?" Dieses Wort erregte, und belebte Alle,
und mit neuer Kraft ging's rüstig vorwärts, so daß man wenigstens
nach 4 Uhr auf dem Schlachtfelds eintreffen konnte. —
Inzwischen wurde Wellington hart bedrängt, Napoleon hatte es
Morgens froh ausgerufen: „Ha, nun habe ich sie, diese Engländer!"
Er ordnete Alles auf der Anhöhe von Belle-Alliance (Schön-Bund)
zur Entscheidungsschlacht. 130,000 Mann stürzten um Mittag sich
auf £0,000; aber Wellington war überall. Er rief einem hartbe-
drängten Haufen zu: „Kinder, wir müssen uns tapfer halten, wir
dürfen nicht geschlagen werden; was würde man in England sagen?"
Napoleon rief zornig immer: „Vorwärts, vorwärts!" und in der Mei-
nung, die Überzahl müsse endlich siegen, sandte er um 3 Uhr Nach-
mittags schon einen Siegesboten nach Paris. Und das war, wie bei
Leipzig, zu früh. Drei, vier Mal zurückgeschlagen, trieb Napoleon immer
neue Heeresmassen die Höhen hinan gegen den unerschütterlichen Feind, des-
sen Kräfte sich erschöpften; 10,000 Engländer lagen auf dem Schlachtfelder
Es war hohe Zeit, daß Blücher auf dem Kampsplatze erschien; doch
zeigte sich von ihm noch keine Spur. Alles, was Kriegskunst lehrt
und Tapferkeit bewährt, ward von beiden Seiten geleistet. Um 2
Uhr hatte Wellington, der Absprache gemäß, Blüchern erwartet, und
es war schon 4 Uhr. Da dringen 2 Heerhaufen des Bülow'schen
Corps von den Waldhöhen hervor, ziehen in schöner Ordnung den
stufenartigen Bergabhang in das Kampfgefilde hinab unter Trommel-
wirbel, Trompeten- und Hörnerklang, und greifen den rechten Flügel
des Feindes an; die preußischen Kanonen, in mehreren Reihen über
einander stehend, donnern auf die bestürzten Feinde. Napoleon schickte
den sechsten Heerestheil, der noch keine Mühe des blutigen Tages
getheilt, den Preußen entgegen, ihnen so lange zu widerstehen, bis das
britische Heer aus dem Felde geschlagen sei. Doch immer mehr
Preußen koinmen in Eile auf Blüchers Befehl von der Höhe von
Belle-Alliance, deren Gebäude über die ganze Gegend sichtbar empor-
ragten, im Sturmschritt auf das Blutfeld und gehen sogleich in's Feuer.
Blücher bemerkte ein Regiment, welches mit ungewöhnlicher Tapferkeit
gegen einen überlegenen Feind ankämpfte. Er ritt im heftigsten Klein-
gewehrfeuer dicht an dasselbe heran und rief: „Bravo, Kinder! Ihr
werdet mir diesen wichtigen Posten schon behaupten. Habt nur Geduld!
bald kommt Hülfe, und es wird anders. Wir wollen uns heute mal
die Franzosen von hinten besehen!" — Napoleon verzweifelte noch
keineswegs. Die Engländer wankten auf mehreren Punkten, da setzte
sich der entschlossene Wellington auf die Erde nieder und sprach: „Hier
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon Blücher Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Wellington Wellington Wellington England Paris Leipzig Wellington
266
werbe ich bleiben und keinen Fußbreit von dannen weichen!". Und
gegen 5 Uhr ruft er seufzend: „Ich wollte, es wäre Nacht, oder die
Preußen kämen!" Da hörte er ihren Kanonendonner im Rücken und
in der rechten Seite des Feindes, und begeisternd auffahrend, mit
Thränen in den Augen, ruft er: „Nun Gottlob, da ist der alte
Blücher!" Der alte Löwe schreitet furchtbar vorwärts. Napoleon
erkannte die drohende Gefahr, und glaubte, ein kräftiger Sturm-
angriff mit dem Kerne seiner Armee würde das britische Heer zum
Weichen bringen. Seine besten Schaaren, seine alten, erprobten Garden,
die siegen oder sterben wollten, mußten vor. Als sie von Frankreich
auszogen, umhüllten sie selbst die goldenen Adler auf ihren Fahnen-
schaften mit Trauerflor, den sie nicht eher abnehmen wollten, als. bis
die Feinde ihres Kaisers in entscheidender Schlacht vernichtet wären.
Wellington sah diese entschlossenen Schaaren, zusammengedrängt, das
Gewehr im Arm, ohne Schuß, unter Anführung des Marschalls Ney,
wie eine düstere Gewitterwolke gegen die Mitte seiner Schlachtordnung,
und zugleich die ganze französische Schlachtlinie unaufhaltsam heran-
ziehen, um die englische Linie zu durchbrechen und dann auch Blücher
zu schlagen. Aber seine wackern Krieger bebten nicht. Der Feldherr
ließ sein Geschütz Vortheilhaft aufstellen, und als der Feind in Schuß-
weite herangekommen war, da schmetterten die Kugeln furchtbar in
seine Reihen hinein. Ganze Schaaren wurden vernichtet. Doch
schnell schlossen die Franzosen sich immer wieder zusammen, und immer
weiter in kühner Todesverachtung schritten sie zum Sturm gegen die
bedroheten Höhen vor. In diesem gefahrvollen Augenblicke, es war
gegen 7 Uhr Abends, traf der preuß. General Ziethen mit den Seinen
bei Wellington ein, und stürmte unter Trommelwirbel und Kanonen-
donner mit Ungestüm in die mörderischen Reihen der Franzosen. Das
erfrischte den Muth der müden Krieger Wellington's; dieser läßt auch
sogleich Generalmarsch schlagen, und die ganze Schlachtlinie geht unter
Trommelschlag und Trompetengeschmetter über die Leichenhügel der
Franzosen im Sturmschritt bergab unaufhaltsam vorwärts. Als Mann
gegen Mann in der Nähe focht, entstand ein entsetzliches Blutbad; die
Franzosen mußten weichen und ihre Garde, in Viereck geschlossen, wird
gegen die Höhe von Belle-Alliance zurückgedrängt, wo sie Bülow's Geschütz-
feuer empfängt und dessen Reiterei umzingelt. General Cambronne, der
Befehlshaber der Garde, der mit Napoleon in Elba gewesen war,
wird vom hannover'schen Oberst Haltet gefangen genommen. Die
Meisten fallen; Einige entkommen; gefangen werden nur Wenige. Unter-
dessen rückt Blücher auch immer vorwärts, und jagt mit Bülow und
Pirch die noch für ihre Rettung verzweifelnd kämpfenden Franzosen
aus dem Dorfe Planchenoit und vor sich her. Kurz vvr 9 Uhr war
der blutige Sieg errungen, und die Franzosen verließen den mit Trüm-
mern und Leichen bedeckten Kampfplatz in wildester Flucht, ihre meisten
Kanonen im Stiche lassend. „Rette sich, wer kann!" erscholl's überall.
Da geschah es, daß um 9 Uhr die beiden sieggekrönten Feldherren
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Extrahierte Personennamen: Gottlob Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Wellington Wellington Elba
236
am Nachmittage des 16. schien es, als sollten die Franzosen siegen,
aber zu zeitig triumphirte Napoleon, denn bis zum Abend errang
Blücher bei Möckern die größten Vortheile. Dort hatten die Preußen
den blutigsten Kamps des ganzen Krieges zu bestehen: dreimal mußten
sie das Dorf in Sturm nehmen, und dreimal wurde es ihnen wieder
entrissen, aber zuletzt behielten sie dennoch den Sieg. Brennende
Dörfer beleuchteten das blutige Schlachtfeld, als die Nacht her-
aufgezogen war; wie Leichenkerzen flackerten die Nachtfeuer in der wei-
ten Todtenstille, die nur von dem Winseln der Sterbenden unterbrochen
wurde. Napoleon mochte schon an diesem ersten Tage ahnen, daß ihn
das Schlachtenglück verlassen habe; denn er versuchte am 17. durch
große Versprechungen Österreich zum Abfalle von den Verbündeten zu
verführen, aber vergeblich: am 18. mußte er den verzweifelten Kampf
noch einmal gegen die ganze Macht der Verbündeten aufnehmen.
Rechts neben dem Dorfe Probstheida beflndet sich eine Anhöhe,
auf welcher eine Windmühle stand. Hier hielt Napoleon und leitete
die Schlacht. Ihm gegenüber weilten auf einem Hügel die drei ver-
bündeten Monarchen, Friedrich Wihelm Iii. und die Kaiser
Alexander und Franz, nebst dem Marschall Schwarzenberg.
Abermals bestand der ungeheure Kampf aus drei Schlachten, die im
Norden, Osten und Süden von Leipzig geschlagen wurden. Auf
dem Raume von einer Quadratmeile focht eine halbe Million Menschen.
Die Verbündeten wetteiferten an Muth und Tapferkeit; aber auch die
Franzosen stritten mit heldenmüthiger Ausdauer. Bald neigte sich
Napoleons Glücksstern. Im Norden der Stadt, wo Held Blücher
kämpfte, erlitten die Franzosen eine so vollständige Niederlage, daß
sie in Unordnung das Schlachtfeld verließen. Hier begab es sich auch,
daß die sächsischen Truppen, welche bisher gezwungen dem fremden
Machthaber gefolgt waren, mit Hörnerklang und Trompetenschall zu
den Kämpfern für Deutschlands Freiheit übergingen. — Am blutigsten
aber rasete die Schlacht bei dem Dorfe Probstheida. Unzählige
Opfer wurden hingerafft. Hoch über Leichenhügel schritten die Kämpfen-
den daher, und ihr Fuß watete im rauchenden Blut. Über 300 Ka-
nonen donnerten auf diesem Punkte gegen einander. Schon neigte sich
der Tag — es war' 5 Uhr Nachmittags — da ließ Friedrich
Wilhelm dem schrecklichen Blutvergießen ein Ende machen; denn
von allen Seiten eilten die Siegesbvten herbei. Die Feinde räumten
von selbst das Dorf. Die drei verbündeten Monarchen aber, als sie
von ihrem Hügel herab überall ihre siegreichen Banner daher wehen
sahen, sanken auf ihre Kniee, und ein stilles Gebet drang zum Herrn
der Welt empor, dessen Arm der guten Sache den gerechten Sieg
verliehen hatte.
Ganz anders sah es auf dem gegenüber liegenden Windmühlen-
hügel aus. Ernst, nachdenkend und in sich gekehrt, schritt Napoleon
umher. Schweigend blickte seine Umgebung auf den ernsten Gebieter,
der nun die Nothwendigkeit seines Rückzuges einsah. An einem Wacht-
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleon Friedrich_Wihelm Friedrich Alexander Alexander Franz Franz Marschall_Schwarzenberg Napoleons Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Ernst Napoleon
237
feuer wurden die erforderlichen Befehle ausgefertigt. Während der
Zeit überwältigten den Kaiser die Anstrengungen des Tages. Auf
einem hölzernen Schemel sitzend, war er erschöpft in Schlummer ge-
sunken. Stumm und düster umstanden seine Generale das Wachtfeuer,
und nach einer Viertelstunde erweckte ihn das Geräusch seiner abzie-
henden Truppen. Dann ritt er nach Leipzig zurück und nahm dort
sein Nachtquartier.
Noch in derselben Nacht begann der Rückzug der französischen
Schaaren. Gegen 9 Uhr des Morgens verließ Napoleon am 19.
Oktober Leipzig; nur mit Mühe konnte er wegen des Drängens und
Treibens aus der Stadt gelangen. Denn schon schritten die Verbün-
deten von allen Seiten zur Erstürmung Leipzigs heran und drangen
in die Stadt ein. Durch eiligste Flucht suchten die Franzosen sich
zu retten. Da plötzlich flog die steinerne Elsterbrücke in die Luft,
und damit erlosch ihnen die letzte Aussicht auf Entkommen. Der Po-
lenfürst Poniatowsky, welcher sich durch Schwimmen retten wollte,
fand in den Fluthen seinen Tod. Ganze Schaaren von Franzosen
wurden gefangen genommen. Im Ganzen zählten sie in jenen Tagen
38,000 Todte und Verwundete und 30,000 Gefangene; aber auch
die Verbündeten hatten ihren Sieg mit 42,000 Todten und Verwun-
deten erkaufen müssen. — Am 19. Oktober zogen die verbündeten
Monarchen feierlich in Leipzig ein. Es war ein großer Augenblick,
als sich die drei Fürsten Angesichts ihrer tapfern Schaaren die Hände
reichten, um sich zur Befreiung Deutschlands Glück zu wünschen.
O Leipzig, du freundliche Lindenstadtl
Dir ward ein leuchtendes Ehrenmal;
So lange rollet der Zeiten Rad,
So lange scheinet der Sonne Strahl,
So lange die Ströme zum Meere reisen:
Wird noch der späteste Enkel preisen
Die Leipziger Schlacht.
(G. M. Arndt.)
40* Das Lied von Blücher.
(1813.)
„In Harren und Krieg, in Sturz und Sieg,
Bewußt und groß, so riß er uns vom Feinde los."
Göthe's Grabschrift auf Blücher.
Was blasen die Trompeten! Husaren heraus!
Es reitet der Feldmarschall im fliegenden Saus,
Er reitet so freudig sein muthiges Pferd,
Er schwinget so schneidig sein blitzendes Schwert.
O schaut, wie ihm leuchten die Augen so klar!
O schaut, wie ihm wallet sein schneeweißes Haar!
So frisch blüht sein Alter, wie kreisender Wein,
Drum kann er Verwalter des Schlachtfeldes sein.
Er ist der Mann gewesen, als alles versank,
Der muthig hin gen Himmel den Degen noch schwang,
Da schwur er beim Eisen gar zornig und hart:
Franzosen zu weisen die preußische Art.
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TM Hauptwörter (200): [T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Poniatowsky Arndt
254
gen Gefechten wurden die Österreicher binnen 8 Tagen auf allen
Punkten mit einem Verlust von 22,000 Mann an Todten, Verwunde-
ten und Gefangenen gegen 14 Meilen weit zurückgedrängt, und da-
durch zugleich die Vereinigung aller drei preußischen Armeen
hergestellt. Mit dieser Vereinigung war der Zeitpunkt gekommen,
wo der König Wilhelm den Oberbefehl über die Gesammt-Armee
übernehmen sollte. Am 30. Juni verließ derselbe Berlin und traf am
2. Juli in Gitfchin bei der Armee ein, sofort das Ober-Kommando
übernehmend. Viernndzwanzig Stunden später hatte der König mit
diesem größten preußischen Heere, welches je auf einem einzigen Schlacht-
felde versammelt war, eine der glänzendsten Schlachten geliefert, welche
die Kriegsgeschichte kennt — und das rvar:
31. Die Schlacht bei Königgrätz.
(3. Juli 1866.)
(Son einem Augenzeugen.)
„Nachdem am Nachmittag des 2. Juli dem Ober-Kommandeur der
I. Armee, Prinzen Friedrich Karl, gemeldet worden, daß die öster-
reuwche Armee sich vor Königgrätz in bedeutender Stärke conzentrirt*)
habe, und nachdem die Befehle des Königs eingeholt waren, wurde der
Beschluß gefaßt, es nicht auf einen feindlichen Angriff ankommen zu
lassen, sondern sofort selbst anzugreifen.
In der Nacht vom 2. zum 3. Juli rückte Prinz Friedrich Karl mit
der 1. Armee in gerader Richtung auf Königgrätz vor. Der erste Ka-
nonenschuß fiel gegen 7 Uhr Morgens. Der Feind entwickelte von An-
beginn des Artilleriekampfes an eine wahrhaft furchtbare Macht an Ge-
schähst. Er stand bei Sadowa vor einem dichten Gehölz, das seine
Batterien**) vorzüglich bestrichen und das allem Vordringen ein un-
überwindliches Hinderniß entgegenzusetzen schien. Bald nach 8 Uhr erschien
vor Sadowa, von wo aus Prinz Friedrich Karl das Gefecht dirigirte,
Se. Majestät der König Wilhelm, begleitet von einer zahlreichen
Smte***), in welcher sich u. A. Prinz Karl, der Großherzog von
Mecklenburg-Schwerin, Graf von Bismarck, General von
Moltke, der Kriegsminister General von Roon befanden. Der
König leitete und verfolgte vom Augenblick seiner Ankunft an mit ge-
spanntester, ernstester Aufmerksamkeit die Schlacht. Seine Erscheinung,
die im Verlaufe dieses denkwürdigen und glorreichen Tages noch so
v«l dazu beitragen sollte, den herrlichen Erfolg unserer Waffen zu
sichern, war majestätisch und schön, wie immer, aber ganz besonders
erfüllt von dem Ausdrucke einer Festigkeit und eines selbstbewußten
Muthes, wie ihn nur der Kriegsherr einer solchen Armee in sich tragen
kann. Man sah und fühlte: So sieht ein König aus, der siegen will!
*"> eonzentrirer, «= auf einem Punkte zusammenziehen/ vereinigen
**} Batterien --- Geschntzstand, die Geschütze selbst.
***) Suite --- Gefolge, Begleitung.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch]]
TM Hauptwörter (200): [T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm Friedrich_Karl Friedrich Karl Friedrich_Karl Friedrich Karl Friedrich_Karl Friedrich Karl Wilhelm Karl Karl Graf_von_Bismarck General_von
Moltke General_von_Roon
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Gitfchin Mecklenburg-Schwerin
255
- Der Kampf im Centrum drehte sich im Verlauf der nächsten Stun-
den um das Gehölz von Sadowa. Kaum kann es eine schwierigere
Stellung geben, als sie sich hier den immer wieder mit der helden-
müthigsten Bravour*) anstürmenden Truppen entgegenstellte. Der Wald
bestand aus dichtem Laubholz und Gebüsch; die ganze Lisidre**) war
umgehauen und zur natürlichen Verschanzung gemacht, hinter welcher
die Infanterie feuerte. Außerdem aber waren an den Bäumen durch
Schälung Markzeichen zum Zielen für die feindlichen, seitwärts auf der
Höhe postirten Geschütze angebracht, so daß ein Granatfeuer von der
entsetzlichsten Wirkung darauf unterhalten werden konnte, sobald die
Stellung von der Infanterie geräumt war. Der Wald kostete uns
viel Zeit und viel Blut, aber er wurde genommen. — Während hier
die Entscheidung noch schwankte, war die Herwarth'sche Armee auf
dem rechten Flügel vorgedrungen. Wenn wir auch danach schon am
Nachmittage sicher waren, daß die Schlacht unser sei, so fehlte doch zu
einer schnelleren und kräftigeren Vollendung des blutigen Werkes noch
immer die auf dem linken Flügel durch die Armee des Kronprinzen
erwartete Verstärkung. Es ist schwer zu beschreiben, mit welcher
Spannung und Erwartung die Blicke aller derer, welche dem Verlaufe
des Ganzen von dem Felde bei Sadowa aus folgen konnten, sich nach
der Gegend hin richteten, wo der Kronprinz erwartet wurde.
Kommt er? Ist er da? war die Frage, die tausendmal von Mund
zu Mund ging.
Er kam, und er kam noch zu rechter Zeit, um auf die allerkräftigste
und entscheidendste Weise einzugreifen und die Niederlage des Feindes
zu einer ganz vollständigen zu machen. — Gegen 3 Uhr zeigte der
auf der Höhe von Lippa aufsteigende Pulverdampf, daß dort die
Armee des Kronprinzen in das Gefecht eingetreten sei. Die Fortschritte
auf dieser Stellung gingen reißend vor sich; unsere immer siegreichen
Garden stürmten die Hügel hinan und warfen über den Haufen, was
sich ihnen entgegenstellen wollte. — Um diese Zeit war auch im
Centrum das Gehölz von Sadowa genommen; General v. Herwarth
zog sich immer mehr heran und kam durch eine bogenförmige Bewegung
dem Feinde in die Flanke***); der kronprinzlichen Armee fehlte noch
wenig, um die entscheidende Position bei Lippa ganz zu beherrschen;
kurz, dem Feinde blieb nur noch der Rückzug auf allen Punkten. Die
Schlacht war entschieden. Das furchtbare Kanonendonnern verstummte
plötzlich beinahe überall; der Feind trat seinen Rückzug an. Der Rest
des Tages gehörte jetzt der Verfolgung! Bereits seit langen Stunden
standen, mit Ungeduld auf diesen Moment wartend, zwei Cavallerie-
Brigaden bereit. Der Prinz Friedrich Karl, welcher dem letzten
Kampfe in der vordersten Gefechtslinie beigewohnt hatte, sprengt zurück
und holt seine Reiter zur Verfolgung. Unter Hurrah! trabt Alles
*) Bravour = Tapferkeit, Heldenmuts.
**) Lisiöre -- Einfassung, hier Waldessau«.
***J Llanke -- die Seite.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
TM Hauptwörter (200): [T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose]]
Extrahierte Personennamen: Herwarth Friedrich_Karl Friedrich Karl
257 —
Nach, der Schlacht hei Königgrätz verfolgten die Sieger die fliehende,
fast aufgelöste Armee, ohne ernsten Widerstand zu finden, in der Richtung
gegen Wien. Als der König sein Hauptquartier bereits nach Nikolsburg
(12 Meilen von Wien) verlegt hatte, hat Österreich um Frieden. Am 23. August
■wurde zuprag der Friedensvertrag unterzeichnet, in welchem der Kaiser
von Österreich die Auflösung des deutschen Bundes anerkannte
und seine Zustimmung gab zu einer neuen Gestaltung Deutsch-
lands ohne Betheiligung des österreichischen Kaiserstaates.
Der Kaiser von Österreich übertrug ferner auf den König von Preussen
alle seine Rechte auf die Herzogtümer Schleswig-Holstein und ver-
pflichtete sich, an den König von Preussen 40 Millionen Thaler Kriegskosten
zu bezahlen.
Dagegen erklärte der König von Preussen sich bereit, das Königreich
Sachsen in seinem bisherigen Länderbesitz bestehen zulassen, unter dem
Vorbehalt, dass der Beitrag Sachsens zu den Kriegskosten und die Stellung
desselben zum norddeutschenbunde durch einen besonderen Friedens-
vertrag geordnet werde. Dieser Vertrag wurde am 21. Oktober abgeschlossen.
Nach demselben verpflichtete sich Sachsen, an Preussen 10 Millionen Thaler
Kriegskosten zu zahlen, dem norddeutschen Bunde beizutreten und den Ober-
befehl über die sächsischen Truppen dem Könige von Preussen
zu übertragen.
S2. Der Feldzug gegen die Bundesarmee.
(Vom 1. bis 27. Juli 1868.)
Während diese Erfolge auf dem östlichen Kriegsschauplätze erkämpft
wurden, war dem General Vogel von Falckenstein der Kampf
gegen die bayerische Armee und das 8. Bundes-Corps am Main
übertragen und ihm dazu eine Armee von nur 53,000 Mann mit
96 Geschützen überwiesen. Dieselbe erhielt von jetzt an den Namen
„Main-Armee" und bestand aus drei Divisionen*) unter den
Generalen von Goeben, von Beyer und von Manteuffel. Die
bayerische Armee zählte 60,000 Mann mit 136 Geschützen und
stand unter dem Kommando des Prinzen Karl von Bayern; das
8. Bundes-Corps bestand aus 14,000 Würtembergern, 12,000
Badensern, 19,000 Hessen, 5000 Nassauern und 12,000 Öster-
reichern, im Ganzen aus 62,000 Mann mit 139 Geschützen unter
dem Oberbefehl des Prinzen Alexander von Hessen. Der Main-
Armee stand links die bayerische, rechts die Bundes-Armee
gegenüber. Am 1. Juli hatte sich die Main-Armee bei Eisenach
vereinigt. Unter fortwährend kleinen Gefechten ging sie von hier
südwestlich auf Fulda zu nach dem Main, warf die bayerische
Cavallerie bei Hünfeld zurück und drängte das bayerische Haupt-
corps am 4. Juli Lei Dermbach (zwischen Eisenach und Fulda)
zur Seite, zog dann zwischen den beiden feindlichen Armeen nach
Fulda und wandte sich am 9. Juli nach Unterfranken in Bayern.
Am 10. formte**) die Division Goeben bei Kissingen und die
Division Beyer bei Hammelburg die Übergänge über die fränkische
*) Division = Abtheilung eines Kriegsheerez.
**) formen = erzwingen.
Haesters' Lesebuch für Oberkl. Simultan-Ausz.
17
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein]]
Extrahierte Personennamen: August Manteuffel Karl_von_Bayern Karl Alexander_von_Hessen Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Wien Nikolsburg Wien Preussen Preussen Preussen Sachsen Sachsens Sachsen Preussen Preussen Main Hessen Eisenach Fulda Main Eisenach Fulda Fulda Unterfranken Bayern Hammelburg Simultan-Ausz