391
und viele Fenster in Leipzig zersprangen. Der Kampf schwankte
unentschieden; Dörfer wurden genommen und verloren. Am
blutigsten war der Kampf bei den Höhen von Wachau, wo
Napoleon selbst hielt, und bei den vorliegenden Dörfern Gül-
dengossa und Auenhain. Alle Anstrengungen der Verbünde-
ten scheiterten hier an dem Ungestüme der Franzosen und Po-
len. Napoleon selbst sprengte wiederholt mitten im Feuer
aufmunternd an die einzelnen Generale heran, und den neuen
Marschall, Fürsten Poniatowski, welchen er mit seinen Polen,
im heftigsten Gedränge fand, spornte er mit dem Rufe:
„Vorwärts, König von Polen!" Um 3 Uhr Nachmittags
hatten die Franzosen solche Fortschritte gemacht, daß Napo-
leon schon Boten mit der Siegesnachricht nach Leipzig schickte
und alle Glocken läuten ließ. Wie ein Grabgeläute ertönten
sie in die Herzen der bekümmerten Einwohner. Jedoch nah-
men die Oefterreicher und Russen bald ihre alte Stellung wie-
der ein, während Blücher bei Möckern bedeutende Vortheile
über den Marschall Marmont gewann und ihn bis Leipzig
drängte. Am 17. (Sonntag) war meist Waffenruhe, und
Napoleon ließ durch den österreichischen General Merveld,
welcher am Tage zuvor gefangen genommen war, den Ver-
bündeten Waffenstillstand anbieten. Dieser aber wurde abge-
schlagen, und am 18. des Morgens früh erneuerte sich der
schreckliche Kampf. Inzwischen war auch der Kronprinz von
Schweden mit der Nordarmee, und Benningsen mit der Re-
serve zu den Verbündeten gestoßen. Die Blüthe der streitbar-
sten europäischen Völker war auf dem Kampfplatze; alle wett-
eiferten mit einander an Tapferkeit. Während der Schlacht
gingen die Sachsen zu den Verbündeten über. Napoleon mit
all' seiner Kunst und Kühnheit erlag endlich der Begeisterung
und Uebermacht seiner Feinde. Der Abend des ewig denk-
würdigen 18. Oktobers begrüßte die Verbündeten als Sieger.
Napoleon eilte nach Leipzig und ordnete während der Nacht
den Rückzug seines geschlagenen Heeres. Die Flammen von
zehn Dörfern beleuchteten schauerlich das Leichenfeld, auf wel-
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Marschall_Marmont Napoleon Merveld Napoleon Napoleon
383
Schlacht an der Moskwa (1812). — Am 7. September
wurde die große Schlacht an der Moskwa, bei dem Dorfe
Borodino, geliefert. An fünf und zwanzigtausend Men-
schen auf jeder Seite bluteten an diesem Schreckenstage. Vom
frühen Morgen bis in die Nacht wurde mit beispielloser Er-
bitterung gestritten. Ganze Haufen russischer Bauern schlossen
sich mit der Festigkeit alter Soldaten an, machten das Zeichen
des heiligen Kreuzes und stürzten mit dem Rufe: „Gott sei
uns gnädig!" in das dichteste Handgemenge. Endlich trat
Kutusow den Rückzug an und wollte lieber Moskau preisge-
den, als eine neue Schlacht liefern: „Moskau sei ja nicht
das Vaterland." Mit niedergeschlagenen Blicken, zusammen-
gerollten Fahnen und ohne Trommelschlag zogen die russi-
schen Truppen durch die stille Hauptstadt. Der größte Theil
der noch übrigen Bevölkerung schloß sich mit dem Befehlsha-
der der Stadt, Grafen Rostopschin, dem düsteren Zuge an.
Am 14. September erblickten die Franzosen von der Höhe
eines Berges die ehrwürdige Stadt, und der Freudenruf:
„Moskau! Moskau!" durchlief die Reihen. Moskau er-
schien so glänzend und gebietend wie sonst. Die Thürme sei-
ner dreihundert Kirchen und deren goldene Kuppeln funkelten
im Scheine der Sonne; seine zauberischen Paläste ruheten in
Baumpflanzungen und Gärten, und majestätisch stieg der Kreml,
die Burg der Czaren, mitten aus diesem Walde von Gebäu-
den und Pflanzungen empor. „Da ist denn endlich die be-
rühmte Stadt!" rief Napoleon voll Entzücken und setzte seine
Heeresmassen in Bewegung.
Moskaus Drand. — Am 15. September langte er vor
den Thoren an; — sie standen offen! Erstaunt harrte er mit
seinen Marschällen, ob nicht die Behörden zu einem feierlichen
Empfange, ob nicht eine schaulustige Volksmenge herauskom-
mcn würde; — Niemand erschien! Eine schauerliche Grabes-
stille lag über der ganzen, ungeheuren Stadt. Endlich, nach-
dem er zwei Stunden vergebens gewartet hatte, zog er ein.
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Extrahierte Personennamen: Kutusow Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Moskwa Moskwa Moskau Moskau Moskau Moskaus
272
neue Heerhaufen vor; aber alle Angriffe der Tapfern wurden
von den Oesterreichern zurückgeschlagen; selbst des Königs Brust
wurde von einer Kugel gestreift. Erst die Nacht brach den
blutigen Kampf ab. Der Kern des preußischen Fußvolkes lag
todt oder verwundet auf dem Schlachtfelde, ohne auch nur
eine feindliche Schanze mit seinem Blute erobert zu haben.
Daun hatte schon einen Boten mit der Siegesnachricht nach
Wien abgeschickt. Dennoch wollte der König am anderen Tage
mit gefälltem Bajonnete den Kampf erneuern. Während der
Nacht saß er in der Kirche des nahen Dorfes Koswig auf den
Stufen des Altares und schrieb beim schwachen Scheine einer
Lampe Befehle für den morgigen Tag. Mit Sehnsucht er-
wartete er den Anbruch desselben, um das Schicksal seines Ge-
nerals Ziethen zu erfahren, welchen er mit einem Heerhaufen
dem Feinde in den Rücken geschickt hatte. Da plötzlich kommt
Ziethen mit einigen Husaren herangesprengt und überrascht
seinen König mit dem freudigen Zurufe: „Ew. Majestät, der
Feind zieht sich zurück." Ziethen hatte nämlich, fast mit über-
menschlicher Anstrengung, des Abends 10 Uhr die Anhöhen
von Siptitz endlich erstürmt, wodurch die Stellung der Oester-
reicher gebrochen wurde. Daher zog Daun, selbst verwundet,
in der Nacht über Torgau nach Dresden. So ward Friedrich
mit einem Schlage aus der gefährlichsten Lage gerettet. Er
nahm jetzt in und um Leipzig die Winterquartiere, um weiter
auf seine Vertheidigung Bedacht zu nehmen. Um diese Zeit
starb Friedrich's treuester Bundesgenosse, Georg Ii., König
von England. Sein Nachfolger, Georg Iii., erneuerte zwar
das Bündniß mit ihm, verweigerte aber alle ferneren Hülfs-
gelder.
Kcgcbcnheitcn der Jahre 1761 und 1 76 2. —
Friedrichs alte Kerntruppen waren bereits in den vielen mör-
derischen Schlachten gefallen; sein Heer wurde immer schwächer,
seine Hülfsquellen immer erschöpfter. Er konnte den Krieg nur
noch vertheidigungsweise führen; große Schlachten fielen des-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Georg_Ii Georg_Iii Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Wien Oester- Daun Torgau Dresden England Friedrichs
390
alles zerschmetternd, was sich chm nahete. Noch einmal wollte
er einen Angriff auf Berlin versuchen, und ließ Ney*), den
kühnsten seiner Marschälle, dahin aufbrechen; aber die Preu-
ßen unter Bülow und Tauenzien griffen ihn am 6. Septem-
der bei Dennewitz, unweit Jüterbogk, an und brachten
chm eine große Niederlage bei.
Jetzt zogen sich die verbündeten Heere immer enger zu-
sammen und suchten Napoleon in den Rücken zu kommen, um
ihn von Frankreich abzuschneiden. Das merkte er und zog
sich nach Leipzig zurück. Die Verbündeten folgten chm, und
die großen Tage der Entscheidung naheten heran. Der Fürst
von Schwarzenberg erließ jetzt einen Aufruf an das
Bundesheer, mit den Worten: „Die wichtigste Epoche des hei-
ligen Kampfes ist erschienen, wackere Krieger! Die entschei-
dende Stunde schlägt, bereitet Euch zum Streite! Das Band,
welches mächtige Nationen zu einem großen Zwecke vereinigt,
wird auf dem Schlachtfelde enger und fester geknüpft. —
Russen, Preußen, Oesterreicher! Ihr kämpft für eine Sache,
kämpft für die Freiheit Europas, für die Unabhängigkeit Eu-
rer Söhne, für die Unsterblichkeit Eurer Namen. — Alle für
Einen! Jeder für Alle! Mit diesem erhabenen männlichen
Rufe eröffnet den heiligen Kampf, bleibet ihm treu in der
entscheidenden Stunde, und der Sieg ist Euer!"
Völkerschlacht bei Leipzig (1813). — Ein Reitertreffen
bei Libertwolkwitz am 14. Oktober zwischen den Truppen des
Königes von Neapel und einem Theile des Schwarzenberg-
schen Heeres war gleichsam das Vorspiel zu dem großen Trau-
erspiele, welches vier Tage hindurch um und in Leipzig auf-
geführt werden sollte. Am 16. begann der Riesenkampf.
Mehr als 300,000 Mann Verbündete standen gegen 200,000
Mann Franzosen, und seit 8 Uhr des Morgens donnerten
über 1000 Kanonen gegeneinander, so daß die Erde bebte,
°) Dieser war der Sohn eines Böttchers zu Saarlouis.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Schwarzenberg
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Dennewitz Frankreich Leipzig Europas Leipzig Libertwolkwitz Neapel Leipzig
382
nicht zu enden, so lange ein feindlicher Streiter auf Ruß-
lands Boden stehe. Napoleon hatte eine Abtheilung seines
Heeres unter Oudinot und Macdonald aus die Straße nach
Petersburg gegen den russischen Fürsten Wittgenstein geschickt;
mit der Hauptmacht ging er selbst gerade auf Moskau, die
alte Czarenftadt, los. Die russischen Anführer Barclay de
Tolly und Bagration zogen sich kämpfend vor ihm zurück.
Nach zweitägigem mörderischem Kampfe bei Smolensk, am
17. und 18. August, erstürmten die Franzosen diese Stadt,
nachdem sie größtenteils eine Brandstätte geworden war.
Jetzt übernahm der alte Kutusow, der eben siegreich aus
dem Türkenkriege zurückgekehrt war, den Oberbefehl über das
russische Heer. Auch er zog sich zurück und brannte hinter
sich alle Städte und Dörfer nieder, um dem Feinde nur eine
Wüste zurückzulassen. An der Moskau, fünfzehn Meilen
von der alten Hauptstadt, machte er endlich Halt. Die Ehre
des Reiches schien eine Schlacht zu fordern zu ihrer Rettung.
Da rief Napoleon frohlockend: „Soldaten, hier ist die Schlacht,
die Ihr ersehnt habet. Sie ist nothwendig, denn sie bringt
uns Ueberfluß, gute Winterquartiere und sichere Rückkehr nach
Frankreich. Benehmt Euch so, daß die Nachwelt von Jedem
unter Euch sagen kann: „Auch er war in der großen Schlacht
unter den Mauern Moskaus!" Zugleich ließ er das Bild-
niß seines Sohnes an der Außenseite seines Zeltes aufhängen,
und Offiziere und Soldaten eilten begeistert herbei, die Ge-
stalt ihres künftigen Herrschers zu betrachten.
Ein anderes Schauspiel bot sich im russischen Lager dar.
Die griechische Geistlichkeit erschien in ihren priesterlichen Ge-
wändern und zog in feierlicher Prozession durch das Lager.
Die Bilder der gefeiertsten Heiligen wurden dem verehrenden
Blicke der Truppen vorübergetragen. „Erde und Himmel,"
sprachen die Priester, „sind durch die Fremdlinge verletzt und
zur Rache aufgefordert, und der Tapfere in der Schlacht wird
sich unfehlbar die Seligkeit erringen." Die Russen antwor-
teten mit einem begeisterten Hurra!
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Macdonald Barclay August Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Petersburg Moskau Smolensk Moskau Frankreich Moskaus
326
edelcn Moreau, welchem, als er eben an der Seite des Kaisers
Alexander hielt, durch eine Kanonenkugel beide Beine fortgerissen
wurden. Man brachte ihn nach dem Städtchen Laum in Böh-
men, wo ec wenige Tage nachher starb. In wilder Hast ver-
folgte Ban dämme den abziehcnden Feind bis jenseits der böh-
mischen Grenze; aber bei Kulm und Rollend orf, unweit
Töplitz in Böhmen, wurde ec selbst am 30. August geschlagen
und gefangen. Napoleon selbst stand noch immer mit dem Haupt-
Heere in Dresden und wandte sich siegreich bald nach dieser bald
nach jener Seite, ringsumher alles zerschmetternd, was sich ihm
nahete. Noch einmal wollte er einen Angriff auf Berlin ver-
suchen und ließ Ney, den kühnsten seiner Marschalle, dahin auf-
brechen; aber die Preußen unter Bülow und Tauenzien griffen
ihn am 6. September bei Dennewitz, unweit Jütcrbock, an
und brachten ihm eine große Niederlage bei.
Jetzt zogen sich die verbündeten Heere immer enger zusam-
men und suchten Napoleon in den Rücken zu kommen, um ihn
von Frankreich abzuschnciden. Das merkte ec 'und zog sich nach
Leipzig zurück. Die Verbündeten folgten ihm, und die großen
Tage der Entscheidung nahcten heran. Ein Reitertreffen bei
Liebertwolkwiz am 14. Oktober zwischen dem Könige von Neapel
und einem Theile des Schwarzenbergschen Heeres war gleichsam
das Vorspiel zu d^m großen Trauerspiele, welches um und in
Leipzig aufgeführt werden sollte. Am 16. begann der Riesenkampf.
Mehr als 300,000 Mann Verbündete standen gegen 200,000
Mann Franzosen, und seit 8 Uhr des Morgens donnerten über
1000 Kanonen gegen einander, so daß die Erde erbebte und viele
Fenster in Leipzig zersprangen. Der Kampf schwankte unentschie-
den; Dörfer wurden genommen und verloren. Am blutigsten
war der Kampf bei den Höhen von Wachau, wo Napoleon selbst
hielt, und bei den vorliegenden Dörfern Güldengossa und Auen-
hain. Alle Anstrengungen der Verbündeten scheiterten hier an
dem Ungestüme der Franzosen und.polen. Napoleon sprengte
wiederholt mitten im Feuer aufmunternd an die einzelnen Gene-
rale heran; und den neuen Marschall, Fürsten Poniatowski, den
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander August Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Böh- Kulm Dresden Berlin Dennewitz Frankreich Leipzig Neapel Leipzig Leipzig
332
wie sie einkamen, gingen sie jubelnd zu ihm über, selbst der Mar-
schall Ney, ungeachtet dieser der bestürzten königlichen Familie bei
seinem Abschiede die Versicherung gegeben hatte: „er werde Napo-
leon wie ein wildes Thier in einem eisernen Käfige nach Paris
bringen!^ Sein Weg nach Paris war ein ununterbrochener Tri-
umphzug. In der Nacht vom 19. auf den 20. Marz floh
Ludwig eiligst aus Paris, und am Morgen zog der Geachtete an
der Spitze derer, die ihn vernichten sollten, triumphirend in die
jubelnde Hauptstadt ein.
Diese neue Gefahr brachte plötzlich allen Zwist auf dem Eon-
gresie zum Stillstände. Sogleich sprachen alle Monarchen ein-
stimmig die Acht über den Friedensstörer aus und vereinigten sich
zu den kräftigsten Maaßregcln gegen ihn. Mit nie gesehenem
Eifer eilten aus allen Gegenden Deutschlands die Truppen dem
Rheine zu; die Engländer fetzten nach Holland über; selbst die
schon heimgekehrten Russen wurden wieder zurückgerufen. Aber
eher noch als hier brach eben so unerwartet der Krieg in Italien
aus.
Murat, oder, wie er als König von Neapel hieß, Joa-
chim I., mogte wohl für seinen Thron fürchten, seit derjenige
gefallen war, der ihm denselben geschenkt hatte. Kaum hatte er
Kunde bekommen von der Rückkehr Napoleon's nach Frankreich,
als er sich vorschnell für ihn erklärte und, ohne dessen Plan ab-
zuwarten, aufstand und losschlug. Ec hatte nichts Geringeres im
Sinne, als der Regierung der vielen einzelnen Fürsten in Italien
ein Ende zu machen und diese Halbinsel zu einem ungetheilten,
kräftigen Königreiche zu erheben. Aber schmachvoll endete dieser
Plan. Ein östreichisches Heer unter Firm out und Vianchi
eilte herbei und trieb schnell die Neapolitaner vom Po zurück,
bis wohin sie bereits gedrungen waren. Fast täglich fielen kleine
Gefechte vor, überall flohen die Neapolitaner feige zurück, endlich
lösete sich das ganze Heer auf. Innerhalb sechs Wochen war
der Krieg beendigt; Murat rettete sich am Bord eines kleinen
Kauffahrteischiffes nach Frankreich; ward aber von Napoleon un-
gnädig ausgenommen, wie er cs verdient hatte. Der frühere Kö-
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Paris Paris Paris Deutschlands Rheine Holland Italien Neapel Frankreich Italien Frankreich
351
Flotte, mit einem Besatzungsheere unter dem Generale Maison
am Bord, aus dem Hafen von Toulon aus und landete nach
eilftagiger Fahrt aus Morea. Die Franzosen brannten vor Be-
gierde, sich mit den Unterdrückern ihrer christlichen Mitbrüder
im Kampfe zu messen; zu ihrem Unwillen aber fanden sie nir-
gends Widerstand. Die Ägpptier, welche in ihrem eigenen Lande
diesen neuen Feind bereits kennen gelernt hatten, waren gleich zur
Räumung bereit, und schon in dem folgenden Monate schifften
sie sich wieder ein. Dann rückten die Franzosen gegen die Festun-
gen, welche noch von türkischen Truppen besetzt waren. Allein
die türkischen Befehlshaber erklärten, ihr Sultan habe ja keinen
Krieg mit den Franzosen, und ließen diese ohne Schwertstreich
einziehen. Nie haben wohl die Franzosen einen leichteren Feldzug
geführt. Nachdem sie Morea vom Feinde befreiet und die Festun-
gen den Griechen übergeben hatten, segelten sie im Juni des
Jahres 1829 wieder ab; nur eine kleine Besatzung blieb zur
Aufrechthaltung der Ordnung zurück. Der Graf Eap od istrias,
früher russischer Minister., leitete seit 1828 als Präsident die
Angelegenheiten des befreieten Landes. Jedoch die Strenge, mit
welcher dieser die Ordnung in dem zerrütteten Lande handhaben
mußte, vor Allem aber der Argwohn, daß er insgeheim an Ruß-
land halte, weckten Haß und Parteiwuth gegen ihn. Daher
verschworen sich die beiden Brüder Mauroinichaly wider sein
Leben und erschossen ihn zu Nauplia am 9. October 1831. Der
Bruder des Ermordeten übernahm vorläufig die Regierung, allein
die Parteiung legte sich nicht, und das Land wurde der Schau-
platz eines graßlich-n Bürgerkrieges. Endlich vereinigten sich die
auswärtigen Machte, dem schwankenden Zustande ein Ziel zu
setzen. Ein Fürst aus dem erlauchten baierschen Hause, das sich
immer so wohlwollend gegen Griechenland bewiesen hatte, der
junge Otto, der zweite Sohn des Königes, ward zum Könige
von Griechenland ausersehen, und die auf ihn gefallene Wahl am
27. Mai 1832 von Baiern und am 8. August von der grie-
chischen Nationalversammlung genehmiget. Am 6. Februar betrat
der junge König mit der Regentschaft den Boden Griechenlands
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Extrahierte Personennamen: Brüder_Mauroinichaly Otto August
217
Russen und empfingen mit kalter Todesverachtung den feindlichen
Stoß oder Hieb. Ganze Reihen von ihnen bluteten todt oder
verwundet am Boden, wie sie vorher gestanden hatten. Selbst
die Verwundeten am Boden wütheten und mordeten noch unter
einander. Man fand einen schwer verwundeten Russen, der über
einem sterbenden Preußen lag und ihn mit den Zahnen grimmig
zerfleischte. Erst die Dunkelheit der Nacht und die völlige Er-
müdung machten dem Gewürze ein Ende, und die Russen traten
den Rückzug an. Neunzehntaustnd Russen und zehntausend Preußen
lagen todt oder verwundet auf dem blutigen Schlachtfelde. Die
Wuth wegen der verübten Gräuel hatte alles Gefühl der Mensch-
lichkeit so sehr erstickt, daß die preußischen Bauern und Soldaten
bei dem Beerdigen der Todten manchen schwer verwundeten Russen
mit ihnen in die ausgeworfenen Gruben warfen.
Nach diesem blutigen Siege eilte Friedrich nach Sachsen,
wohin Daun und die Reichstruppen sich gewendet hatten. Bei
der Annäherung des Königs bezog der Marschall ein festes Lager;
ihm gegenüber, bei dem Dorfe Hochkirch, eine Stunde östlich
von Bauzcn, lagerte sich der König. Seine Stellung war höchst
unsicher, und mehre Generale machten ihn auf das Gefährliche
derselben aufmerksam. Der General Keith sagte ihm frei heraus:
„Wenn uns die Ostreicher hier ruhig lassen, so verdienen sie ge-
hängt zu werden!" Friedrich lächelte darüber und sagte: „Ich
hoffe, sie sollen sich vor uns noch mehr fürchten, als vor dem
Galgen!" Eine so geringschatzende Meinung hatte er von seinem
Gegner. Die Zuversicht des Königs wuchs noch mehr, als er
drei Tage lang unangefochten blieb. Allein dieses Mal hatte er
sich in seinem Gegner geirrt. Daun traf in der Stille alle An-
stalten zu einem Überfalle. In der Nacht vom 13. auf den
14. Octobec verließen seine Truppen das Lager und singen an,
die Preußen zu umzingeln. Die Vorposten und Feldwachen der-
selben wurden von einem Haufen östreichischer Soldaten, die sich
für Überläufer ausgaben, ohne Geräusch überwältigt, mehre Bat-
terien genommen und sogleich gegen den Feind gerichtet.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Keith Friedrich Friedrich
O H
- 319 —
Seele aller Verbindung gegen Frankreich, aus und zog auch
Schweden, dem er in Norwegen einen Ersah für Finnland ver-
spprach, in sein Interesse. Als Napoleon die kriegerischen Vor-
kehrungen des russischen Kaisers vernahm, rief er voll Zuversicht
aus: „Rußland wird von seinem Verhängnisse ergriffen; wohlan,
es soll erfüllt werden!" und ließ von den Pyrenäen bis an die
Küsten der Ostsee, von dem Niemen bis an das adriatische Meer
das ganze Jahr 1811 hindurch unausgesetzt rüsten. Selbst Ost-
reich und Preußen mußten Truppen stellen. Nie sah Europa
ein größeres und schöneres Heer. Über 500,000 Mann Fran-
zosen, Ostreicher, Preußen, Sachsen, Baiern, Würtembcrger,
Badener, Westfalen, Holländer, Italiener, Polen, selbst Spanie
und Portugiesen, mit Allem reichlich versehen, traten den Zug
an und rückten am 25. Juni 1812 über den Grenzfluß Niemen.
Der Untergang Rußlands schien um so gewisser und naher, da
es gerade mit den Türken in einen Krieg verwickelt war. Aber
unter Englands Vermittelung schloß Alexander mit den Türken
einen Frieden, in welchem der Pruth die Grenze seines Reiches
wurde, und wendete nun seine ganze Macht gegen den neuen
Feind, mit der feierlichen Verheuerung, den Krieg nicht zu enden,
so lange ein feindlicher Streiter auf Rußlands Boden stehe. Na-
poleon hatte eine Abrhcilung seines Heeres unter Oudinot und
Macdonald auf die Straße nach Petersburg gegen den russischen
Fürst Wittgenstein geschickt; mit der Hauptmacht ging er selbst
gerade auf Moskau los. Die russischen Anführer Barclay de
Tolly und Bagrathion zogen sich kampfend vor ihm zurück. Nach
zweitägigem mörderischen Kampfe bei Smolensk, am 17. und
18. August, erstürmten die Franzosen diese Stadt, nachdem sie
großtentheils eine Brandstatte geworden war. Fetzt übernahm der
alte Kutusow, der eben siegreich aus dem Tückenkriege zurückge-
kehrt war, den Oberbefehl über das russische Heer. Auch ec zog
sich zuruck und brannte hinter sich alle Städte und Dörfer nie-
der, um dem Feinde nur eine Wüste zurückzulaffen. An der
Moskwa, fünfzehn Meilen von der alten Hauptstadt, machte
er endlich Halt. Die Ehre des Reiches schien eine Schlacht zu
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Alexander Alexander Macdonald Barclay August
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Schweden Norwegen Finnland Ostsee Europa Sachsen Baiern Westfalen Polen Englands Petersburg Moskau Smolensk Moskwa