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1. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 13

1901 - Halle : Gesenius
— 13 — Thränen in den Augen auf die greuelvolle Blutarbeit, und er hat dem feindlichen Bruder nach dem Kampfe die helfende und tröstende Hand gereicht. Am Morgen eines heißen Junitages rückte ein Teil der Armee des Kronprinzen unter dem Befehle des Generals von Steinmetz durch die Schlucht (den Paß) von Nachod ins österreichische Land ein. Als kühner Krieger befand sich der Kronprinz mit seinen Offizieren (dem Stabe) an der Spitze. Die Österreicher hatten es versäumt, die Schlucht zu besetzen. Sie wollten den Fehler wieder gut machen und warfen sich deshalb mit furchtbarer Wucht auf die heranrückenden Preußen. Namentlich waren es zwei Kürassierregimenter, die alles vor sich niederritten und niederhieben und die Preußen in den Hohlweg zurückdrängten. Der Kronprinz selbst geriet in große Gefahr. General von Steinmetz schickte rasch ebenfalls zwei Reiterregimenter den Kürassieren entgegen. Nach heftigem Kampfe wurden die Österreicher auseinandergejagt und in die Flucht getrieben. Jetzt drangen die Preußen wieder aus der Schlucht hervor, und der Feind wurde gänzlich geschlagen. Am Nachmittage ritt der Kronprinz über das blutige Gefechtsfeld. Da lagen die tapferen österreichischen Kürassiere mit ihren weißen Röcken, mit den Schwertern und den Stahlhelmen starr und kalt. Friedrich Wilhelm sah von fern unter einem Baume eine Gruppe von Offizieren stehen. Er sprang vom Pferde und schritt darauf zu. Schwer verwundet lag da, auf Moos gebettet, mit dem Rücken gegen den Stamm lehnend, der Oberst des einen Kürassierregiments. „Mein tapferer Oberst, muß ich Sie so wiederfinden!" rief der Kronprinz aus und reichte dem Sterbenden die Hand, die dieser mit beiden Händen ergriff. Noch kurz vor dem Kriege hatten die zwei Männer sich bei einem frohen Feste kennen gelernt. Der Oberst antwortete mit brechender Stimme, daß es ihn freue, nur ihm, dem Kronprinzen, sich ergeben zu dürfen. „Nein, nicht gefangen sollen Sie sein, Herr Oberst, sondern frei!" rief Friedrich Wilhelm, und wieder kamen ihm die Thränen. Der Sterbende lächelte heiter und meinte, nun würde es ihm auch wieder gut gehen. Aber wenige Augenblicke später starb er. Der Kronprinz hat nachmals gestanden, es sei dies einer der ergreifendsten Augenblicke seines Lebens gewesen. Ii.*) Alle Offiziere und die Soldaten hatten „Unsern Fritz" gern. „Wenn er uns führt", sagten sie, „können wir unbesorgt sein". Das zeigt die folgende Geschichte. Im Jahre 1866 hatten die Bayern, Württembergs und Badener gegen Preußen gekämpft; 1870 halfen sie die Franzosen besiegen und das Deutsche Reich gründen. *) Nach dem „Lahrer Hinkenden Boten" von 1871.

2. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 195

1901 - Halle : Gesenius
— 195 — d. Der König ritt noch spät am Abend nach der Schlacht nach dem Orte Lissa, um die Besetzung der Straße nach Breslau anzuordnen. Nur wenige Begleiter waren mit ihm; aber in Lissa wimmelte es von flüchtenden Österreichern. In den dunklen Straßen schoß man auf den König, und die Offiziere um ihn schossen wieder. Das gab noch mehr Schrecken und Durcheinander. Die Offiziere warnten den König; er aber führte sie geradeswegs in das Schloß zit Lissa. Eine große Anzahl österreichischer Offiziere kam ihm mit Lichtern entgegen; leicht hätten sie ihn gefangen nehmen können. Er aber that, als hätte er die ganze Armee hinter sich. „Guten Abend, meine Herren", sagte er. „Sie haben mich wohl nicht hier erwartet. Kann man denn hier noch unterkommen?" Die Offiziere waren so betroffen, daß sie ihm die Treppe hinauf leuchteten. Im Saale ließ er sich die Offiziere vorstellen und sprach so lange mit ihnen, bis endlich die Preußen, voran die Reiter von Seydlitz, herankamen und die Österreicher wirklich gefangen nahmen. e. Die Feinde verloren auf der Flucht uoch 20 000 Gefangene; Breslau wurde zurückerobert, und am Ende des Jahres war kein Österreicher mehr in Schlesien. Erläuterungen. Berliner Wachtparade = die Wache vor dem königlichen Schlosse, soviel wie kleine Schar. — Wachtfeuer — Feuer, die des Abends im Lager angezündet werden. — Krückstock; Friedrich hatte überall einen solchen bei sich. — Aussetzen = sich in Gefahr begeben. — Adjutant = Offizier, der den Generalen die Befehle des Königs bringt. — Wiedergabe nach Konzentrationsfragen. Vertiefung. Von Roßbach nach Schlesien ist ein weiter Weg. Denkt an die Beschwerden des Marsches! Worin sie bestanden. Weshalb sie aber erduldet werden mußten. Warnm die Feinde Friedrichs Heer verspotteten. Ob sie ein Recht dazu hatten. Warum nicht? Warum der König die Schlacht wagen mußte. Warum sonst alles verloren war. Was heißt: Denken Sie, daß Sie Preußen sind? Beweisen Sie sich des Namens würdig? Sollte jemand gezwungen werden, zu kämpfen? Warum nicht? Welchen Eindruck die Rede machte. Welchem Beispiele alle folgen wollten. Warum es nötig war, daß der König feine Generale also anredete. Wozn er fest entschlossen war. Was mag der König wohl gedacht haben, als er am Morgen hinaus-ritt? Was Ziethen? Weshalb der König sich heute mehr aussetzen mußte als sonst. Was er deshalb befiehlt. Warum er den Offizier und die Hufareu verlangt. Was achtet er trotzdem nicht hoch? Warum aber der Öffizier so verfahren soll. Was wird dann ruhig weiter gehen? Und was folgt zuletzt? 13*

3. Preußisch-deutsche Geschichte vom Ende des Großen Krieges bis zum Beginne des Zwanzigsten Jahrhunderts - S. 40

1902 - Halle : Gesenius
— 40 — Welche Folgen die Erwerbung Ungarns durch den Kaiser hatte. Das Reich war anfangs fortwährend beunruhigt und in Mitleidenschaft gezogen worden, so lange die Teilung Ungarns bestand. Nunmehr, nachdem ganz Ungarn mit Hilfe des Reiches kaiserlich geworden war, wurde die Türkengrenze weiter nach Südosten hinausgeschoben. — Der Kaiser gründete für sein Haus eine neue, die österreichisch - ungarische Macht, eine Grossmacht, deren beide Teile aneinander stiefsen, von denen aber Ungarn ausserhalb des Reiches lag. Dadurch, dass der Kaiser seitdem seine ganze Aufmerksamkeit dorthin richtete, kümmerte er sich um das Reich, wo er doch wenig zu sagen hatte, fast gar nicht mehr. Zusammenfassung und vertiefte Wiedergabe. 3. Prinz Eugen „der edle Ritter“. Aus der grossen Zahl der tapferen Türkenbekämpfer wollen wir nun das Lebensbild eines und zwar des berühmtesten näher betrachten, das des Prinzen Eugen von Savoyen (Landschaft südlich vom Genfer See). Hören wir, wie ein Lied ihn preist. Prinz Eugen.* (Volkslied.) 1. Prinz Eugenius, der edle Ritter, Wolt dem Kaiser wiedrum kriegen Stadt und Festung Belgarad. Er liess schlagen einen Brucken, Dass man kunt hinüber rucken Mit d’r Armee wohl für die Stadt. 2. Als der Brucken nun war geschlagen, Dass man kunt mit Stuck und Wagen Frey passieren den Donauflufs: Bey Semmalin schlug man das Lager, Alle Türken zu verjagen, Ihn’n zum Spott und zum Verdruss. 3. Am einundzwanzigsten August so eben Kam ein Spion bey Sturm und Regen, Schwurs dem Prinzen und zeigts ihm an, Dass die Türken futragiren, So viel als man kunt verspüren An die dreimalhunderttausend Mann. 4. Als Prinz Eugenius diefs vernommen, Liess er gleich zusammenkommen Sein’ General’ und Feldmarschall'. Er thät sie recht instruiren Wie man solt die Truppen führen ____________________ Und den Feind recht greifen an. * Memorieren.

4. Preußisch-deutsche Geschichte vom Ende des Großen Krieges bis zum Beginne des Zwanzigsten Jahrhunderts - S. 322

1902 - Halle : Gesenius
— 322 — rasch auf. Das schon so arme Preussen wurde dadurch wieder um viele Millionen ärmer. Napoleon liess von Dresden aus den stolzen Befehl ergehen, die Könige, Fürsten, Prinzen und Marschälle sollten sich zur Armee begeben; dann folgte er selbst nach. Am Njemen, dem russischen Grenzflüsse, hielt er Heerschau. Unter dem dröhnenden „Vive l’Empereur!“ ritt er die endlosen Reihen seiner Krieger hinab. Nur ein Korps empfing ihn stramm und stolz, jedoch stumm. Das waren die Preussen. Napoleon erstaunte; aber er sagte, nachdem er sie gemustert hatte: „Es sind Soldaten!“ Dann rückte die Grosse Armee in Russland ein, die Preussen auf dem linken, die Österreicher auf dem rechten Flügel, die Hauptmasse in 12 Armeekorps in der Mitte. Es war zu Ende des Juni von 1812, als das Völkerheer in den weiten Ebenen verschwand. Monatelang hörte man nichts Gewisses mehr von ihm. Wiedergabe nach Kernfragen. — Erläuterungen. Erzähle, wie die grosse Armee gen Russland aufbricht! c) Kaiser Alexander und sein Volk hatten sich zu äusserstem Widerstände entschlossen. Stein, der von Österreich nach Petersburg gegangen war, feuerte den Kaiser dazu an. Mit den Türken wurde Friede geschlossen, wobei allerdings die Donaufürstentümer wieder verloren gingen. Aber die russische Südarmee wurde dadurch frei und marschierte allgemach nach Norden. Unterdes wich die russische Nordarmee immer weiter zurück, ohne zu kämpfen, aber alles verwüstend. Wohin die Grosse Armee kam, fand sie verbrannte, verlassene Dörfer, zertretene, verdorbene Saaten, keine Lebensrnittel, kein Futter. Dazu herrschte eine entsetzliche Hitze, die auch Bäche und Teiche austrocknete. Da entstand denn bald Hungersnot, und Krankheiten rissen ein. Aber unaufhaltsam drängte der Kaiser weiter; was nicht mitkonnte, blieb zurück. Endlich stellten sich die Russen zum Kampfe; es kam zur Schlacht bei Smolensk, die zwei Tage dauerte. Napoleon gewann sie; aber die Russen steckten die Stadt an und zogen unbehelligt ab. Nun ging’s auf Moskau, die alte für heilig gehaltene Hauptstadt des russischen Reiches los. Hier wagten die Russen den Entscheidungskampf. Die fürchterliche Schlacht bei Borodinö (an der Moskwa) wurde von Napoleon gegen den russischen Feldherrn Kutüsoff gleichfalls gewonnen. An 70000 Menschen bedeckten die blutgedüngten weiten Ebenen. Aber wieder konnten die Russen abziehen. Wiedergabe nach Kernfragen.. — Erläuterungen. Erzähle, wie die Grosse Armee die Russen besiegt! (1) Acht Tage nach dieser Mordschlacht stand Napoleon auf den Hügeln vor Moskau und blickte auf die grosse Kaiserstadt mit ihren

5. Preußisch-deutsche Geschichte vom Ende des Großen Krieges bis zum Beginne des Zwanzigsten Jahrhunderts - S. 324

1902 - Halle : Gesenius
— 324 — den wirbelnden Flocken bedeckt. Niemand kümmerte sich um sie. Manchmal sah man ganze Haufen Erfrorener um erloschene Wachtfeuer sitzen oder liegen. Um den Marsch zu erleichtern, wurden die Beute, das Gepäck und sogar die Waffen fortgeworfen; um sich gegen die Kälte zu schützen, riss man den Leichen Kleider und Mäntel ab, zog Schafpelze und Weiberröcke über, hüllte sich in Lumpen und Stroh ein. Um ein Stück Brot oder um einen Fetzen Fleisch entstand oft ein Kampf auf Leben und Tod. So schlich die geschlagene, immer mehr zusammenschmelzende Armee dahin. Erscholl der Ruf: „Die Kosaken! “ so raffte alles die letzten Kräfte zusammen und eilte weiter. Die russische Armee drängte unaufhaltsam nach. Sie erreichte das flüchtige Heer beim Übergange über die Beresina, einem Flusse, der in den Dnjepr geht. Es waren hier mit letzter Anstrengung zwei Brücken geschlagen worden. Allein sie waren sehr schlecht, und als die Massen sich darüber bewegten, sanken sie halb ins Wasser. Da aber die Bussen heranzogen, so eilte alles, hinüber zu kommen. Mit Heldenmut verteidigten die Marschälle die Brücken. Doch die Angst vor dem Feinde vermehrte die Eile der Abziehenden und damit das Durcheinander. Knäuel der Flüchtigen drängten und stiefsen sich vorwärts. Reiter sprengten hindurch; Kanonen fuhren darüber hinweg, und in die Klumpen hinein feuerten obendrein die Russen. Da stürzten Tausende in das eiskalte Wasser und kamen um. Von der Ertrunkenen Masse bildete sich eine förmliche Insel im Flusse. Als die Brücken abgebrochen wurden, mussten sich all die drüben Gebliebenen ergeben. Napoleon hatte vor der Beresinaschlacht noch 60 000 Mann gehabt; davon waren 20 000 verloren gegangen. Die übrigen wankten dann der preussischen Grenze zu, die aber nur von etwa 20000 Mann erreicht wurde. Von der Gesamtarmee kehrten nur etwa 90000 zurück; eine halbe Million Menschen war also getötet, verwundet oder gefangen worden. Wiedergabe nach Kernfragen. — Erläuterungen. Erzähle, wie die Grosse Armee den Rückzug vollzieht. f) Mit Schrecken erblickten die Leute diese Jammergestalten, abgezehrt, hohläugig, gealtert, manche halbverrückt, in ihrem wunderlichen Aufzuge. Als die langen Reihen der Elenden durch die preussische Stadt Gumbinnen zogen, trat ein Mann in einem dicken Pelze, eine Kappe auf dem Kopfe, struppig und pulvergeschwärzt, ins Zimmer des französischen Hauptquartiers. „Wer sind Sie? Was wollen Sie?“ fragte man. „Ich bin der Marschall Ney, die Nachhut der Grossen Armee“, war die Antwort. „Auf der Njemenbrücke habe ich den letzten Schuss getan und unsere letzten Waffen in den Fluss geworfen“.

6. Preußisch-deutsche Geschichte vom Ende des Großen Krieges bis zum Beginne des Zwanzigsten Jahrhunderts - S. 330

1902 - Halle : Gesenius
— 330 — 22. Are Schwertfegirng der deutschen Dreiheit. ^ Ziel. Nach dem Rückzug der Großen Armee aus Rußland begann der Freiheitsdrang unter den Völkern sich zu regen. Namentlich in dem gedrückten Preußen. Unsere neue Lektion heißt deshalb: Die Erhebung des preußischen Volkes, oder die Schwertseguna der deutschen Freiheit. (Wieso?) I. Stufe. 1. Ob denn eine Erhebung gegen Napoleon jetzt aussichtsvoll war. (Aussichtsvoller als 1805, 1806, 1809. Warum?) Wie denkt ihr euch die Erhebung? (Vermutungen.) Wir wollen sehen. Ii. Stufe. 1. Das preußische Korps, welches auf dem linken Flügel der Großen Armee stand, hatte von den Schrecknissen des Winters weniger zu leiden gehabt. Es hatte tapfer gekämpft und war bis Riga vorgedrungen. Als das Hauptheer den Rückzug antrat, gingen auch die Flügel zurück. Die Preußen (noch 13000 Mann) befehligte der General von Jork; neben ihnen stand ein französisches Korps, das sich aber rascher zurückzog. So blieben allmählich die Preußen allein den Russen gegenüber. Darauf hatte Jork seinen Plan gebaut. Hans von Aork, der Sohn eines pommerfchen Adligen, war schon früh in preußischen Kriegsdienst getreten. Er erwies sich aber so eigensinnig und unbotmäßig, daß er bald entlassen wurde. Nachdem er längere Zeit in fremden Diensten verbracht hatte, kam er wieder nach Preußen. Er machte als Oberst den Feldzug von 1806 mit und deckte hier mit seinem Jägerregiment den Rückzug Hohenlohes und Blüchers über die Elbe und bis Lübeck, wo er gefangen wurde. Die Reformen Steins und Scharnhorsts verabscheute er als Anhänger des Alten; eigensinnig und eigenmächtig war er geblieben. Doch er war ein echt deutscher Mann, der die Fremdherrschaft glühend haßte und sie abzuschütteln trachtete. Aork war zugleich Statthalter der Provinz Preußen. Nach Napoleons Unglück dachte er sofort daran, diese zum Aufstand zu bewegen und den König zur Kriegserklärung fortzureißen. Offiziere und Soldaten stimmten ihm bei. Absichtlich ließ er daher die Russen zwischen sich und die Franzosen kommen. Nachdem er mehrere Boten nach Berlin gesandt, um zu fragen, was er tun solle, aber keine Antwort bekommen hatte, handelte er auf eigene Faust, wie er's gewohnt war. Er schloß mit dem russischen General auf einer Mühle bei Tauroggen ein Abkommen, wonach er die Feindseligkeiten einstellte und dasür freien Rückzug nach Preußen zugesichert erhielt. Dem Könige meldete er das Geschehene und bat ihn, die Übereinkunft von Tauroggen zu bestätigen. Er schrieb: „Euer Majestät

7. Preußisch-deutsche Geschichte vom Ende des Großen Krieges bis zum Beginne des Zwanzigsten Jahrhunderts - S. 346

1902 - Halle : Gesenius
— 346 — Feldprediger feierlich eingesegnet wurde, hielt er mit lauter Stimme eine Ansprache, iu der er gelobte, zu siegen oder zu sterben. „Ein unglückliches Vaterland sieht mich nie wieder", so schloß er. Und aus den Reihen der Krieger tonte es zurück: „Das soll ein Wort sein!" Die Kriegsscharen bewegten sich der Elbe zu, wo der Vizekönig Eugen stand, der den Marschall Davout mit einer andern Armee von Hamburg her erwartete. Aber dieser wurde aufgehalten; denn fast ganz Norddeutschland geriet in Aufruhr. Nun kam auch der schlesische Heeresteil heran, den General von Blücher führte. Napoleon hatte die Erhebung Preußens als Verrat bezeichnet, der an Frankreich begangen worden fei, und der gerächt werden müsse. Und die Franzosen gaben ihm recht und bewilligten für einen neuen Krieg alles, was er verlangte. Auch die Rheinbundfürsten hielten zu ihm. So stand er bald wieder auf deutschem Boden, zog das Heer Eugens an sich und war (mit 180 000 Mann) von neuem schlagfertig. Das Heer der Verbündeten, bei dem sich Alexander und Friedrich Wilhelm befanden, zählte nur 150 000 Mann, da die Rüstungen noch nicht vollendet waren. Es wurde von dem russischen Feldmarschall Fürst von Sayn-Wittgenstein befehligt, der aber kein großer Feldherr war. Die Verbündeten überschritten die Elbe und rückten in die große Ebene bei Leipzig, wo sie auf Napoleon trafen. Es entspann sich zu Anfang des Mai von 1813 die blutige Schlacht bei Lützen (Groß-görschen).* Ein langes, furchtbares Ringen um eine Reihe brennender Dörfer entspann sich. Die blutjungen Soldaten Napoleons schlugen sich tapfer; aber ebenso heldenmütig kämpften die Preußen, so daß Napoleon sich gestehen mußte: „Das sind nicht mehr die Preußen von früher." Er errang den Sieg, aber er machte keine Gefangenen und erbeutete keine Fahnen und Kanonen. Blücher versuchte in der Nacht einen Überfall mit der Reiterei, drang bis zu Napoleons Garden vor, wurde aber nicht unterstützt und mußte zurück. Scharnhorst war in der Schlacht verwundet worden. Der Kaiser Alexander redete dem Könige ein, man müsse sich zurückziehen. Bitter sagte Friedrich Wilhelm: „Das schon kennen; dann wir bald wieder an der Oder- sein werden." Die Armee ging wirklich, obwohl ungebrochenen Mutes zurück. Auf den steilen Höhen hinter der Spree, bei Bautzen stellte sie sich auf. Drei Wochen nach der ersten Schlacht griff Napoleon sie hier an. Die zweitägige Schlacht bei Bautzen endete mit der Erstürmung der Höhen und dem abermaligen Siege des Franzosenkaisers. Wieder aber fielen ihm weder Gefangene, noch Kanonen in die Hände, während die Verbündeten nahezu tausend gefangene Franzosen und mehrere eroberte Kanonen mitnahmen. Wütend rief Napoleon aus: „Diese Menschen werden mir keinen Radnagel lassen!" Einige Tage später schlug und zersprengte * Lützen ist die bessere und auch ursprüngliche Benennung der Schlacht.

8. Preußisch-deutsche Geschichte vom Ende des Großen Krieges bis zum Beginne des Zwanzigsten Jahrhunderts - S. 359

1902 - Halle : Gesenius
— 359 — c) Am 14. und 15. Oktober kündeten heftige Reitergefechte die bevorstehende große Völkerschlacht an. Am 16. begann der erste große Schlachttag mit dem Kampfe im Süden. Dort griffen die Verbündeten in vier großen Massen an. Ein furchtbar blutiges Ringen erhob sich namentlich um Wachau und die benachbarten Dörfer. Von der Tabaksmühle auf dem Thonberge aus sah Napoleon, von dem Monärchenhügel schauten die drei Monarchen dem auf- und abwogenden Getümmel des Riesenkampfes zu. Aber Napoleon blieb anfangs im Vorteil; er nahm in dem Sumpfgebiete des Westens fast ein ganzes österreichisches Korps gefangen. Um Mittag ließ er durch seinen Geschützmeister Drouot eine Riesenbatterie (von 170 Kanonen) zusammenbringen, die ihr furchtbares Feuer gegen die Mitte der Hauptarmee bei Wachau richtete. Unter dem Brüllen der Geschütze sammelte der König von Neapel (Mumt) 8000 Retter zum Angriff. Alle Linien durchbrechend, raste der wilde Sturm vorwärts auf den Monarchenhügel zu. Schon stiegen die drei Herrscher zu Pferde; da zog Schwarzenberg selbst den Degen und führte den Franzosen die Leibwache der roten Gardekosaken entgegen; preußische Landwehrreiter, Dragoner und Ulanen schlossen sich an. Ein wildes Reitergefecht entspann sich; Fußvolk und Artillerie von beiden Seiten schossen in den Knäuel; schließlich wälzte sich die gefährliche feindliche Masse rückwärts. Auch ein allgemeiner Vorsturm des Fußvolkes wurde abgeschlagen. Napoleon hatte zu früh in Leipzig die Siegesglocken läuten lassen. Denn im Norden waren seine Marschälle regelrecht geschlagen worden. Blücher hatte die französische Stellung bei dem Dorfe Möckern angegriffen. Mörderisch tobte der Kampf um das Dorf, das zuletzt nur ein rauchender Trümmerhause war; berghoch türmten sich die Leichen. Fünfmal drangen die Preußen hinein, und fünfmal mußten sie wieder hinaus. Endlich, beim sechsten Male blieben sie Sieger, aber mit ungeheuern Verlusten. Der fünfte Teil des Jorkschen Korps war gefallen. Die Wage des Glücks begann sich für die Verbündeten zu neigen. Wiedergabe nach Kernfragen. — Erläuterungen. Erzähle! Überschrift: Die ersten Schlachttage (14.—16. Oktober). d) Am 17. Oktober, einem Sonntage, ruhten die Waffen, ohne daß etwas verabredet war. Sieger und Besiegte waren von dem furchtbaren Ringen ermattet. Napoleon schickte einen gefangenen österreichischen General an seinen Schwiegervater, um zu unterhandeln; er wurde aber kurzerhand abgewiesen. Da zog er sein Heer enger um Leipzig zusammen, daß es einen stumpfen Winkel nach Südosten bildete. Auf der Ostfront der Verbündeten war nun endlich Bennigsen eingerückt. Blücher, der Unermüdliche, lieferte dem Feinde am Abend noch ein glückliches Rettergefecht.

9. Preußisch-deutsche Geschichte vom Ende des Großen Krieges bis zum Beginne des Zwanzigsten Jahrhunderts - S. 360

1902 - Halle : Gesenius
— 360 — Dann begann am 18. Oktober der zweite große Schlachttag. Diesmal galt es die Entscheidung. Sie mußte gegen Napoleon ausfallen; denn seinen 160000 Mann standen 260000 Verbündete entgegen. Noch furchtbarer war das Ringen als zwei Tage vorher. Um den Kronprinzen von Schweden zum ernsten Kampfe zu zwingen, stellte sich Blücher unter dessen Befehl, wie es jener verlangt hatte, und riß dadurch alles mit sich fort. Da wurde jeder Widerstand der Franzosen im Norden zermalmt. Im Süden tobte der fürchterlichste Kampf um Probstheida, welches die starke Spitze des Winkels der Stellung Napoleons bildete. Mitten im Kampfe gingen hier die Sachsen und die Württembergische Reiterei aus freien Stücken zu den Verbündeten über. Sie waren es müde, schlecht behandelt zu werden und immer Vorwürfe zu empfangen, daß sie alle Niederlagen verschuldet hätten. Am Abend war Probstheida erobert, das Dreieck an drei Stellen eingedrückt. So war auch hier die Schlacht für Napoleon verloren. Bei der Tabaksmühle saß der besiegte Völkervernichter, vor Müdigkeit in tiefen Schlummer versunken; um ihn standen seine Feldherren. Da schlug eine Granate ins Lagerseuer und warf die Scheite umher. Napoleon erwachte und blickte stier um sich. Dann erhob er sich, bestieg sein Pferd und ritt stumm zur Stadt zurück. Das Schlachtfeld war durch die brennenden Dörfer ringsum taghell erleuchtet, Tausende stummer Toten und stöhnender Sterbenden und Wunden bedeckten die blutige, verwüstete Ebene. Es war aus mit dem Traume der Weltherrschaft, und Napoleon wußte das. Von überallher zogen die Trümmer seines Heeres der Stadt Leipzig zu und teilweise schon durch diese nach Westen weiter. Wiedergabe nach Kernfragen. — Erläuterungen. Erzähle! Überschrift: Die Entscheidung (18. Oktober). e) Am 19. Oktober früh begannen die verbündeten Heere den Sturm auf die Stadt von drei Seiten her. Napoleon hatte hauptsächlich dem Fürsten Poniatowski, den er am Tage vorher zum Marschall erhoben hatte, und seinen tapferen Polen die Verteidigung übertragen. Während des Kampfes strömten die Massen des geschlagenen Heeres weiter über die Frankfurter Straße ab, Napoleon unter ihnen. Mehrmals geriet er in das fürchterlichste Durcheinander, mußte umkehren und sich einen andern Weg suchen. Kein Zuruf wie sonst empfing ihn; desto mehr wurde er mit Flüchen und Verwünschungen überschüttet. Bald darauf drangen die Verbündeten ein, die Königsberger Landwehr zuerst. Durch die Straßen der Stadt tobte der Kampf und wälzte sich bis zur Elfterbrücke. Mit einem Male ertönte ein donnerndes Krachen; die Brücke war, wie Napoleon befohlen hatte, in die Luft gesprengt worden. Aber es war in der Aufregung zu früh geschehen; denn noch Tausende von Franzosen befanden sich hüben. Viele warfen sich in die Fluten

10. Preußisch-deutsche Geschichte vom Ende des Großen Krieges bis zum Beginne des Zwanzigsten Jahrhunderts - S. 376

1902 - Halle : Gesenius
— 376 — eine Talsenke von Osten nach Westen. Die Hügelrücken nördlich und südlich fallen allmählich ab. In dem fruchtbaren Talgrunde kreuzt eine andere Strasse, die grosse nordsüdlich laufende Heerstrasse, und an beiden liegen Schlösschen und grössere Bauernhöfe. Auf dem nördlichen Höhenrücken hatte Wellington Aufstellung genommen. Er hatte etwa 70000 Mann bei sich; davon waren weniger als die Hälfte rot-röckige Engländer und buntgekleidete Schotten, die übrigen blaue Niederländer, rote Hannoveraner, schwarze Braunschweiger und grüne Nassauer. Also mancherlei Volk, aber kräftig zusammengefasst durch den „Eisenherzog“, wie Wellington bei den Soldaten hiess. Kalt und streng, besonnen und vorsichtig war er, aber auch fest und sicher im Handeln und von grosser Ausdauer. Die Gehöfte vor seiner Stellung hatte er mit deutschen Truppen besetzt; sie sollten den ersten Sturm aushalten. b) Am 18. Juni 1815, einem Sonntage, erschien Napoleon auf der südlichen Höhe und stellte sein Heer, das wenig stärker als das englische war, auf. „Ah, endlich habe ich sie, diese Engländer1“ sagte ^ er siegesgewiss. Aber er war wie bei Dresden krank, und das fürchterliche Regenwetter der vergangenen Tage hatte die Krankheit noch verschlimmert. Deshalb begann er die Schlacht, die er doch selbst leiten wollte, erst nach Mittag. Sie wird die Schlacht bei Waterloo (oder Bellealliance) genannt. Mit dem Vorstoss von mehreren grossen Heeresmassen unter gewaltigem Kanonendonner begann der Kaiser den Kampf. Dieser tobte zunächst um die Gehöfte im Tale, welche die Deutschen nicht hergaben, obwohl jedes schon bald in Brand geschossen war. Die Kanonade richtete sich zugleich gegen das englische Zentrum, das furchtbar litt. Als Napoleon es hinreichend erschüttert glaubte, beschloss er es durch einen Reiterangriff zu sprengen. Gewaltige Geschwader wie einst bei Wachau setzten dreimal hintereinander an. Aber die englischen Schlachtvierecke sprühten Tod und Verderben, und der Angriff wurde nach langem Kampfe zurückgeschlagen. Die Gehöfte fielen jedoch zuletzt den Franzosen in die Hand, und die Schlacht wälzte sich nun auf die englische Linie heran. Furchtbar waren die Verluste Wellingtons; fast sein halbes Heer war tot, verwundet, gefangen oder (wie die Niederländer) davongelaufen. Da umdüsterte sich die Stirn des „Eisenherzogs“, und er sprach die inhaltschweren Worte: „Blücher, — oder die Nacht!“ C) Aber Blücher war schon unterwegs. Sein gequetschter Schenkel schmerzte ihn sehr. Als aber der Arzt ihn einreiben wollte, lehnte er es mit den Worten ab: „Ach wat, ooch noch schmieren! Ob ick balsamiert oder imbalsamiert in die andere Welt jehe, kann unsern Herrjott eenerlei sein, üfjesessen! Vorwärts!“ Durch dick und dünn,
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