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1. Theil 4 - S. 56

1862 - Breslau : Max
56 Neueste Geschichte. 1. Periode. Frankreich. Morgen zu verschieben; aber sie bestanden darauf, noch denselben Abend mit ihren Familien abzugehen. Als sie aber um 9 Uhr Abends erst einige Hundert Schritte über die Vorstadt hinaus waren, sprengten szekler Husaren herbei, welche die Postillons befragten, ob sie die französischen Gesandten führten? Auf er- haltene Bejahung öffneten sie die Schläge der Wagen, rissen die drei Gesandten heraus und hieben sie vor den Augen ihrer Frauen und Kinder nieder. Dann bemächtigten sie sich ihrer Briefschaften und jagten davon. Roberjot, Bonnier, und Jean Debry hießen die Unglücklichen. Letzterer war nur schwer ver- wundet worden; er verbarg sich die Nacht über und kehrte am andern Morgen nach Rastadt zurück. Ehrenwerth benahmen sich dabei die deutschen Gesandten, besonders der preußische. Obgleich die Franzosen ihnen das Leben so sauer gemacht hatten, nahmen sie den Verwundeten unter ihren Schutz, setzten eine Beschwerde über die Verletzung des Völkerrechts auf und baten den Kaiser, die Sache genau zu untersuchen. Das wurde auch versprochen, ist aber nie geschehen. Daß der rechtliche Kaiser oder sein Bru- der Karl den Mord befohlen hätten, läßt sich nicht denken. Da aber der Husarenoberst nicht bestraft worden ist, so ist zu ver- muthen, daß er Befehl gehabt habe, sich der Briefschaften zu bemächtigen, und daß die wilden Husaren den Befehl bis auf die Ermordung der Gesandten ausgedehnt haben. 117. Krieg der zweiten Koalition. — Bonaparte in Aegypten und Syrien. Diesmal zeigte der russische Kaiser, Paul I. (1796—1801), Katharina's Sohn und Nachfolger, mehr Ernst gegen die Fran- zosen und schickte den furchtbaren Bestürmer von Praga (siehe 3. Theil, S. 356), den General Suwarow, sich mit den Oestreichern zu verbinden. Nichts hier von den vielen Märschen, Gefechten und Schlachten! so viel sei genug zu sagen, daß sich Russen, Oest- reicher und Franzosen in Deutschland, der Schweiz und Italien bekämpften. So sehr auch Massen« und Moreau sich Mühe gaben, den Sieg an ihre Fahnen zu fesseln, so waren ihnen doch fast überall die Verbündeten überlegen, die Sieg auf Sieg erfoch- ten. Erst im September 1799 änderte sich das Kriegsglück in der Schweiz. Die Russen erlitten bei Zürich gegen Massen« eine

2. Theil 4 - S. 115

1862 - Breslau : Max
Schlacht bei Waterloo. 115 Marschall Grouchy den Preußen mit der übermüthigen Weisung nach, dieselben „in den Rhein zu stürzen"; die Engländer da- gegen wollte Napoleon selbst am folgenden Tage angreifen. Wel- lington, welcher gegen die feindlichen 120,000 Mann nur 80,000 hatte, ließ Blücher um zwei Haufen Unterstützung bitten, und erhielt zur Antwort, daß Blücher nicht mit zwei Haufen, son- dern mit dem ganzen Heere kommen würde, und am andern Morgen ging durch das ganze preußische Lager der Jubelruf: „Es geht wieder vorwärts!" Aber schon am frühen Morgen, ehe die Preußen eintreffen konnten, hatte Napoleon den Kampf gegen Wellington eröffnet. Dieser stand auf den Höhen von Mont St. Jean, gegen welche Napoleon seine ganze Heeresmacht mit unbeschreiblichem Ungestüm heranführte. Mit der fürchterlichsten Erbitterung wurde von bei- den Seiten gestritten, und es möchte schwer zu entscheiden sein, welches Heer sich tapferer erwiesen. Napoleon aber meinte, zu- letzt müsse doch die Uebermacht siegen, und nachdem seine An- griffe schon drei-, viermal zurückgeschlagen waren, trieb er immer neue Heeresmassen die Höhen hinan gegen den unerschütterlichen Feind. Schon bedeckten 10,000 Engländer das Schlachtfeld und die Kämpfenden waren aufs äußerste erschöpft; mit schwerer Be- sorgniß rief der englische Feldmarschall aus: „Ich wollte, es wäre Nacht oder die Preußen kämen!" Da auf einmal donnerten die preußischen Kanonen im Rücken des Feindes, und mit Dankes- thränen rief der tapfere Feldherr: „Nun, da ist der alte Blücher!" Das preußische Heer hatte wegen der sumpfigen Wege nicht frü- her herbeikommen können, so sehr auch Blücher, als er von fern den Schlachtendonner hörte, den Marsch beeilt hatte. Jetzt war zwar auch erst ein kleiner Theil seiner Truppen zur Hand, aber mit ihnen rückte er sofort in geschlossenen Reihen die Höhen jen- seit des Feindes herab, erst im Schritt, dann in schnellem Lauf und mit schmetternder Schlachtmusik. Während nun Napoleon einen Theil seines Heeres gegen die Preußen umwenden ließ, wollte er den letzten Augenblick benutzen, um die ermatteten Eng- länder durch einen nochmaligen verzweifelten Anlauf niederzu- werfen, und ließ den größten Theil seiner berühmten Garden mit fürchterlicher Gewalt gegen sie anrücken. Aber auch Welling- ton nahm seine letzten Kräfte zusammen, und es entspann sich ein wahrhaft furchtbarer mörderischer Kampf. Die Garde wurde hart bedrängt und von den englischen Reitern aufgefordert, sich 8*

3. Theil 4 - S. 244

1862 - Breslau : Max
244 Neueste Geschichte. 5. Periode. Deutschland. Noch zwei anderer Staatsverträge haben wir hier zu ge- denken, deren Wichtigkeit und in die Zukunft reichende Bedeutung nicht zu verkennen ist. Durch den Vertrag vom 20. Juli 1853 trat nämlich Oldenburg den Jahdebusen zur Anlegung eines preußischen Kriegshasens an der Weser ab. Oldenburg überließ danach an Preußen mit allen Hoheitsrechten ein Terri- torium von 5000 Morgen, theils Meer und theils Land, räumte ihm das Recht ein, eine Chaussee nach Varel und eine Eisenbahn zur Verbindung mit der Köln-Mindener Bahn zu bauen und eröffnete ihm Etappenstraßen durch sein Gebiet, wogegen Preußen ihm die Summe von 500,000 Thaler zahlte, sich zur Anlegung und Unterhaltung einer Flottenstation in dem überlassenen Ge- biet verbindlich machte, sich verpflichtete, in den nächsten drei Jahren alljährlich 400,000 Thaler auf die Hafenbauten zu ver- wenden und den Schutz der Oldenburgischen Flagge und Ufer zu übernehmen. Eine andere Abdication fand von Seiten der regierenden Fürsten von Hohenzollern-Hechingen und Sigmaringen statt, deren Länder, die Stammländer der preußischen Herrscher- familie, am 12. März und 8. April 1850 vertragsmäßig von Preußen in Besitz genommen wurden. Die Erwerbung des Jahdebusens war für Preußen von großer Wichtigkeit, da es eines sichern Kriegshafens an der Nordsee dringend bedurfte, wenn es seine Pläne zur allmäligen Vergrößerung seiner maritimen Macht weiter verfolgen wollte, welche, nach Preisgeben der deutschen Flotte, den Beruf hatte, die Seegrenzen von Norddeutschland zu sichern. Uebrigens hat die junge Flotte unter ihrem tapfern Admiral, dem Prinzen Adalbert, bereits eine ernstliche Gefahr zu be- stehen gehabt. Letzterer machte im August 1856 eine Uebungs- fahrt auf der Corvette „Danzig" und besichtigte bei dieser Ge- legenheit die durch die sogenannten Riffpiraten berüchtigten Kü- sten Nordasrikas. Bei einer beabsichtigten Landung ward der Prinz von den Piraten, welche zu derselben durch verrätherische Zei- chen einzuladen sich den Anschein gegeben hatten, mit Flintenschüssen empfangen. Darauf machte der Prinz einen stürmischen Angriff, bei welchem er selbst verwundet wurde, jagte die Piraten in die Flucht und zog sich endlich, als neue Feinde in großen Schaaren herbeiströmten, in guter Ordnung auf sein Schiff zurück. In den innern deutschen Angelegenheiten sind in den letzten

4. Theil 4 - S. 312

1862 - Breslau : Max
312 Neueste Geschichte. 5. Periode. Erfindung des „localisirten Krieges", welche dem Kaiser Napoleon das Mittel an die Hand gab, die europäischen Mächte eine nach der andern zu demüthigen, fand Anerkennung und selbst Deutsch- land beschränkte sich auf den Entschluß — für die Sicherheit sei- ner Grenzen zu Wachen. Indessen durfte Oestreich im Hinblick auf die herrliche Armee, welche ihm in Italien zu Gebote stand, wohl auf Sieg hoffen; leider aber hatte man dieselbe einem ganz unfähigen Führer, dem Grafen Franz Giulay, anvertraut, welcher den Krieg aus eigener Erfahrung noch nicht kannte und durch Phlegma und Sorglosigkeit gleich anfänglich die günstigen Chancen versäumte, welche einen siegreichen Ausgang des Kampfes ermöglicht hätten. Statt den Versuch zu machen, die Sardinier vor ihrer Ver- einigung mit den Franzosen zu schlagen, setzte er sich in der sumpfigen Lowellina fest und ließ diesen Zeit, das Gros ihrer Armee in Genua zu landen. Am 12. Mai folgte der Kaiser selbst, begleitet vom Marschall Vaillant und dem Prinzen Napo- leon, dem Heere und reichte unter den Mauern Alessandrias sei- nem Alliirten die Hand. Giulay in vollständiger Unkenntniß der feindlichen Unter- nehmungen, ließ anl 20. durch den Grafen von Stadion eine große Recognoscirung unternehmen, welche zu dem blutigen Ge- fecht von Montebello führte, dessen ungünstiger Ausgang erst dadurch recht zu einem Unglück für die Oestreicher ward, daß es den Grafen Giulay in der unsinnigen Voraussetzung bestärkte: der Angriff des Feindes werde von Süden her erfolgen. Dieser Wahn hatte eine Reihe verkehrter Maßregeln zur Folge, welche von dem Feinde nur allzugeschickt zur Umgehung der Oestreicher benützt ward, wobei ihm das Corps der Alpen- jäger unter Garibaldi, welcher als General in die sardinische Armee eingetreten war, treffliche Dienste leistete. Derselbe be- währte auch jetzt wieder seinen alten Ruf eines Meisters im kleinen Kriege auf das Glänzendste, indem er in einer Reihe siegreicher Gefechte bis Mailand vordrang, so daß Feldmarschall- Lieutenant Urban gegen ihn aufgeboten werden mußte. Indessen erfolgten die Hanptschläge an der Sesia. — Ein heißer Kampf bei Magenta (4. Juni) fiel zum Nachtheil der Oestreicher aus, obwohl der Soldat mit einer beispiellosen Bra- vour focht, welche ihm die Achtung des Feindes, wenn auch nicht den Sieg eroberte, der durch die Rathlosigkeit des Feldherrn ver-

5. Theil 4 - S. 313

1862 - Breslau : Max
Kampf bei Magenta. Solferino. Cavriano. 313 loren ging. Die Franzosen büßten an Todten und Verwundeten 3000, die Oestreicher 4000 Mann ein, und so günstig stand trotz ihrer Verluste die Sache für die Oestreicher, daß Giulay am 5. die Schlacht erneuern und den Sieg erringen konnte, hätte er nur seine Corps zu vereinen verstanden. Statt dessen ward die Räumung Pavia's und Piacenza's angeordnet, wurden die Besatzungen aus Ancona, Bologna und Ferrara zurückgezogen und unter Preisgebung Mailands der Rückzug bis an die Minciolinie befohlen. Wo sich die Oestreicher zurückzogen, brach die Revolution aus. In Toscana hatten die Ränke des sardinischen Gesandten Buoncompagni schon früher den Großherzog zur Abreise ge- nöthigt; jetzt mußte die Herzogin Louise von Parma, später auch der Herzog Franz V. von Modena fliehen und auch in Bologna rief man die Dictatur Victor Emanuels aus. Indessen hatten sich die Oestreicher, vom Feinde wenig ver- folgt, hinter den Mincio zurückgezogen und Kaiser Franz Jo- seph erschien inmitten seines Heeres, um den Oberbefehl zu über- nehmen, welcher den unfähigen Händen Giulays nicht länger überlassen bleiben durfte. Mit ihm kam der berühmte General Heß. Aber anstatt den Angriff des Feindes in der durch Natur und Kunst so sehr befestigten Stellung zwischen den berühmten vier Festungen abzuwarten, beschloß der Kaiser, in der Hoffnung den Gegner zu überraschen, die Offensive zu ergreifen. Indeß hatte Napoleon mittels eines Luftballons die Stellung der Oest- reicher recognosciren lassen und empfing wohl vorbereitet ihren Angriff (24. Juni). Der Hauptkampf entspann sich um die Hö- hen von Solferino, da Napoleon das Centrum zu sprengen gedachte. Der Plan gelang, da man östreichischer Seits die Armee in zwei Hälften getheilt hatte, welche gesonderte Schlachten schlugen, ohne in rechter Verbindung mit einander zu stehen. — Nachdem die Stellung von Solferino gewonnen war, erfolgte der Angriff auf Cavriano, welchem Niel durch ein furchtbares Artillerie- feuer aus weittreffenden Geschützen Erfolg sicherte. Noch wäh- rend des Kampfes aber brach ein furchtbares Unwetter herein, dessen Donner selbst den Donner der Geschütze übertönte und den Kampf unmöglich machte, weil die hereinbrechende Finsterniß Feind und Freund nicht unterscheiden ließ. Als der Orkan sich ausgerast hatte und die Gegend wieder erkennbar ward, hatten sich die Oestreicher im Centrum und auf dem linken Flügel in

6. Theil 4 - S. 66

1862 - Breslau : Max
66 Neueste Geschichte. 2. Periode. Frankreich. und absteigen mußten, um ihm kniend ihre Ehrfurcht zu bezei- gen. Sogar vor seinem Schlosse mußte Jeder tief den Hut ab- ziehen. Wer ihm nur irgend verdächtig schien, wurde nach Si- birien geschickt. Er gab eine Menge neuer Verordnungen, die zum Theil lächerlich waren; z. B. verbot er runde Hüte, kurze Westen und lange Beinkleider, weil diese Trachten in Frankreich aufgekommen waren und er die Franzosen haßte. Die Unzufrie- denheit mit ihm wurde immer größer, besonders da er die Gar- den und den Adel beleidigte, und so bildete sich eine Verschwö- rung gegen ihn. Graf Pahlen und General Benningsen leiteten das Complot; Ersterer war der Liebling Pauls. Dieser hatte ihn mit Ehren und Landgütern überhäuft und ihm sein ganzes Vertrauen geschenkt. Den Tag vor der Ermordung schrieb die Schauspielerin Chevalier, auf welche Paul viel hielt, an den Kai- ser und entdeckte ihm die ganze Verschwörung. Er ließ sogleich Pahlen kommen. „Da lies!" sprach er. Der Graf las und er- schrak, faßte sich aber schnell. „Es ist Alles wahr, Sire!" sagte er; „aber seien Sie ohne Sorgen. Ich gehöre zur Verschwörung und leite Alles. Nur um Sie nicht zu beunruhigen, habe ich geschwiegen. Lassen Sie nur die Sache zur Reife kommen, da- mit ich die Verräther zu den Füßen Ihres Thrones legen kann." Paul ließ ihn gehen. Pahlen eilte zu den Verschworenen und diese (unter ihnen die Gebrüder Subow und der General Uwarow) begaben sich gleich am folgenden Tage, am 23. März 1801, beim Anbruche der Nacht, in zwei Hausen in den Michaelispalast. Der eine, von Pahlen angeführt, bleibt als Reserve zurück; Ben- ningsen dringt bis zu den Gemächern des Kaisers vor. Der Leibhusar, welcher die Thüre des Schlafzimmers vertheidigen will, wird niedergehalten und ein herbeieilender Kammerdiener gezwun- gen, dieselbe zu öffnen. Der Kaiser, welcher sich in das Zimmer der Kaiserin hätte retten können, wenn er nicht allabendlich aus Argwohn die Thüre dahin verrammelt hätte, suchte sich hinter den Bettvorhängen zu verbergen. Benningsen entdeckt ihn und fordert ihn auf, die Entsagungsacte zu unterzeichnen. Paul wei- gert sich. In diesem Augenblick macht ein Geräusch die meisten Verschworenen entfliehen. Benningsen allein hält den Kaiser mit der Degenspitze zurück. Die Andern kehrten bald wieder und umgaben den Kaiser von neuem. In dem Tumult wird chie Lampe umgeworfen; Benningsen läuft nach Licht, und als er zurückkommt, findet er Paul unter den Streichen der Mörder.

7. Theil 4 - S. 85

1862 - Breslau : Max
Einzug in Moskau. 85 seine Heere der Macht des Feindes nicht gewachsen; er hatte nicht halb so viel als dieser. Die Russen zogen daher langsam und fechtend in das Innere ihres Landes zurück. Napoleon schickte einen Theil des Heeres unter Oudinot auf die Straße nach Petersburg. Aber hier vertrat ihm Wittgenstein den Weg und vertheidigte sich so gut, daß trotz mehrerer Schlachten die Franzosen hier nicht weiter als bis zur Düna kamen. Besser ge- lang es Napoleon selbst, der mit seiner Hauptmacht gerade auf Moskau losging. Zwei Tage lang wurde zwischen den Franzo- sen und den Russen unter Barclay de Tolly und Vagration am 17. und 18. August 1812 bei Smolensk blutig gefochten; 40.000 lagen todt oder verwundet auf dem Wahlplatze. Die Stadt ging meist in Feuer auf, und die Russen mußten sich zu- rückziehen. Jetzt übernahm der alte Kutusow den Oberbefehl über die Russen. Auch er ging immer weiter zurück, nahm aber alle Viehherden mit und machte das ganze Land, so weit er zog, zur Wüste, damit die Franzosen nichts fänden, die wirklich auch, seitdem sie die russische Grenze überschritten, mit Mangel zu kämpfen hatten und dadurch viele Menschen und noch mehr Pferde verloren. Am 6. und 7. September lieferte er den Fran- zosen die große Völkerschlacht an der Moskwa oder bei Mo- saisk. Eine blutigere Schlacht hat selten die Geschichte gesehen; 80.000 Leichen sollen das Schlachtfeld bedeckt haben! Napoleon selbst rief, als er durch die Leichenhaufen ritt: „Ein solches Schlacht- feld habe ich noch nie gesehen!" Die Schlacht blieb unentschie- den. Aber Kutusow zog es vor, noch weiter zurückzugehen und lieber Moskau preiszugeben, als eine neue Schlacht zu liefern. Jetzt verließ Alles, was nur laufen oder fahren konnte, Moskau. Von 350,000 Menschen blieben kaum 30,000 zurück. Graf Rostopschin, Befehlshaber der Stadt und ein wüthender Fran- zosenfeind, machte, ehe er die Stadt verließ, alle Anstalten, Alles zu vernichten, was den Franzosen von Nutzen sein konnte. Sieben Tage nach der Schlacht, am 14. September 1812, erreichte Napoleon die Thore der Stadt. Sie standen offen, die Straßen waren leer, ganz wie einst in Rom beim Anzuge der Gallier. Kein Magistrat kam ihm entgegen; eine fürchterliche Stille lag über der ganzen ungeheuern Stadt. Mit Beklemmung hielt Napoleon endlich seinen Einzug und stieg im Kreml ab. Hier erst fing er an, sich zu beruhigen und rief freudig aus: „Also bin ich nun endlich in Moskau, im Kreml!" Indeß dauerte

8. Theil 4 - S. 102

1862 - Breslau : Max
102 Neueste Geschichte. 2. Periode. Freiheitskampf. welchen sie durch ihre Tapferkeit und ihre Ausdauer auch bei Leipzig bewiesen haben. Am Nachmittag des 16. October schien es, als sei der Kamps zu ihren Gunsten entschieden und schon hatte Napoleon eine Siegesbotschaft an den König von Sachsen geschickt; aber es zeigte sich bald, daß er zu zeitig triumphirt hatte, und als sich die Sonne neigte, standen die Heere bei Wa- chau fast eben so wie bei dem Beginn des furchtbaren Kampfes, wogegen Blücher bei Möckern die größten Vortheile erfochten hatte. Dort hatten die Preußen, besonders die Dorische Abthei- lung, den blutigsten Kampf des ganzen Krieges zu bestehen: drei- mal mußten sie das Dorf int Sturm nehmen und dreimal wurde es ihnen wieder entrissen, aber zuletzt behielten sie dennoch den Sieg, welcher freilich durch den Tod einer ungemein großen An- zahl muthiger Jünglinge und Männer erkauft war. — Am 17. October versuchte Napoleon ttoch einmal, die Oestreicher durch lockende Versprechungen zum Abfall von den Verbündeten zu be- stimmen; aber der Kaiser Franz wollte davon Nichts hören. Der 17. ging ohne größere Waffenthat vorüber, beide Heere bereite- ten für den folgenden Tag den erneuerten, entscheidenden Kampf vor. Die Verbündeten erhielten durch die Ankunft des Kron- prinzen von Schweden erwünschte Verstärkung von Norden her, und es blieb nun das Netz, welches man um Napoleon gezogen hatte, nur westlich ttach Lindenau hüt geöffnet. Derselbe hatte seine Stellung an diesem Tage in Probstheida genommen, und um dieses Dorf entbrannte der schrecklichste Kampf, welcher zahl- lose Opfer verlangte. Zuletzt vermochten die Kämpfenden nicht mehr über die Haufen von Leichen hinwegzukommen. Die drei verbündeten Fürsten wohnten auf eitler benachbarten Anhöhe dem fürchterlichen Kampfe bei, und thaten dem Blutbad endlich Ein- halt, weil sich die Schlacht auf allen andern Seiten bereits hin- länglich zu ihren Gunftett entschieden hatte. Besonders hatte der Kronprinz von Schweden und Blücher dem Marschall Ney eine große Niederlage beigebracht, und um die Zuversicht Napoleons vollends zu beugen, waren endlich die sächsischen Truppen mit fliegenden Fahnen und klingendem Spiel zu den Verbündeten übergegangen. Die vereinigten Herrscher erhielten nun eine frohe Siegesbotschaft nach der andern, wogegen Napoleon nur noch daran denken konnte, seinen Rückzug zu decken. Auf einem Hüge> neben einer halb zerfallenen Windmühle bei Probstheida saß er auf einem hölzernen Schemel und dictirte die Anordnung des

9. Theil 3 - S. 291

1827 - Breslau : Max
291 treffliche Kriegszucht die Meisten gerettet. Es wäre kein Wunder gewesen, wenn Jeder davon gelaufen wäre, und sich gerettet hätte, so gut er konnte. Aber keineswegs! — Sobald das Geschrei: „Der Feind ist da!" wie ein Lauffeuer durchs Lager flog, stürzte Alles aus den Zelten, und in wenigen Augenblicken standen mehrere Regimenter in Reihe und Glied da. Diese warfen sich dem Feinde entgegen, und wo sie auf ihn stießen, warfen sie ihn mit dem gewohnten Muthe zurück. Anfangs konnte man sich in der Dunkelheit nicht erkennen; die -Preußen tappten nach den Bärmützen der Destreicher, und diese nach den Blechmützen der preußischen Grenadiere. Als aber der Tag an- brach, lag ein dicker Nebel auf beiden Heeren, der durch den Pulverdampf noch vermehrt wurde. Seidlitz flog mit der Rei- terei wie ein kühner Adler umher, und hieb fürchterlich ein, wo er nur auf den Feind traf. Bald stand das Dorf Hochkirch in hellen Flammen, und die düstre Lohe erleuchtete das blutige Schlachtfeld. Auf die Be- hauptung des Dorfes kam Alles an; daher wurde hier am hef- tigsten gestritten. Die wenigen Preußen, die es vertheidigten, wurden bald überwältigt, und so oft auch neue Regimenter anrückten, es wieder einzunehmen, so blieben doch zuletzt die Kaiserlichen im Besitz. In allen Gaffen des Dorfs lagen Hau- fen von Todten und Sterbenden. Feldmarschall Keith bekam einen Schuß in die Brust, stürzte nieder, und starb ohne einen Laut. Fünf Stunden dauerte das Gefecht; da gab Friedrich den Befehl zum Rückzuge, der auch von dem ermatteten Feinde nicht gestört wurde. Aber in welch trauriger Verfassung befand sich das preußische Heer! Fast alles Gepäck, fast alle Kanonen wa- ren verloren, die meisten Generale verwundet; selbst der König, der im stärksten Feuer gewesen, und dem ein Pferd unter dem Leibe erschossen war, hatte eine, obwohl leichte Verwundung, und es hatte wenig gefehlt, daß er gefangen worden wäre. Schon wak er vom Feinde umringt gewesen, und nur durch die Tapferkeit seiner ihn begleitenden Husaren wurde er gerettet. Die niedergeschlagenen Soldaten blickten nun auf ihn, und da sie sahen', daß er ein heiteres Gesicht machte, schöpften sie neuen Muth, und meinten, Fritz — so pflegten sie ihn zu nennen — werde schon den Schaden wieder gut machen. Dies Vertrauen 19*

10. Theil 3 - S. 299

1827 - Breslau : Max
299 die Anhöhen auf der andern Seite zu ersteigen, und sich- darauf zu behaupten. Daun hielt es für mißlich, am folgenden Tage einen neuen Angriff abzuwarten, und zog während der Nacht in größ- ter Stille über die Elbe. Eine schreckliche Nacht! Preußen und Oestreicher irrten durch einander im Walde umher, ohne sich zu ihren Abtheilungen zurecht finden gu können. Einigen Haufen glückte es, Wachtfeuer anzuzünden, und bei diesen fanden sich sowohl Preußen als Kaiserliche ein, die — sonderbar c;enug! — mit einander ausmachten, sich in der Nacht friedlich zu vertra- gen, und sich am Morgen dem zu ergeben, der Sieger geblie- den wäre. Die armen Menschen waren durch Kälte, Hunger und schwere Blutarbeit bis auf den Tod ermüdet; Manche hat- ten kein Brot, Andere kein Wasser, und noch Andere liefen vor Kälte wie unsinnig herum. Am bedaurungswürdigsten waren aber die Verwundeten, die vor Kälte erstarrt die rauhe Novem- bernacht auf der feuchten Erde liegend zubringen mußten, ohne Verband, Labsal und Nahrung, und sehnlichst den Tod herbei- wünschten. Unmenschen von Knechten, Weibern und Soldaten vermehrten noch diese Martern, indem sie auf dem Schlachtfelde herumstreiften, und den armen Verwundeten ihre wenigen Hab- seligkeiten nahmen, ja ihnen selbst die Kleider und das Hemde abrissen, und gegen die jammernden Klagen der Unglücklichen taub blieben. Der König brachte die schaurige Nacht unter sehr trüben Gedanken in der Kirche eines nahen Dorfes zu. Hier ließ er sich seine Wunde verbinden; dann setzte er sich auf die unterste Stufe des Altars, und fertigte beim Scheine einer düstern Lampe die nöthigen Befehle zum morgen zu erneuernden An- griffe auf. Die Nacht wurde ihm und Allen unsäglich lang; er sehnte sich, die endliche Entscheidung des blutigen Kampfes herbeizuführen. Dann und wann mußten seine Leute draußen zusehen, ob es denn immer noch nicht dämmere. Endlich ließ er sich das Pferd vorführen, und ritt in der ersten Dämmerung zum Dorfe hinaus, nach der Richtung, wo Ziethen stand. Hier kam ihm ein Trupp Reiter in weißen Mänteln entgegen. Einer sprengte vöran — es war Ziethen selbst —, und rief, sobald ' er den König erkannte: „Ew. Majestät, der Feind ist geschla- gen; er zieht sich zurück." Nie hatte der König eine herrlichere
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