335
Waffenthaten zu keiner Entscheidung, und das Gefecht wurde gegen
Abend abgebrochen. Unterdessen hatten jedoch andere von allen Seiten
anrückende preußische Truppenteile Zeit gewonnen, die Hannoveraner
gänzlich einzuschließen, die nun am 29. Juni die Waffen streckten und
sich ergaben.
Nach langem Umherirren traf ich endlich wieder in Langensalza
ein und mit meinem Reisegefährten zusammen. Nur noch kurze Zeit
blieb uns für einen Gang in das dortige Hauptlazarett. Ich weiß
nicht, was mich hier am tiefsten bewegt hat, die Leiden der Ver-
wundeten und Sterbenden, oder die Aufopferung der Lebenden. Die
barmherzigen Schwestern wurden überall von Damen des Ortes und
aus Gotha in der Pflege der Verwundeten unterstützt. Geistliche
spendeten Trost, unter ihnen ein achtzigjähriger Greis, den keine Bitten
bewegen konnten, sich zu schonen.
Die Thür eines Zimmers that sich auf, und ein Arzt trat ein..
Seine Rockärmel sind aufgestreift, seine Kleidung ist mit Gipsflecken
übersäet. Es war der durch seine Staunen erregenden chirurgischen
Kuren bekannte Geheimrat Wilms. Er führte uns selbst durch einige
Säle. Vor einem Bett blieb er stehen. „Nun wie geht es?" fragte
er den Kranken, welcher, anscheinend leidlich wohl, seine Cigarre rauchte.
„Ganz gut, Herr Geheimrat!" war die Antwort. Wilms hob die
Decke auf und besah das Bein des Soldaten. „Nun, das geht ja wirk-
lich nicht schlecht," sagte er. Im nächsten Zimmer aber ries er einen
Geistlichen, nannte ihm die Nummer des Bettes und sagte: „In
höchstens ein paar Stunden tritt der Todeskampf ein; ich kann weder
den Brand verhindern, noch eine Ablösung vornehmen." So sahen wir
weiter Leiden über Leiden und verließen tief ergriffen das Lazarett.
28. Kaiser Wilhelms Herzensgute.
1.
Für die Herzensgüte dieses Kaisers spricht folgender Vorfall
Eine arme, verwachsene Nähterin in Hoya, Hannover, erhielt von
dem Kaiser, an welchen sie ein Bittgesuch geschickt hatte, eine schöne,
wertvolle Nähmaschine zum Geschenk. Bei dem fleißigen Gebrauche
wurde die Maschine aber> mit der Zeit so schadhaft, daß sie die Dienste
versagte, mithin der armen Besitzerin nur übrig blieb, sich nochmals
an die Huld ihres hohen Wohlthäters zu wenden. Sie that es mit
bangem Herzen und in Furcht, für unbescheiden gehalten zu werden..
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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341
Mutter in einem Dorfe bei Spandau berufen wurde. Der Kronprinz
erklärte sofort dem Lehrer, daß derselbe unverzüglich abreisen müsse,
um uoch den letzten sehnsüchtigen Wunsch seiner Mutter zu erfüllen.
„Aber meine Klasse, die Kinder!" antwortete der Lehrer. „Gehen
Sie!" antwortete der hohe Herr, „die werde ich übernehmen, bis um
11 Uhr der Herr Prediger zum Konfirmandenunterricht kommt; eilen
Sie nur, daß Sie Ihre gute Mutter womöglich noch lebend antreffen."
Und so übernahm der Kronprinz des deutschen Reiches und von Preußen
in der That das Amt des Lehrers in der ersten Klasse der Born-
stedter Schule und prüfte die Kinder von 10—11 Uhr in der Ge-
schichte, hier und da treffende Schilderungen geschichtlicher Persönlich-
keiten und Thatsachen jener großen Zeit mit einflechtend. Nachdem
dann der hohe Herr um 11 Uhr die Kinder entlassen, fuhr er bei dem
nichtsahnenden Prediger und Schulinspektor vor, machte demselben
Meldung von der plötzlichen Abreise des ersten Lehrers und zeigte
gleichzeitig an, daß er noch dem Konfirmandenunterricht beiwohnen
wolle. Und so geschah es. Noch 3/4 Stunden folgte er mit Auf-
merksamkeit dem Unterricht, lobte zwar die Leistungen, tadelte aber bei
der Inspektion der Bücher den abgenutzten Zustand vieler Bibeln, und
sorgte für Erneuerung derselben auf seine Kosten. Nach Versch.
30. Verkehrswege.
Wenn man den Wohnort selbst verläßt, so wird man, aus welcher
einer Ausgangsstraße dies auch geschehen mag, bald eine große Ver-
änderung wahrnehmen. Die Häuserreihen und die gepflasterten Straßen
der Stadt sind verschwunden; statt jener hat man zu beiden Seiten
Erdwälle oder Steinwälle, mit und ohne Gebüsch bepflanzt, oder auch
Stackets, Planken, Umzäunungen und Hecken, in einigen Gegenden auch
wohl bloß Gräben.
Die von Wall und Graben beiderseits eingefaßten Wege sind ent-
weder natürliche Landwege, — oder k ü n st I i cf; e Straßen,
— K u n st st r a ß e n, Landstraßen muß man sie beide nennen, wenn
es nicht bloß schmale Feldwege und Nebenwege sind, die sich
von den eigentlichen Landstraßen als gebahnte Wege zu den Äckern
absondern. Die natürlichen Landwege sind, je nach der Beschaffenheit
des Bodens der Felder, durch welche sie führen, bald sandig und trocken,
bald lehmig und feucht oder hart, wie es die Witterung und Jahres-
zeit mit sich bringt. Meistens geht zu den beiden Seiten der Landwege,
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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334
und spieen Tod und Verderben auf die Ebene. Noch lagen ringsum
die Saaten niedergetreten und die Pflanzungen verwüstet.
Am Abhange des Jüdenhügels liegt zur rechten Hand die B a d e-
a n st a l t, von einem lieblichen Haine umgeben. Unter dem Schutze
dieses Haines eröffneten einige preußische Bataillone ein mörderisches
Feuer auf hannöversche Kavallerie, die Angriff um Angriff auf die
Preußen versuchte und dabei durch die Batterieen auf der gegenüber-
liegenden Anhöhe von Merxleben unterstützt wurde. Da mußte
der Tod reiche Ernte gehalten haben; denn bei jedem Schritte stieß
ich ans tote Pferde, aufgeworfene Gräber, verstümmelte oder nieder-
gerissene Bäume und verwüstete Kornfelder. Nur mit großer Mühe
gelangte ich auf dem von Kanonenkugeln durchwühlten Wege auf die
Chaussee und zu der steinernen Brücke, welche vor Merxleben über
die Unstrut führt. Links von dort rückten unter den Augen ihres
Herzogs die braven Gothaer vor, welche nach ihrem ersten mannhaften
Angriffe auf den Feind von einem Hurra der Preußen begrüßt
wurden, das den Kanonendonner übertönte. Zur Rechten aber stand
die preußische Landwehr, die unter der Übermacht der Hannoveraner
zusammenbrechen und weichen — nein, sich wieder sammeln, wieder
zersprengt werden und immer von neuem feststehen. Und nun schlug
ein ans preußischen und gothaischen Soldaten gebildetes Viereck helden-
mütig die wiederholten Angriffe der vorzüglichen feindlichen Reiter-
scharen ab. „Wir standen," erzählte mir später ein bei diesem Vor-
falle leicht verwundeter Unteroffizier, „und sahen die schweren Massen
der Dragoner auf uns losstürmen. Unser Anführer ließ dieselben bis
auf 250 Schritt herankommen, dann erst gaben wir Feuer. Da wav
es, als hätte der Schnitter das reife Korn abgemäht; ganze Reihen
stürzten wie abgeschnitten zusammen. Doch unaufhaltsam rückten sie
vor; die Pferde kamen wie der Wind, und kaum hatten wir noch ein-
mal mit gleichem Erfolge gefeuert, so waren sie uns auf dem Leibe.
Nichtsdestoweniger kamen wir nochmals zum Schuß. Da wäre aber,
was die Lebenden nicht vermocht, beinahe von den dicht vor uns nieder-
fallenden Toten unser Viereck gesprengt worden. Die wenigen Reiter,
welche übrig blieben, retteten sich in wilder Flucht, auf welcher noch
viele von unsern Kugeln erreicht wurden."
Allein die Anzahl der Feinde war zu groß, und zu fest ihre Stellung
auf der Höhe von Merxleben, wohin sich die aus der Ebene geworfenen
hannöverschen Truppen zurückzogen. Deshalb führten selbst so glänzende
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Italien verbündet. Preußen hatte daher in Österreich, in Nard- und
Süddeutschland Krieg zu führen.
b) D e r Krieg in N o r d d e u t s ch l a n d. Mit Blitzesschnelle
wandten sich die Preußen zunächst gegen die Verbündeten Österreichs
in Norddeutschland. In wenigen Tagen waren Hannover, Knrhessen
und Sachsen besetzt, ohne daß eigentlich Blut geflossen war. Die
sächsischen Truppen waren in aller Eile nach Böhmen und die kur-
hessischen Truppen nach Süden abgezogen. Die Hannoveraner ver-
suchten, sich zu deu Bayern durchzuschlagen. Aber ehe sie diese er-
reichten, stellte sich ihnen ein preußischer Heerhaufe in den Weg und
hielt sie durch das Gefecht bei Langensalza (27. Juni) so lange
fest, bis die Preußen, durch neu herangezogene Truppen verstärkt, sie
von allen Seiten umschlossen. Da mußte das hannoversche Heer die
Waffen strecken. Hiermit war Preußen seiner Feinde in Norddeutsch-
land entledigt.
e) Der Krieg gegen Österreich. Nach dem Kriegsplane,
den der „Schlachtendenker Moltke" aufgestellt hatte, brach die preußische
Armee in drei Heersäulen in Böhmen ein. Die E l b a r m e e führte
Herwarth von Bittenfeld, die erste Armee Prinz Friedrich
Karl und die zweite Armee Kronprinz Friedrich Wilhelm.
Die Österreicher versuchten, den Angriff der Preußen zu wehren; es
kam daher zu mehreren blutigen Gefechten. Trotz großer Tapferkeit
wurden die Österreicher bei Trautenau, Nachod, Skalitz, Münchengrätz
und Gitschin zurückgeschlagen. Nun zog der österreichische Obergeneral
Benede k seine Truppen bei König g rätz zusammen. Er hatte
sich ein vorteilhaftes Schlachtfeld ausgewählt. Die Österreicher standen
hinter der Bistritz, einem kleinen Nebenflüsse der Elbe, die hier sumpfige
Ufer hat. An der Bistritz waren zunächst die Vortruppen in einem
großen Halbkreise aufgestellt; hinter ihnen stand auf den vom Bistritz-
thale aufsteigenden Höhen die Artillerie und hinter dieser in einer
Senkung die Infanterie und Kavallerie. Die Bäume an den Wald-
rändern waren umgehauen, um der Infanterie, die hinter denselben
stand, als Brustwehren zu dienen. Bei dem Dorfe Chlum, wo die
Gegend am höchsten ist, hatte Benedek seinen Standort gewählt. Von
hier aus konnte er das ganze Schlachtfeld übersehen. Hier bei König-
grätz fand am 3. Juli die Hauptschlacht statt, die vom König Wilhelm
selbst geleitet wurde. Prinz Friedrich Karl, der am nächsten am Feinde
stand, rückte zuerst gegen die Feinde vor. Bald griff auch die Elb-
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Extrahierte Personennamen: Herwarth_von_Bittenfeld Friedrich
Karl Friedrich Karl Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Benede Benedek Wilhelm Friedrich_Karl Friedrich Karl
235
bei Lützen zum Rückzüge, wofür er General der Kavallerie wurde.
Vor allem war der Sieg über Daun bei Torgau am 3. November 1760
sein Werk. Friedrich hatte den Feind, den steile Abfälle und eine
sumpfige Niederung auf der Vorderseite, ein starker Verhau im Rücken
deckten, vergeblich angegriffen. 400 Kanonen warfen 6000 der an-
stürmenden Preußen nieder, ehe es zum eigentlichen Gefecht kam. Der
König selbst wurde von einer Kugel getroffen, die aber am Brust-
bein niederfiel, ohne ihn schwer zu verwunden. „An meinem Leben
liegt mir heute am wenigsten," rief er aus, „laßt uns unsere Pflicht
thun und Unglück komme über die, welche sie nicht thun." Der Abend
kam, ohne daß der geringste Vorteil über den Feind errungen war.
Daun fertigte schon einen Siegesboten nach Wien ab. Der König
wollte am andern Morgen den Angriff erneuern und schrieb in der
Nacht am Altare der Kirche des Dorfes Elsnig die Befehle. Beim
ersten Morgengrauen reitet er ruhig hinaus; da sprengt Zielen an der
Spitze seiner Husaren mit dem Freudenrufe ihm entgegen: „Majestät,
der Feind ist geschlagen und zieht sich zurück!" Friedrich umarmt ihn
weinend, auch Zielen weinte. Dann aber ritt er zu seinen Truppen
zurück und sagte: „Kinder, unser König hat die Schlacht gewonnen,
es lebe unser großer König." „Ja, ja," entgegneten diese, „unser
König Fritz soll leben, aber unser Vater Zieten auch." Freilich hatte
Zieten das Beste gethan. — Es können den Kindern hier noch mehrere
Züge aus Zietens Leben mitgeteilt werden.
Am 26. Januar 1786 ward dem Könige der Tod des alten Zieten
gemeldet. Tief erschüttert schwieg er eine Weile, dann sprach er:
„Im Kriege kommandierte er immer die Avantgarde, auch mit dem
Tode hat er den Anfang gemacht. Ich führe die Hauptarmee, ich
werde ihm bald folgen."
(Nach Schulze u. Bande, Heimatskunde des Kreises Ruppiu.)
„Der Tod machte es mit Zielen gerade so wie mit seinen Feinden.
Den Abend vor seinem Tode (1786, den 26. Januar) saß er noch
vertraulich im Kreise seiner Familie und scherzte. Da klagte er plötz-
lich, daß ihm nicht wohl sei. Doch ebenso schnell ging der Anfall
vorüber. Aber gegen 4 Uhr morgens wiederholte sich derselbe. Er
ließ seinen Kammerdiener wecken und bestellte Thee. Aber noch ehe
der Auftrag besorgt sein konnte, war er schon tot. Eben noch bewußt
und sprechend — lag er einen Augenblick darauf bewußtlos und für
alle Zeiten stumm da. Zwar waren die Seinen schon jahrelang auf
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Fritz Schulze
331
sie auch die „Völkerschlacht bei Leipzig", weil fast alle Völker Europas
in den dort versammelten Heeren vertreten waren. Von dem Ausgang
dieser Schlacht hing es ab, ob die Völker Europas in Knechtschaft oder
Freiheit leben sollten. Am 16. Oktober begann der Kampf bei dem Dorfe
Wachau mit einem so gewaltigen Feuer, daß die Erde erbebte. Selbst
die ältesten Krieger bekannten, ein solches Krachen nie gehört zu haben.
Napoleon glaubte schon den Sieg errungen zu haben, und ließ in
Leipzig mit allen Glocken läuten. Er hatte aber zu früh gejubelt.
Es kam zu keiner Entscheidung bei Wachau. Dagegen hatte Blücher
bei dem Dorfe Möckern zu gleicher Zeit einen Sieg errungen. Drei-
mal war das Dorf mit Sturm genommen und dreimal wieder verloren
worden. Durch einen vierten Angriff gelang es Blücher, die Franzosen
auf Leipzig zurückzudrängen. Der 17. Oktober war ein Sonntag. An
diesem Tage ruhte der Kampf. Napoleon suchte durch Unterhandlungen
die Verbündeten zu trennen, aber es gelang ihm nicht. Früh am
18. Oktober begann der Kampf von neuem. Napoleon stand bei dem
Dorfe Probstheida. Von einem Windmühlenhügel leitete er die
Schlacht. Die verbündeten Herrscher standen auf einem Hügel (Galgen-
berg), der noch heute der Monarchenhügel heißt. Mit unglaublicher
Tapferkeit wurde auf beiden Seiten gekämpft. Stellenweise lagen die
Leichen so hoch, daß die Kämpfer nicht mehr über sie hinwegkonnten.
Bald neigte sich der Glücksstern Napoleons. Die sächsischen Regimenter
und eine Abteilung Württemberger gingen zu den Verbündeten über.
Gegen Abend gab Napoleon das Zeichen zum Rückzüge nach Leipzig.
Da sanken die drei verbündeten Herrscher (König Friedrich Wilhelm Iii.,
Kaiser Franz I. und Kaiser Alexander) auf die Kniee und dankten Gott
für den herrlichen Sieg. Am 19. Oktober wurde Leipzig erstürmt,
und schon am Nachmittage hielten König Friedrich Wilhelm und Kaiser
Alexander ihren Einzug in die Stadt. Als Blücher auf deu Markt
kam, umarmte ihn der Kaiser von Rußland und sagte: „Mein lieber
General, Sie haben das Beste gethan, Sie sind der Befreier Deutsch-
lands." Blücher aber entgegnete: „Majestät, ich habe nur ineine
Schuldigkeit gethan." Der König drückte ihm gerührt die Hand und
ernannte ihn zum Feldmarschall. Das war eine gewaltige Schlacht
bei Leipzig, welche unserem Vaterlande die Freiheit wiedergebracht hat.
Napoleon konnte nun nicht mehr daran denken, sich in Deutschland zu
behaupten. Er eilte mit den Trümmern seines Heeres über den Rhein
nach Frankreich zurück.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleon Napoleons Napoleon Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Franz_I. Franz_I. Alexander Alexander Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Alexander Alexander Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Europas Europas Leipzig Leipzig Napoleons Leipzig Leipzig Deutschland Rhein Frankreich
347
armee in den Kampf ein. Obgleich die Geschosse der Österreicher
surchtbares Unheil in den Reihen der Preußen anrichteten, so wankten
sie dach nicht. General Fransecki hatte sechs Stunden lang in dem
mörderischen Feuer im Walde vor Sadowa standgehalten. Als er doch
auf ein Dorf zurückweichen mußte, rief er: „Richt weiter zurück, hier
sterben wir!" Der König selbst setzte sich der größten Gefahr aus.
Darum bat ihn Graf Bismarck, sich zu schonen. Lächelnd erwiderte
der König: „Wie kann ich davon reiten, wenn meine brave Armee im
Feuer steht!" Gegen Mittag stand die Schlacht. Vorwärts konnten
die Preußen nicht, zurück wollten sie nicht. Da fragte König Wilhelm
Moltke, was er von dem Verlauf der Schlacht halte. Dieser er-
widerte: „Eure Majestät gewinnen heute nicht nur die Schlacht, son-
dern den Feldzug." So geschah es denn auch. Als des Nachmittags
gegen 2 Uhr die Armee des Kronprinzen in Rücken und Flanke des
Feindes erschien, war für diesen kein Halten mehr. Als der König
um 31/2 Uhr befahl, daß das Centrum vorrücke, hatte die feindliche
Infanterie ihre Stellungen schon verlassen und befand sich im vollen
Rückzüge. Auf dem Rückzüge wurden noch Tausende getötet, verwundet
oder gefangen genommen. Der König traf am Abende ans dem Schlacht-
felde seinen Sohn, der so viel znm Siege beigetragen hatte. Er um-
armte ihn und verlieh ihm den Verdienstorden (»?our le mérite«). —
Rach der Schlacht bei Königgrätz drangen die Preußen rasch bis Wien
vor. Da bat der Kaiser von Österreich um Frieden. Dieser kam
am 23. August zu Prag zustande.
d) Der Krieg in Süddeutschland. Während das Haupt-
heer der Preußen in Böhmen glänzende Erfolge errang, drang ein
anderes preußisches Heer siegreich gegen die Verbündeten Österreichs
in Süddeutschland vor. General Vogel von Falken st ein, der
Führer der preußischen Mainarmee, siegte bei Kissingen und
Aschaffenburg und besetzte die Stadt Frankfurt a. M. Nachdem sein
Nachfolger im Oberbefehl, General von Manteuffel, noch weitere
Siege erfochten hatte, baten auch die süddeutschen Staaten um Frieden.
e) Der Friede. Im Frieden zu Prag schied Österreich aus
Deutschland aus und verzichtete auf Schleswig-Holstein. Schleswig-
Holstein, Hannover, Knrhessen. Nassau und Frankfurt a. M. wurden
dem preußischen Staate einverleibt. Tie entthronten Fürsten wurden
durch Geld entschädigt. Mit den süddeutschen Staaten wurde in
Berlin Frieden geschlossen. Sie erhielten ihre Länder und hatten
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Extrahierte Personennamen: Fransecki Graf_Bismarck König_Wilhelm
Moltke Wilhelm August Manteuffel
Extrahierte Ortsnamen: Wien Süddeutschland Mainarmee Kissingen Aschaffenburg Frankfurt Deutschland Schleswig-Holstein Schleswig-
Holstein Hannover Nassau Frankfurt_a._M. Berlin
34
gung darbot. Der Gang und Erfolg des ruhmwürdigen Gefechts aber war
folgender:
Der Angriff begann auf dem linken Ufer der Ilmenau. Dort näherte sich
um elf Uhr von Süden der Oberst Pahlen der Stadt. Morand hielt diese Ko-
sacken noch immer für eine Streifpartei und schickte ihnen daher einiges Fußvolk mit
Geschütz entgegen, um sie zu umgehen und ihnen den Rückzug nach Bienenbüttel
abzuschneiden. Allein die Kosacken warfen sich mit Heftigkeit auf die Feinde und
trieben sie über die Hasenburg gegen die Stadt zurück. Zn derselben Zeit drangen
die Kosacken auch auf der Ostseite gegen die Stadt vor, indem der General Tscher-
nitscheff die Abtheilung des linken Flügels, der General Benkendorf die des rechten
Flügels befehligte. Dieser Angriff schien den Feind zu überraschen, denn er er-
kannte nun, daß er es mit einer größeren Masse zu thun habe, als er vermuthet
hatte. Eilig ließ er daher an jener Seite durch das Altenbrücker Thor seine Rei-
terei mit einer Kanone unter dem französischen Hauptmann Barrisett ans die vor-
liegende Ebene dem Feinde entgegen rücken. Während diese Reiterei unter be-
ständigem Necken von den Kosacken immer weiter von der Stadt hinweg ins
Freie gelockt wurde, brach plötzlich der General Dörnberg mit seinem Fußvolk,
mit vier Kanonen und zwei Haubitzen aus dem bilmer Strauch hervor. Es war
mittags um zwölf Uhr. Als der Feind das Fußvolk sich entwickeln sah, schickte er
die Schützen des sächsischen Regimentes zur Deckung der französischen Kanone vor.
Aber schon war die französische Reiterei vor dem altenbrücker Thore durch einige
Kanonenschüsse in Unordnung gebracht und dann von dem Obersten Bedräga mit
einer Schwadron Jsum'scher Husaren angegriffen und ans den schierbrunner
Graben geworfen. Nur wenige französische Reiter vermochten durch den Graben
zur Stadt zu gelangen, und die Kanone ging verloren. Sobald die Schützen dies
wahrnahmen, zogen sie sich zur Stadt zurück und vereinigten sich mit der Besatzung
des altenbrücker Thors.
Während dessen war der General Morand noch immer in dem Wahne be-
fangen, daß er nur von einer ansehnlichen Kosackenabtheilung beunruhigt werde,
und die Kanonenschüffe, welche er hörte, nahm er nur für die seines eigenen Ge-
schützes. Eine unbegreifliche Sorglosigkeit und Verkehrtheit hatte sich seiner be-
mächtigt, so daß er nicht einmal, was doch selbst die lüneburgschen Bürger thaten,
einen Adjutanten auf einen der Kirchthürme sendete, um sich von dem, was im
Umkreise der Stadt vorging, gewissere Kunde zu verschaffen. Sobald ihm aber die
Vorfälle auf der Ostseite der Stadt, sowie das dortige Erscheinen von Fußvolk
und Artillerie gemeldet wurden, ließ er das französische Bataillon der 54. Kohorte
zum neuen Thore hinaus auf der Straße nach Garlsdorf zurückgehen, um sich
dadurch den Rückzug zu decken.
Aber schon hatte der General Dörnberg aus seinem Fnßvolke zweiangriffs-
colonnen gebildet und den Major von Borka mit den pommer'schen Füsilieren,
geleitet von dem hannoverschen Hauptmann von Langrehr, gegen das lüner
Thor, den Major von Essen mit dem russischen Jägerbataillon, geleitet von dem
Forstmeister von Meding, gegen das altenbrücker Thor zum Angriff vorrücken
lassen. Die wiederholten Gesuche der Besatzungen dieser beiden bedrohten Thore
um Verstärkung bewogen den General endlich, sich an das lüner Thor zu begeben.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
36
Kampf möchte ungeachtet der kraftvollsten Gegenwehr nicht so ruhmvoll beendigt
sein, wenn nicht mehrere Einwohner der Stadt die preußischen Füsiliere und ihre
Geschütze auf Punkte geführt hätten, von welchen ihr Feuer eine größere Wirk-
samkeit erhielt. Bürger und Krieger wetteiferten an jenem schönen Tage in mu-
thiger Hingebung, und selbst ein Dienstmädchen, Johanne Stegen, bekundete
ihre Unerschrockenheit, indem sie im dichten Kugelregen den Preußen aus einem
umgestürzten Pulverwagen der Feinde den mangelnden Schießbedarf zu-
trug. Immer heftiger entbrannte der Kampf an dem neuen Thore; dennoch ließ
das französische Bataillon der 54. Kohorte die braven Sachsen im Stiche und
konnte durch keine Aufforderung zur Unterstützung bewogen werden. Da
werden zugleich die beiden noch übrigen sächsischen Geschütze unbrauchbar gemacht
und der General Morand, sowie sein Adjutant schwer verwundet. Als nun die
russische Reiterei die schon ermatteten Feinde im Rücken und auf den Seiten an-
griff, da streckten sie größtentheils die Waffen, und nur sehr wenige vermochten zu
entkommen. Als Morand verwundet war, übernahm der Oberst von Ehren-
stein, obwohl selbst schon zwiefach verwundet, den Befehl. Dieser sah ein, daß er
völlig unterliegen werde, und deshalb schickte er auf der Stelle den Hauptmann
Erdtel als Unterhändler an den General Dörnberg. Es wird versichert, daß den
Sachsen freier Abzug mit Waffen und Gepäck bewilligt worden sei; allein der
Kamps war um diese Zeit so heftig geworden, daß die Nachricht von der einge-
tretenen Waffenruhe nicht mehr verbreitet werden konnte, und daher mußten die
Franzosen, wie die Sachsen, noch während der Unterhandlung die Waffen nieder-
legen. Um fünf Uhr nachmittags war das Gefecht glorreich beendigt. Gegen
2200 Franzosen und Sachsen wurden gefangen genommen; acht Kanonen (denn
zwei Stück hatten die Sachsen am lüner Thore in den Stadtgraben geworfen),
dreißig Fässer Pulver, drei Fahnen und alles Gepäck wurde erbeutet. Unter den
Gefangenen befanden sich der Chef des Generalstabes de Lourde, der Oberst Poisy
und der sächsische Oberst von Ehrenstein. Der Verlust der Preußen belief sich auf
einen Officier und 7 Mann au Todten und 4 Officiere und 38 Mann an Ver-
wundeten. Die Russen hatten an Todten den Major von Puschkin und einige
70 Mann verloren, an Verwundeten 3 Officiere und über 100 Mann. Die Ge-
fangenen wurden theils von dem lüneburger Landstürme, theils von den jungen
Leuten, welche sich entschlossen hatten, unter dem Oberstlieutenant von Estorff zu
dienen, theils von Kosacken zunächst nach Boitzenburg und von dort nach Berlin
geführt. Der verwundete Morand starb am 5. April zu Boitzenburg und wurde
dort mit allen Ehren bestattet.
17. Die Schlacht bei der Göhrde am 16. September 1813.
Ter hannoversche General Wallmoden erfuhr, daß der General Pecheux mit
der fünfzigsten Division von Hamburg aufgebrochen sei, um sich zu dem franzö-
sischen Hauptheere in Sachsen zu begeben. Sofort beschloßwallmoden, den Fran-
zosen durch einen raschen Zug über den Hals zu kommen. Er ließ deshalb von
seiner Armee nur einige tausend am rechten Elbufer dem gewaltigen Davoust
gegenüber stehen, damit er seinen Abzug mit dem Hauptheer nicht merken solle,
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setzte mit etwa 10,000 Mann und 18 Kanonen in der Nacht des 14. Septembers
bei Dömitz über die Elbe und legte sich hinter den Hügeln des Göhrdewaldes ins
Versteck. Streifende Kosacken sollten nun den französischen General Pecheux hier-
her in die Falle locken, aber der rückte nur bis Dahlenburg und behielt den Göhrde-
wald blos mit seinen Vorwachten besetzt. So war der Mittag des 16. herange-
kommen, und Wallmoden befürchtete, der Feind möchte ihm entwischen; deshalb
beschloß er, ihn sofort anzugreifen, wo er ihn träfe.
Mit sechs Bataillonen und den Husaren der russisch-dentschen Legion unter
Goltz und Dohna und mit zwei Batterien sendete Wallmoden den Ahrenschildt und
Pfuhl über Nieberau gegen den Wald, damit sie durchdrängen und unweit Röthen
dem Feinde plötzlich in den Rücken fielen. Gradaus gegen den Feind rückte Tet-
tenborn, und Wallmoden selbst folgte als Rückhalt; ihn begleitete der Engländer
Lyon mit sechs Bataillonen. Rechts ab aber trabte Dörnberg mit schnellen
Reitern, um deu Franzosen in den linken Flügel zu fallen. Der Kampf be-
gann. Die Lützower-, Tiroler- und Reich'schen Schützen trieben die feindlichen
Vorwachten durch den Wald vor sich her, und, nachdem besonders bei dem
Jagdschloß Göhrde mit höchster Erbitterung gekämpft war, zuletzt hinaus
ins Feld.
Hier auf dem Steinkerhügel, einer Höhe, welche vom Walde durch eine
Tiefe geschieden und zur Linken durch einen Sumpf gedeckt war, hatte sich des
Feindes gesammte Macht aufgestellt und empfing die aus dem Walde hervor-
brechende Mannschaft mit einem mörderischen Kugelregen. Hauptmann Staat
stand hiermit 1000 Mann zwei französischen Vierecken, welche die Höhe besetzt
hatten, gegenüber. Eine feindliche Haubitze, auf einem Vorsprunge zwischen den
Vierecken, richtete großen Schaden an. Staat ruft: „Freiwillige vor!" —
Da tritt Bergenroth, Regierungsrath aus Königsberg, mit S ch ö n e m a n n
und sieben andern Jägern stracks einen Sturmlauf gegen die Haubitze an.
Einige dieser wackern Helden fallen, aber die übrigen, ehe die überraschten
Franzosen zu Hülfe kommen können, erobern das Stück. S ch ö n e m a n n schlägt
Feuer an und brennt das noch geladene Geschütz mit Glück gegen die Vierecke
ab; darnach ziehen er und Bergenroth, als die beiden noch Gesunden,
ihre Beute den Berg hinab und überliefern sie den jubelnden Ihrigen drunten.
Nun dringen die Franzosen grimmig nach; auch Staat wird verwundet; aber
Sieg und Beute wird behauptet. Die beiden Helden, Schönemann und
Bergenroth, werden mit dem eisernen Kreuz geschmückt, und letzterem, dem
Führer, hängt General Tettenborn selbst auf der Stelle seinen eigenen Degen über
die Achsel.
Während diegeschütze von beidenseiten donnern, laufen die Schützengegen
die zugängliche rechte Seite der Höhe Sturm. Jahn mit den hurtigen Turnern
ist voran; aber das mörderische Feuerder Schanzen und Vierecke schmettert sie wieder
bergab. Viel edles deutsches Blut ist hier vergossen. — Auch die preußische
Heldin Eleonore Prochaska, welche unter dem Namen August Renz in
der Lützower Freischaar diente, ward hier von einer Kugel tödtlich getroffen, als
sie eben einen schwer verwundeten Kampfgenossen aus dem Kugelwetter in Sicherheit
hatte bringen wollen. Sie starb noch an demselben Tage in Dannenberg.
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