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1. Das dritte Schuljahr - S. 335

1898 - Langensalza : Schulbuchh.
335 Waffenthaten zu keiner Entscheidung, und das Gefecht wurde gegen Abend abgebrochen. Unterdessen hatten jedoch andere von allen Seiten anrückende preußische Truppenteile Zeit gewonnen, die Hannoveraner gänzlich einzuschließen, die nun am 29. Juni die Waffen streckten und sich ergaben. Nach langem Umherirren traf ich endlich wieder in Langensalza ein und mit meinem Reisegefährten zusammen. Nur noch kurze Zeit blieb uns für einen Gang in das dortige Hauptlazarett. Ich weiß nicht, was mich hier am tiefsten bewegt hat, die Leiden der Ver- wundeten und Sterbenden, oder die Aufopferung der Lebenden. Die barmherzigen Schwestern wurden überall von Damen des Ortes und aus Gotha in der Pflege der Verwundeten unterstützt. Geistliche spendeten Trost, unter ihnen ein achtzigjähriger Greis, den keine Bitten bewegen konnten, sich zu schonen. Die Thür eines Zimmers that sich auf, und ein Arzt trat ein.. Seine Rockärmel sind aufgestreift, seine Kleidung ist mit Gipsflecken übersäet. Es war der durch seine Staunen erregenden chirurgischen Kuren bekannte Geheimrat Wilms. Er führte uns selbst durch einige Säle. Vor einem Bett blieb er stehen. „Nun wie geht es?" fragte er den Kranken, welcher, anscheinend leidlich wohl, seine Cigarre rauchte. „Ganz gut, Herr Geheimrat!" war die Antwort. Wilms hob die Decke auf und besah das Bein des Soldaten. „Nun, das geht ja wirk- lich nicht schlecht," sagte er. Im nächsten Zimmer aber ries er einen Geistlichen, nannte ihm die Nummer des Bettes und sagte: „In höchstens ein paar Stunden tritt der Todeskampf ein; ich kann weder den Brand verhindern, noch eine Ablösung vornehmen." So sahen wir weiter Leiden über Leiden und verließen tief ergriffen das Lazarett. 28. Kaiser Wilhelms Herzensgute. 1. Für die Herzensgüte dieses Kaisers spricht folgender Vorfall Eine arme, verwachsene Nähterin in Hoya, Hannover, erhielt von dem Kaiser, an welchen sie ein Bittgesuch geschickt hatte, eine schöne, wertvolle Nähmaschine zum Geschenk. Bei dem fleißigen Gebrauche wurde die Maschine aber> mit der Zeit so schadhaft, daß sie die Dienste versagte, mithin der armen Besitzerin nur übrig blieb, sich nochmals an die Huld ihres hohen Wohlthäters zu wenden. Sie that es mit bangem Herzen und in Furcht, für unbescheiden gehalten zu werden..

2. Das dritte Schuljahr - S. 341

1898 - Langensalza : Schulbuchh.
341 Mutter in einem Dorfe bei Spandau berufen wurde. Der Kronprinz erklärte sofort dem Lehrer, daß derselbe unverzüglich abreisen müsse, um uoch den letzten sehnsüchtigen Wunsch seiner Mutter zu erfüllen. „Aber meine Klasse, die Kinder!" antwortete der Lehrer. „Gehen Sie!" antwortete der hohe Herr, „die werde ich übernehmen, bis um 11 Uhr der Herr Prediger zum Konfirmandenunterricht kommt; eilen Sie nur, daß Sie Ihre gute Mutter womöglich noch lebend antreffen." Und so übernahm der Kronprinz des deutschen Reiches und von Preußen in der That das Amt des Lehrers in der ersten Klasse der Born- stedter Schule und prüfte die Kinder von 10—11 Uhr in der Ge- schichte, hier und da treffende Schilderungen geschichtlicher Persönlich- keiten und Thatsachen jener großen Zeit mit einflechtend. Nachdem dann der hohe Herr um 11 Uhr die Kinder entlassen, fuhr er bei dem nichtsahnenden Prediger und Schulinspektor vor, machte demselben Meldung von der plötzlichen Abreise des ersten Lehrers und zeigte gleichzeitig an, daß er noch dem Konfirmandenunterricht beiwohnen wolle. Und so geschah es. Noch 3/4 Stunden folgte er mit Auf- merksamkeit dem Unterricht, lobte zwar die Leistungen, tadelte aber bei der Inspektion der Bücher den abgenutzten Zustand vieler Bibeln, und sorgte für Erneuerung derselben auf seine Kosten. Nach Versch. 30. Verkehrswege. Wenn man den Wohnort selbst verläßt, so wird man, aus welcher einer Ausgangsstraße dies auch geschehen mag, bald eine große Ver- änderung wahrnehmen. Die Häuserreihen und die gepflasterten Straßen der Stadt sind verschwunden; statt jener hat man zu beiden Seiten Erdwälle oder Steinwälle, mit und ohne Gebüsch bepflanzt, oder auch Stackets, Planken, Umzäunungen und Hecken, in einigen Gegenden auch wohl bloß Gräben. Die von Wall und Graben beiderseits eingefaßten Wege sind ent- weder natürliche Landwege, — oder k ü n st I i cf; e Straßen, — K u n st st r a ß e n, Landstraßen muß man sie beide nennen, wenn es nicht bloß schmale Feldwege und Nebenwege sind, die sich von den eigentlichen Landstraßen als gebahnte Wege zu den Äckern absondern. Die natürlichen Landwege sind, je nach der Beschaffenheit des Bodens der Felder, durch welche sie führen, bald sandig und trocken, bald lehmig und feucht oder hart, wie es die Witterung und Jahres- zeit mit sich bringt. Meistens geht zu den beiden Seiten der Landwege,

3. Das dritte Schuljahr - S. 334

1898 - Langensalza : Schulbuchh.
334 und spieen Tod und Verderben auf die Ebene. Noch lagen ringsum die Saaten niedergetreten und die Pflanzungen verwüstet. Am Abhange des Jüdenhügels liegt zur rechten Hand die B a d e- a n st a l t, von einem lieblichen Haine umgeben. Unter dem Schutze dieses Haines eröffneten einige preußische Bataillone ein mörderisches Feuer auf hannöversche Kavallerie, die Angriff um Angriff auf die Preußen versuchte und dabei durch die Batterieen auf der gegenüber- liegenden Anhöhe von Merxleben unterstützt wurde. Da mußte der Tod reiche Ernte gehalten haben; denn bei jedem Schritte stieß ich ans tote Pferde, aufgeworfene Gräber, verstümmelte oder nieder- gerissene Bäume und verwüstete Kornfelder. Nur mit großer Mühe gelangte ich auf dem von Kanonenkugeln durchwühlten Wege auf die Chaussee und zu der steinernen Brücke, welche vor Merxleben über die Unstrut führt. Links von dort rückten unter den Augen ihres Herzogs die braven Gothaer vor, welche nach ihrem ersten mannhaften Angriffe auf den Feind von einem Hurra der Preußen begrüßt wurden, das den Kanonendonner übertönte. Zur Rechten aber stand die preußische Landwehr, die unter der Übermacht der Hannoveraner zusammenbrechen und weichen — nein, sich wieder sammeln, wieder zersprengt werden und immer von neuem feststehen. Und nun schlug ein ans preußischen und gothaischen Soldaten gebildetes Viereck helden- mütig die wiederholten Angriffe der vorzüglichen feindlichen Reiter- scharen ab. „Wir standen," erzählte mir später ein bei diesem Vor- falle leicht verwundeter Unteroffizier, „und sahen die schweren Massen der Dragoner auf uns losstürmen. Unser Anführer ließ dieselben bis auf 250 Schritt herankommen, dann erst gaben wir Feuer. Da wav es, als hätte der Schnitter das reife Korn abgemäht; ganze Reihen stürzten wie abgeschnitten zusammen. Doch unaufhaltsam rückten sie vor; die Pferde kamen wie der Wind, und kaum hatten wir noch ein- mal mit gleichem Erfolge gefeuert, so waren sie uns auf dem Leibe. Nichtsdestoweniger kamen wir nochmals zum Schuß. Da wäre aber, was die Lebenden nicht vermocht, beinahe von den dicht vor uns nieder- fallenden Toten unser Viereck gesprengt worden. Die wenigen Reiter, welche übrig blieben, retteten sich in wilder Flucht, auf welcher noch viele von unsern Kugeln erreicht wurden." Allein die Anzahl der Feinde war zu groß, und zu fest ihre Stellung auf der Höhe von Merxleben, wohin sich die aus der Ebene geworfenen hannöverschen Truppen zurückzogen. Deshalb führten selbst so glänzende

4. Das fünfte Schuljahr - S. 346

1901 - Langensalza : Schulbuchh.
Italien verbündet. Preußen hatte daher in Österreich, in Nard- und Süddeutschland Krieg zu führen. b) D e r Krieg in N o r d d e u t s ch l a n d. Mit Blitzesschnelle wandten sich die Preußen zunächst gegen die Verbündeten Österreichs in Norddeutschland. In wenigen Tagen waren Hannover, Knrhessen und Sachsen besetzt, ohne daß eigentlich Blut geflossen war. Die sächsischen Truppen waren in aller Eile nach Böhmen und die kur- hessischen Truppen nach Süden abgezogen. Die Hannoveraner ver- suchten, sich zu deu Bayern durchzuschlagen. Aber ehe sie diese er- reichten, stellte sich ihnen ein preußischer Heerhaufe in den Weg und hielt sie durch das Gefecht bei Langensalza (27. Juni) so lange fest, bis die Preußen, durch neu herangezogene Truppen verstärkt, sie von allen Seiten umschlossen. Da mußte das hannoversche Heer die Waffen strecken. Hiermit war Preußen seiner Feinde in Norddeutsch- land entledigt. e) Der Krieg gegen Österreich. Nach dem Kriegsplane, den der „Schlachtendenker Moltke" aufgestellt hatte, brach die preußische Armee in drei Heersäulen in Böhmen ein. Die E l b a r m e e führte Herwarth von Bittenfeld, die erste Armee Prinz Friedrich Karl und die zweite Armee Kronprinz Friedrich Wilhelm. Die Österreicher versuchten, den Angriff der Preußen zu wehren; es kam daher zu mehreren blutigen Gefechten. Trotz großer Tapferkeit wurden die Österreicher bei Trautenau, Nachod, Skalitz, Münchengrätz und Gitschin zurückgeschlagen. Nun zog der österreichische Obergeneral Benede k seine Truppen bei König g rätz zusammen. Er hatte sich ein vorteilhaftes Schlachtfeld ausgewählt. Die Österreicher standen hinter der Bistritz, einem kleinen Nebenflüsse der Elbe, die hier sumpfige Ufer hat. An der Bistritz waren zunächst die Vortruppen in einem großen Halbkreise aufgestellt; hinter ihnen stand auf den vom Bistritz- thale aufsteigenden Höhen die Artillerie und hinter dieser in einer Senkung die Infanterie und Kavallerie. Die Bäume an den Wald- rändern waren umgehauen, um der Infanterie, die hinter denselben stand, als Brustwehren zu dienen. Bei dem Dorfe Chlum, wo die Gegend am höchsten ist, hatte Benedek seinen Standort gewählt. Von hier aus konnte er das ganze Schlachtfeld übersehen. Hier bei König- grätz fand am 3. Juli die Hauptschlacht statt, die vom König Wilhelm selbst geleitet wurde. Prinz Friedrich Karl, der am nächsten am Feinde stand, rückte zuerst gegen die Feinde vor. Bald griff auch die Elb-

5. Das fünfte Schuljahr - S. 235

1901 - Langensalza : Schulbuchh.
235 bei Lützen zum Rückzüge, wofür er General der Kavallerie wurde. Vor allem war der Sieg über Daun bei Torgau am 3. November 1760 sein Werk. Friedrich hatte den Feind, den steile Abfälle und eine sumpfige Niederung auf der Vorderseite, ein starker Verhau im Rücken deckten, vergeblich angegriffen. 400 Kanonen warfen 6000 der an- stürmenden Preußen nieder, ehe es zum eigentlichen Gefecht kam. Der König selbst wurde von einer Kugel getroffen, die aber am Brust- bein niederfiel, ohne ihn schwer zu verwunden. „An meinem Leben liegt mir heute am wenigsten," rief er aus, „laßt uns unsere Pflicht thun und Unglück komme über die, welche sie nicht thun." Der Abend kam, ohne daß der geringste Vorteil über den Feind errungen war. Daun fertigte schon einen Siegesboten nach Wien ab. Der König wollte am andern Morgen den Angriff erneuern und schrieb in der Nacht am Altare der Kirche des Dorfes Elsnig die Befehle. Beim ersten Morgengrauen reitet er ruhig hinaus; da sprengt Zielen an der Spitze seiner Husaren mit dem Freudenrufe ihm entgegen: „Majestät, der Feind ist geschlagen und zieht sich zurück!" Friedrich umarmt ihn weinend, auch Zielen weinte. Dann aber ritt er zu seinen Truppen zurück und sagte: „Kinder, unser König hat die Schlacht gewonnen, es lebe unser großer König." „Ja, ja," entgegneten diese, „unser König Fritz soll leben, aber unser Vater Zieten auch." Freilich hatte Zieten das Beste gethan. — Es können den Kindern hier noch mehrere Züge aus Zietens Leben mitgeteilt werden. Am 26. Januar 1786 ward dem Könige der Tod des alten Zieten gemeldet. Tief erschüttert schwieg er eine Weile, dann sprach er: „Im Kriege kommandierte er immer die Avantgarde, auch mit dem Tode hat er den Anfang gemacht. Ich führe die Hauptarmee, ich werde ihm bald folgen." (Nach Schulze u. Bande, Heimatskunde des Kreises Ruppiu.) „Der Tod machte es mit Zielen gerade so wie mit seinen Feinden. Den Abend vor seinem Tode (1786, den 26. Januar) saß er noch vertraulich im Kreise seiner Familie und scherzte. Da klagte er plötz- lich, daß ihm nicht wohl sei. Doch ebenso schnell ging der Anfall vorüber. Aber gegen 4 Uhr morgens wiederholte sich derselbe. Er ließ seinen Kammerdiener wecken und bestellte Thee. Aber noch ehe der Auftrag besorgt sein konnte, war er schon tot. Eben noch bewußt und sprechend — lag er einen Augenblick darauf bewußtlos und für alle Zeiten stumm da. Zwar waren die Seinen schon jahrelang auf

6. Das fünfte Schuljahr - S. 331

1901 - Langensalza : Schulbuchh.
331 sie auch die „Völkerschlacht bei Leipzig", weil fast alle Völker Europas in den dort versammelten Heeren vertreten waren. Von dem Ausgang dieser Schlacht hing es ab, ob die Völker Europas in Knechtschaft oder Freiheit leben sollten. Am 16. Oktober begann der Kampf bei dem Dorfe Wachau mit einem so gewaltigen Feuer, daß die Erde erbebte. Selbst die ältesten Krieger bekannten, ein solches Krachen nie gehört zu haben. Napoleon glaubte schon den Sieg errungen zu haben, und ließ in Leipzig mit allen Glocken läuten. Er hatte aber zu früh gejubelt. Es kam zu keiner Entscheidung bei Wachau. Dagegen hatte Blücher bei dem Dorfe Möckern zu gleicher Zeit einen Sieg errungen. Drei- mal war das Dorf mit Sturm genommen und dreimal wieder verloren worden. Durch einen vierten Angriff gelang es Blücher, die Franzosen auf Leipzig zurückzudrängen. Der 17. Oktober war ein Sonntag. An diesem Tage ruhte der Kampf. Napoleon suchte durch Unterhandlungen die Verbündeten zu trennen, aber es gelang ihm nicht. Früh am 18. Oktober begann der Kampf von neuem. Napoleon stand bei dem Dorfe Probstheida. Von einem Windmühlenhügel leitete er die Schlacht. Die verbündeten Herrscher standen auf einem Hügel (Galgen- berg), der noch heute der Monarchenhügel heißt. Mit unglaublicher Tapferkeit wurde auf beiden Seiten gekämpft. Stellenweise lagen die Leichen so hoch, daß die Kämpfer nicht mehr über sie hinwegkonnten. Bald neigte sich der Glücksstern Napoleons. Die sächsischen Regimenter und eine Abteilung Württemberger gingen zu den Verbündeten über. Gegen Abend gab Napoleon das Zeichen zum Rückzüge nach Leipzig. Da sanken die drei verbündeten Herrscher (König Friedrich Wilhelm Iii., Kaiser Franz I. und Kaiser Alexander) auf die Kniee und dankten Gott für den herrlichen Sieg. Am 19. Oktober wurde Leipzig erstürmt, und schon am Nachmittage hielten König Friedrich Wilhelm und Kaiser Alexander ihren Einzug in die Stadt. Als Blücher auf deu Markt kam, umarmte ihn der Kaiser von Rußland und sagte: „Mein lieber General, Sie haben das Beste gethan, Sie sind der Befreier Deutsch- lands." Blücher aber entgegnete: „Majestät, ich habe nur ineine Schuldigkeit gethan." Der König drückte ihm gerührt die Hand und ernannte ihn zum Feldmarschall. Das war eine gewaltige Schlacht bei Leipzig, welche unserem Vaterlande die Freiheit wiedergebracht hat. Napoleon konnte nun nicht mehr daran denken, sich in Deutschland zu behaupten. Er eilte mit den Trümmern seines Heeres über den Rhein nach Frankreich zurück.

7. Das fünfte Schuljahr - S. 347

1901 - Langensalza : Schulbuchh.
347 armee in den Kampf ein. Obgleich die Geschosse der Österreicher surchtbares Unheil in den Reihen der Preußen anrichteten, so wankten sie dach nicht. General Fransecki hatte sechs Stunden lang in dem mörderischen Feuer im Walde vor Sadowa standgehalten. Als er doch auf ein Dorf zurückweichen mußte, rief er: „Richt weiter zurück, hier sterben wir!" Der König selbst setzte sich der größten Gefahr aus. Darum bat ihn Graf Bismarck, sich zu schonen. Lächelnd erwiderte der König: „Wie kann ich davon reiten, wenn meine brave Armee im Feuer steht!" Gegen Mittag stand die Schlacht. Vorwärts konnten die Preußen nicht, zurück wollten sie nicht. Da fragte König Wilhelm Moltke, was er von dem Verlauf der Schlacht halte. Dieser er- widerte: „Eure Majestät gewinnen heute nicht nur die Schlacht, son- dern den Feldzug." So geschah es denn auch. Als des Nachmittags gegen 2 Uhr die Armee des Kronprinzen in Rücken und Flanke des Feindes erschien, war für diesen kein Halten mehr. Als der König um 31/2 Uhr befahl, daß das Centrum vorrücke, hatte die feindliche Infanterie ihre Stellungen schon verlassen und befand sich im vollen Rückzüge. Auf dem Rückzüge wurden noch Tausende getötet, verwundet oder gefangen genommen. Der König traf am Abende ans dem Schlacht- felde seinen Sohn, der so viel znm Siege beigetragen hatte. Er um- armte ihn und verlieh ihm den Verdienstorden (»?our le mérite«). — Rach der Schlacht bei Königgrätz drangen die Preußen rasch bis Wien vor. Da bat der Kaiser von Österreich um Frieden. Dieser kam am 23. August zu Prag zustande. d) Der Krieg in Süddeutschland. Während das Haupt- heer der Preußen in Böhmen glänzende Erfolge errang, drang ein anderes preußisches Heer siegreich gegen die Verbündeten Österreichs in Süddeutschland vor. General Vogel von Falken st ein, der Führer der preußischen Mainarmee, siegte bei Kissingen und Aschaffenburg und besetzte die Stadt Frankfurt a. M. Nachdem sein Nachfolger im Oberbefehl, General von Manteuffel, noch weitere Siege erfochten hatte, baten auch die süddeutschen Staaten um Frieden. e) Der Friede. Im Frieden zu Prag schied Österreich aus Deutschland aus und verzichtete auf Schleswig-Holstein. Schleswig- Holstein, Hannover, Knrhessen. Nassau und Frankfurt a. M. wurden dem preußischen Staate einverleibt. Tie entthronten Fürsten wurden durch Geld entschädigt. Mit den süddeutschen Staaten wurde in Berlin Frieden geschlossen. Sie erhielten ihre Länder und hatten

8. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 34

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
34 gung darbot. Der Gang und Erfolg des ruhmwürdigen Gefechts aber war folgender: Der Angriff begann auf dem linken Ufer der Ilmenau. Dort näherte sich um elf Uhr von Süden der Oberst Pahlen der Stadt. Morand hielt diese Ko- sacken noch immer für eine Streifpartei und schickte ihnen daher einiges Fußvolk mit Geschütz entgegen, um sie zu umgehen und ihnen den Rückzug nach Bienenbüttel abzuschneiden. Allein die Kosacken warfen sich mit Heftigkeit auf die Feinde und trieben sie über die Hasenburg gegen die Stadt zurück. Zn derselben Zeit drangen die Kosacken auch auf der Ostseite gegen die Stadt vor, indem der General Tscher- nitscheff die Abtheilung des linken Flügels, der General Benkendorf die des rechten Flügels befehligte. Dieser Angriff schien den Feind zu überraschen, denn er er- kannte nun, daß er es mit einer größeren Masse zu thun habe, als er vermuthet hatte. Eilig ließ er daher an jener Seite durch das Altenbrücker Thor seine Rei- terei mit einer Kanone unter dem französischen Hauptmann Barrisett ans die vor- liegende Ebene dem Feinde entgegen rücken. Während diese Reiterei unter be- ständigem Necken von den Kosacken immer weiter von der Stadt hinweg ins Freie gelockt wurde, brach plötzlich der General Dörnberg mit seinem Fußvolk, mit vier Kanonen und zwei Haubitzen aus dem bilmer Strauch hervor. Es war mittags um zwölf Uhr. Als der Feind das Fußvolk sich entwickeln sah, schickte er die Schützen des sächsischen Regimentes zur Deckung der französischen Kanone vor. Aber schon war die französische Reiterei vor dem altenbrücker Thore durch einige Kanonenschüsse in Unordnung gebracht und dann von dem Obersten Bedräga mit einer Schwadron Jsum'scher Husaren angegriffen und ans den schierbrunner Graben geworfen. Nur wenige französische Reiter vermochten durch den Graben zur Stadt zu gelangen, und die Kanone ging verloren. Sobald die Schützen dies wahrnahmen, zogen sie sich zur Stadt zurück und vereinigten sich mit der Besatzung des altenbrücker Thors. Während dessen war der General Morand noch immer in dem Wahne be- fangen, daß er nur von einer ansehnlichen Kosackenabtheilung beunruhigt werde, und die Kanonenschüffe, welche er hörte, nahm er nur für die seines eigenen Ge- schützes. Eine unbegreifliche Sorglosigkeit und Verkehrtheit hatte sich seiner be- mächtigt, so daß er nicht einmal, was doch selbst die lüneburgschen Bürger thaten, einen Adjutanten auf einen der Kirchthürme sendete, um sich von dem, was im Umkreise der Stadt vorging, gewissere Kunde zu verschaffen. Sobald ihm aber die Vorfälle auf der Ostseite der Stadt, sowie das dortige Erscheinen von Fußvolk und Artillerie gemeldet wurden, ließ er das französische Bataillon der 54. Kohorte zum neuen Thore hinaus auf der Straße nach Garlsdorf zurückgehen, um sich dadurch den Rückzug zu decken. Aber schon hatte der General Dörnberg aus seinem Fnßvolke zweiangriffs- colonnen gebildet und den Major von Borka mit den pommer'schen Füsilieren, geleitet von dem hannoverschen Hauptmann von Langrehr, gegen das lüner Thor, den Major von Essen mit dem russischen Jägerbataillon, geleitet von dem Forstmeister von Meding, gegen das altenbrücker Thor zum Angriff vorrücken lassen. Die wiederholten Gesuche der Besatzungen dieser beiden bedrohten Thore um Verstärkung bewogen den General endlich, sich an das lüner Thor zu begeben.

9. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 36

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
36 Kampf möchte ungeachtet der kraftvollsten Gegenwehr nicht so ruhmvoll beendigt sein, wenn nicht mehrere Einwohner der Stadt die preußischen Füsiliere und ihre Geschütze auf Punkte geführt hätten, von welchen ihr Feuer eine größere Wirk- samkeit erhielt. Bürger und Krieger wetteiferten an jenem schönen Tage in mu- thiger Hingebung, und selbst ein Dienstmädchen, Johanne Stegen, bekundete ihre Unerschrockenheit, indem sie im dichten Kugelregen den Preußen aus einem umgestürzten Pulverwagen der Feinde den mangelnden Schießbedarf zu- trug. Immer heftiger entbrannte der Kampf an dem neuen Thore; dennoch ließ das französische Bataillon der 54. Kohorte die braven Sachsen im Stiche und konnte durch keine Aufforderung zur Unterstützung bewogen werden. Da werden zugleich die beiden noch übrigen sächsischen Geschütze unbrauchbar gemacht und der General Morand, sowie sein Adjutant schwer verwundet. Als nun die russische Reiterei die schon ermatteten Feinde im Rücken und auf den Seiten an- griff, da streckten sie größtentheils die Waffen, und nur sehr wenige vermochten zu entkommen. Als Morand verwundet war, übernahm der Oberst von Ehren- stein, obwohl selbst schon zwiefach verwundet, den Befehl. Dieser sah ein, daß er völlig unterliegen werde, und deshalb schickte er auf der Stelle den Hauptmann Erdtel als Unterhändler an den General Dörnberg. Es wird versichert, daß den Sachsen freier Abzug mit Waffen und Gepäck bewilligt worden sei; allein der Kamps war um diese Zeit so heftig geworden, daß die Nachricht von der einge- tretenen Waffenruhe nicht mehr verbreitet werden konnte, und daher mußten die Franzosen, wie die Sachsen, noch während der Unterhandlung die Waffen nieder- legen. Um fünf Uhr nachmittags war das Gefecht glorreich beendigt. Gegen 2200 Franzosen und Sachsen wurden gefangen genommen; acht Kanonen (denn zwei Stück hatten die Sachsen am lüner Thore in den Stadtgraben geworfen), dreißig Fässer Pulver, drei Fahnen und alles Gepäck wurde erbeutet. Unter den Gefangenen befanden sich der Chef des Generalstabes de Lourde, der Oberst Poisy und der sächsische Oberst von Ehrenstein. Der Verlust der Preußen belief sich auf einen Officier und 7 Mann au Todten und 4 Officiere und 38 Mann an Ver- wundeten. Die Russen hatten an Todten den Major von Puschkin und einige 70 Mann verloren, an Verwundeten 3 Officiere und über 100 Mann. Die Ge- fangenen wurden theils von dem lüneburger Landstürme, theils von den jungen Leuten, welche sich entschlossen hatten, unter dem Oberstlieutenant von Estorff zu dienen, theils von Kosacken zunächst nach Boitzenburg und von dort nach Berlin geführt. Der verwundete Morand starb am 5. April zu Boitzenburg und wurde dort mit allen Ehren bestattet. 17. Die Schlacht bei der Göhrde am 16. September 1813. Ter hannoversche General Wallmoden erfuhr, daß der General Pecheux mit der fünfzigsten Division von Hamburg aufgebrochen sei, um sich zu dem franzö- sischen Hauptheere in Sachsen zu begeben. Sofort beschloßwallmoden, den Fran- zosen durch einen raschen Zug über den Hals zu kommen. Er ließ deshalb von seiner Armee nur einige tausend am rechten Elbufer dem gewaltigen Davoust gegenüber stehen, damit er seinen Abzug mit dem Hauptheer nicht merken solle,

10. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 37

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
37 setzte mit etwa 10,000 Mann und 18 Kanonen in der Nacht des 14. Septembers bei Dömitz über die Elbe und legte sich hinter den Hügeln des Göhrdewaldes ins Versteck. Streifende Kosacken sollten nun den französischen General Pecheux hier- her in die Falle locken, aber der rückte nur bis Dahlenburg und behielt den Göhrde- wald blos mit seinen Vorwachten besetzt. So war der Mittag des 16. herange- kommen, und Wallmoden befürchtete, der Feind möchte ihm entwischen; deshalb beschloß er, ihn sofort anzugreifen, wo er ihn träfe. Mit sechs Bataillonen und den Husaren der russisch-dentschen Legion unter Goltz und Dohna und mit zwei Batterien sendete Wallmoden den Ahrenschildt und Pfuhl über Nieberau gegen den Wald, damit sie durchdrängen und unweit Röthen dem Feinde plötzlich in den Rücken fielen. Gradaus gegen den Feind rückte Tet- tenborn, und Wallmoden selbst folgte als Rückhalt; ihn begleitete der Engländer Lyon mit sechs Bataillonen. Rechts ab aber trabte Dörnberg mit schnellen Reitern, um deu Franzosen in den linken Flügel zu fallen. Der Kampf be- gann. Die Lützower-, Tiroler- und Reich'schen Schützen trieben die feindlichen Vorwachten durch den Wald vor sich her, und, nachdem besonders bei dem Jagdschloß Göhrde mit höchster Erbitterung gekämpft war, zuletzt hinaus ins Feld. Hier auf dem Steinkerhügel, einer Höhe, welche vom Walde durch eine Tiefe geschieden und zur Linken durch einen Sumpf gedeckt war, hatte sich des Feindes gesammte Macht aufgestellt und empfing die aus dem Walde hervor- brechende Mannschaft mit einem mörderischen Kugelregen. Hauptmann Staat stand hiermit 1000 Mann zwei französischen Vierecken, welche die Höhe besetzt hatten, gegenüber. Eine feindliche Haubitze, auf einem Vorsprunge zwischen den Vierecken, richtete großen Schaden an. Staat ruft: „Freiwillige vor!" — Da tritt Bergenroth, Regierungsrath aus Königsberg, mit S ch ö n e m a n n und sieben andern Jägern stracks einen Sturmlauf gegen die Haubitze an. Einige dieser wackern Helden fallen, aber die übrigen, ehe die überraschten Franzosen zu Hülfe kommen können, erobern das Stück. S ch ö n e m a n n schlägt Feuer an und brennt das noch geladene Geschütz mit Glück gegen die Vierecke ab; darnach ziehen er und Bergenroth, als die beiden noch Gesunden, ihre Beute den Berg hinab und überliefern sie den jubelnden Ihrigen drunten. Nun dringen die Franzosen grimmig nach; auch Staat wird verwundet; aber Sieg und Beute wird behauptet. Die beiden Helden, Schönemann und Bergenroth, werden mit dem eisernen Kreuz geschmückt, und letzterem, dem Führer, hängt General Tettenborn selbst auf der Stelle seinen eigenen Degen über die Achsel. Während diegeschütze von beidenseiten donnern, laufen die Schützengegen die zugängliche rechte Seite der Höhe Sturm. Jahn mit den hurtigen Turnern ist voran; aber das mörderische Feuerder Schanzen und Vierecke schmettert sie wieder bergab. Viel edles deutsches Blut ist hier vergossen. — Auch die preußische Heldin Eleonore Prochaska, welche unter dem Namen August Renz in der Lützower Freischaar diente, ward hier von einer Kugel tödtlich getroffen, als sie eben einen schwer verwundeten Kampfgenossen aus dem Kugelwetter in Sicherheit hatte bringen wollen. Sie starb noch an demselben Tage in Dannenberg.
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