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1. Die Weltgeschichte in Uebersichten und Schilderungen der wichtigsten Begebenheiten vom Wiener Congreß bis zur Wiederherstellung des deutschen Kaiserreichs - S. 220

1874 - Jena : Costenoble
— 220 — und dieses Dorf nebst Ratschitz den Feinden entriß. Immer neue Bataillone marschirten auf und drangen in die Lücke der österreichischen Schlachtordnung ein, auf das verschanzte Chlum und Rozberitz los, wo die österreichische Reserve stanb. Benedek war überrascht. Ein mörberischer Kamps entspann sich um die beiben Orte, die den Rückzug Benebek's decken sollten. Die Garde war wohl niederzuschmettern, aber nicht auszuhalten. Benebek ließ die Reserve herbeiholen. Chlum, Rozberitz und Problns sollten um jeben Preis wieder genommen werden. Die Garde gerieth in Be-drängniß. Rozberitz ging verloren, um Chlum wogte ein mörderisches Gefecht. Keine Kugel ging verloren. Benedek kämpfte um den Rückzug, die Garde um den vollen Sieg. Anderthalb Stunden wogte der Kampf auf und nieder, dann setzte sich die Garde in Chlum fest und erstürmte 472 Uhr Lipa. Benedek ordnete den Rückzug an, welchen die Reiterei decken sollte, die aber von der preußischen nach wildem wirrem Handgemenge geworfen wurde. Beim Rückzüge geriethen die österreichischen Truppen bald durcheinander, weil Herwarth den linken Flügel auf dllls Centrum zurückgeworfen hatte und der rechte Flügel dasselbe Schicksal erlitt. Eine wirre Menschenfluth stürzte auf Königgrätz. Nur die österreichische Artillerie schützte den Rückzug durch ihre unerschütterliche Ausdauer, wogegen 42 preußische Kanonen in die fliehende Menschenmasse ihre Geschosse schleuderten. Die geworfene österreichische Reiterei ritt ihr eignes Fußvolk nieder, und nun ward der Rückzug zur Flucht. Die Bataillone lösten sich aus, Alles lief wirr durch- und übereinander, Wagen und Kanonen blieben stehen, Waffen und Gepäck wurden weggeworfen, und die ganze Armee wäre zerstäubt worden, wenn die Preußen so energisch verfolgt hätten, wie es Blücher bei Waterloo that. Die Sieger aber ergriff ein edleres Gefühl. Der König ließ das Feuer der 42 Kanonen einstellen, um Menschenleben zu schonen, und als die Reiterei vorrückte, die Verwundeten aber in den Getreidefeldern ein Wehgeschrei erhoben, weil sie fürchteten, von den Reitern zertreten zu werden, ließ Prinz Karl einhalten und Umwege einschlagen. Der Feind ward wenig verfolgt, den Siegern ein Rasttag nach so vielen Anstrengungen gegönnt. Hier auf dem Siegcsselde begrüßten den König nicht nur Sohn und Better, sondern auch das ganze Heer fand sich bei einander: Ostpreußen und Rheinländer, Pommern und Schlesier. Das war ein frohes Zusammentreffen, das ganze preußische Volk in Waffen! Den Besiegten kostete die Schlacht 174 Kanonen, 11 Fahnen, 21,000 Gefangene und 17,000 Todte und Verwundete; den Preußen 9000 Mann. In Wien hatte man bisher nur Siegesberichte erhalten und

2. Die Weltgeschichte in Uebersichten und Schilderungen der wichtigsten Begebenheiten vom Wiener Congreß bis zur Wiederherstellung des deutschen Kaiserreichs - S. 221

1874 - Jena : Costenoble
— 221 - fuhr eine Kanone — ein früheres Geschenk des Königs — als erobertes Geschütz umher, bis es endlich hieß: Unsere Nordarmee existirt nicht mehr! Benedek zog unbehelligt nach Olmütz, um sein Heer wieder zu ordnen. Die Sieger ließen durch ein Corps die Festung beobachten, zogen über Brünn und Zglau gegen Wien. Unterdessen hatte Erzherzog Albrecht bei Custozza über die Italiener gesiegt, die kleine Flotte Tegethoff's bei Lissa die große italienische besiegt und halb vernichtet, und Oesterreich verschenkte Venetien an Frankreich, welches dasselbe an Italien übermittelte. Napoleon mengte sich nach seiner zudringlichen Weise ein und wollte den Frieden vorschreiben, damit die Franzosen die Schande vergessen sollten, die er in Mexico eingeerntet hatte, wo er wie ein erwischter Taschendieb davon lief. Er schlug Waffenstillstand vor und hätte dadurch Preußen um den Ersolg schwer erkaufter Siege gebracht. Aber Bismark wußte ihn durch allerlei formelle Einwendungen hinzuhalten, so daß die Preußen vorwärts gingen und bereits an der Donau lagerten, wo von Enzersdorf bis Aspern Schanzen aufgeworfen, Kanonen herbeigeschafft und 20,000 Mann aufgestellt waren. Albrecht mußte mit einem Theile des Heeres zurückkommen, um Wien zu becken, welches man in Be-lagerungsznstanb erklärte, um es zu beruhigen. Italien war mit dem geschenkten Venetien nicht zufrieben, Napoleon nicht gerüstet, und so würde aus dem Waffenstillstanbe nichts. Oesterreich rief den Benebek mit seinem Heere nach Wien; aber der gerabe Weg war versperrt und er mußte über die kleinen Karpathen rnar-schiren, um bei Preßburg über die Donau zu gehen. Von den Preußen würden ihm die Wege verlegt, und er so bedrängt, daß er in die Karpathen sich retten mußte; aber der ungeschickte Bonin leistete auch hier wenig. Aber zu Blumenau bei Preßburg er- schien plötzlich Bose, und hatte die dort versammelten Oesterreicher bereits umzingelt, als die Meldung des Waffenstillstandes ankam und das Gefecht abgebrochen ward. Die Preußen standen im Angesicht Wiens, hatten den Stesansthurm vor Augen, sahen Nachts die erleuchteten Fenster der Stadt, ba machte Oesterreich 511 Nikolsburg, wo Wilhelm I. Quartier genommen hatte, Frieden. Preußen hatte mit dem norbbeutschen Bunde 664,000 Mann unter äöaff'en; biesen waren Oesterreich und Frankreich nicht gewachsen. Freilich wüthete die Cholera und raffte Tausenbe hin, aber trotz-dem hatte der König Wilhelm 250,000 Mann frei zum Angriff auf Wien. Zwar stellte ihm Oesterreich ebenso viel entgegen, aber bies waren zum Theil frische Truppen, und in Ungarn gebachte man die Waffen gegen Oesterreich zu erheben, um sich mit «yute der Preußen und Italiener von dem Kaiserreiche loszumachen. Der Friebe kam zu Staube (26. Juli 1866). Oesterreich I

3. Die Weltgeschichte in Uebersichten und Schilderungen der wichtigsten Begebenheiten vom Wiener Congreß bis zur Wiederherstellung des deutschen Kaiserreichs - S. 235

1874 - Jena : Costenoble
— 235 — mühsam der französischen Angriffe. Da kam gegen Abend noch eine Hilfe, nahm im Rücken der Franzosen Stiring, den Frisch-rvald und Kaninchenberg, von wo aus man'forbach beschoß. Da mußte Frofsard eiligst den Rückzug antreten und ward weithin verfolgt. An diesem Tage hatten 27 deutsche Bataillone und 16 Batterien über 39 französische und 15 Batterien gesiegt. Unter Jubel zog Regiment nach Regiment nach Lothringen hinein. Mac Mahon sollte bei Chalons ein Heer sammeln und marschirte Tag und Nacht, um der deutschen Reiterei zu entgehen; dagegen sammelte Bazaine bei Metz ein zweites Heer. Gegen dieses zogen Steinmetz und Friedrich Karl, auf Verduu und Chalons dagegen der Kronprinz. Die Vogesensesten Marsal, Pfalzburg, selbst Toul fielen, Bitsch ward eingeschlossen, Reiterschaaren durchschwärmten weithin das Land, kundschafteten es aus, zerstörten Telegraphen und Eisenbahnen und verbreiteten Schrecken. Bald erschien das ganze deutsche Heer an der Mosel und überschritt dieselbe. Zn Paris betrog Ollivier nach gewohnter Weise die Bevölkerung durch falsche Nachrichten; als aber die Wahrheit sehr bald herauskam, gab es stürmische Scenen im Parlament, der Lügner ward vom Amte gejagt, wie der unfähige Leboeuf, Napoleon legte sein Kommando nieder, Paris sollte befestigt, ein Aufgebot in Masse ausgeführt werden. Bazaine hatte bei Metz 180,000 Mann gesammelt und wollte auf Verdun abmarschiren, um sich mit Mac Mahon zu vereinigen. Die Deutschen wollten dies hindern, seinen Abmarsch aufhalten, um von verschiedenen Seiten heranzueilen und ihn zu umzingeln. Als daher die Vorposten des Vortrabs der Steinmetz'schen Armee am 14. August bemerkten, daß Bazaine abziehe, griffen die vordersten Bataillone sofort die am rechten Moselufer stehenden Franzosen an und nahmen Colombey und Borny. Von beiden Seiten eilten nun Hilsstrnppen herbei, der Abmarsch Bazaine's unterblieb, und am Abend wurden die Franzosen bis unter die Kanonen der Festung zurückgeworfen; denn auch bei Noiseville schlug sie Manteuffel zurück. Mehr konnte man nicht erreichen. Der Hauptgewinn lag darin, daß Bazaine einen Tagemarsch verlor, die Deutschen einen solchen für die Umzingelung gewannen. Gegen 10 Uhr hörten die Gefechte auf, die jeder Partei an 4000 Mann mochten gekostet haben. Die übermüthigen Franzosen wußten bereits um ihren Rückzug kämpfen, da sie den Feind zur Seite, theils gar vor sich hatten.

4. Die Weltgeschichte in Uebersichten und Schilderungen der wichtigsten Begebenheiten vom Wiener Congreß bis zur Wiederherstellung des deutschen Kaiserreichs - S. 236

1874 - Jena : Costenoble
— 236 — Die Schlachten vor Metz (16. u. 18. Aug. 1870). Die deutschen Heermassen setzten bei Pont-a-Monsson und andern Übergangsstellen über die Mosel, wobei sie aus deren rechtem Ufer kleinere Kriegsschaaren zurückließen, ehe sie auf Paris los gingen. Da erfuhren sie, daß Dazaine auf Verdun im Abmarsch sei. Es galt jetzt, dies zu verhindern, um ihn vereinzelt zu schlagen. Das ganze deutsche Heer mußte also eine Schwenkung nach Norden machen, zum Theil zurückmarschiren und dabei weite Bogen beschreiben, um den Marschall plötzlich von allen Seiten zu fassen. Die Wege waren weit, man mußte also den Feind um jeden Preis aufhalten, damit die herbeieilenden Kriegsschaaren am 18. August alle versammelt waren. Nun fanden Reiterschaaren den Feind schon bei Mars la-Tour. Hier mußte eine Schlacht geliefert werden, welche am 16. August stattfand, sehr blutig war und von den Franzosen die Schlacht von Vion-ville genannt wird. Zunächst waren hier wenig deutsche Truppen bei der Hand, aber ein Riegel mußte vorgeschoben werden. Adjutanten sprengten nach allen Seiten, um Hilfe herbei zu holen. Doch durste man diese erst am späten Nachmittag erwarten, denn die.nächsten Corps hatten 6—10 Stunden Wegs zurückzulegen. Bei Mars-la-Tour, 2% Meile von Metz, stießen die französischen Vortruppen auf deutsche am 15. August; es entspann sich ein Artilleriekampf, weshalb wirklich die Franzosen Hatt machten, so sehr sie auch Eile nöthig hatten. Frofsarb stand also still und ihm zur Seite Canrobert bei Rezonviue. In der Nacht machte sich Held Napoleon aus dem Staube nach Verdun, nachdem er Bazaine zum Oberanführer ernannt hatte. Aus einer beabsichtigten Recognoscirung ward eine Schlacht, da Bazaine an 170,000 Mann (149 Bataillone, 111 Schwadronen, 64 Batterien) gegen 68,000 Mann (60 Bataillone, 87 Schwadronen, 37 Batterien), die sich erst nach und nach versammelten, ins Gefecht führte und trotz entschlossener Angriffe nichts ausrichtete. Jede Partei verlor an 16,000 Mann. Die deutsche Reiterei (Rheinbaben) brach früh aus Lionville auf, kam 9y2 Uhr vor Mars -la-Tour und Tronville an und begann die Schlacht, wahrend Alvensleben gegen Vionville zog. Die übrigen Generale, welche später nach und nach eintrafen, folgten der Richtung des Kanonendonners; so daß die Schlacht-linie zuletzt fast 5 Stunden lang war. Erst um 10 Uhr erschien Fußvolk und eilte bataillonweise in den Kampf. Bei Rezonville gewannen die Deutschen Raum und griffen Flavignt)^ und Vion-

5. Die Weltgeschichte in Uebersichten und Schilderungen der wichtigsten Begebenheiten vom Wiener Congreß bis zur Wiederherstellung des deutschen Kaiserreichs - S. 238

1874 - Jena : Costenoble
— 238 — -inb Pike Mann gegen Mann gestritten; die Reitermassen wirbelten und strudelten durcheinander, bis die Franzosen hinter ihr Fußvolk flohen. Als endlich am späten Abend neue deutsche £rtarpen eintrafen, konnten sie eben das Gefecht nur noch Hin-Hai V\ Sie riffen den Feind an mit Hilfe der Reiterei, fanden aber stets eine Ueberrnacht vor sich. Endlich senkte die Nacht ihr Dunkel herab und that dem verderblichen Kampfe Einhalt. Im Dunkel ui *: .hm die Reiterei noch einen Angriff, aber Ehafse- pors und fei vereitelten jeden Erfolg. Die Deutschen hatten die seinoucye Stellung nicht nehmen können, sich nur mit Mühe in der anfangs gewonnenen behauptet; aber die Franzosen waren einen Tag aufgehalten, ermüdet, ihre Truppen erschüttert, bedurften Zeit zur Ordnung, und dadurch ward die Schlacht bei Gravelotte (18. August) möglich, in welcher man die Franzosen nach Metz hineinwarf. Nach der Schlacht übernachteten beide Theile auf dem Schlachtfelde, und Bazaine sah ein, daß er auf diesem Wege nicht zur Maas gelangen könne. Er mußte, um zu entkommen, die nördlichen Straßen wählen, welche an der belgischen Grenze vorüberführten. Zunächst gab er am nächsten Morgen seine Stellungen auf und zog sich näher nach Metz zurück. Dagegen erhielten die deutschen Truppen einen Ruhetag, während die erste und zweite Armee herbeizog, um Stellung zur Schlacht für deu 18. August zu nehmen. Es kam ein Heer von 200,000 Mann zusammen, denen Bazaine etwa 170,000 Mann entgegenstellte, aber in Stellungen, welche von Natur und Kunst befestigt und fast unangreifbar waren. Besaßen die Deutschen auch mehr Geschütze, so standen die französischen gedeckt und schlugen die weitgehenden Chassepotskugeln in die deutschen Batterien ein. Da Bazaine fürchtete, man wolle ihn von Metz abdrängen, so hatte er seinen linken Flügel besonders stark befestigt und hier seine Reserven aufgestellt. Dagegen besaß der rechte Flügel bei Privat und Roncourt nicht diese Festigkeit, weshalb die deutschen (Sachsen und preußische Garde) diese Dörfer wegnehmen sollten. Um dorthin zu gelangen, hatten sie 4—5 Meilen Wegs zurückzulegen und trafen deshalb erst gegen 6 Uhr mit voller Macht ein. Daher zog sich die Schlacht bis in die Nacht hinein und kam nicht recht zum Abschluß, obschon sie bereits gegen die Franzosen sich entschied. Tiefe Thaler mit steilen Rändern durchziehen das Schlachtfeld, und in ihren Windungen ziehen die Straßen dahin. Die Straße von Gravelotte nach Metz geht im Mancethale entlang und erreicht am Vorwerk St. Hubert das Plateau, welches einen Wechsel von Getreidefeldern, Weingärten und vielen großen Waldungen, Dörfern und Gehöften und Landwegen bildet, so daß Reiterei nicht zu gebrauchen ist. Perschanznngen, Verhaue, schützen-

6. Die Weltgeschichte in Uebersichten und Schilderungen der wichtigsten Begebenheiten vom Wiener Congreß bis zur Wiederherstellung des deutschen Kaiserreichs - S. 242

1874 - Jena : Costenoble
- 242 _________ jdie Schlacht bei Sedan (1. Sept. 1870). In wirrem Getümmel eilten die erschreckten Franzosen bei Mouzon über die Maas, verfolgt von deutschen Granaten und Vollkugeln. Alles ging drüber und drunter, die Reiter schwammen durch den Fluß, wobei viele umkamen. Die Baiern nahmen dem Douay eine Trainkolonne weg und jagten seine Soldaten in wilder Flucht davon. Um Sedan herum sammelte Mac Mahon endlich seine durcheinander gekommenen Corps und stellte sie im Halbbogen in Schlachtordnung. Napoleon erließ hier seine letzte Proklamation. Um Sedan herum standen auf 4 Meilen die Deutschen und hatten das feindliche Heer bereits im Osten und Westen überflügelt, die Wege nach Metz, Mezieres und Belgien verlegt. Die Franzosen hielten in einem Thalkessel, um sie herum auf den Höhen standen die Deutschen, die in die Straßen des winkligen Sedans hineinsahen. Das Schlachtfeld, 11/2 Meile von der belgischen Grenze, war 3 Stunden lang und reichte von Illy bis Bazeilles. von Givonne bis Floing 3/4 Meile breit, überall passirbar; doch führen die Wege oft durch enge Schluchten. Es wechseln auf den Flächen Obstgärten, ummauerte Weinberge, Felder und Gehölze, besonders bei Charenne. Die Thalebene, 2000 Schritt breit, hebt sich im Norden zu dem Plateau von Illy, doch beherrscht man von den Höhen am linken Maasufer Sedan. Die schwerste Arbeit erhielten die Baiern unter Tann, welche um 3 Uhr Morgens aufbrachen, beim Morgennebel über die Maas gingen und Bazeilles angriffen, wo sich die Marinesoldaten mit außerordentlicher Tapferkeit zur Wehr setzten. Das Ka-nonenfener begann schon früh 4 Uhr. Da ward 7 Uhr Mac Mahon von einem Granatsplitter bei la Moncelle schwer verwundet und Ducrot übernahm das Kommando. Mac Mahon hatte keinen Schlachtplan gegeben, und daher mußte jeder General auf eigne Faust das Nothwendige anordnen. Ducrot gab Befehl, nach Mezieres abzumarschireu. Bald darauf erschien Wimpffen, der vom Minister zum Kommandanten ernannt war, und gab Gegenbefehle, die Truppen mußten wieder in die Stellungen zurückkehren. Unterdessen waren Sachsen und preußische Garde gegen Daigny und Givonne vorgegangen, die übrigen Truppen hatten ihren Umzingelungsmarsch fortgesetzt. Bis 10 Uhr kämpften die Baiern um das brennende Bazeilles, um Häuser, Gärten und Weinberge und fanden unerschrockenen Widerstand; selbst Frauen kämpften gegen sie, verstümmelten und mordeten Verwundete, was

7. Die Weltgeschichte in Uebersichten und Schilderungen der wichtigsten Begebenheiten vom Wiener Congreß bis zur Wiederherstellung des deutschen Kaiserreichs - S. 244

1874 - Jena : Costenoble
— 244 — geworfenen Waffen, Todten und Verwundeten, jede Ordnung hörte auf, das französische Heer löste sich in ein Ehaos auf, kein Befehl ward beachtet, Jeder dachte nur an seine Rettung. Haufenweise sprangen Reiter über die Wälle, stürzten in die Gräben und kamen elend um. Wimpsfen wollte mit 2000 Mann einen Durchbruch versuchen, sie liefen ihm davon. Um 4 Uhr war Sedan von 600 Geschützen und deutschen Corps umstellt; die Baiern feuerten in die Stadt, es brachen Feuersbrünste ans, da sandte Napoleon einen Parlamentär, zog die weiße Fahne auf und bat um Frieden. Napoleon hatte die Parlamentärflagge aufziehen lassen; seine zuchtlosen Soldaten aber schrieen über Verrath, wie sie es nach jeder verlorenen Schlacht zu thun pflegten, und rissen die weiße Fahne wieder herunter. Auch Wilhelm sandte aus Menschlichkeit einen Boten in die Stadt mit der Aufforderung, sich zu unterwerfen. Der Abgesandte fand Napoleon, der ihm einen Brief an seinen siegreichen Gegner mitgab und einen General entsandte, der weiter unterhandeln sollte. In der Nacht verhandelte im nahen Städtchen Donchery Wimpsfen mit Moltke und Bismark wegen der Uebergabe. Die Deutschen verlangten Abgabe aller Waffen und Kriegsvorräte und Abführung der Besiegten in die Gefangenschaft mit Ausnahme der Offiziere, die durch Namens-Unterschrift sich verpflichteten, am Kriege nicht mehr Theil zu nehmen. Wimpffen wollte hierauf nicht eingehen, worauf Moltke drohte, er werde Sedan und die Franzosen zusammen schießen. Wimpsfen bekam bis früh 9 Uhr Zeit zur Ueberlegung, hielt um 6 Uhr Kriegsrath und mußte die Waffen strecken. Unterdessen ritt Napoleon nach Donchery zu, um Wilhelm aufzusuchen, welchem er vor anderthalb Monaten aus so frevelhaft hochmüthige Weise den Krieg erklärt hatte. Napoleon begegnete bei Frenois dem Bismark, trat mit ihm in das enge Stübchen eines Arbeiterhanses an der Maasbrücke, welches nur einen Tisch und zwei Stühle enthielt, und hier sprachen die beiden Männer, die Geschichte machten, eine Stunde mit einander, indem Bismark die Friedensbedingungen ausstellte, die er und Moltke stelle. Napoleon fand sie hart; auch könne er als Gefangener nicht Frieden schließen. Weiteres sprachen sie noch auf einer Bank vor dem Hause. Napoleon beklagte den Krieg, zu welchem ihn die Franzosen gezwungen hätten. Da erschien auch Moltke, der zum König wollte und unterwegs noch den Kronprinzen traf. Wilhelm befand sich im Schloß Bellevue bei Frenois. Napoleon, begleitet von Bismark und preußischen Leib-Kürassieren, _ fuhr nach Bellevue, und sprach im Glaspavillon eine Viertelstunde unter vier Augen mit seinem Sieger, den er zu demüthigen gedacht hatte.

8. Die Weltgeschichte in Uebersichten und Schilderungen der wichtigsten Begebenheiten vom Wiener Congreß bis zur Wiederherstellung des deutschen Kaiserreichs - S. 251

1874 - Jena : Costenoble
— 251 — Plateau von Avron beabsichtige, da er Brücken und Batterien errichtete und die Loire-Armee vordrang, aber am 26. November bei Beanne-la-Rolande geschlagen wurde. Am 2u. November donnerten die Kanonen der Forts um Paris sehr heftig und wurden hierher und dorthin Angriffe versucht, der Hauptangriff war aber gegen die Würtemberger und Sachsen gerichtet, welche am 30. November früh von Rosny gegen Chelles und von Nogent gegen Brie und Champigny lagerten. Die Deutschen wichen vor der Ueber macht, erhielten Nachmittags Hilfe, und die Würtemberger warfen den Feind nach Charenton zurück; auch das Haustein der Sachsen trieb am Abend die 150,000 Franzosen nach Cham-ptgny und Brie zurück, d. H. bis an die Marnebrücken. Am folgenden Tage zog Fransecki den Landsleuten zu Hilfe, und am 2. December bei Tagesgrauen rückten Sachsen und Würtemberger gegen Brie und Champigny, kämpften bis in die Nacht Hinein gegen die Uebermacht der Feinde, die von den Kanonen der nahen Forts unterstützt wurden; sie erlagen aber den Deutschen, und am nächsten Tage zogen die Franzosen niedergeschlagenen Sinnes über die Marne zurück. Der Kampf kostete ihnen 1*2,000 Mann, den Deutschen die Hälfte. Ducrot hatte in der Proklamation gesagt: ,,Nichts wird uns widerstehen. Ich schwöre es der ganzen Nation, nur todt oder siegreich nach Paris zurückzukehren. Ihr könnt mich fallen, aber nicht zurückweichen sehen. Dann stutzt nicht, aber rächt mich." Das Großmaul kam besiegt und unversehrt nach Paris zurück. Dagegen verkündeten die Zeitungen große Siege bei Roueu und Orleans, — wo die Franzosen vom Scklachtfelüe gejagt waren! So schamlos wurden die Pariser belogen von ihren Patrioten. Trochn's Durchbruchsversuch nach Südosten war also mißlungen, und die Deutschen besetzten Avron, von wo ihre Granaten bis nach Paris hinein flogen. Trochu versuchte nun sein Heil gegen die Garde, von welcher 5 Compagnien le Bourget besetzt hielten. Mit Uebermacht griff er sie am 21. December an, aber die Garde widerstand siegreich, auch Stains und Aulnay konnten nicht erobert werden, und die Sachsen trieben den Feind vom Ourcqkanal zurück. Denn den Franzosen sielen 12 Grad Kälte sehr beschwerlich, die T eutschen in ihren Schützengräben und Blockhäusern ertrugen sie fröhlichen Muthes. Auf der Seine ging Eis, der Boden nrnr steinhart, Glatteis bedeckte die Wege; trotzdem stellten die Deutschen 76 gezogene Kanonen in den Batterien vor Avron auf, bedeckten dieses Plateau mit Granatsplittern, welche Alles zerschmetterten, bis die Franzosen in wilder Flucht vom Plateau in die Stadt davonliefen in ,,gewisser Unordnung", wie die Pariser Zeitungen meldeten. Paris erschrak vor der Gewalt der deutschen Geschütze, die 6000 Schritt weit trugen.

9. Die Weltgeschichte in Uebersichten und Schilderungen der wichtigsten Begebenheiten vom Wiener Congreß bis zur Wiederherstellung des deutschen Kaiserreichs - S. 255

1874 - Jena : Costenoble
— 255 — ihn (December 1873) des Berrathes für schuldig erklärt, aber den Verrath auch nicht im Entferntesten nachgewiesen, sondern einen Machtspruch gethan, um die Niederlagen der Franzosen zu beschönigen. Erst am 31. August unternahm Bazaine mit 140,000 Mann, von denen nur 70,000 ins Gefecht kamen, einen Ausfall gegen Osten zu. Manteuffel hatte die Vorbereitungen bemerkt und seine Maßregeln getroffen, und widerstand dem dreifach überlegenen Feinde. Um 7 Uhr früh begann die Schlacht von Noise-ville; zum Glück marschirten die Franzosen sehr langsam, so daß der heftige Kampf um Servigny, Failly und Noiseville erst um 4 Uhr begann. Anfangs gewannen die Franzosen etwas Terrain, dann hielten aber die Deutschen unverzagt Stand, ihre Artillerie schmetterte die Angreifer nieder, wies sie mit Kartäschen zurück; und das Fußvolk, welches Abends 10 Uhr Servigny verlor, weil es im Dunkeln die anrückenden Franzosen für Deutsche hielt, nahm sofort das Dorf wieder. Während der Nacht kam Hilfe von Friedrich Karl an, und nun rückte Manteuffel am 1. September früh zum Angriff vor. Noiseville ward in Brand geschossen, von 78 Kanonen mit Granaten überschüttet und um 11 Uhr genommen; ebenso Flanville und Failly, und gegen Mittag mußten die Franzosen nach Metz zurückweichen, nachdem sie 3500 Mann verloren hatten. Die Deutschen befestigten ihre Stellungen immer mehr, so daß der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin mit seinem Corps abmarschiren konnte, um die Loire-Armee im Zaume zu halten. Im September unternahmen die Franzosen viel kleine Ausfälle, und am 7. Cctober die letzte große Schlacht bei Woippy, worin sie geschlagen wurden. Bazaine gab die Hoffnung auf Befreiung auf, hielt Kriegsrath, schickte Boten an Bismark, an die Engenie in England (Chislehurst) und wieder an Friedrich Karl. Alles vergebens. Hungersnoth war da, die Pferde der Reiterei und Artillerie hatte man bereits geschlachtet und verzehrt, alle Hospitäler lagen voll Kranker (20,000), die Soldaten waren zuchtlos, ungehorsam, überall Verrath vermuthend. Am 25. October begannen die Unterhandlungen wegen der Uebergabe, und am 29. October besetzten die deutschen Sieger die alte Reichsstadt Metz als rechtmäßiges Eigenthum. Es gaben sich gefangen 3 Mar-schälle, 70 Generale, 4000 Offiziere, 173,000 Mann, sie lieferten aus 53 Adler, 540 Feldgeschütze, 800 Festungskanonen, 66 Mi-trailleusen, 300,000 Gewehre. 2000 Wagen u. s. w., was Alles zusammen einen Werth von 80 Mill. Francs hatte. Die Garde marschirte vor dem Prinzen Friedrich Karl vorüber und legte dann die Waffen nieder, die andern Soldaten hatten die Gewehre tn der j^estung abgelegt, wobei es nicht ohne Tumulte der zuchtlosen Franzosen abging. Die Gefangenen brachte man nach

10. Die Weltgeschichte in Uebersichten und Schilderungen der wichtigsten Begebenheiten vom Wiener Congreß bis zur Wiederherstellung des deutschen Kaiserreichs - S. 84

1874 - Jena : Costenoble
— 84 — wurden von Straße zu Straße zurückgedrängt, einzelne Compagnien weigerten sich zu kämpfen. Noch immer konnten sich die Abgeordneten, die sich oft versammelten, zu keinem entscheidenden Schritt entschließen, als Manguin rief: Die Revolution hat begonnen, es ist an uns, sie zu leiten! Lafayette verspottete die Herren, die immer noch von Petition sprachen. Trotzdem verfaßte man eine solche und brachte sie zu Marmont, der sie weiter befördern sollte. Zu diesem war der riesige Astronom Arago bereits gegangen. Offiziere wollten ihn umbringen, doch ein Adjutant trat dazwischen, die Hand am Degen, und drohte Jedem die Hand nl),zuhauen, der sich an einem Wehrlosen vergreife. Marmont fuhr den Astronomen hart an und wollte nichts von seinen Rathschlägen wissen. Da kam Meldung, daß die Truppen sich nicht mehr halten könnten. Arago richtete jedoch ebenso wenig aus, wie die Ueberbringer der Petition. Marmont wies sie an Polignac, der sich aber nicht sprechen ließ, und der König glaubte nicht, was Marmont über den bedenklichen Stand der Dinge berichtete. In St. Cloud gab es zu derselben Zeit viel Verwirrung und Durcheinanderlaufen. Girardin erschien und bat den König um Nachgiebigkeit so rührend, daß Karl weinte, General Vincent schilderte die Entmuthigung der erschöpften Truppen, aber Karl wollte sich dem Volkswillen nicht beugen. Marmont mußte unterdessen seine müden Truppen um die Tuilerien herum sammeln, denn die Stadt war bereits verloren. Von den Abgeordneten waren Mauguin und Lafitte für Theilnahme an der Revolution, da die Truppen auch das Stadthaus geräumt hatten, welches das Volk besetzte. Dieses verlangte Führer. Einige waren bereit, dort als Regierung ihren Sitz zu nehmen, aber Guizot, Gerard, Sebastian! u. A. gingen zornig fort. Lafayette nahm aber das Kommando der Nationalgarde an, Andere traten bei, und am andern Morgen hielten sie ihren Einzug, begrüßt vom Inbelruf der Menge und von dreifarbigen Bändern überschüttet. Auf dem Rathhause hatten sich bereits drei Menschen als Regierung eingenistet, legten aber die Würde nieder, als Lafayette erschien. Der Kampf begann am dritten Morgen von Neuem. Man griff das Lonvre und die Tuilerien an. Tapfer wehrten sich die Soldaten, die gut gedeckt standen und Kanonen besaßen. Endlich erlagen sie. Schweizer und Garden wurden niedergemacht, wo man sie erreichen konnte, zwei Linienregimenter traten über, an deren Spitze sich nun Gerard stellte, da das Volk siegte. Auf Rath eines Fabrikanten berief Marmont die Viertelmeister von Paris, bat sie, das Volk zu beruhigen. Diese bemühten sich, mit dem Taschentuch winkend, sich Soldaten und Volk zu nähern, aber während sie redeten, begann das Feuern von Neuem. Zwei Adelige,
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TM Hauptwörter (200)200

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