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1. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 297

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
297 für den Gegner. An demselben Abend, wo die Ordre dazu ergangen war, erklärte der preußische Minister dem österreichischen Gesandten: „Die Mobilisierung sei nur zur Beruhigung der öffentlichen Meinung beschlossen." Damit wußte dieser genug. Der preußische Kommandierende in Kurhessen, Graf von der Grüben, hatte mit der Anzeige von dem Mobilifieruugsbefchluß zugleich die Weisung erhalten, „nur nach militärischen Rücksichten zu verfahren". Aber schon am 8. November ging ihm der weitere Befehl zu, zurückzugehen und „nur die Etappeu-straßen zu besetzen". Preußen hatte vertragsmäßig gewisse Etappenstraßen durch Kurhessen nach seinen westlichen Provinzen. An eben diesem 8. November waren die beiderseitigen Truppen einander bei dem Örtchen Bronzell in Sicht gekommen, ©in schwacher Zusammenstoß war erfolgt; durch einen Schuß war der Schimmel eines preußischen Trompeters getötet worden. Infolge jenes Befehls mußte Graf von der Grüben das Gefecht abbrechen, mußte sich vor den Bayern und Österreichern zurückziehen. Am 9. November ging die Antwort des Wiener Kabinetts auf die preußische Note vom 3. November ein. Fürst Schwarzenberg verlangte Auflösung der Union, Anerkennung des Bundestages, Räumung Kurhessens. Bei Verweigerung auch nur eines dieser Punkte sollte der Gesandte in Berlin, Herr von Prokesch, sofort feine Pässe fordern. Schon am 10. November gestand Herr von Mantenffel alle biefe Forderungen teils unbedingt, teils unter nichtsbedeutenden Verklausulierungen zu. Am 15. November eröffnete im Namen der Regierung Herr von Bülow dem Fürstenkollegium: „Preußen habe auf Österreichs Verlangen erklärt, es werde die Verfassung vom 26. Mai 1849 nicht ins Leben führen, und betrachtete dieselbe seinerseits als vollständig aufgehoben." Mit tiefem Unmut vernahmen die noch fest zur Union haltenden Regierungen diese Erklärung; allein was halsen ihre Proteste? Tie Union war thatsächlich aufgelöst. Fürst Schwarzenberg erklärte sich in einer Note vom 15. November (als Antwort auf die preußische vom 10. November) durch die Auflösung der Union befriedigt, forderte aber nun weiter die ungesäumte Räumung Kurhessens. Und als Herr von Manteuffel zögerte, wenigstens Bürgschaften zur Sicherung Preußens verlangte, stellte Herr von Prokesch ihm am 24. No-

2. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 162

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
162 zuschlagenden Arm, in Gneisenau nur den kombinierenden Kops zu sehen, denn es hat jenem so wenig an der treffenden Schärfe, das Richtige zu erkennen, gefehlt, wie diesem an der frischen, zugreifenden Thatkraft. War es schon ein nicht geringes Verdienst, dem Gedanken und Willen Blüchers die höhere geistige <5orm zu geben, so erscheint es doch noch als eine viel seltenere Gabe, der unerschöpflichen Thatenlnst des Heldengreifes in immer neuen, fruchtbare» Kombinationen so zu genügen, wie es Gneisenau that. Wir haben eine Reihe von Briefen und Aufzeichnungen in Händen gehabt, die er 1813—1815 im Hauptquartier, im Biwak, in durchwachten Nächten, nach heißen Schlachttagen, auf dem Marsch, dem Rückzug, der Verfolgung schrieb; sie geben erit die rechte Vorstellung von dem Reichtum, der Unerschöps-lichkeit, der klassischen Präcision und Klarheit dieses Kopses. Was er da oft in drängender Eile auf einem zerknitterten Blatt Papier aufgezeichnet hat, steht durch die zutreffende Schärfe des Inhalts, die Deutlichkeit und nngefnchte Eleganz der Darstellung ebenso einzig da wie durch die prägnante Kürze des Ausdrucks lind die äußere Schönheit und Zierlichkeit seiner Handschrift. Aus allen diesen Blättern spricht ein genialer, vielseitiger Geist, der auch der Form vollkommen Meister ist. Wahrhaft groß tritt einem aber überall der eine Zug entgegen: wie ihn die physischen Mühen nicht erschöpfen, so übt auch Mißgunst und Verkennung, die ihm in reichem Maße zu teil ward, niemals einen niederbeugenden Einfluß auf ihn. Er ist immer mitten in der großen -Lache; das Persönliche tritt daneben ganz zurück, und mit antiker Selbstverleugnung spricht er wohl bei dem Besten, was er thut, den Wunsch aus, seinen Namen nicht genannt zu hören, damit daran Vorurteil und Mißgunst nicht Anlaß nähmen, es die gute Sache entgelten zu lassen. Von seiner ganzen Erscheinung hat uns Arndt aus unmittelbarer Kenntnis ein treffendes Bild entworfen. Sein imposantes ritterliches Wesen, in dem er stand und schritt wie ein geborner Held, seine feurige, geistvolle Art, seine angeborne reiche Gabe der Rede, sein Witz und sein geselliges Talent nnter-schiedeu ihn von dem unscheinbaren, stillen Scharnhorst, dem die Natur diesen äußeren Glanz der Erscheinung versagt hatte. Aber eben diese stolze Schönheit seines Wesens hat wohl auch dazu beigetragen, ihm leichter Neider und Hasser zu erwecken. Und doch rühmten alle diejenigen, die ihm näher kamen, zugleich

3. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 272

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
272 Spitze abgebrochen wurde. Doch war die freudige, befriedigte Stimmung in der ersten Zeit weitaus die überwiegende. Dem Könige wurden jubelnde Hochs gebracht, und sie wiederholten sich, als der König auf dem Balkon des Schlosses erschien und, sichtlich tief bewegt, für diese Huldigung dankte. Aber die einmal in so lebhafte Bewegung versetzte, aus so verschiedenartigen Elementen bestehende Menge war nicht so leicht wieder in das gewohnte Geleise alltäglicher Ruhe und Ordnung zurück zu bringen. Schon in den vorhergehenden Tagen hatte es vielfachen Unmut, auch unter dem ruhigeren Teile der Bevölkerung, erregt, daß den Bürgern Berlins ihr „altes Recht" — so sahen sie es an — des freien Durchgangs durch das Schloß verkümmert war durch die Verwandlung des Schloßhofes in eine Art von Militärkaserne. Infanterie und Kavallerie hatten hier biwakiert, und unglücklicherweise meist solche Truppenteile, die von auswärts, von Potsdam u. s. w. herbeigezogen worden, also den Berlinern fremd waren. Eben diesen Truppenteilen schob man die hauptsächliche Schuld der Verwundungen und Tötungen zu, die bei den Zusammenstößen in den letzten Tagen vorgekommen waren. Jetzt nun, wo der König selbst durch seine freiwilligen Zugeständnisse gleichsam Frieden geschlossen hatte mit seinem Volke, jetzt fand man es unerträglich, daß noch immer die Wohnung und die Person des Königs gegen die Annäherung der Bürger abgesperrt sei, als bestehe zwischen ihm und ihnen ein Kriegszustand. Es wurden Rufe laut: „Das Militär solle zurückgezogen, das Schloß solle geöffnet werden!" Dieser Stimmung suchten solche, die es weniger loyal meinten, durch Andrängen gegen die Wachen thätlichen Nachdruck zu geben. Dadurch fühlte sich aber das militärische Ehrgefühl der Offiziere verletzt; auch mochten manche in der Umgebung des Königs Besorgnisse hegen vor einem gewaltsamen Eindringen des Volkes in die obern Räume des Schlosses und bis zum Könige selbst. Genug, dem Andrängen von außen begegnete ein Vorrücken des Militärs gegen die Menge, um sie zurückzuhalten. Ob dabei von der Infanterie mit dem Bajonette, von der Kavallerie mit der blanken Waffe vorgegangen, von letzterer eingehalten worden ist, darüber lauten die Berichte verschieden, und die Wahrheit ist noch heut mit Sicherheit nicht ermittelt. Erzählt ward, daß der General von Psuel, der das Kommando im Schlosse gehabt, und der wegen seines humanen

4. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 20

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
20 wo sie fehlten; man müßte entweder alle Schulen eingehen lassen ober den Orden beibehalten, dessen Stiftungen die Unkosten bestreiten können, da sie im Gegenteil nicht ausreichen würden znr Besoldung auch nur der Halste der Professoren, salls diese dem Orden nicht angehörten. Ferner wurden die für das Pfarramt bestimmten Theologen von den Jesuiten auf den Universitäten gebildet; wollte man nun den Orden unterdrücken, dann würden die Universitäten kaum bestehen können, imb die Pfarreien müßten entweber mit unwissenden oder nur halbgebildeten Geistlichen besetzt werden, ober man wäre genötigt, die Schlesier nach Böhmen zu schicken, um bort Theologie zu studieren, was den Grundsätzen einer klugen Staatsverfassung entgegenläuft." Die „Hydra des Papsttums" hätte er noch als Greis (1780) am liebsten zerschmettert; aber sein klarer Geist erkannte boch, daß „Weber er noch artbere den Glückstag seiner Vernichtung sehen" würden (an d'alembert 6. Januar 1775). — Die Inben ließ er in ihrem Glauben ungekränkt und bediente sich ihrer, wenn er sie bedurfte; aber er gewährte ihnen nicht Gleichberechtigung mit den christlichen Bekenntnissen, weil er sie als eine fremde Nation ansah. Ein besonderes „Reglement" beschränkte den Bereich ihrer Rechte. Den Philosophen M o s e s Mendelssohn, den Bekannten und Mitarbeiter Lessings, strich er eigenhändig von der Liste der zu Mitglieberu der Akademie der Wissenschaften vorgeschlagenen Gelehrten. Die vielgepriesene imb bnrch Anekboten belegte Freiheit der Presse war in Wirklichkeit boch bebingt. Friedrich hielt mit Recht dafür, daß der Mißbrauch durch „zurückhaltende Zwangsmittel", wie sie die Censur übe, verhindert werden müsse. „Alles, was gegen die allgemeine Sicherheit und das Wohl der Gesellschaft" verstoße, mußte unterdrückt werden. Aber gar manche Stimmen klagten insgeheim über den herrschenden Druck. Der Kunsthistoriker Wiuckelmann schrieb ant 15. Januar 1763 z. B. in einem Briefe: „Auf Preußen drückt der größte Despotismus, der je gedacht ist. ... Es schaudert mich die Haut vom Wirbel bis zur Zehe, wenn ich an den preußischen Despotismus und au den Schinder der Völker denke, welcher das von der Natur selbst vermaledeiete und mit libyschem Sande bedeckte Land zum Abscheu der Meuscheu machen rntb mit ewigem Fluche belegen wirb. Meglio farsi Tu reo circonciso che Prussiano.“ Und ähnlich nr-

5. Geschichts-Bilder - S. 304

1878 - Langensalza : Greßler
304 man in die Elbe werfen, um die Gassen zu räumen; eine ungleich größere Menge von Lebenden und Leichen hatte das Feuer verzehrt; die ganze Zahl der Getödteten wird auf 30,000 angegeben. Der Einzug des Generals, welcher am 14. erfolgte, machte der Plünderung ein Ende, und was bis dahin gerettet war, blieb leben. Gegen 1000 Menschen wurden aus der Domkirche gezogen, wo sie drei Tage und drei Nächte in beständiger Todesfurcht und ohne Nahrung zugebracht hatten. Tilly ließ ihnen Pardon ankündigen und Brot unter sie vertheilen. Den Tag darauf ward in dieser Domkirche feierlich Messe gehalten, und unter Abfeuerung von Kanonen das Te Deum angestimmt. Der kaiserliche General durchritt die Straßen, um als Augenzeuge seinem Herrn berichten zu können, daß seit Troja's und Jerusalems Zerstörung kein solcher Sieg gesehen worden sei. Und in diesem Vorgeben war nichts Uebertriebenes, wenn man die Größe, den Wohlstand und die Wichtigkeit der Stadt, welche unterging, mit der Wuth ihrer Zerstörer zusammendenkt. Aber noch in demselben Jahre ward das Schicksal der Stadt schrecklich an dem Sieger gerächt. Schlacht bei Sbmtmfelb.*) (7. Sept. 1631.) Von Magdeburg aus wandte sich Tilly nach Leipzig und bemächtigte sich dieser Stadt. Gustav Adolph hatte sich mit den Sachsen vereinigt, um Tilly anzugreifen. Früh Morgens am 7. September 1631 bekamen die feindlichen Armeen einander zu Gesichte. Tilly, entschlossen, die herbeieilenden Hülsstruppen zu erwarten, nachdem er versäumt hatte, die sächsische Armee vor ihrer Vereinigung mit den Schweden niederzuwerfen, hatte unweit Leipzig, bei Breitenfeld, ein festes und Vortheilhaftes Lager bezogen, wo er hoffen konnte, zu keiner Schlacht gezwungen zu werden. Das ungestüme Anhalten Pappenheims vermochte ihn endlich doch, sobald die feindlichen Armeen im Anzuge begriffen waren, seine Stellung zu verändern, und sich linker Hand gegen die Hügel hinzuziehen, welche sich vom Dorfe Wahren bis nach Lindenthal erheben. Am Fuße dieser Anhöhen war seine Armee in einer einzigen Linie ausgebreitet; seine Artillerie, auf den Hügeln vertheilt, konnte die ganze große Ebene von Breitenfeld bestreichen. Von daher näherte sich in zwei Kolonnen die schwedischsächsische Armee, und hatte bei Podelwitz, einem vor der Tilly'schen Fronte liegenden Dorfe, die Lober zu passiren. Um ihr den Ueber-gang über diesen Bach zu erschweren, wurde Pappenheim mit 2000 Kürassiers gegen sie beordert, doch erst nach langem Widerstreben des Tilly, und mit dem ausdrücklichen Befehl, ja keine Schlacht *) Meist nach Fr. v. Schiller.

6. Geschichts-Bilder - S. 308

1878 - Langensalza : Greßler
308 verlieren. Nichts waren jetzt alle seine vergangenen Siege, da ihm der einzige entging, der jenen allen erst die Krone aufsetzen sollte. Nichts blieb ihm übrig von seinen glänzenden Kriegsthaten, als die Flüche der Menschheit, von denen sie begleitet waren. Von diesem Tage an gewann Tilly seine Heiterkeit nicht wieder, und das Glück kehrte nicht wieder zu ihm zurück. Selbst seinen letzten Trost, die Rache, entzog ihm das ausdrückliche Verbot seines Herrn, kein entscheidendes Treffen mehr zu wagen. Erfochten war der Sieg, aber nur eilte weise Benutzung konnte ihn entscheidend machen. Die kaiserliche Armee war aufgerieben, Sachsen sah keinen Feind mehr, und der flüchtige Tilly hatte sich nach Braunschweig gezogen. Ihn bis dahin zu verfolgen, hätte den Krieg in Niedersachsen erneuert, welches von den Drangsalen des vorhergehenden Krieges kaum erstanden war. Es wurde daher beschlossen, den Krieg in die feindlichen Lande zu wälzen, welche unvertheidigt und offen bis nach Wien den Sieger einluden. Man konnte zur Rechten in die Länder der katholischen Fürsten fallen, man konnte zur Linken in die kaiserlichen Erbstaaten dringen, und den Kaiser selbst in seiner Residenz zittern machen. Gustav Adolph an der Spitze einer siegreichen Armee hätte von Leipzig bis Prag, Wien und Preßburg wenig Widerstand gefunden. — Einern Eroberer hätte dieser kühne Kriegsplan geschmeichelt, und vielleicht auch ein glücklicher Erfolg ihn gerechtfertigt. Gustav Adolph aber, eben so vorsichtig als kühn, und mehr Staatsmann als Eroberer, verwarf ihn, weil er einen höheren Zweck zu verfolgen fand, weil er dem Glück und der Tapferkeit allein den Ausfchlag nicht anvertrauen wollte. Die Schlacht bei Lützen und Gustav Adolphs Tot).*) (16. November 1632.) Drei Kanonenschüsse, welche Graf Kolloredo von dem Schlosse zu Weißenfels abbrannte, verkündigten den Marsch des Königs, und aus dieses verabredete Signal zogen sich die friedländischen Vortruppen unter dem Kommando des Kroaten-Generals Jsolani zusammen, die an der Rippach gelegenen Dörfer zu besetzen. Ihr schwacher Widerstand hielt den anrückenden Feind nicht auf, der bei dem Dorfe Rippach über das Wasser dieses Namens setzte, und sich unterhalb Lützen der kaiserlichen Schlachtordnung gegenüberstellte. Die Landstraße, welche von Weißenfels nach Leipzig führt, wird zwischen Lützen und Markranstädt von dem Floßgraben durchschnitten, der sich von Zeitz nach Merseburg erstreckt und die Elfter mit der Saale verbindet. An diesen Kanal lehnte sich der linke Flügel der Kaiserlichen und der rechte des Königs von Schweden, *) Fr. v. Schiller.

7. Geschichts-Bilder - S. 309

1878 - Langensalza : Greßler
309 doch so, daß sich die Reiterei beider Theile nach jenseits desselben verbreitete. Nordwärts hinter Lützen hatte sich Wallensteins rechter Flügel und südwärts von diesem Städtchen der linke Flügel des schwedischen Heeres gelagert. Beide Armeen kehrten der Landstraße ihre Fronte zu, welche mitten durch sie hinging und eine Schlachtordnung von der andern absonderte. Aber eben dieser Landstraße hatte sich Wallenstein am Abend vor der Schlacht zum großen Nachtheil seines Gegners bemächtigt, die zu beiden Seiten derselben sor -lausenden Gräben vertiefen und durch Musketiere besetzen lassen, daß der Uebergang ohne Beschwerlichkeit und Gefahr nicht zu wagen war. Hinter denselben ragte eine Batterie von sieben großen Kanonen hervor, das Musketenfeuer aus den Gräben zu unterstützen, und an den Windmühlen, nahe hinter Lützen, waren vierzehn kleinere Feld stücke auf einer Anhöhe aufgepflanzt, von der man einen großen Theil der Ebene bestreichen konnte. Die Infanterie, in nicht mehr als fünf große und unbehülfliche Brigaden vertheilt, stand in einer Entfernung von 300 Schritten hinter der Landstraße in Schlachtordnung, und die Reiterei deckte die Flanken. Alles Gepäck ward nach Leipzig geschickt, um die Bewegungen des Heeres nicht zu hindern, und blos die Munitionswagen hielten hinter dem Treffen. Um die Schwäche der Armee zu verbergen, mußten alle Troßjungen und Knechte zu Pferde sitzen, und sich an den linken Flügel anschließen; doch nur so lange, bis die Pappenheim'schen Völker anlangten. Diese ganze Anordnung geschah in der Finsterniß der Nacht, und ehe der Tag graute, war alles zum Empfang des Feindes bereitet. Noch an eben diesem Abende erschien Gustav Adolph auf der gegenüber liegenden Ebene und stellte seine Völker zum Treffen. Die Schlachtordnung war dieselbe, wodurch er das Jahr vorher bei Leipzig gesiegt hatte. Durch das Fußvolk wurden kleine Schwadronen verbreitet, unter die Reiterei hin und wieder eine Anzahl Musketiere vertheilt. Die ganze Armee stand in zwei Linien, den Floßgraben zur Rechten und hinter sich, vor sich die Landstraße und die Stadt Lützen zur Linken. In der Mitte hielt das Fußvolk unter des Grafen von Brahe Befehlen, die Reiterei des linken Flügels untergeben, und auf dem rechten führte der König selbst seine Schweden an, die Eifersucht beider Völker zu einem Wett- kampfe zu erhitzen. Auf ähnliche Art war das zweite Treffen geordnet, und hinter demselben hielt ein Reservekorps unter Hender-sons, eines Schoüländers, Kommando. Also gerüstet erwartete man die blutige Morgenröthe, um einen Kampf zu beginnen, den mehr der lange Aufschub als die Wichtigkeit der möglichen Folgen, mehr die Auswahl als die Anzahl der Truppen furchtbar und merkwürdig machten. Die gespannten Erwartungen Europa's, die man im Lager vor Nürnberg hinterging, sollten nun in den Ebenen Lützens befriedigt werden. Zwei solche

8. Geschichts-Bilder - S. 418

1878 - Langensalza : Greßler
418 gebe, aus welcher man sich nicht am Ende durch einen Kampf Mann gegen Mann herausziehen könne. Wenn die Truppen ihre Befehle hatten, so konnte er die Ausführung kaum erwarten, und alle Bewegungen schienen ihm zu langsam. Es war nicht rathsam, ihm den Entwurf zu einer Schlacht vorzulegen, deren Dauer auf den ganzen Tag und die Entscheidung auf den Abend berechnet war. Sein Charakter verlangte schnellere Entscheidung. Die Reiterei war seine Lieblingswaffe. Von seinem Gleichmuth in Gefechten, von seiner Todesverachtung werden viele Züge erzählt. Im größten Kugelregen bei Ligny rauchte er gelassen seine Pfeife, die er an der brennenden Lunte des nächsten Kanoniers angezündet hatte. Seine Umgebung hatte immer alle Mühe, ihn von der persönlichen Theilnahme an einzelnen Angriffen zurückzuhalten, besonders wenn ein Gefecht ungünstig ausfiel: dann wollte er zuletzt immer persönlich mit der Reiterei Alles wieder umlenken, und indem er sagte: »Ich werde sie gleich mal anders fassen!« oder: »Na, ich will schon machen, laßt mich nur erst unter sie kommen!« sah er sich eifrigst nach der nächsten Reiterei um, rief die Anführer herbei, denen er das Meiste zutraute, und war oft kaum zu verhindern, seinen für das Ganze vielleicht schon zwecklosen, für die Truppen aber selbst im Gelingen verderblichen Anschlag auszuführen. Aus dem Schlafe aufgerüttelt, um die*Melbimg zu vernehmen, daß Napoleon eine neue, so unerwartete, als kühne Bewegung ausführe, antwortete Blücher gähnenb: »Da kann er die schönsten Schmiere kriegen!« gab einige für bett Fall nöthige Befehle und drehte sich gelassen auf die andere Seite zum Weiterschlafen. Durch solche Art, zu sein und die Dinge zu nehmen, hatte Blücher eine unwiderstehliche Wirkung auf das Volk: der gemeine Mann war ihm überall, wo er sich zeigte, sogleich zugethan; selbst in Frankreich hatte das Volk eine Art Vorliebe für ihn. Ihm war ins- besondere die Gabe eigen, mit den Soldaten umzugehen, sie zu ermuntern, zu befeuern; mit dem Schlage weniger Worte, wie sie der Augenblick ihm eingab, durchzuckte er die rohesten Gemüther. Einst wollte er kurz vor einem Sturme seine Truppen anreden; da siel ihm ihr schmutziges Aussehen auf, und sogleich an diesen Eindruck seine Worte anknüpfend, rief er in seiner Kraftsprache: »Kerls, ihr seht ja aus wie die Schweine. Aber ihr habt die Franzosen geschlagen. Damit ist's aber nicht genug. Ihr müßt sie heut wieder schlagen; denn sonst sind wir Alle verloren!« Eine Anrede, wie sie von der größten Redekunst nicht glücklicher ausgedacht und angeordnet werden konnte. Eben so glücklich trafen oft seine Scherzworte; z. B. wenn er einem Bataillon Pommern, welches beim Eindringen in Frankreich überall brav gethan, aber auch sehr gelitten hatte und in ernster, fast düsterer Haltung einherzog, vertröstend zurief: »Nun, Kinder,

9. Geschichts-Bilder - S. 431

1878 - Langensalza : Greßler
431 Grotz-Görschen und Bautzen. (2. und 21. Mai 1813.) Napoleon hate zu dem Kampfe mit den Verbündeten ein Heer von 350,000 Mann gesammelt. Er rückte nach Leipzig vor und gedachte, hier eine Schlacht zu liefern. Am 1. Mai übernachtete er in Lützen. Kaum war er am andern Morgen aufgestanden, so erscholl Kanonendonner in seinem Rücken. Die Preußen und Russen wollten ihm zuvorkommen und drangen plötzlich gegen die Dörfer Groß- und Klein-Görschen vor. Es entspann sich ein mörderischer Kampf. Mit Ungestüm erstürmte Blücher Groß-Gör-schen. Obgleich die Stellung der Franzosen günstiger war, so siegte dennoch die unwiderstehliche Tapferkeit der Preußen und Russen. Schor waren die Dörfer im Sturm genommen, als Napoleon selbst auf dem Schlachtfelde erschien. Mit feurigen Worten begeisterte er seine Schaaren, um den Verbündeten die errungenen Vortheile zu entreißen. Von Neuem entbrannte der erbittertste, der blutigste Kampf. Schon hatten die preußischen Garden die Hauptstellung der Feinde erstürmt und mehrere Bataillone der Feinde in die Flucht geschlagen; da ließ Napoleon 80 Stück Geschütze auf einem Punkte versammeln, um die Gegner niederzuschmettern. Ganze Reihen derselben wurden mit einem Male hingestreckt; die Dörfer gerielhen in Brand und mußten verlassen werden. Dennoch hielten die Verbündeten das Schlachtfeld bis zum Einbruch der Nacht. In der tiefsten Dunkelheit machte Blücher einen plötzlichen Reiterausfall auf die überraschten Feinde, welche die ganze Nacht über in Vierecke zusammengedrängt stehen blieben. Die Verbündeten hatten mit nur 70000 Mann gegen 120,000 Franzosen gekämpft; aber keine Fahne, keine Kanone verloren sie. Leider empfing hier der vortreffliche General Scharnhorst, von dem die Errichtung der Landwehr herrührt, die Todeswunde. Wenn auch der Sieg nicht errungen war, so gab doch die Schlacht bei Groß-Görschen Zeugniß von dem Heldengeiste, welcher die Freiheitskämpfer beseelte. Durch ganz Deutschland ging die erhebende Kunde von der Kühnheit und der Todesverachtung der jungen preußischen Krieger. Die verbündeten Herrscher, der König Friedrich Wilhelm und der Kaiser Alexander von Rußland, ließen nun ihre Heere über die Elbe nach der Gegend von Bautzen zurückgehen. Der König von Sachsen war nicht zu bewegen, ihnen beizutreten. Auch Oesterreich war noch unschlüssig, was es thun sollte. Napoleon zog seine doppelt überlegene Macht ebenfalls um Bautzen zusammen, und hier kam es am 20. und 21. Mai zu einer zweitägigen mörderischen Schlacht. Die Preußen und Russen schlugen sich mit wahrem Löwenmuth ; doch konnten sie die Schlacht gegen die Ueberzahl der Franzosen nicht gewinnen. Unüberwunden und ohne den geringsten Verlust an Kanonen und Gefangenen zogen sie sich nach Schlesien zurück.

10. Geschichts-Bilder - S. 442

1878 - Langensalza : Greßler
442 ihre Kraft zusammen. Die Schwerter sausten; die Kolben krachten: die Batterie ward erobert und der Feind aus dem brennenden ^^^eben, dann aber mit Hülfe russischer Schaaren dicht an die Mauern Leipzigs gedrängt. W brennende Dörfer und Städte beleuchteten das blutige Schlachtfeld, als die Nacht heraufgezogen war; wie Leichenkerzen flackerten die Wachtfeuer in der weiten Todtenstille, die nur von dem Winseln der Sterbenden unterbrochen wurde. >5n ernster Erwartung sah Alles dem kommenden Tage entgegen und fühlte ahnungsvoll, daß dieser Kampf Deutschlands Geschick entscheide. So brach der 17. Oktober, ein Sonntag, an; doch führte dieser Tag die feindlichen Heere nicht zu neuem Kampfe. Napoleon machte Friedensvorschläge, die aber nicht angenommen wurden. Die ermatteten Truppen trafen nur Vorbereitungen für den folgenden Tag. Düster und trübe war der Morgen des verhängnisvollen achtzehnten Oktober, als der rollende Kanonendonner in der achten Stunde den Beginn der Schlacht auf allen Seiten verkündigte. 162,000 Franzosen kämpften heute gegen 290,000 Mann verbündeter Truppen. Bei Connewitz, wo der Polenfürst Ponia-towsky stand, begann der Kampf. Jeder Fuß Landes ward mit Strömen Blutes erkauft; rastlos drangen die Verbündeten vorwärts bis an die Hauptstellung der Franzosen bei Probstheida. Hier aber, wo Massen gegen Massen stürmten, die Einen mit Erbitterung und L-iegesfreude, die Andern mit Verzweiflung und kalter Todesverachtung, hier war der Kampf nicht Schlacht, ein Schlachten wars zu nennen. Angriff gegen Angriff, 300 französische Kanonen donnern gegen die Verbündeten, Berge von Leichen und Verwundeten thürmen sich an den Dorfeingängen. Da ließen die in der Nähe weilenden Monarchen, Zuschauer des Kampfes, diesen endlich einstellen; desto unglücklicher war die französische Armee bei Abtnaundorf, Paunsdorf und Stötteritz. Ganze Regimenter wurden vernichtet. Der Kronprinz von Schweden hat beim Vorwerke »heiterer Blick« den vom Marschall Ney kommandirten Mittelpunkt der französischen Armee durchbrochen und furchtbare Heeresmassen drängen die Besiegten vor sich her. Gräßlich war der Kampf um den Besitz von Schönefeld, das von den Russen unter Langeron angegriffen wird. Siebenmal rückt man im Sturmschritte vor, es steht das große breite Dorf in Flammen, noch wich der Marschall Marmont nicht. Da macht der Abend dem grausigen Würgen ein Ende, es ziehen sich die Franzosen nach Volkmarsdorf und Reudnitz zurück. Um das Unglück voll zu machen, hatten zwei Regimenter Würtemberger und das sächsische Armeekorps die Reihen der Franzosen verlassen. Kanonenschüsse in ihren Reihen war der Scheidegruß; aber auch die sächsische
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