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1. Gemeinnütziges Lese- und Lehrbuch für die Schuljugend aller Religionsverwandten - S. 414

1828 - Soest : Nasse
414 ir? sie endlich, diese Engländer! — Um 10 Uhr Vormittags griff er sie an, und es dauerte nicht lange, so war die Schlacht auf der ganzen Linie. Mit ungemeiner Heftigkeit stürmte Napoleon; doch an der Tapferkeit der Engländer scheiterten die wiederholten Angriffe der alten französischen Garden. Indessen gelang es doch der Uebermacht Napo- leons, einige Vorwerke, die die Errgländer rasch in Festun- gen umgeschaffen hatten, zu erobern, aber erst Nachmit- tags 2 Uhr erhielt er diesen festen Punkt. Nun zog er gegen die Höhen und gedachte, im Sturme ihr Geschütz zu erobern; aber die Engländer ließen die Franzosen in sichre Nähe kommen; daun erst donnerten ihre Kanonen, und ihr Fußvolk mit der Reiterei brach rasch hervor. Jetzt wurde mit großer Erbitterung zwischen den beiden Völkern gestritten, die sich schon lange haßten. Doch als die fran- zösischen Reiter geworfen waren, folgte das Fußvolk, und der Kampf erneuerte sich. Dreimal gelang es Napoleon beinahe, die Höhen zu ersteigen und die Engländer aus ihrer trefflichen Stellung zu drängen; doch Wellingtons unerschütterliche Entschlossenheit und seiner Truppen Tap- ferkeit, sein ruhiger kalter Blick, seine Gewandheit als Krieger, ihr Vertrauen auf ihren Feldherrn und ihre Liebe zur Ehre hielten es im langen schweren Kampfe mit der überlegenen wüthenden Menge aus. Kinder, rief er sei- nen hart bedrängten Haufen zu, wir müssen uns tavfcr halten, wir dürfen nicht geschlagen werden; was würde man in England sagen! — Als der Kampf noch schwerer ward, und'manche der Seinen vom Rückzüge redeten, setzte er sich nieder und sprach: „Hier werde ich bleiben und keinen Fuß breit weichen." Doch Napoleon drängte und drängte mit seinen Massen, und immer riefen sich die Feinde zur Ermunterung zu: Vorwärts, Vorwärts! Sie' errangen einige Vortheile, und um drei Uhr Nach- mittags sendete Napoleon einen Sicgesbotcn nach Paris. Gewiß die größten Anstrengungen der tapfern Engländer hatten ihre Gränzen erreicht, und Wellington seufzte: Ich wollte, es wäre Nacht, oder die Preußen kämen! Es war 4\ Uhr. Die sehr schwierigen Wege hatten die Preußen aufgehalten, so daß nur zwei Abtheilungen des ei- ne» preuß. Haufens in» Walde, im Rücken des rechten feind- lichen

2. Gemeinnütziges Lese- und Lehrbuch für die Schuljugend aller Religionsverwandten - S. 415

1828 - Soest : Nasse
415 T*’* lichen Flügels angekommen waren. Doch cs war keine Zeit zu verlieren, und die prcuß. Feldherrn beschlossen un- gesäumt den Angriff mit dem, was zur Hand war. So brach der Preuße aus dem Walde hervor; aber der Feind verlor seine Besonnenheit nicht, sondern stellte ihm seinen Rückhalt entgegen, und es entstand ein mörderischer Kampf. Das Gefecht stand lange Zeit, und mit gleicher Heftigkeit wurde der Kampf gegen die Engländer fortgesetzt. Ungefähr um Uhr Abends traf die Nachricht ein, daß ein ganzer preuß. Heereshaufen auf seinem Zuge von den Franzosen hart bedrängt würde; doch der Fürst Blücher ließ sich nicht dadurch erschüttern; vor ihm lag die Ent- scheidung, und nicht anders wo, und wenn hier der Sieg gewonnen wurde, so ließ sich jeder Nachtheil ver- schmerzen. Darum eilte er unaufhaltsam zur Schlacht. Es war Ix Uhr und noch stand die Schlacht. Fast zwei Heereshanfcn waren angekommen, und die Franzosen foch- ten wie Verzweifelte; allmählich bemerkte man jedoch einige Unsicherheit in ihren Bewegungen. Jetzt erschienen einige Abtheilungen von einem dritten Heereshaufen der Preußen an der rechten Seite des Feindes, so daß dessen rechter Flügel von drei Seiten bedrängt wurde. Als Wellington im Rücken des Feindes die ersten Kanonen losblitzen sahe, rief er ans: Gott Vob, daö ist der alte Blücher! und als jetzt die Feinde im Rücken und von der Seite gedrängt wurden, da setzte sich die gcknze englische Schlachtlinie i'n Bewegung und drang in das Herz des Feindes. Emen besonders schönen Anblick gewährte die Angriffs- seite des preuß. Heers. Es waren Anhöhen über Anhöhen, so daß mehrere Stufen Geschützeöfener über einander entwi- ckelt werden konnten, zwischen denen die Truppen briga- denweise in der schönsten Ordnung hinabstiegen, während aus dem auf der Höhe hinten liegenden Walde sich immer neue Massen entfalteten. Mit dem Rückzüge des Feindes ging es noch so lange erträglich, bis ein Dorf, das die Garden vertheidigten, mit Sturm genommen wurde. Nun wurde aus dem Rückzüge eine Flucht, die immer wilder und wilder wurde, und alles mit sich fortriß. Es war 9z Uhr. Der Feldmarschall Blücher versammelte die höher» Officiere und befahl, daß der letzte Hauch von Mensch ' und

3. Gemeinnütziges Lese- und Lehrbuch für die Schuljugend aller Religionsverwandten - S. 219

1828 - Soest : Nasse
219 ges, sanftes und psiichtliebcudes Weib auf Wohlstand und häusliche Glückseligkeit hat. Das Gespenst an der Kirchthüre zu Soest. §)er im Jahr 1782 verstorbene Grenadier - Hauptmann des Wolfcrsdorfischen Infanterieregiments, Herr von Kettler, theilte einst folgendes ihm aufgcstoßeues spuk- haftes Abentheuer mit: „Es war kurz vor dem Ausbruch des siebenjährigen schlesischen Krieges — so erzählt er — als Dienstgeschäfte zu Soest in Westfalen einst früh Morgens um drei Uhr mich, als visitirenden Unterofficicr, über den dor- tigen Wiesenkirchhof führten. Ich war der Kirch- thnr noch nicht ganz nahe, als ich in derselben eine weiße Menschengestalt zu erblicken glaubte. Ich stutzte, faßte aber doch ein Herz und näherte mich ihr, in der Hoffnung, daß entweder Sinne oder Einbildungskraft mich hintcrgangen haben möchten. Allein je näher ich trat, um so mehr überzeugte ich mich mit Hilfe des nächtlichen Schimmerlichts, daß ich es mit etwas Wirk- lichem zu thun habe, und daß hier keine offenbare Täu- schung obwalte; denn ich konnte bereits die Theile des Kopfes, den Hals, den Rumpf, die Arme und die Beine einzeln deutlich unterscheiden. Selbst die schwarzen hohlen Augen, die vom Fleische entblößte Nase, die knöchernen Wangen, kurz Alles, was einem wirklichen Todteukopfe ähnelt, erschien mir bereits als unverkennbar. Von jetzt an lief es mir eiskalt über den Leib; ein unbezwinglichcs Grausen der Haut, ein haarsträubendes Entsetzen ergriff mich und hemmte nicht nur meine Schritte vorwärts, sondern gab ihnen auch — wie es mir vorkam —> unwillkürlich eine entgegengesetzte ' Richtung; denn, aufrichtig gesagt, cs war ein ungeheurer Umweg, auf welchem ich das unbegreifliche Schreckbild der Kirchthür umging. Während ich so meurem anfänglichen Vorsätze untreu ' ward.

4. Gemeinnütziges Lese- und Lehrbuch für die Schuljugend aller Religionsverwandten - S. 397

1828 - Soest : Nasse
397 nur nach Leipzig, um dort in den großen Ebnen sein Glück noch einmal zu versuchen, und — fast unterzugehen. Hier wurde am lö. 18. und 19. October 1813 die große Schlacht geliefert, die Deutschland befreite. Als Napo- leon sich zurückzog, folgten ihm die Armeen des Bundes und Blücher war sogar hinter die Saale gezogen, um der großen Armee in der Nähe zu sein, und an dem Werke mit arbeiten zu helfen. — Napoleon hatte an zwei hundert tausend Mann, und das war der Kern seiner Armeen; was feig war, hatte sich davon gemacht; was keine Kraft besaß, war den Anstrengungen des Kriegs erlegen. . Wer die ungeheuren Züge nach Leipzig sahe, konnte für Deutschlands Rettung wol zittern. Und wirk- lich, es kostete viele Deutsche und Nüssen, ehe gerufen werden konnte: Deutschland ist erlöset! Anderthalb Stunden um Leipzig herum hatten sich die Franzosen gelagert und an vielen Stellen verschanzt. Um 9 Uhr des Morgens fing die Völkerschlacht au; aus 600 französischell und 1000 Kanonen des Bundes brüllte der Donner, daß die Erde erbebte, so daß die ältesten Krieger versicherten, ein solches Krachen noch nie gehört zu haben. Die Bundestruppen griffen muthig an, und cs wich die ganze Schlachtreihe der Franzosen zurück. Das war gegen Mittag. Aber Napoleon sammelte einige auserlesene Haufen, ordnete sie und führte sie kühn auf die Gegner, und mit solchem Ungestüm, daß sich hier der Sieg auf seine Seite neigte, und in Leipzig ob seines Triumphs geläutet werden mußte. Aber es war zu früh geläutet! denn Schwarzenberg, der die ganze Schlacht regierte, sahe von dem Thurme eines Dorfes die Gefahr der Seinen und sendete ihnen Hilfe. Die durchbrochenen Reihen verbanden sich wieder. So wie hier tapfer gefochten wurde, so blutig ging cs zu, wo Blücher und die an- dern Schaarcn standen. Auf beiden Seiten wurde an diesem Tage gewonnen und verloren; der Kampf blieb unentschieden, so viele Tausende auch gefallen waren. Am späten Abend ruhte die Schlackt; aber mehrere tau- send Wachtfeuer und acht Dörfer und Flecken loderten empor. Viele ä?n'cger schliefen den Todcsschlaf, viele schwer ver- wundete kämpften mit herben Schmerzet: und erflehten vom Him-

5. Gemeinnütziges Lese- und Lehrbuch für die Schuljugend aller Religionsverwandten - S. 398

1828 - Soest : Nasse
■ e. — 398 — Himmel das Ende ihrer Noth. Das war das Werk eines Mannes, der kein Ohr für den Jammer, nur ein Auge für glänzende Siege hatte. Am folgenden Tage wurde wenig gestritten; denn Napoleon versuchte die alten Künste, Zwietracht unter die Gegner zu bringen und Einzelne zu gewinnen. Sein Blick war auf Oestreichs Kaiser gerichtet, dem er an die- sem Tage Anträge machen ließ. Aber der ganze Bund hielt zusammen; denn Napoleons Verheißungen hatten bet Allen den Glauben verloren: Am 18. wurde Deutschlands Rettung entschieden. Von Mitternacht her drang Johann und Blücher, von Morgen der Russische General Bcnningsen und von Mittag der Obcrfeldherr Schwarzenberg mit der stärksten Macht. Der letzte hatte den blutigsten Kampf zu be- stehen, denn er stand der größten Kraft des Feindes bei Probstheida gegenüber. Die Franzosen machten Schicß- löchcr in die Gartenmauern und bildeten aus jedem Hause eine Festung. So entsetzlich war hier das Blutbad, daß die Kämpfenden zuletzt nicht mehr über den Hansen der Erschla- genen hinweg steigen konnten. Da liegt mancher tapfere Jüngling erschlagen und hat mit seinem jungen frischen Le- den unsere Freiheit bezahlt. Das Dorf wurde nicht gewon- nen, denn die drei Monarchen, welche in der Nähe auf einem Hügel standen, hemmten am Abend durch ihr Wort das wei- tere Blutvergießen, da an andern Stellen schon der Sieg ganz errungen war, und der Feind auf den Rückzug dachte. Blücher war nemlichvon seiner Seite her glücklich vorge- drungen, und nach vier sauren Stunden war der Feind zu- rückgedrängt, obgleich Napoleon Garden über Garden zu Hilfe sendete. Hier genossen die Verbündeten die Freude, daß die sächsischen Regimenter, die bis dahin nach ihres Königs Befehl für Napoleon gekämpft hatten, zu ihnen übertraten. Mit fliegenden Fahnen und klingendem Spiele zogen sie Angesichts der erstarrten Franzosen hinüber, und wendeten flngs ihre Kanonen auf dre nun feindlichen Reihen. Immer enger und enger wurde der Raum für die Franzosen, welche tapfer genug für die böse Sache gestrit- ten hatten, und schon um 10 Uhr des Morgens sing von Leipzig aus ein großer Troß von Gepäcke mit starker Be- deckung

6. Gemeinnütziges Lese- und Lehrbuch für die Schuljugend aller Religionsverwandten - S. 399

1828 - Soest : Nasse
— 399 — deckung an, nach dcr einzigen offenen Abendseite zu ziehen. Am Abend hatten zwar die Feinde noch Probstheida besetzt, aber die Seiten ihres besetzten Dreiecks waren zusammenge- drängt. Napoleon befand sich noch bei dunkler Nacht an einer'windmühle, von wo auö er an diesem heißen Tage seine Befehle ertheilt hatte. Welche Gefühle mußten ihn'ängsti- gen ! Furcht und Hoffnung, Unwille und Schadenfreude hatten abwechselnd in diesen Tagen in seiner Seele gewogt, bis endlich der kalte Schauer der Gewißheit: Hier ist Alles verloren! — ihn erfüllte. Da sank, er àm Abend, auf einem Schemel sitzend, in Schlummer. Nach einer Viertelstunde erwachte er, und als sein Geist sich wieder sammelte, und die Wirklichkeit des Falls von seiner Sie- gcrhöhe fühlte, da raffte er sich zusammen, und eilte nach Leipzig, um zum lctztenmale da zu übernachten. Am 19. früh gleich nach Mitternacht begann der Rück- zug des ganzen französischen Heeres, aber die Verbünde- ten stürmten auf die Stadt ein, wo wegen der Eile der Flucht, und der Menge des Gepäckes, das Drängen und die Unordnung groß war. Napoleon sagte dem Könige von Sachsen ein Lebewohl und wollte um 10 Uhr des Morgens rasch die Stadt verlassen. Aber er und seine Tra- banten vermochten nicht die Menge zu trennen, und auf einem großen Umwege in dcr Stadt, und zu dem entgegen- gesetzten Thore hinaus, mußte er das Weite suchen. Um halb 12 Uhr ertönten die ersten preussischen Hörner in den Gaffen dcr Stadt, und es wehten die weißen Tücher zum Willkommen aus den Fenstern noch während des Schie- ßens. Nachmittags zogen A le ran dcr und Preußens König, und bald nach ihnen der Kaiser Franz in die eroberte Stadt. An diesem Tage verlor Napoleon mehr, als an den vorigen Tagen dcr Schlacht. Denn zur Deckung des Rückzugs sprengten die Franzosen eine Brücke, welche über die Elster führte, und es erscholl ein lautes Jam- mergeschrei; denn noch 15,900 waffenfähige Krieger wa- ren jenseits geblieben. Sie wurden gefangen, oder fan- den den Tod in den Fluthen. An 400 Kanonen wurden in diesen wenigen Tagen dem Feinde entrissen. Napoleon floh nach dem Rhein, verfolgt von den sieg- reichen Gegnern. Die leichten Cosacken umschwärmten ihn und

7. Gemeinnütziges Lese- und Lehrbuch für die Schuljugend aller Religionsverwandten - S. 413

1828 - Soest : Nasse
413 — ßen, viele Hindernisse auf seinem Marsche gefunden hatte, und die Engländer von einer vorgeschobenen französischen Abtheilung angegriffen wurden. Bis zum Abend blieb dennoch durch der Preußen Tapferkeit der Kampf unent- schieden, aber in der Dämmerung schlichen sich Napoleons Garden um das Dorf, der Angriff geschah von mehreren Seiten, der Feldherr der Preußen stürzte vom Pferde (vergleiche Seite 225), wurde gerettet, führte die Seinen, obgleich von allen Seiten umringt und in dem Schrecken der Stacht, ruhig ans dem Getümmel, und stellte sein ge- schlagenes, aber nicht muthloses Heer eine halbe Stunde davon wieder auf. Der Feind wagte nicht, ihn anzugreifen. An demselben Tage wurde die Vorhuth des englischen Hceres, wie schon oben erwähnt ist, von einer französischen Abtheilung angegriffen. Der Kampf blieb unentschieden; nur sank hier der tapfere Herzog von Braun schweig. Wellington nlld Blücher führten ihre Heere etwas zurück, um enger mit einander vereinigt zu sein. Napoleon glailbte, die Preußen schon so vernichtet zu haben, daß sich der Nest nach dem Rheine ziehe, und von den Engländern fürchtete er, daß sie ihm nicht zum Kampfe stehen würden. Doch Wellington stand auf einer Höhe, vier Stunden von Brüssel, und war durch einen großen Wald im Rücken gedeckt. In dieser Stellung war er Willens, eine Schlacht anzunehmen, wenn ihm der Fürst Blücher mit zwei Hee- reshaufen unterstützen wolle. Dieser aber versprach mit der ganzen Armee zu kommen und schlug selbst vor, wenn 'Napoleon nicht angreife, ihn am andern Tage mit ge- stimmter Macht anzufallen. Hieran kann mau ermessen, wie wenig die Schlacht am 16. die Preußische Armee zer- rüttet und ihr Zutrauen auf sich selbst geschwächt habe. Am 18. Juni mit Tageü Anbruch erhob sich die Preußische Armee; 2 Haufen derselben sollten sich verdeckt in einem Walde tut Rücken des Feindes aufstellen, ein dritter ihm in die rechte Seite fallen, und der vierte Hansen sollte langsam zur Unterstützung folgen.. Aber der Weg bis zum Ziel war weit, die Straße sehr schlecht und enge, und das englische Heer hatte lange einen harten Stand. Als Napoleon nemlich am Morgen die Engländer aus den Höhen sahe, rief er freudig aus: Ha, nun habe ich sie

8. Die deutsche Geschichte für Schule und Haus - S. 493

1862 - Soest : Nasse
Der siebenjährige Krieg, 1757. 493 er dort vor jedem Angriffe gesichert schien. Trotzdem beschloß Friedrich, der eine rasche Entscheidung herbeizuführen wünschte, den Feind sogleich anzugreifen, als mau ihn zu Gesichte bekam. Sein Liebling, der kühne General Winterfeld, bestärkte ihn in diesem Vorsatze. Dagegen rieth der alte Feldmarschall Schwerin, welcher erst am Morgen mit ermü- deten Kriegern angekommen war und das Schlachtfeld nicht kannte, den Angriff ans den folgenden Tag zu verschieben. Allein der König verwarf jeden Aufschub. 3. Die Schlacht begann auf dem linken preußischen Flügel erst gegen zehn Uhr Morgens, da derselbe durch abgelassene Teiche mir schlam- migen! Grunde, welche mit Hafer besäet und für grüne Wiesen ange- sehen waren, sich^ durch arbeiten mußte. Als die Preußen nach Neber- windung dieser Schwierigkeiten endlich an den Feind herankamen, wur- den sie von einem furchtbaren Feuer des Geschützes empfangen, die Kartätschen streckten ganze Reihen der Anstürmenden zu Boden und es schien unmöglich, eine solche verheerende Gewalt mit menschlicher Tapfer- keit zu bändigen. Der Angriff mißlang auf allen Pnncten und die Schlachtordnung der Preußen fing schon an zurückzuweichen; da ergriff der vreiundsiebenzigjährige Feldmarschall Schwerin eine Fahne und mit dem Rufe: „Mir nach!" trägt er sie selbst gegen die Feuerschlünde; aber im nächsten Augenblicke fällt der allzukühne Greis, von vier Kar- tätschenkugeln durchbohrt, und stirbt den Heldentod. Und sofort nimmt der General Manteusel die Fahne aus seiner blutigen Hand und führt die ergrimmten Krieger im Sturmschritte gegen die vom Feinde besetz- ten Anhöhen; sie werden erobert und die Canonen sofort gegen den Feind gerichtet. Auch des Königs Bruder, Prinz Heinrich, springt vorn Pferde, führt seine Krieger zu Fuß gegen eine Batterie und er- obert sie; der Prinz Ferdinand von Brannschweig drängt mit der größ- ten Tapferkeit den linken Flügel des Feindes von einer Anhöhe zur andern zurück und erobert sieben Schanzen. Aber noch immer bleibt der Sieg unentschieden, da der Feldmarschall Brown mit ordnendem Geiste in den österreichischen Reihen waltet. Da fällt der hcldenmü- thige Feldherr, von einer Kugel tödtlich getroffen und mit seinem Falle ist das Schicksal des Tages entschieden; der König, welcher mit schar- fen: Auge das Schlachtgetümmel überschauet, bemerkt eine Lücke im feindlichen Mitteltreffen und durchbricht, rasch eindringend, dort die österreichische Schlachtordnung. Dadurch wird der Sieg für ihn ent- schieden. Die Oesterreicher zogen sich^ nun auf allen Pnncten zurück; der größere Thcil warf sich mit dem Herzoge Carl in die Stadt Prag, der andere zog sich zu dem Feldmarschall Daun, der mit einem zwei- ten Heere heranrückte. Der Sieg war theuer erkauft; denn neben 19,000 Oesterreichern lagen 16,000 Preußen todt oder verwundet auf dem Schlachtfclde und unter ihnen die Leiche des Feldmarschalls Schwerin. Die Oesterreicher hatten gleichfalls einen unersetzlichen Verlust an ihrem Feldmarschall Brown erlitten, der einige Wochen nachher an sei- ner Wunde starb; er war einer der besten Feldherren seiner Zeit. 4. Gegen den Rath des Prinzen Heinrich, mit dem siegreichen Heere sogleich gegeil Daun zu ziehen, der bei Kolliu stand, folgte Frie- drich dem Herzoge Carl und belagerte ihn in Prag. Allein die Stadt vertheidigte sich fünf Wochen lang, obgleich fast alle Vorräthe aufge- zehrt waren und die Roth in Prag zur gräßlichsten Höhe ging, mit der heldenmüthigsten Ausdauer. Um den Belagerten alle Hoffnung

9. Die deutsche Geschichte für Schule und Haus - S. 472

1862 - Soest : Nasse
472 Wendung des Glücks und Friedensschlüsse. den. Endlich forderten die Verbündeten sogar, durch Lndwig's Nach- giebigkeit immer kühner gemacht, der König von Frankreich solle zu bewirken suchen, daß Philipp von Anjou in zwei Monaten die spanische Monarchie raume; würde dies nicht geschehen sein, so solle Ludwig Xiv. in Vereinigung mit den Verbündeten seinen Enkel bekriegen und aus Spanien vertreiben. Da brach Ludwig, der eine solche Schande nicht aus sich laden wollte, die Unterhandlungen ab, erließ einen Aufruf an das französische Volk und brachte mit äußerster Kraftanstrengung ein neues Heer zusammen, dessen Oberbefehl dem Marschall von Villars anvertraut wurde. 4. Nachdem die Unterhandlungen abgebrochen waren, eroberten Engen und Marlborough das wichtige Toürnay und gingen dann auf Mons los, wo sie den Feind in einer sehr vortheilhasten Stellung bei dem Dorfe Malplaquet vor Mons fest verschanzt fanden. Am 11. Sept. 1709, Morgens acht Uhr, griffen sie ihn an und bis gegen drei Uhr Nachmittags dauerte das furchtbare Gemetzel, das mörderischeste in dem ganzen Kriege; denn beide Theile verloren in demselben zusam- men 33,000 Menschen. Eugen selbst, welcher den rechten Flügel zuerst in's Feuer führte, erhielt gleich im Beginne des Kampfes einen Streif- schuß an den Kopf, ließ sich aber dadurch nicht irre machen, sondern steckte ruhig feln Schnupftuch unter den Hut und führte den Befehl fort. Durch die entsetzliche Heftigkeit feines Angriffes wurde Villars genöthigt, einige Regimenter aus dem Mitteltreffen abzuberufen und sie feinem linken Flügel zur Verstärkung zuzusenden. Marlborough brach schnell in die schwache Stellung des Feindes ein und ^trennte dadurch die ganze Schlachtordnung desselben, wodurch der Sieg entschieden ward. Die Franzosen mußten den Rückzug nach Valenciennes antre- ten, welchen die Sieger nicht zu stören wagten; denn sie hatten in der That gegen 3000 Mann mehr verloren, als die Franzosen, nämlich nahe an 20,000 Mann. Der Weg nach Mons dagegen stand ihnen nun offen und am 20. Od. ergab sich diese Stadt, worauf die Truppen in die Winterquartiere zogen. 5. Der hartbedrängte König Ludwig, dessen Reich in^außerordent- lichem Grade erschöpft war, sah sich jetzt genöthigt, sein Friedensgefuch zu erneuern und im März (1710) traten die Bevollmächtlgten tu Ger- truydenburg zu neuen Unterhandlungen zusammen. Schon hatten die- selben die Sache dahin gebracht, daß sich der König zur Zahlung von Hülfsgeldern an die Verbündeten erbot, um feinen Enkel ans Spanien zu vertreiben, sowie zur Abtretung des Elsasses und der Festung Va- lenciennes, als unerwartet dt ei wichtige Ereignisse zusammentrafen, welche die Stellung der Parteien ztt Gunsten Ludwig's verändeden und ihn aus seiner verzweifelten Lage retteten, Ncunlich a) wurde das Ministerium Marlborongh's, des Oberhaupts der Wighs in England, gestürzt und die Tories ergriffen das Staatsruder, welche der Fort- setzung des Krieges nicht geneigt waren; b) wurde der Erzherzog Carl in Spanien durch den französischen Herzog von Vendome gezwungen, Madrid und Castilicn wieder zu räumen, so daß er sich auf den Besitz von Barcellonaztnd Tarragona beschränkt sah (f. oben S. 470); und c) starb am 17. April 17n der Kaiser Joseph I. an den Blattern im 33. Lebensjahre. Ihm folgte sein Bruder, der Erzherzog Carl, der in Spanien mit Philipp von Anjou um die Krone dieses Landes stritt, als Erbe der österreichischen Länder und als Kaiser.

10. Die deutsche Geschichte für Schule und Haus - S. 497

1862 - Soest : Nasse
Der siebenjährige Krieg, 175)8. 497 wählte Friedrich wieder die schräge Schlachtordnung. Sein rechter Flügel sollte nämlich, wahrend der linke zurückbliebe, den linken Flügel der Oesterreicher angreifen und umgehen. Dieser Plan, welchen der König den Feinden durch einen verstellten Angriff auf den rechten Flü- gel zu verbergen wußte, wurde mit bewunderungswürdiger Kunst und dem glücklichsten Erfolge auögeführt. 12. Der linke Flügel dès Feindes wurde von den Preußen um- gangen und zurückgeworfen; nach einem äußerst hartnäckigen Kampfe war das Dorf Leuthen, auf dessen Kirchhofe das Treffen am blutigsten war, von den Preußen erobert und dadurch die Schlacht entschieden; denn bald nachher mußte sich auch der rechte Flügel der Oesterreicher über das Schweidnitzer Wasser zurückziehen. Nach einem dreistündigen Kampfe war der vollständigste und glorreichste Sieg erfochten. Außer den Taufenden, die auf dem Schlachtfelde in ihrem Blute lagen, wur- den ganze Bataillone umzingelt und zu Gefangenen gemacht; sa Viele ergaben sich freiwillig aus Unwillen'über ihre schlechten Führer, so daß über 20,000 Oesterreicher auf dein Schlachtfelde gefangen wurden. Beinahe das ganze feindliche Geschütz, nämlich 120 Canoneu nebst 300 Wagen sowie 09 Fahnen wurden eine Beute der Sieger. Nach diesem glänzenden Siege bei Leuthen ließ Friedrich sofort Breslau belagern, welches sich nach vierzehn Tagen mit allen seinen Vorräthen, einer vol- len Kriegscasfe und 18,000 Mann ergab. Friedrichs Anstrengungen gelang es, das feindliche Heer in Zeit von zwei Wochen so zu zer- streuen, daß von 90,000 Mann nicht mehr als 37,000 Böhmen erreich- ten. Ganz Schlesien bis auf Schweidnitz war vom Feinde gereinigt, und Friedrich konnte nun ruhig die Winterquartiere daselbst beziehen. §. 167. Das Kriegsjahr 1758. 1. Der große Sieg von Leuthen verschaffte dem Könige Friedrich nur kurze Ruhe; denn nach der Genesung der russischen Kaiserin wurde ihr Canzler Bestuschef, welcher das Heer aus Preußen zurückgerufen hatte, dafür nach Sibirien geschickt, und die Nüssen rückten unter dem General Fermor wieder in die Provinz Preußen ein, wo sie überall wie Barbaren hauseten und die Städte der russischen Kaiserin huldi- gen mußten. Dann gingen die Russen über die Oder und drangen verwüstend in das Herz der preußischen Länder vor. Küstrin schossen sie in Brand, aber die Festung ergab sich doch nicht. Eine Hoffnung ging setzt für Friedrich in England auf, wo der an die Spitze der Ne- gierung getretene berühmte Pitt, nachmals Graf von Chatam, den König Georg zur Verwerfung des schimpflichen Vergleiches von Closter- Seven bewog (s. oben S. 494), und es dahin zu bringen wußte, daß das Parlement dem Könige von Preußen eine jährliche Unterstützung von 4,000,000 Thalern bewilligte. Ferner wurde durch Pilt's Bemü- hungen das aufgelöste Heer der Verbündeten im westlichen Deutschland wieder zusammengebracht, welchem Friedrich als Führer den trefflichen Herzog Ferdinand von Braunschweig sandte. 2. Dieser erösfnete den Feldzug des Jahres 1758, indem er schon im Februar aufbrach und in ihren Winterquartieren die Franzosen überfiel, welche in einigen Wochen von der Elbe über den Rhein zurück- getrieben wurden, nachdem 11,000 Mann in die Gefangenschaft der Verbündeten gerathen waren. Darauf setzte Ferdinand im Juni über
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