Autor: Frenzel, Franz Christoph, Ehrlich, Carl Gotthilf
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
Konfession (WdK): gemischt konfessionel
414
ir?
sie endlich, diese Engländer! — Um 10 Uhr Vormittags
griff er sie an, und es dauerte nicht lange, so war die
Schlacht auf der ganzen Linie. Mit ungemeiner Heftigkeit
stürmte Napoleon; doch an der Tapferkeit der Engländer
scheiterten die wiederholten Angriffe der alten französischen
Garden. Indessen gelang es doch der Uebermacht Napo-
leons, einige Vorwerke, die die Errgländer rasch in Festun-
gen umgeschaffen hatten, zu erobern, aber erst Nachmit-
tags 2 Uhr erhielt er diesen festen Punkt. Nun zog er
gegen die Höhen und gedachte, im Sturme ihr Geschütz
zu erobern; aber die Engländer ließen die Franzosen in
sichre Nähe kommen; daun erst donnerten ihre Kanonen,
und ihr Fußvolk mit der Reiterei brach rasch hervor. Jetzt
wurde mit großer Erbitterung zwischen den beiden Völkern
gestritten, die sich schon lange haßten. Doch als die fran-
zösischen Reiter geworfen waren, folgte das Fußvolk, und
der Kampf erneuerte sich. Dreimal gelang es Napoleon
beinahe, die Höhen zu ersteigen und die Engländer aus
ihrer trefflichen Stellung zu drängen; doch Wellingtons
unerschütterliche Entschlossenheit und seiner Truppen Tap-
ferkeit, sein ruhiger kalter Blick, seine Gewandheit als
Krieger, ihr Vertrauen auf ihren Feldherrn und ihre Liebe
zur Ehre hielten es im langen schweren Kampfe mit der
überlegenen wüthenden Menge aus. Kinder, rief er sei-
nen hart bedrängten Haufen zu, wir müssen uns tavfcr
halten, wir dürfen nicht geschlagen werden; was würde
man in England sagen! — Als der Kampf noch schwerer
ward, und'manche der Seinen vom Rückzüge redeten,
setzte er sich nieder und sprach: „Hier werde ich bleiben
und keinen Fuß breit weichen." Doch Napoleon drängte
und drängte mit seinen Massen, und immer riefen sich
die Feinde zur Ermunterung zu: Vorwärts, Vorwärts!
Sie' errangen einige Vortheile, und um drei Uhr Nach-
mittags sendete Napoleon einen Sicgesbotcn nach Paris.
Gewiß die größten Anstrengungen der tapfern Engländer
hatten ihre Gränzen erreicht, und Wellington seufzte:
Ich wollte, es wäre Nacht, oder die Preußen kämen!
Es war 4\ Uhr. Die sehr schwierigen Wege hatten die
Preußen aufgehalten, so daß nur zwei Abtheilungen des ei-
ne» preuß. Haufens in» Walde, im Rücken des rechten feind-
lichen
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
TM Hauptwörter (200): [T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon
Autor: Frenzel, Franz Christoph, Ehrlich, Carl Gotthilf
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
Konfession (WdK): gemischt konfessionel
415 T*’*
lichen Flügels angekommen waren. Doch cs war keine
Zeit zu verlieren, und die prcuß. Feldherrn beschlossen un-
gesäumt den Angriff mit dem, was zur Hand war. So
brach der Preuße aus dem Walde hervor; aber der Feind
verlor seine Besonnenheit nicht, sondern stellte ihm seinen
Rückhalt entgegen, und es entstand ein mörderischer Kampf.
Das Gefecht stand lange Zeit, und mit gleicher Heftigkeit
wurde der Kampf gegen die Engländer fortgesetzt.
Ungefähr um Uhr Abends traf die Nachricht ein, daß
ein ganzer preuß. Heereshaufen auf seinem Zuge von den
Franzosen hart bedrängt würde; doch der Fürst Blücher
ließ sich nicht dadurch erschüttern; vor ihm lag die Ent-
scheidung, und nicht anders wo, und wenn hier der
Sieg gewonnen wurde, so ließ sich jeder Nachtheil ver-
schmerzen. Darum eilte er unaufhaltsam zur Schlacht.
Es war Ix Uhr und noch stand die Schlacht. Fast zwei
Heereshanfcn waren angekommen, und die Franzosen foch-
ten wie Verzweifelte; allmählich bemerkte man jedoch einige
Unsicherheit in ihren Bewegungen. Jetzt erschienen einige
Abtheilungen von einem dritten Heereshaufen der Preußen
an der rechten Seite des Feindes, so daß dessen rechter
Flügel von drei Seiten bedrängt wurde. Als Wellington
im Rücken des Feindes die ersten Kanonen losblitzen sahe,
rief er ans: Gott Vob, daö ist der alte Blücher! und als
jetzt die Feinde im Rücken und von der Seite gedrängt
wurden, da setzte sich die gcknze englische Schlachtlinie i'n
Bewegung und drang in das Herz des Feindes.
Emen besonders schönen Anblick gewährte die Angriffs-
seite des preuß. Heers. Es waren Anhöhen über Anhöhen,
so daß mehrere Stufen Geschützeöfener über einander entwi-
ckelt werden konnten, zwischen denen die Truppen briga-
denweise in der schönsten Ordnung hinabstiegen, während
aus dem auf der Höhe hinten liegenden Walde sich immer
neue Massen entfalteten. Mit dem Rückzüge des Feindes
ging es noch so lange erträglich, bis ein Dorf, das die
Garden vertheidigten, mit Sturm genommen wurde. Nun
wurde aus dem Rückzüge eine Flucht, die immer wilder
und wilder wurde, und alles mit sich fortriß. Es war 9z
Uhr. Der Feldmarschall Blücher versammelte die höher»
Officiere und befahl, daß der letzte Hauch von Mensch
' und
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch]]
TM Hauptwörter (200): [T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff]]
Autor: Frenzel, Franz Christoph, Ehrlich, Carl Gotthilf
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
Konfession (WdK): gemischt konfessionel
219
ges, sanftes und psiichtliebcudes Weib auf Wohlstand
und häusliche Glückseligkeit hat.
Das Gespenst an der Kirchthüre zu Soest.
§)er im Jahr 1782 verstorbene Grenadier - Hauptmann
des Wolfcrsdorfischen Infanterieregiments, Herr von
Kettler, theilte einst folgendes ihm aufgcstoßeues spuk-
haftes Abentheuer mit:
„Es war kurz vor dem Ausbruch des siebenjährigen
schlesischen Krieges — so erzählt er — als Dienstgeschäfte
zu Soest in Westfalen einst früh Morgens um drei
Uhr mich, als visitirenden Unterofficicr, über den dor-
tigen Wiesenkirchhof führten. Ich war der Kirch-
thnr noch nicht ganz nahe, als ich in derselben eine
weiße Menschengestalt zu erblicken glaubte. Ich stutzte,
faßte aber doch ein Herz und näherte mich ihr, in der
Hoffnung, daß entweder Sinne oder Einbildungskraft
mich hintcrgangen haben möchten. Allein je näher ich
trat, um so mehr überzeugte ich mich mit Hilfe des
nächtlichen Schimmerlichts, daß ich es mit etwas Wirk-
lichem zu thun habe, und daß hier keine offenbare Täu-
schung obwalte; denn ich konnte bereits die Theile des
Kopfes, den Hals, den Rumpf, die Arme und die
Beine einzeln deutlich unterscheiden. Selbst die
schwarzen hohlen Augen, die vom Fleische entblößte
Nase, die knöchernen Wangen, kurz Alles, was einem
wirklichen Todteukopfe ähnelt, erschien mir bereits als
unverkennbar.
Von jetzt an lief es mir eiskalt über den Leib; ein
unbezwinglichcs Grausen der Haut, ein haarsträubendes
Entsetzen ergriff mich und hemmte nicht nur meine
Schritte vorwärts, sondern gab ihnen auch — wie es
mir vorkam —> unwillkürlich eine entgegengesetzte '
Richtung; denn, aufrichtig gesagt, cs war ein ungeheurer
Umweg, auf welchem ich das unbegreifliche Schreckbild
der Kirchthür umging.
Während ich so meurem anfänglichen Vorsätze untreu
' ward.
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
Autor: Frenzel, Franz Christoph, Ehrlich, Carl Gotthilf
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
Konfession (WdK): gemischt konfessionel
397
nur nach Leipzig, um dort in den großen Ebnen sein
Glück noch einmal zu versuchen, und — fast unterzugehen.
Hier wurde am lö. 18. und 19. October 1813 die große
Schlacht geliefert, die Deutschland befreite. Als Napo-
leon sich zurückzog, folgten ihm die Armeen des Bundes
und Blücher war sogar hinter die Saale gezogen, um
der großen Armee in der Nähe zu sein, und an dem
Werke mit arbeiten zu helfen. — Napoleon hatte an
zwei hundert tausend Mann, und das war der Kern seiner
Armeen; was feig war, hatte sich davon gemacht; was
keine Kraft besaß, war den Anstrengungen des Kriegs
erlegen. . Wer die ungeheuren Züge nach Leipzig sahe,
konnte für Deutschlands Rettung wol zittern. Und wirk-
lich, es kostete viele Deutsche und Nüssen, ehe gerufen
werden konnte: Deutschland ist erlöset!
Anderthalb Stunden um Leipzig herum hatten sich die
Franzosen gelagert und an vielen Stellen verschanzt. Um
9 Uhr des Morgens fing die Völkerschlacht au; aus 600
französischell und 1000 Kanonen des Bundes brüllte der
Donner, daß die Erde erbebte, so daß die ältesten Krieger
versicherten, ein solches Krachen noch nie gehört zu haben.
Die Bundestruppen griffen muthig an, und cs wich die
ganze Schlachtreihe der Franzosen zurück. Das war gegen
Mittag. Aber Napoleon sammelte einige auserlesene
Haufen, ordnete sie und führte sie kühn auf die Gegner,
und mit solchem Ungestüm, daß sich hier der Sieg auf seine
Seite neigte, und in Leipzig ob seines Triumphs geläutet
werden mußte. Aber es war zu früh geläutet! denn
Schwarzenberg, der die ganze Schlacht regierte, sahe
von dem Thurme eines Dorfes die Gefahr der Seinen
und sendete ihnen Hilfe. Die durchbrochenen Reihen
verbanden sich wieder. So wie hier tapfer gefochten
wurde, so blutig ging cs zu, wo Blücher und die an-
dern Schaarcn standen. Auf beiden Seiten wurde an
diesem Tage gewonnen und verloren; der Kampf blieb
unentschieden, so viele Tausende auch gefallen waren.
Am späten Abend ruhte die Schlackt; aber mehrere tau-
send Wachtfeuer und acht Dörfer und Flecken loderten empor.
Viele ä?n'cger schliefen den Todcsschlaf, viele schwer ver-
wundete kämpften mit herben Schmerzet: und erflehten vom
Him-
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Schwarzenberg
Extrahierte Ortsnamen: Leipzig Deutschland Leipzig Deutschlands Deutschland Leipzig
Autor: Frenzel, Franz Christoph, Ehrlich, Carl Gotthilf
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
Konfession (WdK): gemischt konfessionel
■ e.
— 398 —
Himmel das Ende ihrer Noth. Das war das Werk eines
Mannes, der kein Ohr für den Jammer, nur ein Auge
für glänzende Siege hatte.
Am folgenden Tage wurde wenig gestritten; denn
Napoleon versuchte die alten Künste, Zwietracht unter
die Gegner zu bringen und Einzelne zu gewinnen. Sein
Blick war auf Oestreichs Kaiser gerichtet, dem er an die-
sem Tage Anträge machen ließ. Aber der ganze Bund
hielt zusammen; denn Napoleons Verheißungen hatten
bet Allen den Glauben verloren:
Am 18. wurde Deutschlands Rettung entschieden. Von
Mitternacht her drang Johann und Blücher, von
Morgen der Russische General Bcnningsen und von
Mittag der Obcrfeldherr Schwarzenberg mit der
stärksten Macht. Der letzte hatte den blutigsten Kampf zu be-
stehen, denn er stand der größten Kraft des Feindes bei
Probstheida gegenüber. Die Franzosen machten Schicß-
löchcr in die Gartenmauern und bildeten aus jedem Hause
eine Festung. So entsetzlich war hier das Blutbad, daß die
Kämpfenden zuletzt nicht mehr über den Hansen der Erschla-
genen hinweg steigen konnten. Da liegt mancher tapfere
Jüngling erschlagen und hat mit seinem jungen frischen Le-
den unsere Freiheit bezahlt. Das Dorf wurde nicht gewon-
nen, denn die drei Monarchen, welche in der Nähe auf einem
Hügel standen, hemmten am Abend durch ihr Wort das wei-
tere Blutvergießen, da an andern Stellen schon der Sieg
ganz errungen war, und der Feind auf den Rückzug dachte.
Blücher war nemlichvon seiner Seite her glücklich vorge-
drungen, und nach vier sauren Stunden war der Feind zu-
rückgedrängt, obgleich Napoleon Garden über Garden zu
Hilfe sendete. Hier genossen die Verbündeten die Freude,
daß die sächsischen Regimenter, die bis dahin nach
ihres Königs Befehl für Napoleon gekämpft hatten, zu
ihnen übertraten. Mit fliegenden Fahnen und klingendem
Spiele zogen sie Angesichts der erstarrten Franzosen hinüber,
und wendeten flngs ihre Kanonen auf dre nun feindlichen
Reihen. Immer enger und enger wurde der Raum für die
Franzosen, welche tapfer genug für die böse Sache gestrit-
ten hatten, und schon um 10 Uhr des Morgens sing von
Leipzig aus ein großer Troß von Gepäcke mit starker Be-
deckung
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleons Johann Johann Napoleon Napoleon
Autor: Frenzel, Franz Christoph, Ehrlich, Carl Gotthilf
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
Konfession (WdK): gemischt konfessionel
— 399 —
deckung an, nach dcr einzigen offenen Abendseite zu ziehen. Am
Abend hatten zwar die Feinde noch Probstheida besetzt,
aber die Seiten ihres besetzten Dreiecks waren zusammenge-
drängt. Napoleon befand sich noch bei dunkler Nacht an
einer'windmühle, von wo auö er an diesem heißen Tage seine
Befehle ertheilt hatte. Welche Gefühle mußten ihn'ängsti-
gen ! Furcht und Hoffnung, Unwille und Schadenfreude
hatten abwechselnd in diesen Tagen in seiner Seele gewogt,
bis endlich der kalte Schauer der Gewißheit: Hier ist
Alles verloren! — ihn erfüllte. Da sank, er àm Abend,
auf einem Schemel sitzend, in Schlummer. Nach einer
Viertelstunde erwachte er, und als sein Geist sich wieder
sammelte, und die Wirklichkeit des Falls von seiner Sie-
gcrhöhe fühlte, da raffte er sich zusammen, und eilte nach
Leipzig, um zum lctztenmale da zu übernachten.
Am 19. früh gleich nach Mitternacht begann der Rück-
zug des ganzen französischen Heeres, aber die Verbünde-
ten stürmten auf die Stadt ein, wo wegen der Eile der
Flucht, und der Menge des Gepäckes, das Drängen und
die Unordnung groß war. Napoleon sagte dem Könige
von Sachsen ein Lebewohl und wollte um 10 Uhr des
Morgens rasch die Stadt verlassen. Aber er und seine Tra-
banten vermochten nicht die Menge zu trennen, und auf
einem großen Umwege in dcr Stadt, und zu dem entgegen-
gesetzten Thore hinaus, mußte er das Weite suchen. Um
halb 12 Uhr ertönten die ersten preussischen Hörner in den
Gaffen dcr Stadt, und es wehten die weißen Tücher zum
Willkommen aus den Fenstern noch während des Schie-
ßens. Nachmittags zogen A le ran dcr und Preußens
König, und bald nach ihnen der Kaiser Franz in die
eroberte Stadt. An diesem Tage verlor Napoleon mehr,
als an den vorigen Tagen dcr Schlacht. Denn zur Deckung
des Rückzugs sprengten die Franzosen eine Brücke, welche
über die Elster führte, und es erscholl ein lautes Jam-
mergeschrei; denn noch 15,900 waffenfähige Krieger wa-
ren jenseits geblieben. Sie wurden gefangen, oder fan-
den den Tod in den Fluthen. An 400 Kanonen wurden
in diesen wenigen Tagen dem Feinde entrissen.
Napoleon floh nach dem Rhein, verfolgt von den sieg-
reichen Gegnern. Die leichten Cosacken umschwärmten ihn
und
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Franz Franz Napoleon Napoleon
Autor: Frenzel, Franz Christoph, Ehrlich, Carl Gotthilf
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
Konfession (WdK): gemischt konfessionel
413 —
ßen, viele Hindernisse auf seinem Marsche gefunden hatte,
und die Engländer von einer vorgeschobenen französischen
Abtheilung angegriffen wurden. Bis zum Abend blieb
dennoch durch der Preußen Tapferkeit der Kampf unent-
schieden, aber in der Dämmerung schlichen sich Napoleons
Garden um das Dorf, der Angriff geschah von mehreren
Seiten, der Feldherr der Preußen stürzte vom Pferde
(vergleiche Seite 225), wurde gerettet, führte die Seinen,
obgleich von allen Seiten umringt und in dem Schrecken
der Stacht, ruhig ans dem Getümmel, und stellte sein ge-
schlagenes, aber nicht muthloses Heer eine halbe Stunde
davon wieder auf. Der Feind wagte nicht, ihn anzugreifen.
An demselben Tage wurde die Vorhuth des englischen
Hceres, wie schon oben erwähnt ist, von einer französischen
Abtheilung angegriffen. Der Kampf blieb unentschieden;
nur sank hier der tapfere Herzog von Braun schweig.
Wellington nlld Blücher führten ihre Heere etwas
zurück, um enger mit einander vereinigt zu sein. Napoleon
glailbte, die Preußen schon so vernichtet zu haben, daß sich
der Nest nach dem Rheine ziehe, und von den Engländern
fürchtete er, daß sie ihm nicht zum Kampfe stehen würden.
Doch Wellington stand auf einer Höhe, vier Stunden von
Brüssel, und war durch einen großen Wald im Rücken
gedeckt. In dieser Stellung war er Willens, eine Schlacht
anzunehmen, wenn ihm der Fürst Blücher mit zwei Hee-
reshaufen unterstützen wolle. Dieser aber versprach mit
der ganzen Armee zu kommen und schlug selbst vor, wenn
'Napoleon nicht angreife, ihn am andern Tage mit ge-
stimmter Macht anzufallen. Hieran kann mau ermessen,
wie wenig die Schlacht am 16. die Preußische Armee zer-
rüttet und ihr Zutrauen auf sich selbst geschwächt habe.
Am 18. Juni mit Tageü Anbruch erhob sich die Preußische
Armee; 2 Haufen derselben sollten sich verdeckt in einem
Walde tut Rücken des Feindes aufstellen, ein dritter ihm
in die rechte Seite fallen, und der vierte Hansen sollte
langsam zur Unterstützung folgen.. Aber der Weg bis zum
Ziel war weit, die Straße sehr schlecht und enge, und das
englische Heer hatte lange einen harten Stand.
Als Napoleon nemlich am Morgen die Engländer aus
den Höhen sahe, rief er freudig aus: Ha, nun habe ich
sie
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch]]
TM Hauptwörter (200): [T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Napoleons Napoleon Napoleon
Der siebenjährige Krieg, 1757. 493
er dort vor jedem Angriffe gesichert schien. Trotzdem beschloß Friedrich,
der eine rasche Entscheidung herbeizuführen wünschte, den Feind sogleich
anzugreifen, als mau ihn zu Gesichte bekam. Sein Liebling, der kühne
General Winterfeld, bestärkte ihn in diesem Vorsatze. Dagegen rieth
der alte Feldmarschall Schwerin, welcher erst am Morgen mit ermü-
deten Kriegern angekommen war und das Schlachtfeld nicht kannte,
den Angriff ans den folgenden Tag zu verschieben. Allein der König
verwarf jeden Aufschub.
3. Die Schlacht begann auf dem linken preußischen Flügel erst
gegen zehn Uhr Morgens, da derselbe durch abgelassene Teiche mir schlam-
migen! Grunde, welche mit Hafer besäet und für grüne Wiesen ange-
sehen waren, sich^ durch arbeiten mußte. Als die Preußen nach Neber-
windung dieser Schwierigkeiten endlich an den Feind herankamen, wur-
den sie von einem furchtbaren Feuer des Geschützes empfangen, die
Kartätschen streckten ganze Reihen der Anstürmenden zu Boden und es
schien unmöglich, eine solche verheerende Gewalt mit menschlicher Tapfer-
keit zu bändigen. Der Angriff mißlang auf allen Pnncten und die
Schlachtordnung der Preußen fing schon an zurückzuweichen; da ergriff
der vreiundsiebenzigjährige Feldmarschall Schwerin eine Fahne und mit
dem Rufe: „Mir nach!" trägt er sie selbst gegen die Feuerschlünde;
aber im nächsten Augenblicke fällt der allzukühne Greis, von vier Kar-
tätschenkugeln durchbohrt, und stirbt den Heldentod. Und sofort nimmt
der General Manteusel die Fahne aus seiner blutigen Hand und führt
die ergrimmten Krieger im Sturmschritte gegen die vom Feinde besetz-
ten Anhöhen; sie werden erobert und die Canonen sofort gegen den
Feind gerichtet. Auch des Königs Bruder, Prinz Heinrich, springt
vorn Pferde, führt seine Krieger zu Fuß gegen eine Batterie und er-
obert sie; der Prinz Ferdinand von Brannschweig drängt mit der größ-
ten Tapferkeit den linken Flügel des Feindes von einer Anhöhe zur
andern zurück und erobert sieben Schanzen. Aber noch immer bleibt
der Sieg unentschieden, da der Feldmarschall Brown mit ordnendem
Geiste in den österreichischen Reihen waltet. Da fällt der hcldenmü-
thige Feldherr, von einer Kugel tödtlich getroffen und mit seinem Falle
ist das Schicksal des Tages entschieden; der König, welcher mit schar-
fen: Auge das Schlachtgetümmel überschauet, bemerkt eine Lücke im
feindlichen Mitteltreffen und durchbricht, rasch eindringend, dort die
österreichische Schlachtordnung. Dadurch wird der Sieg für ihn ent-
schieden. Die Oesterreicher zogen sich^ nun auf allen Pnncten zurück;
der größere Thcil warf sich mit dem Herzoge Carl in die Stadt Prag,
der andere zog sich zu dem Feldmarschall Daun, der mit einem zwei-
ten Heere heranrückte.
Der Sieg war theuer erkauft; denn neben 19,000 Oesterreichern lagen 16,000
Preußen todt oder verwundet auf dem Schlachtfclde und unter ihnen die Leiche des
Feldmarschalls Schwerin. Die Oesterreicher hatten gleichfalls einen unersetzlichen
Verlust an ihrem Feldmarschall Brown erlitten, der einige Wochen nachher an sei-
ner Wunde starb; er war einer der besten Feldherren seiner Zeit.
4. Gegen den Rath des Prinzen Heinrich, mit dem siegreichen
Heere sogleich gegeil Daun zu ziehen, der bei Kolliu stand, folgte Frie-
drich dem Herzoge Carl und belagerte ihn in Prag. Allein die Stadt
vertheidigte sich fünf Wochen lang, obgleich fast alle Vorräthe aufge-
zehrt waren und die Roth in Prag zur gräßlichsten Höhe ging, mit
der heldenmüthigsten Ausdauer. Um den Belagerten alle Hoffnung
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Winterfeld Heinrich Heinrich Ferdinand_von_Brannschweig Ferdinand Brown Carl Brown Heinrich Heinrich Carl
472
Wendung des Glücks und Friedensschlüsse.
den. Endlich forderten die Verbündeten sogar, durch Lndwig's Nach-
giebigkeit immer kühner gemacht, der König von Frankreich solle zu
bewirken suchen, daß Philipp von Anjou in zwei Monaten die spanische
Monarchie raume; würde dies nicht geschehen sein, so solle Ludwig Xiv.
in Vereinigung mit den Verbündeten seinen Enkel bekriegen und aus
Spanien vertreiben. Da brach Ludwig, der eine solche Schande nicht
aus sich laden wollte, die Unterhandlungen ab, erließ einen Aufruf an
das französische Volk und brachte mit äußerster Kraftanstrengung ein
neues Heer zusammen, dessen Oberbefehl dem Marschall von Villars
anvertraut wurde.
4. Nachdem die Unterhandlungen abgebrochen waren, eroberten
Engen und Marlborough das wichtige Toürnay und gingen dann auf
Mons los, wo sie den Feind in einer sehr vortheilhasten Stellung bei
dem Dorfe Malplaquet vor Mons fest verschanzt fanden. Am 11.
Sept. 1709, Morgens acht Uhr, griffen sie ihn an und bis gegen drei
Uhr Nachmittags dauerte das furchtbare Gemetzel, das mörderischeste
in dem ganzen Kriege; denn beide Theile verloren in demselben zusam-
men 33,000 Menschen. Eugen selbst, welcher den rechten Flügel zuerst
in's Feuer führte, erhielt gleich im Beginne des Kampfes einen Streif-
schuß an den Kopf, ließ sich aber dadurch nicht irre machen, sondern
steckte ruhig feln Schnupftuch unter den Hut und führte den Befehl
fort. Durch die entsetzliche Heftigkeit feines Angriffes wurde Villars
genöthigt, einige Regimenter aus dem Mitteltreffen abzuberufen und sie
feinem linken Flügel zur Verstärkung zuzusenden. Marlborough brach
schnell in die schwache Stellung des Feindes ein und ^trennte dadurch
die ganze Schlachtordnung desselben, wodurch der Sieg entschieden
ward. Die Franzosen mußten den Rückzug nach Valenciennes antre-
ten, welchen die Sieger nicht zu stören wagten; denn sie hatten in der
That gegen 3000 Mann mehr verloren, als die Franzosen, nämlich
nahe an 20,000 Mann. Der Weg nach Mons dagegen stand ihnen
nun offen und am 20. Od. ergab sich diese Stadt, worauf die Truppen
in die Winterquartiere zogen.
5. Der hartbedrängte König Ludwig, dessen Reich in^außerordent-
lichem Grade erschöpft war, sah sich jetzt genöthigt, sein Friedensgefuch
zu erneuern und im März (1710) traten die Bevollmächtlgten tu Ger-
truydenburg zu neuen Unterhandlungen zusammen. Schon hatten die-
selben die Sache dahin gebracht, daß sich der König zur Zahlung von
Hülfsgeldern an die Verbündeten erbot, um feinen Enkel ans Spanien
zu vertreiben, sowie zur Abtretung des Elsasses und der Festung Va-
lenciennes, als unerwartet dt ei wichtige Ereignisse zusammentrafen,
welche die Stellung der Parteien ztt Gunsten Ludwig's verändeden und
ihn aus seiner verzweifelten Lage retteten, Ncunlich a) wurde das
Ministerium Marlborongh's, des Oberhaupts der Wighs in England,
gestürzt und die Tories ergriffen das Staatsruder, welche der Fort-
setzung des Krieges nicht geneigt waren; b) wurde der Erzherzog Carl
in Spanien durch den französischen Herzog von Vendome gezwungen,
Madrid und Castilicn wieder zu räumen, so daß er sich auf den Besitz
von Barcellonaztnd Tarragona beschränkt sah (f. oben S. 470); und
c) starb am 17. April 17n der Kaiser Joseph I. an den Blattern
im 33. Lebensjahre. Ihm folgte sein Bruder, der Erzherzog Carl, der
in Spanien mit Philipp von Anjou um die Krone dieses Landes stritt,
als Erbe der österreichischen Länder und als Kaiser.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Philipp_von_Anjou Philipp Ludwig_Xiv Ludwig Ludwig Ludwig Marlborough Eugen Marlborough Ludwig Ludwig Carl Joseph_I. Carl Philipp_von_Anjou Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Spanien Valenciennes Spanien Elsasses England Spanien Madrid Tarragona Spanien
Der siebenjährige Krieg, 175)8.
497
wählte Friedrich wieder die schräge Schlachtordnung. Sein rechter
Flügel sollte nämlich, wahrend der linke zurückbliebe, den linken Flügel
der Oesterreicher angreifen und umgehen. Dieser Plan, welchen der
König den Feinden durch einen verstellten Angriff auf den rechten Flü-
gel zu verbergen wußte, wurde mit bewunderungswürdiger Kunst und
dem glücklichsten Erfolge auögeführt.
12. Der linke Flügel dès Feindes wurde von den Preußen um-
gangen und zurückgeworfen; nach einem äußerst hartnäckigen Kampfe
war das Dorf Leuthen, auf dessen Kirchhofe das Treffen am blutigsten
war, von den Preußen erobert und dadurch die Schlacht entschieden;
denn bald nachher mußte sich auch der rechte Flügel der Oesterreicher
über das Schweidnitzer Wasser zurückziehen. Nach einem dreistündigen
Kampfe war der vollständigste und glorreichste Sieg erfochten. Außer
den Taufenden, die auf dem Schlachtfelde in ihrem Blute lagen, wur-
den ganze Bataillone umzingelt und zu Gefangenen gemacht; sa Viele
ergaben sich freiwillig aus Unwillen'über ihre schlechten Führer, so
daß über 20,000 Oesterreicher auf dein Schlachtfelde gefangen wurden.
Beinahe das ganze feindliche Geschütz, nämlich 120 Canoneu nebst 300
Wagen sowie 09 Fahnen wurden eine Beute der Sieger. Nach diesem
glänzenden Siege bei Leuthen ließ Friedrich sofort Breslau belagern,
welches sich nach vierzehn Tagen mit allen seinen Vorräthen, einer vol-
len Kriegscasfe und 18,000 Mann ergab. Friedrichs Anstrengungen
gelang es, das feindliche Heer in Zeit von zwei Wochen so zu zer-
streuen, daß von 90,000 Mann nicht mehr als 37,000 Böhmen erreich-
ten. Ganz Schlesien bis auf Schweidnitz war vom Feinde gereinigt,
und Friedrich konnte nun ruhig die Winterquartiere daselbst beziehen.
§. 167. Das Kriegsjahr 1758.
1. Der große Sieg von Leuthen verschaffte dem Könige Friedrich
nur kurze Ruhe; denn nach der Genesung der russischen Kaiserin wurde
ihr Canzler Bestuschef, welcher das Heer aus Preußen zurückgerufen
hatte, dafür nach Sibirien geschickt, und die Nüssen rückten unter dem
General Fermor wieder in die Provinz Preußen ein, wo sie überall
wie Barbaren hauseten und die Städte der russischen Kaiserin huldi-
gen mußten. Dann gingen die Russen über die Oder und drangen
verwüstend in das Herz der preußischen Länder vor. Küstrin schossen
sie in Brand, aber die Festung ergab sich doch nicht. Eine Hoffnung
ging setzt für Friedrich in England auf, wo der an die Spitze der Ne-
gierung getretene berühmte Pitt, nachmals Graf von Chatam, den
König Georg zur Verwerfung des schimpflichen Vergleiches von Closter-
Seven bewog (s. oben S. 494), und es dahin zu bringen wußte, daß
das Parlement dem Könige von Preußen eine jährliche Unterstützung
von 4,000,000 Thalern bewilligte. Ferner wurde durch Pilt's Bemü-
hungen das aufgelöste Heer der Verbündeten im westlichen Deutschland
wieder zusammengebracht, welchem Friedrich als Führer den trefflichen
Herzog Ferdinand von Braunschweig sandte.
2. Dieser erösfnete den Feldzug des Jahres 1758, indem er schon
im Februar aufbrach und in ihren Winterquartieren die Franzosen
überfiel, welche in einigen Wochen von der Elbe über den Rhein zurück-
getrieben wurden, nachdem 11,000 Mann in die Gefangenschaft der
Verbündeten gerathen waren. Darauf setzte Ferdinand im Juni über
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich len_Kriegscasfe Friedrichs Friedrichs Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Graf_von_Chatam Georg Friedrich Friedrich Ferdinand_von_Braunschweig Ferdinand Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Breslau Schweidnitz Sibirien England Closter- Deutschland Rhein