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1. Geschichte der Neuzeit - S. 285

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 26. Napoleons Krieg mit Rußland 1812. 285 Heeres verstärken, Preußen ein Hilfscorps von 20000 Mann stellen, das dem linken Flügel unter Macdonald zugeteilt wurde. Sachsen, Bayern, Württemberger, Badener, Westfalen, Hessen, Holländer, Italiener, Polen, Spanier und Portugiesen mußten französischen Fahnen und Befehlen folgen. Nachdem Napoleon mit seiner Gemahlin im Mai 1812 noch einmal die Fürsten des Rheinbundes, den König von Preußen und den Kaiser von Östreich in Dresden um sich gesehen, überschritt er Ende Juni den Niemen. Der linke Flügel zog der Ostsee entlang, der rechte am unteren Bug ostwärts; mit dem Hauptheer, das die tüchtigsten Generale zu seinen Führern zählte, nahm Napoleon seinen Weg direkt auf Moskau, um Alexander im Herzen seines Reiches zu treffen. Die russischen Feldherren Barclay de Tolly und Bagration zogen ihre Truppen vor dem andringenden Feinde tiefer in ihr Land zurück, um ihn ins Verderben zu locken. Bei Smolensk kam es (17. Aug.) 1812 zu einer mörderischen Schlacht, und die Franzosen erstürmten die Stadt. Nun erhielt der alte General Kutusosf, welcher eben aus dem beendigten Türkenkriege siegreich zurückgekehrt war, den Oberbefehl über die Russen. Auch er zog sich zurück und brannte hinter sich alle Städte und Dörfer nieder, um dem Feinde eine Wüste zu überlassen. Am Flüßchen Moskwa, 30 Stunden von der alten Zarenstadt, machte er endlich halt. Am 7. Sept. wurde hier bei dem Dorfe Borodino eine äußerst blutige Schlacht geliefert; 25000 Mann fielen auf jeder Seite. Ney war der Held des Tages und erhielt den Titel Fürst von der Moskwa. Die Russen traten den Rückzug an, marschierten mit zusammengerollten Fahnen und ohne Spiel durch die Hauptstadt und nahmen den größten Teil der Einwohner unter der Leitung des Gouverneurs Grafen Ro stop sch in mit sich. Eine unheimliche Stille herrschte in der alten Zarenstadt, als sich Napoleon am 14. September ihr näherte. Niemand erschien, um ihm die Schlüssel der Stadt zu überreichen, keine neugierige Menge drängte sich heran, ihn anzustaunen. Als die Truppen in die Stadt einzogen, herrschte Grabesstille in allen Straßen. Die Thüren waren verriegelt, die Fenster geschlossen, die Gewölbe gesperrt. Napoleon bezog den alten Zarenpalast, den Kreml. Aber alsbald entstand in mehreren Stadtteilen ein furchtbarer Brand, und ein Sturm erhob sich, welcher das Feuer rasch über die ganze Stadt trug. Gras Rostopschin hatte alle Löschwerkzeuge fortgeführt, überall brennbare Stoffe aufgehäuft und die Gefangenen zum Zwecke der

2. Geschichte der Neuzeit - S. 361

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 37, 3. Der deutsche Krieg 1866. 361 rückende Heerabteilung unter General Bonin wurde bei Traute-nau (27. Juni) von Gablenz zurückgedrängt, nahm aber, nachdem das Gablenzsche Corps von der preußischen Garde unter Prinz August von Württemberg bei Soor (28. Juni) überfallen und in die Flucht geschlagen worden war, den Vormarsch wieder auf. Die südliche Heerabteilung unter General «Stemmet} erfocht bei Nachod (27. Juni), bei Skalitz (28. Juni) und bei Schweinschädel (29. Juni) glänzende Siege, sodaß sich die Abteilungen der zweiten Armee nach Erstürmung von Königinhof (29. Juni) alle vereinigen konnten. Unter lautem Jubel vernahm das ängstlich harrende preußische Volk die rasch einander folgenden Siegesnachrichten. König Wilhelm eilte, begleitet von Graf Bismarck, Kriegsminister Roon und Generalstabschef Moltke nach Böhmen und traf am 2. Juli in Gitfchin ein, um die vereinigten Heere zum Entscheidungskampf zu führen. Die Schlacht bei Königgräh, 3. Juli 1866. Nach den verlustreichen Kämpfen der letzten Junitage hatte Benedek die östreichische Armee in der Stärke von 210 000 Mann mit 770 Geschützen auf den Höhen zwischen Elbe und Bistritz zu beiden Seiten der Straße von Königgrätz nach Sadowa zusammengezogen und mit Umsicht und Geschick aufgestellt. Der von den Sachsen gebildete linke Flügel lehnte an die Bistritz, das Centrum stand bei den Höhen von Chlum, der rechte Flügel reichte bis zur Elbe. Die Artillerie bildete terrassenförmig übereinanderstehende Linien, in den dazwischen liegenden Bodensenkungen befanden sich die übrigen Truppen. König Wilhelm hatte bei seinem Eintreffen in Gitfchin die Absicht, seinen Truppen einige Tage Ruhe zu gönnen; aber als an demselben Tage noch abends gegen 11 Uhr Prinz Friedrich Karl dem Könige die Meldung machen ließ, daß das östreichische Heer eine feste Stellung genommen und ebenso zum Angriff wie zur Verteidigung vorbereitet fei, beschloß der sofort zusammenberufene Kriegsrat, der östreichischen Armee zuvorzukommen. Der Angriff wurde auf den folgenden Tag festgesetzt, und König Wilhelm erließ noch in derselben Nacht an die Heere die dazu nötigen Befehle. Wie einst bei Belle-Allianee von Blücher, so hing diesmal die Entscheidung des folgenden Tages von dem rechtzeitigen Eintreffen der noch mehrere Meilen entfernten Armee des Kronprinzen ab. Am Morgen des 3. Juli um 8 Uhr begann der Kampf bei der Elbarmee zur Rechten und bei der ersten Armee im Centrum mit zusammen 124 000 Mann gegen das über-

3. Geschichte der Neuzeit - S. 296

1887 - Wiesbaden : Kunze
296 Dritte Periode der Neuzeit. sprengte mitten in das Feuer und trieb seine Truppen zur Ausdauer an. Um 3 Uhr nachmittags hatten die Franzosen bei den Dörfern Wachau und Liebertwolkwitz solche Fortschritte gemacht, daß Napoleon Boten mit der Siegesnachricht nach Leipzig sandte und alle Glocken läuten ließ. Allein auf dem rechten Flügel nördlich von Leipzig hatte Blücher die Franzosen unter Marmont durch den glänzenden Sieg seines Generals Jork bei Möckern nach Leipzig zurückgeworfen. Der folgende Tag war ein Sonntag,• Napoleon benutzte denselben, um den Verbündeten einen Waffenstillstand anzubieten; aber sein Antrag wurde abgewiesen. Der 18. Oktober brachte die Entscheidung. Napoleon hatte zum Mittelpunkt seiner Stellung das festungsartig umgewandelte Dors Probstheida im Süden Leipzigs gewählt und leitete von einem Hügel bei einer Windmühle den Kampf; die drei verbündeten Monarchen hielten nicht weit davon auf einem andern Hügel, der jetzt Monarchenhügel genannt wird. Bald tobte auf drei Seiten der Stadt eine furchtbare Schlacht zwischen den Völkern Europas. Ein Dorf nach dem andern wurde dem Feinde abgerungen, gegen Mittag fiel auch das Centrum Probstheida in die Hände der Verbündeten. Aber es konnte nicht behauptet werden; immer neue Scharen führte Mürat herzu, und die Leichen türmten sich aus. Da zog endlich auch der Kronprinz von Schweden, notgedrungen und unterstützt von 30 000 Mann der schlesischen Armee heran, Blücher griff, nachdem sein Fußvolk die Parthe durchwatet hatte, Marmont bei Schönefeld an, Bülow trieb Ney aus Paunsdorf auf Leipzig zurück, und nun erlag der Feind endlich auf allen Punkten der Wucht der Angriffe. Eine württembergische Truppenabteilung unter Normarm ging zu den Verbündeten über, ihnen folgten die Sachsen, die Napoleon schon lange mit Widerwillen gefolgt waren. Bei der zerstörten Windmühle erlahmte die Kraft Napoleons, aus hölzernem Schemel sitzend, mußte er sehen, wie sein Glücksbau zusammenbrach. Als der Abend sich aus das Schlachtfeld senkte, das viele Tausende als Opfer seines Ehrgeizes deckten, war der Sieg gewiß. Da sanken, wie erzählt wird, die drei Monarchen aus ihre Kniee, Gott zu danken für Sieg und Befreiung. In der Nacht kehrte Napoleon nach ^bipzig zurück, gefolgt von den Trümmern seines geschlagenen Heeres. Am 19. früh stürmten die Verbündeten die Stadt von drei Seiten. Macdonald und Poniatowsky sollten sie halten und den Rückzug der französischen Armee decken. Nach 10 Uhr verließ Napoleon die Stadt, und kurz nachher flog die unterminierte Elsterbrücke in die Luft. Da erneuerten sich unerwartet die grausigen Scenen der Beresina.

4. Geschichte der Neuzeit - S. 301

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 29. Die Herrschaft der hundert Tage. 301 Brüssel und suchte die beiden gefährlichen Gegner zu trennen und einzeln zu beschäftigen. Ney sandte er gegen Wellington, während er selbst sich gegen Blüchers Heer richtete. Ney wurde am 16. Juni 1815 bei Quatrebras nach heftigem Kampfe, in welchem Herzog Wilhelm von Braunschweig fiel, im weiteren Vordringen aufgehalten. Am gleichen Tage drängte Napoleon bei Ligny Blüchers Armee zurück, der dieselbe noch nicht vollständig gesammelt hatte und vergeblich auf die zugesagte Hilfe Wellingtons rechnete. Blücher selbst wurde in der Schlacht verwundet und blieb unter feinem erschossenen Pferde besinnungslos liegen. Nur sein Adjutant, Graf von Nostiz, war bei ihm. Als die Preußen ihren geliebten Vater Blücher vermißten, schlugen sie die Franzosen zurück und hoben ihn unter der Last seines toten Pferdes hervor. Obwohl durch den Sturz hart erschüttert und verletzt, verlor der 73jährige Greis doch feinen Augenblick den Mut und die gute Laune. Napoleon glaubte Blüchers Armee geschlagen und fürs erste vollständig kampfunfähig gemacht zu haben. Er übertrug daher die Verfolgung dem Marfchall Grouchy mit 82000 Mann, der sie jedoch höchst lässig und auf falschem Wege betrieb, während Napoleon sich gegen Wellington wandte. Dieser hatte, um die Verbindung mit Blücher nicht zu verlieren, fein Heer rückwärts geführt und südlich von Waterloo auf einem Höhenrücken aufgestellt, über den sich bei dem Vorwerk Mont St. Jean die Straße nach Brüssel hinzieht. Am Morgen des 18. Juni 1815 standen die Heere Napoleons und Wellingtons bei Belle-Miance einander gegenüber, und Napoleon schritt zum Angriff. Wellington hatte Blücher um Hilfe ersucht, und dieser hatte sie zugesagt, obgleich er am 17. Juni das Bett hüten mußte. Als Blücher am 18. früh aufstehen wollte, traf der Arzt Anstalten, die schmerzhaften Glieder des greisen Feldmarschalls einzureiben. Aber Blücher ließ es nicht zu, sondern sprach: „Ach, was noch schmieren! Ob ich heute balsamiert oder unbalsamiert in die andere Welt komme, das wird wohl auf eins herauskommen." Er fetzte sich wohlgemut zu Pferde, obgleich ihn die Glieder heftig schmerzten. Als er sah, wie stark es regnete, scherzte er: „Das sind unsre Alliierten von der Katzbach, da sparen wir dem Könige viel Pulver!" Blücher beschleunigte den Marsch so viel als möglich; aber es schien, als ob sich alles verschworen hätte, um die Preußen zurückzuhalten. Erst hemmte eine Feuersbrunst in dem Dorfe Wavre den Marsch, dann der vom Regen aufgeweichte Boden, die angeschwollenen Bäche und die schmalen Waldwege. Das Fußvolk und die Reiterei kamen

5. Geschichte der Neuzeit - S. 302

1887 - Wiesbaden : Kunze
302 Dritte Periode der Neuzeit. zwar noch mit Mühe fort, allein das Geschütz machte unsägliche Beschwerde. Der Zug rückte deshalb nur langsam vorwärts, und Blücher besorgte, er werde zu spät eintreffen. Schon sprengten Offiziere herbei, welche Nachricht von der bedenklichen Lage der Engländer und Deutschen brachten und um schleunige Hilfe baten. Viele verzweifelten und sanken vor Mattigkeit um. Aber Blücher war überall aufmunternd, bittend und ratend zugegen, rief trotz seiner körperlichen Schmerzen sein Vorwärts und flehte die ermüdeten Krieger an: „Kinder, wir müssen vorwärts! Es heißt wohl, es geht nicht; aber es muß gehen, ich habe es dem Wellington versprochen. Wollt ihr denn, daß ich wortbrüchig werden soll?" Schon aus weiter Ferne mußten die preußischen Kanonen donnern, damit die Engländer und die braven Deutschen neuen Mut bekämen. Endlich, punkt 5 Uhr rückte das erste preußische Corps von Zieten in die Schlachtlinie. „Bravo", rief Blücher, „ich kenne meine Jungens aus Schlesien!" Wellington hatte mit seinen Truppen einen harten Tag gehabt. Napoleon hatte ihn mittags angegriffen; aber der stürmische Mut der Franzosen scheiterte an der Kaltblütigkeit des Gegners. Doch gegen 4 Uhr nachmittags begannen die Engländer nach großem Verluste zu wanken, und Wellington ries aus: „Ich wollte, es wäre Nacht oder Blücher käme!" Was Wellington 2 Tage zuvor mit seinem Heere nicht vermochte, das vollbrachte am 18. der kranke Blücher mit seiner zurückgeschlagenen Armee, er kam und half. Im Augenblicke des Eintreffens schickte Napoleon seine Garde gegen Wellington, um dessen Centrum zu durchbrechen und sich dann aus die Preußen zu werfen. Schon wichen die Engländer auf mehreren Punkten; da erschien das Zietensche Corps und richtete seinen Angriff gegen die Höhe von Belle-Alliance. Die Wucht des Anpralls brachte den Feind zum Weichen, und sofort gab Wellington auf der ganzen Linie Befehl zum Vorrücken. Dem allseitigen Sturm können die französischen Truppen nicht mehr widerstehen; zudem erscheint auch die zweite preußische Heerabteilung unter Bülow. Noch ein letztes Ringen, und die Schlacht ist für die Franzosen verloren. „Sauve qui peut“, war die Losung der fliehenden Armee. Auf der Höhe von Belle-Alliance begrüßten sich Blücher und Wellington als Sieger. Die Preußen vergaßen alle seit vier Tagen überstandenen Strapazen und verfolgten unter Gneifenctu in mondheller Nacht die Franzosen nach dessen Befehle „bis zum letzten Hauch von Roß und

6. Geschichte der Neuzeit - S. 362

1887 - Wiesbaden : Kunze
362 Dritte Periode der Neuzeit. legene und wohlverschanzte feindliche Heer. In dem von Regengüssen durchweichten Boden war schwer vorwärts zu kommen; immer heißer wurde das Ringen um die verschanzten Dörfer und Wälder, stundenlang mußten die braven Truppen im mörderischen Feuer der feindlichen Geschütze, die von den Höhen einen Hagel von Eisen niederschleuderten, aushalten. Um 5 Uhr morgens hatte der König das Hauptquartier verlassen. Auf dem Schlachtfelde befand er sich inmitten seiner stürmenden Krieger, selbst im feindlichen Granatfeuer jede Bewegung der Truppen ordnend und leitend, alle Mühsale mit ihnen teilend, nur einen Becher Wein und ein Stück Brot aus der Hand eines Soldaten zur Labung. Mittag war vorüber, und trotz heldenmütiger Tapferkeit und übermenschlicher Anstrengung war noch kein entscheidender Erfolg errungen: die Schlacht stand. Sorgenvoll richteten sich die Blicke ostwärts: da — mittags 2 Uhr — blitzt es im Osten auf. „Der Kronprinz ist da!" ertönt es durch die Reihen der müden Krieger und weckt die letzten Kräfte zum letzten Ringen. Auf der ganzen Linie er- geht des Königs Befehl zum Angriff: die preußische Garde erstürmt unter dem Kronprinzen die Höhen von Chlum, den Schlüssel der feindlichen Stellung; von drei Seiten gefaßt, ergreift der Feind nach verzweifeltem Kampfe die Flucht, im Strahle der Abendsonne verfolgt von den preußischen Reitern unter der Führung ihres Königs. Auf den Höhen von Chlum sinken sich König und Kronprinz bei anbrechender Nacht in die Arme, und aus des Königs Hand empfängt der Kronprinz den Orden pour le merite. Brausender Jubel begrüßt den König, wo er sich zeigt, und wie einst bei Leuthen ertönt aus dem Schlachtfelde „Nun danket alle Gott" durch die Nacht. Ein glänzender Sieg war errungen; aber er hatte auch schwere Opfer gefordert: 9000 Tote und Verwundete kostete er dem Sieger, über 20 000 Mann verlor der Feind, dazu 22 000 Gefangene, nebst 11 Fahnen und 174 Geschützen. Beendigung des Krieges. Die Niederlage bei Königgrätz hatte die große östreichische Armee vollständig zertrümmert: in acht Tagen war die preußische Armee von Sieg zu Sieg fortgeschritten bis zur Entscheidung. Nicht der Vorteil, den das preußische Heer in dem Zündnadelgewehr vor dem östreichischen Heere voraus hatte, war-entscheidend , es war vielmehr die in der Vorbereitungszeit sorgsam gepflegte Intelligenz, es war die treue Hingabe des preußischen Volkes in Waffen an feinen König und Führer. Ein östreichisches Gesuch um Waffenstillstand lehnte König Wil-

7. Geschichte der Neuzeit - S. 332

1887 - Wiesbaden : Kunze
332 Dritte Periode der Neuzeit. Berlin große Bewegung, und das Volk zog in Scharen vor das königliche Schloß, um dem König zu banken. Dieser erschien auf dem Balkon, von der bichtgebrängten Volksmenge mit Jubel begrüßt und wieberholte seinen wichtigen Entschluß. Jetzt ertönte der Ruf: „Fort mit dem Militär!" und das Gebränge richtete sich gegen die Schloßwache. Plötzlich krachten zwei von unbekannter Hand abgefeuerte Schüsse; das Volk geriet in unbeschreibliche Aufregung und schrie: „Wir sinb verraten! Zu den Waffen!" Die Straßen würden gesperrt, Barrikaben errichtet; Beschwichtigungsversuche waren vergebens. Revolutionäre Führer schürten die Volksleibenschaft, und um 3 Uhr nachmittags begann ein Straßenkampf, der bis in die Nacht dauerte. Am Morgen des 19. März war der Aufstanb durch die Truppen bewältigt; aber der Vorgang bereitete dem König unsäglichen Kummer. Er ließ die Truppen zur Beruhigung des Volkes abziehen, ernannte ein freisinniges Ministerium und berief zur Vereinbarung einer Verfassung eine preußischenationalversamm-lung, welche im Mai zusammentrat. Diese geriet jeboch unter die Herrschaft wühlerischer Demagogen und revolutionären Pöbels; von neuem entstanben Unruhen in der Hauptstabt. Da berief der König im November 1848 ein neues Ministerium mit den Ministern Bran-benburg und Manteuffel; der General Wrangel besetzte Berlin, über welches der Belagerungszustanb verhängt würde, und die Nationalversammlung bekam ihren Sitz in Branbenburg angewiesen. Da aber ein Teil der Abgeorbneten zurückblieb und Steuerverweigerung beschloß, so würde die Nationalversammlung aufgelöst. Nun stellte der König selbst eine Verfassung auf, nach welcher die gesetzgebenbe Gewalt von dem König in Gemeinschaft mit 2 Kammern ausgeübt wirb, und ließ einen neuen Lanbtag zusammentreten. Dieser prüfte die (oktroyierte) Verfassung und nach beiberseitigem Entgegenkommen würde sie am 31. Januar 1850 als Staatsgrunbge-setz fertig gestellt. Am 6. Februar 1850 leistete der König den feierlichen Eib auf bieselbe; bamit war Preußen in die Reihe der konstitutionellen Staaten eingetreten. Einzelne Bestimmungen der preußischen Verfassung stnb: Alle Preußen sinb vor dem Gesetze gleich. Die persönliche Freiheit ist gewährleistet, ebenso die Freiheit des religiösen Bekenntnisses. Für die Bilbung der Jugenb soll durch Schulen gesorgt werben. Die Person des Königs ist unverletzlich. Alle Regierungsakte des Königs bebürfen zu ihrer Gültigkeit der Gegenzeichnung eines Ministers, welcher baburch die Verantwortlichkeit übernimmt. Der König

8. Geschichte der Neuzeit - S. 373

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 38, 2. Der Krieg gegen das Kaisertum. 373 anzuschließen hatte. Kaum war Mac Mahons Abmarsch nach Norden im Hauptquartiere bekannt geworden, so wandten sich die beiden deutschen Heere unter der Oberleitung König Wilhelms nach Norden und Osten; die Iv. Armee, um Mac Mahon den Weg nach Metz, die Iii. Armee, um seinem Heer den Rückzug auf Paris zu verlegen. Schon am 27. August traf Mac Mahon an der Maas unerwartet auf Preußen, am 29. August hatte er bereits bei Nouart ein Gefecht mit Truppen der Iv. Armee. In der Schlacht bei B e a u -mont (30. August) wurde das Corps Faillys überfallen und Mac Mahon von der Iv. Armee auf die kleine Festung Sedan an der Maas, nahe der belgischen Grenze, zurückgedrängt. Unterdessen kam auch die Iii. Armee nach angestrengten Eilmärschen an den Feind heran, und am 1. September fiel die Entscheidung durch die Schlacht bei Sedan. Der Kamps begann morgens 4 Uhr mit dem Angriff der Bayern auf das Dorf Bazailles auf dem rechten feindlichen Flügel. Von Stunde zu Stunde rückte die Schlacht auf der ganzen Linie bis zum linken feindlichen Flügel stetig voran; Mac Mahon wurde verwundet, und General v. Wimpffen trat an seine Stelle. In rastlosem Andringen und Stürmen gelang es den Deutschen, den Feind von drei Seiten zu fassen und unter gewaltigem Kampfe in den Thalkessel von Sedan zusammenzudrängen. Nachmittags 3 Uhr war das Weltereignis vollbracht: 7 deutsche Armeecorps, Bewaffnete aller deutschen Stämme, schlossen mit 600 Geschützen einen Ring um die aufgelösten feindlichen Heeresmassen, in deren Mitte sich der Urheber alles Blutvergießens , der Kaiser Napoleon selbst befand. Als die deutschen Geschosse der feindlichen Festung das eherne Wort Ergebung zuriefen, da erschien die weiße Fahne, und Napoleon schrieb an König Wilhelm die Worte: „Monsieur mon fröre. N’ayant pas pu mourir au milieu de mes troupes, 11 ne me reste qu’a remettre mon epee entre les mains de Votre Majeste. Je suis de V. M. le von fröre Napoleon.“ Am Morgen des 2. September wurde eine Kapitulation abgeschlossen, wie sie die Geschichte bis dahin nicht kannte: 83 000 Mann mit 4000 Offizieren wurden kriegsgefangen und gingen mit den während der Schlacht gefangenen 25 000 Franzosen nach Deutschland; die Festung nebst allem Kriegsmaterial (400 Feldgeschützen, 144 Festungsgeschützen , 10 000 Pferden) fiel dem Sieger anheim. Nach dem Abschluß der Kapitulation wurde der an Leib und Seele gebrochene französische Kaiser von König Wilhelm empfangen und erhielt für die Dauer des Krieges das Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel zum Aufenthalt. Über das Ereignis bei Sedan schrieb König Wilhelm

9. Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts - S. 138

1899 - Wiesbaden : Behrend
— 138 — Not vor Gefangenschaft und Tod bewahrt. Zwar war die Schlacht verloren; aber die Niederlage wurde durch den Heldenmut der Preußen so ehrenvoll, daß ihr Kriegsruhm noch stieg. In vollkommener Ordnung zogen die Besiegten sich zurück. „Geschlagen, aber nicht bezwungen!" berichtete Blücher dem Könige. Napoleon hielt das preußische Heer für völlig besiegt. Seinem Marschall Gronchi gab er den Auftrag, die Preußen in den Rhein zu stürzen. Er selbst suchte die Engländer auf, um auch ihnen eine Schlacht zu liefern. Die Schlacht bei Waterloo oder Beüe-Alliance. Am 18. Juni stand Wellington bei Waterloo. 21/2 Meilen südlich von Brüssel. Auf einem langgestreckten, niederen Höhenzuge dehnte sich sein Heer in Schlachtlinie aus. Am Mittag erfolgte der Angriff Napoleons. Die Engländer hatten einen schweren Stand; denn die Franzosen kämpften mit verzweifeltem Mute. Wellington hatte den Kampf gewagt, weil Blücher Hilfe versprochen hatte. Nur zwei Heereshaufeu verlangte Wellington zur Unterstützung, der alte Feldmarschall aber antwortete, er werde mit der ganzen Armee kommen. Obwohl seine geschundenen Knochen sich von dem Sturze bei Ligny noch nicht erholt hatten, war er schon früh am Morgen zu Pferde. Deu Wundarzt, der ihn noch einreiben wollte, beschied der mutige Greis mit den Worten: „Ach was, wozu noch schmieren! Ob ich heute balsamiert oder uubalsamiert in die andere Welt gehe, das wird wohl einerlei sein." Ein frischer Morgenwind trieb ihm den Regen ins Gesicht. „Willkommen, alter Bundesgenosse von der Katzbach!" rief Blücher; „fparst dem König wieder Pulver". Die Preußeu rückten los; jeder brannte vor Begierde, noch heute an den Feind zu kommen, um die Scharte von Ligny auszuwetzen. Aber wegen des strömenden Regens waren die Wege aufgeweicht, und Blücher 'konnte mit seinen Preußen nur langsam vorankommen. Die Räder der Kanonen wühlten sich im Schlamm fest. „Es geht nicht!" seufzten die Kanoniere verzweifelt. „Es muß gehen," rief Blücher, „ich hab' es meinem Waffenbruder Wellington versprochen. Ihr wollt doch nicht, daß ich wortbrüchig werde!" „Ne, det wullen wir nich!" schallte es zurück, und nun ging's, wenn auch langsam, aber es ging vorwärts. Unterdessen wurden auf dem Schlachtfelde die Reihen der Engländer furchtbar gelichtet, bedenklich schmolzen sie zusammen. Vom Feinde hart bedrängt, rief Wellington ans: „Ich wollte, es wäre Nacht, oder die Preußen kämen!" Da endlich, 41/2 Uhr nachmittags, rollte der Donner der preußischen Kanonen über das blutige Schlachtfeld. Blücher kam noch zur rechten Zeit, bevor Napoleon den letzten, vernichtenden Schlag gegen die Engländer führen konnte^ Wahre Wunder der Tapferkeit verrichteten nun die Franzosen, um nicht zu unterliegen. Die Gardisten, von Napoleon selbst geführt, wichen und wankten nicht. _ Trotzig stampften sie ihre Adler in den Boden unter dem Ruse: „Die Garde stirbt, doch sie ergiebt sich nicht!" Sie wurden niedergehauen. Endlich ergriffen die Franzosen vor der erdrückenden Übermacht die Flucht. „Rette sich, wer kann!" hieß es. Gneisenau ließ den Fliehenden nicht Ruhe noch Rast. Mit genauer Not entging Napoleon selbst der Gefangenschaft. In Genappe,

10. Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts - S. 171

1899 - Wiesbaden : Behrend
— 171 - Düppeler Schanzen und auf die Insel Alsen zurück. Auf diesem Rückzüge brachten ihnen die Verbündeten empfindliche Verluste bei. Die Erstürmung der Düppeler Schanzen. Die Österreicher eroberten nun nach mehreren siegreichen Treffen die Halbinsel Jütland. Die Festung Friederina sollte mit Sturm genommen werden; aber die Dänen waren rechtzeitig abgerückt, und bald flogen Friedericias Festungswerke in die Luft. Die Preußen hatten die schwierige Aufgabe, die Düppeler Schauzen einzunehmen. Das waren zehn auf steiler Anhöhe sich erhebende, sehr starke Festungswerke: sie lagen in 2 hinter einander befindlichen Reihen auf einem Bergrücken im östlichen Teile der Halbinsel Sundewitt und lehnten mit dein rechten Flügel an den Alsen-suud, mit dem linken an den Meerbusen Wenningbund. Von zwei Seiten vom Meere her konnten also die Angreifer der Schanzen beschossen werden. Die Schanzen selbst erhoben sich 6 Meter hoch; tiefe Gräben, die mit Reihen tion spitzen Pfählen (Pallisaden) versehen waren, Gitter von Eisendraht und Wolfsgruben ließen eine Annäherung kaum möglich erscheinen. Mehr als 100 Kanonen starrten den Preußen drohend entgegen. Trotzdem gelang es unter Führung des Prinzen Friedrich Karl ihrer ungestümen Tapferkeit am 18. April 1864, diese fast uneinnehmbaren Festungswerke zu erstürmen. Ungefähr 2 Monate lang hatten die Preußen schon vor den Schanzen gelegen. In dieser Zeit waren sie nicht unthätig gewesen. Unter wiederholten Gefechten näherten sie sich immer mehr den Dänen und legten breite und tiefe Gräben an, die ihnen Schntz gewährten gegen die dänischen Geschütze. Schweres Belagerungsgeschütz wurde ihnen aus der Heimat nachgesandt, vor dessen wohlgezieltem Feuer das gewaltige Panzerschiff „Rolf Krake" nebst anderen dänischen Kanonenbooten die Segel streichen mußten. Nun waren die Belagerungsarbeiten so weit gediehen, daß die äußersten Laufgräben der Preußen nur noch 500—600 Schritt von der dänischen Stellung entfernt lagen. Der 18. April wurde zum Sturm auf die 6 Schanzen der ersten Reihe bestimmt. In der Nacht vom 17. auf den 18. April mußten die durch das Loos bestimmten Sturmkolonnen sich in den Laufgräben aufstellen. Ununterbrochenes Feuer aus 94 Kanonen schützte die Braven. Gegen Morgen wurde die Kanonade immer heftiger, verstummte aber plötzlich mit ^dem Glockenschlage zehn, und in demselben Augenblicke drangen die Stürmer unter dem Kartätschen- und Gewehrfener der Feinde vor. Mit den Klängen eines feurigen Sturmmarsches vermischt sich das Hurra der todesmutigen Krieger, die, nur ein Ziel im Auge, in fliegender Eile den Schanzen zustürmen, die Offiziere überall an der Spitze. Die Grüben werden mit Brettern überdeckt, die Pfahlreihen mit der Ajt durchbrochen oder mit Pulversäcken gesprengt, rasch ist der Graben-rand erklettert, und in blutigem Handgemenge ringt Mann gegen Mann. Da hilft kein Widerstand, und bald weht die preußische Fahne siegreich von der ganzen Schanzenreihe. Bevor die Dänen von der dahinter liegenden Insel Alsen den Fliehenden Unterstützung bringen können, ist auch die zweite Reihe genommen, und um 2 Uhr Nachmittags flattert das schwarz-weiße Banner von sämtlichen Verteidigungswerken. Ein
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