70
Neuere Zeit.
1810. Holland und das nordwestliche Deutschland (die Mün-
dungen der Schelde, ver Maas, des Rheins, der Ems,
Weser und Elbe) mit Frankreich vereint.
1811. Geburt des Königs von Rom; Napoleon auf dem
Gipfel seiner Macht. Rüstungen gegen Rußland. .
1812. Kriegszug gegen Rußland. Preußen und Oest-
reich zur Theilnahme gezwungen. Napoleon überschreitet
den Niemen, 24. Juni, nimmt nach blutigem Kampf Smo-
lensk, 18. Aug., und hält nach der blutigen Schlacht an
der Moskwa, bei Borodino und Mosaisk, 7. Sept.,
seinen Einzug in Moskau, 14. Sept. — Der Brand
Moskaus nöthigt ihn zum Rückzug, der bald in unge-
ordnete Flucht übergeht. Hunderttausende finden durch
Hunger, Kälte und durch das Schwerdt der Russen ihren
Untergang. Uebergang über die Beresina, 26. und 27.
Nov. Napoleon verläßt das Heer, 4. Dec. —
1813. 1814. Den großen Freiheitskrieg s. unter Deutsch-
land.
7. Frankreich nach der Restauration der
Bourbons 1814—1830.
1814—1824. Ludwig Xviii. Napoleon muß entsagen, 11.
April; ihm wird Elba als Eigenthum eingeräumt mit
Beibehaltung des Kaisertitels. — 4. Juni. Neue con-
stitutionelle Charte (zwei Kammern: der Pairs und
der Deputirten); dennoch herrscht Unzrffriedenheit und Miß-
trauen. —
1815. Napoleon verläßt Elba, landet bei Cannes, 1. März,
zieht im Triumph durch Frankreich und hält seinen Einzug
in Paris, 20. März, nachdem das Heer zu ihm übergegan-
gen. — Die Verbündeten greifen wieder zu den Waffen.
Russen und Oestreicher sind im Anmarsch, Engländer und
Preußen stehen in den Niederlanden. Napoleon drängt die
preußischen Vorposten zurück, 15. Juni, schlägt Blücher,
16. Juni, bei Ligny, verliert aber, 18. Juni, gegen Wel-
lington und Blücher die enffcheidende Schlacht bei Belle
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Extrahierte Personennamen: Maas Napoleon Napoleon Borodino Napoleon Ludwig_Xviii Ludwig Napoleon Napoleon März Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Holland Deutschland Rheins Frankreich Rom Moskwa Moskau Moskaus Frankreich Elba Elba Cannes Frankreich Paris Niederlanden
Napoleon in Moskau; Rückzug.
174
«>C.g. Rußland, welches indcß in Verbindung mit England,
seit 1809 allein, gegen die Türken einen glücklichen Krieg ge-
führt (Kutusov's Sieg bei Rustschuk 1811, später 1812 der
Friede zu Bukarest), macht Napoleon Vorstellungen rc.
3) Napoleon's Kriege gegen Rußland und die
von ihm abfallenden Verbündeten, 1812—1815, bis
zum zweiten Pariser Frieden.
1812. Nach ungeheueren Rüstungen, selbst von Preussen und
Oesterreich sich Unterstützung erzwingend, überschreitet Napo-
leon im Juni den Niemen, verfolgt die weichenden Russen,
und zieht nach den mörderischen Gefechten bei Smolensk
und an der Moskwa in das verlassene Moskau (14. Spt.).
Der Brand Moskau's nöthigt ihn im strengsten Winter
zum jammervollsten Rückzug. Uebergang über die Bere-
sin a. Sammlung der französischen Trümmer an der Weichsel,
später in Magdeburg, während Napoleon nach Paris eilt.
Der preussische General Aork schließt mit Witgenstein einen
Vergleich (Neutralität), und der König Friedrich Wil-
helm Hi., der mit ruhiger Besonnenheit sein herbes Gesebick
ertragen, ruft von Breslau aus sein Volk zu den Waffen,
und verbindet sich mit Rußland.
1813. a) Von Preussens Waffenaufruf und Kriegs-
erklärung gegen Frankreich, bis zum Waffenstill-
stände, vom Februar bis Juni 1813.
Landwehr und Landsturm allgemein in Preussen (Scharn-
horst) mit dem hcldenmüthigsten Patriotismus rc. Die Ver-
bündeten (Tettenborn, Czernitscheff und Dörnberg) dringen
in das nördliche Deutschland; Witgenstein, Bülow und
Aork schlagen Eugen bei Möckern zurück; aber bei Groß-
und Klein-Görschen müssen sie (Blücher, Kleist rc.)
der Uebermacht Napoleon's, der indessen wieder herangezogen,
über die Elbe weichen (der König von Sachsen nach Dresden
zurück), und nach der blutigen Schlacht bei Bautzen oder
Wurschen ziehen sie sich nach Schlesien hin. — Hamburg
von Davoust besetzt. Waffenstillstand auf sechs Wochen.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleon Friedrich_Wil- Friedrich Preussens_Waffenaufruf Eugen Davoust
Extrahierte Ortsnamen: Moskau England Rustschuk Bukarest Preussen Oesterreich Smolensk Moskwa Moskau Magdeburg Paris Breslau Frankreich Preussen Czernitscheff Dörnberg Deutschland Witgenstein Bülow Sachsen Dresden Bautzen Hamburg
¿02 Zehnter Zeitraurn.
Kaisers von Rußland eine merkliche Kalte gegen Napoleon erzeugt,
wahrend auch dieser über die lässige Beobachtung des Continental-
systems in Rußland sehr unzufrieden war. Noch beschrankte sich
die entstehende Spannung auf einen lebhaften Notenwechsel, als
aber Napoleon das Herzogthum Oldenburg besetzen ließ und dieser,
dem russischen Kaiser verwandte und verschwägerte Fürst nach Peters-
burg unter den Schutz Alexanders flüchtete, kam es zwischen beiden Mon-
archen zum Bruch und zur Kriegserklärung. Mit einer Heeresmacht
von 491,953 Mann Fußvolk, 06,579 Reitern, 1372 Kanonen, über-
haupt 610,058 Menschen und 187,111 Pferden drang Napoleon
iinaug. in Rußland ein. Den linken Flügel bildete ein preußisches Corps
1312 von 20,000, den rechten ein östreichisches von 30,000 Mann.
Rußland hatte nur Schweden zum Bundesgenossen, nach einem
zwischen Alexander und dem schwedischen Kronprinzen Ber-
nadotte, vormaligem französischen Marschall, abgeschlosse-
nen Vertrage zu Abo. Seinem Aufträge gemäß ließ sich der
russische Befehlshaber Barclai de Tolly in kein Gefecht ein,
hielt nur Stand bei Smolensk, welches er, zum Rückzuge gc-
'u'3' zwungcn, in Brand steckte und seinen Marsch auf Moskau fortsetzte.
Kutusow, durch Alter und alterthümliche Sitten bei den Rus-
sen beliebt, erhielt den Oberbefehl, und um die, vom russischen
Volke für heilig geachtete Stadt Moskau nicht ohne Schwerr-
schlag zu überliefern, nahm er bei Borodina, ungefähr 27 Stunden
vor Moskau, an der Moskwa eine Schlacht an. Sie war eine
- j17' der blutigsten, die je geliefert wurden; 70,000 betrug die Zahl der
' '' Lobten oder Verwundeten beider Theile; Napoleon blieb Sieger,
rückte am 14. Sept. in Moskau ein, Kutusow aber zog sich süd-
wärts gen Kaluga. Eine grauenvolle Feuersbrunst brach schon
am ersten Abende in der fast nur aus hölzernen Hausern beste-
henden Stadt aus, legte neun Zehnrheile derselben in die Asche
und vernichtete die Hoffnung des franö fischen Monarchen auf
reichliche Vorrathe und bequeme Verpflegung. Unklug verweilte
er, durch vorgespiegelte Friedensunterhandlungen hingchalten, 34
Lage in der verödeten Stadt, und sah darum bei seinem verspäte-
¿"17. ten Rückzuge den größten Lheil seiner Krieger dem Hunger und
Q(t’ der Kalte zur Beute werden oder in die Gefangenschaft der nach-
eilenden Feinde gerathen. Alle Schrecknisse vereinigten sich noch
.e» 27. dem Uebergange über die Berezina; dann hörte die Verfolgung
auf; Napoleon eilte, seines eigenen Unglücks Herold, voraus und
vcn w. traf den 18. Dec. in Paris ein. Auf das verbreitete Gerücht,
~cf- er sey tobt, hatte dort ein ehemaliger General, Mall et, versucht
seinen Thron umzustürzen und die Republik wieder herzustellen,
den 23. Oct. Der König von Neapel erhielt anfangs den Ober-
befehl über die rückkehrenden Trümmer der großen Armee; als
ec aber gleichfalls nach seinem Reiche geeilt war, führte sie der
Vicekönig Eugen bis an die Saale. Der preußische General Dock
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Alexanders Napoleon Alexander Alexander Kutusow Napoleon Napoleon Eugen
Extrahierte Ortsnamen: Oldenburg Peters- Smolensk Moskau Rus- Moskau Borodina Moskau Moskwa Moskau Kaluga Paris Neapel
496
Zehnter Zeitraum.
B aiern, Wurtemberg, Baden, Berg, Darm-
stadt, letztere drei als Großherzogthüm er; Nassau-Weil-
burg und Usingen/als Herzogthümer; Hohenzollern,
Salm, Pse nburg, Lich ten stein, Ah renberg und Lep-
en. Franz Ii. legte seine Würde als deutscher Kaiser nieder den
6. Aug. So gebot Napoleon über Frankreich, Spanien, Italien,
den Rheinbund, Holland, und lenkte mehr als 68 Millionen
Menschen nach seinem Willen.
Noch lagen seit der Schlacht von Austerlitz die Angelegenhei-
ten zwischen Frankreich und Rußland ohne Bestimmung, welche
der nach Paris abgeschickte ruffische Staatsrath Oubril friedlich
auszugleichen im Begriff stand, den 20. Juli; doch die Errich-
tung des Rheinbundes entfremdete den Kaiser Alexander aufs
neue. Auch mit England fanden Unterhandlungen statt, bei wel-
chen sich Napoleon zur Zurückgabe Hannovers an Großbritan-
nien erbot. Diese Verhöhnung Preußens entflammte den kampf-
lustigen Kriegerstand und entrüstete die Prinzen des königlichen
Hauses; ringsum ward der König zur Ergreifung der Waffen be-
stürmt, wozu sich der weise Monarch, die Wichtigkeit des Unter-
nehmens richtig erwägend, zögernd nur entschloß. Die von ihm
beabsichtigte Stiftung eines nordischen Bundes war unaus-
geführt geblieben. Seine an Napoleon erlassene Foroerung der
Räumung Deutschlands von allen französischen Truppen, den 1.
Oct., galt diesem für eine Kriegserklärung, und sofort ließ er seine
Colonnen gegen die Pässe des Thüringer Waldes vorrücken. Der
Churfürst von Würzburg erklärte sich bei seiner Annäherung eben-
falls für den Rheinbund, welchem er als Großherzog seines
Landes beitrat den 25. Sept., der Churfürst von Hessen-Cas-
sel hatte Neutralität erlangt. Der 72jährige Herzog Ferdinand
von Braunschweig erhielt den Oberbefehl über die preußische Armee,
zu welcher 22,000 Mann Sachsen stießen; eine russische Hülfs-
armee wurde erwartet. Der Kampf begann unter unglücklichen
Vorzeichen; ein unter dem General Tauenzien bls Hof vorgescho-
benes Corps warf So ult zurück den 7. Oct., ein bei Saalfeld
zur Vorhut der Hohenlohenschen Armee ausgestelltes preußisch -
sächsisches Corps unter dem Prinzen Ludwig Ferdinand
wurde zerstreut und der Prinz selbst getödtet den 10. Oct., Hohen-
lohe nahm eine Stellung hinter Jena, die Hauptarmee hinter
Auerstädt, beide wurden am 14. Oct. in einer Doppelschlacht
bis zur gänzlichen Auflösung geschlagen und zerstreut. Der Her-
zog von Braunschweig erhielt eine röotliche Schußwunde am Kopfe,
an welcher ec zu Ottensen, unweit Altona, starb, den 10. Nov.
1806. Raschen Schrittes drang Napoleon vorwärts, mit beispiel-
loser Geisteslähmung "ergaben sich die Festungscommandanten.
Erfurt capitulirte den 16. Oct., Spandau den 23.; den 17.
Oct. entließ Napoleon die gefangenen Sächsin mit der Erklärung, er
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Extrahierte Personennamen: Franz_Ii Franz Napoleon Staatsrath_Oubril Alexander Alexander Napoleon Napoleon Ferdinand
von_Braunschweig Ferdinand Ludwig_Ferdinand Ludwig Ferdinand Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Wurtemberg Baden Frankreich Spanien Italien Rheinbund Holland Frankreich Paris England Hannovers Deutschlands Rheinbund Hessen-Cas- Sachsen Saalfeld Hohenlohenschen_Armee Jena Ottensen Altona Spandau
434
Neunter Zeitraum.
deuten Fuhrt auf Owaihi, einer der Sandwi'chsinfeln, von den
Eingebornen ermordet ward, den 14. Febr. 1779.
Seit dem Ende des 16. Jahrhunderts hatte Britannien
durch Ansiedler in Nordamerica Colonien angelegt, deren Fleiß
und Betriebsamkeit jetzt in volkreichen Städten und einem lebhaf-
ten Handel schöne Früchte trug. Um sich für den frühem Kosten-
aufwand zu entschädigen, besteuerte das Mutterland ihre Waaren,
erhob Zölle, führte eine Stempeltaxe ein, was den erwachenden
Freiheitssinn der Colonisten allmahlig beengte und erbitterte. Ihr
wiederholtes Gesiich, im englischen Parlamente ihre Stellvertre-
ter zu haben, blieb unbeachtet, daher brach bei einer aberma-
ligen Auflage auf den Thee, die durch die Theeacte angeordnet
worden, der stille Mißmuth in einem offenenaufruhr zu Boston
los, indem man drei, im dortigen Hafen liegende, englische Schiffe
il':i überfiel und 327 Kisten Thee ins Meer warf. Der englische
/^73 General Gage erschien mit vier Regimentern vor dem Hafen
un i. von Boston und schnitt ihm allezufuhc und allen sonstigen Verkehr ab.
Iu„i Darauf verbündeten sich in einemgeneralcon greß zu Phil-
1774 a delphia 51 Deputirte von zwölf Colonien zu einem entfchie-
fcti.5t‘ denen Widerstande, wozu man sich durch Errichtung von Milizen
•/. ,.K rüstete. Bei L exi ngto n kam es zu den ersten Feindseligkeiten
i/ui mit einem englischen Heerhaufen, der nach Eoncord zog, diese
!;v5 Stadt aber baldigst wieder räumen mußte. Auf einem nachmali-
gen Eongreß zu Philadelphia vereinigten sich die 13 Staa-
--'ni ten: Massachusetsbay, Neu-Hamshire, Rho deisland,
Connecticut, Neu-Pork, Neu-Jerfey, Pensilvanien,
die Delaware-Grafschaften, Maryland, Virginien,
Nordcarolina, Südcarolina und Georgien, zu einem
Staatenbund, und ernannten den Obersten W asch i n g t o n zum
Oberbefehlshaber der Armee, unter ihm die Generale Putnam,
Ward und Schuyler. Zur Deckung der Kosten schuf der
Congreß Papiergeld, für welches die Provinzen Bürgschaft leiste-
ten. Das blutigste Gefecht des ganzen Krieges hatte bei Bun-
ds^ -7. kershill, vor Boston, statt, indem Gage die ihn belagernden
2-ui Amerikaner unter dem General Washington zurück warf.
Gleichwohl mußte sich Boston im folgenden Jahre durch Capiru-
i>-i> ‘f’-. lation ergeben, die Engländer erhielten freien Abzug, welche jetzt
sffch der General Howe befehligte, da Gage nach England zurückging.
Er theilte seine Armee in drei Corps, das eine unter den Genera-
len Clinton und Co rnw allis, um Südcarolina anzugreifen,
das andere vertbeidigte Canada unter dem General Bourgoyne;
- Howe selbst sammelte das Hauptcorps in Neu-Schottland zum
Angriff auf Neu-York und Neu-Jersey. Clintons Unternehmen
mißlang gänzlich durch die Thätigkeit des ihm gegenüberstehenden
General Lee, der früher in englischen Diensten gestanden; die
beiden andern englischen Befehlshaber verloren ihre spärlichen Vor-
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Extrahierte Ortsnamen: Britannien Nordamerica Boston Boston Eoncord Philadelphia Connecticut Neu-Pork Neu-Jerfey Maryland Nordcarolina Südcarolina Georgien Boston Washington Boston Capiru- England Neu-Schottland Neu-York
Frankreich bis zur Errichtung des Kaisetthums. 489
Kanonen, gegen 1000 Menschen und dem Admiral in die Lust ^ r’-
geflogen. Die Pforte erklärte darauf an Frankreich den Krieg. s<pt'
Der Congreß zu Rastadt hatte indessen begonnen, auf
welchem die französischen Abgeordneten als Gebieter sprachen. Sie
verlangten die Abtretung des linken Rheinufers, worauf endlose
Verwickelungen wegen der zu machenden Entschädigungen entstan-
den, welche durch S ä cu larisati one n auf dem rechten ermit-
tctt werden sollten. Im Laufe dieser Verhandlungen geschahen
vcn Frankreich die gewaltsamsten Eingriffe in andere Staaten.
Ein Volksaufstand in Rom gab dem General Berthier den Vor-
wand, den Kirchenstaat in eine römische Republik zu verwan-
deln, den Io. Febr., wobei der Papst Pius Vi. gefangen nach 170s
Frankreich geführt wurde, wo er 1799 zu Valence starb. Die
Schweiz, durch innere Parteiungen, welche vornemlich über
die Bevorrechtungen der Aristokraten entstanden, entzweit, wurde
durch eine französische Armee unter dem General Brune nach vie-
lem Blutvergießen in eine helvetische Republik umgewandelt,
im März 1798. Eine neue Coalition zwischen England,
Rußland, Oe streich, der Türkei und Neapel beabsichtigte
diesem Umsichgreifen der französischen Republik Schranken zu sez-
zen. Gegen die Abrede eröffnete Neapel durch die Ungeduld der
Königin Carolina die Feindseligkeiten zu früh mit einem Angriffe4’e».
auf den im Kirchenstaate gebietenden General Cha mp ion et, 170á
welcher die unkriegerische neapolitanische Armee unter dem General
Mack ohne Mühe zerstreuete und in Neapel einrückte, um selbiges in
eine parthenopeische Republik zu verwandeln, den 25. Jan.
1799. Der Hof suchte Zuflucht in Palermo. Unter dem Vor-
wände feindseliger Einverständniffe wurde auch Piemont von
dem General Joubert in Besitz genommen, den 9. Dec. 1798;
der König Karl Emanuellv. aber flüchtete sich mit seinem
Hofe nach Sardinien und nahm seine Residenz zu Cagliari.
Der Congreß zu Rastadt löste sich zu Anfänge des Jahres
1799 erfolglos auf, das Direktorium erklärte den Krieg zuerst an
Oestreich und Toscana, woraus die Feindseligkeiten begannen, ceso
Den gewaltsamen Anfall der französischen Abgeordneten Rober-
so t, Bonnier und Jean Debry bei ihrer Abreise von Ra-
stadt den 28. April, wobei die beiden erstem getödtet wurden, letz-
terer hart verwundet mit Mühe entkam, erklärte der Kaiser auf
dem Reichstage zu Regensburg für eine Unthat, deren wahre
Veranlassung räthselhaft geblieben ist.
Das bisherige Glück wich diesmal von den französischen
Waffen. In Deutschland befehligte Jourdan, in der Schweiz
Massena und in Italien Scherer. Der Erzherzog Karl be:
siegte erstem in den Gefechten an der Ost rach den 21. März,
beistockach den 26. März und drängte ihn über den Rhein
hinüber; dem General Massena aber entriß er die Schweiz bis
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Extrahierte Personennamen: Brune Joubert Karl_Emanuellv Karl Jean_Debry Jourdan Karl Karl Massena
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Rheinufers Frankreich Rom Frankreich England Rußland Neapel Neapel Neapel Palermo Sardinien Cagliari Deutschland Schweiz
Massena Italien_Scherer Rhein
26 8
Siebenter Abschnitt.
Hunderts unwürdig, und einige derselben den tapsen
sten Völkern der Verwelk gleich; mehr als eine ein-
zeln fähig, durchs Schwerst einem Welttheil Ge-
setze zu geben.
Z. Der Ueberfatl bei Hochkirch^
/ Von Demselben.
Es mx am ,Zten Oktober 1753 in der Nackt,
als alle Colonnen der Oesierreichifchen Armee ihr
Zager verließen, um die Preußen zu überfallen. Der
General Odonel führte die Avantgarde, die aus vier
Bataillons und sechs und dreißig Schwadrons be-
stand; ihm folgte der General Sinere mit sechszehn
Bataillons, und der General Forgatsch mit achtzehn
Bataillons. Das Corps des General Laudon, das
dem Preußischen Lager fast im Rücken stand, wurde
noch mit vier Bataillons und fünfzehn Schwadrons
verstärkt, wozu hernack noch die ganze Oesterreichi-
sche Kavallerie des linken Flügels stieß. Die In-
fanterie dieses Flügels führte der Feldmarschall
Daun selbst an. Alle diese Truppen und noch ei-
nige kleine Corps waren bestimmt, die Preußen auf
dem rechten Flügel ln der Fronte und im Rücken
anzufallen; dagegen sollte der Herzog von Arembsrg
mit drei und zwanzig Vataillo en und zwei und
dreißig Schwadronen den Preußischen linken Flü-
gel beobachten, und erst, wenn die Niederlage der
Feinde an allen andern Orten vollendet wäre, den-
selben angreifen. Es befanden sich bei dem Vortrab
freiwillige Grenadiers, die hinter den Cürassieren
aufsaßen, vor dem Preußischen Lager aber von den
Pferden sprangen, sich in Haufen formirten, und
so vorwärts drangen. Die Zelter blieben im Oe-
sterreichrschen Lager stehen, und die gewöhnlichen
Wachtfeuer wurden sorgfältig unterhalten. Eins
Menge Arbeiter mußten die gw# Nacht durch Paus
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155
Brie fe. .
ich etwas melden. Am ,4ten Juli mit Anbruche des
Tages fing die Kanonade und das Einwerfen der
Haubitzgranaten auf die schrecklichste Art an. Früh
nm acht Uhr kam eine solche Granate, in mein Zim-
zner, (sie mochte mehr als dreißig Pfund wiegen)
zerschmetterte die Stube meines Bedienten, und
zündete. Wir löschten den Brand, und machten alle
mögliche Anstalten. Weil es aber Granaten und
zwölfpfündige Kugeln auf mein Haus und die be-
nachbarte Gegend regnete, welches die Absicht ha-
den mochte, das zwanzig Schritte von meiner Woh-
nung befindliche Pulvermagazin in die Luft zu spren-
gen; so packte ich meine Sachen, so viel es ohne
Gefahr, erschossen zu werden, anging, zusammen,
schaffte sie theils in den Keller, theils in ein Ge-
wölbe, und flüchtete Abends um acht Uhr nach der
Neustadt zu D.. . Aber auch hier fing am igten
die Angst an, und in kurzer Zeit fuhren einige zwölf-
pfündige Kugeln, ins Haus, nahe bei mir vorbei.
In dieser Lebensgefahr brachten wir bis Sonn-
abends zu , wo die Daunische Armee die Seite von
der Neustadt befreite, welches die größte Gnade
war, die uns Gott in der Beängstigung erzeigen
konnte. Denn eben diesen Tag , besonders um zwölf
Uhr Mittags, ging das unglücklich? Bombardement
der Residenz an. Mehr als hundert Bomben fielen
in einer Zeit von drei Stunden auf die Kreuzgasse
und Kirche; um zwei Uhr brannte mein Haus, und
um vier Uhr wußte ich mein Schicksal. Die Bom-
den hatten das Gewölbe, wohin wir alle unsre
Sachen geschafft hatten, zerschmettert, und alles
verbrannt; der Keller aber war von den Soldaten,
die löschen sollten, rein ausgeplündert worden.
Mein Bedienter, der treuste Mensch von der Welt,
hatte sich so lange im Hanse aufgehalten, bis es
anfing einzustürzen, und hatte ein Dutzend solcher
Schurken hinaugeprügelt; endlich aber ward er
übermannt, und flüchtete zu mir nach Neustadt.
Vor Vergnügen, den ehrlichen Kerl, den ich schon
für erschossen oder verbrannt hielt, wieder zu sehen,
fühlte ich den Schmerz nur halb, den mir die Nach-
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26g
Historische Darstellung
rue zu einem Verhau fallen/ wobei sie sangen, und
einander zuriefen. Durch dies Getöse wollten sie
die Preußischen Vorposten hindern, den Marsch der
Truppen wahrzunehmen. Die wachsamen Preußi-
schen Husaren aber entdeckten doch die Bewegung
des Feindes, und gaben dem Könige sogleich Nach-
richt davon. Anfangs bezweifelte er die Bewegung
selbst; da aber die wiederholten Berichte solche be-
stätigten, so vermuthete er jede andre Ursache der-
selben , nur keinen förmlichen Angriff. Seidlitz und
Ziethen befanden sich eben beim Könige, und er-
schöpften ihre Beredsamkeit, seine Zweifel in diesen
bedenklichen Augenblicken zu bekämpfen; sie brach-
ten es auch dahin, daß Befehle an einige Brigaden
geschickt wurden, aufzustehn, wobei mehrere Regi-
menter Kavallerie ihre Pferde satteln mußten. Die-
ser Befehl aber wurde gegen Morgen wieder auf-
gehoben, und der jetzt ganz unbesorgte Soldat über-
ließ sich dem Schlaf ohne alles Bedenken. — Der
Lag war noch nicht angebrochen, und es schlug im
Dorfe Hochktrch fünf Uhr, als der Feind vor dem
Lager erschien. Cs kamen ganze Haufen auser-
wahlter Soldaten bei den Preußischen Vorposten
an, und meldeten sich als Ueberläufer. Ihre An-
zahl wuchs so schnell und so stark, daß sie bald Vor-
posten und Feldwachen überwältigen konnten. Die
Oesterrcrchische Armee, in verschiedene Corps ge-
theilt, folgte der Avantgarde ans dein Fuß nach,
und nun rückten sie Colonnenweise von allen Seiten
ins Preußische Lager ein. Viele Regimenter der
königlichen Armee wurden erst durch ihre eignen
Kanonenkugeln vom Schlaf aufgeschreckt; denn die
anruckenden Feinde, die größtenteils ihr Geschütz
.zurückgelassen hatten, fanden ans den schnell erober-
ten Feldwachen und Batterien Kanonen und Mu-
nition, und mit diesen, feuerten sie ins Lager der
Preußen. Nie befand sich ein Heer braver Trup-
pen in einer schrecklicheren Lage , als die unter dem
Schutze Friedrichs sorglos schlaftnden Preußen, die
nun auf einmal im Innersten ihres Lagers von ei-
nem mächtigen Feinde angegriffen^ und durch Feuer
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