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1. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 43

1910 - Düsseldorf : Bagel
43 und Norddeutschland heimkehren. Napoleon rechnete wohl, daß der Eindruck auf alle Schwankenden zunächst wenigstens ein gewaltiger sein werde. Was sonst Tollkühnheit erscheine, werde bei ihm, dem Sieggewohnten, der so oft neue Wege eingeschlagen, anders beurteilt werden und neue Erfolge bringen. Und war seine Kriegsführung nicht auch darin eine ganz neue, daß der Raum für ihn nicht mehr die Bedeutung hatte wie für alle ändern Feldherren? Die weitesten Entfernungen wurden mit Sicherheit überwunden, und wenn er Truppen, die am Kanal, an der Nordsee oder gar in Spanien standen, etwa an der obern Donau brauchte, so konnte er darauf rechnen, sie zur bestimmten Zeit auch hier zu finden. Seinen Kriegern konnte er jede Anstrengung und jede Entbehrung zumuten. Sein bloßer Wille genügte, das Menschenmögliche auch zu erreichen. Und diese Disziplin zeigte sich selbst noch in den Unglückstagen an der Beresina und beim Abzug von Wilna, als keine Abteilung durch Ergebung dem Elend zu entgehen versuchte; bei ihm wußte jeder einzelne die eigenen Interessen am sichersten geborgen. Allerdings traf Napoleon auch für die Marschfähigkeit seiner Krieger die besten Maßregeln. In den Beinen stecke die Gewähr des Erfolges. Darum veranlaßte er allerorten im westlichen Deutschland den Bau fester Straßen. Und diese Chausseen, die man bis dahin in Deutschland noch kaum kannte, wurden rasch und nach großen Gesichtspunkten unter dem Zwange der zunächst Beteiligten ausgeführt. Aber im östlichen Deutschland kannte man sie 1813 doch noch nicht und nun wußte Napoleon auch da sich zu helfen, ja seine Marschtechnik gestattete, an einem Tage so viel zu leisten, wie heute bei den viel besseren Wegen an dreien geleistet wird. Seine Kolonnen waren, wenn man dem Feinde nahe war, viel breiter als heutzutage, aber auch viel weniger tief. Nur die Artillerie und der notwendigste Troß benutzte die Wege. Infanterie konnte und mußte nebenher auf den ebenen Flächen sich bewegen. Der einzelne mochte sehen, wie er über die Hindernisse hinwegkam. Natürlich fehlten auch alle die humanen Einrichtungen der Neuzeit, wie Kranken-, Arzneiwagen und dergleichen, und wenn jetzt mancher Kranke und Verwundete dem Leben zurückgegeben werden kann, so überließ man sie damals hauptsächlich der eigenen Fürsorge. Sie mochten sehen, wie sie auch ohne Hilfe fertig würden.

2. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 45

1910 - Düsseldorf : Bagel
45 gemacht, den 100 Geschütze der Garde mit dem so gefürchteten Kartätschenfeuer unterstützten. Der Stoß galt Güldengossa und sollte die feindlichen Linien durchbrechen. Und der Angriff würde schließlich geglückt sein, wenn Blücher nicht so energisch Möckern hätte stürmen lassen und dadurch den Abzug des Marmontschen Korps, das Napoleon so dringend zur Vollendung seiner Erfolge verlangte, unmöglich gemacht hätte. So war das Ergebnis des 16., daß erstens die schlesische Armee bis dicht an Leipzig kam, und zweitens Napoleon bei Güldengossa nicht gewann. Und damit war, da am 17. stündlich neue Truppen, namentlich Bennigsen und auch der immer zögernde Bernadotte erschienen und den Kreis im Osten und Nordosten schlossen, gegen Napoleon die Sache eigentlich entschieden. Die Bedenken des Kronprinzen von Schweden, der immer noch \ orwände gefunden sich zurückzuhalten, hatte Blücher selbstlos damit entkräftet, daß er von seinen drei Korps eines ihm abgetreten. Durch die allseitige Umschließung aber war die Lage Napoleons allmählich fast dieselbe geworden, wie später die seines Neffen bei Sedan. Das Uebergewicht in der Zahl (290 000 Verbündete, 190 000 Franzosen) war zweifellos vorhanden, die Einkreisung vollständig. Da geschieht durch Schwarzenberg das Gegenteil von dem, was Moltke 1870 wagte. Er ruft Gyulai am 17./10. von Lindenau fort und macht damit die Straße nach Westen offen, denn — „dem fliehenden Feinde soll man goldene Brücken bauen“! Man fürchtete sich wohl vor den Gewaltangriffen, die bei Austerlitz so wirksam gewesen und auch noch am 16. Oktober bei Güldengossa so erschütternd gewirkt. Und zweifellos hätte ein Verzweiflungskampf des großen Kaisers auch jetzt manche Verluste gebracht, schwerlich aber so viel, wie der ganze nachfolgende Feldzug des Jahres 1814 noch kosten sollte. Die Kämpfe am 18. drehen sich in erster Linie um Probstheida, wo sich Napoleon auf hielt und eine stark befestigte Stellung hatte. Als aber das Eingreifen der Nordarmee sich stärker geltend machte, als Bülow Paunsdorf stürmte und dann die Sachsen und Württemberger übergingen und als Langeron Schönfeld nahm und Napoleons linke Seite immer mehr nach Leipzig hin eingedrückt wurde, da mußte der Kaiser sich endlich doch entschließen, auch diese Entscheidungsschlacht aufzugeben. Er befahl den allgemeinen Rückzug und entwich über

3. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 57

1910 - Düsseldorf : Bagel
nach aber für Auge und Ohr immer vernehmbarer wurden. Sie wurde verschieden gedeutet. Es wird Grouchy sein, sagte Napoleon, der in diesem Augenblick sich gern der Wirklichkeit verschlossen hätte, jedenfalls aber seine Umgebung nicht beunruhigen wollte. Aber Grouchy war noch östlich von Wavre und wurde durch Thielmann beschäftigt. Die Geschütze, welche donnerten, und die Flügelhörner konnten doch nur von den Preußen herübertönen. Und wie Napoleon sich darüber gewiß war, traf er jetzt die äußersten Maßregeln, um Wellington doch noch zu werfen und gleichzeitig die von Frichemont aus vordringenden Preußen auf-zuhalten. Während er demnach, wie oben erzählt, von den 10 000 Reitern den letzten furchtbaren Angriff machen ließ, warf er das zur Reserve dienende 6. Korps (Lobau) und die Garden den Preußen entgegen. Das erste Korps der Preußen war das Bülows. Sein Marsch war verzögert, nicht bloß durch die Weite der Wege und ihre Durchweichung vom Regen, sondern auch durch den Umstand, daß man dieses frische Korps zuerst an den Feind bringen wollte und daß es dazu die Marschlinien der ändern durchkreuzen mußte. Es kam jetzt also an den linken Flügel Blüchers. Mit der äußersten Wut rangen beide Gegner, Preußen und Fyanzosen, um Plancenoit. Von 6—8 Uhr dauerte das Gewoge hin und her. Endlich aber erschöpfte sich doch die Kraft der Franzosen, die keine Reserven mehr hatten. Auch Bülows Abteilung hatte furchtbare Verluste. 6 353 Mann bedeckten tot oder verwundet den Boden. Aber immer neue Scharen der Preußen rückten nach und auch Wellington ging jetzt, nun der rechte Flügel Napoleons vollständig zusammengebrochen, mit seinen Kriegern bis Belle-Alliance vor. Er wollte sich damit auch äußerlich als den eigentlichen Sieger kennzeichnen, denen die Preußen nur zum Schlüsse noch eine willkommene Beihilfe geleistet. Das allseitige Vordringen brach die letzte Kraft der Franzosen. Eine allgemeine Flucht begann, und da nun Gneisenau in der Nacht noch die rastloseste Verfolgung anordnete, flüchtete die eben noch so stolze Armee Napoleons in vollster Auflösung über die Grenze und nach Paris zu.

4. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 20

1910 - Düsseldorf : Bagel
20 Preußen stellte seine Forderungen als Ultimatum, benahm sich aber trotzdem in hohem Maße unschlüssig. Die Truppen wurden so aufgestellt, daß der Angriff sowohl von der Saale, wie von Fulda her erwartet werden konnte. Damit überließ man aber dem Gegner von vornherein die Bestimmung über die Richtung des Krieges und dieser machte dann, wie immer, in überraschender Schnelle den Aufmarsch derart, daß er den Feind sofort von seiner Rückzugslinie abdrängte. Eine etwaige Niederlage mußte ihm deshalb ohne weiteres verhängnisvoll werden. Napoleon selbst war überrascht, daß ihm die Sache dadurch noch mehr erleichtert wurde, daß die ganze preußisch-sächsische Armee das rechte Saale-Ufer verließ. Anfangs hatte er bei dem etwas weiter vorwärts stehenden Mittelkorps gestanden, jetzt aber ging er zu dem von Soult nach rechts und leitete dann von hier aus die Schwenkung nach Westen so, daß die preußische Armee mit der Front nach Osten bei Jena kämpfte und nach ihrer Niederlage westwärts auf Weimar zu gedrängt und der unmittelbare Weg nach Berlin seiner Armee geöffnet wurde. Und das alles gelang, obwohl die Aufklärung der Franzosen eine ungenügende war. Napoleon hatte noch am Abend des 14. geglaubt, bei Jena die ganze preußische Armee besiegt zu haben. Davoust hatte den Auftrag gehabt, ihren linken Flügel von Norden her anzugreifen und so durch Ueberflügelung diesen einen Sieg zu vollenden. Nun war Davoust aber auf eine selbständige, andere Hälfte der Preußen bei Auerstädt gestoßen. Doch auch ihm gelang der Sieg, und das um so leichter, als der feindliche Führer, der Herzog von Braunschweig, gleich anfangs so schwer verletzt wurde, daß er an der Leitung der Schlacht sich nicht mehr beteiligen konnte. Den Todwunden brachte man nach Braunschweig. Das führerlose Heer aber flüchtete in die Rückzugslinien der ändern geschlagenen Armee. Gewonnen hatte Napoleon dadurch, daß seine Truppen von vornherein einheitlich kämpften, während die Hohenloheschen Truppen und auch die des Herzogs von Braunschweig nur bruchstückweise in die Schlacht geführt wurden.*) Die Schwerfälligkeit der alten linearen Aufstellung gegen die neue Kampfes- *) S. die Nebenkarte.

5. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 27

1910 - Düsseldorf : Bagel
berg zurückkehrte, nach einigen Wochen mit bedeutenden Verstärkungen zum zweiten Male vorgegangen. Jetzt waren sie 170 000 Mann stark. Unter Anwendung dieser Massen wurde bei Wagram eine Umklammerung der Oesterreicher erreicht und der Erzherzog nicht besiegt, aber doch zurückgewiesen. Er wurde nach Znaym gedrängt und dann ein Waffenstillstand geschlossen, der den Frieden von Schönbrunn zur Folge hatte. Eine Wendung hätte die Schlacht bei Wagram vielleicht noch dann erhalten können, wenn die Truppen des Erzherzogs Johann*) rechtzeitig den umklammernden rechten französischen Flügel im Rücken angegriffen. Erzherzog Karl mußte indes schon um 172 Uhr die Schlacht abbrechen und Erzherzog Johann erschien erst um 6 Uhr. Da die Kämpfe in Nordosten der Monarchie ebenfalls erfolglos gegen die Republik Warschau und das Kaisertum Rußland verliefen und da auch der Feldzug in Italien aufgegeben werden mußte, war Oesterreich überall unterlegen. Auch die Einzelkämpfe in Deutschland unter Dörnberg, Schill und dem Herzog von Braunschweig nutzten für den Enderfolg ebenso wenig, wie die Erhebung der Tiroler. Die Unterzeichnung des Friedens fand in Schönbrunn am 14. Oktober statt. Der Mut Oesterreichs war ja völlig gebrochen. Man glaubte sich, nur um den Frieden zu bekommen, dem Willen des verhaßten Napoleon fügen und den Verlust von 2000! Quadratmeilen Landes auf sich nehmen zu müssen! Zwischen dem Königreich Italien und Oesterreich wurden die Jllyrischen Provinzen geschaffen und an Frankreich abgetreten; durch diese Schöpfung büßte Oesterreich die ganze adriatische Meeresküste ein. Salzburg, Berchtesgaden und das Innviertel kamen an Bayern, Westgalizien an das Herzogtum Warschau und Tarnopol an Rußland. Tirol wurde, um seine Kraft dauernd zu brechen, in drei Teile geteilt. Der Norden fiel an Bayern zurück, ein östliches Drittel im Donautal wurde mit den Jllyrischen Provinzen ver- *) Erzherzog Johann hatte den Kampf in Italien gegen den Vizekönig Eugen Beauharnais zu führen gehabt. Trotz des Sieges bei Sacile hatte er, als Wien bedroht wurde, heimkehren müssen; bei Raab hatte der \ izekönig ihn dann geschlagen und zu dem Umwege über Komorn genötigt. Dieser Umweg erklärte dann freilich sein spätes Erscheinen.

6. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 161

1910 - Düsseldorf : Bagel
161 Welche Vorteile die Geschwindigkeit in der Bewegung im Westen gebracht, ist oben schon auseinandergesetzt. Den Unterschied in der Zahl der Krieger hatte sie allein ausgeglichen. Aehnlich sollte es nun auch im Osten gehen. Hier zog man ebenfalls mit 3 Armeen ins Feld. Die westlichste sammelte sich bei Torgau an der Elbe. Sie bestand aus rheinisch-westfälischen Regimentern und wurde in der Stärke von 45 000 Mann von Herwarth v. Bittenfeld geleitet. Genannt wurde sie die Elbarmee. — Die sich anschließende Erste Armee war aus den drei Korps des mittleren Preußens gebildet; ihr Führer war Prinz Friedrich Karl, der sein Hauptquartier in Görlitz nahm. Ihre Stärke betrug 90 000 Mann. — Die letzte, sogenannte Zweite Armee wurde vom Kronprinzen geleitet. Sie hatte eine besonders schwere Aufgabe und war deshalb am stärksten, denn zu den drei östlichen Korps war noch die Garde hinzugefügt. So kam sie auf 115 000 Mann. Während die Elbarmee, sobald sie den Anschluß an die Erste Armee erreicht hatte, dieser untergeordnet wurde, so daß die Namen „Erste“ und „Zweite“ jetzt zutreffend wurden, blieb die kronprinzliche selbständiger, da sie einstweilen wegen des trennenden Riesengebirges auf sich selbst mehr angewiesen war. Gleich die ersten Tage zeigten das Bestreben, die Truppen im Marschieren ununterbrochen einander näher zu bringen. Die Entfernung hatte zu Anfang 450 km betragen; nach wenig Tagen betrug sie noch 335 km. Richtungsziel für alle war Gitschin. Es blieb aber doch noch lange eine große Sorge Moltkes, ob es gelingen werde, rechtzeitig mit der Ersten Armee in Böhmen so weit vorzudringen, daß die Zweite Armee ungefährdet aus den schlesischen Grenzgebirgen in dieses Land hineingelangen könne. Der Erfolg hing davon ab, wer seine Truppen in Böhmen zeitiger beisammen habe. War Benedek früher fertig, dann hätte jede einzelne preußische Armee doch einen schweren Stand haben können. Natürlich hatte die Erste Armee, die ein ganzes Königreich zu durchqueren hatte, ihren Marsch früher anzutreten. Schon am 16. Juni hatte sie die sächsische Grenze überschritten und dann nach wenig Tagen auch die böhmische. Moltke teilte aufklärend am 24. der Ersten Armee mit, es käme darauf an, schneller wie die vereinigten Oesterreicher an die lserlinie zu kommen. Und wirklich erreichten sie . diese, als nur noch die Rothert, Vaterländische Geschichte. 11

7. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 164

1910 - Düsseldorf : Bagel
164 Und da bewährten sich auch die Offiziere, die höheren wie die geringeren. Ihre Geschicklichkeit brachte den Gegner so oft in die Lage, vom Kampfe lassen und sich ergeben zu müssen. An eine andere Ursache, etwa an Verrat, darf man sicher nicht denken, wenn schon in den ersten Kämpfen immer wieder so viele durch Gefangenschaft ihnen verloren gingen. So groß die Niedergeschlagenheit der Oesterreicher war, noch größer war der Jubel, der in Berlin jetzt endlich alle erfaßte. Man zog vor das Schloß des Königs und gab der Freude lautesten Ausdruck; man zog aber auch vor das Haus des bislang so geschmähten Bismarck und rief ihm jetzt aus tausend Kehlen Glückwünsche, ja Dank zu. Ein heftiges Gewitter mit Donner und Blitz konnte die Begeisterung nicht dämpfen. Bismarck aber wußte auch dieser Erscheinung eine vorteilhafte Seite abzugewinnen. Er fand die Deutung, daß auch der Himmel zu den Siegen seinen Salut schießen lasse. Die Schlacht bei Königgrätz, 3. Juli 1866. Nun hielt es den König nicht länger mehr zu Hause. Schon am äo. Juni morgens reiste er mit Bismarck, Moltke und Roon zum Prinzen Friedrich Karl. Die Sachlage drängte zur großen Entscheidung. Und von ihr durfte man das Beste hoffen, denn Benedek hatte bereits den rechten Augenblick zum Zuschlägen verpaßt. Bis zum 29. hätte er mit übergroßer Mehrheit die Zweite Armee von vorn und von der Seite angreifen können, ohne daß die Erste Armee hätte helfen können. Jetzt aber war diese so nahe, daß ein Kampf gegen die eine ohne das Eingreifen der ändern kaum noch denkbar war. So entschloß sich Benedek, da er die Vereinigung der beiden feindlichen Armeen nicht mehr hindern konnte, weiter zurückzuweichen, zunächst aber doch zwischen der oberen Elbe und der Bistritz vorübergehend Stellung zu nehmen. Die Festungen Josephstadt und Königgrätz zur Rechten steigerten ihre Stärke; außerdem war sie durch Wasserläufe und Hügel schon von Natur zur Verteidigung sehr geeignet. Allerdings aber war sie im Süden von der Elbe eingefaßt, die bei einem unglücklichen Kampfe verhängnisvoll werden konnte.

8. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 166

1910 - Düsseldorf : Bagel
166 höchsten Grade sumpfig. Ihr gleichlaufend sind östlich drei Hügelketten; die mittlere zwischen Problus und Chlum ist die höchste und steigt bis zu 100 m. Alle diese Höhen waren mit Geschützen dicht besetzt. Westlich von der Chaussee, die von Dub über Sadowa nach Königgrätz führt, ist über dem Dorfe Dohalitz der Holawald und östlich von der Straße zwischen Benatek und Maslowed der Swipwald. Um diese Dörfer und Waldungen sollte der heißeste Kampf entbrennen. Friedrich Karl ließ hier in der Mitte schon um 8 Uhr die Schlacht beginnen. Die Pommern (2. Korps) hatten den Angrift auf der Linie Dohalitz und Mokrowous auszuführen, die Sachsen (4. Korps) auf Benatek und das dahinter liegende Gelände. In Reserve blieben einstweilen die Brandenburger (3. Korps). Unterstützt werden sollte der Angriff auf dem rechten Flügel durch die Elbarmee, die bei Nechanitz die Bistritz zu überschreiten hatte, um wenn möglich, die Höhen von Problus und Prim zu nehmen. Ihre Aufgabe war demnach, die Gegner dem Kronprinzen entgegen zu drängen. Die Schwierigkeit des Geländes indes und der Mangel an Brücken brachten es mit sich, daß von der Elbarmee nur die 14. und 15. Division zum Kampfe kamen. Es hatten demnach zwei preußische Divisionen gegen zwei auf befestigter Höhe befindliche feindliche Korps zu stürmen; erst nach 2 Uhr konnte auch die 16. Division wirksam eingreifen. Rechnete man alle verfügbaren preußischen Truppen, die angreifenden und die in Reserve befindlichen zusammen, so waren es 41/2 Korps, denen die schwere Aufgabe zufiel, 8 feindliche Korps oder 205 000 Mann, die sich mit zahlreicher und ausgezeichneter Artillerie in hoher und fester Stellung befanden, aus diesen Höhen hinauszuwerfen. Und das an einem Tage, der zum Ausruhen dringend erwünscht war! Die Leistung steigerte sich noch dadurch, daß die erschöpften Krieger, die teilweise schon viele Stunden in der Nacht hatten marschieren müssen, nun zehn Stunden im Gefechte bleiben sollten, ohne daß sie eine Erquickung oder die Pferde irgend welches Futter erhielten. König Wilhelm schaute dem Kampf seit 9 Uhr von der Roskushöhe bei Dub zu. Bald konnte er bemerken, wie die Pommern Dohalitz und Mokrowous nahmen und dann in den Holawald eindrangen. Ueber ihn hinausgelangen aber konnten

9. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 167

1910 - Düsseldorf : Bagel
167 sie nicht, weil sie jenseits von einem furchtbaren Granatfeuer empfangen wurden. So kam hier der Kampf zum Stehen und beruhte stundenlang im wesentlichen nur auf einem furchtbaren Artilleriegefecht. 200 österreichische Geschütze schossen gegen 100 preußische. Viel schwerer aber noch war der Kampf, den die Truppen des 4. preußischen Armeekorps im Osten der Chaussee zu bestehen hatten. Die Division Fransecky am äußersten linken Flügel hatte Benatek genommen, dann in aufgelöstem Gefecht sich des ganzen Swipwaldes bemächtigt und war im Begriff, auch Maslowed zu nehmen, als sie von stärkster Uebermacht wieder zurückgedrängt wurde. Zu den Gegnern des 4. österreichischen Korps hatten sich (auf eigene Verantwortung) auch noch die des 2. feindlichen Korps gesellt; dieueberzahl wurde immer größer; gegen 12 preußische Bataillone kämpften 53 österreichische; gegen 19 preußische Geschütze 96 der Feinde! Im Walde, wo selbst die herabprasselnden Aeste manchen töteten, hatte man vom Südende immer weiter nordwärts zurückweichen müssen. Nur die äußerste Nordostecke wurde noch gehalten. „Weiter gehen wir nicht zurück!“, „Hier sterben wir!“ —waren die Worte des überall treibenden und immer wieder Mut einsprechenden Fransecky. — Man wußte, daß der Kronprinz käme. „Nur noch eine halbe Stunde!“ riefen die Offiziere. Und so harrte man und hoffte weiter. Aber die Minuten wurden darüber zu Stunden. Und sorgenvoll, wie hier, wartete man allgemein, namentlich aber auch da, wo der König weilte, auf das Kommen des Kronprinzen. Man sah, wie das Ringen im Swipwalde matt und matter wurde. Dann schaute man nach dem rechten Flügel. Aber auch bei der Elbarmee bemerkte man keine ernstlichen Fortschritte. Erst um 1 Uhr 45 bewirkten der Sturm der 14. Division auf Problus und die rechts ausholende Bewegung der 15. Division ein Zurückweichen der Sachsen und des Gablenzschen Korps. Der Stoß, der von der 16. Division vom Süden des Ober-Primer-waldes aus gemacht werden sollte, erfolgte erst um 2 Uhr, also für die Unterstützung dieses Angriffes zu spät. So hing alles davon ab, wann kommt der Kronprinz. Die Luft war trüb und unklar. Die Ferngläser wurden von der Höhe von Dub immer unruhiger nach Osten gerichtet. Es wurde 1 Uhr, 1 Uhr 30 und noch immer nichts zu sehen! Da

10. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 169

1910 - Düsseldorf : Bagel
169 rechten österreichischen Flügel, als das 6. preußische Korps über die Trotina auf Sendratschitz eindrang. Zum großen Teil entwich das 2. österreichische Korps nun bei Lochenitz über die Elbe. Man denke sich nun die Empfindungen Benedeks. Anfangs durfte er auf Sieg hoffen; jetzt an ein Unglück glauben, das wollte er nicht; die furchtbare Nachricht durfte nicht wahr sein. Er ritt deshalb selber nach Chlum, wurde aber durch das stärkste Infanteriefeuer bald wieder zurückgetrieben. Dann ließ er die Reserven, das 6. und 1. Korps immer aufs neue zur Rückeroberung vorgehen. Es gelang, das schon verlorene Rosberitz wieder zu gewinnen. Chlum aber, wo der Führer der 1. preußischen Gardedivision, Hiller von Gärtringen nach der letzten glücklichen Abwehr soeben den Heldentod erlitten, blieb in den Händen der Preußen. So galt es für Benedek nur noch unter Aufopferung der zahlreichen Artillerie sowie unter dem ebenso verlustreichen Einsetzen der Kavallerie, zuletzt bei Stresetitz, das Vordringen der Preußen so lange aufzuhalten, bis die österreichische Infanterie möglichst zahlreich entkommen sei. Den Auftrag, durch rücksichtsloses Drängen die österreichische Armee vollständig zu zertrümmern, erhielt abends um 8 Uhr die Elbarmee. Wegen ihrer vollständigen Erschöpfung konnte sie indes nichts Ernstliches mehr unternehmen, zumal die Flucht der Oesterreicher sich nicht südwärts über Pardubitz, sondern vorwiegend weiter östlich bei Holitz über die Elbe ergoß. Einen wertvollen Rückhalt bot den Flüchtenden auch die Festung Königgrätz, deren bloßes Vorhandensein auf den Eifer der Verfolgenden schon lähmend wirken mußte. Eine unmittelbare und rücksichtslose Ausbeutung des Sieges erfolgte also nicht. Immerhin aber war der österreichische Verlust ein ganz gewaltiger. Er betrug 44000 Mann, darunter 20000 Gefangene, gegen 9000 Preußen. Dazu kamen 160 (!) Geschütze und 5 Fahnen. Auch war die Verfassung der flüchtenden Gegner eine so trostlose, daß Moltke jetzt schon versichern konnte, der König habe nicht bloß die Schlacht, sondern auch den Feldzug gewonnen. — Ergreifend ist die fromme und bescheidene Art, mit der der König seine Erfolge der Königin berichtete. So tief die Erregung, so schlicht die Worte! Ergreifend ist auch
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