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1. Bd. 3 B = Oberstufe d. Mädchen, (7. - 9. Schulj.) - S. 203

1911 - : Crüwell
203 Wie das alte Jahr geschieden war, so zog das neue herauf. Es kam mit Wetterleuchten, das Jahr 1905. Drüben am Auob stand es blutrot am Himmel. Mit zornigen Worten, mit wütenden Schlägen trieb Hendrik Witboi die Seinen in das Feuer. Und in das Feuer stürmten die deutschen Soldaten mit Todesverachtung und mit Heldenmut. Der Sieg war unser. Die Hottentotten such- ten nach einem Ausweg. Nur einer war offen geblieben: der nach Osten, der Weg hinüber in das englische Gebiet. Und den nah- men sie. Er führte in die Gegend von Aminuis. Wir waren allein in Aminuis. Wir von der Mission, die Soldaten und die waffen- fähigen Betfchuanen. Hier standen wir, hier gingen wir zum Leben oder zum Tode. Von Westen, schon ganz in der Nähe, schwärmten in kleinen Räuberbanden die Hottentotten, gierige, schnelle Raubvögel. Bald von dort und bald voir da kainen die Meldungen wie Alarmrufe. Täglich ritten die Patrouillen aufs ungewisse hinaus, und am Abend kehrten sie mit derselben Ungewißheit nach Aminuis zurück. Es war eine schwüle, drückende Stimmung. In der Mitte des Monats, in der Nacht, meldeten zwei Betschuanen eine Bande Hottentotten, etliche Reitstnnden von der Station. Beim Morgengrauen sah ich eine Patrouille die Pferde satteln. Ein heißer Drang faßte mich, die Soldaten zu begleiten. Im Kriege liegt das Soldatenleben immer vorn auf der Klinge. Kurz entschlossen gab ich meinem Freunde Nachricht. Er reichte mir die Hand und sagte: „Auf Wiedersehen denn!" „Auf baldiges Wiedersehen," erwiderte ich flüchtig, so leichthin. Auf Wiedersehen?! Du kleines, schweres Wort! Du Räuber im Menschenleben! Was räuberst du und trennst du und reißt du auseinander unter den Menschen! Herz von Herz, Seele von Seele! Auf Wiedersehen?! Du kleiner Räuber, wie groß kannst du sein und wie bitter! Meinen Freund habe ich auf dieser Erde nicht mehr wiedergesehen. Und nicht mal das im Tode entschlum- merte Antlitz des Freundes habe ich wiedergesehen. Auf Wieder- sehen denn, Freund, dort in der Ewigkeit! — Wir ritten südwestlich. Erst eine Strecke durch die Steppe. Dann kam tiefer, roter Sand. Die Pferde stampften mühsam den Boden. Es wurde heiß. Eine weite Strecke ritten wir erst; dann stiegen wir ab und führten die Tiere am Zügel. Wir woll- ten sie schonen. Wieder eine Strecke — der Weg wurde etwas fester — faßen wir von neuein auf. Hier und da erblickten wir die Spuren von Hufen. Die Spur ging weiter und weiter. Unser Ritt war vergeblich. Wir hielten die Pferde an und beschlossen, zur

2. Bd. 3 B = Oberstufe d. Mädchen, (7. - 9. Schulj.) - S. 442

1911 - : Crüwell
442 207. Dic (Elf Don Xdejel. von Ernst Moraht. ~Xm Frühling des Jahres 1809 jagten auf phantastisch gezäumten ^ Gäulen die Husarenpatrouillen des Zchillschen Korps durch das preußische Land. Voran schlanke blondlockige Offiziere. Blutjung noch sind sie, und aus den Bugen blitzt ihnen eitel Beiterübermut und Feldfreude. Zitternd vor doppelter Bache, lieferten ihnen die Ltadt- väter die Kassen mit den öffentlichen Geldern aus. „Im Namen des Königs" forderte man sie, und zum Wähle seiner Loldaten sollten sie verwendet werden. Bber der König wollte von diesen Helfern nichts wissen. Unter dem mächtigen Willen des Empereurs verleug- nete er sie. 5o wurde aus Kriegsbeute Ltraßenraub. Und weiter jag- ten die Husarenpatrouillen. Im Sonnenlicht glitzert der Waffen Ltahl, und es ist, als ob die ersten Ltrahlen der Frühlingssonne den kraftlosen Lchlaf des geknechteten Volkes zu einem drohenden Lchütteln der ge- fesselten Glieder wandeln wolle. Uber ein Lonnenstrahl macht keinen Frühling. Nach einem Mo- nat schon schleppt sich ein elender Zug durch das Land. Der Nest der in Ltralsund niedergeworfenen Lchar, elf gefangene Offiziere, wanken wegmüde von einem Gefängnis zum andern: nach Braunschweig, nach Cassel, in die französischen Kerker, über Geldern nach Wesel. Cs waren blutjunge Männer. Ciner von ihnen, Ulbert von Wedel, war kaum achtzehn Fahre alt. Lchills Nuf waren sie freudig gefolgt. Sie waren dem vorgesetzten blind ergeben, der allein den Mut fand zur Betätigung der alten, fast begrabenen Kampfesfreude des Heeres. Dem Vlutbade in Ztralsund folgte die Erschießung der vierzehn ausgelosten Westfalen und der Transport von über fünfhundert Mann nach Brest auf die Galeeren. Dort schmachteten sie jahrelang in schmäh- licher Not, bis des Volkes Erhebung ihnen Nnno 1814 die ersehnte Freiheit gab. Die elf gefangenen Offiziere aber wurden wie Beute- tiere durch deutsche Gaue geschleppt, ein Wahrzeichen der furchtbaren rächenden Macht des Kaisers, bis sie am 16. Leptember 1809 den Heldentod starben. Ein blutiger Flecken auf dem Bilde Napoleons bleibt der Tag von Wesel. Nn ihm bekannte sich die ungezügelte Leidenschaft des Korsen zum Morde, vor der Welt suchte der Kaiser seine Bache mit einem Lchimmer des Bechtes zu umgeben. Ein Kriegsgericht wurde niedergesetzt, über die gefangenen Offiziere zu urteilen. Gleichzeitig aber erfolgte Befehl an Ferome, die Gefangenen avec eclat erschießen zu lassen. „Wegen Diebstahls mit offener Gewalt und wegen Ge- walttätigkeit auf öffentlichen Wegen und Zbaßen: de les traiter en

3. Bd. 3 B = Oberstufe d. Mädchen, (7. - 9. Schulj.) - S. 469

1911 - : Crüwell
469 Rud) die Preßfreiheit tat das Ihrige, um die damals ohnehin nicht klaren Köpfe noch mehr zu verwirren. In unserm Städtchen, das sich bis dahin mit wenigen Exemplaren von Magdeburger und Lerliner Zeitungen begnügt hatte, erschienen mit einem Male zwei Zeitungen, die einen erbarmungslosen Federkrieg gegeneinander führten. Indessen ging der Tumult bald zu Ende, und schon der herbst brachte die Ernüchterung mit sich. Nach Niederwerfung der verschie- denen Rufstände war die Staatsgewalt allmählich wieder erstarkt: Nüchternheit, Nuhe und Ordnung gewannen mit der Zeit die Oberhand. Die Flinten, Piken und Säbel wurden wieder in die Ecke gestellt, und Leisten und Hobelbank traten wieder in ihre Rechte. Dennoch war eine große Veränderung vorgegangen. Das alte Preußentum war dahin,- im Volke hatte der Gedanke an ein einiges Deutschland in- zwischen Wurzeln geschlagen. 219. Nach der Schlacht bei Käniggrätz. Aus de in Tagebuch Kaiser Friedrichs, solche Augenblicke müssen erlebt sein, beschreiben lassen sie sich nicht! Heiße Darckgebete stiegen zu Gott empor, ich möchte sagen Stoßgebete; dann muß man wieder sich in die Sachlage ver- tiefen, überall hinsehen, aufpassen ruid darf kaum den mit Leichen und Verwundeten besäten Boden betrachten, wo alte Bekannte, die man kurz zuvor lebensfroh in den Kampf hineinrücken sah, hin- gestreckt liegen. Zu unsern Füßen um Rosberitz herum wütete der Kampf; aber es war bereits das ausgesprochenste Rückzugs- und Nach- hutgefecht. Der Himmel begann sich aufzuklären, und Sonnen- streisen sielen auf die blutige Walstatt. Als mir eben der Helden- tod des Generalleutnants von Hiller und seines zweiten Adjutanten, des hoffnungsvollen Leutnants Theißen vom 4. Garderegiment zu Fuß, gemeldet wurde und das Gefühl des Schmerzes über so viele Verluste anfing, sich Geltung verschaffen zu wollen, hörte ich Hurra rufen. Wir glaubten, der König komme, aber es war Fritz Karl. Schon von weitem schwenkten wir uns mit unsern Mützen zu und fielen uns dann unter dem Hurrarufen der Truppen meines äußersten rechten und seines äußersten linken Flügels, mit denen ich unfern: König ein begeistertes Hurra brachte, in die Arme. Auch solche Begrüßungen wollen erlebt sein; vor zwei Fahren umarmte ich vor Düppel ihn als Sieger, heute waren wir beide Sieger, und nach dem harten Stand seiner Truppen hatte ich die Entscheidung des heutigen Tages mit meiner Armee herbeigeführt.

4. Bd. 3 B = Oberstufe d. Mädchen, (7. - 9. Schulj.) - S. 471

1911 - : Crüwell
471 Dörfer, um noch weitere Erkundigungen einzuziehen und den König auszusuchen. Ich sprach längere Zeit mit den Mannschaften des 27. Infanterieregiments. Sie sagten wie aus einem Munde: „Daß Sie heute kommen sollten, wußten wir alle; wir hatten einen harten Stand im Walde bei Sadowa, bis es ans einmal hieß: Da kommt er, da kommt er! Nun ging alles wieder gut; aber es war hohe Zeit, daß Sie kamen." Diese einfache, schlichte Darlegung der Sach- lage machte auf mich einen tiefen Eindruck. Ein Schlachtfeld zu bereiten ist grauenvoll, und es lassen sich die entsetzlichen Verstümmelungen, die sich dein Blick darbieten, gar nicht beschreiben. Der Krieg ist doch etwas Furchtbares, und der- jenige, der mit einem Federstrich am grünen Tisch den Krieg herbei- führt, ahnt nicht, was er heraufbeschwört. Unerwartet begegnete ich zunächst Verwundeten vom 51. Infanterieregiment, unter ihnen Hauptmann Hiebe, ehemaliger Untergebener von mir, 1l. Insanterie- regiment, der in den Fuß geschossen war. Ein schwerverwundeter Grenadier vom 2. Garderegiment rief mich an: „Ach, lieber Herr Kronprinz, lassen Sie mich doch transportieren." Major von Erckart vom 2. Garderegiment, verwundet, wie es hieß hoffnungslos, fuhr in einem Fohanniterkrankenwagen an uns vorbei. Er konnte nur mit schwacher Stimme auf meine Erkundigung antworten. Dann traf ich das Kolberg-Grenadierregiment und die Blücherhusaren von meinen: pommerschen Armeekorps; eine unerwartete Freude, diese gerade hier zu sehen. Endlich, nach vielem Suchen und Fragen, fanden wir den König; ich meldete ihm die Anwesenheit meiner Armee auf dem Schlachtselde und küßte ihm die Hand, worauf er mich umarmte. Beide konnten wir eine Zeitlang nicht sprechen, bis er zuerst wieder Worte fand und nur sagte, er freue sich, daß ich bisher glückliche Erfolge gehabt, auch Befähigung zur Führung bewiesen. Er habe mir, wie ich wohl durch sein Telegramm wisse, für die vorhergegan- genen Siege den Orden pour le mérite verliehen. Fenes Telegramm hatte ich nicht erhalten, und so überreichte mir denn mein Vater und König aus dem Schlachtfelde, wo ich den Sieg mit entschieden, unsern höchsten Militärverdienstorden. Ich war tief davon ergrif- fen, und auch die Umstehenden schienen bewegt. Es war ein wun- dervoller Abend geworden, und gerade während unserer Begrüßung ging die Sonne in ihrer ganzen Pracht unter. Bismarck, ebenso sämtliche Offiziere vom Königlichen Hauptquartier wie auch mein ganzer Stab wohnten dem bei. Nun hatte ich noch eine längere Besprechung mit dem Könige, in der ich ihm angelegentlichst die Generale Blumenthal und von Steinmetz empfahl, denn diese beiden

5. Bd. 3 B = Oberstufe d. Mädchen, (7. - 9. Schulj.) - S. 202

1911 - : Crüwell
202 Berliner und Landsmann. Er sprach und hörte gern von der Reichshauptstadt sprechen, und bei dieser Gelegenheit stieß er seine Seufzer aus. Die galten der kühlen Weiße. Der andere war ein fahrender Schlesier gewesen, gemütlich und sangeslustig und leicht. Ein stiller Kamerad aber war der dritte, immer verschlossen und gewöhnlich abseits. Wir ließen ihn gewähren. Niemand wußte recht, woher er kam, und was er eigentlich gewesen. Vier Wochen waren wir weiter. Auf schwarzen Sturmstügeln zog das Jahr l904 in das Land. Eine sorgenschwere Zeit begann. Der Soldat, der in Gobabis gewesen war, hatte unter andern: auch erzählt, daß es unter dem Hererovolke heftig gäre. „Es ist ein unruhiges Hin und Her unter dem Volke," hatte er gesagt. „Keiner in Gobabis weiß, was das zu bedeuten habe. Die Schwarzen zei- gen freche, protzige Gesichter und kaufen dies und jenes gegen die Ochsen, die sie früher niemals hergegeben hätten. Besonders kaufen sie Pferde und Sattelzeug. Und auf den Werften sieht man sie zu- sammen. Das ist da ein heimliches Tuscheln und Kopfzusammen- stecken. Und wenn man kommt, steht keiner auf, und wenn man da ist, sieht man nur kalte, höhnische Blicke. Man weiß nicht, was in das Volk gefahren ist." Wir hatten bereits August, und wir hörten oft den Namen Hendrik Witboi. Und wir hörten: „Er ist unzuverlässig. Er treibt falsches Spiel. Er meint es nicht ehrlich," und wie die Leute eben sagten. Mein Freund aber sagte: „Gott schütze uns vor einem Auf- stande der Hottentotten!" Mehr sagte er nicht. Im Oktober stand Hendrik Witboi auf, der alte gefesselte Löwe der Naukluft. Der alte Löwe stand auf und schüttelte die gelbe Mähne und stieß den Orlogruf hinaus in das wunde wehe Land. Und seine Leute hörten ihn, und alle gelben Stämme sprangen auf, einer nach dem andern, vom sandigen Meeresstrande bis hinüber zur Kalahari. Eine gierige, todesmutige, schnelle Meute stand auf. Wer hat sie miterlebt, diese Zeiten? Wer die Stunden von Kub und Rietfontein? Wer hat sie miterlebt, die Tage von Raris und Rietmond? Wer, ja wer die Wochen am Hudup und Auob, von Haruchas und Zwartfontein, in Stamprietfontein und Groß- Nabas? Wer hat sie erlebt? Der stehe auf und erzähle unserm Volke die Kämpfe seiner Söhne und seiner Helden! Ein jeder stehe auf und erzähle! Ein jeder ist anhörenswert. Ein jeder wird von neuen Wunden, von Heldentaten und toten Helden erzählen. Das darf nicht vergessen werden! Eingetragen muß es stehen in den Annalen unsers Volkes! Und das darfst du nicht vergessen, du Land am Nossvb und Swakop! —

6. Bd. 3 B = Oberstufe d. Mädchen, (7. - 9. Schulj.) - S. 470

1911 - : Crüwell
470 Meine Gedanken waren jetzt bei meiner Frau, meinen Kin- dern, meiner Mutter und Schwester. Unser Heimgegangener kleiner Sigismund schwebte mir vor, als ob sein Tod der Vorläufer eines großen Ereignisses in meinem Leben hätte sein sollen. Aber Siege ersetzen nicht den Verlust eines Kindes, vielmehr bricht der bohrende Schmerz unter solchen gewaltigen Eindrücken sich erst recht Bahn. Aber ich mußte mich daran erinnern, daß hier keine Zeit sei, irgendwelchen Gefühlen nachzugeben, daß vielmehr alle Gedanken nur auf den geschlagenen Feind, aus die richtige Benutzung des er- fochtenen Sieges gerichtet werden mußten. Ich machte darum meine Adjutanten auf diese Notwendigkeit aufmerksam, daß es vor allen Dingen auf die sofortige Verfolgung der Österreicher ankomme, und schickte Fasmund zu Steinmetz mit dem Befehle, sofort die Verfolgung des Feindes zu übernehmen. Der Geschützkamps dauerte noch immer fort, entfernte sich aber, und es gab nun eine kleine Pause, während welcher wir Nach- richten einsammelten, auch die Toten und Verwundeten aufsuchen konnten. Anton Hohenzollern war schwer getroffen, Graf Dohna vom ostpreußischen Fügerbataillon lag, durch die Brust geschossen, unweit von der Leiche von Theißens, dem wir noch Schärpe und Kette für die Seinigen vom Halse abnahmen. Dohna trug mir noch Grüße für seinen Vater auf und konnte mir noch sagen, daß vom Bataillon nach einer ungeheuren Salve österreichischer Fäger nur noch zwei Offiziere gesund geblieben. Leutnant von Pape vom 2. Garderegiment zu Fuß, der einzige Sohn des Kommandeurs, ward, von drei Kugeln getroffen, vorübergetragen; ich umarmte ihn, den ich von Kind auf kannte, im Namen seines Vaters; daneben meldete mir Leutnant Lorius vom 2. Garderegiment zu Fuß, er habe ein Geschütz erobert! Nie werde ich den ernsten Ausdruck der Züge Kessels vergessen, als wir uns hier begegneten, indem er das 1. Garderegiment vor Ehlum sammelte. Am uns herum lagen oder humpelten so viele von den wohlbekannten Gesichtern der Potsdamer und Berliner Garnison! Feder hatte etwas zu erzählen. Fammervoll sahen diejenigen aus, die sich ihrer Gewehre als Krücken bedienten oder von mehreren gesunden Kameraden die Höhe hin- aufgeführt wurden. Am schauerlichsten aber sah eine österreichische Batterie aus, deren gesamte Bedienung und Bespannung erschossen lag. So jagten sich die verschiedenartigsten Eindrücke in jeder Se- kunde an einem vorbei. Es kam nun ein königlicher Befehl, daß General von Her- warth mit seinen: 8. Armeekorps den Feind verfolgen, alles andere aber auf dem Schlachtfeld biwakieren sollte. So beritt ich jetzt die

7. Bd. 3 B = Oberstufe d. Mädchen, (7. - 9. Schulj.) - S. 472

1911 - : Crüwell
472 hohen Militärs hatten wesentlichen Anteil an allen meinen Anord- nungen. Se. Majestät gewährte meine Bitte, General von Steinmetz für seine Verdienste den Schwarzen Adlerorden zu verleihen, und setzte auf meinen Vorschlag fest, der Schlacht den Namen „König- grütz" zu geben. Wir ritten nun wieder über Lhlum, um zu versuchen, in Horenowes Nachtquartier zu finden, aber die in Königinhof geblie- bene Bagage konnte nicht vor morgen früh eintreffen. Nach vielen Irrgängen, wobei alle Greuel des Schlachtfeldes bis in die Dunkel- heit hinein uns verfolgten, erreichten wir obengenannten Ort, der bereits 3000 österreichische Gefangene beherbergte. Die Truppen biwakierten aus allen Teilen des Schlachtfeldes, nur wenige sangen. Wie aber oft neben dem Ernsten das Kölnische weilt, so auch hier. Eine Anzahl Infanteristen verfolgte ein zahmes Schwein, um diesen Braten ani Biwakseuer genießen zu können. Die Hetzjagd ging die Kreuz und Quer, bis zuletzt sogar der Re- volver in Tätigkeit gesetzt wurde; und dicht neben dieser Szene lagen haufenweise die Leichen der Kavalleristen von dem heftigen Gefecht, das nachmittags an: Fluß von Ehlum stattgefunden hatte. Wir richteten uns in einem völlig leeren Hause ohne Möbel ein mit Streu und dergleichen, und nachdem wir den ganzen Tag über nur voll Brot und Kognak gelebt hattell, nährten wir uns am Abend auch nur voll einem zufällig gekauften Marketender- kommißbrot. Wir hatten von vlorgells 8 Uhr bis abends V»9 Uhr zu Pferde gesessen, schliefen also trotz der sabelhasteil Herberge gut, - sofern die Aufregungen eines solcheil Ereigrlisses einen in Ruhe lassen konnten. Unsere armen Pferde hatten wir weder füttern noch tränken können. Wo ich Bagagewagen begegnete, raufte ich Heu ails ulld gab's meinem treuen Eairn-Gorum aus der Hand zu fressen. Der Fuchs hatte mir heute wieder vortreffliche Dienste geleistet. Ich fühlte, daß heute für Preußen einer der bedeutungsvollsten Tage eingetreten war, und bat Gott, den König und seine Räte zu erleuchten, damit auch die richtigen Folgen für Preußens ulld Deutschlands Heil und Zukmlft daraus erwüchsen. Lebhaft habe ich die Nacht voil meiner Frau und meinen Kindern geträumt! 220. Brief des Königs Wilhelm an die Königin über die Fahrt nach Berlin. Berlin, 15. Juli 1870. eine Reise also glich in und von Ems bis hier einem Tri- umphzuge; ich habe so etwas nicht geahnt, nicht für mög- lich gehalten. Alle Bahnhöfe überfüllt, auch die, wo nicht

8. Bd. 3 A = Oberstufe für Knaben, (7. - 9. Schulj.) - S. 161

1910 - Dortmund : Crüwell
161 zur Kalahari. Eine gierige, todesmutige, schnelle Meute stand auf. Wer hat sie miterlebt, diese Zeiten? Wer die Stunden voil Kub und Rietfontein? Wer hat sie miterlebt, die Tage von Raris und Rietmond? Wer, ja wer die Wochen am Hudup und Auob, von Haruchas und Zwartfontein, in Stamprietfvntein und Groß- Nabas? Wer hat sie erlebt? Der stehe auf und erzähle unserm Volke die Kämpfe seiner Söhne und seiner Helden! (Sin jeder stehe auf und erzähle! Ein jeder ist anhörenswert. Ein jeder wird von neuen Wunden, von Heldentaten und toten Helden erzählen. Das darf nicht vergessen werden! Eingetragen muß es stehen in den Annalen unsers Volkes! Und das darfst du nicht vergessen, du Land am Nossob und Swakop! — Wie das alte Jahr geschieden war, so zog das neue herauf. Es kam mit Wetterleuchten, das Jahr 1905. Drüben am Auob stand es blutrot am Himmel. Mit zornigen Worten, mit wütenden Schlägen trieb Hendrik Witboi die Seinen in das Feuer. Und in das Feiler stürmten die deutschen Soldaten mit Todesverachtung und mit Heldenmut. Der Sieg war unser. Die Hottentotten such- ten nach einem Ausweg. Nur einer war offen geblieben: der nach Osten, der Weg hinüber in das englische Gebiet. Und den nah- men sie. Er führte in die Gegend von Aminnis. Wir waren allein in Aminnis. Wir von der Mission, die Soldaten und die waffen- fähigen Hier standen wir, hier gingen wir zürn Leben oder zum Tode. Bon Westen, schon ganz in der Nähe, schwärmten in kleinen Räuberbanden die Hottentotten, gierige, schnelle Raubvögel. Bald von dort und bald von da kamen die Meldungen wie Alarmrufe. Täglich ritten die Patrouillen aufs ungewisse hinaus, nnb am Abend kehrten sie mit berfetben Ungewißheit nach Aminuis zurück. Es war eine schwüle, drückende Stimmung. In der Mitte des Monats, in der Nacht, meldeten zwei Betschuanen eine Bande Hottentotten, etliche Reitstunden von der Station. Beim Morgengrauen sah ich eine Patrouille die Pferde satteln. Ein heißer Drang faßte mich, die Soldaten zu begleiten. Im Kriege liegt das Soldatenleben immer vorn auf der Klinge. Kurz entschlossen gab ich meinem Freunde Nachricht. Er reichte mir die Hand und sagte: „Auf Wiedersehen denn!" „Auf baldiges Wiedersehen," erwiderte ich flüchtig, so leichthin. Auf Wiedersehen?! Du kleines, schweres Wort! Du Räuber im Menschenleben! Was räuberst du und trennst du und reißt du auseinander unter den Menschen! Herz von Herz, Seele von Seele! Auf Wiedersehen?! Du kleiner Räuber, wie groß kannst du sein und wie bitter! Meinen Freund habe ich auf dieser Erde Lesebuch für Mittelschulen. Band 3a. H

9. Bd. 3 A = Oberstufe für Knaben, (7. - 9. Schulj.) - S. 167

1910 - Dortmund : Crüwell
167 Das war wieder ein Gelaufe heute! Erst fünf Stunden auf der Chaussee und nicht die geringste Fühlung mit dem Feinde. Endlich ein paar Schüsse drüben am Waldesrand. Aha, jetzt geht's los! — „Kompagniekolonne formieren!“ ruft der Bataillons- adjutant im Vorüberjagen. Es wird ausgeschwärmt; langsam, aber sicher geht die Schützenlinie vor. „In den Graben! Nieder!“ ertönen die Kommandorufe. „Auf die feindliche Schützenlinie vor dem Walde! 400 Meter! Kleine Klappe! Ruhig zielen!“ Eine Weile geht nun das Schießen hinüber, herüber. Es ist eine Wonne, endlich einmal ein paar Minuten zu liegen mit dem schweren Tornister auf dem Rücken. Aber das Vergnügen hält nicht lange vor. — „Auf! — Marsch! Marsch!“ befiehlt der Hauptmann wieder, und vorwärts geht es über Sturzacker, durch Kartoffeln und Rüben. Von hinten her kommen die Geschütze. Hurra! Das Gehölz ist genommen, der Sieg ist unser! — Aber was ist das? Ein Schiedsrichter kommt heran- gesprengt. „Das Bataillon hinter den Wald zurück!“ ruft er dem Major zu. Also war es nichts mit dem Siege, und das Gelaufe beginnt von neuem. Zurück und vor, wieder zurück und wieder vor, bis sich die beiderseitigen Kolonnen so inein- ander verschoben haben, daß es zur Entscheidung kommen muß. Aus den fünf Stunden, die man unterwegs war, sind in- zwischen zehn geworden, und die Sonnenglut hat mittlerweile auch nicht abgenommen. Von dem Kaffee in der Feldflasche ist längst kein Tropfen mehr vorhanden. Die Zunge klebt am Gaumen, und der Magen fängt bedenklich an zu knurren. Aber noch immer donnern von den Höhen ringsumher die Geschütze; noch immer knattern die Maschinengewehre; noch immer er- tönt von allen Seiten der dumpfe Klang der Trommeln, die zum Angriff schlagen. Da erscheint endlich am Signalballon der Manöverleitung das langersehnte Zeichen. Mit Jubel nehmen es die Hornisten und Trompeter auf, und bald ist bis in das äußerste Winkelchen des weiten Manöverfeldes die Freudenbotschaft gedrungen, die alle Mienen heiter werden läßt: „Das Ganze halt!“ Sofort werden nun die Gewehre zusammengesetzt, und während der Kommandeurruf die Herren Offiziere zur Kritik bescheidet, dürfen sich die Mannschaften zum erstenmal an diesem heißen Tage für ein Stündchen der wohlverdienten Ruhe überlassen, und sie machen von dieser Erlaubnis aus- giebigen Gebrauch. Dann heißt es noch einmal: „Das Gewehr

10. Bd. 3 A = Oberstufe für Knaben, (7. - 9. Schulj.) - S. 427

1910 - Dortmund : Crüwell
427 206. Der 6. Juli 1798 und 1807. Von Theodor Rehtwisch. Vor unserm geistigen Auge steht vom 6. Juli 1798 ein kleiner, leicht gebauter Mann, sehnig und hager; der Generalsrock der französischen Republik schlottert um seinen Körper. Die Züge seines Antlitzes sind scharf geschnitten, von der Seefahrt und der Anstrengung gemagert, der Teint ist olivenfarben; lange braune Enthusiastenhaare hangen ihm fast bis auf die Schultern; seine Augen glühen tief und wunderbar. Jetzt sitzt er am Feuer des Biwaks inmitten seiner Vortruppen. Er ist immer bei der Vorhut, denn diese seltenen Augen sehen mehr als die Augen seiner Ge- nerale. Vor wenig Tagen ist er mit seiner Armee zu Marabout ans Land gestiegen und hat das alte Alexandrien überrannt. „Mein Ruhm ist bereits verblaßt! Das kleine Europa gibt mir nicht genug zu tun. Ich muß Beschäftigung im Osten suchen. Großer Ruhm kommt stets aus jener Gegend.“ Nun liegt er im Wüstenbiwak zwischen der Küste und Kairo. Erträumt: — in hundert Reichen Es jauchzt ihm tausendkehlig Erhebt sich ihm ein Thron. Der glüh’nde Orient, Er zieht mit goldnen Speichen Derweil die Flamme mählich Einher wie Ammons Sohn. Verglimmend niederbrennt. Die fahle gelbliche Morgendämmerung des Ostens wandelte sich wieder in einen heißen Tag. Der 6. Juli 1798 stieg herauf mit seiner Sonnenglut und seinem Wüstenbrand, durch den sich diese Kolonnen, diese Söhne der Normandie, des Elsaß und der Gascogne weiterschleppen sollten, um endlich auf den Feind zu stoßen. Was war dies für ein Abenteuer! Dies Ägypten schien eine gewaltige Büchse voll Sand, bestrahlt von Sonnenglut, bitter- kalt die Nächte. Der 6. Juli stieg glutig herauf. „Gewehr in die Hand!“ Die Bataillone schleppten sich weiter. Die Araber hatten die Brunnen verschüttet, die langbärtigen Sappeure mußten stunden- lang graben und hacken, bevor sie zu Wasser kamen. Es ging ein Murren durch die Reihen, auch die Offiziere murrten. „Es war so,“ sagte Berthier, der später Allergetreueste Bonapartes, „daß man ein Glas Wasser um den Wert seines Gewichts in Gold kaufte.“ Aus den Reihen ging die freche Frage: „Nun, General, werden Sie uns bald nach Indien führen?“ Da blitzte es in den dunkeln verschleierten Augen auf, und die rasche Ent- gegnung kam: „Nein, mit solchen Soldaten wie Ihr möchte ich
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