Schlacht bei Fehrbellin. 213
Ho mburg cm, mit dem Befehle, sich in kein Treffen einzulassen, sondern blos den Feind zu beobachten. Der Prinz rückte aus, und kaum durch ein Wäldchen vorgedrungen, sieht er die schwedischen Truppen zwischen den Dörfern Hacken berg und Tornow, einen Morast in ihrem Rücken, die Brücke von Fehrbellin jenseits ihres rechten Flügels und eine flache Ebene in ihrer Fronte, gelagert: er bringt die Feldwachen zum Weichen, verfolgt und treibt sie bis zur Hauptarmee; diese rückt in Masse an. Der Prinz, von kriegerischer Hitze hingerissen, beginnt das Treffen, das einen verderblichen Ausgang würde genommen haben, wenn nicht der Kurfürst, die Gefahr einsehend, herbeigeeilt wäre. Mit dem ihm eigenen Scharfblicke und mit bewnnderuugswürdiger Schnelligkeit traf er sofort seine Anordnung. Von einem Hügel herab, den er sich zu diesem Zwecke ansersehen, ließ er seine ganze Artillerie unter die Feinde spielen: die schwedische Jusau-ierie begann zu wanken: flugs stürzt er mit seiner ganzen Reiterei auf den rechten Flügel der Feinde und schlägt ihn in die Flucht: die Unordnung des rechten Flügels zieht die des linken nach sich, die Schweden stürzen sich in Sümpfe, wo sie von den Bauern getötet wurden, und die, welche sich retteten, flohen durch Fehrbellin, wo sie die Brücke hinter sich abbrachen.
Friedrich Wilhelm schlug auf dem Schlachtfelde, das ihm nunmehr zum Feld so großer Ehren geworden, sein Lager auf und musterte sein braves Heer. Zum Prinzen von Homburg aber, der schnldbewußt dastand, sprach er mit mildem Ernster „Wollte ich nach der Strenge der Kriegsgesetze mit Ench verfahren , so hättet Ihr das Leben verwirkt; doch behüte Gott, daß ich den Glanz eines so glücklichen Tages durch blutige Rache an einem Prinzen trüben sollte, der eines der vorzüglichsten Werkzeuge meines Sieges gewesen."
Die Schweden verloren an diesem eben so berühmten als entscheidenden Tage zwei Standarten, acht Fahnen , acht Kanonen, 3000 Mann und eine große Anzahl Offiziere. Am andern Morgen, so wie Derflirtger mit der Infanterie angekommen, begann die Verfolgung des Feindes. Man jagte ihn von Ort zu Ort, machte viele Gefangene und bekam mit ihrer Bagage einen Teil der Beute, die sie in der brandenburgischen Mark gemacht hatten, zurück. Die Schweden waren auf 4000 Mann zusammengeschmolzen und wurden vom Kurfürsten darauf gänzlich aus Pommern und Preußen vertrieben; doch erntete dieser später nicht die Früchte seiner heldenmütigen Bestrebungen, da ihn der deutsche Kaiser im Stich ließ. Am Rhein hatte inzwischen der Krieg weiter gewütet. Turenne verwüstete die Pfalz und einen
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Verschwörung Sokowmns. 271
sich vor ihm niederwarfen und ihm erklärten: sie brächten ihm ihre Köpfe dar, die sie verwirkt hätten; ihr Gewissen triebe sie, ihm anzuzeigen, daß sie zu einer großen Verschwörung gehörten. Die Verschworenen wollten in der nächsten Nacht Feuer anlegen, und ihn, wenn er zur Hilfe herbeieilte, im Gedränge ermorden. Bis dahin wären sie im Hause des Staatsrats Sokownin versammelt. Es war jetzt acht Uhr. Peter befahl, die beiden festzunehmen; dann schickte er einen schriftlichen Befehl an den Hauptmann seiner Leibwache, Trnbetzkoi, um elf Uhr in aller Stille Sokowmns Haus mit der Kompagnie zu besetzen, und alle, die darin wären, gefangen zu nehmen. Sonst sagte er keinem ein Wort von der Sache. Er begab sich ruhig zur Gesellschaft zurück. Um zehn Uhr stand er von der Tafel ans. „Laßt euch nicht stören," sagte er unbefangen; „ein kleines Geschäft ruft mich ans einen Augenblick ab." Er fuhr, nur von einem Adjutanten begleitet, in ferner Droschke gerade nach dem Haufe Sokowmns , und trat, ob er gleich zu feiner Bewunderung die Wache noch nicht fand, hinein; denn er glaubte, daß er den Hauptmann beordert hätte, um zehn Uhr zu erscheinen. Die Verschworenen sprangen erschrocken auf; er aber rief: „Ei guten Abend! ich fuhr vorbei und sah helles Licht. Da vermutete ich muntere Gesellschaft, und komme, mit euch ein Gläschen zu trinken." — „Viel Ehre!" stotterte der Wirt. Man fetzte sich, man trank, und der Zar that tapferen Bescheid. Endlich winkte ein Strelitz dem Sokownin, und flüsterte ihm zu: „Es ist Zeit,
Bruder!" — „Noch nicht!" antwortete dieser leise. Peter hörte das; seine Geduld war zu Ende. „Für mich aber ist es Zeit!" rief er mit funkelndem Blicke, indem er den Sokownin mit der Faust ins Gesicht schlug. „Fort! bindet die Hunde!" Zu feinem Glück trat eben Trnbetzkoi mit feinen Soldaten ins Zimmer und ließ die Verschworenen, die nun vergebens um Gnade baten, festbinden. Dann gab ihm Peter eine tüchtige Ohrfeige, weil er so spat komme. Da sich der Offizier aber durch Vorzeigung des schriftlichen Besehls auswies, bereute Peter seine Übereilung, küßte ihn freundlich auf die Stirn und sagte, er sei ein braver Offizier. Darauf fuhr er zu Lesort zurück, der sich nicht wenig wunderte, als er hörte, was unterdessen geschehen war. Die Verschwörer wurden hingerichtet.
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oo4 Schlacht bei Borodino. Einzug in Moskau.
als einen heiligen Volkskrieg dargestellt; daher kämpfte der Russe, durch die Beschaffenheit seines Landes begünstigt, mir einer solchen Erbitterung und standhaften Ausopferung, welche dem tapfersten und schönsten Heere, das je die Welt gesehen, den Untergang brachte. Der Sommer des Jahres 1812 war in dem Grade heiß, als der Winter kalt wurde. Unter der glühenden
Sonne sanken die erschöpften französischen Krieger nieder; unreife Früchte zur Erquickung genossen, erzeugten Fieber und
Ruhr, welche wieder die Disziplin im Heere lockerten. Der frau-zösische Kaiser, welcher vergebens auf eine Schlacht gehofft hatte, um den Krieg zu beendigen, stth sich in den ersten Julitageu schon genötigt, seinem Heere eine zehntägige Rast zu gönnen. Daher konnten die russischen Heere sich bereinigen, was zu verhindern Napoleons anfängliche Absicht gewesen war. Aus diese Nachricht setzte sich Napoleon in schnelleren Marsch und holte die Russen am 16. August bei Smolensk ein. Nach zweitägigem mörderischen Kampfe erstürmten die Franzosen diese Stadt, nachdem sie größtenteils eine Brandstätte geworden war. Jetzt übernahm der eilte Kutuso w , der eben siegreich aus dem Türkenkriege zurückgekehrt war, den Oberbefehl über das russische Heer. Auch er. zog sich zurück und brannte hinter sich alle Städte und Dörfer nieder, um dem Feinde nur eine Wüste zurückzulassen. An der Moskwa, fünfzehn Meilen, von der alten Hauptstadt, machte er enblich halt. Die Ehre des Reiches schien eine Schlacht Zu fordern und sie wurde am 7. September bei dem Dorfe Borodino geliefert. An 25,000 Mann auf jeder Seite bluteten an diesem Schreckenstage. Vom frühen Morgen bis in die Nacht würde mit beispielloser Erbitterung gestritten. Ganze Haufen russischer Bauern schlossen sich mit der Festigkeit alter Soldaten an, machten das Zeichen des heiligen Kreuzes und stürzten mit dem Rufe: „Gott sei uns gnädig!" in das dichteste Handgemenge. Endlich trat Kutusow den Rückzug an und wollte lieber Moskau preisgeben, als eine neue Schlacht liefern.
Am 14. September laugte das französische Heer vor Moskau an. Ein Ruf der Überraschung ging durch seine Reihen, als man die schöne morgenländische Stadt mit ihren vergoldeten Kuppeln und griechischen Türmen im Strahle der Morgensonne erblickte. Der Kaiser ließ halt machen, in der Erwartung, daß die Behörden ihm die Schlüssel der Stadt überreichen, oder eine schaulustige Menge seinen Einzug begleiten würde. Zwei Stunden vergingen; niemand erschien; Moskau war öde und menschenleer. Nun befahl Napoleon, vorsichtig in die Stadt einzurücken. Hier fand er die Häuser und Läden geschlossen; verdäch-
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Angriff auf Rom. Schlacht bei Mentana. 183
an der dalmatischen Küste in einem vierstündigen Kampfe zustimmen, ans welchem die österreichische unter Admiral Tegethoff als Sieger hervorging. — Es trat hieraus Waffenstillstand ein und bald begannen die Friedensverhandlungen, welche im Frieden von Wien (3. Oktober 1866) ihren Abschluß fanden.
Bereits im November 1866 räumten gemäß dem geschlossenen Vertrage die Franzosen R o m. Doch warb der Papst nun selber ein Heer, die Stadt und das belassene Gebiet zu schützen. — Nicht lange nach dem Abzug der Franzosen erschien (1867) Garibaldi auf dem Feftlande, um feine Pläne auf Rom zu erneuern. An der Spitze begeisterter Freifchareu unternahm er einen Einfall in das päpstliche Gebiet. Napoleon Iii. schickte dem Papste 10,000 Mann zu Hilfe, die Rom besetzten. Garibaldi hatte sich in Monte rotondo, drei Meilen von Rom verschanzt. Als er von hier gegen die ewige Stadt aufbrach, wurde er von den päpstlichen Truppen, denen eine französische Brigade folgte, bei Mentana (3. November) vollständig geschlagen. Garibaldi wurde auf dem Rückwege nach Florenz verhaftet, erhielt aber nach einigen Wochen Erlaubnis zur Rückkehr nach Cavrera. Der Forderung Napoleons entsprechend, wurden die italienischen Truppen schon nach zwei Tagen aus dem päpstlichen Gebiete zurückgezogen; von den französischen Truppen blieb ein Teil 'zum Schutze Roms gegen etwaigen neuen Handstreich in Ci Vita Vecchia zurück.
Am 11. April 1869 feierte der vielgeprüfte, aber in seinem felfenfesten Gottvertraueu auch inmitten der schwersten Stürme starkmütige Pins Ix. sein fünfzigjähriges Priesterjubiläum, und am 8. Dezember des gleichen Jahres eröffnete er im Vatikan das seit längerer Zeit vorbereitete zwanzig st e ökumenische Konzil — das erste seit dreihundert Jahren — , zu welchem sich über siebenhundert Bischöse, nicht nur aus den verschiedenen Ländern Enropa's, sondern auch aus Nord- und Südamerika, aus Asien, Afrika und Australien eingefunden hatten. Das Hauptergebnis des „Vatikanums," das infolge des Ansbruches des deutsch-frauzösifcheu Krieges vertagt werden mußte, war die Erklärung des Dogma's von dem unfehlbaren Lehr amte des Papstes, d. h. vou der Unfehlbarkeit feiner Aussprache in Sachen des Glaubens und der Sitten, wenn er von feinem Lehrstuhle ans — d. H. in Ausübung feines oberhirtlichen Lehramtes spricht.
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Extrahierte Personennamen: Mentana Tegethoff Napoleon Garibaldi Mentana Garibaldi Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Rom Wien Rom Rom Rom Florenz Cavrera Napoleons Roms Asien Afrika Australien
Gravelotte und Rezonville stehenden Feinde dnrch Artilleriefeuer zu beschäftigen und eröffnete um dreiviertel 1 Uhr eine langsame und wohlgezielte Kanonade, welche der Feind ans zahlreichen Batterien erwiederte. Der Donner der Geschütze wurde übertönt durch das seltsame Geräusch der Mitrailleuseu. Zwischen 2 und 3 Uhr begann der Jnfanteriekampf. Die Stellung des Feindes dehnte sich über den ganzen Höhenzng von St. Marie anx Chg-nes bis zu dem Straßeukuoteu von P o i n t d u j o u r , und seine Position war eine außerordentlich starke. Die natürliche Haltbarkeit derselben war noch durch besondere Befestigungswerke und etagenweise — zwei bis drei Stockwerk über einander — ausgeworfene Schützengräben erhöht, so daß sie an einzelnen Stellen ein vollständig sestnngsähnliches Aussehen hatte.
Lange und schwer wogte der Kamps an den verschiedenen Punkten. Aus dem linken Flügel kämpften die Sachsen und das Gardekorps um St. Marie aux Chsnes und die dahinter sich erhebende Anhöhe von St. Privat und das gleichnamige Dorf, den -Schlüssel der feindlichen Stellung, das endlich unter großem Blutvergießen erobert wurde. Während aber der Sieg auf diesem Flügel errungen war, stand es auf dem rechten bei Gravelotte noch bedenklich, doch erschien das zweite Korps (Pommern) noch rechtzeitig und führten eine günstige Entscheidung herbei.
So war es den deutschen Truppen gelungen , den Feind aus allen feinen Limen zu werfen. Abends gegen halb 9 Uhr bet völliger Dunkelheit endete die Schlacht. Es war ein Riesenkampf gewesen; 270,000 Deutsche hatten gegen 220,000 Franzosen gefochten, deren Macht durch ihre Stellung mehr als verdoppelt war. Das große Ziel der Schlacht, den Feind in die Mauern von Metz zu bannen, war erreicht, aber über alle Maßen schwer waren auch die Verluste auf deutscher Seite: 14,000 lagen tot und verwundet auf dem Schlachtfelde.
c) Die Schlachten bet Beanmont und Sedan. — Der beste Teil des französischen Heeres war durch die Kämpfe ant 16. und 18. in die Festung Metz zurückgeworfen, und es war nun die Aufgabe der ersten und zweiten Armee, (erstes bis drittes und siebentes bis zehntes Armeekorps), wozu uoch ein dreizehntes Korps unter dem Groß Herzoge von Mecklenburg, sowie Landwehren kamen, mindestens 160,000 Mann, Festung und feindliche Armee einzuschließen, diese an einem Durchbruch zu verhindern und zur Übergabe zu zwingen, da vorauszusehen war, daß solche Massen unmöglich lange mit den nötigen Lebensmitteln versehen sein konnten. Hierfür richtete sich die Einschließungsarmee unter Prinz Friedrich Karl
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Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Pommern Sedan Mecklenburg
208 Der deutsche Krieg 1866. Kämpfe in Böhmen.
Am 23. Juni überschritten, wie erzählt, die I. Armee,
100.000 Mann unter Prinz Friedrich Karl, und die Elbarmee,'
40.000 Mann unter Herwarth von Bittenfeld, die sächsisch-böh-mische Grenze; diese auf der Straße nach Rnmbng (Stadt an der Nordgrenze Böhmens), jene auf Reichenberg zu Am 26. nötigte Prinz Friedrich Karl die Österreicher durch ein glückliches Gefecht bei £ i e 6 e n a u zum Rückzüge über die Jf er bei Turnau. In der Nacht auf den 27. wurde die österreichische „eiserne Brigade" *) bei Podol geworfen. — Unterdessen hatte General Herwarch den Feind bei H ü n e r tv a f f e r ebenfalls geschlagen (27. Juni) und rückte nun, an die I. Armee sich anschließend , gegen Münch engräfc vor. Hier entspann sich ant 28. ein hartnäckiges Gefecht, doch blieben wiederum die Preußen Sieger und besetzten die Stadt. — Nun wandte sich Prinz Friedrich Karl östlich nach Gitfchin und schlug ant 29. Juni die Österreicher vor, bei und in der Stadt; dadurch war den Preußen die Vereinigung mit dem von Osten heranziehenden Heere des Kronprinzen (Ii. Armee) ermöglicht.
Die schlesische Armee hatte sich ant 25. und 26. Juni in Bewegung gefetzt, um in drei Kolonnen das Riefenge-öirge zu überschreiten. Die nördliche Kolonne (1. Armeekorps) sollte über Trautertau2) nach Arnau2), die südliche (5. und 6. Armeekorps) über Nachod2) nach Gradlitz vordringen2), zwischen beiden hatte das Gardekorps feinen Weg über Braunau nach (Sigel zu nehmen. Der Anmarsch war gefährlich und konnte nur gelingen, wenn die Österreicher ihre Aufmerksamkeit auf die I. und die Elbarmee gewandt und die Gebirgspässe unbesetzt gelassen hatten. — Am 27. Juni ging die nördliche Kolonne, unter General v. B o n i n, über Siebau nach Traute-n au, nahm die fast unbesetzte Stadt und rückte gegen den dahinter liegenden Thalraud vor, stieß hier aber auf ein überlege-nes österreichisches Korps und mußte sich nach einem hitzigen Gefecht fast bis zur preußischen Grenze zurückziehen. Ant nächsten Tage jedoch, den 28. Juni, kam der Kronprinz von Eigel, schlug die Österreicher bet Soor und drängte sie nach K ö-niginhof zurück. Dieses wurde ant 29. Juui erstürmt, und
1) Die eiserne Brigade hatte sich diesen Namen im schles-wig-holsteinschen Kriege bei Erstürmung des Königshügels am Danne-werk (f. S. 199) erworben. Es war die Brigade Kalik.
2) Trautenau, böhmische Stadt a. d. Aupa. Arnau liegt westlich davon. Nachod, L-tadt an der böhmisch-schlesischen Grenze, westlich von Glatz. Gradlitz, westlich von Nachod.
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Kämpfe in Böhmen. 209
dem weiteren Vordringen Bonins stand nun nichts mehr im Wege.
Der linke oder südliche Flügel der Ii. Armee, das Korps des General v. Steinmetz, hatte die schwierige Aufgabe, durch den Paß von N a ch o d vorzudringen und stieß hier am 27. Juni auf die Österreicher. Dennoch gelang es, die anliegenden Höhen zu gewinnen, den stärkeren Feind zurückzuschlagen und den Durchzug zu erzwingen. Am folgenden Tage, den 28. Juui, erfocht Steinmetz , im Heere fortan „der Löwe von Nachod" genannt, einen zweiten Sieg bei S k a l i tz, südwestlich von Trautenau, und rückte dann, noch einmal den Feind bei Schweinschädel schlagend (29. Juni), nach G r a d l i tz, wodurch die Verbindung mit dem Kronprinzen in Königinhof hergestellt war.
So hatte die wohlberechnete Bewegung der Preußen es ermöglicht , daß ihre drei Armeen zu eiuer Schlacht unmittelbar zusammengefaßt werden konnten. König Wilhelm, der soeben mit dem Grafen Bismarck angekommen, übernahm den Oberbefehl über sämtliche Truppen und legte am 2. Juli sein Hauptquartier nach G i t s ch i n. — Der österreichische Oberfeldherr aber, der in wenigen Tagen gegen 35,000 Mann verloren, zog fein Hauptquartier von Josephstadt nach Königsgrätz, einer starken Festung a. d. Elbe, zurück, sammelte alle verfügbaren Streitkräfte (206,000 Mauu) und nahm eine feste Stellung zwischen der Elbe und Bistritz.
Ans die Kunde hiervon hielt der König Wilhelm in der Nacht vom 2. zum 3. Juli erneu Kriegsrat, in dem beschlossen ward, den Feind am nächsten Morgen mit der gesamten Streitmacht (220,000 Mann) einzugreifen und zwar mit der I. und der Elbarmee im Mittelpunkt und auf dem linken Flügel, während der weiter abwärts an der Elbe stehende Kronprinz ihm in die rechte Seite fallen sollte. Am 3. Juli um 7 Uhr begann Prinz Friedrich Karl den Kampf, dessen Leitung eine Stunde später der König selbst übernahm, umgeben von den Ministern von Bismarck, von Roon, dem General von Moltke und anderen. Von beiden Seiten wurde mit Tapferkeit und Ausdauer gekämpft. Den härtesten Stand hatte das 4. preußische Armeekorps, links von S a d ö w a, im Walde von Bena-tek. Ununterbrochen wogte der Kamps bis gegen Mittag. In äußerster Spannung erwarteten die Preußen die Ankunft des Kronprinzen; verspätete er sich, so war die Schlacht verloren. Der Kronprinz war indessen durch strömende Regengüsse und den aufgeweichten Lehmboden lange hingehalten worden, erschien
Hof fm ann, Weltgeschichte rc. Iv. 14
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Extrahierte Personennamen: Juui Wilhelm Wilhelm Friedrich_Karl Friedrich Karl Bismarck Roon von_Moltke
210 Der deutsche Krieg 1866.
aber bald nach Mittag noch rechtzeitig genug, um mit Erfolg in die Schlacht eingreifen p sönnen. Seine noch ungeschlachten Truppen warfen die schon ermatteten Österreicher nach heldenmütiger Gegenwehr ans drei auf einander folgenden Stellungen, von denen die Höhen von Chlum den Schlüssel bildeten. Um 4 Uhr war der Sieg Preußens entschieden, und der König setzte sich an die Spitze der Kavallerie, um den sich zurückziehenden Feind zu verfolgen, der zuerst in guter Ordnung, bald in wilder Flucht nach Pardubitz, südlich von Königsgratz, zurückwich. Abends 9 Uhr verstummte der letzte Kanonendonner; 11 Fahnen, 174 Geschütze und 25,000 Gefangene fielen in die Hände der Sieger.
Fast ohne Wiederftand drangen die Preußen, die ausgelöste österreichische Armee verfolgend, bis in die Nähe Wiens vor. — Auf der alten Heerstraße zog das Elbkorps unter Herwarth von Bittenfeld über Iglau und Znaim gegen Österreichs Hauptstadt; die I. Armee unter dem Könige und dem Prinzen Friedrich Karl ging mit Hilfe der Eisenbahnen nach Brünn, die Ii. Armee unter dem Kronprinzen nach Olmütz, während schon am 8. Juli Prag besetzt wurde. Die I. Armee hatte in Mähren nur unbedeutende Gefechte zu bestehen; die Ii. Armee schnitt durch das siegreiche Gefecht bei Tobitschau in Mähren den noch bei Olmütz stehenden österreichischen Truppen den Weg nach Wien ab. Das königliche Hauptquartier ward von Brünn nach Snnbenburg, zuletzt nach Nikolsburg verlegt, wo Unterhandlungen über einen Waffenstillstand begannen. Schon war eine vorläufige fünftägige Waffenruhe zum Abschluß gekommen, die am 22. Juli 12 Uhr mittags eintreten sollte, als sich an demselben Tage noch ein letzter Kampf bei Bi u m e n a u vor Preßburg entspann, da Prinz Friedrich Karl schon am 16. Juli über die March auf ungarisches Gebiet gegangen war1). Der Sieg war auch hier so gut, wie gewonnen, als um 12 Uhr Parlamentäre aus Preßburg erschienen, um den Eintritt der abgeschlossenen Waffenruhe zu verkünden.
Nach der Schlacht bei Königsgrätz hatte Preußen Verhandlungen wegen einer Waffenruhe wiederholt zurückgewiesen. Da erklärte der Kaiser von Österreich, „er trete, nachdem die Ehre seiner Waffen in Italien gewahrt sei, Renetten an den Kaiser der Franzosen ab und nehme dessen Bermittelung für
1) Ein aus gefangenen Ungarn gebildetes Korps drang unter dem früheren Jnsurgentengenerctl Klapka in Ungarn ein, um das Land zu reüolutionteren.
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Extrahierte Personennamen: Herwarth_von_Bittenfeld Friedrich_Karl Friedrich Karl Friedrich_Karl Friedrich Karl Klapka
Ter Prager Friede. Die Mainarmee. 211
den Frieden an." Hierauf kam unter französischer Vermittelung zuerst die erwähnte Waffenruhe, daun am 26. Juli zu Nikolsburg ein Waffenstillstand, der zugleich die wichtigsten Friedensbedingungen enthielt, zum Abschluß. Österreich „erkannte darin die Auflösung des bisherigen Bundes an und gab seine Zustimmung zu einer Neugestaltung Deutschlands ohne Österreich, insbesondere zur Errichtung eines norddeutschen Bundes, der die Länder bis an den Main umfaßte ; es trat seinen Mitbesitz an Schleswig-Holstein an Preußen ab, gegen eine Entschädigung von 45 Millionen Mark, die samt 15 Millionen für die weitere Verpflegung der preußischen Truppen von den 120 Millionen Kriegskosten in Abzug kamen, die Österreich an Preußen p zahlen hatte. In den Frieden ward nur noch Sachsen ausgenommen, das in seinem Bestände erhalten bleiben sollte; sonst billigte Österreich die von Preußen in Norddeutschlaud vorzunehmende Besitzveräuderuug, ebenso „eine nationale Verbindung der süddeutschen Staaten mit dem norddeutschen Bunde." Auf Gruud dieser vorläufigen Bestimmungen kam zu Prag ant 23. August 1866 der Friede zustande.
Auch der Krieg im S ü d w e st e n Deutschlands nahm durch geschickte Führung, Schnelligkeit und Kühnheit einen für Preußen glücklichen Ausgang. Aus den Heeresabteilungen, welche Sachsen , Hannover und Kurhessen besetzt hatten, wurde die sogenannte „Mainarmee" gebildet und unter den Befehl des Generals Vogel von Falken st ein gestellt. Sie zählte im ganzen 45,000 Mann mit 97 Geschützen. Die bayerische Armee unter dem Prinzen Karl dagegen war etwa 46,000 Mann mit 136 Geschützen stark; das Viii. Bundes-Armeekorps unter dem Prinzen Alexander von Hessen betrug gleichfalls gegen 46,000 Mann und 134 Geschützen. Es standen also der preußischen Armee zwei feindliche Armeen, jede einzelne von fast gleicher Stärke und weit überlegener Artillerie, gegenüber
Die Mainarmee rückte zunächst von Eisenach nach Dermbach, einem Städtchen im Großherzogtum Weimar, südwestlich von Eisenach, drängte hier am 4 Juli die Bayern zurück und besetzte nach einem Zusammenstoß mit bayerischer Kavallerie bei Hünfeld am 7. Juli Fulda. Am 10. Juli kam es beim Übergang über die fränkische Saale an vier Punkten zu Gefechten, am hartnäckigsten bei dem bekannten Badeorte K i s s i n g e n und Hammelb nrg, beide an dem genannten
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Revolution in der Lombardei und Benebig.
Lärmkanonen donnern und die Truppen ausrücken, und so begann ein allgemeiner Straßenkampf, bei welchem jedoch die Insurgenten nicht, wie in Paris, hinter den Barrikaden standen, sondern nur aus sicherem Hinterhalte, aus bedeckten Fenstern, Dach- und Kellerlucken, aus die Truppen feuerten. Da die Österreicher bei dem wiederholten Versuche, in den engen Straßen vorzudringen, die größten Verluste erlitten, ließ Radetzki die Truppen aus dem Innern der Stadt herausziehen, und hielt nur die Thore und die Citadelle besetzt. Von der letzteren aus hätte er Mailand bombardieren und dadurch die Rebellen zur Unterwerfung zwingen können; aber er wollte die schöne Stadt nicht der Zerstörung preisgeben und wußte überdies bereits, daß der verräterische Karl Albert mit seinem ganzen Heere im Anzuge war. Gegen diesen imd die empörte Stadt zu gleicher Zeit den Kampf aufzunehmen, fühlte er sich nicht stark genug, da die Besatzung von Mailand nur aus 20,000 Mann bestand. Unter diesen Umständen hielt es Radetzki, nachdem er vier Tage lang die Mailänder im Zaume gehalten, für geboten, fft der Nacht zum 23. März mit seinen Truppen von Mailand abzuziehen. Am folgenden Tage erklärte Karl Albert, der inzwischen bereits bis in die Nähe von Mailand vorgedrungen, an Österreich den Krieg und zog unmittelbar daraus in die lombardische Hauptstadt ein, von wo er alsbald zur Verfolgung Radetzki's aufbrach. Aber obgleich er mit mehr als 60,000 Mann gegen diesen heranzog und ihm aus der Lombardei, aus Toskana, Parma und Modena zahlreiche Verstärkuugeu zugeführt wurden, blieb Radetzki ruhig mit seinen 40,000 Mann in seiner Stellung, zwischen dem M i n c i o und der Etsch am Fuße des Gebirges, und schlug hier am 6. Mai in dem glänzenden Treffen von Santa Lu eia deu Angriff der sardinischen Armee blutig zurück.
Unterdessen war es dem Kriegsminister Latour durch unsägliche Anstrengung gelungen, hinter dem Isonzo ein Reservekorps zu bilden, das am 25. Mai in der Stärke von 19,000 Mann bei Radetzki eintraf. Mit dieser Verstärkung griff er am 28. Mai ein feindliches Korps , das bei C n r t a t o n e, unweit Mantua, eine gefährliche Stellung eingenommen, zur nächtlichen Stunde an und schlug es bis zur Vernichtung. Dagegen mißlang der vou ihm am 30. Mai bei Gaito ans das pientonteftfche Heer gemachte Angriff, wo Joseph Garibaldi*)
1) Er wurde 1807 zu Nizza geboren, wurde Seemann, mnßte aber wegen Beteiligung an einer Militärverschwörung sein Vaterlanb ver>
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Extrahierte Personennamen: Radetzki Karl_Albert Karl Radetzki Karl_Albert Karl Radetzki Latour Radetzki Joseph_Garibaldi*