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38 I. Vor den Schlachten.
Unser Morsch führte uns dann nach H. . . . zurück, ein Marsch von 41 Kilometern. Ich hatte den Marsch mit den Leuten, die noch nicht fußkrank waren, absichtlich etwas ausgedehnt. Wer hierbei nicht fußkrank wurde, wird's später, wo wir vielleicht noch ganz andere Märsche zu machen haben, auch nicht werden. Ich habe schon einen Stabsarzt zum Revier-dienst reklamiert. Vorläufig untersuche ich die Füße, offne die Blasen und verbinde. Schön ist das nicht, aber es muh eben sein. Der Fuß ist für den Soldaten ebenso wichtig, als das Oiewehr, und außerdem sind die Leute so dankbar, wenn man sich um ihr Wohlergehen bemüht.
Abends kam eine Zeitung. Ich setzte mich mitten unter meine Leute und las ihnen die prachtvollen, klaren und markigen Worte des Kaisers vor, die er vom Balkon des Schlosses in Berlin und gelegentlich der Eröffnung des Reichstages gesprochen hatte. Ich sagte dann: „Der Mann ist größer, als selbst seine Freunde wissen." Ich verlas dann unter steigendem Beifall die Telegramme, die der Kaiser mit dem Zaren gewechselt hatte, und zeigte, mit welch perfider Gemeinheit dieser russische Friedensfürst längst einen Überfall planmäßig und systematisch vorbereitet hatte.
Der 6. August findet uns schon eingearbeitet. Die Schraube der militärischen Disziplin wird nach und nach stärker angezogen, doch so, daß es kaum empfunden wird, und aus einem Trupp Landwehrlcutcn ist allmählich ein Zug von tadellosem Schneid geworden. Ein Soldat bat mich, einen Brief an seine Eltern mit zu unterschreiben, der etwa so lautete: Eine schwere Stunde, wohl die schwerste, die Deutschland jemals gesehen hat, ist über uns hereingebrochen. Es ist Ehrenpflicht eines jeden Staatsbürgers, mit allem, was er hat, sich einzusetzen gegen die Feinde, die uns den Frieden gestört haben. Für (Such, liebe Eltern, ist dieser Krieg besonders schwer, denn Ihr schickt alle Eure Söhne ins Feld. Aber als echte Deutsche werdet Ihr Euch in dieser Stunde nicht grämen, sondern stolz sein, dem Kaiser und dem Ba'erlande dienen zu können mit dem Besten, was Ihr Habt usw. usw. Wenn dies auch in der Hauptsache die Gedanken sind, die ich immer wieder predioe, so zeicien sie doch den Geist der Truppe. Lieb Vaterland, kannst ruhig sein. Auch Ihr, liebe Eltern, die Ihr Eure Söhne ins Feld ziehen laßt l
Abends war's schön und stimmungsvoll. Auf der W.'schen hofstelle ist ein geräumiger Platz, von dem aus man bis zur
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Ii. Auf hoher See und an fernen Küsten.
natürlich immer unter Wasser. Nach einer Viertelstunde tauchten wir aus und fuhren über Wasser nach Hause. Um 11 Uhr bemerkten mir, datz mir von englischen Torpedozerslörern ver-solgt rnurden, die uns zuletzt so dicht aus den Leib kamen, datz mir von 5 Uhr nachmittags mieder unter Wasser fuhren, was mir bis 11 Uhr abends meilermachten. Da sie uns nun überholten und den Weg verlegten, sahen mir uns genötigt, da auch die Batterie knapp murde, aus den Grund zu tauchen und liegen zu bleiben. Wir lagen von 11 Uhr abends bis 6 Uhr morgens aus 32 Meter Wassertiese und ca. 40 Seemeilen von der Elbmündung. Als mir mieder hochkamen, mar vom Feind nichts mehr zu sehen, und mir machten klar zur Weiterfahrt der Heimat zu. Um 7 Uhr gaben mir Funkspruch, und nach einigen Stunden mürben mir von deutschen Torpedobooten mit Hurra empfangen, melche uns nach dem Heimathafen begleiteten,
Wir und die Welt.
Wir haben gefchroiegen im Völkerrat,
Einmal und zroeimal und mehr;
Und standen zur Seite und mieden die Tat —
Einmal und zmeimal und mehr!
Wir haben uns nimmermehr beeilt,
Als man die Erde aufgeteilt:
Wir hörten der andern heiseren Schrei —
Wir molllen den Frieden — und standen dabei —
Einmal und zmeimal und mehr!
Und dennoch gaben sie feine Nuh,
Keinen Tag und nimmermehr.
Und sahen uns scheel und neidisch zu Einmal und zroeimal und mehr!
Sie haben gehöhnt und haben gehetzt Und Säbel geschliffen und Messer gemotzt,
Den Deutschen zu schimpfen, mar feiner zu faul?
Wir wollten den Frieden! — Wir hielten das Mau!» Einmal und zweimal und mehr!
Sie trieben durch Jahre das frevle Spiel Mehr noch und immer mehr!
Bis der Tag anbrach, der Gott gefiel,
Einmal und nimmermehr.
Bis die Erde ward von Lügen krank,
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auch in die Stadt. Auch unsere Geschütze schwiegen nur noch selten. Tag und Nacht nahmen wir die Anmarschstraßen und das Vorgelände unter das Feuer, aber langsam und unaufhaltsam, trotz großer Verluste, rückten die Japaner zu Lande vor.
Am 2. Oktober um 8 Uhr abends machte die 3. Kompagnie des Ostasiatischen Marinedetachements einen heftigen Ausfall, wobei sie die Japaner aus den vor den Werken liegenden Höhen hinausdrängten. Am nächsten Morgen ging sie/ einer enormen Übermacht weichend, wieder hinter das Haupthindernis zurück. Vesonders^wichüg für die seitliche Beobachtung war unser Kanonenboot „Jaguar" und der österreichisch-ungarische Kreuzer „Kaiserin Elisabeth", die beide in der Bucht von Kiaut-schou lagen und die Bewegungen des Feindes wie das Artillerie-feuer von Tsingtau beobachteten. Obwohl beide Schiffe an dauernd auf das heftigste mit Steilfeuergeschützen beschossen wurden, hielten sie unerschrocken auf ihrem Posten aus. Am 5. Oktober wurde der Fesselballon von feindlichen Schrapnells getroffen und sank zu Boden. Der darin befindliche Offizier, Leutnant der Reserve Weihe, wurde nicht verletzt. Ein kleiner Ballonsack wurde, um die Japaner zu tauschen, am 7. Oktober steigen gelassen. Bei dem heftigen Wind ritz er sich los und flog davon. Auch unser einziger Flieger, Oberleutnant zur See Plüschow, arbeitet unermüdlich. Trotzdem er dauernd aufs heftigste mit Gewehren, Maschinengewehren und mit Schrapnells beschossen wird, zieht er unerschrocken stundenlang seine Kreise über den feindlichen Stellungen und kommt mit wichtigen Meldungen zurück. Die Tragflächen feines wackeren Flugzeuges find meist von feindlichen Eewehrgeschossen und Schrapnellkugeln durchlöchert, die dann nach der Landung wieder geflickt werden müssen. Am 12. Oktober fand eine dreistündige Waffenruhe statt, um die im Vorgelände liegenden Toten beerdigen zu können. Am 14. Oktober fände eine besonders heftige Beschießung des Seewerkes Hu-chuin-Huk und der Iltisbergbatterie statt. Allein Hu-chuin-Huk erhielt unter anderem 51 30,5-Zentimeter-Granaten oder Sprenggranaten. Trotz der heftigen Beschießung feuerte Hui-chiun-Huk auf „Triumph“ und brachte ihm bei dem ersten Schuß einen Volltreffer mit einer 24-Zentimeter-Sprenggranate bei. „Triumph" drehte sofort ab und verschwand für etwa acht Tage. Das ist das einzige Mal während der ganzen Belagerung gewesen, daß ein Schiff sich so nahe an die deutschen Seewerke herangetraut hat, daß es be-
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Iii. Im Westen
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Iii. 3m westen.
In den Rebbergen Mülhausens.
(Schilderung eines Augenzeugen.)
Mülhausen, den 12. August 1912.
Wir haben grotze und furchtbare Dinge erlebt. Es hiefo hier, das Oberelsah solle preisgegeben werden, andere meinten aber auch, datz es sich nur um eine Falle für die Franzosen handeln solle. Am Donnerstag rückten unsere Soldaten nach der Grenze ab. Am Freitag und Samstag gab es Gefechte bei Altkirch bis vor die Tore Mülhausens. Den ganzen Tag über erdröhnte Kanonendonner, gegen Abend hörte man Kleinfeuer und Rampflärm. Unsere paar Regimenter leisteten erbitterten Widerstand, muhten aber vor der Übermacht zurück, und am Samstag abend zogen die Franzosen mit klingendem Spiel in die Stadt ein. Schon am Freitag abend hatte die ganze Post, die Eisenbahn mit allen Lokomotiven, die Reichsbank die Stadt verlassen. Die Gleise waren gesprengt und die Stadt still wie ein Grab.
Der Sonntag kam herauf in strahlender Schönheit und beleuchtete die französischen Biwaks gerade vor uns am Tannenwald und die Artillerie, die eine Viertelstunde von uns am Kamm nach der Ebene aufgezogen war. Ein ganzes französisches Armeekorps hatte die Stadt passiert. Eine Abteilung Husaren kam auch durch den Kronenweg. „Hier sind wir. hier bleiben wir," erklärten sie; „jetzt geht es nach Berlin. Der Kaiser wird seine Koffer packen müssen." Es waren frische Jungen, steckten aber in miserablen Uniformen und hatten zerlumptes Sattelzeug, ersetzt teilweise durch Stricke. Und der Tag ging weiter in unerhörter Schönheit, so still, so unheimlich schön, man ahnte die Katastrophe. Zwischen 4 und 5 Uhr sahen wir Truppen von den Vogesen herbeiziehen, und schon kamen die ersten Kanonenschüsse im Norden Mülhausens bei Pfastatt <33orort). Das war deutsche Artillerie. Wir sahen, wie die
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Extrahierte Personennamen: August
Extrahierte Ortsnamen: Rebbergen_Mülhausens Kronenweg Berlin
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Ii. Auf hoher See und an fernen Küsten.
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Stolz weht die Flagge schwarz-weis)-rst!
Stolz weht die Flagge schwarz-weih-rot Von uns'rer Schiffe Mast;
Dem Feinde weh', der sie bedroht,
Der diese Fahne haht!
Sie flattert an der Heimat Strand Im Winde hin und her,
Und fern vom teuren Vaterlanb Auf sturmbewegtem Meer.
Ihr woll'n wir treu ergeben sein.
Getreu bis in den Tod,
Ihr woll'n wir unser Leben weih'n,
Der Flagge schwarz-weih-rot!
Das Seegefecht bei Helgoland am 28. August.
In einer englischen Zeitung veröffentlichte ein Seeoffizier, der sich an Bord eines der beteiligten englischen Zerstörer befunden hat, folgenden anschaulichen und sachlichen Bericht: hinsichtlich unseres Kampfes bei Helgoland kann ich wohl sagen, bah unsere Zeitungen eine Sache aufbauschen, die in Wirklichkeit ein Vorpostengefecht war. — Wir Torpedozerstörer gingen vor, um den Feind herauszulocken und hatten eine Menge aufregender Momente. — Dann kamen die „großen Burschen" — wir waren froh, daß sie kamen — und hatten eine ausgezeichnete Scheibenschiefeübung. Aber man darf nicht benfen, bah wir einen Kampf hatten, benn es war ein Abschlachten, nicht ein Kampf. Es war großartige Strategie, bah wir überwältigenbe Kräfte zur Stelle hatten, aber diese hatten weiter nichts zu tun, als den Feind abzuschieben, gerabe so, wie Papa Fasanen schient.
Es war geradezu erfrischend, die alte „Fearleh" in diesem ihren zweiten Gefecht in den Kampf gehen und nach frischen Feinden ausschauen zu sehen. Bis die „großen Brüber" herankommen konnten, war sie unser ein und alles, und babei hatte sie keine größeren Kanonen, als wir haben. Ich habe auch gelernt, bah ein großer Unterschieb ist zwischen einer vierzölligen Kanone auf einem Kreuzer und einem oierzölliqen Geschütz auf einem Zerstörer. Persönlich bin ich der Ansicht, bah ein Kreuzer mit einem „breizölligen“ ungefähr einem Zerstörer mit
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Iii. Im Westen.
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Immer noch kamen Schrapnells von Pfastatt, und auf der anderen Seile grollte schrecklich der Idsteiner Klotz. Und vor und neben uns der Nahkampf, Gewehrfeuer, das Prasseln und Knattern des Maschinengewehrs, und auf einmal deutsche Kommandos, Signale: „Kartoffelsupp, Kartoffelsupp" zum Angriff mit dem Bajonett und die Kugeln flogen ums Haus und prasselten in die Bäume Und drunten aus der Stadt raste der Stratzenkampf herauf, bis es dann gegen 4 Uhr still wurde.
Wir gingen hinaus in die kalte Sternennacht und achteten nicht mehr darauf, datz noch immer einzelne Kugeln flogen. Die ersten Hähne schrien, der Mond stand kalt und klar am Himmel. Und wieder schwoll und raste eine Schlacht im Tannenwald, und dann wieder Totenstille. Wir sahen das weite Schlachtfeld, wir sahen dunkle Körper, und als um V25 Uhr das erste Morgenrot über den Blauen (Schwarzwald) stieg, rafften wir alles zusammen und flohen in rasendster Eile in die Stadt zu Bekannten. Und kaum waren wir dort, ging noch einmal eine schwere Kanonade über die Stadt, wir satzen wieder im Keller. Aber dann war der herrliche Sieg entschieden. Und zwei Stunden später rasten die Autos, um die Verwundeten zu holen. Es lagen die Leichen in Haufen übereinander wie Kartoffelsäcke. Alle Spitäler sind voll und die Notlazarette und die Häuser, die aufnehmen wollten. Ich sah bejammernswerte Menschen, ich will es nicht beschreiben. Und mittags zog das ganze siegreiche Armeekorps ein. Auch ein Vetter von mir, frisch und froh. Er kam herauf, als ich gerade nach unserem Haus sah, und nahm Saft, Wein und Kirsch- und Sulzmatter-Wasser mit. Von ihm hörten wir dann, datz sie die Kanonen auf unser weitleucktendes weihes Haus auf dem Berg eingestellt hatten, weil sie glaubten, die Höbe sei von Franzosen besetzt. So hatte er selbst uns so jämmerlich beschossen.
Es zogen nun unerhörte Mengen Soldaten in die Stadt ein. Ich sah die Feldpost, das Rote Kreuz. Der Stab ist da. Es war ein brausendes Jubeln bis abends 9 Uhr. Da ging der Verrat an. Franzosen waren noch da, versteckt in den Häusern, und sie schossen, und wieder war's ein Stratzenkampf und tolles Maschinengewehrknattern. Wir waren gerade wieder zu Hause angekommen, weil in der Stadt überall starke Einquartierung war. Und wir saßen wieder mit den Kindern beim Nachbar im Keller und legten uns um Mitternacht auf Matratzen. Es sind unzählige Verhaftungen vorgenommen worden. Ein Kloster in Niedisheim soll ausgehoben sein, weil hier eine ganze
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Das Seegefecht vor Sewastopol.
Wir erhielten Telegramme, datz die russische Flotte die türkische Stadt T... beschossen habe. Da wir annahmen, datz sie von dort direkt nach ihrem Kriegshafen Sewastopol zurück fahren werde, liefen wir aus, um mit ihr Fühlung zu nehmen Die ganze Nacht über wurde trotz scharfen Ausguckens nichts dom Feinde gesehen. Vom Offizier bis zum einfachen Matrosen hielten wir alle treue Wacht. Dunkel und diesig war es noch dazu, so datz uns das Ausgucken sehr erschwert wurde und wir uns freuten, datz es ohne Zwischenfall endlich hell wurde. Diesig aber blieb es trotzdem, nur ein paar schwache Sonnenstrahlen, die nicht Kraft genug hatten, das Dunkel zu durchdringen, kamen zum Vorschein. Es war direkt kalt und ungemütlich. so auf einem Fleck zu stehen und der Dinge zu warten, die da kommen sollten. Schließlich warfen sich schon die Frage« auf, ob wir überhaupt etwas von den Russen zu sehen be kämen. Gegen l/$ Uhr morgens bekamen wir Sewastopol in Sicht, das in Hellem Sonnenschein lag und dann um 8 Uhr erreicht wurde. Neugierig ward die Einfahrt gemustert, ob sich schon von da etwa was sehen lieft, und weil wir von Land aus ganz gut bemerkt werden mutzten. Die Nüssen waren abtr wohl nicht schlau genug, oder die Brüder hatten wohl noch geschlafen. Mittlerweile hörten wir aus dem Gespräch der Offi ziere, datz nun die „Eoeben“ wohl bald in Sicht kommen mützte, mit der wir tags zuvor ausgelaufen waren, und von der mit uns des Nachts aetrennt hatten. Endlich meldete auch der Ausguck aus dem Mars: „Rauchwolke an Steuerbord", die sich spater auch als die von der „(Soeben“ entpuppte. Jetzt hatten wir doch wenigstens diesen dicken Bruder bei uns. Signale wurden beiderseits abgegeben. Wir gingen in Kiellinie. Gerade als wir von der „(Soeben“ das Signal erhielten, datz sie vom Feind keine genaue Nachricht hätte, meldete unser Ausguck: „Fahrzeug in Sicht, Steuerbord voraus.“ Wir brechen ein eben angefangenes Signal ab und beobachten alle das Gemeldete. Dann kam Meldung von oben: „Fahrzeug ist ein Kriegsschiff? Sofort kommt der Befehl: „Klarschiff zum Gefecht.“ Alles stürzt sich auf die Station. An Deck wurde alles zum Gefecht vorbereitet. Der Hornist blies fein Signal; ein recht erhebender Augenblick; alles ruhig und gesetzt. Die „(Soeben“, die von alledem wohl noch nichts gehört und gesehen zu Haben schien, sollte gerade von uns benachrichtigt werden. Aber der Schein
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Iii. Im Westen. 111
wir Nachricht, datz wir in Brüssel nötiger wären. So fuhren wir weiter. Alle Transporte, (die nach uns kamen, mutzten liegen bleiben. Was an Truppen darin war, ging sofort ins Gefecht. Das hat mehrere Tage angehalten. Datz die Unsrigen gesiegt haben, witzt Ihr aus der Zeitung. Löwen ist dabei zum zweitenmal beschossen worden. Ja, und wir kamen also nach Brüssel, verbrachten dort die erste Nacht in einem großen Güterschuppen und zogen dann in die Kadettenschule ein. Das ist bis jetzt unsere Kaserne. Wir müssen in der Stadt Wachen stellen, innen sowohl wie draußen vor. Man fürchtet hier, die Bewohner von Brüssel möchten sich gegen die Deutschen empören, wie es die Leute in Löwen getan haben. Das zu verhindern, sind wir hier. Bislang ist aber alles ruhig geblieben. Heute morgen hat die Beschießung von Antwerpen begonnen. Den Kanonendonner können wir hier Hörem Und natürlich horchen auch die Brüsseler unausgesetzt darauf. Zu tun haben sie größtenteils doch nichts. Alle Arbeit liegt still, noch viel mehr als bei Euch in Hamburg. Die Not bei den Arbeitern ist sehr groß, und so mutz man schließlich doch darauf gefatzt sein, datz die Brüsseler aus Not und Verzweiflung versuchen, uns hinauszujagen. Seit heute darf keiner von uns die Kaserne verlassen; nachts müssen wir in vollem Zeug schlafen, unser Gepäck liegt fertig bereit. Sowie Alarm geblasen werden^ sollte, werden wir in wenigen Augenblicken gefechtbereit sein, too vergeht ein Tag nach dem anderen in Wachen und_ Spannung. So ruhig es die ersten Tage war, so aufgeregt ist jetzt alles. Schon wurde gestern der Bürgermeister verhaftet und gefangen gesetzt. Nun müssen wir sehen, wie es weitergeht. Einstweilen kann ich Euch nocb alle herzlichst grützen.
Euer E. Schmantes.
Artillerie-Schrecken.
Aus dem Tagebuch des Generals Leman.
Der Verteidiger der Festung Lüttich, Generalleutnant L6man, hat denkwürdige Aufzeichnungen über die Beschietzung und Eroberung des Forts Loncin gemacht.
Der General berichtet, datz die Deutschen am 7. August die ganze Stadt in den Händen hatten, weil sie durch das Fehlen eines gedeckten Platzes innerhalb des Forts gürteis auf dem rechten Maasufer sämtliche Forts auf dieser Seite von innen her, d. h. von der Kehlseite her, angreifen konnten. Von
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zwischen aber hatte man uns unten gesehen, und bald erschienen die bekannten weißen Wölkchen. Also Geschützfeuer! Mein Beobachter zeichnete mit Seelenruhe weiter. Hinter einem Walde sahen wir mehrere Kolonnen. Tiefer gehen, lautet die Losung. Jetzt fängt auch die Infanterie zu bummern an. Zu hören ist natürlich bei dem Motorgedonner nichts, aber einige Treffer haben die linke Fläche getroffen. Plötzlich kommt vom Venzin-refervoir her ein matter Knall. Ehe ich über die Ursache klar bin, sinkt der Zeiger der Benzinuhr, und das Druckmanometer zeigt Null. Alle Wetter, der Venzinkasten ist angeschossen! Im nächsten Augenblick verlangsamt sich die Tourenzahl des Motors. Aber schon habe ich die Benzinpumpe gefaßt und presse, so schnell es nur gehen will, neue Luft in das Reservoir, um den Motor in Gang zu halten. Gott sei Dank, der Motor erholt sich wieder. Aber nun zurück, das ist die Losung. Etwa 50 Kilometer trennen uns von unserem Start. Ich bringe den Doppeldecker in die Kurve und gebe dann Höhensteuer, was das Zeug hält. Wir steigen. Immer ängstlich die Benzinuhr beobachtend, die den Verlust des kostbaren Betriebsstoffes kündigt, sausen wir mit etwas Rückenwind dahin. 100 Liter hatten wir beim Aufstieg, da wir nicht allzu weit fliegen wollten. Fast 20 Minuten flogen wir so mit Anstrengung aller Nerven dahin. Da plötzlich das bekannte Puffen im Vergaser. Der Motor bekommt keinen Benzin mehr! Zwar waren wir hoffentlich über den Feind hinweggekommen, aber unsere Lage, inmitten feindlicher Bevölkerung zu landen, war nicht beneidenswert. Vorsichtig stoße ich durch den Nebel durch und lande bei e'ner größeren Stadt. Was nun? Da kommen schon die ersten Neugierigen herbeigeeilt, und von weitem klingt uns das „Vive l’Angleterre“ entgegen. Ich tausche mit L. einen Mck. Man hält uns offenbar für Engländer, und wenn wir diese Nolle durchhalten, können wir davonkommen. L. fängt also an, wie ein richtiger Engländer französisch zu radebrechen und verlangt einen Klempner sowie Benzin. Beides ist schneller da. als wir gehofft, und nach 20 Minuten Aufenthalt, der durch die Gegenwart einiger Zuaven angenehm verkürzt wurde, konnten wir wieder Benzin füllen. Das Leck war verlötet und hielt. Bereitwillig half man uns beim Start, und bald konnten wir davonsausen, so schnell der Motor lief. Aus der Hohe warfen wir den Braven noch eine Meldekarte hinunter, auf der wir für die erhaltene Hilfe bestens dankten — allerdings in deutscher Sprache.
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144 Iii. Im Westen.
Bei der Proviantkolonne.
Noyon, 27. September 1914.
Mein lieber Vater!_ Gestern erhielt ich Deinen lieben Brief mit dem köstlichen Bericht der in Hamburg ausgebrochenen Hungersnot. Das ist ja haarsträubend, was da alles für Lügen in die Welt hinausgetragen werden. So wurde uns auch damals in Belgien erzählt, die Russen wären in Berlin eingezogen und die deutschen Truppen befänden sich auf dem Rückzug aus Belgien nach Deutschland. Na, solche Geschichten und ähnliche kann ja nur belgische Phantasie hervorbringen; der liebe Feind, der so etwas glaubt, kann einem nur leid tun. — Ich sitze heute am festlichen Sonntagmorgen ganz friedlich vor meiner Hafer-Ausgabestelle in der Reitbahn der hiesigen Dragoner-Kaserne und freue mich, datz ich mal etwas Zeit habe. Gestern war es ziemlich unruhig; es kreisten ununterbrochen französische Flieger über uns. Sie warfen Bomben und haben 50 Schritt von uns einige Pferde und einige Husaren schwer verletzt. Ganz unheimlich sind diese Kriegsvögel, weil man machtlos dagegen ist. In Belgien platzte mal so 'ne Bombe in meiner unmittelbaren Nähe; das pfiff und zischte man so von Granatsplittern. Fünf Schritte von mir ein Mann und vier Pferde schwer verwundet! Wir waren heilfroh, als der unheimliche Geselle wieder verschwand. Im übrigen haben wir seit unserer Feuertaufe damals in Bueken unter feindlichen Kugeln nicht sonderlich zu leiden gehabt. Wir sehnen uns auch gar nicht danach. Datz wir alle so glücklich daraus kommen, ist ein wahres Wunder, denn wir hielten mit unseren Gäulen nachts auf der Chaussee zwischen zwei Reihen brennender Häuser und erhielten von fast allen Seiten Feuer. Die Gäule brannten dann mit uns durch; über umgestürzte Wagen, brennende Balken, Leichen — immer weiter, bis wir so nach und nach uns alle wieder sammelten und mit unseren Gäulen an der Hand den Rest der Nacht in einem Garten hindösten. Am andern Tage war es nicht viel besser; da hatten wir es mit einer großen feindlichen Übermacht zu tun und haben es der rechtzeitig eintreffenden Verstärkung zu danken, datz wir heil blieben, denn der Befehl: „Jeder stirbt, wo er steht,“ war schon gegeben. Na, gegen 5 Uhr nachmittags, als die Halunken ihre Hiebe hatten, zogen wir ins Chateau Wilder, wo wir fünf Tage blieben und wo es gut war, denn Wein, Geflügel, Obst und so „ärmliche" Sachen gab's en masse. Wir zogen dann
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