Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
218 Die Erschließung des schwarzen Erdteils.
Als die Karawane an der Kongomündung ihre eigentliche Expedition
begann, zählte sie, da dort Tippu Tib sich derselben mit 40 Mann an-
schloß, 745 Mann.
Am Kongo herrschte großer Nahrungsmangel, weshalb Stanleys
Truppe viel von Hungersnot zu leiden hatte.
Am 12. Mai erreichte Stanley Bolobo, wo er die Schwächlichsten,
131 Mann, zurücklassen mußte.
Als die Kolonne an der Aruwimimündnng ankam, mußten 129 Mann
und 1600 Lasten unter dem Befehle des Major Barttelot, die sogenannte
Nachhut, bei dem Negerdorfe Jambuga zurückbleiben, welche die 600 Träger,
die Tippu Tib zu liefern versprochen hatte, erwarten sollten, um dann dem
Haupttrupp nachzuziehen.
Durch Krankheit, Tod und Desertion hatte Stanley schon 57 Mann
verloren, und doch begann erst jetzt der eigentliche mühevolle Marsch, der
diese Reise charakterisiert.
Mit 389 Mann und 357 Gewehren ging es Ende Juni dem Aruwimi
hinauf, dem Albertsee zu. Die Stromschnellen, der dichte Urwald und der
Nahrungsmangel machen diesen Afrikazug zu einem der mühevollsten und
schrecklichsten. Hier zeigten sich Stanleys Herrschertalent, Unbeugsamkeit
und Mut wieder in seinem hellsten Lichte, denn er wußte die Ordnung
seiner Schwarzen trotz aller Leiden und Drangsale aufrecht zu erhalten
und führte die Reste der Kolonne doch zu ihrem Ziele.
Durch deu Urwald mußte sich der lange Zug im wahren Sinne des
Wortes mit Beil und Hackmesser durchhauen, und zwar ununterbrochen
160 Tage lang, vom 28. Juni bis zum 5. Dezember.
Am 16. September 1887 traf er mitten im Urwalde mit dem arabischen
Sklavenhändler Ugorrowwa zusammen, der mit seiner 600 Mann starken
Karawane einen ebenso beschwerlichen Marsch von Kibonge am Kongo
herkommend durch den Urwald gemacht hatte.
In dieser Gegend und weiterhin sah Stanley auch die sagenhasten
afrikanischen Zwerge. Ugorrowwa hatte ein siebzehnjähriges Mädchen von
braungelber Hautfarbe bei sich, welches 84 cm groß war, das der große
Reifende recht anmutig fand.
Bei Ugorrowwa mußte Stanley 65 Kranke zurücklassen, viele andre
waren tot und desertiert, so daß seine Truppe nur noch aus 271 Leuten bestand.
Auf der weiteren Reise hatte die Kolonne besonders viel von Krank-
heit und Nahrungsmangel zu leiden und am Zusammenfluß des Jturi
und Jhuru mußte Kapitän Nelson, dessen Körper mit Geschwüren bedeckt
war, mit 52 weiteren marschunfähigen Leuten zurückbleiben.
Am 18. Oktober traf Stanley den Elfenbeinhändler und Sklaven-
jäger Kilonga-Longa in Jpoto, von wo aus er dem Kapitän Nelson
Nahrungsmittel schickte. Aber welches Elend bekam der Führer der Lebens-
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung]]
Extrahierte Personennamen: Stanley_Bolobo Stanley Stanleys_Herrschertalent Sklavenhändler_Ugorrowwa Stanley Ugorrowwa Kapitän_Nelson Stanley Nelson
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
248 Die Entdeckung der Nord- und Südpolarländer.
wieder nach Spitzbergen zurück. In der Hinlopenstraße entdeckte Kolde-
wey verschiedene Inseln. Ter Kurs wurde dann nördlich gesetzt, und man
erreichte unter 16° 39' östl. L. die Breite von 81° 5', die höchste, welche
bis dahin von einem Segelschiffe erreicht worden war. Da im Norden der
Eisblink einem weiteren Vordringen keinen Erfolg versprach, so kehrte das
Schiff um und legte sich am 30. September wieder glücklich im Hafen von
Bergen vor Anker, von wo es am 10. Oktober nach Bremerhaven zurück-
kehrte. Diese erste deutsche Nordfahrt, die so glücklich von statten gegangen
war, sollte aber bald von einer noch glänzenderen übertrosfen werden.
Uberall zeigte sich dafür ein reges Interesse. Am 15. Juni ging die von
Di'. Petermann vorbereitete zweite Expedition von Bremerhaven aus in
See. Sie bestand aus dem neuerbauten Dampfer „Germania" unter Kolde-
Weys Leitung und der Schonerbrigg „Hansa", geführt von dem erprobten
oldenburgischen Kapitän Hegemann. Der Plan der Expedition, die von
mehreren tüchtigen Gelehrten begleitet wurde, war, die Ostküste Grönlands
zu erreichen, an derselben zu überwintern und so weit als möglich nach
Norden vorzudringen. Bis zur Insel Jan Mayen waren beide Schiffe bei-
stimmen geblieben, behutsam folgten sie der Eiskante; am 20. Juli trennten
sie sich bei hartem Westsüdwestwinde infolge eines leidigen Mißverständ-
niffes. Kapitän Koldewey hielt eine nochmalige Beratung mit Hegemann
für wünschenswert und gab der „Hansa" das Signal (coms within hail),
anf Rufweite heranzukommen; die „Hansa" verstand: long stay a speak,
was Hegemann auslegte, das Schiff folle des Eises wegeu weiter nach Westen
segeln, um das freie Wasser an der grönländischen Küste zu gewinnen. Er
setzte alle Segel ein, bald umschloß ihn dichter Nebel, und — beide Schiffe
sahen sich uie wieder. Die „Hansa" ging weiter, das Eis zeigte sich dichter,
und unaufhaltsam wurde das Schiff nach Süden getrieben. Am 28. Juli
erblickte man die grönländische Küste unter 72° 52'nördl. Br. und 16° 54'
westl. L. Bis zum 7. September wurden ununterbrochen Versuche ge-
macht, das Eis zu durchbrechen und höhere Breiten zu gewinnen, denn man
hatte die Insel Sabine als den Ort gemeinschaftlicher Überwinterung
bestimmt. Am 27. August war man wohl auch bis 74° 20' nördl. Br.
gekommen und der „Germania" bis auf höchstens 34 Seemeilen uahe gerückt,
dann hinderten aber Eis, Nebel und Windstille die Weiterfahrt. Zwischen
zwei Vorsprüngen eines großen Eisfeldes, das fpäter zum Rettungsfloße
wurde, lag das Schiff festgebettet da. Die Mannschaft suchte sich möglichst
bequem für den Winter einzurichten und erbaute auf dem Eisfelde, das
3000 Schritte breit und eben so lang war, etwa 11/2 m über den Wasser-
spiegel emporragte und 121/2 m unter denselben reichte, ein Winterhaus
aus Kohlenziegeln, welche man aus dem Schiffe herbeischaffte. Das Hans
lag etwa 450 Schritte weit vom Schiffe entfernt und war 6 m 28 cm lang,
4 m 70 cm breit und 2 m hoch; die Dachbekleidung bestand aus Segeltuch
und Schilfmatten.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San]]
TM Hauptwörter (200): [T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung]]
Extrahierte Personennamen: Petermann Weys Kapitän_Hegemann Kapitän_Koldewey Hegemann Hegemann August
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Schlacht bei Hohensriedberg am 4. Juni 1745. 221
zahlreichen österreichischen Heere gegen Friedrich, der sich nun wegen der schlechten
Verpflegung seiner Truppen und der feindlichen Haltung der Bevölkerung unter
vielen Verlusten noch im Herbste nach Schlesien zurückziehen mußte. Dorthin
folgten ihm die Österreicher, mit denen sich die Sachsen vereinigt hatten, und
überschwemmten ganz Oberschlesien, mehrere Festungen fielen in ihre Hände.
Die Lage des Königs war außerordentlich bedenklich; denn auf seinem
Rückzüge aus Böhmen hatte er den größten Teil seines Geschützes eingebüßt;
seine Kassen waren so erschöpft, daß er sein ganzes Silbergerät in die Münze
schicken mußte. Aber mit der Gefahr wuchs auch sein Mut.
Seinen Truppen, seiner Umgebung zeigte sich der König heiter und zu-
versichtlich wie immer. Peinlich für den großen Geist war es, daß er warten
mußte, daß er nicht rasch und kühn die Entscheidung erzwingen konnte. Mit
dem Ausgange des April kamen sonnige Tage und mit diesen froherer Mut.
Der König verlegte sein Hauptquartier nach dem schönen Kamenz, um mög-
licherweise den Angriff des Feindes zu erwarten. Damals schrieb er: „Meine
Armee ist in guter Disposition, ich habe den Geist aller meiner Offiziere wieder
auf den Ton gehoben, den ich wünschen kann, ich habe ihnen Freudigkeit und
Vertrauen eingehaucht; wir alle werden unsre Schuldigkeit thun und mit unserm
Blute besiegeln, daß der Feind sich täuscht, wenn er uns unwürdig behandeln
oder von uns einen Schritt erwarten zu können glaubt, der die Ehre des Staates
und die Ehre eines jeden von uns verletzen würde."
Der Plan des Königs war, die Heere des Feindes zu einer Entscheidung^
schlacht über die Berge in die schlesische Ebene zu locken; aber die langsamen
und unklaren Bewegungen der großen Armee, wie die Feinde sich nannten,
ließen nicht erkennen, ob das Heer über Friedland oder über Trautenau auf
Schweidnitz oder auf Glatz oder Troppau vorgehen wolle. Da nun bald von
verschiedenen Seiten Einfälle in Schlesien drohten und beabsichtigt schienen, so
war es dem Könige ersichtlich, daß die Feinde seine Armee auseinander ziehen
und auf diese Weise untüchtig machen wollten. Deshalb zog Friedrich seine
Truppen möglichst dicht bei dem Paß von Wartha zusammen und legte sie zwischen
Patschkau, Kloster Kamenz und Frankenstein, und befahl auch dem Markgrafen
Karl von Brandenburg, der bei Troppau stand, bis Ziegenhals und Neustadt
zurückzugehen, damit er im Augenblicke der Gefahr zur Hand sei, und nur
wenige Truppen in Jägerndorf unter dem General Bredow zurückzulassen.
Gegen Ende des April drangen die Feinde über Trautenau, Troppau und
Ostran vor, so daß die Lage Bredows in Jägerndorf bedenklich wurde; die
Hauptmacht fiel von Trautenau her in Schlesien ein. Da wollte Friedrich den
Feind glauben machen, daß er den Angriff von Troppau her erwarte und fürchte;
er befahl daher dem Markgrafen Karl, mit seinem Korps wieder nach Jägern-
dorf hinaufzuziehen und das Gerücht auszusprengen, daß die ganze Armee nach-
komme, um auf Olmütz zu marschieren. Obgleich der Markgraf den Plan des
Königs nicht durchschaute, folgte er, wenn auch zögernd.
So stand nun im ersten Drittel des Mai die preußische Armee in einer
Linie von fast 225 km am Fuße des Gebirges und in den Vorthälern des-
selben, die Hauptmasse aber stand um Kamenz. Der Feind zog immer mehr
Truppen um Trautenau und Braunau zusammen, und schon kamen seine
Patrouillen über Kloster Grüssau hinaus bis dicht vor Landeshut; als er aber
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
TM Hauptwörter (200): [T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Glatz Friedrich Friedrich Karl_von_Brandenburg Karl Bredow Bredows Friedrich Friedrich Karl Karl
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Schlacht bei Mollwitz am 10. April 1741. 291
Dasselbe zählte 17 760 Mann Infanterie und 4680 Reiter, im ganzen 22440
Mann mit ungefähr 22 Kanonen, während die Österreicher nur 12 700 Mann
Infanterie mit 18 Geschützen in die Schlacht geführt haben, aber 9460 Reiter
hatten, so daß die Totalsumme einen nur geringen Unterschied ergab. Preußen
und Österreicher standen sich in zwei Treffen gegenüber. Um 2 Uhr nachmittags
gab der König das Zeichen zum Beginne der Schlacht. Mit klingendem Spiel
und fliegenden Fahnen rückten die Preußen vor, während der österreichische
Oberbefehlshaber noch nicht ganz mit dem Aufstellen der Truppen fertig war
und den Befehl erlaffen hatte, daß nur ein allgemeiner Angriff in der ganzen
Linie erfolgen solle. Diese Probe hielten die an ungestümes Vorbrechen ge-
wöhnten österreichischen Reiter nicht aus; sie verlangten, gegen den Feind geführt
zu werden, und ihr tapferer Führer, der General Römer, wagte den Angriff
auf eigne Faust. Nicht im Trabe, fondern im vollen Galopp mit furchtbarem
Geschrei ließ Römer die Geschwader seiuer schweren Reiter daherbrausen. Un-
widerstehlich war ihr Anprall. In wilde Flucht wurden die angegriffenen
Schwadronen geworfen und in diese Flucht die Schwadronen des zweiten Tres-
fens mit fortgerissen. Die Bemühungen des Königs, die Truppen zum Stehen
zu bringen, waren vergeblich. Als sich aber die österreichische Kavallerie gegen
die preußische Infanterie wandte, mußte sie bittere Erfahrungen machen. Die
angegriffenen Grenadierbataillone bewahrten unerschrocken die musterhafteste
Haltung; die Reiter gingen vor dem vernichtenden Feuer der tapferen Infanterie
zurück. Aber allmählich wurde auch das Fußvolk unsicher und begann in Ver-
wirrung zu geraten. Da bangte dem General Schwerin um Leben und Freiheit
des Königs; er suchte denselben auf und drang in ihn, das Schlachtfeld zu ver-
lassen, seine Person in Sicherheit zu bringen. Schwerin stellte ihm vor, wie
er sich nach Oppeln begeben, dann auf dem rechten Oderufer nach Ohlau gehen,
dort die 7500 Mann des Herzogs von Holstein an sich ziehen und so dem
Feinde, selbst wenn dieser siegen sollte, weiteren Widerstand bereiten könne.
Doch der König wies das Anerbieten unwillig zurück und folgte dem Vorschlage
erst, als auch andre Freunde ihm denselben Rat gaben.
Nun übernahm Schwerin das Kommando, und mit dem Bewußtsein, jetzt
alles in seiner Hand zu haben, kam ihm eine gewisse Zuversicht wieder; er war
entschlossen, „die Bataille zu gewinnen oder den Verlust nicht zu überleben."
Der Anfang des zweiten Aktes der Schlacht unter Schwerins Befehl war
nicht viel versprechend. Die österreichische Kavallerie hielt die Schlacht für
gewonnen, die preußische Kavallerie war geschlagen; deshalb hatte Schwerin
alles Recht, die Partie nicht als verloren anzusehen, denn wenn nur In-
santeriemassen beider Heere miteinander zu ringen hatten, waren die Preußen
nach allen Richtungen hin im Vorteil. Er feuerte also seine Soldaten an und
rückte mit klingendem Spiel und fliegenden Fahnen vorwärts. Die Preußen
verstanden es besser, mit dem Gewehre umzugehen als die Österreicher, und
der eiserne Ladestock gestattete dem Preußen fünf Schüsse gegen zwei seines
Feindes mit dem hölzernen Ladestock, der in der Hitze des Gefechtes leicht brach.
Neipperg sah seine Truppen immer mutloser werden, und da er sich vergebens
bemühte, seine Reiterei zusammenzubringen und gegen die Infanterie zu jagen,
mußte er sich um 7^ Uhr abends zurückziehen; den Preußen blieb der Sieg
und das Schlachtfeld.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
230 Die schleichen Gebirgspässe und ihre Riegel.
Die Verluste der Preußen waren beträchtlich, die'der Österreicher aber
weit bedeutender; die Zahl der Gefangenen betrug über 5000. Der Feldzeug-
meister Benedek, der Oberfeldherr der ganzen österreichischen Armee, mußte die
Operationen bei Gitschin aufgeben und sich in einer weiter zurückgelegenen
Stellung konzentrieren.
Der 27. Zum 1866 bei tlachod und der 28. bei Zkalitz. Auch durch
die Grafschaft Glatz rückte ein Teil der gewaltigen zweiten preußischen Armee,
die der Kronprinz befehligte, in Böhmen ein. Zu dieser 116 000 Mann starken
Armee gehörte das von Boninsche Korps, welches, wie wir sahen, nach Trau-
tenau vorrückte. Heiße Kämpfe sollten die Truppen zu bestehen haben, welche
durch die Grafschaft über Reinerz und Lewin in den Paß von Nachod einzogen.
Es war das fünfte Armeekorps unter dem General von Steinmetz, das bereits
am 26. Juni nachmittags ein leichtes Scharmützel mit den Österreichern bei
seinem Einmarsch nach Böhmen zu bestehen hatte. Als am folgenden Tage die
Österreicher bei Nachod ihre Feinde fchlagen wollten, nachdem sie als Herren
des Landes sich die günstigsten Plätze zur Aufstellung ihrer Truppen gesucht
hatten, traf der Kronprinz, der von Frankenstein her nach Braunau eingerückt
war, noch rechtzeitig ein. Ein Teil der Artillerie, 90 Geschütze, wurde in die
Gefechtslinie vorgezogen. Den feuerspeienden Schlünden, dem Feuergefecht der
Infanterie, dem schnellen Angriff der Kavallerie konnten die Österreicher nicht
Widerstand leisten; sie flohen, nachdem sie sich tapfer geschlagen hatten.
Der Kronprinz, der bis zum Ende des Gefechtes zugegen war, wurde,
als er das Schlachtfeld beritt und den braven Soldaten für ihre Tapferkeit im
Namen des Königs dankte, überall mit einem Jubel begrüßt, der nicht enden
wollte. Für den folgenden Tag hatte der Kronprinz als Parole Nachod aus-
gegeben, als Feldgeschrei Steinmetz.
Am Morgen des 27. Juni hatte nur der Vortrab des Korps die Branka-
höhe bei Nachod erreicht. So weit die wenigen Truppen auch schauten, nir-
gends erblickten sie einen Feind. Mühsam wand sich die preußische Armee
durch den engen Thalweg hindurch. Da plötzlich wird der Feind erblickt; das
sechste österreichische Armeekorps, Ramming, ist im Anzüge. Was war da zu
thun? Hätten sich die wenigen Bataillone zurückgezogen, so war das ganze
preußische Korps, das noch in den Engen war, so gut wie besiegt. Nun aber
hielten 5 Vz Bataillone und zwei Jägerzüge drei Stunden lang gegen 21 öfter-
reichische Bataillone, die nach und nach ins Feuer gerückt waren, tapser stand,
bis die Hauptmacht von Reinerz herbeikam, deren Reserve überhaupt erst in
Nachod eintraf, als der Kamps bereits zu Ende war.
Die zahlreichen Kugelfpuren in den Mauern der Kirche, des Turmes und
des Kirchhofes von Nachod geben Zeugnis von dem Kampfe, der hier getobt;
und außer den kleinen Kreuzen und Denkmälern, welche die Feldfrüchte über-
ragen, mahnen an die Verluste eine Pyramide von unpoliertem roten Marmor
mit der Inschrift: „Den hier gefallenen Waffenbrüdern die Kameraden des k. k.
6. Armeekorps" und Denkmäler für gefallene österreichische Ossiziere. Anch
den Gefallenen der Preußen ist auf dem Platze, wo sie fielen, ein Denkmal gesetzt.
Die Österreicher geben ihren Verlust bei Nachod auf 232 Offiziere, 5487
Maun (inkl. 2300 Gefangene), 432 Pferde, 8 Kanonen, 17 Fuhrwerke, 1 Fahne
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
TM Hauptwörter (200): [T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose]]
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
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Geschlecht (WdK): koedukativ
314 Die schlesische Hauptstadt und ihre Umgebungen.
linken Flügel marschieren. Nun glaubten die Österreicher, der König habe ihre
Stellung zu stark gefunden und wage keine Schlacht. „Die guten Leute paschen
ab, lassen wir sie doch in Frieden ziehen", sagte Daun. Nadasdy aber, der
Oberbefehlshaber des linken Flügels, sah bald die preußischen Kolonnen hinter
den Hügeln hervorkommen und wußte, daß sein Heer angegriffen werden sollte.
Mehr als zehn hintereinander abgeschickte Boten mußten dem Prinzen Karl die
augenscheinliche Gefahr melden. Dieser befand sich in der größten Verlegenheit,
da die Berichte von zwei seiner vornehmsten Feldherren gerade entgegengesetzt
waren. Als Nadasdy erhört wurde, war es zu spät.
Gegen 1 Uhr, als nur noch vier Stunden des kurzen Dezembertages übrig
waren, gab der König den Befehl zum Angriff. In einem spitzen Winkel dringen
die Preußen in einzelnen Abteilungen (en eclielon) schnell einander folgend auf
den linken Flügel ein und werfen in gewaltiger Kriegswut alles über den
Haufen. So oft auch frische Regimenter heranrückten, sie wurden zurück-
geschlagen, die Reihen gesprengt. Die kaiserlichen Kürassiere wurden durch die
preußische Reiterei aus dem Felde geschlagen Viele Tausende der Österreicher
konnten zu keinem Schusse kommen; sie mußten mit der Masse fliehen. So
gingen die Preußen vorwärts bis zum Dorfe Leuthen, das die Österreicher
besetzt hielten. Hier entbrannte der Kampf am gewaltigsten; denn sobald sich
die „Berliner Wachtparade" dem Dorfe näherte, spieen die Schießscharten Tod
und Verderben. Dichter Kugelregen drang von allen Seiten in die preußischen
Reihen, die schon begannen mutlos zu werden und mit sich überlegten, ob sie
nicht besser thäten, das Dorf aufzugeben, als der Hauptmann von Möllendorf
sich an die Spitze der Garde stellte und rief: „Jetzt wollen wir zeigen, was
wir können! In fünf Minuten muß das Dorf uns gehören! Ein schlechter
Kerl ist, wer einen Schritt rückwärts thnt!" Durch den Kugelhagel hindurch
drang Möllendors mit den Seinigen gegen das Kirchhofsthor, das eingeschlagen
wurde. Der Eingang ins Dorf und somit das Dorf selbst war gewonnen.
Allein der Kampf um Leuthen ist noch nicht beendet. Hinter dem Dorfe setzen
sich die Österreicher von neuem fest. Dort stehen die geworfenen Regimenter
zu einem Knäuel zusammengeballt, zur äußersten Anstrengung entschlossen. Der
Kampf wütet mörderisch. Erst nach 4 Uhr, als der Graf Luchesi, dessen
Truppen noch kein preußisches Feuer an diesem Tage geschmeckt hatten, vom
rechten Flügel herbeieilte und bald geschlagen war, hielt die österreichische In-
fanterie nicht mehr aus. Die Soldaten wichen aufgelöst nach der Gegend von
Lissa. Die Preußen machten auf dem Schlachtfelde 21500 Gefangene und
eroberten 134 Kanonen und 50 Fahnen. Die Österreicher hatten gegen 10 000,
die Preußen über 6000 Tote und Verwundete.
Am Abende brach Friedrich mit einem kleinen Trupp nach Lissa auf. Das
ermüdete Heer blieb auf dem Schlachtfelde, und viele der tapfern Soldaten
sanken vor Hunger, Frost und Mattigkeit auf den feuchten Boden hin. Gegen
7 Uhr abends war der König mit seiner kleinen Truppenabteilung in die Nähe
des Fleckens Lissa gekommen und ritt selbst nach dem Schlosse, dessen Besitzer,
Baron Mndrach, er als seinen treuen Anhänger kannte, während die Soldaten
die Brücke des Ortes besetzen sollten. Er stieg unbesorgt vor dem Hanse ab.
Als er eintrat, fand er sich jedoch von einer großen Menge österreichischer
Offiziere, die hier Zuflucht und Erholung gesucht hatten, umgeben.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen]]
TM Hauptwörter (200): [T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Nadasdy Karl Karl Lissa Friedrich Friedrich Baron_Mndrach
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
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Die Schlacht bei Reichenbach am 16. August 1762. 255
Czernitscheff: „Machen Sie mit mir, was Sie wollen, Sire. Was ich Ihnen
zu thun verspreche, kostet mir wahrscheinlich das Leben; aber hätte ich deren
zehn zu verlieren, ich gäbe sie gern hin, um Ihnen zu zeigen, wie sehr ich Sie liebe."
Czernitscheff blieb. Friedrich aber nutzte die kurze Spanne Zeit, die ihm
gegeben war, vortrefflich aus und stellte am 20. Juli fein Heer zwischen Schweid-
nitz und den Höhen von Burkersdorf, auf denen die Österreicher standen, ans.
Der österreichische General Daun hatte eine scheinbar uneinnehmbare Stellung
genommen auf Höhen, die jäh und steil abfallen und mit den nicht minder
schroffen Leutmannsdorfer Bergen eine Hügelkette bilden. Durch Schluchten.
Abgründe, Gräben und Gebüsch war der Zugang zu dem Lager überaus erschwert.
Mit großer Sorgfalt suchte sich Friedrich von der Örtlichkeit und den Be-
festigungswerken zu unterrichten. Sein Geschütz ließ er sich dnrch Kanonen, die
von Breslau herbeigeschafft wurden, verstärken. Während der ganzen Nacht vom
21. Juli wurden die Geschütze aufgefahren und alles zum Kampfe vorbereitet.
Beim Anbruch des 21. Juli wurden die Regimenter zum Angriff beordert.
Die Soldaten mußten die steilen Abhänge erklettern und erst oben einen festen
Stand zu gewinnen suchen. Es empfing sie ein furchtbarer Kartätscheuhagel,
so daß Hunderte zu Boden stürzten. Mehrere Abteilungen wichen sogar zurück,
aber unaufhaltsam schickte ihnen Friedrich Verstärkungen nach, bis die Höhen
zum Teil besetzt waren. Erst nachdem er einige Regimenter auf den Höhen
hatte, fiel er dem bestürzten Feinde in den Rücken. Nun kletterten die Preußen
wie die Katzen an den jähen Abhängen in die Höhe; die Österreicher wehrten
sich tapfer, aber in vier Stunden waren alle Anhöhen erobert und der Feind
im vollen Rückzüge.
Die Russen standen in Reihe und Glied und schauten dem Kampfe zu;
die Österreicher waren der Meinung, jene seien noch ihre Feinde, und mußten ihnen
deshalb einen Teil ihres Heeres entgegenstellen. Friedrich hatte also erreicht, was
er wollte; er hatte seine Feinde getrennt. Nach der Schlacht versorgte Friedrich
die Armee reichlich mit Lebensmitteln und schenkte dem General einen kostbaren,
mit Brillanten besetzten Degen und dankte ihm für sein Entgegenkommen.
Die Schlacht bei Selchenbach am 16. Äuguii 1762. Südöstlich von
Burkersdorf liegt die Kreisstadt Reichenbach, die zum Unterschied von andern
Städten gleichen Namens den Zunamen „unter der Eule" oder „in Schlesien"
führt. Am Fischerberge in der Nähe von dieser alten Stadt, die durch die Hussiten
und im Dreißigjährigen Kriege viel zu leiden hatte, standen sich im Sieben-
jährigen Kriege zum letztenmal Österreicher und Preußen auf offenemfelde gegen-
über in einem Kampfe, in welchem die Preußen über Laudon Sieger blieben.
Auch sonst ist Reichenbach noch geschichtlich bekannt, denn hier fand im
Jahre 1790 der Kongreß statt, auf dem zwischen Prenßen, Polen, England.
Holland und Österreich die Konvention abgeschlossen wurde, durch welche der
Weiterbestand der Türkei gesichert blieb; hier wurden im Jahre 1813 im Haupt-
quartier des Kaisers von Rußland und des Königs von Preußen zwischen den
Staatsministern dieser Monarchen und dem britischen Gesandten während des
Waffenstillstandes die Verhandlungen gepflogen, an die sich der am 14. und
15. Juni 1813 abgeschlossene doppelte Snbfidienvertrag anreihte, welcher den
Abbruch der Friedensverhandlungen in Prag herbeiführte.
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Extrahierte Personennamen: August Czernitscheff Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich_Verstärkungen Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Reichenbach
Extrahierte Ortsnamen: Reichenbach Schweid- Breslau Selchenbach Polen England Holland Prag
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Schlacht auf den Pfaffendorfer Höhen bei Liegnitz. 339
Im Juli des Jahres 1760 stand der König Friedrich noch in Sachsen,
als ihn Laudons Fortschritte in Schlesien, die Niederlage Fouques bei Landes-
Hut, die Übergabe von Glatz, die Bedrohung von Breslau nötigten, der be-
drängten Provinz zu Hilfe zu eilen. Er legte vom 3. August, wo er unterhalb
Meißen unfern der Elbe stand, mit 30000 Mann bis zum 7. August, wo er
bis Bunzlau vorrückte, also in fünf Tagen, ohne Ruhetag zwanzig Meilen zurück,
während der österreichische Feldherr Daun mit 65 000 Mann ihn im Rücken
oder zur Seite oder vorn teils begleitete, teils bedrohte, teils belästigte. Nach
zweitägiger Ruhe führte der König seine Armee weiter in der Richtung zwischen
Goldberg und Liegnitz gegen die Katzbach. Vom 10. bis 13. Angnst sehen wir
Friedrich immer in Bewegung, bald bei Tage, bald in der Nacht, bald diesseit,
bald jenseit der Katzbach. Er hatte nur noch Brot für drei Tage; seine Armee
war mit 2000 Wagen belastet, welche bei den Märschen ungemein beschwerlich
sielen. Daun hatte sich mit Laudon vereinigt, und so standen dem Könige mehr
als 80 000 Österreicher gegenüber, die ihn sicher im Sacke zu haben glaubten
und meinten, sie hätten nur noch den Sack zuzuschnüren; Friedrich aber war
immer auf der Lauer, einen Vorteil zu erringen, und suchte durchzuschlüpfen,
sich mit dem Prinzen Heinrich zu vereinigen und nach Breslau zu gelangen,
während er alles entbehrliche Fuhrwerk, also alle leeren Brot- und Mehlwagen,
nach Glogau schickte. Inzwischen glaubte auch der vorsichtige Daun, der Cune-
tator der Österreicher, handeln zu müssen; er untersuchte genau die Stellung,
in welcher sich der König befand, und baute nun seinen Plan auf. Aus den
Bewegungen der Österreicher merkte Friedrich, daß ihm ein Angriff drohe; da
er aber die Vorsicht Dauns kannte, so meinte er seine Stellung verändern und
auf diese Weise die Pläne des Generals vernichten zu müssen. Deshalb ritt er
am Nachmittage des 14. August aus und faßte den Entschluß, in der folgenden
Nacht seine Truppen aufbrechen und auf die nordöstlich von Liegnitz liegenden
Pfaffendorfer Höhen marschieren zu lassen. Er entwarf seinen Plan außer-
ordentlich sorgfältig, bestimmte genau die Stellen, an denen die Truppen das
Wasser zu überschreiten hätten, wann und wie sie sich ausstellen und marschieren
sollten. Mitteilungen eines aufgefangenen berauschten österreichischen Offiziers
riefen keine Änderungen in seinen bereits getroffenen Maßregeln hervor.
Abends am 14. August erfolgte der Aufbruch der preußischen Armee nach
Pfassendorf in aller Stille in vier Abteilungen. Die Truppen zogen durch
Liegnitz, wo mehrere Straßen, damit das Geräusch des fahrenden Geschützes
vermieden würde, mit Stroh bedeckt waren. Nach Mitternacht bezogen die
Preußen ihre neue, hinter dem Dorfe gelegene, auf Höhen befindliche Stellung.
Die Brücken, die der König hatte schlagen lassen, waren bereits abgebrochen.
Die Truppen waren während ihres Marsches von den Österreichern nicht be-
unruhigt, ja vielleicht nicht einmal wahrgenommen worden, da eine Zahl der
preußischen Feldwachen auf ihren alten Posten geblieben, die Wachtfeuer unter-
halten und alle Viertelstunde das gewöhnliche „Wer da?" gerufen hatte. Diese
Soldaten blieben im Lager bis gegen halb 2 Uhr und folgten dann erst der Armee.
Auf den Höhen waren die Truppen formiert und lagerten in feierlicher
Stille, die so oft der Vorbote großer Ereignisse auf den kriegerischen Schau-
Plätzen ist. Die Infanterie lag bei dem Gewehr, und auch die Kavallerie war
abgesessen; die einen erwarteten schweigend oder in leisen Gesprächen das Ende
22*
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Glatz August August Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich August August
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
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340 Der schlcsische Schlachtenfluß, die Katzbach.
der Nacht, die andern verfielen bald in festen Schlaf. Auch der müde König
hatte sich bei einem Feuer hingestreckt und schien, in seinen Mantel gehüllt, ein-
geschlummert zu fein, wie einst Alexander vor der Entscheidungsschlacht von
Arbela. Nicht lange darauf, als eben das erste Dämmern des sehr nebeligen
Morgens sichtbar wurde, kam der Major von Hundt vom Rekognoszieren zurück-
gesprengt und rief laut und hastig: „Wo ist der König? wo ist der König?"
„Hier ist er", rief ihm der General von Schenkendorff zu. Der König aber,
wie aus dem Schlafe auffahrend, fragte: „Was ist? was ist?" „Jhro Majestät,
der Feind ist da!" erwiderte der Major. Friedrich schien der Aussage nicht
vollen Glauben schenken zu wollen. Da versicherte von Hundt nachdrücklich:
„Jhro Majestät, hole mich der Teufel, der Feind ist da; ich bin selbst auf feine
Infanterie gestoßen und nicht 24 Schritt von ihr gewesen; er hat alle meine
Vedetten schon zurückgeworfen und ist kaum 400 Schritt mehr entfernt." „Halt'
Er ihn fo lange als möglich aus", war des Königs Antwort, und nnn rief er:
„Pferd her!" Sogleich bestieg er dasselbe und bemerkte, daß Hundt sich nicht
getäuscht hatte. „Wie wird es gehen, mein lieber Schenkendorsf?" fragte er
den bei ihm stehenden General. „Ich will einmal die Bursche fragen", ant-
wortete dieser. „Nun, Grenadiere, was meint ihr? Werdet ihr als ehrliche
Kerls fechten?" „O ja", riefen sie, „wenn Sie uus anführen, soll sie der
Teufel holen!"
So erstaunt der König war. den Feind vor sich zu sehen, so erstaunt war
auch Laudon, daß er den König auf den Pfaffendorfer Höhen fand, denn der
Lberstkommandierende Daun hatte seinen Plan entworfen unter der Annahme,
daß der König noch in seinem alten Lager sei. So begann denn im Morgengrauen
die Schlacht. Die Artillerie auf dem Rehberge mit zehn schweren Zwölf-
pfündern fügte den Österreichern empfindlichen Schaden zu. Laudon, der mit
Dann vereint den König überfallen sollte, sah sich dem gewandten Gegner allein
gegenüber und wußte seine Kräfte zusammenzunehmen. Die preußische Ka-
vallerie auf dem linken Flügel eröffnete den Kampf nicht mit Glück, die Dra-
goner wurden geworfen, bis der General von Bülow dem weiteren Vordringen
der Österreicher ein Ende machte und sie in die Sümpfe trieb. Der König be-
gann auf dem rechten Flügel den Angriff; die Österreicher kamen ins Weichen,
und dies erhöhte den Mut des linken preußischen Flügels. Der Major von
Möllendorf drang mutig vor, warf die Feinde aus dem Dorfe Panten, machte
viele Gefangene und eroberte mehrere Geschütze. Immer neue Truppen führte
Laudon ins Feuer; doch hielten die Preußen unerschrocken und heldenmütig
stand. Insbesondere erwarb sich das Regiment Bernburg deu höchsten Grad
militärischer Auszeichnung. Dieses Regiment hatte am 21. Jnli 1760 bei der
Belagerung von Dresden die Aufgabe, die Laufgräbeu zu decken. Wie tapfer
es auch focht, es mußte der Übermacht der Österreicher weichen, weil es nicht
zu rechter Zeit unterstützt wurde. Der König, über den ganzen Gang der Be-
lagerung ohnehin verstimmt, geriet über diesen Vorfall in solchen Zorn, daß
er, um die beiden ersten Bataillone des Regiments, die zuerst gewichen waren,
zu bestrafen, ihnen die Säbel abnehmen und die Hutschnüre abschneiden ließ.
Eingedenk der unverdienten Schmach, die das Regiment vor Liegnitz tilgen
wollte, rückte es in geschlossener Linie und mit gefälltem Gewehr gegen die
feindliche Kavallerie vor, schlug alle Angriffe derselben ab, stach eine Menge
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Arbela Schenkendorff Friedrich Laudon Bülow
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Schlacht auf den Pfaffendorfer Höhen bei Liegnitz. 341
Reiter vom Pferde und trieb mehrere Regimenter in wilder Flucht vor sich her.
An einigen Stellen, wo das wackere Regiment vorzugsweise bedrängt wurde,
brachte ihm die herbeieilende Kavallerie im Augenblicke der Not rettende Hilfe
und befreite bei dieser Gelegenheit einen Teil der durch die österreichische Reiterei
kurz zuvor gemachten Gefangenen.
Die Flucht der feindlichen Kavallerie brachte bald auch die Infanterie des
rechten österreichischen Flügels vollends um ihre Haltung; sie wich überall und
floh in Zerstreuung hinab iu das Katzbachthal, wo sie sich zum Rückzug sam-
melte, der früh gegen 6 Uhr mit Ordnung erfolgte.
Friedrich der Große und das Regiment Bernburg.
In weiser Mäßigung widerstand der König der Versuchung, den Feind
zu verfolgen und weitere Früchte des Sieges zu erzielen, denn er wußte noch
nicht, wie Zieten mit dem Feldmarschall Daun fertig geworden war.
Als sich Daun überzeugt hatte, daß der König sein altes Lager aufgegeben
habe, beschloß er, über die Katzbach zu gehen und die Preußen zu verfolgen.
Um 4 Uhr morgens schon war Liegnitz mit Kroaten und Husaren besetzt. Kurze
Zeit darauf wollte Daun einen Angriff auf Zietens Abteilung machen; aber
der Übergang über das Schwarzwasser machte den Österreichern Schwierigkeiten,
und die übergegangene Kavallerie empfing Zieten mit einem kräftigen Kartätschen-
feuer und einigen Schwadronen von Husaren und Dragouern so, daß sie sich eiligst
zurückzog. Neue Versuche mißlangen, selbst Daun vermochte nichts auszurichten;
es kam zwischen Zieten und Daun zu keinem ernsten und andauernden Kampfe.
So war Preußens Friedrich der überall drohenden Gefahr wieder ent-
gangen. War auch der glückliche Ausgang der Schlacht kein solcher, daß er
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
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