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1. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 107

1877 - Oldenburg : Stalling
- 107 ein Blitz einschlug und das Feuer der Begeisterung zu hellen Flammen anfachte. Die alte Hoffnung der Polen auf Frankreichs Untersttzung steigerte die Kampflust. Da erschien im October 1830 ein Befehl des Kaisers, das polnische Heer auf den Kriegsfu zu setzen. Man frchtete, da dasselbe als Vorhut gegen Frankreich verwandt, und Polen von russischen Truppen besetzt werden sollte. Die Verschworenen, der Be-vlkerung der Hauptstadt gewi, beschlossen die Ausfhrung ihres Planes.*) Zwar hatte man eine dunkle Kunde von der Verschwrung, und der Grofrst Konstantin war nicht ohne Warnung geblieben. Am 29. November Abends sechs Uhr wollte man losschlagen. Die Russen waren in der grten Sorglosigkeit. Whrend ihre Offiziere sich in Theatern oder in Gesellschaften befanden, und die Soldaten in den Kasernen sich selbst ber-lassen waren, hatte der Grofrst Konstantin den Abend in seiner gewohnten Umgebung auf seinem Lustschlosse Belvedere heiter begonnen, ohne die mindeste Gefahr zu ahnen, als sich pltzlich das Ungeteilter entlud. Die Verschworenen hatten die Rollen bertheilt; ein Theil hatte die Ermordung des Vice-knigs, ein anderer die Erstrmung des Zeughauses, ein drit-ter die berrumpelung der Kaserne bernommen. Das An-znden eines am Ende der Stadt gelegenen Brauhauses sollte das Signal fem. Unter dem Rufe: Tod dem Tyrannen!" strzten gegen zwanzig Verschworene nach dem Belvedere, tdteten den Viceprsidenten und einen General, der dem Grofrsten hnlich sah, und wollten schon in Constantms Gemach dringen, als dieser durch die Geistesgegenwart seines Kammerdieners gerettet ward, der die Thr verriegelte und seinen Gebieter in einer Dachkammer in Sicherheit brachte. Constantin, von dem Vorfall aufs uerste erschreckt, verlie auf geheimen Wegen das Schlo und die Stadt. Whrend die Verschworenen die Rettung Constantms als ein Unglck ansahen, scheiterte auch die Entwaffnung der russischen Re-gttnenter, die sich vor ihren Kasernen in Schlachtordnung auf-gestellt hatten. Aber die Hauptsache, die Erstrmung des *) Wie unvorsichg man dabei verfuhr, beweist der Umstand, da am Lustschlosse des Grofrsten ein Zettel angeschlagen ward: ,.Bon Neujahr an zu vermiethen!"

2. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 230

1877 - Oldenburg : Stalling
230 Dankbarkeit durch ein Lebehoch aus; dieser erschien zweimal auf dem Balcon und wurde von einem tausendstimmigen Jubel begrt. Da erregte pltzlich der Anblick des Militrs, mit dem die Eingnge des Schlosses besetzt waren, in dem Volke die Erinnerung an die Todten und Verwundeten der letzten Tage; der Ruf Militr fort!" erscholl immer dringender, da man einen Angriff der Soldaten wie am 15. und 16. befrchtete. Kavallerie und Infanterie rckte vor, um das Volk zu zerstreuen. In diesem Augenblick fielen in den Reihen der Soldaten zwei, wahrscheinlich durch ein Versehen losgegangene Schsse, ohne Jemanden zu verwunden. Die Menge wollte darin ein Zeichen zur Niedermetzelung des Volkes sehen und flog unter dem Rufe: Wir sind verrathen! Zu den Waffen !" nach allen Seiten auseinander. Alsbald erhoben sich in allen Theilen der Stadt Barrikaden, von denen die schwarzroth-goldene Fahne wehte. Nach drei Uhr begannen die Truppen den Angriff, von fnf bis sieben Uhr rumten Karttschen-schsse den grten Theil der Knigstrae. Die ganze Nacht durch dauerte der Kampf unter schauerlichem Sturmluten: die Artillerieschuppen vor dem Oranienburger Thore geriethen in Brand, und die Feuerlohe wlzte sich in langen Streifen der die Stadt hinweg am Himmel hin. Das Militr er-strmte Straen und Huser, aus deren Fenstern geschoben oder mit Steinen geworfen wurde, und machten keinen Unter-schied zwischen Bewaffneten und Unbewaffneten. Mit Munition und Geschtzen reichlich versehen, war es berall im Vortheil, fhlte sich aber am Morgen des 19. Mrz durch den strengen Dienst der letzten Woche und die Anstrengungen der Nacht erschpft. Der König, vom tiefsten Schmerz der solche Auftritte durchdrungen, erlie in der Nacht eine Bekannt-machung im herzlichsten Tone, man mge den unseligen ^rr-thum erkennen, er gebe sein knigliches Wort, die Truppen zurckzuziehen, wenn echte Berliner Brger in geziemender Weise sich an ihn wendeten. Am Morgen empfing er eme Deputation, auf deren Bitten er das Militr abziehen netz. Am Nachmittag erschien die knigliche Verordnung, welche die Bildung eines freisinnigen Ministeriums unter Vorsitz des Grafen Arnim-Boytzenburg verkndigte. Die neu errichtete Brgerwehr erhielt Waffen aus dem kniglichen Zeughauje.

3. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 312

1877 - Oldenburg : Stalling
312 und zog nach der Lombardei, um sich mit den Verbndeten zu vereinigen. Der streichische Kaiser Franz Joseph begab sich selbst zur Armee und bernahm am 18. Juni den Oberbefehl, ohne da durch Gvulai's Entfernung eine grere Einheit des-Commandos erzielt worden wre. Das Heer war keineswegs entmuthigt, und brannte vor Begierde, die Scharte von Magenta auszuwetzen. Der Kaiser beschlo, auf das rechte Ufer des Mincio berzugehen und den Feind der den Tessin zurckzu-werfen. Am 24. Juni standen die beiden Heere einander gegenber: das streichische dehnte sich in einem langen Halb-kreis aus, dessen beide Flgel einen Raum von vier Stunden einnahmen, um von beiden Seiten concentrisch gegen den Feind vorzurcken. Aber dadurch ward das Centrum zu schwach, dem noch auerdem die nthigen Reserven fehlten. Den Mittelpunkt des Centrums bildete eine Anhhe bei dem Dorfe Solferino, von dem die Schlacht den Namen erhielt. Napoleon, berzeugt, da von dem Besitz dieser Anhhe der Sieg abhing, richtete seinen Hauptangriff auf das schwache feindliche Centrum. Die Oestreicher, bei denen auch diesmal kein planmiges Handeln Statt fand, hatten die Wichtigkeit dieses Punktes ganz bersehen und erkannten sie auch dann nicht, als sie sahen, da Napoleon immer neue Massen gegen die Anhhe in Bewegung setzte. Die groe Tapferkeit der Oestreicher, so wie der Umstand, da Canrobert das hart-bedrngte Corps unter Niel ohne Untersttzung lie, verzger-ten den Sieg der Verbndeten. Doch blieben die Franzosen, nochmals zurckgeschlagen, gegen vier Uhr im Besitz der Hbe, als ein furchtbares Gewitter, verbunden mit starken Regen gssen, ausbrach und den Kampf eine Zeit lang hemmte. Doch war die Schlacht fr die Oestreicher verloren, obgleich Benedeck, der die Sardinier bei San Martino zweimal ge-worfen, das Gefecht bis acht Uhr fortsetzte. Auf streichischer Seite hatten Offiziere und Soldaten ihre alte Tapferkeit be-whrt; auf Seiten der Franzosen hatte sich besonders Niel ausgezeichnet und wrde, wenn ihn nicht Canrobert im Stich gelassen htte, den Rckzug der Oestreicher nach dem Mincio noch bedeutend erschwert Huben. Bei Solferino waren beide Heere ungefhr je 140;000 Mann stark. Die Oestreicher

4. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 367

1877 - Oldenburg : Stalling
367 - die preuischen, und der Mierfolg dieses Tages wurde durch den siegreichen Kampf am folgenden Tage vollkommen aus-geglichen. Das Gardecorps, 30,000 Mann, unter dem Prinzen August von Wrtemberg, erfocht am 28. in dem zweiten Gefecht bei Trautenau einen vollstndigen Sieg der die Oestreicher, die mit einem Verlust von etwa 4000 Tobten und Verwunbeten und 5000 Gefangenen sich nach Kniginhof zurckzogen. Aber auch Kniginhof wrbe am 29. Juni von der Garbe erstrmt, und dem weiteren Vorrcken Bonins stanb Nichts mehr im Wege. Der linke Flgel der zweiten Armee, das Armeecorps des Generals von Steinmetz, hatte die schwierige Aufgabe, durch den Pa von Nachod vorzudringen, und stie am 27. Juni auf die Oestreicher unter Ramming. Es gelang, die Hhen zu besetzen und durch ein mrberisches Feuer die Uebermacht zurckzuschlagen, auch die preuische Cavallerie warf siegreich die streichische zurck, die Infanterie konnte aus dem Passe hervortreten und der Durchbruch warb erzwungen; die Oestreicher zogen sich mit groem Verluste zu-rck. Am folgenben Tage (28. Juni) erfocht Steinmetz, im Heere fortan der Lwe von Nachod" genannt, den Sieg bei Skalitz (an der Aupa), wo er das Corps des Erzherzogs Leopolb und brei Brigaben des Corps Festetics zurckschlug und ihnen 8 Geschtze und 3000 Gefangene abnahm. Auf dem Wege nach Kniginhof schlug basselbe Armeecorps am 29. Juni bei Schweinschbel und Jaromirz das Corps des Grafen Festetics, das die Vereinigung des Steinmetzschen Corps mit dem Garbecorps verhinbern wollte, verfolgte es bis Josephstabt und bereinigte sich am 30. Juni mit dem Heere des Kronprinzen. So war durch die wohlgelungenen Bewegungen der Preuischen Heere die Vereinigung der brei Armeen erreicht und der König, der soeben mit dem Grafen Bismarck eingetroffen und den Oberbefehl der seine sammtlichen Truppen selbst bernommen hatte, verlegte (am 2. Juli) sein Hauptquartier nach Gitschin. Benebek, der in wenigen Tagen gegen 35,000 Mann verloren, zog sein Hauptquartier nach Kniggrtz zurck, wo er alle streichischen Corps in Bhmen,

5. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 370

1877 - Oldenburg : Stalling
Mittags eintreten sollte, als sich an demselben Tage noch ein letzter Kampf bei Blnmenan vor Presburg entspann, da Prinz Friedrich Karl schon am 16. Juli der die March auf ungarisches Gebiet gegangen war. General-Lieutenant von Fransecky suchte den Feind in der Front zu beschftigen, bis General Bose ihn durch einen unbemerkten Zug der die Abhnge der klei-nen Karpathen umgangen haben und in der rechten Flanke oder im Rcken angreifen wrde. Die Brigade Bose hatte in der That nach lebhaftem Gefechte die Oestreicher umgangen, Presburg schien verloren, als um 12 Uhr Parlamentre aus der Stadt erschienen, nm den Eintritt der abgeschlossenen Waffenruhe zu verknden. General Bose konnte sich jedoch die Genugthuung nicht versagen, fr die Nacht auf dem ein-genommenen Punkte stehen zu bleiben, bis das feindliche Corps durch seine Fronte hindurch in Presburg eingerckt war, um zu bekunden, wie sehr er den Sieg schon in Hnden gehabt habe. Preußen hatte nach der Schlacht bei Kniggrtz den Ge-neral-Lieutenant von Gablenz, der der eine Waffenruhe unterhandeln wollte, zweimal abgewiesen. Pltzlich erschien die Erklrung des Kaisers von Oestreich, er trete, nachdem die Ehre seiner Waffen in Italien gewahrt sei, Venetien an den Kaiser der Franzosen ab und nehme dessen Vermittlung fr den Frieden an." Da hiermit Oestreich seine Sdarmee in Italien abberufen und im Norden gegen Preußen verwenden konnte, so knpfte letzteres an den Vorschlag eines Waffen-stillstandes zugleich die Bedingungen der Friedens-Prlimina-rien. Unter franzsischer Vermittlung kam zuerst die erwhnte fnftgige Waffenruhe (2227. Juli), dann am 26. Juli zu Nicolsburg ein Waffenstillstand zum Abschlu, der zugleich einen Prliminarfrieden umfate. In demselben erkennt der Kaiser von Oestreich die Auflsung des bisherigen deutschen Bundes an und giebt seine Zustimmung zu einer Neugestaltung Deutschlands ohne Oestreich, insbesondere eines norddeutschen Bundes bis zur Mainlinie; Oestreich tritt seinen Mitbesitz an Schlsswig-Holstein an Preußen, so wie Venetien an Italien ab. In den Frieden wird nur noch Sachsen aufgenommen; sonst erkennt Oestreich die von Preußen vorzunehmenden Besitzvernderungen in Norddeutschland an, eben so wie mz von den sdwestdeutschen Staaten ein-i

6. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 368

1877 - Oldenburg : Stalling
368 - 180,000 Mann, um sich versammelte und eine feste Stellung zwischen der Elbe und der Bistritz nahm. Auf die Kunde hiervon hielt König Wilhelm in der Nacht vom 2. zum 3. Juli einen Kriegsrath, in dem be-schlssen ward, mit der ersten Armee bei Sadowa an der Bistritz den Angriff zu erffnen und den Kronprinzen, der auf dem rechten Elbufer gegen Josephstadt vorrckte und schon um 4 Uhr Morgens die Meldung von der beschlossenen Schlacht erhielt, auf dem Schlachtfelde selbst zu erwarten. Die drei preuischen Heere waren 220,000 Mann stark, aber die zweite Armee konnte erst gegen Mittag zur Stelle sein, so da man zunchst nur die erste und die Elb-Armee, etwa 123,000 Mann, zur Verfgung hatte. Am 3. Juli um 7 Uhr Morgens begann Prinz Friedrich Karl den Kampf, dessen Leitung eine Stunde spter der König selbst bernahm, umgeben von den Ministern von Bismarck, von Noon, dem General von Moltke und anderen. Die erste Armee hielt mit bewundernswrdiger Ausdauer und unerschtterlicher Festigkeit den Kampf aus gegen die furchtbare streichische Artillerie, deren 600 Geschtze auf terrassenfrmig sich erhebenden Hgeln aufgestellt waren. Die Division Fransecky war Stunden lang dem mrderischen Geschtzfeuer und der auf sie einstrmenden feindlichen Uebermacht ausgesetzt; als sie bis Benatek weichen mute, sprach Fransecky die Helden-mthigen Worte aus: Nicht weiter zurck! hier sterben wir!" Offiziere und Soldaten wurden zum letzten todesmuthigen Ausharren begeistert. Noch schwankte um Mittag die Ent-scheidung; in uerster Spannung erwartete man die Ankunft des Kronprinzen auf dem linken Flgel. Es waren bange Augenblicke fr die Preußen; wenn sie sich versptete, war die Schlacht verloren. Der Kronprinz war indessen durch strmende Regengsse und den aufgeweichten Lehmboden lange hingehalten worden, erschien aber rechtzeitig und war bereits um 2 Uhr Nachmittags im Kampfe, um, wie einst Blcher bei Waterloo, mit Erfolg in die Schlacht einzugreifen. Seine Ankunft entschied Alles; mit Ungestm warfen die Garden den Feind aus drei auf einander folgenden Positionen, von denen die Hhen von Chlum den Schlssel der streichischen Aufstellung bildeten. General Hiller von Grtringen, die

7. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 402

1877 - Oldenburg : Stalling
402 - Umstnden mute sich das kleine Huflein der Feldwache zurckziehen, während die feindlichen Kugeln hageldicht umher-flogen. ' Die Franzosen erffneten aus 23 Geschtzen ein mrderisches Feuer, wobei auch die Mitrailleusen mitwirkten. Die Kugeln der Artillerie schlugen nicht nur in den oberhalb vor der Stadt gelegenen Bahnhof ein, sondern erreichten auch diese selbst, besonders die Vorstadt St. Johann, die ihrer Lage nach den feindlichen Geschossen am meisten ausgesetzt war. Die Preußen hatten nur 4 Geschtze, deren wohlgerichtetes Feuer aber in den franzsischen Batterien groe Verwstung anrichtete. Da es nicht im Plan der Kriegsfhrung lag, eine offene Stadt auf die Dauer gegen berlegene Angriffe zu halten, so zog sich die preuische Besatzung auf einen fr diesen Fall gegebenen Befehl lang-sam und in guter Ordnung zurck und rumte die unbefestigte . Stadt dem vordringenden Feinde. Die Franzosen hatten nach ihrem eigenen Berichte 3 Divisionen, also gegen 40,000 Mann, im Feuer gehabt; gegen diese riesige Uebermacht hatte sich das Huflein von einem Bataillon Fsilieren und 3 Escadrons Ulanen von 9 Uhr Morgens bis 4 Uhr Nachmittags erst im vollen Feuer : gehalten und dann den Rckzug bewerkstelligt. Der Verlust war ein erstaunlich geringer, da nur 20 Todte und 3040 Verwundete und Vermite gezhlt wurden. Der Verlust der Franzosen ist nicht genau festzustellen, da die Kampfunfhigen schleunig den Blicken entzogen und in ganzen Wagenladungen in den Wald in Sicherheit geschafft wurden. Doch drfte , ihre eigene Angabe von 600 Mann wohl zu gering erscheinen. j Als General Frossard am Nachmittage in die Stadt kam j und auf seine Frage vom Brgermeister erfuhr, welch ein J kleines Huflein ihm gegenber gestanden, sah er sich zu der Erklrung genthigt, das wren sehr brave Soldaten ge- ' Wesen, nach den Verlusten schienen es bedeutend mehr gewesen zu sein, und er sei der die Strke der Preußen schlecht ; berichtet gewesen. Die Franzosen posaunten diesen Sieg als die Schlacht i von Saarbrcken" in die Welt, und in Paris entstand all- j gemeiner Jubel der die empfindliche Niederlage, welche die ^ deutsche Sache erlitten htte.

8. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 413

1877 - Oldenburg : Stalling
413 zuges, der sich an ihn anlehnt. Mehrmals muten die Deutschen vor der sich immer verstrkenden Uebermacht des Feindes weichen: unter furchtbaren Verlusten drangen sie wieder vor und schlssen ihre gelichteten Reihen. Da bernahm General v. Goeben das Commando und gab dem Angriff gegen den rechten Flgel des Feindes eine mehr umfassende Richtung und es gelang, die jenseitige Waldlisiere zu ge-Winnen. Um aber Herr des Plateaus zu werden, war es nthig, Cavallerie und Artillerie hinaufzubringen. Was un-mglich erscheint, ward in krzester Frist verwirklicht. Die schweren Geschtze klommen den Berg hinan, und trugen durch die Prcision ihrer Schsse wesentlich zum Gelingen des Ganzen bei. Smmtliche Batterien wurden unter den einheitlichen Befehl des Generals von Blow gestellt und hielten das ganze Plateau unter Feuer. Der Feind machte vier Frontangriffe, aber alle vier scheiterten an der unber-trefflichen Ruhe und Tapferkeit der Infanterie und an dem mit hchster"prcistm^ abgegebenem "Feuer der.....flankirend aufgestellten Batterien. Nunmehr gingen die Deutschen zu einem Offensivsto in die linke Flanke des Feindes der, und dieser gelang so vollkommen, da der Feind nach Spicheren zurck-geworfen wurde. Seine ganze Linie begann zu wanken, seine Kraft war gebrochen, und er gab eine Position auf, die er fr uneinnehmbar gehalten hatte. Die Nacht war hereingebrochen, und die erschpften Truppen ruhten von der Blutarbeit des Tages aus. Alle Wege und Felder, die Abhnge und das Gestrpp waren voll zerschossener und zerfetzter Leichen, und die Pioniere hatten alle Arbeit, die Tobten dem Schooe der Erde zu bergeben. Die Bewohner von Saarbrcken gaben Zeugni echt vater-lnbischer Hingebung. Schon am Tage der Schlacht hatten sich sogar Frauen und Mbchen auf die Wahlstatt begeben, um mitten im Kugelregen den Verwunbeten Hlfe und Er-quickung zu bringen und Liebesbienste jeber Art zu erweisen. Die Spitler und Lazarethe lagen berfllt: um die nthige Zahl von Aerzten zu haben, wrben die benachbarten Berg-Werksrzte herbeigeholt. Bei Spicheren hatten 27 preuische Bataillone, nur von ihrer Divisions-Artillerie untersttzt, gegen 52 franzsische

9. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 408

1877 - Oldenburg : Stalling
- 408 Zuaven. Der Verlust der Deutschen betrug an 1300 Mann. Das Knigs-Grenadier-Regiment Nr. 7 hatte den grten Theil seiner Offiziere verloren. Als der Geisberg eingenommen war, erschien auch der Kronprinz von Preußen, der von einer nahen Anhhe aus, an seiner Seite der Generalstabschef von Blumenthal, das Gefecht geleitet hatte, und ward von den deutschen Kriegern mit unendlichem Jubel empfangen. Es war ein feierlich er-hebender Augenblick, als der edle Knigssohn, sich vom Rosse beugend, feuchten Auges den Helden, die den ruhmvollen Tod fr's Vaterland zu sterben im Begriff waren, die treue Rechte reichte. Wenn am Tage von Weienburg die Uebermacht auf deutscher Seite war, es standen 3 deutsche Armeecorps gegen 3 Divisionen so wurde diese Uebermacht durch die beraus vortheilhafte Stellung der Franzosen aufgewogen. Der Sieg war vollstndig und glnzend und das erste bedeutsame Ereigni des Krieges. Wie er den Grund zu der innigen Waffenbrderschaft legte, welche bald alle Krieger des gemeinsamen Vaterlandes vereinigte, so machte er auf das Corps Mac Mahons einen zermalmenden Eindruck. Gleichwohl versumte man es in Paris nicht, der die an-gebliche Niederlage des Kronprinzen und der Sdarmee die abenteuerlichsten Ausgeburten einer ausschweifenden Phantasie zu verffentlichen. Nach einer Nachricht war die Armee frm-lich zermalmt und der Kronprinz selbst verwundet unter den Gefangenen. Der malose Siegesjubel der Pariser sollte bald in das Gegentheil umschlagen. Whrend sich der geschlagenetheil der Armee Macmahons in wilder Flucht zurckzog, erhielt die deutsche Armee den Befehl, den Marsch nach Wrth hin fortzusetzen, wo Mac Mahon alle seine Streitkrfte aufgestellt haben sollte. Die Stellung der Franzosen war auch hier sehr vor-theilhaft gewhlt. Wrth liegt am Abhange einer fast im Halb-kreise sich ausdehnenden Hgelkette; zahlreiche Weiler und Ge-Hste, die das Terrain durchschnitten, und ein Wald, der die Rck-zugslinie deckte, erhhten die Festigkeit der feindlichen Position. Der Morgen des 6. August begann mit Vorposten-gefechten. Bald entwickelte der Feind grere Massen und

10. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 410

1877 - Oldenburg : Stalling
410 auszubeuten. Da lag in einer durch Hopfen und Bume gedeckten Aufstellung eine Compagnie vom 95. Regiment und ein Zug Pioniere vom 11. Bataillon Schon war das statt-liche Krassierregiment, das man anfangs fr ein baierisches gehalten, auf 50 Schritt herangekommen, und die kleine Schaar wollte sich schon zurckziehen, als sie, angefeuert durch die Worte ihres muthigen Lieutenants: Kinder, wollt ihr mich allein lassen?" wieder Stand nahm und nun ein so mrderi-sches Schnellfeuer erffnete, da das stolze Reiterregiment im Nu vernichtet war. Zwei Salven aus Vierpfndern thaten das Uebrige, und der Rest wlzte sich in wirrem Knuel zurck. General v. Bose, der Elsahausen genommen hatte, ging nun gegen Froschweiler vor, und hier kam der Kampf des 5. und 11. Corps eine Zeitlang zum Stehen. Als aber die Baiern von Grsdorff und eine wrtembergische Brigade von Reichshofen aus auf der Rckzugslinie des Feindes von zwei Seiten eindrangen, da war die heie Schlacht um 31 t Uhr Nachmittags entschieden. Der Feind rumte Froschweiler und zog sich nach Bsch zurck. Die Flucht der Franzosen geschah in voller Auflsung und Verwirrung, während iynen die deutsche Cavallerie auf den Fersen nachfolgte. Der Kampf war grlich gewesen. Die Franzosen hatten 10,000 Todte und Verwundete und 5000 Gefangene; die Turcos waren fast gnzlich aufgerieben, da man ihnen ihrer Scheulichkeiten wegen keinen Pardon gab. Die ganze stolze Armee war vernichtet. Ueber den Zustand derselben melden die Berichte: Bei ihrer Ankunft schlo man in Saverne (Zabern) Lden und Huser, und in Chalons kamen nur noch Trmmer an, Alles in vollster Auflsung." Aber auch die deutschen Verluste waren groß und schmerzlich. Das 5. Corps (v. Kirchbach) hatte gegen 4500 Mann verloren, das 11. (v. Bose) *) 2500, das baierische (v. d. Tann), von dem nur eine Division im Feuer gewesen, 800, die wrtem- *) General v. Bose wurde zweimal verwundet, zuerst bei Gunstett durch eine Chassepotkugel in die rechte Hfte, nachher vor Froschiveiler durch eine zweite in den rechten Fu dicht unter dem Knchel. Er lie sich auf dem Pferde verbinden und litt dann bis an die Chaussee nach Wrth.
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