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1. Neue Zeit - S. 234

1897 - Stuttgart : Neff
234 * h < || '-f r- £ ># t № \ J3 heim) an der Donau von Marlborough, der den Kern seines Heeres aus den Niederlanden herangeführt hatte, und Prinz Eugen völlig geschlagen und darauf Bayern in österreichische Verwaltung genommen, ganz Süddeutschland von den Fran- zosen gesäubert. 1705 folgte auf Leopold sein thatkräftiger Sohn Joseph I. (1705—11), der über die Kurfürsten von Köln und Bayern die Reichsacht verhängte; eine Erhebung der bayrischen Bauern gegen das drückende österreichische Regi- ment wurde niedergeschlagen. 1706 wurden von Marlborough durch den Sieg beiramillies (in der Nähe von Brüssel) die , [ spanischen Niederlande erobert, von Prinz Eugen durch den Sieg bei Turin, zu dem die Preussen unter Leo- pold von Dessau viel beitrugen, diefranzosen gezwungen, die Belagerung dieser Stadt aufzugeben und Oberitalien zu räumen; und in Spanien wurde, freilich nicht für lange, Madrid von Truppen Karls Iii. besetzt. Die Hoffnung Ludwigs Xiv., Karl Xii. von Schweden, der damals als Sieger in Sachsen stand (s. S. 241), zum Eingreifen in Bayern oder wenigstens zu diplo- matischer Vermittelung zu bestimmen, ging nicht in Erfüllung. 1707 wurde von den österreichischen Truppen ein Teil des Kirchenstaats und Neapel besetzt, während ein Angriff auf Toulon scheiterte. 1708 siegten Marlborough und Prinz Eugen bei Oudenarde und eroberten Lille, die stärkste nordfranzösische Festung, während gleichzeitig die aufständischen Ungarn von General Heister siegreich niedergeworfen wurden. Friedensverhandlungen, die jetzt Ludwig Xiv. einleitete, scheiterten an dem Verlangen der Verbündeten, dass Frankreich selbst zur Ueberlief er ung Spaniens an Karl Iii. mitzuwirken habe. Nach dem blutigen Sieg der Verbündeten bei Malplaquet (September 1709) wurde diese Forderung in verschärfter Weise wiederholt und damit noch einmal die Gelegenheit versäumt, zu einem Frieden zu gelangen, der alle wesentlichen Interessen der Verbündeten befriedigt und Deutschland den Besitzstand im Eisass, wie er durch den westfälischen Frieden festgesetzt war, und zwar mit Anerkennung der deutschen Auslegung der betreffenden Bestimmungen (s. S. 180), zurückgegeben hätte. Zerfall der grossen Allianz. Das erschöpfte Frankreich, dem der Winter 1709/10 noch eine schwere Hungersnot gebracht hatte, war allerdings aus eigener Kraft zu längerem Wider- stand kaum mehr fähig; nur in Spanien, wo Karl Iii. 1710 zwar in Madrid einziehen konnte, aber dann endgültig auf Kata- lonien beschränkt wurde, hatten die französischen Waffen unter Vendöme jetzt das entschiedene Uebergewicht. Aber der Regie- rungswechsel in England, wo Königin Anna, mit der

2. Neue Zeit - S. 273

1897 - Stuttgart : Neff
Stand vor 1648 zurückbringen sollte; Frankreich verpflichtete sich zur Stellung von 105000 Mann und zur Zahlung von zwölf Millionen Gulden jährlicher Subsidien. Dänemark lehnte den Beitritt ab. ‘England, wo nach einem wenig glücklichen Anfang des See- und Kolonialkriegs der kraft- und geistvolle William Pitt das Ministerium des Auswärtigen übernahm, er-! neuerte zwar 11. Januar 1757 den Subsidienvertrag zum Schutz Nord Westdeutschlands, und Braunschweig, Gotha und Hessen-Cassel schlossen sich an, aber die englische Hilfe erwies sich zunächst wenig wirksam, zumal da Pitt April 1757 ¿ wieder vom Ministerium zurücktrat. Friedrich drang Frühjahr 1757 in der Hoffnung, Oesterreich zum Frieden zwingen zu können, ehe dessen Verbündete ein- griffen, in Böhmen ein: er siegte in der blutigen Schlacht bei Prag (6. Mai), aber die Niederlage bei Kolin gegen Daun (18. Juni) zwang ihn, die Belagerung Prags aufzugeben und bald auch Nordböhmen unter Verlusten zu räumen. Am 6. Juli siegten die Franzosen hei Hastenbeck über das englisch- hannoveranische Heer unter dem Herzog von Cumberland, und dieser räumte in der Konvention von Zeven (8. September) Han- nover, während ein ziveites französisches Heer unter Soubise sich mit der „eilenden Reichsexekutionsarmee“ vereinigte, um nach Sachsen vorzurücken. Aber die von den in Ostpreussen sieg- reichen Russen drohende Gefahr ging vorüber, weil die Er- krankung der Kaiserin Elisabeth den russischen Feldherrn be- stimmte, nach Russland zurückzugehen, die französische Nord- armee unter Richelieu blieb unthätig, und Friedrich erfocht mit Seydlitz über die Reichsarmee und Soubise bei Rossbach (5. November) einen Sieg, der, in ganz Deutschland und noch mehr in England mit Jubel aufgenommen, die Feinde aus Thü- ringen vertrieb und bewirkte, dass die englische Regierung, in die Pitt wieder eingetreten war, die Konvention von Zeven verwarf, das neuorganisierte Heer dem Herzog Ferdinand von Braunschweig, einem erprobten preussischen General, unterstellte und April 1758 den Subsidienvertrag erneuerte mit der j Verpflichtung, nur im Einverständnis mit Friedrich ' Frieden zu schliessen. Friedrich eilte von Rossbach nach Schlesien zurück, das die Oesterreicher nach Besiegung Winterfeldts bei Moys (bei Görlitz) und des Herzogs von Braun- schweig-Bevern bei Breslau zur Hälfte erobert hatten; er siegte bei Leuthen (5. Dezember) über den mehr als doppelt so starken Feind, der nun Schlesien räumen musste. Friedrich auf die Verteidigung beschränkt. 1758 er- öffnete Friedrich den Feldzug mit der vergeblichen Belagerung Lehrbuch d. Weltgeschichte. Neue Zeit. 18

3. Neue Zeit - S. 275

1897 - Stuttgart : Neff
275 gewann durch den Sieg bei Torgau (3. November), den Zieten entschied, das von Daun inzwischen besetzte Sachsen bis auf Dresden zurück. Während 1760 auf dem Kriegsschau- platz zwischen Weser und Rhein nichts von Bedeutung vorfiel, war dagegen in dem englisch-französischen Kolonialkrieg die Entscheidung erfolgt: durch den Sieg bei Quebec (13. Sep- tember), den General Wolfe mit seinem Leben erkaufte, kam Kanada in Englands Besitz. Politische Verschiebungen; das Ende des Kriegs. Georg Iii. (1760—1820), Enkel Georgs Ii., erneuerte noch 1760 den Sub- sidienvertrag mit Preussen; als aber Karl Iii. von Spanien August 1761 den „bourbonischen Familienpakt“ mit Frankreich schloss (der für die äussere Politik ein dauerndes Zusammengehen der bourbonischen Dynastien festsetzte), wurde Pitt, der deshalb an Spanien den Krieg erklären wollte, ent- lassen (5. Oktober 1761) und Preussen der Subsidien- ver trag auf 12. Dezember gekündigt, freilich ohne dass dadurch der Ausbruch des Kriegs mit Spanien vermieden worden wäre; Ferdinand war auch 1761 den Franzosen gegen- über siegreich, bei Langensalza (in Thüringen) und Velling- hausen (in Westfalen). Friedrich hatte zwar im „Hungerlager“ von Bunzelwitz bei Schweidnitz der vereinigten Uebermacht der Russen und Oesterreicher getrotzt (12. August bis 9. September), aber die Eroberung von Schweidnitz durch Laudon (1. Oktober) nicht verhindern können, und am 16. Dezember musste sich Kolberg den Russen ergeben. So immer enger umschlossen und seines einzigen Bundesgenossen beraubt, musste Friedrich auf das Aeusserste gefasst sein, als 5. Januar 1762 Kaiserin Elisabeth starb, der ihr Neffe Peter Iii., ein begeisterter Bewunderer Friedrichs des Grossen, folgte; nun wurde am 5. Mai 1762 der Friede zwischen Preussen und Russ- land, am 22. Mai der zwischen Preussen und Schweden auf Grund des Besitzstands vor dem Krieg geschlossen. Das Bündnis, das darauf Peter mit Friedrich schloss, wurde zwar durch Peters Sturz (9. Juli) sofort wieder hinfällig, aber das russische Hilfsheer unter Tschernitschew half noch durch seine Anwesenheit Friedrich den Sieg bei Burkersdorf (21. Juli) gewinnen, der die Rückeroberung von Schweidnitz zur Folge hatte; und Katharina Ii. (1762—96) erkannte den ge- schlossenen Frieden an. Ein Sieg des Prinzen Heinrich bei Freiberg i. S. über Oesterreicher und Reichsarmee, der Schrecken, den brandschatzende preussische Freikorps in Süddeutschland verbreiteten, und die Waffenerfolge Ferdinands, der die Fran- zosen fast ganz vom rechten Rheinufer vertrieb, reiften bei den

4. Neue Zeit - S. 324

1897 - Stuttgart : Neff
324 i Kriegführung weit überholt. Sehr günstig war anfangs für Frankreich die Volksstimmung in vielen östlich angrenzenden I Gebieten, zum Teil auch in Süddeutschland, während im übrigen rechtsrheinischen Deutschland die Begeisterung, womit die An- fänge der Revolution in weiten Kreisen und von führenden Geistern, wie Kant, Klopstock und Schiller, begrüsst worden waren, durch den Gang der Dinge in Frankreich rasch ab- gekühlt und in ihr Gegenteil verwandelt wurde. Noch im Sep- tember 1792 wurde Savoyen, bald darauf Nizza erobert, im | Oktober die Pfalz, im November durch den Sieg Dumouriez’ : bei Jemappes Belgien. Während Frankfurt die Franzosen bald wieder verloren, wurde in Mainz von der „Gesellschaft der Volksfreunde“ unter der Leitung Georg Försters die „rheinische Republik“ errichtet, die dann, von den Koalierten bedroht, ihre Vereinigung mit der französischen beantragte, aber nicht mehr bewerkstelligen konnte. Dagegen wurden Savoyen mit Nizza und Belgien Frankreich einverleibt. Der Anfang des Jahres 1793 brachte für Frankreich den Weltkrieg (s. S. 318), insbesondere mit England, das unter dem jüngeren Pitt als Minister der Aeussern der gefähr- lichste und hartnäckigste Gegner Frankreichs wurde. Zunächst scheiterte der Versuch, Hollandzu erobern; durch die Niederlage Dumouriez’ bei Neerwinden (18. März) ging Belgien wieder verloren, und im Sommer drangen die Oesterreicher sieg- reich ins nordöstliche Frankreich ein, während die Preussen Mainz zurückeroberten. Aber im Herbst wurde das von Eng- ländern und Hannoveranern belagerte Dünkirchen durch den Sieg Houchards bei Hondschooten, Maubeuge an der Sambre durch den Sieg Jourdans bei Wattignies entsetzt; die Preussen be- haupteten sich zwar siegreich in der Pfalz und belagerten Landau, zogen sich aber, nachdem Hoche die Oesterreicher unter Wurmser aus den Weissenburger Linien geworfen hatte, auf Mainz zurück. Preussen, durch die polnische Frage (§ 89) in Anspruch genommen und finanziell erschöpft, liess sich zwar durch die ihm im „Haager Vertrag“ (April 1794) verwilligten englischen Subsidien noch einmal bei der Koalition festhalten; aber sein Ausscheiden war bei der Wendung, die die polnische Angelegen- heit genommen hatte, nur noch eine Frage der Zeit, zumal England die Verfügung über das preussische Heer zur Be- dingung für die Bezahlung der Subsidien machte. Im Sommer 1794 eroberte Jourdan durch die Schlacht bei Fleurus Belgien zurück, und als die Preussen trotz eines zweimaligen Siegs bei Kaiserslautern die Pfalz abermals räumten, war das

5. Neue Zeit - S. 345

1897 - Stuttgart : Neff
345 Kapitel Xxix. Das Napoleonische Kaisertum als erobernde Weltmacht. § 104. Der dritte Koalitionskrieg. Neuer Krieg: mit England; die Bildung* der Koalition. Zwischen England und Frankreich war schoipmai 1803 der Krieg wieder ausgebrochen, weil von England, unter dem Hinweis auf Frankreichs Einmischung in die innern Ver- hältnisse seiner Nachbarländer, die geforderte Beschränkung seiner Press- und Asylfreiheit, sowie die Räumung Maltas ver- jj weigert wurde. Alsbald liess der erste Konsul, ohne Rücksicht auf den mit dem Deutschen Reich abgeschlossenen Frieden, das Kurfürstentum Hannover durch französische Truppen besetzen; das hannoversche Reer leistete, um die Neutralität des Kurfürsten- tums zu wahren, keinen Widerstand und ging über die Elbe zurück kraft der Konvention von Suhlingen, wurde aber trotzdem entwaffnet und aufgelöst (5. Juli 1803). Hannover wurde von den Franzosen als erobertes Land behandelt; die hannoverschen Soldaten gingen grossenteils über Holstein nach England, wo aus ihnen die deutsche Legion gebildet wurde. Im Lager von Boulogne wurde ein grosses französisches Heer zusammengezogen, um in England zu landen, was aber das eng- lische Ueberge wicht zur See unmöglich machte, auch als Spanien, das zunächst sich auf Subsidienzahlungen an Frankreich be- schränkt hatte, durch englische Feindseligkeiten gereizt, offen in den Krieg eintrat. Um dieselbe Zeit brachte Pitt, der Mai 1804 wieder die Leitung der englischen Politik übernommen hatte, eine neue Koalition zu stände; zuerst schloss der schwedische König Gustav Iv. (1792—1809), der sich für den berufenen Bekämpfer der Revolution und des aus ihr hervor- gegangenen Kaisers hielt, ein Bündnis mit Alexander /., der sich gleich Gustav als Garant der deutschen Reichsverfassung betrachtete und durch die Einverleibung Piemonts und Genuas, durch die Besetzung Hannovers und durch die Gewaltthat gegen den Herzog von Enghien gereizt war; am 11. April 1805 kam der Kriegsbund („Konzertvertrag“) zwischen England und Russ- land zu Stande, dem sich Schweden sofort anschloss; der Zweck war, Frankreichs Machtstellung auf die Rhein- und Alpengrenze zu beschränken. Am 9. August 1805 trat auch Oesterreich, das

6. Neue Zeit - S. 358

1897 - Stuttgart : Neff
358 aufgezählt waren, und einem Aufruf an die Völker Deutschlands zur Wiedergewinnung ihrer Freiheit ging das österreichische Heer unter Erzherzog Karl am 9. April 1809 über den Inn. Gleich- zeitig erhoben sich die Tiroler, die um jeden Preis von Bayern los und zu Habsburg zurück wollten, unter dem Sandwirt Andreas Hofer, Joseph Speckbacher u. a., und schon am 12. April war Tirol bis auf Kufstein frei. Aber Erzherzog Karl, der seinen anfänglichen Vorsprung nicht benützt hatte, wurde von Napoleon, in den Gefechten bei Tann, Abensberg, Landshut, Eggmühl und Regensburg schwer geschlagen und zum Rückzug nach Böhmen genötigt. Die Folge war, dass die er- hoffte Erhebung Norddeutschlands sich auf vereinzelte Aufstände beschränkte, die auf den Gang der Dinge nicht wesentlich ein- wirkten und unterdrückt wurden1), dass Erzherzog Johann nach anfänglichen Erfolgen gegen den Vizekönig von Italien sich unter jetzt unglücklichen Gefechten der ungarischen Grenze zu zurückzog, und dass Tirol bis zum Brenner wieder von den Franzosen und Bayern unter argen Greueln besetzt wurde. Im Grossherzogtum Warschau kämpfte Erzherzog Ferdinand gegen die Polen unter Poniatowski (einem Neffen des letzten polnischen Königs) mit wechselndem Glück, während das russische Hilfs- korps (s. S. 356) unthätig blieb. Napoleon war am 13. Mai in Wien eingezogen: von Schönbrunn aus erliess er einen wirkungs- losen Aufruf an die Ungarn und verfügte 17. Mai als „Nachfolger Karls des Grossen “ die Vereinigungroms als zweiter Haupt- stadt mit dem Kaiserreich (da der Papst sich weigerte, der weltlichen Herrschaft zu entsagen, wurde er 6. Juli ver- haftet und zuerst nach Frankreich, dann nachsavona gebracht). Napoleons Versuch, von der Insel Lobau (unterhalb Wiens) aus den Uebergang über die Donau zu erzwingen, wurde von Erzherzog Karl in der blutigen Schlacht bei Aspern (21. und) 22. Mai 1809 siegreich vereitelt; und am 30. Mai zogen die Tiroler Schützen nach dem Sieg am Iselberg wieder in Inns- bruck ein, gleichzeitig befreiten sich die Vorarlberger und be- drohten das Allgäu. Aber Erzherzog Karl versäumte es, sei- 9 Ein Aufstand im Königreich Westfalen scheiterte sofort (April). Der preussische Major Schill führte auf eigene Faust seine Husaren in den Krieg, warf sich in die Stadt Stralsund und fiel bei der Erstürmung der Stadt durch dänische und westfälische Truppen 31. Mai; von seinen überlebenden Leuten wurden die Offiziere standrechtlich erschossen, die Gemeinen, soweit sie sich nicht durchschlugen, auf französische Galeeren gebracht. Der Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig, Sohn des Besiegten von Auerstädt, schlug sich mit seiner „schwarzen Schar“, nach anfänglichen Erfolgen in Sachsen, in helden- haften Kämpfen nach Elsfleth an der Nordseeküste durch, wo ihn englische Schiffe aufnahmen (7. August).

7. Neue Zeit - S. 364

1897 - Stuttgart : Neff
„ermässigte“ Napoleon die Summe der vom Krieg her rück- ständigen, von ihm willkürlich auf das vier- bis fünffache ihres ursprünglichen Betrags festgesetzten Kontributionen auf 140 Mil- lionen fr., bis zu deren Abzahlung die Oderfestungen Glogau, Küstrin und Stettin von den Franzosen besetzt blieben ; bis dahin hatte Preussen über 150000 Franzosen zu unterhalten gehabt, die jetzt in Spanien nötig wurden (s. § 109). Im ganzen zogen die Franzosen mindestens 564 Millionen fr. aus den preussischen Provinzen (nach preussischen Berechnungen noch bedeutend mehr), abgesehen von den im Grossherzogtum Warschau an- gelegten preussischen Kapitalien im Betrag von 30 Millionen Thaler, deren Konfiskation Napoleon dem König von Sachsen gegen 20 Millionen fr. gestattet hatte in einem 10. Mai zu Bayonne geschlossenen Vertrag, im Widerspruch mit einer aus- drücklichen Bestimmung des Tilsiter Friedens. Ausserdem hatte Preussen für die Verbindung zwischen den Rheinbundstaaten und dem Grossherzogtum Warschau sieben Etappenstrassen ein- räumen müssen. Die Reform in Preussen erlitt eine Unter- brechung und einen unersetzlichen Verlust dadurch, dass Stein am 24. November 1808 entlassen werden musste, weil ein Brief, in dem er empfahl, eine Erhebung im Königreich Westfalen vorzubereiten, der französischen Gendarmerie in die Hände ge- fallen war. Am 16. Dezember von Napoleon geächtet, fand „le nommé Stein“ zunächst in Oesterreich eine Zuflucht, nach- dem er noch am 5. Dezember ein Rundschreiben unterzeichnet hatte, das seine Gedanken über die Fortführung der Reformen zusammenfasste („Steins politisches Testament“). Die Jahre 1809—1811. Den Hoffnungen der preussischen Patrioten brachte das Jahr 1809 eine doppelte Enttäuschung: zum Eingreifen in den österreichischen Krieg (§ 108) konnte sich Friedrich Wilhelm Iii. angesichts der Haltung Russlands nicht entschliessen, und unter dem Ministerium Altenstein-Dohna wurde die Reform auf das Kriegswesen beschränkt, bis Jiîhi 1810 Hardenberg Staatskanzler mit ungewöhnlich grosser (bureaukratischer) Macht wurde. Zwar blieb die im Finanzedikt vom 27. Oktober 1810 angekündigte Steuerreform dem Widerstand besonders der Anhänger des Feudalwesens gegenüber Stück- iverk, und die neu eingeführten Steuern brachten grossenteils nicht den erhofften Ertrag; auch erwies sich das im Finanzedikt und dem „ferner-weiten“ Edikt vom 7. September 1811 gegebene Versprechen einer Repräsentation der Nation als sehr voreilig; und die Neuordnung der Besitzverhältnisse der Privatbauern durch das Regulierungsedikt vom 14. September 1811 stellte für die Verwandlung des von den Bauern bisher innegehabten Gutes

8. Neue Zeit - S. 274

1897 - Stuttgart : Neff
I l fc' — 274 — von Olmütz; von jetzt an war er endgültig in die Verteidigung zurückgedrängt. Im Westen war er durch Ferdinand gedeckt, der die Franzosen über den Rhein zurücktrieb und bei Cre- feld (23. Juni) schlug. Friedrich selbst zwang die Russen unter Fermor, welche Ostpreussen für ihre Kaiserin in Pflicht genommen hatten und Küstrin bedrohten, durch die blutige Schlacht bei Zorndorf (25. August), nach Pommern zurück- zugehen und behauptete sich, trotz der durch seine Sorglosigkeit verschuldeten Niederlage bei Hochkirch (14. Oktober), in der Lausitz, Sachsen und Schlesien gegen Daun. 1759 wurde zwar auf dem westlichen Kriegsschauplatz, nach einem fran- zösischen Sieg bei Bergen in der Nähe von Frankfurt a. M., das Uebergewicht der preussischen Waffen von Ferdinand durch den Sieg bei Minden (1. August) wieder hergestellt, aber ein russisches Heer unter Soltlkow und ein österreichisches unter Laudon ver- einigten sich nach einem Sieg bei Kay über Wedell in der Nähe von Frankfurt a. d. 0. und brachten Friedrich selbst in der blutigen Schlacht beikunersdorf(12. August) eine völlige Niederlage bei; da jedoch die Gegner, selbst geschwächt und uneinig, ihren Sieg nicht verfolgten, beschränkten sich die un- mittelbaren Folgen auf den Verlust sächsischer Plätze, ins- besondere Dresdens. Als Friedrich nach dem Abzug der Russen sich nach Sachsen wandte, zog sich Daun zurück, nahm aber den ihm in den Rücken gesandten General Finck mit den Resten seines im ungleichen Kampf zertrümmerten Korps bei Maxen 21. November gefangen; ein Teil von Sachsen mit Dresden blieb in den Händen der Oesterreicher. Die Friedensanerbietungen an Frankreich, über die sich England und Preussen verständigt hatten, wurden in Paris, gegen den Wunsch des Ministers Choiseul, abgewiesen, und Oesterreich und Russland schlossen am 1. April 1760 einen neuen Vertrag, nach dem Russland Ostpreussen bekommen sollte. Nur mit äusserster Anstrengung, durch rücksichtslose Werbungen in ganz Deutschland und Errichtung von Freikorps, durch wieder- holte Verschlechterung der Münze, Ausgabe von „Kassenscheinen“ und Ausbeutung Sachsens, konnte sich Friedrich militärisch und finanziell aufrecht erhalten. Für 1760 hatte er eine Feldarmee von 90 000 meist jungen Soldaten gegen die 220 000 Mann der Feinde. Die wieder unternommene Belagerung Dresdens musste Friedrich aufgeben, um Schlesien zu retten, wo Laudon bei Landeshut den General Fouquö besiegt und Glotz genommen hatte; Friedrich, von drei feindlichen Heeren umgeben, siegte bei Liegnitz (15. August) über Laudon, verjagte dann die Feinde, die Berlin erobert, geplündert und gebrandschatzt hatten, und ?

9. Neue Zeit - S. 352

1897 - Stuttgart : Neff
Der Krieg 1806—1807. Das preussische Heer, verstärkt durch die Kontingente Kursachsens, Braunschweigs und der thürin- gischen Staaten, war um */3 schwächer als das feindliche; tapfer und gut gedrillt, war es durch Fechtweise (Lineartaktik), Zu- sammensetzung (zum grösseren Teil geworbene Truppen) und mangelnde Bewegungsfähigkeit (Magazinsverpflegung) im ent- schiedensten Nachteil, wohl noch mehr durch die Mangel- haftigkeit der Führung, der es an der Einheitlichkeit und teils an der richtigen Würdigung der Napoleonischen Kriegskunst, teils an mutiger Entschlossenheit fehlte; dazu kam die geringe Leistungsfähigkeit vieler für ihre Posten zu alten Offiziere. Durch das Gefecht bei Saatfeld (10. Oktober), in dem Prinz Louis Ferdinand, der Held der Kriegspartei, fiel, eröffneten sich die Franzosen das Saalethal, und am 14. Oktober wurde in der Doppelschlacht bei Jena undauerstädt das Korps des Prinzen Hohenlohe von der französischen Hauptarmee unter Napoleon vernichtend geschlagen, das preussische Hauptheer unter Karl von Braunschweig von Davoüt auf die Trümmer des Hohenlohe’schen Korps zurückgeworfen und dadurch ebenfalls auf- gelöst. Es folgte die Niederlage der preussischen Reserve-Armee bei Halle, Hohenlohes Kapitulation bei Prenzlau, Blüchers Kapitulation nach tapfersten Kämpfen, zuletzt in Lübeck, bei Ratkau; der Reihe nach ergaben sich ohne oder fast ohne Widerstand die Festungen der Mark und Pommerns ausser Kolberg. Napoleon, der am 15. Oktober Preussen 160 Millionen fr. Kriegskontribution auf- erlegt hatte, zog am 27. Oktober in Berlin ein, von wo der Finanzminister Stein die öffentlichen Gelder nacli dem Osten gerettet hatte; sonst huldigten die Beamten überall dem Sieger, in Berlin sieben Minister, ohne die Genehmigung des Königs abzuwarten, entsprechend dem Grundsatz des Berliner Gouver- neurs: „Ruhe ist die erste Bürgerpflicht“. Der Staat Fried- richs des Grossen war zusammengebrochen; die Be- völkerung zeigte Teilnahmlosigkeit, wo nicht Schadenfreude über das Ende, das das Junkerregiment und der Uebermut der Garde- offiziere genommen hatte. Napoleon, der gleich nach dem Sieg den Kurfürsten von Hessen-Kassel und Oranien, den Herrn von Fulda, entthront, den bei Auerstädt tödlich verwundeten Herzog von Braunschweig geächtet hatte, erliess am 21. November das „Berliner Dekret“, das Konfiskation aller britischen Waren in dem von ihm be- herrschten Teil Europas verfügte, nahm am 11. Dezember das zum Königreich erhobene und um den preussischen Kreis Kottbus vergrösserte Sachsen, am 15. die Staaten der Ernestinischen Wet- tiner in den Rheinbund auf und erregte in Südpreussen und Süd-

10. Illustrierte Geographie und Geschichte von Württemberg - S. 28

1901 - Stuttgart : Lung
— 28 — einen Zuwachs an Land mit 160 090 Einwohnern, nämlich die Herrschaft Wiesensteig, die Abtei Wiblingen, die Grafschaft Schelklingen und die Städte Biberach und Waldsee. Außerdem wurden der Oberhoheit Württembergs die Ge- biete mehrerer benachbarter fürstlicher und gräflicher Häuser, die wie Württemberg früher unmittelbar unter dem Kaiser gestanden waren, zugeteilt, so die Hohen- lohe'schen Fürstentümer, die Grafschaft Limpurg, die oberschwäbischen Besitzungen des Fürsten von Thurn und Taxis, der Fürsten von Waldburg und der Grafen von Waldburg, Aulendorf und andere mehr. Noch im gleichen Jahre mußte der König dem Kaiser Napoleon gegen Preußen und im Jahre 1809 gegen Österreich Heeresfolge leisten. Eine neue Gebiets- Vergrößerung mit 11000 Einwohnern belohnte Würt- Lembergs Dienste im öster- reichischen Kriege. — (Der im eigenen Lande in Mergent- h e i m ausgebrocheneausruhr wurde durch Militär unterdrückt und hatte für die Stadt und ihre Bewohner harte Strafen zur Folge). Bayern trat im Jahre 1810 an Württemberg ab die Landgerichte Tettnang,Buchhorn(jetzt Friedrichs- Hafen), Wangen, Ravensburg, Leut- kirch, Söflingen, Geislingen, Albeck, Elchingen, Crailsheim und die Stadt Ulm, ferner die Oberhoheit über mehrere fürstliche, gräsliche und ritterschaftliche Besitzungen. Inner- halb 7 Jahren war die Bevölkerung Württembergs von 650000 ans 1400000 Seelen gestiegen und das Land von rund 200 auf 354 Ouadratmeilen angewachsen. Während der zwei fol- genden Friedensjahre (1810 bis 1812) suchte Friedrich das Wohl des Landes zu fördern; auch auf die Kirche und Schule erstreckte sich seine Thätigkeit. Im Jahre 1811 wurde das Schullehrerseminar in Eßlingen und im Jahre 1812 für die katholische Kirche eine eigene Hochschule und ein Priesterseminar zu Ellwangen errichtet (später nach Rottenburg verlegt). An dem Kriege Frankreichs gegen Rußland (1812) mußte sich Württemberg wiederum mit 15 000 Mann beteiligen, von denen im folgenden Jahre kaum 300 zurückkehrten. Noch einmal, im Kriege der Verbündeten (Preußen, Öfter- reich, Rußland und England) gegen Frankreich, mußten unsere Truppen, 12 000 Mann stark, unter Napoleons Fahnen fechten, bis nach der Schlacht bei Leipzig (16.—18. Okt. 1813) Friedrich mit den übrigen Rheinbundsfürsten sich von Napoleon lossagte und zu den Verbündeten übertrat. Unter der Anführung des Kronprinzen Rönig Friedrich I.
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