401
Das französische Kaiserreich.
diplomatischem Wege zu erkennen, setzte die Heere auf den Kriegsfuß, und brach,
als das sogenannte Ultimatum in Paris verworfen ward, alle Verbindungen
mit Frankreich ab. Die Verstimmung und Besorgniß, die sich bei einem großen
Theil der Nation über die wachsende Uebermacht der Fremdlinge kund gab, mochte
Preußen in der Hoffnung bestärken, daß es berufen sei, der Retter des bedrängten
Vaterlandes zu werden. Aber noch war die Zeit nicht gekommen, wo man sich
an das Volk selbst wendete; noch baute man auf den übermüthigen Soldaten-
stand, der im siebenjährigen Krieg Großes geleistet hatte, dessen Ohnmacht aber
unter den neuen Verhältnissen schon langst zu Tage gekommen war; noch setzte
man die Hoffnungen auf die Prahlereien eines veralteten Junkerthums, das vor
dem. neuen Geist der Zeit die Augen verschlossen hatte. Die Enttäuschung des
Königs und seiner hochsinnigen Gemahlin war schrecklich. Aber die Prüfungen
der Noch blieben nicht fruchtlos.
§. 750. h) Jena. Jndeß man in Berlin noch die letzte Antwort von
Frankreich erwartete, standen die französischen Truppen unter Napoleon und
seinen kriegskundigen Marschällcn schon im Herzen von Thüringen und
Sachsen, dessen Kurfürst sich nach einigem Sträuben an Preußen ange-
schlossen. Gleich das erste Treffen bei Saatfeld, worin der tapfere „geniale" 10.Oct
Prinz Louis Ferdinand seinen Tod fand, entschied wider die Preußen;
aber schrecklich und verhangnißvoll war die Niederlage des von dem alten
Herzog von Braun schweig befehligten Heers in der großen Doppel-
schlacht von Jena und Auerstädt. Sie entschied über das Schicksal der i*. Dct
Lander zwischen Rhein und Elbe.— Jetzt schlug der frühere Uebermuth plötz-
lich in Kleinmuth um, und die größte Plan - und Rathlosigkeit bemächtigte
sich der Führer. Da keine Vorkehrungen zu einem Rückzug getroffen waren, so
trennten sich die Heere in mehrere Abtheilungen und wurden einzeln die Beute
des rasch vordringenden Siegers. (So Hohenlohe, der bei Prenzlow
gegen 16,000 Mann in französische Kriegsgefangenschaft lieferte.) Die
Festungen ergaben sich mit solcher Eile, daß man bei vielen Befehlshabern
Verrath argwöhnte, weil die Muthlosigkeit und der gänzliche Mangel an
Selbstvertrauen unbegreiflich waren. „Mit furchtbarerueberraschung enthüll-
ten sich plötzlich die Folgen einer Verwaltung, die zwar Freiheit des Denkens
und wohlgeordnete Staatswirthschaft kräftig gefördert, aber in dem Streben
auf Entwickelung der Production und Sicherung von Handelsvortheilen die
Selbst- und Gewinnsucht der Einzelnen mächtig genährt hatte. National-
reichthum und öffentliches Einkommen waren bei den Regierenden in den
Vordergrund getreten, so wollten auch die Menschen aller Stände erwerben,
sammeln, anhäufen, genießen, und vergaßen, daß alle sachlichen Güter der
Selbständigkeit und Nationalehre unbedingt untergeordnet werden müssen,
wenn ein Volk sein Dasein behaupten will. Fast keine Behörde, kein Unter-
than dachte an Widerstand." 13 Tage nach der Schlacht von Jena zog Na-
poleon in Berlin ein und bemächtigte sich der großen Vorräthe an Pulver
und Waffen, deren Fortschaffung der Commandant Fürst Hatzfeld verhin-
v dert hatte.
Weber, Geschichte. Ii. 6. Ausl.
26
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Louis_Ferdinand Ferdinand Hohenlohe
Extrahierte Ortsnamen: Paris Frankreich Jena Berlin Frankreich Sachsen Saatfeld Jena Rhein Kleinmuth Jena Berlin
402
Napoleon Bonaparte's Machtherrschast.
Schon zwei Tage nach der Schlacht siel Er für t mit einer Besatzung von 8000 Mann
in die Hände des Feindes; am 23. Oct. Spandau. Wenige Tage später capitulirten die
mit Mannschaft und Kriegsvorrath aufs Beste versehenen Festungen Stettin und Kü-
strin; und am 10. Nov. übergaben Kleist und Wartensleben an der Spitze von 19
Generalen die Festung Magdeburg, das Bollwerk des Reichs, mit einer Besatzung von
18—20,000 Mann. Nicht besser ging es in H a nn o ver. Nur B l ü ch er rettete in den
blutigen Kämpfen in und bei Lübeck die preußische Ehre; doch konnte er die Erstürmung
der schlecht befestigten Stadt und die dadurch hervorgerufenen Gräuel eines siegestrunkenen
Heeres nicht hindern. — Die Festung C o l b erg, wo Sch il l, G n e i sen a u und der wackere
Nettelb eck jeden Kleinmuth fern hielten, widerstand muthvoll dem übermüthigen Feinde.
Von Berlin alis ließ Napoleon seine Machtsprüche ergehen, durch die
der Norden von Deutschland in noch größere Abhängigkeit kommen sollte,
als der Süden. Der bisher mit Preußen verbundene Kurfürst von Hes-
sen, der beim Ausbruch des Krieges seine tapfere schlagfertige Armee dem
Kampfe entzogen hatte, um eine ihm und den Bundesgenossen gleich ver-
derbliche Neutralität zu beobachten, mußte Heer und Land dem Feinde
überlassen und in der Fremde (Prag) Sicherheit suchen, während seine
schmachvoll erworbenen Schätze in Rothschilds Keller zu Frankfurt gebor-
gen wurden. Der schwer verwundete Herzog von Braun schweig
ließ sich auf dänisches Gebiet bringen, als Napoleon mit unedler Strenge
den unglücklichen Anführer der preußischen Heere aus seiner Hauptstadt
trieb, wohin er sich nach der Jenaer Schlacht auf einer Bahre hatte
tragen lassen, und ihn zwang, in fremder Erde sein Grab zu suchen. Meck-
lenburg und Oldenburg wurden besetzt, Jever und Oftsriesland mit Holland
verbunden, die Hansestädte wie auch Leipzig durch Wegnahme aller englischen
Maaren und durch schwere Kriegssteuern gedrückt und aus allen Gegenden
Schätze der Kunst und Wissenschaft und die Trophäen früherer Siege weg-
geführt. Nur demkurfürsten von Sachsen, dessen Truppen in den
preußischen Heeren bei Jena mitgefochten, ließ der Sieger Gnade widerfah-
ren. Er setzte die kriegsgefangenen Sachsen in Freiheit und gewährte dem
Kurfürsten einen günstigen Frieden, worauf dieser, mit dem Königstitel
geziert, gleich den übrigen sä ch si sch en H erz ög en, dem Rheinbunde
beitrat. Seitdem fühlte sich Friedrich August zu seinem und seines Volkes
Unglück durch die Bande der Dankbarkeit an Napoleon gefesselt. — Der
König von Preußen war nach Königsberg geflüchtet, von wo aus er
umsonst durch große Anerbietungen von dem Sieger Waffenruhe und Frieden
zu erlangen suchte — Napoleons Forderungen stiegen mit seinem Glück;
Friedrich Wilhelm mußte sich nothgedrungen zur Fortsetzung des Krieges mit
dem zornerfüllten Gegner entschließen.
§.751. c) Ey lau. Friedland. Tilsit. In seiner Bedrängniß
wandte sich der König von Preußen an seinen Freund Alexander, der erbit-
tert, daß Napoleon als Bundesgenosse der Pforte Rußlands Absichten auf
die Moldau und Wallach ei zu Hintertreiben suchte, alsbald ein russisches
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe]]
TM Hauptwörter (200): [T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleon Friedrich_August Friedrich August Napoleon Napoleons Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Alexander Alexander Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Spandau Stettin Berlin Deutschland Hes- Prag Rothschilds Frankfurt Oldenburg Jever Holland Sachsen Jena Sachsen Rheinbunde Königsberg Napoleons Friedland Tilsit
430 Auflösung des Kaiserreichs und Begründung neuer Zustände.
mengt, nach Hülfe und Rettung jammernd und keine fanden. Tausende erlagen
den Qualen der Wunden, dem Hunger und Dürft bei Tage, dem Frost der kalten
Oktobernachte, ehe es gelang, sie in eilig geschaffene Hospitäler zu bringen. Und
jveit entfernt, gerettet zu sein, waren sie hier für neue namenlose Leiden aufgespart."
Von den Feinden verfolgt zogen die Franzosen in Eilmärschen über
Oktober.erfurt dem Rheine zu. Bei Hanau verlegte ihnen Wrede mit Bayern
und Oestreichern den Weg, gab aber dadurch dem „sterbenden Löwen" noch
einmal Gelegenheit sein kriegerisches Talent zu zeigen. Der in der Schlacht
bei Hanau über den verwundeten Wrede, freilich mit schweren Opfern,
erfochtene Sieg öffnete dem Rest der französischen Armee, 70,000 Mann
stark, den Weg über Frankfurt nach dem Rheine. Aber die Unglücklichen
trugen alle den Keim tödtlicher Krankheiten in der Brust und noch vor Ende
des Jahrs starb die Halste davon in überfüllten Lazarethen.
In Deutschland hatte die Schlacht bei Leipzig eine große Umwandlung der
Dinge zur Folge; die Auflösung des Königreichs Westfalen; die
Rückkehr des Kurfürsten von Hessen und der Herzoge von Braun-
schweig und Oldenburg in ihre Staaten, die Haftnehmung des Kö-
nigs von Sachsen, von dem Napoleon in Leipzig Abschied genommen, waren
die ersten Wirkungen dieser denkwürdigen Katastrophe. Rasch lös'ten sich die letz-
ten Bande des Rheinbundes: Dalberg entsagte seinem Großherzogthum Frank-
furt; Würtemberg (dessen König noch kurz zuvor den General Normann
wegen seines Uebertritts bei Leipzig aus seinen Diensten entlasten), Baden,
Hessen-Darmstadt schlossen Vertrage mit Oestreich und stellten ihre Trup-
pen unter die Fahnen der Verbündeten. Ihnen, so wie allen übrigen Gliedern
des Rheinbundes wurden gegen Steins Rath ihre Besitzungen und ihre Ober-
herrlichkeit gewahrt. Eine Een tr al - C o m missi o n , unter der Leitung des
Freiherrn von Stein, der beim Ausbruch des Kriegs einer Einladung des Kaisers
von Rußland gefolgt war und von Petersburg aus für die Erhebung Deutsch-
lands einflußreich gewirkt hatte, verwaltete einstweilen bis zur neuen Ordnung die
den Franzosen und ihren tretigebliebenen Verbündeten entrissenen Gebiete. —
Nur Hamburg, durch Haxo vortrefflich befestigt, widerstand unter dem har-
ten Davoust noch bis zum Mai 1814. Nirgends übten die Franzosen solche
Bedrückungen und Erpressungen wie hier; Davoust war der Fluch und die Geißel
der Hamburger. Dänemark, seit 1807 Napoleons treuster Bundesgenosse,
vermochte den vereinten Angriffen der benachbarten Feinde nicht zu widerstehen.
14iii4n' ^ entsagte in dem Kieler Frieden dem französischen Bündnisse und willigte
in die Abtretung von Norwegen an Schweden und von Helgoland an Eng-
land. Für diese Verluste war die Erwerbung des von Preußen gegen den Ueberrest
von Schwedisch-Pommern eingetauschten Herzogthums Lauenburg ein geringer
Ersatz. Die kräftigen Norweger weigerten sich anfangs Schwedens Oberherrschaft
anzuerkennen. Ein eigenmächtig zusammengetretener Reichstag (Storthing) wählte
den dänischen Prinzen Friedrich Christian (nachherigen König von Dänemark)
zum König und gab dem Lande eine freie Ständeverfassung. Erst als die Mächte
mit Krieg drohten und der Schwedenkönig ihnen eine unabhängige Verwaltung
und Bestätigung ihrer fast republikanischen Verfassung zusicherte, erkannten sie
denselben als ihren Herrscher an. Auch in Italien stürzten die Napoleonischen
Schöpfungen zusammen. Der Vicekönig Eugen überließ nach tapferer Gegen-
wehr der östreichischen Uebermacht das Feld und begab sich zu seinem Schwieger-
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Dalberg Normann Oestreich Davoust Davoust Napoleons Friedrich_Christian_( Friedrich Eugen
Oestreichs Kämpfe mit Preußen.
277
nem eigenen Kriegsvolk schickte er einen Theil wider die in Preußen einge-
rückten Russen, die jedoch bald dem geringen Heere bei Großjägerndorf
eine Niederlage beibrachten; er selbst aber zog mit der Hauptmacht den
Oestreichern in Böhmen entgegen. Durch die tapfere Anstrengung
seiner Truppen und durch den Heldenmuth und Heldentod Schwerins
gewann Friedrich den glanzenden, aber theuer erkauften Sieg bei Prag.
Doch widerstand die Hauptstadt allen Angriffen und schon im nächsten Mo-
nate brachte die Niederlage bei Kollin durch den tapfern östreichischen is. Juni.
Feldmarschall Daun den preußischen König um alle Vortheile. 20,000 hel-
denmüthige Krieger hatte Friedrich durch den Sieg und die Niederlage ein-
gebüßt. Seine verdüsterte Gemüthsstimmung vor und nach dem Tage von
Kollin gab Zeugniß von den schweren Sorgen, die auf ihm lasteten. Ver-
folgt von den Oestreichern zog er mit dem Reste seiner Truppen nach der
Ober lau sitz, wendete sich aber bald wider die in Verbindung mit der
deutschen Reichsarmee heranrückenden Franzosen, die sich eben an-
schickten in Sachsen Winterquartiere zu nehmen, nachdem sie Friedrichs
Bundestruppen bei Hastenbeck (unweit Hameln) besiegt und den unge- 3uti.
schickten englischen Anführer (Cumberland) zu dem schmachvollen Vertrag
(Convention) von Kloster S even gezwungen hatten. Der sittenlose Prinz
von Soubise, ein Günstling der Pompadour und ein vertrauter Ge-
nosse der Lustschwelgereien (Orgien) Ludwigs Xv., stand mit großer Heeres-
macht an der Saale, als Friedrich einen unerwarteten Angriff machte und in
der Schlacht bei Roßbach den glänzendsten Sieg davontrug. Das franzö- 0. Nov.
fische Heer folgte, unter Zurücklassung seines mit Mode- und Luxusartikeln
reich versehenen Gepäcks, in wilder Flucht der von vem Prinzen von Hild-
burghausen befehligten Reichsarmee, die gleich beim Beginn der
Schlacht so eilig davon geflohen war, daß der Witz der Spötter ihre Be-
nennung in „Reisausarmee" verkehrte. Von dem an war Friedrich der Held
des Tages bei den Patrioten und der Stolz des protestantischen Deutsch-
lands. — Mittlerweile hatten die Oestreicher in Schlesien glückliche Fort-?. Sept.
schritte gemacht. Winterfeldt, Friedrichs Vertrauter, war gefallen,
Schweidnitz und Breslau mit ihren gefüllten Magazinen und Zeughäusern
in die Hände der Feinde gerathen; viele tapfere Preußen trauerten in Kriegs-
gefangenschaft. — Da erschien Friedrich und führte einen raschen Umschwung
der Dinge herbei. In der Schlacht bei Leuthen gewann er durch seines. Decbr.
geschickte Anordnung einen glorreichen Sieg über die dreimal starkern von
Daun angeführten Feinde und brachte Breslau und ganz Schlesien wieder
in seine Gewalt.
Schwer lastete indessen die Kriegsnoth auf dem nördlichen Deutschland.
Preußen wurde von den russischen Schaaren hart mitgenommen, in Pommern
zehrte das unthatig weilende schwedische Heer vom Mark des Volkes und in Han-
nover, Braunschweig und Hessen-Cassel sog der sittenlose Herzog von Richelieu,
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Oestreichs Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrichs Ludwigs_Xv. Ludwigs_Xv. Friedrich Friedrich Friedrich_der_Held Friedrich Friedrichs Friedrich Friedrich Richelieu
Extrahierte Ortsnamen: Schwerins Prag Sachsen Hameln Roßbach Deutsch- Schlesien Friedrichs Schweidnitz Breslau Daun Breslau Deutschland Pommern Braunschweig Hessen-Cassel
278 Erste Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts.
der durch Erpressungen und Kriegssteuern sich neue Mittel zur Verschwendung
und Schwelgerei zu verschaffen suchte, das Land auf so empörende Weise aus,
daß der französische Hof sich seiner schämte und ihn abberief.
tz. 665. Zorndorf, H ochki rch (1758). In England war Frie-
drich seit der Schlacht von Roßbach der Abgott des Volkes. Daher beschloß
das Ministerium, in dem der ältere Pitt (Lord Chatham) den größten Ein-
fluß besaß, den Vertrag von Kloster Seven aufzugeben, den König von
Preußen mit Geld und Truppen reichlicher zu unterstützen und ihm die Be-
stimmung des Feldherrn zu überlassen. Friedrich ernannte zum Anführer des
Bundesheers den umsichtigen Ferdinand von Braunschweig, der
beim Beginn des Frühlings die Franzosen über den Rhein trieb, sie in der
23. Juni.schlacht bei Crefeld schlug und den ganzen Sommer hindurch Nord-
deutschland vor ihren räuberischen Einfällen sicher stellte. — Die Russen hat-
ten sich nach dem Sieg bei Groß-Iägerndorf plötzlich zurückgezogen,
weil Bestucheff, in der Meinung die Kaiserin Elisabeth würde der ge-
fährlichen Krankheit, von der sie ergriffen war, erliegen, den bevorstehenden
Thronwechsel zur Ausschließung des ihm verhaßten Großfürsten Peter (von
Holstein-Gottorp) benutzen wollte. Als aber Elisabeth genas und von dem
Vorhaben Kunde erhielt, verbannte sie Bestucheff und schickte Fermor
mit großer Heeresmacht an die Oder. Preußen wurde besetzt und, als ob
das Land schon eine sichere Beute wäre, die Bürgerschaft von Königs-
berg zum Huldigungseid gezwungen. Dann rückten die wilden Kriegs-
schaaren ins Brandenburgische ein, legten Küstrin in Asche und füllten
das Land mit Brand, Mord und Verwüstung. Da machte Friedrich von
Mähren aus, wohin er nach der Eroberung von Schweidnitz, der
letzten Besitzung der Oestreicher in Schlesien, im Frühling gezogen war,
einen meisterhaften Rückzug an die Oder und steuerte dem weitern Vordrin-
25. Aug. ^en der Russen durch die mörderische Schlacht bei Zorndorf, wo die
Preußen, hauptsächlich durch die Geschicklichkeit des tapfern Reiterführers
Seydlitz, des Helden bei Roßbach, einen freilich mit schweren Opfern er-
kauften Sieg erfochten. Hierauf wollte Friedrich seinem von den Oestreichern
bedrängten Bruder Heinrich nach Sachsen zu Hülfe ziehen, aber von
Dauns überlegenem Heer in einer ungünstigen Stellung überrascht, verlor er
" Oct. bei dem Ueberfall von Hochkirch sein ganzes Geschütz und viele tapfere
Streiter. Dennoch bewerkstelligte er durch einen geschickten Marsch seine
Verbindung mit Heinrich und verdrängte die Feinde abermals aus Schlesien
und Sachsen.
tz. 666. Kunersdorf (1759). Aber bald zog sich ein neuer Sturm
über Friedrichs Haupt zusammen. Während der preußische König an großer
Erschöpfung litt, die Lücken, die die Schlachten in seinen geübten Truppen
hervorgebracht, durch drückende Aushebung junger unerfahrener Rekruten
mühsam ergänzte und seine Bedürfnisse an Geld und Lebensmitteln nur
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Ferdinand_von_Braunschweig Ferdinand Crefeld Elisabeth Peter_(von
Holstein-Gottorp Friedrich_von
Mähren Friedrich Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: England Rhein Schweidnitz Schlesien Roßbach Sachsen Hochkirch Sachsen
Oestreichs Kämpfe mit Preußen. 279
durch harte Kriegssteuern und Auflagen kümmerlich deckte, erlangte Maria
Theresia durch den geistreichen, gewandten, beider Pompadour und dem
König viel vermögenden Minister Ch oiseul aufs Neue die Zusicherung rei-
cher Hülfsgelder und großer Heere, und Elisabeth suchte durch Siege die
Erinnerung an Zorndorf zu verwischen und schickte neue Kriegsschaaren unter
Soltikoff gegen Preußen ins Feld. Friedrichs Starke beruhte auf der
Begeisterung des Volks für den Helden und in der Bewunderung der Gebil-
deten für den geistreichen, freidenkenden König, die nirgends größer war als
in dem tonangebenden Frankreich, woraus sich deutlich erkennen ließ, daß die
Politik der Regierung mit den Wünschen und Ansichten des Volks nicht im
Einklang stand. Eine Heeresabtheilung, die Friedrich gegen die Rüsten
schickte, um deren Verbindung mit den Oestreichern zu verhindern, wurde bei
Züllichau geschlagen, und als er selbst die nunmehr vereinigten und zujuüi75s.
großer Heeresmacht angewachsenen Gegner unweit Frankfurt an der Oder
mit einer viel geringem Armee angriff, erlitt er in der blutigen Schlacht ^.Aug.
von Kunersdorf, nachdem er die Russen bereits siegreich zurückgeschlagen,
durch die unter dem geschickten Feldherrn Laudon zu günstiger Zeit hervor-
brechenden Oestreicher, eine so vollständige Niederlage, daß er an einem glück-
lichen Ausgang des Kriegs zu verzweifeln begann und kleinmüthig den Tod
wünschte. Den Feinden stand der Weg nach Berlin offen, aber die Un-
einigkeit der Russen und Oestreicher bewirkte, daß der Sieg nicht so benutzt
wurde, wie Maria Theresia wünschte. Dagegen ging Dresden und nach
der unglücklichen Capitulation von Maxen, wo 12,000 Preußen unter^ä"-
Fink in Kriegsgefangenschaft geriethen, auch noch andere Theile von Sach-
sen verloren. Die Rettung der Uebrigen verdankte Friedrich der allzugroßen
Bedächtigkeit Dauns. — Glücklicher hatten indessen Friedrichs Verbündete
unter Ferdinand von Braunschweig gegen die Franzosen gefochten.
Zwar hatte der Herzog von Broglie in der Schlacht vonbergen bei 1759.
Frankfurt a. M. die Oberhand erhalten, aber Ferdinands glanzender Si eg Aug.
bei Minden trieb das französische Heer über den Rhein zurück und rettete
Westfalen und Hannover.
§. 667. Liegnitz. Torgau (1760). Diese Unfälle hatten das preu-
ßische Heer so geschwächt, daß der König beim Wiederausbruch des Kriegs
sich gegen seine Gewohnheit vertheidigungsweise verhalten mußte. Zwar
führte Friedrichs Name und die Gewandtheit seiner Werber aus allen Gauen
Schaaren von Rekruten zu den preußischen Fahnen; aber den Abgang waf-
fenkundiger Offiziere und gedienter Soldaten konnten selbst Friedrichs hohe
Feldherrngaben nicht ganz ersetzen. Zur Bestreitung der Kriegskosten mußte
er zu den drückendsten Auflagen und zur Prägung geringhaltiger Geldmünzen
seinezuflucht nehmen. Während er von Dauns Heer beobachtet in Sachsen
weilte und umsonst Dresden wieder in seine Gewalt zu bringen suchte,
ging Schlesien nach der, übrigens ehrenvollen Niederlage des tapfern,
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Oestreichs Maria
Theresia Maria Theresia Elisabeth Friedrichs Friedrichs Friedrich Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Fink Friedrich Friedrich Friedrichs Ferdinand_von_Braunschweig Ferdinand Ferdinands Friedrichs Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankfurt Berlin Dresden Maxen Dauns Frankfurt Rhein Westfalen Hannover Liegnitz Torgau Friedrichs Sachsen Dresden
Oestreichs Kämpfe mit Preußen. 583
Anstrengung seiner Truppen und durch den Heldenmuth und Helden-
tod Schwerins gewann Friedrich den glanzenden, aber theuer er-
kauften Sieg bei Prag. Doch widerstand die Hauptstadt allen An-
griffen und schon im nächsten Monate brachte die Niederlage bei
Kollin durch den tapfern östreichischen Feldmarschall Daun den preußi-
schen König um alle Vortheile. 20,000 heldenmüthige Krieger hatte
Friedrich durch den Sieg und die Niederlage eingebüßt. Seine ver-
düsterte Gemüthsstimmung vor und nach dem Tage von Kollin gab
Zeugniß von den schweren Sorgen, die auf ihm lasteten. Verfolgt
von den Oestreichern zog er mit dem Reste seiner Truppen nach der
Oberlausitz, wendete sich aber bald wider die in Verbindung mit
der deutschen Reichsarmee heranrückenden Franzosen, die sich
eben anschickten in Sachsen Winterquartiere zu nehmen, nachdem sie
Friedrichs Bundestruppen bei Hastenbeck (unweit Hameln) besiegt
und den ungeschickten englischen Anführer (Cumberland) zu dem schmach-
vollen Vertrag (Convention) von Kloster Seven gezwungen hatten.
Der sittenlose Prinz von Soubise, ein Günstling der Pompadour
und ein vertrauter Genosie der Lustschwelgereien (Orgien) Ludwigs Xv.,
stand mit großer Heeresmacht an der Saale, als Friedrich einen un-
erwarteten Angriff machte und in der Schlacht bei Roßbach den
glänzendsten Sieg davontrug. Das französische Heer folgte, unter Zu-
rücklassung seines mit Mode- und Luxusartikeln reich versehenen Ge-
päcks, in wilder Flucht der von dem Prinzen von Hildburghausen
befehligten Reichsarmee, die gleich beim Beginn der Schlacht so
eilig davon geflohen war, daß der Witz der Spötter ihre Benennung
in ,,Reisausarmee" verkehrte. Von dem an war Friedrich der Held
des Tages bei den Patrioten und der Stolz des protestantischen Deutsch-
lands. — Mittlerweile hatten die Oestreicher in Schlesien glückliche
Fortschritte gemacht. Winterfeldt, Friedrichs Vertrauter, war ge-
fallen, Schweidnitz und Breslau mit ihren gefüllten Magazinen und
Zeughäusern in die Hände der Feinde gerathen; viele tapfere Preußen
trauerten in Kriegsgefangenschaft. — Da erschien Friedrich und führte
einen raschen Umschwung der Dinge herbei. In der Schlacht bei
Leuthen gewann er durch f.ine geschickte Anordnung einen glorreichen
Sieg über die dreimal stärkern von Daun angeführten Feinde und
brachte Breslau und ganz Schlesien wieder in seine Gewalt.
Schwer lastete indessen die Kriegsnoth auf dem nördlichen Dentsch-
land. Preußen wurde von den russischen Schaarcn hart mitgenommen;
in Pommern zehrte das unthätig weilende schwedische Heer vom Mark
des Volkes und in Hannover, Braunschweig und Hessen-Cassel sog der
Mai
1757.
Juni
Juli
5. Nov.
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Oestreichs Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrichs Ludwigs_Xv. Ludwigs_Xv. Friedrich Friedrich Friedrich_der_Held Friedrich Friedrichs Friedrich Friedrich
584
Das achtzehnte Jahrhundert.
sittenlose Herzog von Richelieu, der durch Erpressungen und Kriegs-
steuern sich neue Mittel zur Verschwendung und Schwelgerei zu verschaffen
suchte, das Land auf so empörende Weise aus, daß der französische Hof
sich seiner schämte und ihn abberief.
§. 633. Zorndorf, Hochkirch (1758). In England war
Friedrich seit der Schlacht von Roßbach der Abgott des Volkes. Da-
her beschloß das Ministerium, in dem der große Pitt (Lord Chatam) .
den größten Einfluß besaß, den Vertrag von Kloster Seven aufzu»
heben, den König von Preußen mit Geld und Truppen reichlicher zu
unterstützen und ihm die Bestimmung des Feldherrn zu überlassen. Er
ernannte zum Anführer des Bundesheers den umsichtigen Ferdinand
von Braunschweig, der beim Beginn des Frühlings die Fran-
zosen über den Rhein trieb, ihnen bei Erefeld eine Niederlage bei-
brachte und den ganzen Sommer hindurch Norddeutschland vor ihren
räuberischen Einfällen sicher stellte. — Die Russen hatten sich nach
dem Sieg bei Groß-Iagerndorf plötzlich zurückgezogen, weil
Bestucheff, in der Meinung die Kaiserin Elisabeth würde der gefähr-
lichen Krankheit, von der sie ergriffen war, erliegen, den bevorstehen-
den Thronwechsel zur Ausschließung des ihm verhaßten Großfürsten
Peter (von Oldenburg) benutzen wollte. Als aber Elisabeth genas
und von dem Vorhaben Kunde erhielt, verbannte sie Bestucheff
und schickte Fermor mit großer Heeresmacht an die Oder. Preußen
wurde besetzt und, als ob das Land schon eine sichere Beute wäre, die
Bürgerschaft von Königsberg zum Huldigungseid gezwungen. Dann
rückten die wilden Kriegsschaaren in's Brandenburgische ein, legten
Küstrin in Asche und füllten das Land mit Brand, Mord und Ver-
wüstung. Da machte Friedrich von Mähren aus, wohin er nach
der Eroberung von Schweidnitz, der letzten Besitzung der Oestreicher
in Schlesien, im Frühling gezogen war, einen meisterhaften Rückzug
an die Oder und steuerte dem weitern Vordringen der Russen durch die
August mörderische Schlacht bei Zorndorf, wo die Preußen, hauptsächlich
durch die Geschicklichkeit des tapfern Reiterführers Seydlih, des Hel-
den von Roßbach, einen freilich mit schweren Opfern erkauften Sieg
erfochten. Hierauf wollte Friedrich seinem von den Oestreichern be-
drängten Bruder Heinrich nach Sachsen zu Hülfe ziehen, aber von
Dauntz überlegenem Heere in einer ungünstigen Stellung überrascht
Oktober verlor er bei dem Ueberfall von Hochkirch sein ganzes Geschütz und
viele tapfere Streiter. Dennoch bewerkstelligte er durch einen geschickten
Marsch seine Verbindung mit Heinrich und verdrängte die Feinde aber-
mals aus Schlesien und Sachsen.
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Richelieu Friedrich Friedrich Ferdinand
von_Braunschweig Ferdinand Elisabeth Peter_( Königsberg Friedrich_von_Mähren Friedrich August Reiterführers_Seydlih Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Dauntz Heinrich Heinrich
585
Oestreichs Kämpfe mit Preußen.
§. 634. Kunersdorf (1759). Aber bald zog sich ein neuer
Sturm über Friedrichs Haupt zusammen. Wahrend der preußische König
an großer Erschöpfung litt, die Lücken, die die Schlachten in seinen geüb-
ten Truppen hervorgebracht, durch drückende Aushebung junger unerfahr-
ner Rekruten mühsam ergänzte und seine Bedürfnisse an Geld und Lebens-
mitteln nur durch harte Kriegssteuern und Auflagen kümmerlich deckte, er-
langte Maria Theresia durch den geistreichen, gewandten, bei der Pompa-
dour und dem König viel vermögenden Minister C h o i seu l aufs Neue die
Zusicherung reicher Hülfsgelder und großer Heere, und Elisabeth suchte
durch Siege die Erinnerung an Zorndorf zu verwischen und schickte neue
Kriegsschaaren unter Soltikoff gegen Preußen ins Feld. Friedrichs Starke
beruhte auf der Begeisterung des Volks für den Helden und in der Be-
wunderung der Gebildeten für den geistreichen, freidenkenden König, die
nirgends größer war als in dem tonangebenden Frankreich, woraus sich
deutlich erkennen ließ, daß die Politik der Regierung mit den Wünschen
und Ansichten des Volks nicht im Einklang stand. Eine Heeresab-
theilung, die Friedrich gegen die Russen schickte, um deren Verbindung
mit den Oestreichern zu verhindern, wurde bei Züllichau geschlagen, 3e
und als er selbst die nunmehr vereinigten und zu großer Heeresmacht ange-
wachsenen Gegner unweit Frankfurt an der Oder mit einer viel geringern
Armee angriff, erlitt er in der blutigen Schlacht von Kunersdorf, August
nachdem er die Russen bereits siegreich zurückgeschlagen, durch die unter
dem geschickten Feldherrn Laudon zu günstiger Zeit hervorbrechenden Oest-
reicher eine so vollständige Niederlage, daß er an einem glücklichen Aus-
gang des Kriegs zu verzweifeln begann und kleinmüthig den Tod wünschte.
Den Feinden stand der Weg nach Berlin offen, aber die Uneinigkeit der
Russen und Oestreicher bewirkte, daß der Sieg nicht so benutzt wurde, wie
Maria Theresia wünschte. Dagegen ging Dresden und nach der unglück-
lichen Capitulation von Maxen, wo 12,000 Preußen in Kriegsgefan-
genschaft geriethen, auch noch andere Theile von Sachsen verloren. Die
Rettung des Uebrigen verdankte Friedrich der allzugroßen Bedächtigkeit
Dauns. — Glücklicher hatten indessen Friedrichs Verbündete unter Fer-
dinand von Braunschweig gegen die Franzosen gefochten. Zwar
hatte Broglio in der Schlacht von Bergen bei Frankfurt a. M.
die Oberhand behalten, aber Ferdinands glänzend er Sieg bei Minden Juli
trieb das französische Heer über den Rhein zurück und rettete Westphalen
und Hannover.
8 635. Liegnitz. Torgau (1760). Diese Unfälle hatten das
preuß. Heer so geschwächt, daß der König beim Wiederausbruch des Krie-
ges sich gegen seine Gewohnheit Vertheidigungsweise verhalten mußte.
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind]]
Extrahierte Personennamen: Friedrichs Maria_Theresia Maria Theresia Elisabeth Friedrichs Friedrich Friedrich August Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich Friedrich Dauns Friedrichs Broglio Ferdinands
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankfurt Berlin Dresden Maxen Sachsen Frankfurt Rhein Hannover Liegnitz Torgau
588
Nov.
Februar
1703.
Das achtzehnte Jahrhundert.
Bündniß mit Friedrich auf und rief ihre Truppen zurück. Aber vor dem
Abzug half der russische, dem preußischen Monarchen ergebene Feldherr die-
sem noch die Schlacht bei Burkersdorf gegen Daun gewinnen, worauf
Friedrich mit großer Anstrengung S ch w e i dn itz und den größten Theil
von Schlesien wieder eroberte, indeß Prinz Heinrich, Seydlitz,
Kleist u. a. Sachsen von den Reichstruppen säuberten und der Prinz
von Braunschweig nach der Einnahme von Kassel die Franzosen dem
Rheine zudrängte. Das deutsche Volk, dessen Lander verwüstet, dessen
Industrie in Stocken gerathen, dessen Ackerbau verfallen, dessen Wohl-
stand vernichtet war, forderte verzweiflungsvoll den Frieden. Als Kleist
Franken durchstreifte, Bamberg und Nürnberg brandschatzte und Regens-
burg bedrohte, geriethen die deutschen Fürsten in Schrecken und traten
großentheils vom Bunde wider Friedrich ab. Aber auch Oestreich war
durch den langen Krieg so erschöpft, daß es nur mit der größten Anstren-
gung und durch Aufhäufung einer beträchtlichen Staatsschuld Armeen
und Kriegsbedarf aufbrachte. Maria Theresia widersetzte sich daher nicht
länger dem von allen Seiten begehrten Frieden. Ein zwischen Preußen,
Frankreich und Oestreich abgeschlossener Waffenstillstand wurde zur
Unterhandlung benutzt, die im nächsten Frühjahr den Pariser und we-
nige Tage später den Hubertsburger Frieden herbeiführten. In diesem
Frieden wurde dem König vonpreußen der Besitz von Schle-
sien für immer zugesich ert, dagegen die Herausgabe aller übrigen
Eroberungen ausbedungen. Von dem an nahm Preußen seinen Rang
unter den fünf europäischen Großmächten ein.
Mittlerweile wurde in Amerika und Europa zwischen England und Frank-
reich ein wechsclvoller See- und Landkrieg geführt. Als die in dem Utrcchter Frieden
an.england abgetretene Insel Men orka von dem Herzog von Richelieu erobert
wurde und auch in Amerika die aus Hannoveranern und gekauften Hessen be-
stehenden Truppen der Engländer mit wenig Erfolg kämpften, gab die engl. Nation
ihren Unwillen so laut kund, daß das Ministerium das Volk durch ein Opfer zu versöh-
nen beschloß Es schob die Schuld des Verlustes von Menorka auf das feige und unge-
schickte Benehmen des Admirals Byng, und ließ denselben durch ein Kriegsgericht ver-
urtheilen und an dem Maste seines Schiffs erschießen. — Aber erst als William Pitt
in's Ministerium trat, nahmen die Dinge eine andere Wendung. Englische Heerführer
eroberten Otuebeck und besetzten Canada, engl. Admiräle schlugen die franz. Flotten
und hinderten die Ausfuhr nach Amerika. Als auch das seit dem Fami'licnpakt von 176l
enge mit Frankreich verbundene Spanien an dem Kriege Theil nabm, gingen viele west-
indische Inseln an England verloren. Aber durch Lord Butes Einfluß wurde Pitt ver-
drängt, worauf das englische Ministerium den Vertrag mit Friedrich von Preußen auf-
hob und dann mit Frankreich und Spanien in Unterhandlungen trat. In dem Pariser
Frieden wurde England durch die Erwerbung von Canada und Florida (wofür
Spanien von Frankreich Louisiana erhielt) und der Insel Grenada reichlich entschädigt;
seine Seemacht war vergrößert, aber auch seine Schuldenlast vermehrt worden.
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff]]
TM Hauptwörter (200): [T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Oestreich Maria_Theresia Maria Theresia Richelieu Menorka Friedrich_von_Preußen Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Kassel Rheine Bamberg Nürnberg Frankreich Amerika Europa England Frank- Amerika Hessen Amerika Frankreich Spanien England Frankreich Spanien England Florida Spanien Frankreich_Louisiana Grenada