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1. Vaterländische Geschichte - S. 167

1900 - Berlin : Nicolai
167 seinen Offizieren an diegerade gedeckten Tische.—In dergegend zwischen Naumburg und Merseburg traf Friedrich bei Roßbach (5. November) auf die in dreifacher Stärke hier lagernden Franzosen. Im Angesichte der Feinde gab sich das Heer der Ruhe hin, und die Soldaten bereiteten sich ihr Mittagsmahl. Die Franzosen hielten es für einen Ausdruck der Verzweiflung und trugen nur Sorge, das kleine Heer möchte ihnen entkommen. Als sie mit der Einschließung begannen, stand die preußische Infanterie, die Friedrich führte, urplötzlich zum Angriff bereit vor ihnen. Gleichzeitig brach die preußische Kavallerie unter Seilitz wie der Sturmwind auf sie ein. Vor der Wucht dieses doppelten Angriffs konnten die Franzosen nicht lange standhalten. Nach kaum zwei Stunden befand sich das ganze Heer in wilder Flucht nach dem Rheine, viele Gefangene, Kanonen und Fahuen zurücklassend. Freund und Feind stimmte ein in den Jubel über diesen Sieg. Zahlreiche Spottgedichte giugeu durchs Laud. Überall sang mau: „Und wenn der große Friedrich kommt Und klopft nur auf die Hosen, So läuft die ganze Reichsarmee, Panduren und Franzosen." Den Kampf gegen die Franzosen und die Reichsvölker überließ Friedrich dem geschickten, tapferen Herzog Ferdinand von Braunschweig. Er selbst mußte mit seinen Truppen nach Schlesien eilen, das die Österreicher fast ganz in Besitz genommen hatten. In der Nähe der Hauptstadt stand bei Leuthen ein Heer von 80 000 Mann kampfbereit. Friedrich mußte mit 30 000 Mann den Feind angreifen, wenn er nicht Schlesien verloren geben wollte. Er erfaßte ganz den Ernst seiner Lage. In einer feierlichen Ansprache wies er seine Generale auf die große Gefahr hin, in der das Vaterland schwebte, und schloß mit den Worten: „In kurzer Zeit haben wir den Feind geschlagen, oder wir sehen uns niemals wieder". Tief ergriffen gingen die Führer auseinander und teilten durch züudeude Worte die Begeisterung dem ganzen Heere mit. Freudig erkannte Friedrich den Geist des Heldenmuts, als er am Vorabend der Schlacht einen Gang durch das Lager machte. Am 5. Dezember in aller Frühe begann der Kampf. „Gieb, daß ich thu' mit Fleiß", sangen die Soldaten in der Nähe des Königs. „Mit solchen Truppen wird mir Gott gewiß den Sieg verleihen", sagte er zu seiner Umgebung. Und seiner ausgezeichneten Führung gelang es, nach tapferer Gegenwehr den glänzendsten Sieg

2. Vaterländische Geschichte - S. 196

1900 - Berlin : Nicolai
196 feldherrn, Bei Auerstädt geschlagen. Letzterer verlor durch eine Kanonenkugel beide Augen. Höchst traurig waren die Folgen der blutigen Oktober-tage. Die ganze Armee löste sich in wilde Flucht auf. Ein Truppenteil unter dem Prinzen von Hohenlohe wurde bei Prenzlau gefangen, ein anderer unter Blücher ergab sich nach rühmlicher Gegenwehr bei Lübeck. Alle starken - preußischen Festungen, wie Erfurt, Magdeburg, Spandau, Küstrin, Stettin u. ct., öffneten ohne jeglichen Widerstand die Thore. Nur Kolberg unter Gneisenau und Nettelbeck, Graudenz unter Courbiere und Pillau hielten sich. — 3m Laufe des Winters 1807 bemächtigten sich die Franzosen auch Schlesiens, das Napoleon bei seinem raschen Vordringen anfangs seitwärts liegen ließ. Auch vou den Kräften dieser Provinz wurde kein Gebrauch gemacht. Die meisten Festungen wurden auf schimpfliche Weise übergeben. Allein Kofel, wo der „alte Neumann" befehligte, Silberberg und Glatz behaupteten sich bis zu Ende des Krieges. 4. Fiksit. Die preußische Königsfamilie mußte zuerst nach Königsberg, dann nach Memel fliehen. Die Truppen, die noch kampffähig waren, zogen sich über die Weichsel zurück und vereinigten sich mit den Russen. In der Schlacht bei Ey lau (im Februar 1807) leisteten die vereinigten Heere erfolgreichen Widerstand. Bei Friedland (im Juni) aber erlagen sie trotz ihrer Tapferkeit der Kriegskunst Napoleons. _ Endlich kam der unglückliche Friede zu Tilsit zustande (Juli 1807). Preußens Geschick wurde noch dadurch verschlimmert, daß sich Rußland von ihm trennte. So erklären sich die harten Friedensbedingungen: Preußen verlor alle Länder westlich von der Elbe, sowie die durch die zweite und dritte Teilung Polens erworbenen Länder, es mußte 120 Millionen Mark Kriegskosten zahlen und durste ein Heer von nur 42 000 Mann halten. 5. Wach dem Iriedensschlich. Ein ungeheurer Druck lag in den nächsten Jahren aus dem kleiuen Lande, das noch den Namen Preußen führen durfte. Eine ganze französische Armee wurde über das Land verteilt. Offiziere und Soldaten wurden dem Bürger ins Haus gelegt, sie mußten ernährt und vergnügt werden. Auf Kosten der Kreise mußten gemeinsame Tafeln eingerichtet und Bälle gegeben werden. Der Soldat sollte sich für die Mühen des Krieges entschädigen. Auch die Friedensbedingungen veränderte man treulos, gab z. B. die Festuugen nicht zurück, wie versprochen worden war. Mehr als 200 Millionen Thaler haben die Franzosen damals aus dem kleinen Lande gezogen. Selbst die Wohlhabenden beschränkten

3. Vaterländische Geschichte - S. 213

1900 - Berlin : Nicolai
213 „Frisch auf, mein Volk, die Flammenzeichen rauchen, Hell aus dem Norden bricht der Freiheit Licht. Du sollst den Stahl in Feindes Herzen tauchen; Frisch auf, mein Volk! Die Flammenzeichen rauchen, Die Saat ist reif, ihr Schnitter, zaudert nicht!" Auf jeber Rast und jeber Beiwacht entstaub eins seiner herrlichen Kriegslieber. Den Sang von der Eisenbraut*) auf den Lippen, bezeugte er durch einen tapferen Reitertob den Ernst feiner Gefühle für die Befreiung Deutschland. Zwei fübbeutfche Sänger — Rücfert und Uhlanb — stimmten mit ein in den begeisterten Chor der oaterlänbifchen Dichtung. Des ersteren „2becfstimmen zum Völkerfrühling", seine geharnischten Sonette, vermochten leiber die Masse des Volkes außerhalb Preußens ebensowenig aufzurütteln, wie der „Aufruf an die Deutschen", den die verbünbeteu Monarchen (am 26. März von Misch aus) erließen. Deshalb war der teutsche Befreiungskrieg in feiner ersten, schwereren Hälfte ein Kampf Preußens „gegen die von Frankreich beherrschten brei Viertel der beutfchen Nation." Yiii. Die Befreiungskriege. „Mit Gott für König und Vaterland." t a) Der erste Befreiungskrieg. 1813—14. 1. Beginn des Krieges. Die ersten Schlachten. Nach Empfang der preußischen Kriegserklärung orbnete Napoleon eine verstärkte Truppenaushebung in seinen ausgebauten Staaten an. Schon nach wenigen Wochen zog ein wohlgerüstetes Heer über den Rhein. Die Fürsten des Rheinbunbes stellten Hilfstruppen. Bereits im April staub ein ansehnliches Heer in Sachsen kriegsbereit. Nur eine verhältnismäßig kleine Truppenmacht konnten ihm die Verbünbeteu Zunächst entgegenstellen. In der Ebene von Leipzig trafen die feinblichen Heere oufeincmber (2. Mai). Besonbers um das Dorf Groß-görscheu würde mit Erbitterung gekämpft. Die junge preußische Macht bewährte sich herrlich. Zwar wichen die vereinigten Streitkräfte Zuletzt der feinblichen Übermacht; aber Napoleon behielt nichts als ein schwer erstrittenes, blutiges Schlachtfelb. Ein schmerzlicher Ver- *) „Schwertlied" von Körner; er starb am 26. August, in dem Gefechte bei Gadebusch von einer Kugel tödlich getroffen, und wurde bei dem Dorfe Wöbbelin unter einer alten Eiche bestattet.

4. Vaterländische Geschichte - S. 170

1900 - Berlin : Nicolai
170 Verachtung des Königs, der im dichtesten Kugelregen aushielt und sein Leben der größten Gefahr aussetzte. Der halberkämpfte Sieg verwandelte sich in die schwerste Niederlage des Krieges. Friedrich erkannte die ganze Trostlosigkeit seiner Lage. Benutzten die Feinde ihren Sieg, so war sein gänzlicher Untergang gewiß. In tieser Betrübnis über den Gang der Geschicke wünschte er sich selbst den Tod. „Alles ist verloren; retten Sie die königliche Familie! Adieu für immer!" schrieb er an seinen ersten Minister. — Aber auch seine Gegner hatten außerordentliche Verluste erlitten. „Der König von Preußen pflegt seine Niederlagen teuer zu bezahlen. Noch einen solchen Sieg, und ich kann mit dem Stabe in der Hand Ew. Majestät allein die Kunde davon überbringen", so schrieb der russische Feldherr an seine Kaiserin. Aus der Erschöpfung der russischen Armee erklärt sich die Antwort, die Laudon erhielt, als er den General zu raschem Vorgehen aufforderte. Das Heer seiner Kaiserin habe bereits drei Siege errungen, meinte er. Er wolle warten, bis sich die Österreicher gleicher Erfolge rühmen könnten. Die Trennung der feindlichen Armeen nach ihrem Siege war für Friedrich ein Glück im Unglück. Nun vermochte er die Trümmer seines geschlagenen Heeres zu sammeln. Aber nicht nur die Schlacht bei Knnersdorf ging unter den größten Verlusten verloren; auch andere Unglücksfälle trafen den König. Dresden mußte deu Österreichern überlassen werden, und der General Finck wurde bei Maxen (südwestlich von Dresden) mit 12 000 Mann gefangen genommen. — Nur der Herzog von Braunschweig hatte in diesem Jahre glücklich gekämpft; er hinderte die Franzosen, den übrigen Verbündeten wirksame Hilfe zu bringen. Nachdem er sie bei Minden geschlagen hatte, zogen sie sich» über den Rhein zurück. 5. Das Zahr 1760. Gerade nach den Niederlagen offenbarte sich die ganze Heldengröße des Preußenkönigs. Nach kurzer Betäubung erhob " er sich wieder in neuer Kraft. Wenn er geschlagen worden war, dann entzog er sich zunächst seinen Feinden; aber bald packte und besiegte er sie wieder. Unerschöpflich war er in seinen Hilfsmitteln. So bewährte er sein Feldherrntalent. Unglücklich genug begann auch das neue Kriegsjahr. Laudon schlug das preußische Heer (unter Fouquet bei Landshut) in Schlesien, eroberte Glatz und bedrohte Breslau. Friedrich und Dann standen in Sachsen. Auf die Botschaft, daß Schlesien so gut wie verloren sei, eilte Friedrich herbei und schlug Laudon bei Liegnitz, ehe ihm

5. Vaterländische Geschichte - S. 195

1900 - Berlin : Nicolai
195 stadt Warschau hinzugekommen. Ansbach und Baireuth wurden erworben. Für die an Frankreich abgetretenen linksrheinischen Gebiete kam viermal soviel Land im Innern Deutschlands hinzu. Endlich wurde gegen Ansbach und Baireuth (Kleve und Neufchatel) sogar Hannover eingetauscht. Einige Monate hindurch umfaßte Preußen damals ein Ländergebiet von mehr als 6000 ^ Meilen. Die Vergrößerung geschah zum Teil widerwillig, sie wurde von einem mächtigen Feinde aufgedrängt. Unter fortgesetzten Demütigungen schwoll der Staat an. Trotz seiner Vergrößerung verlor er an Ansehen in Europa. 2. Kriegsursachen. In dem letzten Kriege war der König von Preußen von Napoleon arg beleidigt worden; denn ohne Genehmigung Friedrich Wilhelms Iii. waren die Franzosen wider alles Völkerrecht durch preußisches Gebiet (Ansbach und Baireuth) gezogen, um dem Feinde in den Rückeu zu fallen. Der schnelle Sieg bei Austerlitz hatte deu König gehindert, sich dem Buude von Napoleons Gegnern anzuschließen. Nach dem Durchzuge der französichen Truppen schickte er einen Gesandten zu Napoleon, um Rechenschaft von ihm zu fordern. Napoleon hielt ihn hin, zeigte sich sogar nachgiebig, bis er alle seine Gegner kampfunfähig gemacht hatte. Preußen stand nun dem übermächtigen Feinde allein gegenüber und wagte nicht, seine Forderungen mit dem Schwerte geltend zu machen. Gerade in jener Zeit mußte es auf den letzten Ländertausch eingehen, wodurch es sich England zum Feinde machte. Auch in der Folge zeigte es sich, daß Napoleon gegen Preußen feindlich gesinnt war. Er verhinderte die Gründung eines norddeutschen Bundes unter Preußens Führung; er bot Hannover, trotzdem es nach den letzten Verträgen Preußen gehörte, England wieder an. Besonders der letzte Eingriff in Preußens Rechte war ein Beweis von Napoleons Übermut, von seiner Geringschätzung Preußens. Durch List und Gewalt trieb er den König, so friedliebend er war, zum Kriege (1806). 3. Jena und Auerstädt. Aokgen. Preußens Bundesgenossen waren Sachsen und Rußland. Die russischen Streitkräfte nützten zunächst nichts; denn noch ehe sie herbeikamen, stand der schnelle, wohlvorbereitete Napoleon im Herzen Deutschlauds. In Thüringen kam es zur raschen Entscheidung. Die Vorhut unter dem Prinzen Louis Ferdinand wurde bei Saalfeld besiegt, der Prinz selbst getötet. Die Armee des Prinzen von Hohenlohe wurde bei Jena, die des Herzogs Ferdinand von Braunschweig, des Ober- 13*

6. Vaterländische Geschichte - S. 218

1900 - Berlin : Nicolai
218 saß Napoleon an seinem Beobachtungsorte neben einer Windmühle in Schlaf versunken auf einem hölzernen Stuhle. Seine Hände ruhten gefaltet im Schoße. Die Generale standen düster und stumm um das Wachtfeuer, und „die Zurückziehenden Truppen rauschten in einiger Entfernung vorüber". In der mondhellen Nacht wurde der Rückzug, den die Franzosen vorsichtig durch Besetzung der nach Westen führenden Straße gedeckt hatten, fortgesetzt. Am Morgen des 19. Oktobers begann von allen Seiten der Angriff der Verbündeten anf Leipzig. Der Eingang war bald erzwungen. Der Rückzug der Feiude artete jetzt in wilde Flucht aus. Kaum konnte in der Verwirrung für den Kaiser selbst ein Weg gebahnt werden. Der von ihm gegebene Befehl, nach Vollendung des Überganges die Elfterbrücke tu die Luft zu sprengen, wurde aus Furcht oder Irrtum zu früh ausgeführt. Dadurch fiel eine große Zahl der Zurückweichenden in Feindeshand. Selbst einige Marschälle kamen um oder wurden gefangen. Gegen Mittag war die ganze Stadt in den Händen der Verbündeten. Alexander und Friedrich Wilhelm zogen ein und wurden von den Bewohnern mit Jubel aufgenommen. Der König von Sachsen wurde als Gefangener behandelt. Auf dem Marktplatze umarmte Kaiser Alexauder den unmittelbar darauf vou seinem Könige zum Feldmarschall ernannten Blücher, indem er sagte: „Mein lieber General, Sie haben das Beste gethan, Sie sind der Befreier Deutschlands." Blücher erwiderte: „Majestät, ich habe nur meine Schuldigkeit gethan; aber meine braven Truppen, die haben viel mehr gethan". Der Jubel über deu herrlichen Sieg erfüllte gauz Deutschland. Von vielen Dichtern wurde er besungen*) und in der Folge überall als uatioualer Ehreu- und Gedenktag gefeiert. „Auf Bergen und auf Höhen Laßt helle Flammen wehen, Daß alle Augen sehen: Es ist ein deutscher Tag". (?. m. Arndt. 5. Übergang über den Rhein. Zug nach Paris. Ohne Aufenthalt und unter geringen Störungen führte Napoleon sein Heer bis zur Grenze. Bei Hanau durchbrach er die sich entgegenstellenden bayrischen Truppen und kam glücklich über den Rhein. Langsam folgten die Verbündeten bis zum Ostufer dieses Flusses. — Bülow drang nach Norddeutschland vor und besetzte die ehemals preußischen Lande. *) Gedicht: „Die Leipziger Schlacht" von E. M. Arndt.

7. Quellenbuch zur brandenburgisch-preussischen Geschichte - S. 146

1889 - Berlin : Nicolai
— 146 — Interponiren nichts helfen. Etliche Hansestädter sind fertig, sich mit zu conjungiren. Ich warte nur darauf, daß sich so ein Haupt im Reiche erst hervorthue. Was könnten die beiden Kurfürsten Sachsen und Brau- denbnrg mit diesen Städten nicht verrichten! Wollte Gott, daß ein Mau- ritius da wäre')! 111. Die Kriegsverhältnisse in der Mark im Jahre 1g41. Schwarzenberg an die brandenburgischen Gesandten in Regensburg, 29. Jan. 1641. (Urkunden und Aktenstücke zur Geschichte des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, Berlin 1864 ff. I., S. 704 f.) — Sousteu stehet es jetzo allhier uicht weniger als auderswohe gar übel; daun Stahlhart) ist Uns aus Schlesieu, nachdem der General Goltze mit der Kais. Armee in die Winterquartiere gaugeu und ihm also Luft gemacht, über deu Hals gekommen, hat Cottbus, Beskow und vorgestern Zossen hiuweggeuommeu, und müssen wir in Gefahr stehen, daß er ans Berlin, worauf er sein Volk aller Gesangenen Aussage nach eigentlich ver- tröstet, oder Brandenburg gehen und also aus denselben Plätzen, da er ihrer mächtig werden sollte, alle Mittel zur fernern Unterhaltung Sr. Ch. D. Volkes abschneiden werde; wie Uns dann gestrigen Tages ein Extrakt eines seiner Schreibens an Bannern, so intercipiret, zu Haudeu gekommen, iu welchem ausdrücklich stehet, er wolle das Brandenburgische Volk angreifen und womöglich demselben den Garaus machen. Wann ihnie nun solches augeheu sollte, würde es algemach schlecht um die Festungen und per consequens ums ganze Land stehen; daß Wir Uns demnach nicht wenig verwundern müssen, daß der General Goltze Uns davon, daß er aus dem Felde ginge, nicht avisiret, auch jetzo die Quartiere lieber hat, als daß er Sr. Ch. D. Laude Couservatiou sich angelegen sein ließe, deren sich der Feind jetzo so stattlich zur Refraischiruug seines sehr tra- vaillirten Volkes, wie selbst in gedachtem aufgefangenen Schreiben stehet, gebrauchet. Zwar geschiehst ihm ziemlich Abbruch, so viel müglich; dann Unsere Reuter habeu ihnen über 250 Pferde abgefangen, aber dem Gros können wir auf dem Lande noch znr Zeit, bis Uns mehr Hülfe zukommt, nicht entgegen gehen oder verwehren; Berlin und Brandenburg aber hoffen Wir, obgleich der Frost dem Feinde großen Vortheil schaffet, mit Gottes Hülfe zu vertheidigen^). ') Anspielung auf den Kurfürsten Moritz von Sachsen und dessen Auftreten gegen Kaiser Karl V., 1551. — Am 20. Juni 1631 kam übrigens der Vertrag des Kurfürsten Georg Wilhelm mit Gustav Adolf zustande, wonach er diesem seine beiden Festungen Spandan und Küstrin einräumte und bewaffneten Durch- zug durch sein Land gestattete. 2) Stalhandske, schwedischer General. 3) Das Elend in der Mark war groß. In einer Eingabe des Magistrats zu Prenzlau vom 30. Januar (9. Febr.) 1639 heißt es: „Nachdem wegen des

8. Quellenbuch zur brandenburgisch-preussischen Geschichte - S. 219

1889 - Berlin : Nicolai
— 219 — zu sagen, ich halte alles für verloren. Das Verderben meines Vater- landes werde ich nicht überleben. Adieu auf immer*)! Friedrich. 172. Berlin in Feindeshand. Bericht vom königlichen Hofe*). 1760. (Neunundsechzig Jahre am preußischen Hofe. Aus den Erinnerungen der Lberhofmeisterin Soph Marie Gräfin von Jbog**), 5. Aufl. Leipzig 1887, S, 66 ff.) Berlin hat kapituliert! Es hat sich dem Feind ergeben, aber nicht den Österreichern, sondern den Russen, in der Nacht vom 8. zum 9., und diese Unglücksnachricht ist leider nur zu gewiß! Da der Prinz von Würtemberg und der General Hülsen in Erfahrung gebracht hatten, daß der General Lascy mit 8000 Mann im Anmarsch sei, um die Österreicher zu verstärken, verließen sie die Stadt mit ihrem geringen Häuslern und zogen sich gegen Spandau zurück. Tottleben und der österreichische General Lasey sind in Berlin eingerückt^) und haben zuvörderst von den Thoren und den könig- lichen Schlössern Besitz ergriffen. Man sagt, daß sie bis jetzt noch gute Ordnung halteu. — Die Russen erlauben gar keinen Verkehr der Stadt nach außen und lassen keine Post mehr abgehen, und so kann man fernerhin nichts mehr erfahren als unsichere Gerüchte. — Abends war ich am Hos; die Königin hatte eben eine Stasette erhalten mit der Nachricht: die Österreicher hätten Charlottenburg und Schönhausen vollständig ansge- plündert und alle Lente, die sie in beiden Schlössern gefunden, getötet oder mißhandelt. Bald nachher traf auch die Post aus Berlin wieder ein, und eine Menge Menschen erhielten Briese, die alle aus das bitterste über die Österreicher klagten, die ganz furchtbare Verwüstungen angerichtet hätten, während vor ihnen die Russen sich vortrefflich benahmen. Sämtliche Lente, die in Diensten des Königs stehen, deren die Feinde irgend habhast werden konnten, haben sie getötet oder snrchtbar mißhandelt, die Möbel, Gemälde, Antiken und Kunstsachen in den königlichen Schlössern zerschlagen, zu den Fenstern hiuausgeworseu und zertrümmert, kurz alles, was sie nicht mit ') In der Instruktion, welche der zum Rücktritte vom Oberbefehl entschlossene König in der Nacht für den General Fink niederschrieb, heißt es: „Dieses Unglück ganz wieder herzustellen gehet nicht an, indessen Was mein Bruder (Prinz Heinrich) befehlen wirdt, das mus geschehen; au meinen Neveu mus die Armee schweereu. Dieses ist der einzige rath, den ich bei denen unglücklichen umbstäuden im Stande zu geben bin. hette ich noch resourceu, So wehre ich dabei geblieben. Friedrich." 2) Mit 20,000 Mann. — 3) 15. Oktober. *) Derselbe hatte sich, wie oben erwähnt, nach Magdeburg geflüchtet. **) Geb. zu Schöufließ am 11. März 1729 als Tochter des Generals Wolff von Paunwitz, der sich bei Malplaquet auszeichnete, gest. zu Berlin am Li. Dezember 1814.

9. Quellenbuch zur brandenburgisch-preussischen Geschichte - S. 251

1889 - Berlin : Nicolai
— 251 — 195. Die Schlacht bei Jena. 180«. Scharnhorst an seinen Sohn, lklippel, Leben des Generals von Scharnhorst, Leipzig 1871, Hi., S. 176.) Lübeck, den 5. Nov. 1806. Mein lieber Wilhelm! In einem Wirbel von unaussprechlichen Arbeiten, Unruhen und Fatignen habe ich seit 21 Tagen auch nicht einen Augenblick Zeit gehabt, an Dich, mein innigst geliebter Sohn, zu schreiben. Eine unglückliche Schlacht am 14. und eine Menge Arrieregarden-Gefechte und 21 Märsche, jedeu von 5—7 Meilen, zum Teil in der Nacht, habe ich glücklich überstanden. In der Schlacht habe ich einen Schuß in die Seite bekommen, die in 8 Tagen geheilt sein wird; eine andere Kugel ging durch die Chenille an der Schulter, wo sie wattiert war, und streifte mich nur. Ein Pferd verlor ich aus der Stelle, das andere wurde mir ver- wnndet und trug in der Not den Prinzen Heinrich ans der Schlacht, nach- dem sein Pferd erschossen war, und er nicht gehen konnte; ich schlug mich mit einer Muskete in der Hand mit den letzten Musketieren durch. Ich hotte viel Glück. Der linke Flügel, den ich dirigierte, siegte, und nur erst als der rechte geschlagen, und der Feind dem linken in den Rücken kam, wurde der liuke gezwungen, sich zurückzuziehen. Das schlechte Betragen mehrerer Kavallerie-Regimenter, die Konfusion im Kommando, das Zurück- halten des Reserve-Corps, 2/3 der Armee unter Kalkreuth, eutzog uns den Sieg. Ich war rasend, klagte bei dem König, als ich aus der Schlacht kam, alle die an, welche es verdienten. Seit dieser Zeit hielt ich mich an den Mann, mit dem ich glanbte etwas ansrichten zu können, den General von Blücher. Wir haben die Arrieregarde 21 Tage gemacht, eine Menge Gefechte geliefert und die meisten glücklich, sind aber nicht über die Oder gekommen, weil wir 3 Tage- Märsche zurück waren. — Adieu, mein bester Sohn. v. Scharnhorst. ') Der französischen Armee von 146 000 Mann, von denen 90000 an der Schlacht teilnahmen, standen nur 51000 Preußen und Sachsen gegenüber, bei Beginn der Schlacht sogar nur 36000 Mann, da das Korps Nüchel iu der Stärke von 15000 Mann erst dann an dem Kampfe teilnehmen konnte, als der Ausgang desselben uichr mehr zweifelhast war. — In der Schlacht bei Auerstädt dagegen standen 45600 Preußen gegen 32000 Franzosen. Die Verluste der preußischen Armee in beiden Schlachten an Toten, Ver- mündeten und Gefangenen betrugen über 30000 Mann, darunter an Toten und Verwundeten 320 Offiziere; die Franzosen berechneten ihren Verlust auf 270 Offiziere und 7000 Mann an Toten und Verwundeten.

10. Quellenbuch zur brandenburgisch-preussischen Geschichte - S. 261

1889 - Berlin : Nicolai
— 261 — hinauf zu tragen, so trug sie ein Bedienter auf dem Arm, was mir weh that mitanzusehen. Sie war leidlich wohl durch Gottes Gnade, und wir legten sie auf ein Sopha, Sie wohnt in denselben Stuben, in denen sie vor 5 Jahren wohnte. Ach! welch' ein Unterschied zu damals. — Die Minister Steiu und Voß sind beide entlassen, Gensau ebenfalls; Gott weiß, was hieraus werden soll. — 30. Januar. Ich fuhr mit der Königin spazieren. Es geht ihr leidlich, und wie liebenswürdig ist sie! Sie ist ein Engel, aber ach! sie ist unaussprechlich traurig und unglücklich; Gott allein weiß, was sie leidet! — 16. Juni. Heute war ein schrecklicher Tag. Wir erfuhren, daß die Franzosen ans Königsberg marschieren und daß Lestocq gezwungen worden ist zurück- zuweicheu. — Bennigsen hat die Schlacht bei Friedland am 14. verloren, Lestocq hat sich ans Labian zurückgezogen. Die Königin war in Ver- zweiflnng, der König ganz gebrochen, Hardenberg allein ruhig, aber auch sehr gebeugt. — 26. Juni. Heute war ein sehr trauriger Tag für die arme Königin, aber auch für mich und für alle, die tht Vaterland lieben. Es hat eine Zusammen- fünft der drei Monarchen stattgefunden. Der Ort, wo sie sich trafen, ist ein kleines Haus auf der Brücke vor Tilsit. Die arme Königin weinte lange. 28. Juni. Heute kam ein Brief des Königs an die Königin über die Zusammen- fünft am 26. Dieser elende Napoleon hat den König mit gesuchter Gleich- gültigkeit und Kälte behandelt, und er (der König) schreibt sehr aufgeregt und entrüstet. Es waren zwei kleine Häuschen aus der Brücke über die Memel errichtet, in dem einen waren die beiden Kaiser, in dem andern der König. Welche Insolenz gegen ihn! Auch aßeu die beiden Kaiser dann znsammen in Tilsit, unser König mußte allein in einem Dorfes, eine Meile von der Stadt, bleiben. Welch' entsetzliche Friedensbedingungen werden wir bekommen nach einem Vorspiel von so ausgesuchter Feindseligkeit und solchem Uebermnt! Tie erste Nacht lag die Kömgin in einer Stube, wo die Fenster zerbrochen waren, und der Schnee auf ihr Bett geweht wurde, ohne erquickende Nahrung. So hat noch keine Königin die Not emvfnnden! Ich dabei in der beständigen ängstlichen Besorgnis, daß sie ein Schlagfluß treffen möchte. Und dennoch erhielt sie ihren Mut, ihr himmlisches Vertrauen auf Gott aufrecht, und er belebte uns alle." (Deutsche Klinik, herausgeg. von Göschen, Bd. Xv., 1864, S. 121 ff.) — Die Reise ist dargestellt auf einem großen Gemälde von Prof. Heydeck in Königs- berg, 1887. *) Piktupönen.
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