109. 110.
Der Freiheitskampf der Niederlande.
201
oder wiederherzustellen. Darber brach der groe Kampf mit den Niederlanden aus, an dem auch die Nachbarstaaten Frankreich und England
teilnahmen. ^ c .
Die damaligen Niederlande umfaten etwa das Gebiet der heutigen Knig-Die Nieder-
reiche Belgien und Niederlande. Sie gehrten zum Deutschen Reiche, so da sie Philipp als Vasall des Kaisers besa, und bestanden aus siebzehn Provinzen, an deren Spitze je ein Statthalter und ein mit weitgehenden Rechten ausgestatteter Landtag stand. Die Einheit des Ganzen verkrperten der vom Könige ein-gesetzte Generalstatthalter und die Generalstaaten, eine Versammlung von Abgeordneten ans smtlichen Provinzen. An diese Verfassung war der König gebunden; er mute beim Regierungsantritt beschwren, die Rechte des Landes wahren zu wollen. Philipp aber wollte die in Spanien durchgefhrte Regierungssorm des Absolutismus auch in den Niederlanden durchsetzen und verlangte zugleich die unbedingte Unterwerfung unter die Beschlsse des Tridentiner Konzils. Da die Niederlande kirchlich teils unter dem Erzbischof von Reims, teils unter Cln standen, wnschte sie Philipp aus dieser Verbindung loszulsen und teilte sie in drei Erzbis-tmer (Becheln, Utrecht und Cambrai) und vierzehn Bistmer. Diese Um-gestaltuug, die der bestehenden Verfassung widersprach, war allgemein ver-hat, weil man eine Besetzung der neugeschaffenen Stellen mit Fremden und die straffere Durchfhrung der Inquisition befrchtete. Entstand hieraus zunchst nur ein Verfassungskonflikt der die Grenzen der kniglichen Gewalt und der stndischen Rechte, so erweiterte er sich spter zu einem religisen und nationalen in der Bevlkerung der Niederlande selbst,
als sich der berwiegend von Deutschen bewohnte, doch nicht rein calvi-nistische Norden von dem wallonischen, katholischen Sden trennte.
110. Der Freiheitskampf der Niederlande (15671609). Das Ania. Amt eines Generalstatth alters der Niederlande hatte Philipp seiner klugen und tatkrftigen Halbschwester Margarete von Parma anvertraut; sie wurde beraten von Granvella, einem Burgunder, den die Niederlnder als Auslnder haten. Neben der Neugestaltung der niederlndischen Kirche und der Forderung, auch die Ketzeredikte des Tridentiner Konzils in aller Strenge durchzufhren, erregte die Ernennung Granvellas zum Erzbischof von Mecheln und das Verbleiben spanischer Truppen im Lande nach dem Friedensschlsse mit Frankreich Beunruhigung bei den Nieder-lndern. Ihre Beschwerden vertrat der Adel des Landes, unter Fhrung Wilhelms von Oranien, des Statthalters von Holland, Seeland und Utrecht, und des Grafen Egmont, des Statthalters von Flandern und Artois, bei der Statthalterin und dem Könige.
Da Philipp zwar die Truppen fowie Granvella abberief, aber an Ausbruch der seinen kirchlichen Plnen festhielt, fchloffen vierhundert Edelleute den Unru^cn' Kompromi von Breda (1566) und schwuren, einander zu helfen und den Neuerungen Widerstand zu leisten. Als sie ihre Bittschrift in Brssel berreichten, fiel das Wort: Ce n'est quun tas de gueux, das zur Bildung des Parteinamens Geusen" Anla gab. Gleichzeitig fing die dem Wiedertufertum und dem Calvinismus zugewandte Bevlkerung an,
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Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Margarete_von_Parma Granvella Wilhelms_von_Oranien Wilhelms Philipp Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Frankreich England Belgien Niederlande Spanien Reims Utrecht Cambrai Niederlande Niederlande Mecheln Frankreich Holland Seeland Utrecht Breda
212
Der Dreiigjhrige Krieg.
114. 115,
Kampf zwi. Am Ende des 16. Jahrhunderts begann der Kampf zwischen Polen schen Polen Schweden um die Ostseeherrschaft. Aber dadurch, da Schweden U.schweden. ^ protestantisch, Polen durch die Ttigkeit der Jesuiten
wieder streng katholisch geworden war, wurde dieser Kampf zugleich ein Teil des groen europischen Ringens zwischen Katholizismus und Pro-testantismns. Zugleich war ihre Feindschaft dynastisch. Gustavs I. Enkel Sigismund wurde in Polen, das seit dem Aussterben der Jagelloueu (1572) ein Wahlreich geworden war, zum Könige gewhlt (1587) und trat zur katholischen Kirche der; da er sein Versprechen, die protestantische Kirche in Schweden zu schtzen, nicht hielt, wurde er daselbst abgesetzt und sein Oheim Karl Ix., der Vater Gustavs Ii. Adolf (vgl. 118), zum Reichsverweser, spter (1600) zum Könige von Schweden erhoben.
2. Der Dreiigjhrige Krieg (16181648).
Ursachen. Der Dreiigjhrige Krieg wurde herbeigefhrt: 1. durch die Gegenstze im Reich, den konfessionellen, der im Augsburger Religionsfneben nicht beglichen worden war, und den politischen zwischen dem Kaiser, der nach absoluter Herrschaft strebte, und den Reichsstnden, die an ihrer Liber-tt" festzuhalten suchten; 2. durch die groen Gegenstze in Europa. Namentlich handelte es sich in der zweiten Hlfte des Kneges kaum mehr um die eigentlich deutschen Fragen, sondern um dte Machtmteressen des Auslandes: Frankreichs, Schwedens, Spaniens und sterreichs.
Kampf- Es bestanden zwei Kampfgebiete, das westliche chemische, wo die gebiete. Kmpfe Mischen Spanien, den Niederlanden und Frankreich ausgefochten wurden, und das nordostlich-, baltische, aus dem die Knigreiche Dane-mark Schweden und Polen um das dominium mans Baltici, die Herrschaft, rangen. Der einst besonders gefhrdete Sdosten blieb dagegen fast verschont; eine Trkengefahr gab es nicht mehr, nachdem uteiman:(0l. 99) vor dem von Zriny heldenhaft verteidigten Szigeth gestorben (1566) und seitdem die Angriffskraft der Trken erlahmt war.
Die bisher auf getrennten Gebieten gefhrten Kampfe verflochten stch, sobald die Unruhen in Deutschland ausbrachen, sowohl miteinander als auch mit den deutschen; dadurch entstand der groe allgemeine europaische Krieg einer der grten und folgenschwersten aller Zeiten , der zum Unheil Deutschlands in seinen Grenzen ausgefochten wurde.
Donauwrth. 115. Die vorbereitenden Kmpfe. In die Zeit hochgespannter Gegenstze (vgl. 108) fiel der Donanwrther Handel (1607^. ^n der Freien Reichsstadt Donauwrth, deren Einwohner fast alle evangelisch waren, wurde eine Prozession vom Pbel gewaltsam gestrt. Der Kayer verhngte die Acht der die Stadt und bertrug die Vollstreckung dem Herzog Maximilian von Bayern. Der Herzog besetzte die Stadt verwandelte sie aus einer Freien Reichsstadt in eme bayrische Landstadt und fhrte den katholischen Gottesdienst wieder ein.
umn und Dieser Vorfall erregte bei den kleinen Reichsstnden, an denen vor i9a- allem Sddeutschland reich war, groe Besorgnisse. Daher wurde unter Fhrung des Kurfrsten Friedrich Iv. von der Pfalz em Bund
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Extrahierte Personennamen: Gustavs_I. Sigismund Karl_Ix. Karl_Ix. Gustavs Adolf Adolf Zriny Maximilian_von_Bayern Maximilian Friedrich_Iv Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Polen_Schweden Schweden Polen Schweden Schweden Europa Frankreichs Schwedens Spaniens Spanien Frankreich Schweden Polen Deutschland Deutschlands Donauwrth
115.
Die vorbereitenden Kmpfe.
213
evangelischer Reichsstnde zu gegenseitigem Schutze, die Union, geschlossen (1608); die groen lutherischen Fürsten Norddeutschlands hielten steh von dem Bunde fern, an der Spitze Kursachsen, das seine psalz-seindliche und habsburg-frenudliche Politik zum Schaden des Ganzen nach wie vor ver-folgte. Demgegenber vereinigte Maximilian eine Anzahl katholischer Fürsten zu der Liga. Er war die Seele dieses Bundes; ein tatkrftiger
Karte zum Ilich-Clevischen Erbfolgestreit.
Fürst, tier in manchen Einrichtungen des Staates seinen Standesgenossen weit voraus war, und Zgling der Jesuiten, war er zum Kampfe gegen die Feinde seines Glaubens fest entschlossen.
Um dieselbe Zeit drohte im Westen Deutschlands ein groer Krieg Jm-h-auszubrechen. An der niederlndischen Grenze lagen die in einer Hand vereinigten Herzogtmer Jlich, Cleve und Berg, zu denen die Graf- <1609-1614).
l: 5000000.
Grenze d. Vereinigten. tteder -1. Vi Vereinigte Jvunlerlcuidc
* I Spanische. ,,
Ii Iii Ii Hill Jlich, Cleve, Hery, Mark
und Jurvensberff Ww+iim Geist l. Gebiete (Jsrzb.v.cln, Trier, Hiseli.t: Jenster, Taderborn, Ziittic/v.
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Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian Cleve
214
Der Dreiigjhrige Krieg,
115. 116.
schaften Mark und Ravensberg in Westfalen gehrten. Ihre Bevlkerung war protestantisch, der Herzog katholisch. Als im Jahre 1609 der letzte, geisteskranke Herzog starb, traten zwei Fürsten, beide prote-stantisch, mit Ansprchen auf die Erbschaft auf, Johann Sigismund von Brandenburg und Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg.^ Whrend diese beiden Erben gemeinsam Besitz von den Lndern ergriffen und sich zur Verteidigung ihrer Rechte miteinander verbanden, beauftragte der Kaiser einen Erzherzog, an der Spitze habsbnrgischer Truppen die Herzogtmer in Beschlag zu nehmen. Da die Niederlande nicht dulden konnten, da die wichtigen Rheinbergnge im Clevischen, z. B. Wesel, durch kaiserliche Truppen besetzt wurden, schlssen sie mit Frankreich ein Bndnis, und die Union trat ihnen bei. Durch Heinrichs Iv. Ermordung (vgl. 111) wurde die drohende Kriegsgefahr beseitigt. Andrerseits ent-zweiten sich die beiden Haupterben. Whrend Wolfgang Wilhelm katho-lisch wurde, um bei der Liga Untersttzung zu finden, suchte sich der Kur-frst von Brandenburg durch bertritt zum Calvinismus den Beistand der Union zu sichern. Schlielich vereinbarten beide im Vertrage zu Tanten (1614) eine Teilung der Erbschaft; Cleve, Mark und Ravensberg kamen an Johann Sigismund, Jlich und Berg an Wolfgang Wilhelm.
Der Der Verlauf des Jlich-Clevischen Erbfolgestreites zeigte, da jede ernste Aumand Gefhrdung des Friedens im Reiche das Ausland (Spanien, Frankreich und ("eis" die Niederlande) einzugreifen veranlassen wrde, da also aus jedem deutschen ein europischer Krieg werden wrde.
116. Der Bhmisch-pflzische Krieg (16181624). Die Stellung der bhmischen Protestanten hatte in dem Majesttsbriefe, den ihnen Rudolf Ii. 1609 erteilt hatte, ihre gesetzliche Grundlage; es war den Stnden freie Religionsbung zugesichert worden. Die Schlieung der protestantischen Kirche zu Braunau und die Niederlegung einer zweiten zu Klostergrab (bei Teplitz) mute daher den Protestanten als eine Verletzung ihrer Vorrechte erscheinen. Da sie auf die Beschwerden, die sie durch Ver-mittluug der Statthalterschaft in Prag an den Kaiser richteten, einen ungndigen Bescheid erhielten, gebrauchten die bhmischen Edellente unter Fhrung des Grafen Matthias Thnrn Gewalt. Sie begaben sich auf das Prager Schlo und verlangten von den kaiserlichen Statthaltern unter Drohungen Auskunft darber, wer von ihnen so ungnstig der sie au den Kaiser berichtet habe. Als ihnen die Auskunft verweigert wurde, drngten sie die beiden ihnen Verdchtigen, Martinitz und Slavata, gegen
Ivilhelm v. Lleve
Maria (Eleonore Gem. Hzg. Albrecht Friedrich v. Preußen
Anna Johann Ivilhelm f 1609
Gem. psalzgraf zu Neuburg
Anna
Gem. Johann Sigismund
Wolfgang Wilhelm
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Extrahierte Ortsnamen: Westfalen Pfalz-Neuburg Wesel Frankreich Brandenburg Spanien Frankreich Niederlande Braunau Teplitz Prag Neuburg
218 Der Dreiigjhrige Krieg, 118.
Gustav Adolf Gustav Ii. Adolf (geb. 1594), der Sohn Karls Ix. (vgl. 114), hatte
(1611-1632). m frher Jugend in den Geschften der Regierung wie in den Gefahren des Krieges bewhrt. Er war fr feinen Herrscherberuf sorgfltig vorgebildet, sprach mehrere Sprachen, las Lateinisch und Griechisch und war ein Verehrer der Wissenschaften. Bei seiner Thronbesteigung (1611) besaud sich sein Reich im Kampfe mit Dnemark, Polen und Rußland. Er machte mit Dnemark Frieden, erwarb im Kriege mit Rußland Jngermanland (1617) und vou Polen Livland (1621). Gleichzeitig gestaltete er die Verwaltung seines Reiches neu. Deu durch die Kriege schwer geschdigten Volkswohlstand frderte er durch den Aufbau von Stdten, durch Hebung des Handels und der Schiffahrt. Der vorher unbotmige Adel rechnete es sich allmhlich zur Ehre, diesem Könige Heeresfolge zu leisten. Die Vertreibung der mecklenburgischen Herzge, seiner Verwandten, und die Verleihung ihres Landes an Wallenstein, die Plne des Kaisers, die Herrschaft der die Ostsee zu erlangen, die die Selbstndigkeit und den Wohlstand Schwedens gefhr-beten, und die Untersttzung der katholischen Wasas in Polen durch kaiserliche Truppen, alles dieses brachte den König zu dem Entschlsse, in Deutschland einzugreifen; dazu kam die Sorge um die Erhaltung des Protestantismus in seinem Mutterlande, auf dem fein Knigtum beruhte, und die berzeugung, da die Sache der in ihrer Glaubensfreiheit bedrohten deutschen Protestanten seine eigene sei.
Gustav Adolf Gustav Adolf war ein Mauu von imponierender Erscheinung und trug
als Mensch. oucf) im ueren das Geprge des Herrschers. Streng gegen sich selbst, hate er allen Luxus und alle Verweichlichung. Ein Mann von tiefer Frmmigkeit und gewinnender Freundlichkeit, in der Schlacht von tollkhner Tapferkeit, wurde er von feinen Soldaten abgttisch verehrt. Er gehrt zu den grten Feld-Herren der Weltgeschichte; als Staatsmann gab er sich groen und weit-ausschauenden Entwrfen hin und war zugleich sorgsam und umsichtig in der Ausfhrung. Das kleine Schweden hat er zu einer der ersten Mchte Europas erhoben und hat dafr gesorgt, da es diese Stellung nicht mit seinem Tode einbte. Seine weltgeschichtliche Bedeutung aber beruhte vor allem in seinem entscheidenden Eingriffe in die religisen Kmpfe der Deutschen.
Bndnis mit Seine Politik wurde von Frankreich untersttzt, wo seit 1624 der
Frankreich, grte Staatsmann, den Frankreich gehabt hat, der Kardinal Richelieu, an der Spitze der Regierung stand.1 Da dieser in seiner auswrtigen Politik wieder das Ziel Heinrichs Iv. verfolgte, Frankreichs Macht auf Kosten des Hauses Habsburg zu vermehren, mute ihm ein Verbndeter von dem Schwnge und der Khnheit des Geistes und von der erprobten kriegerischen Tchtigkeit Gustav Adolfs in hohem Grade erwnscht sein. Er vermittelte daher (1629) einen Waffenstillstand zwischen Schweden und Polen und verpflichtete sich dem Könige zur Zahlung von Subsidien (1631). Auf diese Weise wurden der Kamps um die Vorherrschaft am Rhein und der Kampf um die Herrschaft auf der Ostsee gleichzeitig auf dem Boden des Deutschen Reiches ausgefochten.
1 Genaueres der ihn siehe Teil Vi, 8.
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226
Der Dreiigjhrige Krieg.
120.
120. Der Westflische Friede. Am 24. Oktober 1648 wurden die Friedenstraktate zu Mnster von den kaiserlichen und den franzsischen und in Osnabrck zwischen den kaiserlichen, den reichsstndischen und den schwedischen Gesandten abgeschlossen.
Vernde- Schweden erhielt Vorpommern mit den Odermndungen und Rgen, Besitzstandes. Wismar und die Stifter Bremen und Verden nebst einer Geldentschdigung; fr diese Gebiete hatte es fortan Sitz und Stimme im deutscheu Reichs-tage. Frankreichs Oberherrschaft der die Bistmer und Städte Metz, Tonl und Verdnn (vgl. 105) wurde anerkannt; dazu erhielt es die Stadt Breisach, die Landgrafschaft Ober- und Unterelsa, den Sundgau und die Landvogtei der zehn vereinigten Reichsstdte im Elsa. Zugleich bernahm es die Garantie fr die Ausfhrung der Friedensbestimmungen. Brandenburg mute sich mit Hinterpommern begngen; fr den Verzicht auf Vorpommern wurde es durch die Stifter Magdeburg, Minden, Halberstadt und Kammin entschdigt. Bayern behielt die Oberpfalz und die Kurwrde ( 116), während die Rheinpfalz mit einer neu-geschaffenen achten Kurwrde an den Sohn Friedrichs V. fiel. Die Unabhngigkeit der Niederlande (vgl. 110) und der Schweiz ( 93) wurde anerkannt.
Innere Wofern nicht besondere Regelungen im Frieden vorgenommen wurden, angelegen, trat eine Wiederherstellung des Znstandes von 1618 ein. Von der all-Helten, gemeinen Amnestie, die erlassen wurde, nahm jedoch der Kaiser seine Erb-lande aus. Die volle Landeshoheit (Souvernitt) der Landesfrsten wurde anerkannt, ihnen auch das Recht zugestanden, zu ihrer Sicherheit Bndnisse untereinander und mit auswrtigen Mchten zu schlieen, aus-genommen gegen Kaiser und Reich. Die Notwendigkeit einer neuen Ver-fassung wurde anerkannt und die Beratung darber in Aussicht genommen. Kirchliche Der Angsbnrger Religionsfriede wurde besttigt und auch auf die Fragen. Reformierten ausgedehnt. Das Restitutionsedikt wurde aufgehoben und das Jahr 1624 als Normaljahr festgesetzt, d. h. der katholische und der evangelische Besitz wurde so wiederhergestellt, wie er am 1. Januar 1624 gewesen war. Auch von dieser Bestimmung nahm der Kaiser seine Erblande aus.
Bedeutung Im Westflischen Frieden kam die Entwicklung zum Abschlu, die das der Friedens. Reich während der letzten Jahrhunderte genommen hatte. Die kirchliche mungen. Trennung blieb bestehen; der Protestantismus hatte sich innerhalb der Schranken, die seiner Ausbreitung 1555 gezogen worden waren, die Alter kennung seiner Gleichberechtigung mit der rmischen Kirche erkmpft. Der alte Streit zwischen Kaisertum und stndischer Libertt war zugunsten der Fürsten entschieden worden. Diese Ergebnisse aber wurden auf Kosten des Reichsganzen erreicht.
Das Reich verlor etwa 100 000 qkm und erhielt eine gnzlich zer-brckelte, wehrlose Westgrenze. Fr die kaiserlichen Erblande wurden wesent-liche Bestimmungen aufgehoben; sie gehrten also nicht mehr voll zum Reiche. Durch die Souvernitt mehrerer hundert Landesherren, die Reichsstandschaft
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168
Das Reich von 1440 bis 1517.
92.
verfiel, weil es militrisch untauglich wurde, und das Sldnerheer forderte groe flssige Kapitalien. Geldbewilligungen der Landstnde aber waren nur gegen Verzicht auf landesherrlichen Besitz oder landesherrliche Rechte, bares Geld nur gegen Verpfndungen zu haben. So fhlte sich auch die Territorialgewalt eingeschrnkt, und Fürsten und Städte fingen an, sich mit-einander auszugleichen.
Verluste an Gleichzeitig erlitt auch das Reich neue Verluste an den Grenzen, den Grenzen, j von Dnemark wurde Herzog von Holstein; im zweiten
Thorner Frieden (vgl. 83) mute der Deutsche Orden das Weichsel-land an Polen abtreten. Bhmen und Ungarn gingen der habsbur-gischen Hausmacht verloren. Hier wurde Matthias Corvinus, der Sohn des Johann Hunyadi (vgl. 85), dort der Utraquift Georg von Podiebrad als König anerkannt. Matthias dehnte seine Herrschaft auch der Schlesien, Mhren und die Lausitz aus und vertrieb den Kaiser aus Wien. Erst nach dem Tode des Ungarnknigs wurde Friedrich von seinem Sohne Maximilian in seine Hauptstadt zurckgefhrt; bald darauf erwarb dieser (im Frieden zu Preburg) die Anwartschaft auf die Nachfolge in Bhmen und Ungarn.
Unterdessen hatte dem Deutschen Reiche auch im Westen eine hnliche Gefahr durch die burgundische Macht gedroht.
Burgund. Auf dem Boden des ehemaligen Reiches Lothars (vgl. 39) war im 14. und 15. Jahrhundert ein Zwischenreich zwischen Deutschland und Frank-reich, das Herzogtum Burgund, entstanden. Seine Herzge entstammten der franzsischen Knigsfamilie; ihr ursprngliches Gebiet lag an den Flssen Sane und Rhone. Philipp der Khne, der Sohn Johanns von Frank-reich, hatte von seinem Vater (1363) das franzsische Herzogtum Bur-gund und von Karl Iv. die zum Deutschen Reiche gehrende Freigrafschaft Burgund (die Franche-Comte") erhalten. Durch Heirat und Erb-schast erwarben seine Nachkommen fast die smtlichen Herzogtmer und Graf-fchaften in den Niederlanden hinzu. Ihren Einnahmen aus den durch Industrie und Handel blhenden Stdten (Gent, Brgge) verdankten sie es, da sie die reichsten Fürsten Europas wurden.
Schon Philipp der Gute hatte die Absicht, die gesamten Lande zu einem unabhngigen lothringischen Knigreiche zu erheben. Seinem Kridersohne Karl dem Khnen (14671477) schien die Verwirklichung zu Khne, gelingen. Er trat mit Friedrich Iii. hierber in Trier in Unterhandlung (1473); er forderte die Erhebung zum Könige und bot ihm dafr die Hand seiner Tochter Maria fr feinen Sohn Maximilian. Aber die Begegnung fhrte zu keinem Ergebnis. Nach einem Angriff auf die Rheinlande, der vor Neu scheiterte, gewann Karl bald darauf durch die Eroberung Lothringens die Verbindung zwischen der Nord- und Sdhlfte feiner Besitzungen. Doch verfeindete er sich mit allen feinen Nachbarn. Beim Einmarsch in die Schweiz wurde er von einem eidgensst-unbfchett Heere bei Granson (am Neuenburger See) geschlagen (1476); drei (1476)" Monate spter erlitt er bei Murten (westlich von Bern) eine vernichtende
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Extrahierte Ortsnamen: Holstein Ungarn Wien Ungarn Burgund Deutschland Burgund Burgund Niederlanden Europas Rheinlande Lothringens Neuenburger_See Murten Bern
Geschichte der Neuzeit bis zum Westflischen Frieden
95. Die Weltlage bei Beginn der Neuzeit.
Weder in Italien noch in Deutschland war es zur Grndung eines Italien u. nationalen Staates gekommen. In beiden Lndern erlebten zwar die kleineren Deutschlands Staatsgebilde, Frstentmer und Städte, zunchst eine Zeit hchster und reichster Blte, doch schon im 15. Jahrhundert war beiden der Mangel eines starken nationalen Staatswesens verhngnisvoll geworden, und schon im Beginn des 16. Jahrhunderts verfiel Italien der Fremdherrschaft. Ihr arbeiteten die kleinen Staatswesen durch ihre Eiferschteleien in die Hnde, so da es sich zuletzt nur darum handelte, ob Aragon (Spanien),
das von Sden her, oder Frankreich, das von Nordwesten eindrang,
siegen werde. In Deutschland aber traten alle Gefahren, die seine geo-graphische Lage inmitten fremder Staaten mit sich bringt, in einer Zeit, in der eine starke Zentralgewalt fehlte, in voller Schrfe hervor. Sobald die slawischen Staaten im Osten und die nordischen Reiche zu innerer Festigung gekommen waren, und die franzsischen Könige den Ausbau des Staates vollendet hatten, mute es notwendig zu groen Gebietsverlusten an den Grenzen kommen. Zugleich aber entstand in besonders krftigen staatlichen Gebilden an der Grenze der Wunsch, sich von einer Gemeinschaft zu be-freien, von der im Falle der Not Hilfe nicht zu erwarten war (Schweiz, Niederlande). Die groen Organisationen (Stdtebnde, Deutscher Orden),
durch die man den drohenden Gefahren zu begegnen suchte, hatten sich nicht als ausreichend erwiesen. Auch die Reichsreform, die man schlielich unter dem Eindruck der schweren Verluste an den Grenzen und in der Besorgnis vor neuen, greren zustande gebracht hatte, schuf keine Abhilfe; da sie alle Macht den Stnden gab, hatte sie von vornherein am Kaiser einen Gegner.
Daneben hrten die Fürsten nicht auf, ihre Hausmacht zu erweitern; schlie-lieh war es den Habsbnrgern geglckt, durch mehrere vorteilhafte Ehe-bndnisse und Erbschaften ihre Hausmacht zu einem Weltreich zu erweitern.
Andrerseits hatten die Westmchte (Frankreich, England und Spanien)Die West-am Ende des 15. Jahrhunderts ihre nationale Entwicklung beendet. Fortan m^te-versuchte Frankreich, auf Kosten Italiens und Deutschlands sein Gebiet zu vergrern, und stie hierbei auf den Widerstand der Habsburger und der spanischen Monarchie, die hnliche Ziele verfolgten. Seitdem im 16. Jahrhundert die habsburgisch - burgundisch - spanische Macht in einer Hand ver-einigt war, wurde der Kampf gegen sie zu einer Lebensfrage fr Frankreich. Wie schon am Ende des 15., war auch im 16. Jahrhundert Italien der Schauplatz dieser Kmpfe. England blieb ein insularer Staat und wandte sich von nun an dem Ausbau seiner Seemacht zu. Auf der Pyre-nenhalbinsel, wo sich 1479 Kastilien und Aragon zum Knigreich Spanien vereinigt hatten und 1492 das letzte Bollwerk des Islam gefallen
Pfeifer, Geschichte. V. G. (Th.) 12
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64 Das Zeitalter Friedrichs des Groen. 38
bereits als sterreichischer Gesandter in Paris fr den glaubensverwandten Kaiserstaat Stimmung gemacht hatte, mit Rußland und Frankreich Allianzen gegen Preußen zustande zu bringen.
Rußland. An Rußland hatte der junge Preuische Staat einen entschiedenen Gegner. Nicht nur die persnliche Feindschaft der Kaiserin Elisabeth, der Enkelin Peters des Groen (17411762), und ihres Kanzlers Bestuschew gegen Friedrich Ii., sondern auch groe politische Interessen waren dabei im Spiele. Seitdem Peter der Groe der russischen Macht den Weg nach Westen gewiesen hatte, drngte sie in dieser Richtung vorwrts; man plante, dem Knigreich Polen Kurland zu nehmen und es durch Ostpreuen zu entschdigen; aber jeder Ausdehnung nach Westen stand die junge starke Macht in Norddeutschland im Wege. Deshalb trat Rußland schon 1746 auf die Seite sterreichs und schlo mit ihm ein Verteidigungsbndnis.
Franzsisch. Durch das Einvernehmen der beiden Mchte fhlte sich der König on?a? zunchst nicht bedroht, sondern hielt sich durch sein Bndnis mit Frank-krieg. reich fr vollkommen gedeckt. Als jedoch im Jahre 1755 in Nordamerika ein franzsisch-englischer Krieg um den Besitz des Ohiobeckens -ausbrach, gelangte Kaunitz zu seinem Ziele, die Verbindung zwischen dem Hofe von Versailles und dem von Potsdam zu lsen.
England hatte beim Ausbruch dieses Krieges mit Rußland einen Vertrag abgeschlossen, in dem ihm 70 000 Mann zur Verteidigung von Hannover zur Verfgung gestellt wurden. Da die Sicherheit Preuens durch das Auftreten eines russischen Heeres in unmittelbarer Nhe seiner Staaten gefhrdet worden wre, schlo Friedrich mit England den Vertrag von Vertrag von West min st er, in welchem sich beide Mchte verpflichteten, Westminster. Neutralitt Deutschlands aufrechtzuerhalten. Friedrich beabsichtigte durch diesen Vertrag, die Russen von Norddeutschland fernzuhalten, und hoffte zugleich, mit Hilfe des englischen Einflusses in Petersburg seine eigenen Beziehungen zu diesem Hofe zu verbessern. Diese Hoffnung er-wies sich jedoch als trgerisch, da gerade damals Englands Einflu am russischen Hofe im Sinken war. Andrerseits war der Hof zu Versailles der das prenisch-englische Bndnis sehr verstimmt, obwohl Friedrich keinen Akt der Feindseligkeit gegen Frankreich damit beabsichtigt hatte. Daher gelang es Kaunitz mit Untersttzung der Marqnise von Pom-padonr, Ludwig Xv. auf die Seite sterreichs zu ziehen und zum Abschlsse eines Verteidigungsbndnisses zu gewinnen. Die Kaiserin Elisa-beth erklrte sich auf eine Anfrage aus Wien bereit, sich sofort an dem Kampfe gegen Preußen zu beteiligen. So war Preußen vollstndig ver-einzelt. Seinen Gegnern schlssen sich auch Sachsen und Schweden an, während England zunchst nicht zur Untersttzung Friedrichs verpflichtet war. Verrat der Jahrelang war der König der diese diplomatischen Vorgnge im V-rhand. Dunkeln geblieben, bis er durch Spione an der sterreichischen Botschaft unflen' in Berlin und in der Kanzlei zu Dresden genaue Nachrichten, ja Ab-schristen der wichtigsten Schriftstcke erhielt. Im Sommer 1756 lief die
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Extrahierte Ortsnamen: Paris Frankreich Polen_Kurland Norddeutschland Nordamerika Versailles Potsdam England Hannover England Westminster Deutschlands Norddeutschland Petersburg Englands_Einflu Frankreich Wien Sachsen Schweden England Friedrichs Berlin Dresden
43. 44
Lebensweise des Knigs. Erste Teilung Polens.
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Unter Coccejis Nachfolger Carmer wurde das Allgemeine Land-Allgemeines recht ausgearbeitet, das aber erst nach Friedrichs Tode in Kraft getreten Landrecht, ist (1794).
43. Lebensweise des Knigs. Nach dem zweiten Schleichen Kriege Sanssouci, hatte sich der König bei Potsdam das Lustschlo Sanssouci gebaut, das er seitdem in jedem Sommer bewohnte. Hier hatte er einen Kreis geistvoller Männer, dem auch Voltaire vorbergehend angehrte, um sich versammelt.
Als er aus dem Siebenjhrigen Kriege zurckkehrte, war er ein durch Sorge und Anstrengung frh gealterter und verbitterter Mann; die meisten seiner alten Freunde waren gestorben, neue gewann er sich nicht mehr. Er pflegte Sofdait. die Musik und blieb der Poesie, Philosophie und Geschichte, seinen Lieblings-studien, treu, bewahrte sich auch seine Vorliebe fr die franzsische Literatur und-bemerkte darum kaum, da sich in Deutschland schon eine weit be-deutendere Dichtung zu entfalten begonnen hatte. Wie fremd er dem geistigen Leben der Nation gegenberstand, zeigt feine Schrift De la littrature alle-mande (1780). Seine Tagesarbeit und Arbeitseinteilung war das ganze Jahr hindurch streng geregelt. Wie in der Staatsverwaltung, so herrschte auch in feinem Hofhalte die grte Sparsamkeit und Einfachheit; den weitaus grten Teil seines persnlichen Einkommens verwandte er zu Untersttzungen.
44. Die erste Teilung Polens (1772). Seitdem Polen nach dem Zustande m Aussterben der Jagellonen (1572) ein Wahlreich geworden war, geriet *oen' es allmhlich in vollstndigen Verfall. Dem unter sich bestndig uneinigen Adel und der Geistlichkeit gegenber war das Knigtum machtlos, der Staat also tatschlich eine Republik. Ein Brgertum, von dessen Bestnde das wirtschaftliche Gedeihen eines Volkes abhngig zu sein pflegt, hatte sich nicht entwickelt; die Bauern waren leibeigen und verkamen im Elend. Staatsreligion war der (rmische) Katholizismus; alle Andersglubigen (Dissidenten") waren machtlos.
Nachdem schon zur Zeit Augusts Iii. (17331763) Rußland seinen Einmischung Einflu in Polen immer strker zur Geltung gebracht hatte, strebte Rulands. Katharina Ii. danach, das Land in einen russischen Schutzstaat zu ver-wandeln. Als ihr Gnstling Stanislaus Poniatowski zum König erhoben worden war (1764), wurde an den Reichstag der Antrag gestellt, den Dissidenten freie Religionsbung und Zutritt zu den ffentlichen mtern zu gewhren. Die leidenschaftliche Zurckweisung dieses Antrages rief den Zusammenschlu der einander feindlichen Parteien zu zwei Adels-bndniffen und endlich den offenen Brgerkrieg hervor. Diefe Wirren gaben Rußland Gelegenheit, seine Truppen in Polen einrcken zu lassen. Als sich auch die Trkei einmischte und Rußland angriff, erlitt sie schwere Niederlagen.
Da die Erfolge der russischen Waffen den Nachbarmchten, besonders ^enci*5s sterreich, groe Besorgnis einflten und daher ein europischer Kriegu"weu cns auszubrechen drohte, nherte sich Kaiser Joseph Ii., der bereits 1764 zu Joseph n. Frankfurt a. M. zum rmischen Könige gekrnt, im folgenden Jahre seinem Vater Franz I. in der Regierung gefolgt und in den sterreichischen Erb- (i765-mo). landen von seiner Mutter Maria Theresia zum Mitregenten angenommen
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