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von Sachsen/ immer schon ein zweideutiger Bundesgenosse der
Schweden, 1635 mit dem Kaiser einen Frieden in Prag
schloß, und dadurch der Sache seiner Glaubensgenossen untreu
wurde. Er erhielt dafür vom Kaiser die Ob.w- und Niedcr-
lausitz. Die meisten evangelischen Fürsten schlossen sich dem
prager Frieden an, und die Schweden sahen sich nun plötzlich
von denen verlassen und der Nache des Kaisers Preis gegeben,
um derentwillen sie doch erst nach Deutschland gekommen wa-
ren. Das Einzige, was die Deutschen zu ihrer Entschädigung
thun wollten, war, daß man ihnen die kleine Summe von
2* Million Gulden zu geben bereit war. Das krankte sie tief,
und Oxenstierna antwortete den evangelischen Standen empfind-
lich: „die Kurfürsten von Baiern und Sachsen ließen sich den
Beistand, den sie dem Kaiser leisteten, und als Vasallen ihm
schuldig waren, mit wichtigen Provinzen bezahlen; und uns
Schweden, uns, die wir unfern König für Deutschland dahin-
gegebcn haben, will man mit der armseligen Summe von
2£ Mill. Gulden nach Hause weisen!"
Während des ganzen Krieges waren die Schweden noch
nicht in so großer Bedrängniß gewesen als jetzt. Von fast
allen ihren deutschen Bundesgenossen nicht nur verlassen, son-
dern selbst bekriegt, erfuhr Oxenstierna, um das Unglück voll
zu machen, daß sich auch die Polen wieder gegen Schweden
rüsteten. Ein Anderer hätte den Muth verloren, und wäre
schimpflich aus Deutschland geflohen; aber wir haben oft schon
gesehen, daß Gott nur den verläßt, der selbst alle Hoffnung
aufgiebt, und daß die Hülfe dann am nächsten ist, wenn die
Noth am härtesten uns drängt. So dachte auch der treffliche
Reichskanzler. Er schloß sich fest an Frankreich an, unter-
nahm Reifen nach diesem Lande und nach Holland, um neue
Hülssmittcl aufzufinden; mit den Polen verabredete er einen
neuen Frieden, und seinen Generalen befahl er, mit den deut-
schen Provinzen, namentlich mit Sachsen, ohne weitere Scho-
nung zu verfahren. Während seiner Reise gelang cs den Agen-
ten des Kurfürsten Johann Georg, das Heer des Generals
Banner, welches in der Gegend von Magdeburg stand, aufzu-
wiegeln. Den Offizieren wurden große Versprechungen gethan,
24 *
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Extrahierte Personennamen: Oxenstierna Oxenstierna Johann_Georg Johann
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Prag Niedcr- Schweden Deutschland Baiern Sachsen Schweden Deutschland Schweden Schweden Deutschland Frankreich Holland Sachsen Magdeburg
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es nicht etwa dazwischen träte, und den Polen beistände. Ma-
ria Theresia's Gemahl, Kaiser Franz 1., war seit 1765 ge-
storben. An seine Stelle wurde sein Sohn, Joseph 2., ge-
wählt, ein junger, feuriger Mann, der sich aber in die Regie-
rung der östreichischen Erbländer, die sich seine Mutter, Maria
Theresia, vorbehielt, nicht einmischen durste. Dieser und der
erste ösircichische Minister, Fürst Kaunitz, willigten sogleich
in die Theilung Polens. Aber die gewissenhaftere Maria The-
resia erklärte sich entschieden dagegen; erst mit großer Mühe
wurde sie überredet, den Theilungstractat zu unterschreiben.
Alle drei Machte, Rußland, Oestreich und Preußen, kamen
1772 darin überein, daß jede einen ihr bequem gelegenen Theil
von Polen an sich reißen wollte. Preußen nahm das jetzige
Westpreußen außer den Städten Danzig und Thorn, und den
nördlichen Theil des jetzigen Großherzogthums Posen; Oestreich
Ostgallicien und Lodomiricn, und Rußland den östlichen Theil
von Polen. Vergeblich riefen die Polen alle Mächte Europa's
um Schutz gegen die entsetzliche Gewaltthat auf; Niemand
nahm sich ihrer an. Es war ein unerhörtes Beispiel, daß drei
mächtige Monarchen ohne alle Veranlassung über einen schwa-
chen Staat herfielcn, und ihn beraubten. Die Polen wurden
nun zu einem Reichstage berufen, um die Theilung gut zu
heißen. Nicht der dritte Theil kam, und die Gekommenen wi-
dersprachen. Aber sogleich drohte man ihnen, das ganze Land
wegzunehmen, wenn sie sich nicht gutwillig unterwerfen wür-
den, und so mußten sie denn wohl ihre Schmach unterzeichnen.
Seitdem nannte sich Friedrich König von Preußen. Seit der
Zeit blieb der Ucberrest von Polen von Rußland ganz abhän-
gig, bis cs den drei Mächten späterhin gefiel, das ganze Land
zu theilen. Doch davon unten mehr.
Noch in demselben Jahre 1772 wurde dem neuerworbenen
Lande ein großer Vortheil durchs den bromberger Canal
verschafft, den Friedrich anlcgen ließ. Er verbindet das Flüß-
chen Brahe, welches links in die Weichsel geht, mit der Nebze,
welche der Wartha und mit dieser der Oder zufließt. Dadurch
wurde also die Weichsel und die Oder in Verbindung gesetzt.
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Extrahierte Personennamen: ria_Theresia's Franz_1. Franz Joseph_2. Maria
Theresia Maria Theresia Fürst_Kaunitz Maria_The- Maria Oestreich Friedrich_König Friedrich Friedrich Friedrich
Frankreichs alle diejenigen Besitzungen, welche deutsche Fürsten
auf dem linken Nhcinufer hatten, ohne weitere Umstände wcg-
genommcn, und zu Frankreich geschlagen wurden, und als der
Kaiser Leopolds., der seinem Bruder Joseph 2. seit 1790
gefolgt war, sich darüber beschwerte, so erhielt er von der Na-
tionalversammlung die trotzige Antwort, daß ihn das gar nichts
anginge, und daß man schon deshalb mit den deutschen Für-
sten, die cs beträfe, unterhandeln würde. Ferner fühlten sich
alle Fürsten Europa's durch die schändliche Behandlung em-
pört, welche der gute Ludwig 16. von seinen Unterthanen er-
fuhr; aber alle Vorstellungen die sie machten, blieben unbeach-
tet, und wurden mit Hohn beantwortet. Besonders nahmen
innigen Thcil an seinem Schicksal sein Schwager, der Kaiser
Leopold, und der König Friedrich Wilhelm 2. Sie hiel-
ten deshalb eine Zusammenkunft in dem Schlosse Pillnitz
Lei Dresden, zu der sich auch der Graf von Artois einfand,
um die beiden Monarchen zu bereden, einen Krieg gegen Frank-
reich anzufangen. Auch Kaiserin Katharina 2. und Gustav 3.,
die beide damals noch lebten, versprachen Beistand, ja Gustav
wollte sich gar an die Spitze des verbündeten Heeres stellen.
Und in der That hatten auch die Fürsten nicht unrecht, wenn
ihnen das Treiben in Frankreich nicht gleichgültig war. 'Die
Jakobiner lehrten ja ganz laut, man müsse alle Monarchien
Umstürzen, alle Fürsten absetzcn und ermorden. Uebcrall fanden
sich Leute, welche diesen Grundsätzen Beifall gaben, und wer
stand dann den Fürsten dafür, ob nicht am Ende eine allge-
meine Empörung gegen jede rechtmäßige Gewalt entstände?
Wie unzuverlässig die schönen Redensarten der'national-
versammlung waren, zeigte die Wegnahme von Avignon
und Venaissin im südlichen Frankreich, die seit vielen Jahr-
hunderten dem Papste gehörten; und doch hatte jene erst kurz
vorher erklärt, daß Frankreich nie einen Eroberungskrieg füh-
ren wolle. So lange noch die constituircnde Nationalversamm-
lung beisammen war, wurde gegen die auswärtigen Mächte
doch noch einige Schonung gezeigt; aber sobald die gesetzge-
bende Versammlung erst aufgetreten war, und von den Jako-
binern beherrscht wurde, verlangten diese durchaus Krieg, um
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Extrahierte Personennamen: Leopolds Joseph Ludwig Ludwig Leopold Leopold Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Katharina Gustav_3. Gustav Gustav Gustav
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Frankreich Leopolds Pillnitz
Lei_Dresden Frankreich Avignon Frankreich Frankreich
622
Sardinien, auch noch Rußland, Spanien, Neapel,-Portugal
und das ganze deutsche Reich gehörten. Wirklich machten
auch die Verbündeten jetzt Fortschritte, und die Oestreicher
nahmen zur Freude der Einwohner ganz Belgien wieder ein.
Aber die Freude dauerte nicht lange. Die Jakobiner befahlen,
es sollte das ganze französische Volk in Masse aufstehen, d. i.
alle Franzosen sollten bis zur gänzlichen Vertreibung der Feinde
zum Soldatendicnst verpflichtet seyn, und während die junge
Mannschaft ins Feld zöge, sollten die Verhciratheten Waffen
schmieden, und Lebensmittel hinzufahren, die Weiber Zelte und
Kleider machen, und die Kinder Charpie zupfen. Welche Un-
klugheit! Wer sollte denn das Feld bebauen? wer die Hand-
arbeiten verrichten? wer die Kinder warten und erziehen? Um
die Armecbcdürfniffe hcrbeizuschaffen, wurde befohlen, daß der,
welcher dergleichen besitze, sie bei Todesstrafe unentgeldlich her-
gebcn müsse.
Wären nur jetzt, ehe diese Befehle ausgeführt, und die
jungen, von allen Seiten herbeiströmenden Soldaten eingcübt
wurden, die Verbündeten schnell auf Paris losgegangcn, so
würde höchst wahrscheinlich der Herrschaft der Jakobiner ein
schnelles Ende gemacht seyn. Aber die alten Generale ließen
sich nicht ausreden, daß erst die vielen kleinen an der Gränze
liegenden Festungen erobert seyn müßten, und das rettete die
Jakobiner. Außerdem entstanden Uneinigkeiten unter den ver-
bündeten Generalen; ihre Heere blieben unthätig, während
die französischen Feldherren zu siegen gezwungen wurden; denn
wer sich besiegen ließ, wurde nach Paris gerufen, und mit
dem Tode bestraft. Gefechte wurden in diesem Jahre genug
geliefert, aber keine großen und entscheidenden Schlachten, so
daß nur etwa das Treffen bei Kaiserslautern im El-
saß in den letzten Tagen des Novembers zu merken ist, in
welchem die Preußen das Feld behaupteten. Dennoch zogen
sich zu Ende des Jahres die Oestreicher und Preußen ganz
nach Deutschland zurück, und die übrigen Verbündeten hatten
so gut wie nichts gcthan. Der Herzog von Braunfchweig aber
legte sein Eommando nieder, weil er sich mit General Wurm-
ser, dem Anführer der Oestreicher, nicht vertragen konnte.
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Extrahierte Ortsnamen: Sardinien Spanien Belgien Paris Paris Kaiserslautern Deutschland
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ungünstig gestimmt; die beständigen Durchmärsche und Erpres-
sungen der französischen Truppen brachten ihn auf, und heim-
lich war er ein Freund Englands und Oestreichs. Das wußte
Napoleon, und dadurch wurde seine Empfindlichkeit nur noch
mehr gesteigert. Endlich faßte er den Entschluß, den Papst
des Kirchenstaats, also der weltlichen Herrschaft, ganz zu be-
rauben, und ihn als Oberhaupt der katholischen Christenheit
nach Paris zu versetzen. Nun wurde schnell ein Vorwand ge-
sucht, Streit anzufangen. Zuerst besetzte der Kaiser, ohne den
Papst zu fragen, italienische Bifchofsstellen; dann verlangte er,
der Papst sollte sich mit ihm gegen alle Feinde Frankreichs
verbinden. Aber dagegen erklärte sich Pius geradezu; seine
Häsen den Engländern zu schließen, sey er bereit; aber sich mit
fast allen europäischen Machten in einen Krieg einzulassen,
würde sich für einen Prediger des Friedens nicht geziemen.
Darauf rückten im Februar 1808 unter General Miollis
französische Soldaten in Nom ein, unter dem Vorwände, nach
Neapel durchzumarschiren; aber sie blieben da, besetzten die
Stadt, entwaffneten die päpstlichen Truppen, und spielten die
Herren. Pius duldete christlich, was er nicht hindern konnte,
dem die Rache anheim stellend, der da gerecht richtet, und auch
seitdem gerecht gerichtet hat. Dann wurde derjenige Theil des
Kirchenstaats, der an das adriatische Meer gränzt, dem Papste
genommen, und mit dem italienischen Königreiche vereinigt,
damit nicht hinfort Neapel von den übrigen mit Frankreich
verbundenen Ländern getrennt sey, und weil der Papst sich
hartnäckig geweigert habe, den Engländern den Krieg zu er-
klären. Pius begnügte sich, gegen diese Gewaltthat zu prote-
stircn, und erklärte mit christlicher Ergebung: „er wolle fest
und ruhig erwarten, was die Gewalt noch ferner gegen das
Oberhaupt der katholischen Kirche versuchen würde." Dann
schrieb ec eine Abmahnung an Napoleon, worin es hieß: „ihr
werdet uns zwingen, daß auch wir in der Demuth unsers
Herzens jene Macht in Anwendung bringen, die der Allmäch-
tige in unsere Hände gelegt hat. Die Uebel, die von euch
ausgehen, sollen alle auf euer Gewissen fallen."
Nun folgte eine Härte auf die andere. Die treuen Die-
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Englands Paris Frankreichs Neapel Frankreich
679
Kaisern von Oestrekch und Rußland und dem Könige von
Preußen vorher eine Anzeige davon zu machen. Dadurch
wurde das alte deutsche Reich ganz aufgelöst, und
Kaiser Franz hielt es nun für angemessen, dem leeren Titel
eines deutschen Kaisers ganz zu entsagen.
112. Preußisch-russischer Krieg gegen Frankreich
180 6. — Friede von Tilsit 1807.
Bei allen seinen eigenmächtigen Handlungen hatte Napo-
leon keine Macht mit mehr Uebermuth und mit mehr Tücke
behandelt, als Preußen. Die Festung Wesel am Rhein hatte
er ohne Umstände wcggenommcn, und während er Preußen
die stärksten Versicherungen der Freundschaft that, England
angeboren, Hannover Preußen wieder wegzunehmen, wenn
König Georg 3. mit ihm Frieden machen wollte. Allgemein
war daher der Iknwille unter dem preußischen Volke, und die
preußischen Offiziere meinten, es habe bisher nur an einem so
wohleingerichteten Herre, als das preußische sey, gelegen, um
Napoleon zu besiegen. Volk und Heer sprachen laut ihren
Wunsch aus, daß man Krieg anfangcn müsse, und daß es
ruhmvoller sey, mit Ehren unterzugehen, als länger die Ver-
höhnungen des Völkerrechts geduldig zu ertragen. Der sonst
so sriedlichgesinnte König wurde dadurch hingerissen, sich zum
Kriege zu rüsten. Er schloß mit seinem Freunde, dem Kaiser
Alexander, mit Georg 3. und mit dem Kurfürsten Friedrich
August von Sachsen ein Bündniß, obwohl der letztere kein
aufrichtiger Freund war, und der Krieg wurde im Oktober
1806 an Frankreich erklärt.
Aber cs war nicht mehr das Heer Friedrichs des Großen.
Die Soldaten bestanden meist aus Ausländern, und waren,
durch die Strenge der Behandlung aufgebracht, unlustig im
Dienst. Die Offiziere waren ohne Kriegserfahrung, zum Theil
voll Uebermuth, und genossen nicht das Vertrauen der Sol-
daten. Unter den Befehlshabern endlich fehlte Einigkeit, Ent-
schlossenheit, zum Theil selbst guter Wille. Die Sachsen gin-
gen ungern irf den Krieg, und die Russen waren noch nicht
über ihre Gränze gegangen.
»
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Extrahierte Personennamen: Franz Franz Georg Napoleon Alexander Alexander Georg_3. Friedrich Friedrich August Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Tilsit Wesel_am_Rhein England Hannover Sachsen Frankreich Sachsen
782
wachte ihn stolz, herrisch und grausam. Seine Feinde mehr-
ten sich täglich, und er wurde schon 1823 abgesetzt und ver-
trieben. Er flüchtete nach England, hatte aber die Unklug-
heit, 1824 nach Amerika zurückzukehren, indem er hoffte, man
werde nun seinen Werth recht erkannt haben, und ihn mit
offenen Armen aufnchmcn. Aber kaum war er gelandet, so
wurde er festgenommcn und erschossen. Mexico aber erhielt
nach dem Muster des freien Nordamcrika's eine republikani-
sche Verfassung, unter der cs sich sehr glücklich fühlt.
Auch die Landenge von Panama hatte schon am 28sten
November 1821 ihre Unabhängigkeit ausgesprochen, und so
war es also allen spanischen Besitzungen auf dem festen Lande
gelungen, sich frei zu machen; doch ist ihr Zustand noch nicht
fest genug, weil es bei einem der Unabhängigkeit so unge-
wohnten Volke an Partheien und Unruhen in der ersten Zeit
nicht fehlen kann.
Demagogische Umtriebe. Als man vor dem Jahre
1813 in Deutschland den Druck der französischen Herrschaft
schwer fühlte, vereinigten sich viele der edelsten Männer ins-
geheim zu einer Verbindung, der Tugendbund genannt,
deren Absicht war, das Volk für die Zeit der einstigen Be-
freiung vorzubereiten, und Liebe zu Freiheit in ihm zu erhal-
ten und zu verbreiten. Und als nun 1813 Napoleons Stern
in Rußland untergcgangen war, rief man die deutschen Jüng-
linge herbei, für die deutsche Freiheit zu kämpfen. Die Unab-
hängigkeit von Frankreich wurde glücklich errungen; aber manche
der jungen Leute, deren hingebcnder Tapferkeit allerdings der Er-
folg mit zuzuschreiben war, glaubten nun, daß sie überhaupt
berufen wären, jeder Gewalt zu steuern. Die wahre Freiheit
ist nur da, wo Ordnung und Gehorsam gegen die Vorgesetzten
und gegen die Gesetze gelten; aber junge Leute wähnen oft,
sie sey da, wo man Niemand gehorcht, und vergessen die große
Lehre, welche die französische Revolution gegeben hat. So
auch hier. Statt nun zu ihren stillen Studien zurückzukehrcn,
meinten sie, man sey auf halbem Wege stehen geblieben;
Frankreichs Herrschaft sey zwar gebrochen, aber die Deutschen
müßten auch noch die Herrschaft ihrer Fürsten abwerfen. Daß
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Extrahierte Personennamen: Mexico Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: England Amerika Nordamcrika's Panama Deutschland Frankreich Frankreichs
169
Besten von euch taugen nichts. Ich mag nicht ln euren Him-
mel." Die armen'leute hatten bisher ein bequemes, sorgen-
freies Leben geführt; denn das Wenige, dessen sie bedurften, gab
ihnen die Erde ohne große Arbeit. Nun aber wurden sie Scla-
ven, und wurden gezwungen, die Felder ihrer Peiniger zu be-
bauen, und in den angelegten Bergwerken nach Gold und Silber
zu graben. Die ungewohnte Arbeit räumte fürchterlich unter
ihnen auf; man sah die Leichen zu hunderten an den Eingängen
zu den Bergwerken liegen. Da trat ein edler Dominikaner-
Mönch, Bartholomeo de las Casas, auf, und suchte ihr
Schicksal zu erleichtern. Er reiste selbst deshalb nach Spanien,
und stellte dem Kaiser die Noth der Armen vor, richtete aber we-
nig aus, weil die reichen Besitzer in Amerika erklärten, daß sie
ohne Sclaven die Arbeit nicht bestreiten könnten. „Gut!" sprach
Casas, „so nehmt doch lieber Schwarze aus Afrika; die sind stär-
ker und an Arbeit gewöhnter." Das fand Eingang, und seit
jener Zeit ist der schreckliche Negersclavenhandel entstanden, des-
sen Greuel der gute las Casas nicht geahnt hat. Er dauert leider
noch fort, so viele Mühe sich auch die Engländer in der neusten
Zeit gegeben haben, ihn auszurotten.
69. Maximilian 1. 1493 —1519.
Der ritterliche Maximilian bestieg 1493 nach seines Vaters,
Friedrich 3., Tode den deutschen Kaiserthron. Von einem so
kräftigen, thätigen und gutmeinenden Manne konnte das der ste-
ten Befehdungen herzlich müde Deutschland recht vieles Dute
erwarten, und er hat auch diese Hoffnungen keineswegs getäuscht,
obgleich er gewiß noch mehr gethan haben würde, wenn ihn nicht
Italien so oft abgezogen hätte. Um dieses Land, welches schon
so viele Kräfte der Deutschen zersplittert hatte, stritten sich da-
mals die Könige von Frankreich und Spanien, bis es jenem ge-
lang, Mailand, und diesem Neapel zu bekommen. In diese
Kriege wurde Maximilian unaufhörlich verflochten, ohne daß er
Vortheil davon gehabt hätte; denn jene Könige waren schlauer
und betrüglich, während Maximilian ehrlich verfuhr. Aber auch
hier bewährte sich der alte Grundsatz, daß ehrlich am längsten
währe; denn die italienischen Besitzungen haben weder Frankreich
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Extrahierte Ortsnamen: Spanien Amerika Afrika Deutschland Italien Frankreich Spanien Mailand
629
Großen nach. Warschau erhielt Verzeihung, mußte aber alle
Waffen ausliefern, und wurde von den Nüssen besetzt.
Die einzelnen Haufen der Polen verliefen sich nun; an-
dere wurden gefangen; viele der Vornehmen verließen aber-
mals das unglückliche Vaterland, und wandten sich nach Ita-
lien oder Frankreich. Kosciusko wurde nach Rußland abge-
führt, und nachdem er geschworen hatte, ohne russische Erlaub-
niß das Vaterland nicht wieder zu betreten, begab er sich nach
Frankreich, wo er auf seinem Landgute nur sich und den Sei-
nigen bis an seinen Tod, 1817, gelebt hat. Die Sieger ka-
men überein, daß Polen aus der Reihe der Reiche ausgestri-
chen werden müßte, und theilten den Rest unter sich 1795.
Rußland nahm den östlichen Theil, Oestrcich den südlichen,
und Preußen das übrige nebst Warschau. Der preußische An-
theil wurde Südpreußen genannt. Ucbcr das Benehmen der
Verbündeten und über die Unrechtmäßigkeit der Handlung war
nur eine Stimme, und konnte wohl der Zuwachs an Land
und Einkünften entschädigen für den Verlust an Achtung und
Vertrauen? —
König Stanislaus Poniatowski legte die Krone nieder,
und erndtete nun den Lohn seiner Schwäche. Er wurde un-
ter russischer Aufsicht nach Grodno verwiesen, wo er ein Iahr-
gehalt erhielt. Nach Katharinens Tode wurde er nach Peters-
burg berufen, und hier starb er bald darauf»
106. Direetorialregierung in Frankreich. —i
Fortsetzung des Kriegs bis zum Frieden
von C a m p o F o r m i o.
Robespierre und mehrere seiner blutigsten Anhänger wa-
ren zwar tobt ; aber damit war die Ruhe so wenig wieder
hergestellt, als sich das empörte Meer nach dem Schweigen
des Sturmcö gleich wieder beruhigt. Noch lebten Billaud
von Varenneö, Tallien, Collot d'herbois und andere Blut-
menschcn, und sie ließen sich merken, daß sie nun die Schrek-
kensherrschaft fortsctzen wollten. Aber ganz Frankreich war
des täglichen Blutvergießens überdrüssig; von allen Seiten
erhoben sich Stimmen dagegen. Selbst unter den Mitgliedern
V
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662
So war er auch in feinen Verhandlungen mit den frem-
den Mächten. Toskana gab er dem Herzoge von Parma, ei-
nem spanischen Prinzen, und machte es zu einem König-
reiche Hetrurien; aber das war nur ein Scheingeschcnk;
denn es blieben französische Truppen im Lande, und der neue
König mußte thun, was Bonaparte verlangte. Parma kam
aber unter die Verwaltung von Frankreich. Am schreiendsien
war die Gewaltthat gegen den König von Sardinien. Daß
ihm Frankreich, ohne daß er es verschuldet, seine Besitzungen
in Oberilalicn genommen hatte, ist schon gesagt worden; jetzt
aber vereinigte Bonaparte diese Provinzen völlig mit Frank-
reich. Die cisalpinische erhielt den Namen der italieni-
schen Republik, und den Bewohnern wurde unter den
Fuß gegeben, daß sie sich den ersten Cónsul zum Präsidenten
ausbilten sollten, was dieser denn auch so großmüthig war
anzunchmen. Dann gab er der Schweiz nicht undeutlich zu
verstehen, sie möchten bei ihm um Einverleibung in Frankreich
nachsuchen. Da die Schweizer aber darauf nichts erwiederten,
gab er den Plan auf, berief helvetische Abgeordnete nach Paris,
und übergab ihnen eine neue Verfassung. Danach wurde Hel-
vetien in 19 Kantone getheilt, und Abgeordnete derselben
sollten eine Lagesatzung bilden, welche die allgemeinen Angele-
genheiten betreiben sollten. Zugleich aber mußte Hclvetien ein
Bündniß mit Frankreich schließen, und er nannte sich den
Vermittler der Schweiz. Ein ähnliches Schicksal hatte Hol-
land. Auch dies Land bekam eine neue Verfassung, blieb
übrigens von französischen Soldaten, die es unterhalten mußte,
besetzt, und mußte in allen Dingen Frankreich gehorchen. So
schaltete der herrschsüchtige Mann mit den benachbarten Län-
dern, als hätte er ganz Europa Gesetze vorzuschreiben.
Aber auch im Innern wollte er seine Gewalt ausdehnen,
und doch gab er sich den Schein, alö wenn er selbst nicht im
entferntesten daran dächte, sondern als wenn die Franzosen ihm
die größere Macht aufdrängen. Nachdem er die ärgsten Schreier
unter seinen Gegnern unter allerhand Vorwänden deportirt
hatte, trat einer seiner Freunde im Tribunale auf, und for-
derte, daß man dem ersten Cónsul, der mit Alexanders Ruhme
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Extrahierte Personennamen: Schreier Alexanders
Extrahierte Ortsnamen: Parma Frankreich Sardinien Frankreich Frankreich Paris Frankreich Frankreich Europa