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1. Weltgeschichte für einfache Volksschulen - S. 13

1879 - Leipzig : Klinkhardt
— 13 — aber nie wieder zurück. Die Spartaner behaupteten aber noch lange Zeit unter allen griechischen Staaten die erste Stelle. Das edelste Volk Griechenlands waren die Athener, welche nicht nur Tapferkeit, sondern auch Künste und Wissenschaften hochschätzten und daher frühzeitig eine hohe Stufe geistiger Bildung erreichten. Anfänglich standen an der Spitze des Staates Könige. Später schaffte man jedoch die Königswürde ab und übertrug sie auf erfahrene Männer, die man Archonten nannte. Als aber auch diese Regierungsform dem Volke nicht gefiel, wurde Drako, einer der Archonten, beauftragt, ein Gesetzbuch zu schreiben. Drako vollführte den Auftrag; allein seine Gesetze waren so streng, daß man sagte, sie seien mit Blut geschrieben. Deshalb entwarf Solon, einer der edelsten und weisesten Männer Griechenlands, ums Jahr 600 v. Chr. andere Gesetze. Seiner Anordnung nach wurden die Bürger nach ihrem Vermögen in vier Klassen getheilt. Die höchste Staatsgewalt ruhte in den Volksversammlungen, in welchen jeder atheniensische Bürger erscheinen durfte. Diesen Versammlungen stand der Senat zur Seite. Die Archonten, welche zugleich Priester waren, hatten die Leitung der Gerichte. Der oberste Gerichtshof war der Areopag, in welchen die jährlich abtretenden Archonten, jedoch erst nach strenger Prüfung ihres Lebenswandels, aufgenommen wurdeu. Dieser Areopag war der Hüter der Gesetze, der Verfassung und der Sitten. Durch die Perserkriege wurde Athen der bedeutendste Staat Griechenlands und gewann unter der Leitung von Männern, wie Themistokles, Aristides und Perikles immer mehr an Macht, was bei den Spartanern Eifersucht erregte und um so mehr erregen mußte, da die Athener in ihrem Uebermuthe anfingen, andere Staaten zu unterdrücken, wodurch nach mannichfachen Reibungen, die Spartaner den Athenern den Krieg erklärten und ein 27 Jahre langer Kampf, der peloponnes ische Krieg (431—404), entstand. In der ersten Zeit beschränkte man sich auf verheerende Einfälle in das gegenseitige Gebiet. Am meisten litt dabei Athen, wo^noch dazu die Pest fürchterlich wüthete. Kaum war ein Friede zu Stande gekommen, als die Athener sich verleiten ließen, der Insel Stritten gegen die Stadt Syrakus zu Hilfe zu eilen. Die Syrakusaner, von den Spartanern unterstützt, errangen aber einen glänzenden Sieg über die Athener. Tausende der bravsten Bürger wurden hingemordet und die schönsten Städte verwüstet. Der Siuu für Recht, Ordnung und alles Heilige ging verloren, und selbst die berühmtesten^Redner, wie Demosthenes, Pythagoras, Aristoteles und Sokrates vermochten dagegen nur wenig. Besonders war es Letzterer, der dem überhandnehmenden Sittenverfalle dadurch Zu wehren suchte, daß er die Jugend für alles Hohe und Heilige zu gewinnen strebte. Mit unendlicher Liebe hingen seine Schüler an ihm. Von seinen Feinden beschuldigt, daß er die Jugend zum Unglauben verleite, wurde dieser edle Greis verurtheilt, den Giftbecher zu trinken (399). Nach Beendigung des Krieges hatte sich Sparta über alle Staaten erhoben und war die erste Macht Griechenlands geworden.

2. Weltgeschichte für einfache Volksschulen - S. 25

1879 - Leipzig : Klinkhardt
— 25 — schöne Farbe zu erhalten. — Trotz des großen Hanges zu Trunk und Würfelspiel, wodurch der Deutsche nicht selten Alles, was er hatte, ja selbst seine Freiheit verspielte, rühmte man doch von ihm die Treue und Redlichkeit. Bei ihnen galt: Ein Wort, ein Mann! Wie sie durch ihre Tapferkeit sich allen Nachbarvölkern furchtbar machten, ebenso zeichneten sie sich durch ihre Vaterlandsliebe, Gastfreundschaft und tiefes religiöses Gefühl ans. War der Deutsche nicht im Kriege, den er über Alles liebte, so brachte er seine Zeit mit Nichtsthun, Schlafen, Essen, Trinken und Jagen zu. Die Bestellung der Felder und das Hauswesen überließ man den Frauen und Sclaven. Ihre Häuser waren roh aus Lehm aufgeführt, oft nur Zelte, da sie nie lange an einem Orte blieben. Der Religion nach waren unsere Voreltern Heiden. In geheiligten Wäldern verehrten sie ein höchstes Wesen, das sie Wodan nannten und in dessen Heldenhimmel, Walhalla, sie nach dem Tode zu kommen hofften. Dort glaubten sie noch täglich Kämpfe bestehen zu müssen, nach welchen jedoch sowohl Sieger als Besiegte zu einem Versöhuuugsmahle versammelt würden. Außerdem verehrten sie einen Gott des Donners, Donar (Donnerstag), eine Göttin Freya (Freitag). Die Priester standen als Wahrsager in großem Ansehen und verrichteten die Opfer, ja sogar Menschenopfer auf Altären in heiligen Hainen, in welchen später die Christen Kirchen und Klöster bauten. Der Zulauf des Volkes aber blieb, — daher Wallfahrten vielleicht nichts anderes bedeutet, als Fahrt in den heiligen Wald. — Bemerkenswerth ist endlich, daß das Volk der Deutschen in 2 Classen getheilt wurde, in Freie und Unfreie. Die ersteren zerfielen wieder in edle Freie, Adelige, welche umfangreiche Ländereien besaßen und ein großes Ansehen genossen und in gemeine Freie, welche zwar geringeren, aber doch freien Grundbesitz hatten. Die Unfreien waren entweder zinspflichtige Hörige (Liten), die von dem Gutsherrn ein Stück Land erhielten und dafür an denselben eine Abgabe an Getreide, Vieh und gewebtem Zeuge entrichteten, oder es waren Sclaven (Schalke), welche beliebig verkauft werden konnten. Dies waren meist Kriegsgefangene oder solche, die im Spiele ihre Freiheit verloren hatten. Anfänglich übten die Deutschen auch Blutrache als Strafe für einen begangenen Mord; bald jedoch traf Geldstrafe an ihre Stelle. Schon in der römischen Geschichte wurde erwähnt, wie Deutsche, die Cimbern und Teutonen, verheerend in das römische Reich eindrangen, aber von Marius geschlagen wurden. Es sind dies die ersten Nachrichten von dem deutschen Volke. Als später Cäsar die Deutschen, welche über den Rhein in Gallien eingedrungen waren, angreifen wollte, herrschte unter seinen Soldaten Furcht und Schrecken. Selbst die Vornehmsten weinten oft die bittersten Thränen und suchten alle nur möglichen Vorwände, sich ans dem Lager entfernen zu können. Cäsar besiegte zwar die Deutschen, aber auch nur dadurch, daß diese ans Aberglauben vor Neumond kein Treffen wagten. — Deutsche waren es ebenfalls, welche im Jahre 48 v. Chr.

3. Weltgeschichte für einfache Volksschulen - S. 64

1879 - Leipzig : Klinkhardt
— 64 — darnieder; Wissenschaften und Künste waren schwer geschädigt und Deutschland schien für immer vernichtet zu sein. §. 42. Die Deformation in den Niederlanden. Schon als Karl Y. seinem Sohne Philipp die Niederlande mit ihren blühenden Provinzen, ihren reichen Handelsstädten und dem wohlhabenden, glücklichen Volke übergab, hatte die Reformation durch Calvins Lehre von Frankreich aus Eingang gefunden. Philipp Ii. war ein harter, finsterer Mann. Die Protestanten waren seine verhaßtesten Gegner; er wollte lieber sterben, als diese Ketzerei zulassen. Leider war auch schou seit 1550 die Inquisition hier eingeführt, und der herrschsüchtige Philipp benutzte sogar das Blutgerüst dazu, die alten Freiheiten ^dieses Landes anzutasten. Seinen Befehlen wußte er durch spanische Soldaten Geltung zu verschaffen. Noch trauriger gestaltete es sich, als er (1559) seine Schwester Margaretha von Parma als Statthalterin der Niederlande einsetzte und ihr den Cardinal Granvella als Rathgeber zur Seite stellte, der mit unerhörter Grausamkeit schaltete. Ueberall loderten die Scheiterhaufen zur Ausrottung der Protestanten. Obgleich sich Wilhelm von Oranien, Graf Egmont und Graf Horn laut gegen dieses Unwesen erklärten, so wüthete doch die Inquisition nach wie vor. Da verbanden sich mehrere Hundert Adelige und zogen nach dem Schlosse, um die Regentin um Abhilfe zu bitten. Margaretha, darüber ängstlich, wurde von ihren Räthen ermnthigt, sich nicht vor den Bettlern zu fürchten, worauf sich diese Verbündeten Geusen (Bettler) nannten. Als man aber immer schonungsloser gegen die Protestanten verfuhr, kam es zu einer offenen Empörung. Bald wurde jedoch der Aufstand gedämpft. Der blutdürstige Herzog Alba kam mit einem spanischen Heere. Wilhelm von Oranien und mit ihm 100000 der bravsten Bürger verließen das Land, um wenigstens ihr Leben zu retten; denn über 20000, unter ihnen auch die Grafen Horn und Egmont, endeten auf dem Blutgerüste. Um Wilhelm von Oranien hatten sich unterdessen gegen 20000 der geflohenen Niederländer versammelt, um das Vaterland von dem spanischen Drucke zu befreien. Bereits 1579 schlossen die sieben nördlichen Provinzen die Utrechter Union und sagten sich 1581 völlig von der spanischen Herrschaft los. Zwar fand sich bald ein nichtswürdiger Mensch (Balthasar Gerard), von den Jesuiten gedungen, der sich den auf Oraniens Kopf gesetzten Preis verdiente, indem er ihn (1584) erschoß. Aber auch an seinem Sohne, dem Statthalter Moritz, erhielt die Sache der Niederländer eine kräftige Stütze. Ueberall focht er siegreich gegen die Spanier, so daß sich Philipp, als auch seine ungeheure Flotte, die unüberwindliche Armada, 1588 von den Engländern unter Drake vernichtet worden war, ans die südlichen Provinzen (Belgien) beschränken und im west-

4. Weltgeschichte für einfache Volksschulen - S. 72

1879 - Leipzig : Klinkhardt
— 72 — Zeit, wo seine Mutter, von zahlreichen Feinden bedrängt, ihre einzige Hilfe bei den treuen Ungarn' fand. Schon frühzeitig zeigte er einen lebhaften, heiteren Geist und schnelle Fassungsgabe und trieb neben den Sprachen mit Vorliebe Feldmeß- und Kriegskunst, besonders aber gern Musik. Zum Jüngling herangereift, war Josef der Stolz des ganzen österreichischen Volkes. So lange seine Mutter lebte, war ihm an den Regierungsgeschäften nur wenig Antheil gegönnt, wie er denn auch durch diese abgehalten wurde, am siebenjährigen Krieg Theil zu nehmen. Erst im Jahre 1765 nach dem Tode seines Vaters ernannte ihn Maria Theresia zu ihrem Mitregenten und übertrug ihm speciell die Verwaltung des Heeres. Mit unermüdlichem Eifer setzte Joses in dieser Zeit seine Studien fort. Das Ideal, nach welchem er strebte, war Friedrich der Große. Wie Friedrich Kriegslorbeeren zu pflücken, waren die Zeiten vorüber; aber umsomehr suchte Josef ihm als Regent nachzueifern. Und in der That dürfte selten ein Fürst solche Hingebung und Sorgfalt für das Wohl der ihm anvertrauten Völker bewiesen haben, tote er. Als im Jahre 1780 seine Mutter starb und er in den Besitz der österreichischen Erbländer kam, säumte er nicht die zeitgemäßen Reformen, mit denen er sich längst herumgetragen hatte, zur Ausführung zu bringen. Er führte Religionsduldung (Toleranzedict) ein, indem er den Bekennern der protestantischen Confessionen und der griechischen Kirche freie Religionsübung und gleiche Rechte mit den Katholiken einräumte, verminderte die Zahl der Klöster und verwendete die dadurch gewonnenen Schätze zur Gründung von Kirchen, Schulen und gemeinnützigen Anstalten. Zu den segensreichsten Einrichtungen Josefs gehört die Aufhebung der Leibeigenschaft, die gleichmäßige Besteuerung ohne Unterschied des Ranges und die Gleichstellung vordem Gesetze ohne Ansehen der Person oder des Standes. Ebenso suchte er den Wohlstand seiner Staaten durch Beförderung des Ackerbaues, der Viehzucht und der Gewerbthätigkeit zu heben. Leider^ ließ sich Joses in seinem Feuereifer für das Gute bisweilen zu sehr fortreißen und indem er oft zu rasch zu Werke ging, sich auch manche Mißgriffe zu Schulden kommen. Dies wurde von den Gegnern Josefs und seiner Neuerungen benutzt, das Volk gegen denselben aufzuwiegeln und so die edelsten Pläne des Kaisers zu nichte zu machen. Es kam zu offener Empörung, in Folge dessen Josef kurz vor seinem Tode den größten Theil seiner Reformen wieder zurücknehmen mußte. Als die Revolution ausbrach, befand er sich mit seinem Heere auf einem Feldzuge gegen die Türken. Krank eilte er nach Wien zurück, wo er gebeugt durch Verkennung und Mißdeutung seiner edelsten Absichten 1790 (20. Februar) starb.

5. Weltgeschichte für einfache Volksschulen - S. 76

1879 - Leipzig : Klinkhardt
Iv. Neueste Geschichte. Während in der vorhergehenden Periode Freiheit auf religiösem und kirchlichem Gebiete sich als das Hauptstreben der Völker zeigte und Millionen Gut und Blut dafür einsetzten, wurde jetzt, durch den Borgang Nordamerikas, auch in Europa Unzufriedenheit mit den bisherigen staatlichen Verhältnissen erregt. Mit entsetzlichen Revolutionen beginnt die neueste Zeit. Aufruhr und Empörung überschreiten mehrmals die Grenzen Frankreichs/ erschüttern die Staaten Europas und üben einen außerordentlichen Einfluß auf die ganze Menschheit aus. Durch die Fürsorge der Regierungen verbreiten Schulen und Universitäten Bildung unter allen Schichten des Volkes und begründen so die riesenhaften Fortschritte, welche im Reiche der Wissenschaften, Künste und Erfindungen gemacht werden. §♦ 51. Die französische Revolution. Die neueste Geschichte beginnt mit einer der größten Begebenheiten der Weltgeschichte — der französischen Revolution, — ein Ereigniß, welches, so unheilbringend es auch für die damalige Zeit war, doch überaus wichtig durch seine Folgen wurde und auf's Neue die Wahrheit bestätigt, daß ein weiser und gerechter Gott über der Menschheit waltet. Unter der 72jährigen Regierung Ludwig Xiv. hatte Frankreich zwar den höchsten Gipfel der Macht und des Ansehens erreicht, allein die vielen Kriege und die Prachtliebe dieses Königs hatten eine Schuldenlast von mehr als 1000 Mill. Franken angehäuft, den größten Abgabendruck, und durch denselben die bitterste Unzufriedenheit hervorgerufen. Durch Ludwig Xv. (1715—74) Verschwendungssucht wurde das Unglück des Landes nur noch vermehrt. Gleichzeitig brachte das sittenlose Leben am Hofe Ludwigs dem Königereiche Verachtung, und die freigeisterischen Schriften von Voltaire, Rousseau (Russo) und Anderen hatten durch die höhnendsten Angriffe auf das Christenthum Sittlichkeit und Glauben im Volke untergraben. Den durch seine Vorgänger verursachten Schaden zu heilen, hatte Ludwig Xvi. (1774—92) den besten Willen, aber nicht die Kraft. Er suchte zwar durch Beschränkung seiner eigenen Bedürfnisse

6. Weltgeschichte für einfache Volksschulen - S. 77

1879 - Leipzig : Klinkhardt
— 77 — die Schuldenlast zu verringern, doch war dieselbe bereits so bedeutend geworden, daß sebst die Zinsen der Schuldenlast nicht mehr aufgebracht werden konnten. Da berief der König (1789) die Stände des Reiches zu einer Berathung über die zu ergreifenden Mittel zur Verminderung dieses Elendes. Bald aber entzweite sich die Versammlung, und die Abgeordneten des Bürgerstandes, mit denen sich ein Theil des Adels und der Geistlichen vereinigte, erklärten sich als die wahre Nationalversammlung und machten damit den Anfang zur Revolution. Sofort erklärte die Versammlung, sich nicht eher trennen zu wollen, als bis der Entwurf einer neuen Verfassung vollendet sei. Als in Folge davon der König Truppen zusammenzog, kam es den 14. Juli 1789 in Paris zu einem furchtbaren Aufruhr, in welchem sich die Garde mit dem Pöbel verband, die Bastille, ein altes Staatsgefängniß, zerstörte und eine Nationalgarde (unter Lafayette) errichtete. Der Haß gegen den Adel und die Geistlichkeit erreichte bald den höchsten Grad, und die Empörung in Paris fand im ganzen Lande Nachahmung. Der Adel suchte sich den Verfolgungen zu entziehen, indem er an die Grenzen des Reichs flüchtete, sich unter dem Grafen von Artois, einem Bruder des Königs, sammelte und die auswärtigen Mächte zu bewegen suchte, in die Verhältnisse Frankreichs einzugreifen. Die Mönchsorden wurden aufgehoben, der Erbadel abgeschafft, und alle geistlichen Güter als Nationaleigenthum erklärt. Ueber all bildeten sich besondere Vereine (Clubs), welche die Sache der Revolution zu der ihrigen machten und für dieselbe weiter fortarbeiteten. Die wüthendste war die Partei der Jacobiner (so benannt, weil sie in einem ehemaligen Jacobinerkloster ihre Zusammenkünfte hielten). Vor allem aber suchte ein Seitenverwandter des Königs, der Herzog von Orleans, aus Haß gegen das königliche Haus überall Unzufriedenheit zu erregen. Der Umsturz alles Bestehenden folgte rasch aufeinander, wie es von Menschen wie Robespierre, Marat und Danton, die ihre Freude nur an Vernichtung aller Ordnung fanden, nicht anders zu erwarten war. Was von der alten Verfassung noch übrig war, wurde niedergerissen. Da durch die Aufhebung fast aller Steuern die Kassen leer wurden, so wurde Papiergeld geschaffen, welches jedoch bald allen Werth verlor. So begann das Jahr 1790 unter trüben Aussichten für den guten König. Als er am großen Bundesfeste auf dem Marsfelde von Paris die Verfassung beschwor, da jubelte zwar die Menge mit Begeisterung: „Es lebe der König und die Königin!" allein es war nur ein Rausch, der schnell vorüber ging; denn der elende Herzog von Orleans beeilte sich sogleich neue Ränke zu schmieden. Als jetzt des Königs letzte Stütze, Graf Mirabeau starb, ein Mann, der zwar die Revolution mit herbeigeführt, aber durch Versprechungen des Königs wieder für denselben gewonnen war, gab der König den Bitten seiner Freunde nach, durch die Flucht wenigstens sein Leben zu retten; allein er wurde in Vareunes von dem Postmeister Drouet erkannt und von dem erbitterten Volke nach Paris zurückgeführt, wo er nun als Gefangener die gröbsten Mißhandlungen erdulden mußte.

7. Weltgeschichte für einfache Volksschulen - S. 78

1879 - Leipzig : Klinkhardt
. südlich, nachdem die neue Verfassung zu Staude gebracht war, ging die Nationalversammlung auseinander und eine neue, die gesetzgebende Versammlung, trat an deren Stelle, in welcher säst lauter unerfahrene, von revolutionärem ^chwindelgeiste ergriffene Männer saßen, die nun mit aller Macht dahin arbeiteten, Frankreich in eine Republik zu verwandeln. Man suchte den König' zu verdächtigen, er Verbindung mit den Emigranten (Ausgewanderten), welche an Oesterreich und Preußen Unterstützung gefunden hatten. Er wurde genöthigt, diesen Mächten den Krieg zu erklären. Ein österreichisch-preußisches Heer rückte iu Frankreich ein, wurde aber mit Verluste zurückgedrängt (1792). In den Septembertagen 1792 brachen rasende Volkshaufen in die Gefängnisse ein und ermordeten alle Königsfreunde mit grausamer Wuth, — über 7000 fanden ihren Tod. Ilm die Hinrichtungen schneller vollziehen zu können, t^fann man sogar die Guillotine (nach ihrem Erfinder, dem Arzte Guillotin genannt). Ein Nationalconvent wurde zusammengerufen, der über das Schicksal Frankreichs berathen und entscheiden sollte, und dieser erklärte schon in feiner ersten Sitzung (21. September 1792) das Königthum für abgeschafft und Frankreich als eine Republik. §♦ 52. Schicksal der königlichen Familie. Der unglückliche König Ludwig war schon den 13. August 1792 mit seiner Familie in den Tempel, einen alten Gefängnißthurm abgeführt worden, wo sie die tiefsten Schmähungen und Kränkungen ertragen mußten. Die Wächter waren schonungslos und roh, und keinerlei Bequemlichkeit war ihnen gestattet. Alles aber ertrugen sie mit der größten Geduld. Der König benutzte die meiste Zeit dazu, seine Kinder zu unterrichten. Endlich wurde er vor den Convent geführt und hier einer Unzahl Verbrechen angeklagt. Hauptsächlich warf man dem schuldlosen Könige vor, er halte es mit den Feinden Frankreichs und beabsichtige, gegen die Bürger Gewalt anzuwenden. Trotz der klarsten Vertheidigung wurde er zum Tode verurtheilt. Malesherbes, einer feiner Vertheidiger, war der Erste, welcher den König davon benachrichtigte. „Gut", sprach er, „so bin ich doch nicht länger in Ungewißheit. Ich schwöre, daß ich nie etwas Anderes, als das Glück meines Volkes gewollt habe." — Er bat nur noch um einen Beichtvater und um eine ungestörte Zusammenkunft mit feiner Familie, von welcher er schon feit längerer Zeit getrennt war. Der Convent bewilligte ihm eine zweistündige Frist. Welche Feder wäre im Stande, die Scene des Abschiedes zu schildern! Laut jammernd hingen die gebeugte Gattin Maria Antoinette (eine Tochter der Kaiserin Maria Theresia) und die Kinder (ein Prinz und eine Prinzessin) an dem unglücklichen Vater, dessen Schicksal sie soeben erst erfahren hatten. Nachdem er noch feine Kinder gesegnet, kehrte er tieferschüttert in fein Gefängniß zurück. Schon ehe der Morgen

8. Weltgeschichte für einfache Volksschulen - S. 80

1879 - Leipzig : Klinkhardt
— 80 — erwählen; allein in demselben Augenblicke, als dies geschehen sollte, überfiel den schrecklichen Menschen eine solche Angst, daß er in Ohnmacht fiel. Von nun an von seiner eigenen Partei verachtet, mußte er schon wenige Monate nach dem Tode der Königin das Blutgerüst besteigen. Ein Wohlfahrtsausschuß wurde gebildet, dessen Mitglieder, lauter wüthende Jakobiner, aber nur an der Vernichtung aller Wohlfahrt arbeiteten. Das Blut floß jetzt abermals in Strömen. Schon hoffte mau auf bessere Zeiten, als Marat, das Ungeheuer der Revolution, erstochen worden war; allein als jetzt Robespierre, Danton und andere Blutmenschen erklärten, Frankreich müsse noch im Revolutionszustande bleiben und willkürlich über das Leben und Vermögen der Franzosen schalteten, die Tugend bestraften und das Verbrechen als besonderes Verdienst hervorhoben, da war erst über Frankreich die mit Recht sogenannte Schreckenszeit gekommen, in welcher Robespierre die Oberhand hatte. Jetzt erst wurde auf die entsetzlichste Weise gemordet. Niemand war seines Lebens und Eigenthums sicher; Hunderttausende von Unschuldigen fielen unter dem Mordbeile der entmenschten Machthaber, und Jammer und Schrecken wohnten in Palästen und Hütten. Ja der Wahnsinn ging soweit, daß man die bisherige Zeitrechnung abschaffte, die Woche in 10 Tage und jeden Tag in 10 Abschnitte theilte; Schulen und Universitäten wurden geschloffen, und das Volk sollte dadurch belehrt werden, daß man gedruckte Zettel an die Straßenecken kleben wollte. Den höchsten Grad erreichte diese Tollheit durch den Unfug, welchen man mit der Religion trieb. Die christliche Religion wurde durch ein besonderes Gesetz abgeschafft, das Dasein Gottes geleugnet und ein Vernunftgottesdienst eingeführt, bei welchem eine Frauensperson die Göttin der Vernunft darstellen mußte. Solche gotteslästerliche Wirthschaft trug den Keim des Verderbens in sich selbst. Nachdem Robespierre seinen Genossen Danton aus dem Wege geschafft hatte, erklärte er, von der Angst seines Gewissens getrieben, daß der Glaube au Gott und die Unsterblichkeit wieder eingeführt werden sollte. Dennoch wüthete er noch ärger als zuvor, bis er von seiner eigenen Partei gestürzt und enthauptet wurde. Jetzt öffneten sich dje Gefängnisse, eine neue Verfassung wurde von den Gemäßigteren entworfen, und eine Directorialregierung, bestehend aus 5 Directoren, eingesetzt §, 54. Die französischen Revolntionskriege. Die Revolution rief nach außen und innen schwere Kämpfe hervor. Die Grausamkeit der Schreckensherrschaft fachte zunächst den Krieg in der Vendse auf's Neue an. Ebenso hartnäckigen Widerstand leisteten Bereichen Lttädte Marseille, Lyon und Toulon, welche aber auch unterliegen mußten. Bei der Eroberung von Toulon zeichnete sich Napoleon Bonaparte als Artillerieoffizier zum

9. Weltgeschichte für einfache Volksschulen - S. 36

1879 - Leipzig : Klinkhardt
— 36 — unwürdigen Päpste absetzte und einen deutschen Bischof mit dieser Würde belehnte. Er brachte es selbst soweit, daß die Römer keinen Bischof, also keinen Papst wählen konnten, ohne Einwilligung und Zustimmung des deutschen Kaisers. Unter ihm hatte Deutschland seine größte Ausdehnung, die Kaiserwürde das höchste Ansehen erlangt. Ein höchst unglücklicher Fürstwarheinrich Iv. (1056—1106). Erst 6 Jahre alt, als sein Vater starb, wurde er anfänglich von seiner Mutter Agnes erzogen, bis ihn der Erzbischof Hanno von Köln auf ein Rheinschiff locken und entführen ließ. Von Hanno wurde Heinrich in strenger, fast harter Zucht gehalten. Später bemächtigte sich jedoch Adalbert, Bischof vou Bremen, des Knaben, wo er Pracht und Verschwendung lieben lernte. Die Folgen solcher Erziehung zeigten sich bald. Mit dem fünfzehnten Jahre übernahm er selbst die Regierung. Von Adalbert zum Hasse gegen die Sachsen angefeuert, drückte er diese nun auch besonders hart. Aufs Aeußerste gereizt, griffen dieselben zu den Waffen, wurden aber von Heinrich (1075) an der Unstrutbesiegt. Da wandten sie sich au den Papst Gregor Vii. Obgleich nur eines Zimmermanns Sohn, war Gregor ein Mann von Gelehrsamkeit, Muth und Herrschsucht, der deu Plan hatte, die Kirche völlig vom Staate loszureißen und die päpstliche Macht zur höchste» auf Erden zu erheben; denn er meinte, wie der Mond unter der Sonne stehe, so solle fortan jeder Staat unter dem Oberhaupte der Kirche stehen. Um die Geistlichen enger an sich zu ketten und von weltlichen Herrschern unabhängig zu machen, ließ er auf den Kirchenversammlungen (Concilien) festsetzen, daß dieselben unverheiratet bleiben sollte» (Cölibat); ferner verbot er den Verkauf geistlicher Stellen um Geld (Simonie, Apostelgesch. 8,18) und nahm auch das Recht in Anspruch, Könige ein- und abzusetzen. Gregor lud nun, auf die Klagen der Sachsen, den Kaiser nach Rom vor. Dieser aber erbittert, ließ den Papst absetzen, woraus Gregor deu Kaiser mit dem Banne belegte, nach welchem Heinrich von der Gemeinschaft der Kirche ausgeschlossen war und niemand mit ihm Umgang haben durfte. Zugleich drohte er, das deutsche Reich mit dem Interdikt zu belegen, wenn es ferner dem Kaiser gehorchen werde. Und wo dasselbe ausgesprochen wurde, durfte keine Kirche geöffnet, keine Glocke geläutet, feine Ehe eingesegnet und niemand nach kirchlichen Gebräuchen beerdigt werden. Heinrich, dem man jetzt von allen Seiten den Gehorsam aufkündigte, mußte daher, um die Gnade des Papstes zu erflehen, nur von wenigen Getreuen begleitet und unter ungeheuren Schwierigkeiten, mitten im Winter 1077 über die mit Schnee bedeckten Alpen nach Italien ziehen. Drei Tage und drei Nächte mußte er hier in härenem Buß-gewande, unbedeckten Hauptes im Schloßhofe zu Cauossa stehen, wo sich Gregor eben bei der Gräfin Mathilde aufhielt. Vor Hunger und Kälte fast erstarrt, ließ ihn dieser auf die Bitten der Gräfin endlich vor sich kommen und sprach ihn nur unter der Bedingung vom Banne los, daß er sich bis zur Entscheidung der Sache auf dem Reichstage zu Augsburg der Regierung enthalte. Unterdessen hatten

10. Weltgeschichte für einfache Volksschulen - S. 38

1879 - Leipzig : Klinkhardt
— 38 — wurden. Der Kaiser hatte zwar das Recht, die Herzogthümer zu verleihen, gewöhnlich aber erbte der Sohn die Würde des Vaters, da es für den Kaiser höchst gefährlich war, einen seiner Herzöge zu beleidigen, indem seine ganze Macht von seinem persönlichen Ansehen und von dem guten Willen der ersteren abhing. Die Hauptstärke der Heere bestand in der Reiterei, zu welcher nur die Adeligen gehörten. Die Reiter waren geharnischt. Im Fnßvolke dienten arme, geringe Freie und Freigelassene. Die Waffen der Deutscheu waren: Der Panzer, der Helm, der Schild, das Schwert, der Streithammer, die Armbrust und die Pseile. Den Bürgern gab man Waffen, die Städte gegen den eindringenden Feind zu vertheidigen, und eine schwache Spur dieser Bürgerbewaffnung sind noch die Schützencompagnien unserer Städte. Anfangs standen die Städte unter der Aufsicht der Herzöge; später suchten sich jedoch viele derselben von diesen loszumachen, stellten sich unter den besonderen Schutz des Kaisers, und diese nannte man freie Reichsstädte. Die Handwerke wurden bisher meist nur von Freigelassenen und Leibeigenen betrieben. Das änderte sich zu Ende des elften Jahrhunderts. Die Handwerker wurden damals von dem bisherigen Drucke befreit; darum drängten sich die angesehensten Bürger darnach, und die Lein- und Tuchweberei und Metallarbeit kamen sehr schnell in Aufnahme. Es entstanden gar bald die Zünfte, d. h. die verschiedenen Handwerkerstände bildeten eine festgeschlossene Vereinigung, an deren Spitzen die Aeltesten oder Zunftmeister standen. Diese Zünfte gelangten in manchen Städten zu großem Ansehen und mächtigem Einflüsse, da sie von den Fürsten begünstigt wurden und manche Vortheile errangen. Besonders herrschte in Sachsen durch die Entdeckung der Harzbergwerke unter Otto I. oder dem Reichen große Wohlhabenheit. Auch herrliche Bauwerke stellten die Deutschen nach ihrer eigenen Weise her, die man die gothische oder deutsche Bauart nennt. Der Dom zu Bamberg und zu Cöln stammen aus jener Zeit. Der Handel war bis zu Anfange des zwölften Jahrhunderts in den Händen der Inden. Von Wissenschaften kannten die deutschen Völker nur sehr wenig; denn die Schulen lehrten selbst das Nothwendigste äußerst dürftig. Daher waren auch die Sitteu noch immer roh. Gewaltthätigkeiten gegen seine Feinde hielt man für erlaubt; jeder suchte sein Recht mit der Faust zu erlangen (Faustrecht): Mordthaten waren daher etwas Gewöhnliches. Die Adeligen legten auf steilen Bergen feste Schlösser (Raubschlösser) an, von wo aus sie die Gegend umher ausplünderten. Unter solchen Umständen ist es leicht erklärlich, daß Unwissenheit und Rohheit groß sein mußten. §. 26. Die Kreuzzüge. Eiu in seinen Ursachen, seiner Entwickelung und in seinen Folgen ewig denkwürdiges Ereigniß sind die Kreuzzüge, so genannt, weil die
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